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1. Kapitel

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Der Mann war mittelgroß und unscheinbar wie eine Broadwayfassade bei Stromsperre. Eigentlich war an ihm nichts Besonderes festzustellen. Jeder normale Mensch hat seine Eigenheiten, und seien sie noch so klein; dieser hier hatte sie nicht.

Das fing bei dem grauen Hut an, den Gimbell’s, das große Warenhaus, sicher in Millionen von Exemplaren verkauft hatte. Das ging bei dem Einheitseinreiher weiter der Einheitskrawatte, den Einheitsschuhen. Der Mann gehörte zu der Sorte, deren Anblick man sofort wieder vergißt, Drei Menschen waren eine genügend große Gruppe, in der er untertauchen konnte.

Es war schwer, festzustellen, ob dieseEigenart angeboren oder einstudiert war — eben deshalb, weil es keine Eigenart war. Fest stand, daß der Mann ein idealer Geheimagent gewesen wäre. Aber natürlich war er es nicht.

Es war überhaupt nicht möglich, seinen Beruf zu erraten. Man konnte sich nicht vorstellen, woher er kam und wohin er ging. Er war so unauffällig, daß der einzige, dem er wohl je auffallen konnte, er selbst war.

Er betrat an einem grauen, windigen Aprilmorgen ein graues, windiges Wohnhaus an der Ostseite von Manhattan und verschwand sofort in seinem Zimmer. Das Zimmer hatte er erst am Vortag gemietet. Der Wohnungsinhaberin hatte er einen Namen hingemurmelt; vermutlich hatte sie ihn schon wieder vergessen. Die Miete für einen Monat hatte er im voraus bezahlt. Für die Frau war der Fall erledigt.

Sorgfältig packte der Mann aus seiner leicht speckigen Aktentasche verschiedene Gegenstände aus. Da waren zwei dickleibige Telefonbücher, eines von Brooklyn und eines von Long. Island City, dazu ein Stapel mit gedruckten Karten, teures Büttenpapier, handgeschöpft, dazu passende Briefumschläge. Er schraubte seinen Federhalter auf, zog sich dünne Stoffhandschuhe an und versah jede Karte mit einer schnörkeligen Unterschrift.

Dann sah er auf die Uhr. Es war kurz vor zwölf. Wenn er sich beeilte, schaffte er noch die Mittagsleerung am Kasten.

Er legte sich den ersten Umschlag zurecht und versah ihn mit einem schönen, gezierten „Mister“, ausgeschrieben, wie es die alte Sitte verlangte, nicht einfach abgekürzt Mr. Dann blätterte er im Telefonbuch von Brooklyn nach.

„Mister Howard Dawson“, murmelte er angestrengt beim Schreiben. „Brooklyn Heights, 1088 Franklin Avenue!“

Wer in Brooklyn auf, den Heights wohnte, gehörte bestimmt nicht zu den Armen. Mister Howard Dawson hätte die Unterstellung, er sei nicht reich, als ehrenrührige Beleidigung empfunden. Die Dawsons saßen schon lange im Land Für sie waren die Pilgerväter der Mayflower eben noch neu eingewanderte Habenichtse.

Sorgfältig trocknete der unauffällige Gentleman die Tinte und legte sich den nächsten Umschlag zurecht. Er brauchte im Telefonbuch nur ein paar Seiten weiterzublättern.

„Mister Stearn Eliot Kearns“, in allen feudalen Spielklubs nur als Kearnie bekannt, wohnte ebenfalls auf den Heights. Sein Haus, White Chalet genannt, lag ganz oben. Die Kearns waren eine Eisenbahndynastie, und wenn bei ihnen etwas fraglich war, dann dies: ob die Dawsons mehr Geld hatten als die Kearns oder umgekehrt. Gemeinsam war beiden ein jahrelang trainierter Hochmut, über den es viele Witze gab. Sogar ein Gedicht, das mit den Worten „In Brooklyn on the heights“, begann und so endete: „… where the Dawsons speak only to the Kearns, and the Kearns speak only to God — wo die Dawsons nur mit den Kearns reden, und die Kearns nur noch mit Gott!“

Das waren die Briefpartner des unauffälligen Gentleman.

Für den nächsten Umschlag brauchte er das Telefonbuch von Long Island.

„Miß Judy Benjamin“ wohnte in Long Island City. Sie stammte aus keiner alten Familie. Ihre Eltern waren in Armut aus England eingewandert und ebenda — in Armut — gestorben. Sie selbst war jahrelang Howard Dawsons Sekretärin gewesen.

Vor ein paar Jahren war ihr der Sprung an die Börse geglückt. Wie sie es gemacht hatte, wußte keiner. Jedenfalls war ihr Bankkonto jetzt eine gesicherte Sache; sie galt als die eleganteste Frau der Stadt, und sie gab das nötige Kleingeld aus, um diesen verpflichtenden Ruf zu bewahren.

Die drei Umschläge waren jetzt geschrieben. Umständlich ordnete sie der unauffällige Gentleman. Pedantisch wie ein Buchhalter bei Durchsicht der Portokasse überprüfte er noch einmal alles, verbesserte gelegentlich auch den runden Schwung eines Buchstabens und schob dann in jeden Umschlag eine Karte.

