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1. Kapitel

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Der Direktor des Zuchthauses von Scranton war so übellaunig, daß die Auswirkungen davon bis in den Heizungskeller drangen.

„Man sollte die in New York an die Wand stellen“, bellte er Leutnant Love, seinen Assistenten, an.

„Was ist los?“ erkundigte sich der Leutnant, der trotz seines sinnigen Namens der wahre Herrscher des Zuchthauses war.

„Rebuscini wird entlassen — wegen guter Führung!“

Der Leutnant erlaubte sich ein Grinsen, was bewies, daß er kein Leisetreter war.

„Wenn ich nicht irre, haben Sie selbst den Bericht über ihn unterzeichnet.“

„Und Sie haben ihn geschrieben!“

„Sie sollten in Zukunft lesen, was Sie unterschreiben“, sagte Love.

„Tu ich! Darauf können Sie Gift nehmen!“

„Rebuscini hat sich tadellos gehalten. Als im letzten Herbst der Hungerstreik war, mit dem sich die Gefangenen über das Essen beschwerten, war Rebuscini einer der wenigen, die sich nicht beteiligten.“

„Das sagt überhaupt nichts“, schnappte der Direktor.

Seine Meinung über seine Kunden war einfach. Je früher ein Zuchthäusler entlassen wird, desto früher kommt er wieder herein. In der Zwischenzeit richtet er nur Unheil an, und der Staat hat Unkosten.

„Also bringen Sie ihn her“, befahl er.

„Bringen Sie’s ihm schonend bei“, riet der Leutnant spöttisch.

„Verschwinden Sie! Ich hätte wirklich Lust, Ihnen die frei werdende Zelle zu geben.“

Rebuscini wurde geholt. Er war nicht überrascht, denn er war schon informiert. Gewisse Nachrichten dringen selbst durch Betonmauern.

„Der Chef persönlich will dich sprechen“, sagte Leutnant Love und spielte mit dem Gummiknüppel. „Hast du saubere Fingernägel?“

Rebuscini stand langsam auf. Er war ein großer, athletisch gebauter Mann mit schweren Lidern.

„Du meine Güte“, sagte er. „Ein witziger Leutnant am frühen Morgen. Bin ich edn Sonntagskind!“

Sie trotteten durch die langen Gänge von Scranton. Das Zuchthaus war erst wenige Jahre alt. Es war nach den neusten Erkenntnissen angelegt und galt als absolut ausbruchssicher.

„Wollen wir um zehn Dollar wetten, daß ich heute noch entlassen werde?“ fragte Rebuscini.

„Halt den Mund!“ fuhr Love ihn an. „Ein Wort von mir, und du bleibst hier. Der Alte ist sowieso schon sauer. Jetzt noch ’ne große Klappe riskieren — und du landest im Dunkelkeller und kriegst ein Verfahren wegen Beamtenbeleidigung.“

Rebuscini zeigte sich nicht beeindruckt.

„Der Gouverneur hat bestimmt schon unterschrieben. Da müßten Sie ihm schon einiges erzählen, damit er das zurücknimmt.“

„Ach, halt den Rand! Achtungl“ Der Leutnant öffnete die Tür. „Der Straifgefangene Luigi Rebuscini.“

Der Direktor schlug einen schmalen Aktenordner auf.

„Rebuscini, Luigi?“

„Ja, Sir.“

„Sie haben fünf Jahre bekommen wegen eines Raubüberfalles, begangen am 5. Juli 1959. Was war das für eine Geschichte?“

„Das wissen Sie doch, Herr Direktor.“

„Ich will’s aber von Ihnen hören.“

„Also, ich soll damals in ein Juweliergeschäft eingebrochen haben. Und das, wo im Jahre 59 die großen Kursstürze für Diamanten waren.“

„Klar, Sie sind unschuldig“, höhnte der Direktor. „Das ist jeder hier in diesem Haus. Also passen Sie mal auf, Sie verfolgtes Opfer der amerikanischen Justiz. Der Gouverneur in seiner Güte hat verfügt, daß Sie auf Bewährung entlassen werden. Damit kommen Sie ’raus, und ich kann’s nicht verhindern. Aber . . .“ Der Direktor stand auf und beugte sich über den Schreibtisch. „Du kornmst wieder, Rebuscini. Und zwar zu mir!“

„Und?“ fragte Rebuscini.

