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Ernster Rat an Kinder

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Kinder, spielt mit einer Zwirnsrolle!

Gewaltigen Erfolg erzielt,

Wer eine große Rolle spielt.

Im Leben spielt zum Beispiel so,

Ganz große Rolle: der Popo.

Denkt nach, dann könnt ihr zwischen Zeilen

Auch mit geschlossenen Augen lesen,

Daß Onkel Ringelnatz bisweilen

Ein herzbetrunkenes Kind gewesen.

Bist du schon auf der Sonne gewesen?

Bist du schon auf der Sonne gewesen?

Nein? – Dann brich dir aus einem Besen

Ein kleines Stück Spazierstock heraus

Und schleiche dich heimlich aus dem Haus

Und wandere langsam in aller Ruh

Immer direkt auf die Sonne zu.

So lange, bis es ganz dunkel geworden.

Dann öffne leise dein Taschenmesser,

Damit dich keine Mörder ermorden.

Und wenn du die Sonne nicht mehr erreichst,

Dann ist es fürs erstemal schon besser,

Daß du dich wieder nach Hause schleichst.

Eine Erfindung machen

Nur für Kinder, die keinen Schiß haben

Wer was erfindet, wird furchtbar reich.

Was man erfindet, ist ganz gleich.

Wenn man nur allerlei Dinge zusammenmischt,

Noch länger, als bis es zischt, und das Richtige rausfischt,

Dann wird man in wenigen Stunden

Berühmt oder macht Gold.

Ich hab auch schon mal was zur Hälfte erfunden,

Aber Wolfgang, mein Bruder, wollte nicht mehr. –

Wenn ihr das etwa fertig erfinden wollt,

Will ich’s euch sagen. Aber es ist sehr, furchtbar sehr schwer.

Das allerwichtigste ist die teure

Furchtbar gefährliche Salzsäure.

Entweder findet ihr die im Klosett

Hoch oben auf einem Brett.

Oder ihr müßt euch unter das Dienstmädchen stecken.

Dürft aber ja nicht dran lecken.

Erst legt ihr einen Goldfisch oder anderen Fisch –

Es kann auch ein Rollmops sein –

Nicht etwa auf den Tisch,

Sondern: Auf Elfenbein.

Und zwar auf die weißen Tasten von dem Klavier.

Müßt aber die Fische vorher mit Bier

Und Zahnpulver kneten

Und auch erst tottreten,

Damit sie auch liegenbleiben.

Nun müßt ihr Seife, dann Zwiebel darüber reiben.

Dann müßt ihr Pfennige, Nachtleuchterstücken

und anderes Kupfer tief in die Fische drücken

Und nun darüber langsam Salzsäure träufeln.

Dann holt ihr schnell eine Schaufel (eigentlich zwei Schäufeln)

Voll glühender Kohlen.

Wolfgany ließ mich damals die zweite Schaufel nicht holen.

Der dumme Ochse ist ja zu unverschämt.

Aber ihr müßt das zu Ende bringen.

Wenn ihr noch Soda und Wachs und so was zu nehmt,

Dann wird’s schon gelingen.

Und wenn eure Eltern was wollen,

Dann müßt ihr zum Trotz in die glühenden Kohlen fassen.

Und sagt nur ganz barsch: Sie sollen

Sich lieber und recht bald begraben lassen.

Abzähl-Reime

Bülow, Nolle, Witte, Zoo …

Auf dem Dache sitzt ein Floh,

Der sich nicht zu helfen wo.

Konikoki Kakadu …

Rose auf und Rose zu.

Ferkel Ei und Ferkel Zwei.

Wer nicht fehlt, ist mit dabei.

Stachus, Kios, Kaos, Kies,

Spinne, Speise, Scheiße, schieß.

Sexu Elefant Asie.

Fische haben nie kein Knie.

Ritze Rotze Ringelratz

Zwei Miezeschwein, ein Grunzekatz.

Mein Großpapa heißt Lali,

Der wird des Nachts ganz lila.

Die Feder

Ein Federchen flog über Land;

Ein Nilpferd schlummerte im Sand.

Die Feder sprach: »Ich will es wecken!«

Sie liebte, andere zu necken.

Aufs Nilpferd setzte sich die Feder

Und streichelte sein dickes Leder.

Das Nilpferd öffnete den Rachen

Und mußte ungeheuer lachen.

