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Nietzsche: Ecce homo – Eine Besprechung

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In dieser Schrift soll das Werk "Ecce Homo" von Friedrich Nietzsche besprochen werden. Ich wünsche uns eine ertragreiche Diskussion!

Hier ein Impuls:

"Ecce Homo. Wie man wird, was man ist."

Was will uns Nietzsche damit sagen?

Macky

Das auch Nietzsche nur geworden ist, was er ist. Und was das ist, stellt er in Ecce homo dar. Ecce Home stellt meines Wissens eine Art Werksbetrachtung dar, die Nietzsche an seinem eigenen Werk vornimmt... Aber vielleicht sollten wir es erst einmal lesen... Ich jedenfalls wäre für ein Lektüreprojekt zu haben... Das Werk findet sich übrigens im Netz, z.B. auf Zeno.org...

(Anm.: Jetzt folgt, wie an mindestens noch einer weiteren Stelle in der Diskussion, nämlich bei der Besprechung von Kapitel x, ein längeres Geplänkel mit Belanglosigkeiten, das ich weglasse…)

Gruß Joachim Stiller Münster

Habe hier einen Brief Nietzsches an Gast vom November 1888:

"Mein "Ecce homo, wie man wird, was man ist", sprang innerhalb des 15. Oktober, meines allergnädigsten Geburtstags und Herrn und dem vierten November mit einer antiken Selbstherrlichkeit und guten Laune hervor, dass es mir zu wohlgeraten scheint, um einen Spaß dazu machen zu dürfen."

Nietzsche hat also in nicht ganz 3 Wochen in guter Verfassung den "Ecce Homo" geschrieben.Von der antiken Selbstherrlichkeit habe ich noch nichts im "Ecce" gelesen (oder meint er das: "Ich bin ein Jünger des Philosophen Dionysos"?).

Macky

Selbstherrlichkeit meint nicht Genialität, denn dann wäre es nur eine Herrlichkeit. Es meint wohl eher "Überheblichkeit"...

Als Literaturhinweis empfehle ich:

- Nietzsche für Anfänger: Ecce homo - Eine Lese-Einführung von Rüdiger Schmidt und Cord Speckelsen (Anm.: Dieses Werk werde ich in der Folge zur Grundlage der Diskussion machen)

Gruß Joachim Stiller Münster

Im "Ecce Homo" versucht Nietzsche die Frage zu beantworten, warum er ein Schicksal ist. Warum ist Nietzsche ein Schicksal?

Meine Antwort: Nietzsche schreibt:

"Ich kenne mein Los. Es wird sich einmal an meinen Namen die Erinnerung an etwas Ungeheures anknüpfen, - an eine Krisis, wie es keine auf Erden gab, an die tiefste Gewissenskollision, an eine Entscheidung, heraufbeschworen g e g e n alles, was bis dahin geglaubt, gefordert, geheiligt worden war. Ich bin kein Mensch, ich bin Dynamit."

Nietzsche beschäftigt sich hier mit "seinem Namen" und zwar mit der Erinnerung an seinen Namen. Damit werde etwas "Ungeheures" verknüpft. Was?: eine Entscheidung gegen das Geglaubte, Geforderte, bisher Geheiligte. Nietzsche ist also in diesem Sinne Antitraditionalist, eben Dynamit, was damals ziemlich neu war.

Macky

So etwas ist immer neu, nicht nur damals...

Gruß Joachim Stiller Münster

Auch heute haben wir Tabus (s. Euro). Da ist Bernd Lucke von der AfD der Tabubrecher, der neue Nietzsche!

Macky

Oder Sarzin, der genau das Gleiche sagt...

Gruß Joachim Stiller Münster

Nietzsche als Tabubrecher zu definieren finde ich gar nicht so abwegig...

Macky

Joh, einverstanden...

Der Ecce homo scheint übrigens das letzte Werk gewesen zu sein, dass Nietzsche schrieb. Um den 4. November 1888 muss es fertig gewesen sein. Das Manuskript erreicht noch vor dem 15. November den Verleger, aber Nietzsche forderte es Anfang Dezember zurück, um es sehr, sehr sorgfältig durchzusehen, und ungemein subtile Veränderung und Korrekturen über den ganzen Text verstreut vorzunehmen. Diese Korrekturen sind nahezu vollständig - auch Zeitlich - dokumentiert. Am 4. Januar 1889 bricht er in Turin als Folge eines paraleptischen Schocks zusammen. Fakt ist, dass Nietzsches schriftstellerisches Ego und Bewusstsein bis zu seinem Zusammenbruch vollständig in Takt gewesen ist... Das ist für mich selbst eine durchaus überraschende Erkenntnis, und ein starkes Indiz für die These einer nach 20 Jahren schlagartig ausbrechenden Syphilis, die hier nur einen größenwahnsinnigen Philosophen trifft, wobei das eine eben möglicher Weise nichts mit dem anderen zu tun hat...

Gruß Joachim Stiller Münster

Der "Ecce homo" ist in der Tat Nietzsches letzte Schrift. Allerdings schreibt Nietzsche darin, dass er in Kürze mit der schwersten Forderung an die Menschheit herantreten müsse. Ich nehme an, dass das die Schrift "Umwertung aller Werte" ist.

Ich finde, dass man Krankheit und Persönlichkeit, insbesondere bei der Syphilis, der sog. Gehirnerweichung, nicht voneinander trennen kann: Syphilis führt zu Größenwahn (s. Wallenstein, der größenwahnsinnig Friedensverhandlungen mit den Schweden machte). Man müsste den pathologischen Teil von Nietzsches Philosophie herausarbeiten.