„Ach, schmeißen Sie ihn raus, Love“, sagte der Direktor. „Erzählen Sie ihm den üblichen Kram. Was ärgere ich mich mit dem Strolch herum?“

Leutnant Love erledigte seinen Auftrag mit der gleichen zynischen Freundlichkeit, die ihm den Haß von mehr als sechshundert Gefangenen eingetragen hatte.

„Was der Direktor meint, ist furchtbar einfach. Für die Leute, die zum erstenmal bei uns sind — wie für dich zum Beispiel — bringen wir noch ein gewisses Verständnis auf. Es kann ja ein Versehen sein, obwohl ich das bei dir nicht glaube. Aber wenn einer wiederkommt, wissen wir genau, woran wir sind. Und dann tun wir alles, damit der Betreffende nicht den Eindruck bekommt, er sei in ein Sanatorium geraten. Ist das klar?“

„Macht mir gar keinen Spaß mehr, ’rauszukommen“, erwiderte Rebuscini grinsend. „Hier in Scranton gab’s doch eine gewisse Geborgenheit. Das soll ich alles aufgeben?“

„Wohin willst du entlassen werden?“ fragte Love mürrisch.

„Nach New York.“

„Okay. Du bekommst eine Fahrkarte dorthin. Das sind hundertzwanzig Meilen. Da werden dir elf Dollar von deinem Arbeitsverdienst abgezogen. Den Rest kannst du dir in wöchentlichen Raten abholen.“

„Wann komme ich ’raus?“

„Um drei Uhr. Dann bekommst du gerade noch den Bus. Und bilde dir nichts ein, bis dahin bist du nach wie vor Zuchthäusler. Sonderbehandlung gibt’s nicht in Scranton. Los jetzt, zur Kleiderkammer!“

Man gab Rebuscini den pulverblauen Anzug wieder, den er vor drei Jahren bei seiner Einlieferung getragen hatte.

„Ist auch nicht mehr der letzte Schrei“, knurrte er mißbilligend.

„Aber frisch gebügelt“, sagte der Kalfaktor ungerührt. „Was willst du? Manch einer wurde erst nach zwanzig Jahren entlassen und marschierte dann in Segelhosen, Schnitt 1940 ab. Du mit deinen drei Jahren kannst dich nicht beklagen.“

Es gab noch ein paar Formalitäten zu erledigen. Dann hatte Rebuscini nichts mehr zu tun. Er wurde in seine Zelle gebracht und wartete dort, bis es drei Uhr war.

Fünf vor drei erschien Leutnant Love.

„Los!“ sagte er. Der Gummiknüppel wirbelte lässig durch die Luft. „Nimm deine sieben Zwetschgen und hau ab!“

Um Punkt drei Uhr öffnete sich das eiserne Haupttor des Zuchthauses.

Luigi Rebuscini war wieder frei.

Der Greyhound schob seinen Kühlergrill wie einen Schneepflug vor sich her. Von der 40. Straße her kommend bog er in die Auffahrt des Port Authority Bus Terminals ein und kam in der riesigen Halle zum Stehen.

Luigi Rebuscini angelte seinen Blechkoffer aus dem Gepäcknetz und sah dabei in die Chromleiste über dem Fenster. Auf diese Weise konnte er sehen, was hinter ihm geschah, ohne sich umzudrehen. Der Gentleman in dem Fünfzig-Dollar-Anzug, der mit ihm in Scranton zugestiegen war, trödelte auf seinem Platz herum. Er schien gewillt, zu warten, bis der andere ausgestiegen war.

Leise pfeifend kletterte Luigi ins Freie und drängte sich durch die Menge. Daß man ihm einen Bewacher mitgeben würde, hatte er sich schon vorher gedacht. Schließlich war die Polizei immer noch auf die Diamanten scharf, die vor drei Jahren verschwunden waren.

Damals hatte man ihm eine Menge Fragen nach den Steinen gestellt. Aber er hatte geschwiegen Das hatte nicht dazu beigetragen, die Neugier der Polizei abzukühlen. Im Gegenteil.

Vor einem Blumengeschäft blieb er stehen und bewunderte ein prächtiges Rosenarrangement. Gleichzeitig konnte er dabei seinen Verfolger im Auge behalten.

Der Gentleman verschwand jetzt hinter einer Säule, kam aber auf der anderen Seite nicht wieder zum Vorschein.

Dafür tauchte im Hintergrund ein anderer Mann auf und steuerte auf die Säule zu.

Rebuscini hatte ein gutes Personengedächtnis. Es dauerte nur zwei Sekunden, dann klickte es an der richtigen Stelle ein.