Er stand auf, befeuchtete sich den Finger am Waschbecken und klebte die Umschläge zu. Dann frankierte er sie.

Übrig blieb ein Umschlag und eine Karte.

Die Adresse, die der Mann jetzt schreiben wollte, kannte er auswendig. Und mit seiner schwungvollen Schönschrift setzte er sie auf das Papier:

„Mister Joe Barry, Privatdetektiv, 234 Gun Hill Road, Bronx, New York City, N.Y.“ Mit dem Lineal zog er einen Strich unter das New York City. Dann frankierte und verklebte er auch diesen Umschlag.

Wieder sah er auf die Uhr. Rasch packte er alles zusammen, nahm seine Aktentasche und verließ den Raum. Er sah sich nicht um. Er würde nicht zurückkehren.

An der Ecke East 116. Straße — Park Avenue, warf er die Umschläge in einen Briefkasten.

Gleich darauf war der unauffällige Gentleman in der Menge verschwunden, die sich in Richtung Central Park bewegte, so unauffällig, wie ein Wasserfall im Regen.

Howard Dawson bekam den Brief am Nachmittag, als er gerade aus seinem Büro zurückkam. Der Brief lag unter einem ganzen Stapel Post, den der Geldmann flüchtig durchsah.

Dawson war ein gutaussehender Mann. Sein frisches Gesicht, das graue Haar und die ernsten blauen Augen erweckten den Eindruck absoluter Zuverlässigkeit. Und eben das war Dawsons beste Trumpfkarte in einem Handwerk, bei dem es nur eine einzige Zuverlässigkeit gab: Jeden bei jeder denkbaren Gelegenheit übers Ohr zu hauen. Dawson sah nicht danach aus, und das erleichterte ihm das Handwerk. Er war ein Halsabschneider im Maßanzug und mit Manieren.

Als er den Umschlag in die Hand nahm, suchte er gewohnheitsmäßig nach dem Absender. Ein Ausdruck des Zweifels ging über sein Gesicht, dann wurde er blaß.

Hastig riß er den Umschlag auf und holte die Karte heraus.

„Verdammt“, murmelte er tonlos. „Ein Witz, ein schlechter Witz!“

Ein paar. Minuten starrte er auf das Blatt, dann drückte er auf die Klingel. John, der Dienerchauffeur, erschien.

„John, wann ist das hier gekommen?“

„Vorhin, Sir, mit der Nachmittagspost.“

„Ja, natürlich. Sie können gehen.“

Ein Witz, dachte er nochmals. Aber er kannte keinen, der sich einen solchen schlechten Witz mit ihm erlauben würde. Es mußte etwas anderes dahinterstecken.

Eine Weile kramte er in seinem Schreibtisch, dann hatte er gefunden, was er suchte: ein dünnes Notizbuch. Das Buch war sein wichtigster Besitz, und deshalb bewahrte er es auch nicht im Safe auf, wo er nur Geld und wertlosen Kram hatte.

In dem Buch hatte er sich Notizen zu allen geschäftlichen Raubzügen gemacht. Wen er bestochen hatte, womit, die Adressen von Mitwissern, die Schwächen bekannter Zeitgenossen, belastendes Material, Telefonnummern und vor allem Adressen und Zahlen. Und jede Zahl bedeutete runde Dollars.

Nach einer Weile fand er, was er gesucht hatte. Er überlegte. Sein Gedächtnis war erstklassig. Ein Anstoß genügte, und alle Einzelheiten standen ihm wieder klar vor Augen. Ja, er wußte jetzt wieder, wie es gewesen war vor drei Jahren. Er wußte es, als wäre es gestern gewesen.

Er zog das Telefon heran und wählte die Nummer von Stearn Eliot Kearns. Kearnie war nicht zu Hause; er erreichte ihn schließlich im Golfklub. „Hier Dawson“, meldete er sich gewichtig.

„Du elender Halsabschneider, haben sie dich noch nicht ins Loch gesteckt?“ trompetete es aus dem Hörer. Kearnie war Sportsmann und versäumte keine Gelegenheit, es zu zeigen.

„Laß die Witze; es ist ernst“, knurrte Dawson.

„Allerdings ist es ernst. Ich wollte dir nur sagen, daß es ein blöder Witz ist, was du dir da geleistet hast.“

„Ich verstehe kein Wort …“

„Nun stell’ dich nicht so an, alter Geldscheffler. Ich hatte ein verflucht komisches Gefühl, als ich die Karte bekam, aber dann sagte ich mir: Dahinter kann nur der gute alte Dawson stecken. Der Bursche ist bekannt für seinen Unterweltshumor.“

„Was sagst du da?“ fragte Dawson entgeistert. „Du hast eine Karte bekommen?“

„Ja, mit der Nachmittagspost!“

„Halt dich an der Whiskyflasche fest, die neben dir steht; ich habe keinen Witz gemacht. Ich schwöre es dir. Ich habe selbst so eine Karte bekommen.“

„Du auch?“ fragte Kearnie ungläubig.

