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1. Kapitel

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Das Stadion von Kent war bis auf den letzten Platz besetzt. Bei dem sportbegeisterten Publikum waren zwei Gruppen klar zu unterscheiden.

Auf der Nordseite saßen die Studenten und Lehrer des College von Kent, dessen weiße Gebäude unmittelbar dahinter lagen. Die meisten von ihnen trugen Sweater mit den schwarz-gelben Farben von Kent, auf die in großen schwarzen Buchstaben der Name ihres College aufgemalt war.

Auf der gegenüberliegenden Seite saßen die Anhänger von Mitchham. Das College von Mitchham lag in Maine, unweit Boston, und war noch um einige Grad exklusiver als Kent, was besonders auf den Parkplätzen deutlich wurde. Die Wagen aus Maine, mit denen die meisten Studenten gekommen waren, waren im Schnitt einen halben Meter länger als die aus New York.

Auch sonst gab es noch einige Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Auf der Seite von Kent hatte sich jeder mit einem Lärminstrument bewaffnet, um die eigene Mannschaft damit zu ermuntern. Die Mitchham-Partei dagegen schwenkte rote Papierfahnen. Rot war die traditionelle Farbe von Mitchham. Die Studenten von Mitchham verhielten sich auch wesentlich ruhiger als die von Kent. Während des Spieles würde sich das allerdings ändern. Dann würden sie ihren Schlachtruf ertönen lassen, ein tiefes Röhren aus tausend Kehlen, das sich bis zur höchsten Lautstärke steigern würde. Die Schlachtenbummler aus Kent würden mit einem schrillen Schrei antworten, bei dem man mit der Hand schnell hintereinander gegen den Mund schlug. Es klang wie das Triumphgeschrei eines Siouxstammes auf dem Kriegspfad.

Das alles war lange festgelegte Tradition. Das Fußballspiel zwischen Kent und Mitchham fand seit zehn Jahren jeden Sommer statt. Bislang stand die Bilanz für Mitchham günstiger – sechs zu fünf. Der heutige Tag würde darüber entscheiden, ob Kent ausgleichen konnte oder ob Mitchham auf den noch nie dagewesenen Vorsprung von sieben zu fünf davonziehen würde. Da Mitchham, das auch mehr Geld hatte, damit dann für zwei Jahre vorn liegen würde, wäre ein solches Ergbnis für Kent eine Katastrophe schlechthin gewesen. Entsprechend gespannt War die Atmosphäre.

Kent hatte bereits einen taktischen Fehler begangen. Man hatte die Gäste auf die Sonnenseite des Stadions gesetzt. Es war ein heißer Sommertag, und die Sonne brannte vom wolkenlosen Himmel. Auf der Seite von Mitchham wurde die Stimmung immer feindseliger, je näher die Eröffnung des Spiels rückte. Mitchham war entschlossen, seiner Mannschaft jede Unterstützung zu geben und zu gewinnen.

Keiner konnte in diesem. Augenblick ahnen, daß dieses Spiel nie stattfinden würde.

*

In Kent wurde nicht Rugby gespielt, sondern Soccer Football europäischer Fußhall. Das kam daher, daß John Baldon, ein reicher Theaterbesitzer aus New York, vor zehn Jahren einen Pokal gestiftet und zur Bedingung gemacht hatte, daß kein Rugby gespielt wurde. Der Theatermann hatte eine gründlich Abneigung gegen Rugby und gehörte zu den Leuten, die versuchten, dieses Spiel durch den Fußball europäischer Prägung zu ersetzen. Und er ließ sich dieses Hobby etwas kosten. Sämtliche mit dem Spiel zusammenhängenden Ausgaben wurden von ihm bezahlt, und da außerdem eine große Feier sich an das Match anschloß, gehörte Baldon zu den beliebtesten Leuten in Kent.

Ein Zuschauer jedoch war an diesem Tag nicht wegen des Fußballs gekommen.

Lieutenant Antony Starr von der New York Citizen Police lehnte an dem Geländer, das die Aschenbahn des Stadions von den Zuschauerrängen trennte. Neben ihm stand Leutnant Moore, ebenfalls aus New York.

Starr sah auf die Uhr.

„In fünf Minuten wird Baldon das Spiel anstoßen. Danach werden wir ihn aufsugchen.“

Der Leutnant sah Starr zweifelnd an.

„Glauben Sie wirklich, daß John Baldon jetzt Interesse für diese Sache haben wird?“

Starr zuckte die Achseln.

