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Durch die Kings Point Avenue schob sich langsam ein grauer Chevrolet, Baujahr 1959. Gegenüber dem Haus mit der Nummer 13 stoppte er. Die Scheibe surrte herunter und zwei flache, harte Gesichter wandten sich dem Hauseingang zu.

Die Männer im Wagen ähnelten sich wie zwei Brüder. Dabei waren sie von höchst unterschiedlicher Herkunft. Der am Steuer hieß Georges und stammte aus Frankreich, während sein Partner auf den Namen Al hörte und in Texas zu Hause war. Aber es gab eine Menge Dinge, die sie gemeinsam hatten. Das fing bei den teueren Maßanzügen mit den Ausbuchtungen unter der linken Achsel an und hörte bei einer Vergangenheit auf, die keinen Winkel der Erde ausließ, in dem Brutalität und Schlägertum eine Ware waren, die man zu Geld machen konnte.

„Hier ist es“, sagte Georges. Er sprach. Englisch mit starkem Akzent. „Das ist das Haus. Jetzt brauchen wir nur noch ihn.“

„Hast du das Foto?“ fragte Al.

Georges klappte seine Brieftasche auf. „Ein hübscher Sonnyboy. Sieht mehr wie ein Filmstar aus.“

„Das Foto ist schon einige Jahre alt, aber allzu sehr dürfte er sich nicht verändert haben“, brummte Al. „Der Boß hält ihn für nicht übermäßig gefährlich. Vermutlich ist er einer von diesen Salondetektiven, denen es Spaß macht, in der feinen Gesellschaft als große Helden aufzutreten.“

„Hoffentlich täuschen wir uns nicht“, sagte Georges. „Wir hätten uns erst mal umhorchen sollen. Wir sind fremd hier und kennen die Verhältnisse noch nicht.“

„Pah, was gibt es da schon zu kennen“, knurrte Al. „Vergiß nicht, ich war zwei Jahre im Kongo. Und du warst mit der Fremdenlegion in Indochina. Glaubst du, uns kann so ein Asphalttreter etwas vormachen?“

„He“, sagte Georges, „da drüben kommt einer. Das könnte er sein.“

Angestrengt starrten sie auf die andere Straßenseite. Aus dem Haus kam eben ein hochgewachsener Mann von etwa dreißig Jahren. Er hatte dunkles Haar und ein scharfgesdnittenes Gesicht.

Al warf einen prüfenden Blick auf das Foto.

„Das müßte er sein“, sagte er. „Folgen wir ihm!“

Sie starteten den Motor und rollten langsam los. In etwa hundert Meter Abstand folgten sie dem Mann.

Der beschleunigte jetzt seine Schritte, überquerte den Steuben Square und bog in die Plazzaville Street ein. Suchend sah er sich um und ging dann auf ein Reisebüro der Hamilton Agency zu.

Der Chevrolet rollte heran und stoppte davor. Durch die Glasscheiben konnten die Insassen erkennen, wie der Mann am Tresen lehnte und mit einer Angestellten verhandelte. Das Mädchen breitete eben einen Stapel Prospekte aus, und beide beugten sich darüber. Dann ging sie zum Telefon und führte ein Gespräch.

Georges winkte Al mit dem Kopf.

„Gehen wir hinein.“

Sie betraten das Reisebüro. In diesem Augenblick legte das Mädchen den Telefonhorer auf und kam zum Tresen vor.

„Ich habe eben mit der South African Airways gesprochen. Sir“, sagte sie. „Um diese Jahreszeit sind die meisten Flüge nach Johannisburg nicht ausgebucht. Sie können also kurzfristig disponieren, vorausgesetzt, Sie haben Visum und Impfschein.“

„Vielen Dank“, sagte der Mann. „Ich rufe Sie an, sobald mein Termin feststehl.“

Er nickte ihr zu und wandte sich dem Ausgang zu. Die beiden Männer machten Platz und ließen ihn zwischen sich hindurch. Dann sahen sie sich an und schoben sich ebenfalls nach draußen.

Mit ihrem Chevrolet verfolgten sie ihr Wild his in die Blade Street, eine schmale, unbelebte Straße.

Langsam rollten sie heran und kamen mit dem Mann auf gleiche Höhe. Das Weitere geschah blitzschnell. Al öffnete die Tür und sprang heraus, packte den Mann an der Schulter und stieß ihm mit der anderen Hand seinen 38er Revolver in den Rücken.