Der Mann war Leutnant Mohanny von der City Police. Der Leutnant hatte ein begreifliches Interesse an Rebuscini. Vor drei Jahren hatte er ah der Aufklärung des Diamantenraubes mitgewirkt.

Rebuscini überlegte. Das Auftauchen von Mahonny bewies, daß man seinem Fall einige Bedeutung beimaß. Was kein Wunder war. Diamanten im Wert von hunderttausend Dollar sind ein ebenso ernster Faktor wie Schnee im August.

Er wandte sich um und steuerte auf die Säule zu, entschlossen, den Stier bei den Hörnern zu packen. Aber er erlebte eine Überraschung. Hinter der Säule war niemand mehr.

Natürlich, dachte er. Das sind auch keine grünen Jungen mehr.

Er durchquerte eilig die Halle, wandte sich am Ausgang nach links und wartete, gedeckt durch einen Zeitungsstand, ab.

Gleich darauf schoß neben ihm Leutnant Mahonny ins Freie.

Rebuscini trat auf ihn zu und tippte ihm auf die Schulter.

„Hallo, Leutnant“, sagte er freundlich.

Mahonny fuhr herum und grinste. Das Grinsen war so falsch wie ein Diamantkollier auf dem Flohmarkt.

„Rebuscini!“ rief der Leutnant. „Was für eine Überraschung. Hat es eine Amnestie gegeben?“

„Machen wir beide uns doch nichts vor“, sagte Rebuscini. „Sie sind hinter mir her, weil Sie hoffen, auf diese Weise zu erfahren, wo die Diamanten sind. Aber Sie verschwenden Ihre Zeit.“

„Da bin ich mir gar nicht so sicher“, sagte Mahonny gedehnt. „Ich bin ein geduldiger Mensch. Mal wird’s schon klappen.“

„Waidmannsheil“, sagte Rebuscini, „Ich wohne im Waldorf Astoria. Nur damit Sie’s mit der Verfolgung nicht so schwer haben.“

Er nickte dem Leutnant zu, der jetzt ein Gesicht wie eine Bulldogge vor demZubeißen machte. Dann marschierte er zur 8. Avenue. Ohne sich umzudrehen, wußte er, daß der andere Bewacher jetzt wieder hinter ihm war.

Yeah, dachte er, die werden sich gleich wundern.

An der Ecke 40. Straße — 8. Avenue blieb Rebuscini stehen und sah auf die Uhr. Noch fünf Minuten. Er riß eine Packung Chesterfield auf und steckte sich eine Zigarette an.

Gleich darauf rollte ein Taxi in langsamer Fahrt heran. Rebuscini winkte, und der Wagen stoppte neben ihm.

Der Fahrer beugte sich nach rechts und grinste.

„Hallo, Luigi!“

„Halt den Schnabel!“ zischte Rebuscini. Er kletterte auf den Rücksitz und stellte den Koffer neben sich.

„Waldorf Astoria“, sagte er nur.

„Zu Befehl, mein Prinz.“ Der Driver legte den Gang ein und brauste ab.

Luigi wandte sich um. Er sah, wie sein Bewacher in einen anrollenden Chevrolet sprang. Der Wagen hielt sich dann immer etwa hundert Meter hinter ihnen.

Der Driver hatte den Chevrolet ebenfalls im Rückspiegel erspäht.

„Sind sie das?“ fragte er.

Rebuscini nickte.

„Wir hängen sie auf die bewährte Tour ab. Ich will den Burschen schnell los sein.“

„Wird gemacht, Luigi“, versprach der Fahrer. Er legte einen Zahn zu. „Wie war’s in Scranton?“ fragte er.

„Ich war mal in Kalifornien“, brummte Luigi, „und ich sage dir, das war nichts gegen Scranton.“

„Ich war selber mal dort“, erzählte der Driver. „Zu meiner Zeit war das Essen saumäßig.“

„Daran hat sich nichts geändert!“

Sie bogen in die Park Avenue ein. Der Koloß des Waldorf Astoria-Hotels tauchte vor ihnen auf.

„Nimm die Kellergarage“, befahl Luigi.

Das Taxi rollte am Hauptportal vorbei und schob sich dann über die Rampe nach unten. Der Chevrolet blieb oben stehen.

„Die Garage hat nur einen Ausgang“, sagte Luigi. „Deshalb fühlt sich unser Freund so sicher.“

„Der wird Augen machen“, kicherte der Fahrer.