„Es wird ihm nichts anderes übrigbleiben. Unsere Informationen sind ziemlich eindeutig, Baldon besitzt eines der erfolgreichsten Theater am Broadway. Er ist auf dem besten Wege, das ,Farewest Theater’ und das ,Dunhill Theater‘, die beide unmittelbar daneben liegen, kaputt zu machen. Ich glaube nicht, daß die Konkurrenz da einfach zusieht.“

Moore sah den Captain ungläubig an.

„Ich kann mir schwer vorstellen, daß man zu derart massiven Mitteln greift. Dunhill ist doch kein Gangster.“

Starr war anderer Meinung.

„Ich kenne Dunhill, und ich kenng Bill Joyce, den Inhaber vom, Farewest‘, Beide sind skrupellose Geldleute, die lange genug versucht haben, John Baldon auf legale Weise fertig zu machen. Jetzt haben sie gemerkt daß sie es nicht schaffen, und ich bin sicher, daß sie jetzt rücksichtsloser vorgehen werden. Das letzte Stück von Baldon war ein Kassenschlager. Es hat über zweihundert Vorstellungen erlebt.“

„Ich weiß“, nickte Moore. „Dunhill dagegen hat zur Zeit ein Musical laufen, das nur halbvolle Häuser bringt, und Joyce hat eben den zweiten Versager in dieser Saison vom Programm abgesetzt. Grob geschätzt beträgt sein Verlust zweihunderttausend Dollar.“

„Ungefähr das, was Baldon mit seinem letzten Stück verdient hat“, sagte Starr.

„Ich sehe deswegen noch keine akute Gefahr!“

„Aber ich“, erklärte der Captain. „In einer Woche beginnt die neue Saison. Man erzählt sich, daß Baldon einen großen Knüller mit berühmten Stars aus Hollywood bringt. Von seinen Konkurrenten weiß ich, daß sie höchst mittelmäßige Stücke auf dem Spielplan haben. Wenn sie wieder einen Reinfall erleben, werden sie Baldon die Schuld in die Schuhe schieben. Deshalb versuchen sie, Baldon zu erledigen. Ich habe einige sichere Informationen, daß demnächst eine große Sache steigen soll.“

„Da kommt Baldon“, sagte Moore und deutete auf das Spielfeld. Der Leutnant mußte schreien, um sich verständlich zu machen, denn inzwischen waren die beiden Mannschaften eingelaufen, und im Stadion erhob sich ein ohrenbetäubender Lärm.

„Hübsches Bild“, sagte Moore. „Baldon als Fußballstar!“

Der Theatermann stand in der Mitte des Spielfeldes. Er trug einen weißen Leinenanzug. Eine Golfmütze beschattete ein fleischiges Gesicht. Er genoß sichtlich den Augenblick. Sprechchöre ertönten, die immer wieder seinen Namen riefen. Auch das war in Kent so Tradition.

Inzwischen hatten die Mannschaften Aufstellung genommen. Der Schiedsrichter erschien und legte den Lederball genau in die Mitte des Platzes. Baldon stand etwa zehn Meter davon entfernt.

„Ich glaube, für diesen Augenblick würde er zehntausend Dollar bezahlen“, sagte Moore. „Fünftausend Menschen, die ihm zujubeln. Ein eitler Bursche.“

„Dabei müßte er Applaus aus seinem Theater gewohnt sein. Diese Theaterleute können nie genug bekommen.“

„Nun ja“, grinste Moore. „Andere verlangen es in bar.“:

Um sie herum war es ruhig geworden. Erwartungsvolle Stille legte sich über das weite Rund des Stadions.

Auf dem Spielfeld visierte John Baldon den Ball an. Dann setzte er sich etwas ungeholfen in Bewegung. Er war nicht mehr der Jüngste, aber er wollte eine gute Figur machen. Mit kurzen Schritten stampfte er über den kurzgeschorenen Rasen. Der gelbe Lederball kam immer näher.

John Baldon hatte vor, den Ball genau auf der Mittellinie dahinrollen zu lassen. Wie immer überkam ihn kurz eine Regung, ihn leicht in Richtung auf die Mannschaft von Kent zu rollen, aber sein sportlicher Geist hielt ihn davon zurück, obwohl er mit Kent sympathisierte und dieser Mannschaft den Sieg wünschte.

Sein rechter Fuß stieß nach vorn und berührte den Ball. In diesem Augenblick erstarrte Starr.

Ein orangefarbener Blitz zuckte auf. Dann ertönte eine gewaltige Detonation. John Baldon wurde buchstäblich in der Luft zerrissen. Auf dem Fleck, auf dem er gestanden hatte, war nur noch ein großer Krater. Steine und Erdbrocken prasselten in ihn zurück, als das Krachen der Explosion verstummte.