„Bei der geringsten falschen Bewegung lege ich dich um“, knurrte er. „Los, steig ein, Sonnyboy!“

Verblüfft fuhr der Mann herum.

„Was, zum Teufel, hat das zu bedeuten?“

Der Revolverdruck in seinem Rücken verstärkte sich.

„Tempo!“ Al schob ihn vor sich her.

„Ich verlange eine Erklärung“, schnaufte der Überfallene empört.

„Halt den Schnabel!“ brummte Al. Er nahm den Revolver in die andere Hand und tastete den Gefangenen nach Waffen ab. Er fand nichts.

„Was sagst du dazu?“ wandte er sich an Georges. „Er hat nicht mal ’ne Kanone.“

„Ich sagte dir ja, er ist ein ganz gewöhnlicher Asphaltfritze“, kicherte Georges und beschleunigte das Tempo. „Für uns überhaupt kein Problem!“

„Das ist Kidnapping“, keuchte der junge Mann. „Lassen Sie mich sofort ’raus!“

„Immer hübsch mit der Ruhe“, blies Al ihn von der Seite an. „Wir machen jetzt eine hübsche kleine Spazierfahrt zusammen. Dabei wirst du lernen, deine Nase nicht mehr in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken.“

„Ich verstehe kein Wort.“

Al beugte sich vor und stieß ihm den Revolver schmerzhaft in die Seite.

„Halt jetzt den Schnabel, oder ich werde verdammt ungemütlich“, fauchte er.

Schließlich bog Georges nach links ab und fuhr die Auffahrt für Lastwagen empor. Der Gestank war bestialisch. Ringsum sie türmte sich Müll und Unrat.

Georges stoppte, und die Türen klappten auf.

„Aussteigen!“ Ad zerrte den Mann heraus. Der sah ihn verstört an.

„Was habt ihr vor?“ stammelte er.

„Wirst du gleich sehen!“ Al stieß ihn rückwärts vor sich her, bis er am Rande der Müllkippe stand. Der Schuttberg fiel hier steil ab, mindestens fünfzig Meter tief.

„Du bist gewarnt worden, Barry“, zischle Al. „Aber du hast nicht hören wollen. Also müssen wir dir einen Denkzettel verpassen, damit du endlich begreifst, daß du deine Nase aus unseren Angelegenheiten heraushalten sollst.“

Das Gesicht des jungen Mannes verzerrte sich.

„Ihr irrt euch!“ schrie er. „Ich schwöre euch, daß es ein Irrtum ist. Ich bin nicht …“

Eine Faust schoß vor. Es gab einen kurzen, trockenen Laut. Der Getroffene wurde nach rückwärts geschleudert. Er verlor das Gleichgewicht, taumelte, ruderte mit den Armen und versuchte, sich zu fangen. Aber er war zu dicht am Abhang. Er segelte durch die Luft, schlug hart auf und glitt ab. Mit ihm setzte sich eine Lawine von leeren Büchsen, Flaschen und sonstigem Müll in Bewegung.

Al beugte sich vor und sah grinsend zu, wie der andere den Hang hinunterrutschte und sich dabei immer wieder überschlug. Endlich blieb er unten liegen. Ein paar Brocken rollten noch hinterher, dann war Stille. Ein widerlicher Gestank stieg empor.

Angeekelt rümpfte der Gangster die Nase.

„Das soll nun der berühmte Gangsterschreck sein! Diese Flasche! Der dürfte seine Lektion gelernt haben.“

Bei Lieutenant Antony Starr, dem Chef der Mordkommission Manhattan, klingelte das Telefon.

„Hier spricht Mac“, meldete sich der Hausmeister aus der Kings Point Avenue. „Mr. Starr, wissen Sie zufällig, wo Joe steckt?“

„Bei uns hat er schon vor zehn Jahren gekündigt. Warum fragen Sie?“

„Eben hat hier einer angerufen. Er sprach mit stark französischem Akzent und hauchte mir folgendes ins Ohr: Ich sollte Barrys Freunden ausrichten, wenn sie ihren Helden vermissen, könnten sie ihn auf dem Müllabladeplatz von Twin Oaks abholen. Ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll. Der Bursche hat gleich wieder aufgelegt. Ich dachte mir, idi frage mal bei Ihnen nach. Hat sein neuester Fall vielleicht was mit Müllabfuhr zu tun?“

„Joe auf dem Schuttplatz – das soll wohl ein Witz sein?“ knurrte der Lieutenant in die Muschel, ohne auf die geistreidie Frage des Dicken einzugehen.