Sie schraubten sich durch die spiralenförmige Rampe nach unten, bis sie eine freie Box entdeckten.

„Die Luft ist rein“, sagte Reubscini zufrieden. „Schnell jetzt!“

In drei Minuten hatten sie die Anzüge gewechselt. Rebuscini knöpfte die Lederjacke zu und zog die Mütze in die Stirn.

„Nimm den Lift und geh durchs Hotel“, befahl er. „Wir treffen uns in zwei Stunden bei dir. Ich habe mit euch Burschen eine Menge zu bereden.“

Die Polizisten oben hatten sich inzwischen getrennt. Während der eine mit dem Chevy die Ausfahrt der Garage bewachte, war der andere zum Personenausgang gegangen.

Nach fünf Minuten sah der Mann im Chevy das Taxi wieder hochkommen. Da nur der Fahrer darin saß, ließ er es passieren.

Sein Kollege im Hotel dagegen sah einen Gentleman im pulverblauen Anzug aus der Garage kommen. Da dieser Gentleman nicht Luigi Rebuscini war, ließ er ihn ebenfalls vorbei.

Beide schalteten mit Spätzündung, aber dann ungefähr gleichzeitig. Sie durchsuchten die Garage und sahen sich dann atemlos an.

„Wir Armleuchter“, ächzte der eine.

„Mist!“ fluchte sein Kollege. „Woher sollen wir auch wissen, daß er im Kittchen Kontakt mit seinen Freunden aufgenommen hat?“

„Die in Scranton haben ganz schön geschlafen“, knurrte der andere.

„Jedenfalls ist er fort.“

„Mahonny wird uns die Hölle heiß machen!“

Dann hatten es beide sehr eilig, zur nächsten Telefonzelle zu kommen.

Die beiden Gentlemen in dem Appartement am Riverside Drive unterschieden sich von echten Gentlemen nur dadurch, daß sie keine waren. Sie tranken echten Scotch, aber das kann jeder, der die Dollars dafür hat.

Louis Scarelli war hoch aufgeschossen und hatte den Gesichtsausdruck eines Magenkranken. Tony DiMaggio dagegen war eine Ausgabe im Breitwandformat. Er war es gewesen, der am Nachmittag Taxichauffeur gespielt hatte.

„Ich möchte nur wissen, ob dein Freund Rebuscini wirklich so ein As ist, wie du behauptest“, sagte Scarelli.

„Keine. Sorge“, beruhigte ihn DiMaggio. „Luigi ist ganz große Klasse. Mit ihm gibt es keine Pannen.“

„Drei Jahre Scranton sind keine Empfehlung für einen Mann.“

„Du redest so, weil du’s nicht verstehst. Genau gesehen hat Luigi bei dem Geschäft gewonnen. Aber dir das zu erklären, lohnt nicht.“

„Möchte nur wissen, was er vorhat“, brummte Scarelli mindestens zum zehntenmal.

„Wirst es schon rechtzeitig erfahren. Jedenfalls wird es für uns kein Verlustgeschäft. Ich habe früher mit Luigi zusammengearbeitet. Als ich vor drei Monaten hörte, daß er ’rauskommen sollte, habe ich sofort Kontakt mit ihm aufgenommen.“

„Wie hast du das gemacht?“ erkundigte Scarelli sich. „Wenn ich nicht irre, ist Scranton ein Ort, den Leute wie du nicht mal aus der Ferne ansehen sollten.“

„Kein Problem“, prahlte Tony. „Ich bin ganz normal hingegangen — mit ’ner Besuchserlaubnis.“

Scarelli richtete sich auf.

„Wenn du mich auf den Arm nehmen willst . . .“

„Im Ernst“, versicherte Tony. „Ich habe in Scranton einen Bruder. Betriebsunfall! Er hat zwanzig Jahre bekommen. Ich darf ihn zweimal im Jahr besuchen. Über ihn lief der Kontakt zu Rebuscini.“

„Keine Kunst“, sagte Scarelli gedehnt, „wenn man Beziehungen hat!“

Das scharfe Schnarren der Türglocke unterbrach ihn. Tony nahm den Hörer der Sprechanlage.

„Hallo?“

„Soll ich hier unten Wurzeln schlagen?“ erkundigte Rebuscini sich. „Mach schon auf. Außer dem Überfallkommando hab’ ich niemand mitgebracht.“

Rebuscini trug noch die Uniform eines Taxifahrers. Er warf sich in einen Sessel und verlangte einen Whisky. DiMaggio beeilte sich, seinen Wunsch zu erfüllen.