Einen Moment lang waren die Menschen starr, dann brach im Stadion die Hölle los.

*

„Eine verteufelte Geschichte“, knurrte Captain Starr sechs Stunden Später. „Sieht ganz so aus, als wäre dieser gemeine Mord nicht aus dem Handgelenk aufzuklären.“

Die Mordkommission hatte ihre Arbeit bereits abgeschlossen, während die Sprengstoffexperten noch am Werk waren. Jeder Quadratzentimeter Boden wurde untersucht, in der Hoffnung, einen Hinweis zu finden.

Es war inzwischen dunkel geworden. Die Polizisten hatten starke Scheinwerfer herangeholt, mit deren Hilfe das Fußballfeld in gleißendes Licht getaucht wurde. Der Tatort selbst war abgesperrt. Außer den Polizisten hatten nur noch Reporter Zugang. Überall standen die Leute in Gruppen herum und diskutierten den Vorfall.

Starr ging zu der Turnhalle hinüber, wo die Polizei ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Er traf dort auf MacGart vom zuständigen Dezernat.

„Irgendein Hinweis?“ wollte der Captain wissen.

„Nicht viel“, war die Antwort. „Fest steht, daß es Dynamit war. Eine ziemlich starke Ladung. Über den Zünder kann ich nichts sagen. Bisher haben wir noch nichts von ihm gefunden, und die Aussichten sind schlecht.“

„Vielleicht ergibt die Untersuchung im Labor etwas“, meinte Starr.

MacCart zuckte die Achseln.

„Möglich. Haben Sie inzwischen herausgefunden, wer den Fußball auf das Spielfeld gebracht hat?“

„Darüber herrscht Unklarheit. Am wahrscheinlichsten ist, daß der Schiedsrichter, ein gewisser Joe Corbett, es getan hat. Aber es kann sich niemand daran erinnern. Ich selbst habe nicht darauf geachtet.“

„Und wo steckt der Bursche.“

„Er ist verschwunden!“

Die beiden Kriminalisten sahen sich bedeutungsvoll an.

„Sonst scheint der Fall ziemlich klar zu liegen“, sagte MacCart langsam.

„Ich will es hoffen“, erwiderte Starr. Er schüttelte sich eine Lucky aus der Packung und brannte sie an.

„Dieser Corbett war das erste Mal in Kent“, fuhr er fort. „Er kam aus New York, wo er als Sportlehrer tätig ist, Angeblich war er mit John Baldon befreundet. Hier in Kent war er bis heute eine unbekannte Größe, Er kam erst eine halbe Stunde vor Beginn des Spiels hier an und ist seit der Explosion verschwunden.“

„Haben Sie ihn in New York suchen lassen?“

„Natürlich, Dort ist er noch nicht aufgetaucht. Er ist Junggeselle und bewohnt ein Apartment in Bronx. Wir haben inzwischen ein Foto von ihm aufgetrieben und die Fahndung nach ihm angekurbelt. “

„Kam er mit dem Wagen?“

„Ja. Er fuhr einen alten Chevrolet, dessen Nummer uns bekannt ist. Bisher hat man aber auch den Wagen noch nicht gefunden.“

MacCart kaute auf seinem erkalteten Zigarrenstummel herum.

„Für mich ist der Fall ziemlich klar, Captain. Joe Corbett praktizierte die Sprengladung in den Fußball und ist der Mörder John Baldons. Sie müssen nur herausfinden, warum er es getan hat und wo er steckt,“

„Hoffen wir, daß es so war“, sagte Starr, „Nach meinen Erfahrungen mit den Theaterleuten vom Broadway scheint mir der Fall jedoch nicht so einfach zu liegen. Aber warten wir es ab.“

„Sicher“, sagte McCart und tippte an den Hutrand. „Bis später, Captain!“

*

Joe Barry war mit dem Studium der Morgenzeitungen beschäftigt. Er hatte für die Zwölf-Uhr-Maschine nach Miami einen Platz gebucht, wo er einen Versicherungsbetrug aufdecken sollte. Bis zur Abfahrt zum International Airport hatte er noch eine halbe Stunde Zeit.

Der Bericht über das Sprengstoffattentat in Kent erschien in allen Blättern auf der Titelseite. Joe las ihn mit besonderem Interesse durch, da sein Freund Starr die Untersuchungen führte.

Die Zeitungen brachten ausführliche Beschreibungen, die mit Fotos vom Tatort illustriert waren. Auch ein Foto von Joe Corbett wurde gebracht, das die Polizei der Presse zur Verfügung gestellt hatte.