„So kam mir’s auch vor. Aber vielleicht ist doch etwas dran. Joe ist schon den ganzen Tag weg. Das hangt bestimmt mit der Flocke zusammen, die ihn heute früh um sechs Uhr schon heimgesucht hat.“

„Wir können der Sache ja mal nachgehen.“

„Tun Sie das“, sagte Mac. „Vielleicht hat sich nur jemand einen schlechten Scherz erlaubt. Es gibt in unserer Branche ja die merkwürdigsten Scherzbolde.“

Der Lieutenant veranlaßte, daß ein Patrol Car nach Twin Oaks hinausgeschickt wurde. Dann wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. Er glaubte nicht, daß man auf der Schutthalde etwas anderes finden würde als stinkenden Unrat.

Eine halbe Stunde später wurde ein Funkspruch aus Twin Oaks zu ihm durchgestellt.

„Lieutenant!“ Die Stimme des Sergeant, der die Streife führte, klang aufgeregt. „Wir haben ihn gefunden.“

„Wen – Barry?“

„Ob es Barry ist, weiß ich nicht. Ich bin noch nicht lange bei der Polizei und kenne KX nicht persönlich. Aber er könnte es sein. Er ist bewußtlos und wurde ziemlich übel zugerichtet. Jemand scheint ihn über die Müllkippe geworfen zu haben.“

„Habt ihr keine Papiere gefunden?“

„No, Lieutenant, nichts. Wir bringen ihn jetzt ins Hospital von Twin Oaks. Schikken Sie jemand heraus, der ihn identifizieren könnte?“

Antony hatte sich schon den Hut vom Haken geangelt.

„Ich komme selbst“, knurrte er und stürmte los.

Mit Rotlicht und Sirene wühlte er sich durch den zähflüssigen New Yorker Nachmittagsverkehr. Er schaffte die Strecke bis Twin Oaks in einer halben Stunde. Die Streifenbeamten erwarteten ihn vor dem Hospitaleingang.

„Wie geht es ihm?“ fragte der Lieutenant besorgt.

„Besser als wir dachten. Die Ärzte haben unzählige Prellungen und eine Gehirnerschütterung festgestellt, aber nichts Ernstliches. Er ist allerdings noch nicht wieder bei Bewußtsein.“

„Möchte wissen“, murmelte Antony, „in welchen Fettnapf er da wieder getreten ist.“

Der Stationsarzt trat ihm vor dem Krankenzimmer entgegen.

„Eine Minute, Lieutenant“, sagte er streng. „Sie dürfen ihn nur ansehen. Versuchen Sie nicht, ihm Fragen zu stellen. Dazu ist später noch Zeit.“

Leise öffnete Antony die Tür und näherte sich dem Krankenbett. Von dem Verletzten im Bett war nur noch das Gesicht zu sehen, alles andere war dick bandagiert.

Der Lieutenant beugte sich über die lebende Mumie.

„Nun?“ fragte der Polizist, der ihn hergebracht hatte.

Antony Starr schüttelte den Kopf.

„Das ist nicht Barry“, sagte er.

„Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr! Wenn das nicht Barry ist, wo ist er dann?“

„Hier!“ sagte eine Stimme hinter ihnen.

Sie fuhren herum. In der offenen Tür stand Joe.

„Du machst mir vielleicht Freude!“

„Das da auch“, sagte Joe trocken und wies auf den Patienten.

Er packte den Freund am Arm und zog ihn aus dem Krankenzimmer.

„Eine schlichte, aber für den armen Teufel da höchst schmerzhafte Verwechslung“, erklärte er. „Die Schläger, die den Jungen so zugerichtet haben, hielten ihn für mich. Das ist alles.“

„Und wie kommst du hierher?“

„Ich rief im Headquarters an und wollte dich sprechen. Leutnant Myers schickte mich hierher.“

„Wie ich dich kenne, hast du auch eine Erklärung parat, wie diese Verwechslung zustande kam.“

„Allerdings.“ Joe berichtete von Pats Besuch. „Sie wollte, daß ich als Jim Cummings nach Südafrika fliege“, schloß er. „Und der charmante Finsterling Adam Craft wollte mich unbedingt davon abbringen. Um sicher zu gehen, daß ich seine Befehle befolge, schickte er mir seine Schläger nach. Sie bezogen in der Nähe meiner Hütte Posten, und da sie mich nicht kannten, kam die Verwechslung zustande.“

„So könnte es gewesen sein“, mußte Starr zugeben. „Offenbar sind die Kerle nicht von hier, sonst müßten sie deinen Charakterkopf kennen.“

Joe nickte. „Der von dir vielgeschmähte Zufall fügte es, daß Jim Cummings gerade im Haus war und mich aufsuchen wollte“, fuhr er fort. „Ich war nicht da. Mac hat mir davon erzählt. Jim verließ das Haus wieder, die Gangster folgten ihm und verpaßten ihm den Denkzettel, der mir zugedacht war.“

Antony Starr steckte sich eine Zigarette an.

