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2. Woher wissen wir etwas?

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Die Titelfrage von Kapitel 2 ist etwas irrtümlich gestellt. Tatsächlich geht es in Kapitel 2 um die Frage nach der bewusstseinsunabhängigen Realität (BuR), ein immer wieder gerne und heiß diskutiertes Thema.

Die meisten Menschen werden sagen, dass es eine bewusstseinsunabhängige Realität gibt... Aber es gibt auch die Gegenposition, die die Existenz einer bewusstseinsunabhängigen Realität leugnet. In der extremen Fassung bedeutet das, dass alles nur in meinem eigenen Bewusstsein existiert, die Welt hingegen ist nicht real... Eine solche Position wird vom (radikalen) Konstruktivismus vertreten, vom Solipsismus und vom subjektiven Idealismus... Diese drei Positionen sind sich fast gleich, so dass man sie zu einer Gruppe zusammenfassen kann...

Ich persönlich halte den Zweifel an der Bewusstseinsunabhängigen Realität für eine rein sophistische Scheinfrage. Meine Präferenz in dieser Frage ist eindeutig: Es gibt eine bewusstseinsunabhängige Realität (BuR). Allerdings werde ich es wohl niemals beweisen können... Denn alle Argumente, die ich für eine bewusstseinsunabhängige Realität anführen könnte, können durch rein sophistische Gegenargumente entkräftet werden. Zwei Argumente mögen das verdeutlichen:

1. Argument: Ich selbst habe keinerlei Einfluss darauf, wie und in welcher Form mir die Wirklichkeit gegeben ist. Darum muss es eine bewusstseinsunabhängige Realität geben.

Sophistisches Gegenargument: Nicht Dein Bewusstsein erzeugt die Wirklichkeit, sondern Dein Unterbewusstsein... Und darauf hast Du keinen Einfluss

2. Argument: Wenn ich schlafe, verliere ich auch das Bewusstsein, und doch kann ich sicher sein, dass die Welt noch genau die gleiche ist, wenn ich wieder aufwache. Die Welt hat nicht aufgehört zu existieren.

Sophistisches Gegenargument: Es gibt keine Bewusstseinsunabhängige Realität. In dem Moment, wo Du das Bewusstsein verliert, hört die Welt tatsächlich auf zu existieren. Aber das Unterbewusstsein stellt sie im Moment des Aufwachens wieder genau in der bekannten Weise her.

Bleibt am Ende nur der "Glaube" an eine bewusstseinsunabhängige Realität? Wahrscheinlich ja, allerdings halte ich persönlich die Annahme einer bewusstseinsunabhängigen Realität für viel plausibler, als ihre Nichtexistenz. Denn auch die Annahme der Nichtexistenz einer bewusstseinsunabhängigen Realität ist nicht beweisbar. Allerdings ist diese Annahme viel weniger plausibel, als die Annahme der tatsächlichen Existenz einer bewusstseinsunabhängigen Realität.

Thomas Nagel: Was bedeutet das alles?

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