Walker erinnerte sich in diesem Augenblick an einen Fall, den er vor einiger Zeit bearbeitet hatte. Ein Millionär an der Ostküste war durch eine Sprengladung in einem Tennisball ermordet worden.

Dieser Corbett schien durch diesen Fall, der damals groß in allen Zeitunggen herausgekommen war, zu seiner Tat angeregt worden zu sein.

Trotzdem störte ihn etwas an der Geschichte. Ein paar Reporter waren dem Privatleben Corbetts nachgegangen. Sie hatten ein paar Entdeckungen gemacht, die an seiner Täterschaft zweifeln ließen.

So besaß Corbett ein beachtliches Bankkonto, von dem er nichts abgehoben hatte. Das Konto war von der Polizei sofort gesperrt worden.

Außerdem hatten einige Zeugen bestätigt, daß Corbett und der ermordete Baldon gut befreundet gewesen waren. Corbett war in seiner Jugend Berufsspieler bei englischen Fußballmannschaften gewesen. Baldon hatte ihn dort entdeckt und in die Staaten geholt, wo Corbett ihm helfen sollte, den Soccer Football populär zu machen.

Ein Motiv für dem Mord an Baldon war aus diesen Angaben beim bestell Willen nicht abzuleiten.

Joe blätterte die Zeitungen weiter durch. Sonst stand nichts von Bedeutung darin.

Das Läuten des Telefons unterbrach ihn.

„Mr. Walker?“ fragte die schleppende Stimme eines Mannes. Es klang, als kratze eine Feile über Glas. „Mein Name ist Bill Donelly. Ich bin Schriftsteller.“

„Was wünschen Sie, Mr. Donelly?“ fragte Walker, nur mäßig interessiert.

„Haben Sie Zeit, auf einen Sprung zu mir zu kommen?“

„Tut mir leid! Ich habe um zwölf Uhr eine Verabredung mit einem Flugzeug.“

„Vielleicht überlegen Sie es sich noch, wenn ich Ihnen sage, worum es sich handelt. Ich bin der Verfasser des Kriminalstückes Alibi für den Staatsanwalt‘, das vor einem Jahr im Baldon-Theater lief.“

In Walkers Gehirn klingelte es. Sein Interesse war geweckt.

„John Baldon wurde gestern umgebracht“, fuhr Mr. Donelly fort. „Und heute früh hat man einen Mordanschlag auf mich verübt.“

„Warum melden Sie das nicht der Polizei?“

„Weil ich das nicht für zweckmäßig halte“, sagte Donelly schleppend. „Ich habe meine eigenen Vorstellungen von diesem Fall, und ich möchte, daß Sie ihn übernehmen. Sind Sie interessiert?“

Joe überlegte kurz. Die Sache reizte ihn. Der Versicherungschwindel in Miami konnte noch ein paar Tage warten.

„Okay, Mr. Donelly. Wann können wir uns treffen?“

„Sofort. Ich erwarte Sie in meiner Wohnung Madison Avenue 1017. Aber parken Sie Ihren Wagen nicht vor dem Haus. Ich habe das Gefühl, beobachtet zu werden.“

„Geht in Ordnung, Mr. Donelly“, versprach Joe und legte auf.

Er rief den Flugplatz an und bestellte seinen Flug nach Miami ab. Dann kletterte er in seinen SE und fuhr zur Madison Avenue.

Der Schriftsteller wohnte im obersten Stock eines feudalen Apartmenthauses mit Dachgarten. Joe wußte, daß er bei Baldon einige sehr erfolgreiche Stücke herausgebracht hatte. Seit einem Jahr hatte man allerdings nichts mehr von ihm gehört. Es hieß, er arbeite an einem neuen Stück.

Walker fuhr mit dem Lift hinauf und klingelte. Donelly öffnete selbst. Der stämmige Mann mit dem phlegmatischen Zug im Gesicht glich eher einem Buchhalter denn einem erfolgreichen Autor.