Der Funke

Es war einmal ein kleiner Funke.

Das war ein großer Erzhallunke.

Er sprang vom Herd und wie zum Spaß

Gerade in ein Pulverfaß.

Das Pulverfaß, das knallte sehr;

Da kam sofort die Feuerwehr

Und spritzte dann mit Müh und Not

Das Feuer und das Fünkchen tot.

Der Edelstein

Der gute König Magarone

Trug einen Stein in seiner Krone.

Es war ein schöner Edelstein,

Er funkelte wie Sonnenschein.

Ein böser König kam aus Polen,

Um sich den Edelstein zu holen.

Sie stritten sich fast zehn Minuten,

Der böse König mit dem guten.

Dann kam ein fürchterlicher Krieg.

Der gute König kam zum Sieg.

Und schenkte – weil er sich so freute –

Den Edelstein an arme Leute.

Die Seifenblase

Es schwebte eine Seifenblase

Aus einem Fenster auf die Straße.

»Ach nimm mich mit dir«, bat die Spinne

Und sprang von einer Regenrinne.

Und weil die Spinne gar nicht schwer,

Fuhr sie im Luftschiff übers Meer.

Da nahte eine böse Mücke,

Sie stach ins Luftschiff voller Tücke.

Die Spinne mit dem Luftschiff sank

Ins kalte Wasser und ertrank.

Das Ei

Es fiel einmal ein Kuckucksei

Vom Baum herab und ging entzwei.

Im Ei da war ein Krokodil;

Am ersten Tag war’s im April.

Der Floh

Herr Müller hatte einen Floh,

Der stach Herrn Müller irgendwo.

Herr Müller dankte für die Ehre,

Dann nahm er eine lange Schere

Und schnitt ihn in zwei gleiche Teile.

Jedoch, nach einer kurzen Weile,

Da wurden aus dem einen Floh

Zwei neue Flöh’ daraus. – Oho!

Da sprach der eine von den beiden:

»Man muß nicht einen Floh zerschneiden.«

Die Nadel

Ein Schneider eine Nadel fand,

Die stach den Schneider in die Hand.

Der Schneider sprang entsetzt zurück,

Die Nadel sprach, ich bring’ dir Glück.

Der König hörte Schneiders Leid,

Und er bestellte sich ein Kleid.

Der Schneider nähte dieses gleich;

Am andern Tage war er reich.

So hat die Nadel über Nacht

Dem armen Schneider Glück gebracht.

Das Samenkorn

Ein Samenkorn lag auf dem Rücken,

Die Amsel wollte es zerpicken.

Aus Mitleid hat sie es verschont

und wurde dafür reich belohnt.

Das Korn, das auf der Erde lag,

Das wuchs und wuchs von Tag zu Tag.

Jetzt ist es schon ein hoher Baum

Und trägt ein Nest aus weichem Flaum.

Die Amsel hat das Nest erbaut;

Dort sitzt sie nun und zwitschert laut.

Der Wassertropfen

Ein Wassertropfen fiel vom Himmel;

Es war ein ungezog’ner Lümmel.

Im Grase schlief ein dummer Hase,

Der Tropfen fiel auf seine Nase.

Der Hase dachte sich dabei,

Daß er jetzt totgeschossen sei.

Er sprang in seinem großen Schreck

Aus seinem sicheren Versteck.

Der Jägersmann stand an der Straße

Und schoß ihn wirklich in die Nase.

Der Knopf

Es war ein Knopf an Fritzens Mütze,

Der machte ungezogne Witze.

Erst strampelte er stundenlang,

Worauf er von der Mütze sprang.

Er fiel auf einen Kieselstein,

Dort schlief er ganz ermüdet ein.

Und eine Schlange sah den Schläfer;

Sie dachte sich, es sei ein Käfer.

Und weil der Käfer ihr gefiel,

So fraß sie ihn mit Stumpf und Stiel.

Der Stein

Ein kleines Steinchen rollte munter

Von einem hohen Berg herunter.

Und als es durch den Schnee so rollte,

Ward es viel größer als es wollte.

Da sprach der Stein mit stolzer Miene:

»Jetzt bin ich eine Schneelawine.«

Er riß im Rollen noch ein Haus

Und sieben große Bäume aus.

Dann rollte er ins Meer hinein,

Und dort versank der kleine Stein.

Einfach schöne Gedichte

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