Der entlassene Zuchthäusler kippte das scharfe Getränk hinunter und starrte dann Scarelli an.

„Wer ist das?“ erkundigte er sich.

„Louis Scarelli“, sagte Tony schnell. „Ein Freund von mir. Er ist okay.“

„Will ich hoffen. Wenn nicht, gebe ich ihm nicht mal ’ne Chance, es zu bereuen.“

Rebuscini nahm sich eine Zigarette aus der Packung. Scarelli gab ihm Feuer.

„Also, Jungs“, sagte Rebuscini, „damit es keine Irrtümer gibt: Ab sofort bin ich der Boß. Wenn einer aussteigen will, hat er jetzt seine letzte Chance.“

Wie wär’s mit ’ner Andeutung, was du vorhast“, sagte Scarelli.

„Das kannst du haben. Nehmen wir mal an, du hast einen ganz intimen Feind, dem du eine Menge Ärger verdankst. Was würdest du tun?“

Scarelli drückte sich vornehm aus.

„Ich würde den Burschen unschädlich machen.“

Rebuscini, grinste.

„Sehr gut. Du hättest keine Angst, dabei hereinzufallen?“

„Ich habe vor niemandem Angst. Kann ich mir gar nicht leisten“, brüstete sich der Gangster.

„Vor niemandem? Denk mal scharf nach.“

„Worauf willst du hinaus?“

„Ich will es ganz konkret sagen. Angenommen, dein Feind ist von Beruf Privatdetektiv!“

„Die Brüder kenne ich“, ereiferte Scarelli sich. „Die mögen ganz brauchbar sein, wenn es darum geht, in einem Scheidungsprozeß aufzutreten und Ehemänner auf Seitensprüngen zu erwischen. Dazu gehört nicht viel. Aber wenn es wirklich mal hart auf hart geht, sind sie nicht viel wert.“

„Würdest du das auf alle Privatdetektive von New York beziehen?“

Scarelli kapierte noch immer nicht. Tony DiMaggio mischte sich ein.

„Was Luigi meint, ist ganz einfach. Schon mal von der Gun Hill Road gehört?“

„Liegt in Bronx. He, langsam kapiere ich. Das kann doch nicht dein Ernst sein!“

„Ist es aber!“

„Kommissar X?“ fragte Scarelli.

Rebuscini nickte.

„Jetzt liegst du richtig.“

„Jo Louis Walker, der gefährlichste Bulle dieser Stadt. Warum willst du nicht gleich auf den Everest steigen?“

„Ich bin kein Bergsteiger, Scarelli. Aber ich bin der Mann, der Kommissar X so klein machen wird, daß du ein Vergrößerungsglas brauchst, um ihn noch zu erkennen. Ich weiß, das ist kein Kinderspiel. Eine Menge Leute haben das versucht und sind dabei reingefallen. Daraus habe ich gelernt. Mit den üblichen Methoden darf man es bei Walker nicht versuchen. Deshalb habe ich mir etwas Neues ausgedacht. Und ich bin sicher, daß es klappt. Die Sache ist für uns praktisch ohne Risiko und wird uns einen Haufen Geld einbringen.“

Scarelli hob unbehaglich die Schultern.

„Das gefällt mir gar nicht. Wenn es sich einmal so ergeben würde, würde es mir nichts ausmachen, mich mit Walker anzulegen — aber freiwillig Jagd auf einen Bullen zu machen, das ist Unsinn. Was hast du gegen Walker?“

Rebuscinis Gesichtszüge wurden hart.

„Ich verdanke ihm drei Jahre Scranton.“

Es folgte eine Pause, in der die drei Männer schweigend rauchten.

Scarelli überlegte, ob er noch ohne Risiko aussteigen konnte. Er hatte nicht die geringste Lust, hier mitzumachen, aber er wußte, daß es schon zu spät war.

Rebuscini beobachtete ihn.

„Also?“ fragte er.

„Ich mache mit“, sagte Scarelli mürrisch. Plötzlich überzog ein Grinsen sein Gesicht.

„Boys“, sagte er erregt, „vielleicht klappt das wirklich. Das wäre dann allerdings die größte Bombe des Jahres.“

„Hundertprozentig klappt es“, sagte Rebuscini. Er war sich seiner Sache ganz sicher.

Er hatte auch einigen Grund dafür.

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