Macky

eines der zentralen Themen des Ecce homo ist die Einteilung des Nietzscheschen Werkes... Dazu eben ein Auszug aus dem Wiki-Artikel:

- Die Wagnerianisch-Schopenhauerische Zeit (1872–1876), die vor allem im Zeichen dieser beiden Männer steht und romantische Einflüsse zeigt. Sie umfasst die Werke:

……- Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik

........- Unzeitgemäße Betrachtungen:

……………..- David Strauß, der Bekenner und der Schriftsteller

…………...- Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben

…………….- Schopenhauer als Erzieher

……………. -Richard Wagner in Bayreuth

- Die „freigeistige“ Zeit 1876–1882. Nietzsche löst sich zunehmend vom

persönlichen Einfluss Wagners und von der philosophischen Prägung durch

Schopenhauer. Vor allem zu Beginn dieser Periode steht die

wissenschaftlich-empirische Erkenntnis im Vordergrund. Daher wird diese

Phase in Nietzsches Werk auch oft als „positivistisch“ bezeichnet. An Stelle der früheren zusammenhängenden Abhandlungen treten jetzt Aphorismensammlungen, worin sich unter anderem der Einfluss der von Nietzsche sehr geschätzten französischen Moralisten widerspiegelt:

…….- Menschliches, Allzumenschliches (mit zwei Fortsetzungen)

……- Morgenröte. Gedanken über die moraltischen Vorurteile

……- Die fröhliche Wissenschaft.

- Das zentrale Werk Also sprach Zarathustra (1883–1885), in dem neue Lehren in symbolisch-dichterischer Sprache formuliert werden. Oft werden Also sprach Zarathustra und die Spätschriften zusammengefasst.

- Die späten Werke (1886–1888 ), in denen die bisherigen Ansätze weiter ausgeführt und zunehmend in polemisch Schärfe gebracht werden. Neben Aphorismen und Sentenzen finden sich nun wieder längere Abhandlungen. Zu dieser Periode zählen:

…….- Jenseits von Gut und Böse

…….- Zur Genealogie der Moral

…….- Der Fall Wagner und Nietzsche contra Wagner

…….- Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophiert

……..- Der Antichrist

……..- Ecce homo (Autobiographie, kann demselben Kreis zugerechnet werden).

Die Lektüre des Ecce homo scheint mir vor allem für diejenigen interessant, die Nietzschen eigene Sicht auf sein eigenes Leben und sein Werk kennenlernen wollen.

1. Nietzsche verachtet Schwester und Mutter, die immer wieder intrigiert haben... Diese Verachtung bricht vor allem im Ecce Homo voll aus.

2. Nietzsche verachtet alles Deutsche, den Nationalismus, den Antisemitismus und die intellektuelle Unredlichkeit. Das könnte auch eine Koketterie mit seiner angeblich polnischen Abstammung sein.

Da möchte man sich fast fragen, warum er bei seinem Temperament erst so spät drauf kommt... Vielleicht doch ein Hinweis auf einen Minderwertigkeitskomplex? Nietzsche der Duckmäuser?

Was bedeutet eigentlich "Ecce homo"?

Gruß Joachim Stiller Münster

(Die nun folgende Klärung des Begriffs übergehe ich hier und geben nur die Kurzerklärung aus dem Wiki-Artikel wieder;

Mit dem Hinweis Ecce homo (…) stellt nach der Darstellung des Johannesevangeliums der römische Stadthalter Pontius Pilatus dem Volk den gefolterten, in purpurnes Gewand gekleideten und mit einer Dornenkrone gekrönten Gefangenen Jesus von Nazaretz vor, weil er keinen Grund für dessen Verurteilung sieht. Die jüdische Führung fordert daraufhin Jesu Kreuzigung.

Der Ausruf lautet im ursprünglich griechischen Text des Johannesevangeliums δο νθρωπος ( idoù ho ánthropos , (Joh 19,5 EU)) und bedeutet „Siehe, der Mensch“. Die lateinische Floskel stammt aus der Vulgata und ist von dorther in die christliche Tradition und die Kunstgeschichte eingegangen.

Lovis Corinths Bild vom "Ecce Homo" ist anregend:

Macky

"Die Wahl dieses Titels [Ecce homo] für eine autobiographische Schrift ist in erster Linie ein gezielter antichristlicher Affront: Mit denselben Worten, mit denen Jesus vorgeführt wurde, führt hier Nietzsche sich selbst vor, ja er ersetzt Jesus durch sich selbst. Und er setzt sich auch gleich an die Stelle des vornehmen Römers - "eingerechnet des ecce" -, der abgeklärt den Sinn des Wortes "Wahrheit" in Frage stellt.

Unter dem plakativen Affront findet sich aber auch noch eine zweite Schicht der Identifikation. In Ecce homo führt sich auch ein Mensch vor, der von sich (Und Richard Wagner) behauptet, "(...) dass wir tiefer gelittne haben (...), als Menschen dieses Jahrhunderts zu leiden vermöchten" (Ecce homo, KSA 6, 290). Nietzsches Ecce homo ist eben auch die Vorführung eines Menschen, der in der Tat an seiner Zeit, seinen Zeitgenossen und sich selbst tief gelitten hat - eine Identifikation mit dem Gefolterten." (Schmidt/Speckelsen, S. 21)

Nietzsche: Ecce homo

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