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1.2 Motive

Bevor Sie Ihr Sabbatical antreten, sollten Sie sich über Ihre Motive im Klaren sein. Meine Erfahrung zeigt, dass sich Menschen, die sich eine Auszeit nehmen, anhand ihrer Motive im Wesentlichen in vier Gruppen einteilen lassen:

Motivgruppe 1: Die Gelangweilten

Die Gelangweilten fühlen sich im Job unterfordert oder machen tagein, tagaus nur eintönige Arbeiten. Es sind diejenigen, die quasi an einem Bore-out-Syndrom (unerträglicher Langeweile) leiden.

Diese Menschen suchen nach Extremen. Sie sind geneigt, beispielsweise eine Abenteuerreise zu unternehmen oder sich auf ein sportliches Großereignis, etwa einen Marathon oder Triathlon, vorzubereiten. Sie suchen bewusst die Aufregung und den Adrenalinkick, um etwas anderes zu erleben als ihren faden Arbeitsalltag. Sie möchten etwas Außergewöhnliches leisten, um nach der erbrachten Leistung voller Stolz zurückblicken zu können.

Motivgruppe 2: Die Gestressten

Die Gestressten fühlen sich vom beruflichen oder vom privaten Alltag gestresst. Ihnen wird die Arbeit bzw. der Alltag einfach zu viel. Sie fühlen sich teilweise überfordert. Es handelt sich um die Menschen, die auf einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zusteuern, wenn sie nicht ihr Leben ändern.

Diese Menschen suchen Ruhe. Ihre oberste Priorität ist es, ihr Leben zu entschleunigen. Sie möchten zur Ruhe kommen, Gelassenheit entwickeln und dabei neue Kraft tanken für neue Aufgaben. Häufig entscheiden sie sich deshalb für eine erholsame Variante der Auszeit. Sie unternehmen beispielsweise längere Reisen, praktizieren Yoga, meditieren, machen Ayurveda-Kuren, pilgern oder machen lange Wanderungen, um gut abschalten zu können. Für Menschen, die an einem Burn-out leiden, ist es empfehlenswert, erst mal eine reine Erholungsphase in der Heimat einzulegen. Sie sollten zunächst ausschlafen und leichten Sport treiben, bevor sie auf eine große Reise gehen oder andere Aktivitäten entfalten. Denn die Vorbereitung für die Auszeit ist ebenfalls eine Form von Stress und würde Körper und Geist weiter fordern.

Ein Burn-out-Betroffener muss sich erst einmal von den Erschöpfungszuständen regenerieren, bevor er zu neuen Taten aufbrechen kann. Im Falle eines Burn-outs ist es ohnehin ratsam, zunächst in ärztlicher Behandlung zu bleiben.

Motivgruppe 3: Die Sozialen

Viele Menschen haben in ihrem normalen Arbeitsalltag keine Möglichkeit, sich sozial zu engagieren. Ihnen reicht die jährliche Spende an eine karitative Einrichtung nicht mehr aus. Sie möchten selbst aktiv werden, Hand anlegen und ein soziales Projekt unterstützen. Häufig ist der Einsatz mit einem Aufenthalt bei einem Hilfsprojekt im Ausland verbunden.

Bei einem Social Sabbatical bringt man u. a. auch seine beruflichen Qualifikationen mit ein. So kann beispielsweise ein Projektmanager auch bei einem Hilfsprojekt im Ausland Prozesse analysieren, beraten, neue Strukturen schaffen und das Projekt schließlich umsetzen. Menschen, die mit ihrer beruflichen Expertise zu einem Projekt fahren, können sich stärker einbringen als diejenigen, die bei berufsfremden Projekten mitarbeiten. Daher werden sie eher gesucht und können von Organisationen leichter vermittelt werden.

Sollte das Projekt erfolgreich verlaufen, bestehen häufig noch Jahre danach gute Beziehungen zum durchgeführten Projekt. Ich habe immer wieder von Klienten erfahren, dass sie noch Jahre später das gleiche Projekt besuchen und es weiter unterstützen.

Für soziale Projekte und das Arbeiten im Ausland empfehle ich folgende Webseiten:

www.stiftung-fuer-helfer.de

www.projects-abroad.de

www.managerfuermenschen.com

www.ses-bonn.de

Für soziale Projekte im Inland:

www.bundesfreiwilligendienst.de

Man kann auch direkt beim jeweiligen Projektträger anfragen, z. B. bei:

www.caritas.de

www.diakonie.de

Mittlerweile gibt es immer mehr Unternehmen, die ein eigenes Corporate-Social-Responsibility-Projekt im Ausland unterhalten. Für Mitarbeiter dieser Firmen ist es deutlich einfacher, ein Social Sabbatical zu machen.

Motivgruppe 4: Die Sinnsucher

Es gibt Menschen, die sich beruflich oder privat unzufrieden fühlen. Eine Auszeit stellt für sie eine Flucht vor der eigenen Lebenssituation dar. Sie machen ihre Auszeit, um einen Lebenssinn zu finden und so ihre eigene Unzufriedenheit zu überwinden. Häufig tritt dann nach der Auszeit die große Enttäuschung ein, wenn man nicht den erhofften Sinn gefunden hat, und so besteht die Unzufriedenheit weiter.

Mein Rat: Machen Sie sich bewusst, dass Sie Ihre Probleme immer mitnehmen, egal wohin Sie auf der Welt fahren. Wenn Sie eine Reise in der Erwartung unternehmen, nach der Reise sei alles besser und die Probleme wären verschwunden, dann unterliegen Sie einer Täuschung. Besser wäre es, mit einem Coach oder Therapeuten in der Heimat die Ursache für Ihre Unzufriedenheit herauszufinden und gezielt daran zu arbeiten, bevor Sie eine Auszeit antreten. Dann haben Sie mehr von dieser Auszeit und kommen auch nicht enttäuscht zurück.

Wenn Sie nun als Sinnsuchender unterwegs sind, dann machen Sie bitte nicht den Fehler, Ihre Reiseroute so vollzupacken, dass Sie nur von A nach B hetzen – denn sonst machen Sie wieder den gleichen Fehler wie zuvor zu Hause! Sie beschäftigen sich mit so vielen Dingen, dass gar keine Zeit zur Selbstreflexion bleibt. Wie soll man über sich selbst nachdenken, wenn man ständig beschäftigt ist?

Der Blick nach vorne

Sollten Sie nun Ihr persönliches Auszeitmotiv gefunden haben, dann wäre auch schon ein Blick nach vorne sinnvoll. Sie sollten nach der Rückkehr die gewonnenen Erfahrungen und Einsichten im Alltagsleben umsetzen, sonst besteht die Gefahr, schnell wieder in die alten Muster zu verfallen, sodass die positiven Effekte der Auszeit schnell verpuffen. Um Ihre Eindrücke und Erkenntnisse festzuhalten, kann das Führen eines Tagebuchs sehr hilfreich sein.

Finden Sie Ihr Auszeitmotiv heraus: Sind Sie gelangweilt und wünschen sich ein Abenteuer? Oder sind Sie gestresst und suchen nach Ruhe? Wollen Sie sich sozial engagieren oder suchen Sie nach einem Sinn im Leben, um Ihre Unzufriedenheit zu überwinden?

30 Minuten Sabbatical

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