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3. Das Fremdpsychische

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Das dritte Kapitel beginnt mit diesen Worten:

„Es gibt eine besondere Form des Skeptizismus, die auch dann ein Problem bleibt, wenn wir annehmen, dass unser Bewusstsein nicht das Einzige ist, was es gibt - dass also die physikalische Welt, die wir um uns herum sehen und spüren, unser eigener Körper eingeschlossen, wirklich existieren. Es handelt sich umeinen Skeptizismus in Bezug auf die Natur oder gar die Existenz eines Bewusstseins außer unserem eigenen oder von Erlebnissen außer unserem eigenen.“ (Thomas Nagel)

"Wie viel weiß ich eigentlich wirklich darüber, was im Bewusstsein eines anderen vorgeht?" Eigentlich nichts, denn ich kennen ja nur das, was in meinem eigenen Bewusstsein vorgeht. Was wäre, wenn die Farbe rot für einen anderen gelb wäre und umgekehrt... Wir würden keine Möglichkeit haben, es jemals herauszufinden... Ich deute auf den Feuerlöscher, und der andere sagt, der sei rot wie das Blut. Aber sein Erleben ist tatsächlich das gleiche, das wir haben, wenn wir gelb sehen... Und das geht so mit allen Sinnen... Vielleicht schmeckt einem anderen Schokoladeneis wie Vanilleeis und Vanilleeis wie Schokoladeneis. Wir hätten keine Möglichkeit es herauszufinden, solang wir nicht in das bewusste Erleben des anderen eintauchen könnten. Und das ist unmöglich. "Alles, was man beobachten kann, ist die Zuordnung im eigenen Fall." (Thomas Nagel)

„Treiben wir diese Fragestellung ziemlich schonungslos weiter, so gelangen wir von einem gemäßigten und harmlosen Skeptizismus darüber, ob Schokoladeneis für uns und unseren Freund genau gleich schmeckt, zu einem viel drastischeren Skeptizismus darüber, ob es zwischen meinen und seinen Erlebnissen überhaupt irgendeine Ähnlichkeit gibt. Woher weiß ich, dass er eine Empfindung des Typs hat, den ich einen Geschmacknennen würde. wenn er etwas in den Mund nimmt? Nach allem, was ich weiß, könnte es sich um etwas handeln, das ich einen Ton nenne würde -oder womöglich um etwas ganz anderes, das ich noch nie erlebt habe und mir auch nicht vorstellen kann. Gehen wir weiter in diese Richtung, so gelangen wir schließlich zum radikalsten Skeptizismus in Bezug auf das Fremdpsychische: Woher weiß ich gar, dass mein Freund ein bewusstes Wesen ist? Woher weiß ich eigentlich, dass es außer mir überhaupt Bewusstsein gibt?“ (Thomas Nagel)

Es gibt also verschiedene Stufen des Skeptizismus in Bezug auf das Fremdpsychische. Ich gebe gerne zu, der gemäßigte Skeptizismus ist auch für mich attraktiv, aber die radikaleren Formen würde ich gerne zurückweisen. Die Annahme, dass sich das bewusste Erleben der Menschen weitestgehend deckt, scheint mir einfach notwendig zu sein, auch wenn es ein reiner Instinkt ist, und es dafür keinerlei beweise gibt...Ich habe da einfach Vertrauen in die Schöpfung.

Umgekehrt schwierig wird es wenn man nach dem bewussten Erleben von Tieren fragt. Säugetiere und Vögel mögen ein Bewusstsein haben. Fische vielleicht auch noch in gewissen Grenzen. Aber was ist mit Insekten, Muscheln, Würmern oder gar Einzellern. Einzeller weisen ein komplexes Reiz-Reaktions-Schema auf, aber haben sie auch ein bewusstes Erleben? Wir werden diese Fragen niemals beantworten können. Es ist absolut unmöglich.

Thomas Nagel: Was bedeutet das alles?

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