„Kommen Sie herein, Mr. Walker“, sagte er mit seiner rostigen Stimme. „Ich Wußte, daß Sie kommen würden, wenn Sie den Namen Baldon hören.“

„Vermutlich haben Sie das Hellsehen aus Ihren Stücken gelernt.“

„Möglich“, nickte Donelly, „Detektive haben immer etwas von Jagdhunden an sich, wenigstens in meinen Stücken. Trinken Sie einen Whisky? Scotch? Bourbon?“

„Bourbon“, sagte Joe und brannte sich eine Chesterfield an. „Kommen wir zur Sache, Mr. Donelly! Wer wollte Sie umbringen?“

„Soweit sind wir noch nicht“, erklärte Donelly schleppend. „Wir sind erst auf Seite 8 dieses Stückes. Der Mörder ist noch unbekannt, aber die ersten Verdachtsmomente zeichnen sich ab,“

„Großartig“, grinste Joe. „Sie schreiben bei sich selbst ab, wie?“

„Heute morgen“, sagte Donelly, ohne den Einwand zu beachten, „war ich im Baldon-Theater. Ich hatte mich mit dem Regisseur verabredet. Sie müssen wissen, Mr. Walker, daß ich seit einem halben Jahr im Auftrag von Tony Dunhill, dem Inhaber des Dunhill-Theaters, an einem Kriminalstück arbeite,“

„Sie schrieben doch früher für Baldon“, warf Joe ein. „Hatten Sie Streit mit ihm?“

„Nein“, sagte Donelly. „Wir trennten uns freundschaftlich, und ich ging zu Dunhill … “

„Baldons Konkurrenz!“

„Schon möglich. Ich hatte mich also mit dem Regisseur Mr. Jenkins für heute früh verabredet. Ich will Ihnen sagen, warum: Ich wollte versuchen, ihn für das Dunhill zu gewinnen.“

„Jenkins ist ein tüchtiger Regisseur“, brummte Joe. „Er gehört zu den Stars am Broadway.“

„Stimmt genau”, nickte Dunhill. „Aber lassen Sie mich fortfahren. Ich kam etwas zu früh und wartete auf Jenkins. Um diese Zeit war niemand im Theater anwesend außer dem Portier. Ich saß oben im Foyer, als plötzlich eine Scheibe neben meinem Kopf zersprang und eine Kugel in der gegenüberliegenden Wand einschlug.“

„Was taten Sie?“

„Ich warf mich zu Boden und robbte zum Ausgang. Sie können sich vorstellen, daß ich ziemlich aufgeregt war.“

Joe nickte.

„Haben Sie eine Ahnung, wo der Schütze gestanden haben konnte?“

„Allerdings“, sagte Donelly. „Genau gegenüber vom ,Baldou’ liegt das ,Farewest-Theater’. Da ich mich im ersten Stock befand, kann man nur von dort aus auf mich geschossen haben.“

„Haben Sie die Polizei verständigt?“

„Nein! Ich habe meine Gründe dafür, Mr. Walker. Ich lege Wert darauf, diese Geschichte nicht an die große Glocke zu hängen. Deshalb bat ich Sie, zu kommen. Für mich steht ziemlich fest, daß der Mann, der auf mich geschossen hat, derselbe ist, der Baldon ermordete.“

„Und was ist Ihrer Ansicht nach das Motiv dafür?“

„Hören Sie, Mr. Walker, ich werde Ihnen erklären, wie ich darüber denke. Hier existieren drei Theater, von denen das Farewesť am schlechtesten geht. Das ,Baldon‘ lag mit weitem Abstand vorn, das Dunhilr‘ ungefähr in der Mitte. Mit der Ermordung von John Baldon beginnt nun ein Machtkampf zwischen Bill Joyce vom ,Farewest‘ und ,Dunhill‘ um die Nachfolge von John Baldom“

„Ich sehe, worauf Sie hinauswollen“, sagte Wal ker. „Sie meinen, jemand vom ,Farewesť hätte Baldon umgebracht und wäre jetzt darauf aus, auch ,Dunhill‘ fertigzumachen. Da Sie für ,Dunhill’ arbeiten, würde dies die Tatsache erklären, – daß men versuch le sie umzubringen.“

„Genau“, nickte Donelly.

„Eine Frage“, sagte Joe. „Hat Bill Joyce versucht. Sie für sich zu gewinnen?“

„Mehrmals! Das letzte Mal vor einer Woche. Damals sagte ich endgültig ab. Ich arbeite an einem Kriminalstück, das demnächst im ,Dunhill’ aufgeführt werden soll, und ich will Jenkins als Regisseur’ dafür gewinnen.“.

„Und was sagte Joyce, als Sie ablehnlen?“

„Er sagte, es würde mir noch leid tun.“

„Okay“, sagte Joe und erhob sich. „Ich übernehme den Fall, Mr. Donelly.“

Der Schriftsteller lehnte sich zurück, jeder Zoll ein großer Künstler.

„Freut mich“, sagte er lässig. „Das Geschäftliche regeln Sie bitte mit meiner Sekretärin!“

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