„Nach Lage der Dinge dürfte dieser Gewaltakt tatsächlich auf das Konto von Adam Craft gehen.“

„Beweis’ ihm das mal!“

„Immer der Ärger mit den Beweisen“, knurrte der Lieutenant. „Es ist jammerschade, daß wir die Samthandschuhe nicht ausziehen dürfen. Ich hätte nicht übel Lust, diese Burschen auf die gleiche Weise zu verarzten, falls wir sie schnappen.“

„Einer deiner Leute sollte Jim Cummings’ Schlaf bewachen“, schlug Joe vor. „Ich glaube zwar nicht, daß ihm hier noch Gefahr droht, aber sicher ist sicher. Und dann fahren wir nach New York zurück. Ich erzähle dir unterwegs, was ich herausgefunden habe.“

Der Lieutenant erteilte der Streifenwagenbesatzung einige Anweisungen und zwängte dann seine Zweizentnerfigur in den Mercedes.

„Schieß los, Amigo!“

„Ich war den ganzen Tag unterwegs und habe die Ohren aufgesperrt“, berichtete Joe. „Was ich dabei aufgeschnappt habe, reicht natürlich nicht fürs Schwurgericht. Jeder Anwalt würde mich ausjachen und Beweise fordern. Aber zu einer Theorie langt es jedenfalls.“

Joe trat das Gaspedal durch und fädelte sich in den dichten Verkehr auf dem Highway ein. Es wurde allmählich dunkel. Er mußte die Scheinwerfer einschalten.

„Ziemlich einfach. Adam Craft ist die Endstation einer Clique von Diamantenschmugglern, den Anfang stellt vermutlich Serge Larousse dar. Die Burschen betreiben das Geschäft im großen Stil. Sie kaufen gestohlene Diamanten auf, die noch gar nicht in den Büchern der rechtmäßigen Eigentümer geführt werden. Das heißt, die Steine werden entfernt, ehe die Minengesellschaften überhaupt von dem Fund erfahren.

Das Hauptopfer scheint dabei die Cantogan-Mine zu sein. Dort sitzt John Moyhan, ein Kriegskamerad von Serge Larousse und Adam Craft. Das nützen die beiden offensichtlich schamlos aus.“

„Du schenkst Pat Moyhan also mehr Clauben als Adam Craft?“

Joe nickte. „Und das nicht nur, weil sie ein angenehmerer Gesprächspartner ist als diese Bulldogge auf zwei Beinen. Für Pats Darstellung spricht auch, daß die Bande nur Erfolg haben kann, wenn sie an irgend einer Stelle die strengen Sicherheitsvorkehrungen der Mine durchbrechen kann. Und das ist ein Kinderspiel, wenn man den Sicherheitschef auf seiner Seite hat.“

„Und Adam Craft besorgt deiner Meinung nach den Verkauf der gestohlenen Steine?“

„Er ist Diamantenhändler und wickelt natürlich zur Tarnung auch reelle Geschäfte ab. Die Sache lohnt sich, weil in den Vereinigten Staaten die weitaus höchsten Preise für die Steine erzielt werden.“

„Ich könnte ja mal den Kollegen vom Einbruchsdezernai einen Tip geben“, sagte Antony nachdenklich. „Die sollen sich Adam Craft mal diskret vorknöpfen.“ „Kann nichts schaden.“

„Und du? Bist du gewillt, den Fall zu übernehmen.“

Joe zuckle die Achseln. „Das Problem liegt darin, daß Pat Moyhan mich zur Unterstützung ihres Vaters engagieren möchte, ich aber nicht weiß, wie der alte Herr zu der Sache steht. Ich stünde doch ziemlich dumm da, wenn ich in Südafrika hören müßte, ich solle mich zum Teufel scheren.“

„Wie willst du das erfahren?“

„Ich spreche noch mal mit Pat. Danach entscheide ich mich.“

Privatdetektiv Joe Barry - Stirb, Schnüffler

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