„Allerdings“, versicherte Dawson grimmig.

„Mann, das ist ein Witz. Allerdings der schäbigste Witz, der mir je begegnet ist, seit der alte Morgan mir an einem Tag fünfhunderttausend Dollar Kursgewinn kaputt machte. Hör mal, Alter, was steckt wohl dahinter?“

„Ich habe keine Ahnung. Deshalb rufe ich ja bei dir an.“

„Die Polizei? Zum Donnerwetter, Dawson, das Sprichwort sagt zwar ,Kearnie weiß alles‘, aber in dem Fall lügt es. Ich dachte, diese Geschichte sei längst begraben und tot.“

„Dachte ich auch.“

„Scheint aber nicht so zu sein.“

„Ganz recht.“

„Ganz recht“, äffte Kearnie ihn nach.

„Mehr fällt dir wohl nicht ein.“

„Ich möchte vor allem wissen, ob die Prinzessin auch so ein Ding bekommen hat.“

„Judy? Schwer zu sagen. Mit uns spricht sie ja nicht mehr. — Vielleicht hat sie uns sogar das Zeug geschickt. Für Silvesterscherze ist es ja ein bißchen spät, aber manche Leute haben eine lange Leitung und sind erst im April zu Scherzen aufgelegt.“

Dawson faßte einen Entschluß.

„Ich komme sofort zu dir ’rüber“, knurrte er. „Wir müssen sofort überlegen, was wir tun. Ich habe das Gefühl, daß wir jetzt Zusammenhalten müssen. Einigkeit tut not!“

Das war das Leitmotiv von Bill Dawson senior, Howards Vater, gewesen, und damit hatte er viel Erfolg gehabt. So bei den Holzfabriken vom Michigan. Er hatet sie solange geeinigt, bis alle ihm gehörten. Dawson junior hatte das Motiv übernommen.

Fünf Minuten später verließ sein Wagen die Garage und rauschte über den Shore Parkway zum Golfklub.

In der Gun Hill Road traf die Karte ebenfalls am Nachmittag ein. Aber der Adressat bekam sie erst ein paar Tage später. Joe Barry hatte den Privatdetektiv Joe Barry ins Archiv gelegt und war zu einem verdienten Skiurlaub in die Adirondacks gefahren. Er kam erst am Wochenende wieder, und da lag der Umschlag auf seinem Schreibtisch unter einem Stapel Post, säuberlich aufeinandergeschichtet von Milly, seiner Raumpflegerin.

Jo kümmerte sich auch nicht sofort darum. Er untersuchte seinen Kühlschrank, fand ihn leer und bediente kurz entschlossen das Telefon.

Er rief im Police Center an und ließ sich mit Lieutenant Antony Starr, dem Chef der Mordkommission Manhattan, verbinden. Als der Captain am Apparat war, verstellte Jo seine Stimme.

„Hier Gouverneur Rockefeller“, sagte er. „Captain, ich habe da einen dringenden Mordfall!“

„In Ordnung“, sagte Antony ungerührt. „Wer soll ermordet werden und wann?“

„Der Mord ist schon geschehen. Betrifft einen jungen Mastochsen, den man zu Steaks verarbeitet hat.“

„Ich kenne den Fall, Sir. Kommen Sie in die Kantine, Sir. In einer halben Stunde, Sir. Da finden Sie uns bei der Spurensicherung.“

Die New Yorker Polizei tat alles, um ihre Beamten bei Kräften zu halten. Es gab Experten, die in Honolulu und auf Hawaii, in Mexiko und in Kopenhagen gespeist hatten, und die darauf schworen, daß die Steaks des New Yorker Center die besten aller fünf Kontinente seien. Vom sechsten wußten sie es nicht so genau.

Jo begrüßte den Captain gut gelaunt. Die beiden waren Freunde seit der Zeit, da sie sich in Korea bei den Ledernakken die Hörner abgestoßen hatten.

Das Steak war zart, außen scharf gebraten und innen roh. Während Jo es zerlegte, ließ er sich von Antony erzählen, daß es nichts Neues gab.

„Muß die Frühjahrsmüdigkeit sein“, sagte der Captain. „Ich denke daran, eine Woche Urlaub einzureichen und auch in die Adirondacks zu fahren. Du könntest mitkommen. Nachurlaub soll gesünder sein als der eigentliche Urlaub.“

„Die Konjunktur scheint günstig zu sein“, gab Jo zu. „Ich war eine halbe Stunde in meiner Wohnung, und in dieser Zeit klingelte das Telefon kein einziges Mal. — Übrigens, habe ich die Post mitgebracht. Spielen wir Lotterie: Wenn nichts Wichtiges dabei ist, gehe ich auf deinen Vorschlag ein“, sagte Jo.

„Okay“, brummte Antony, steckte sich eine Zigarette an und sah zu, wie Walker die Umschläge aufriß und die Briefe rasch überflog.

„Ein Angebot nach Wilcox“, brummte Jo. „Eine trauernde, aber anständige Witwe vermißt ihre Diamanten und hat den Chauffeur in Verdacht.“

„Was für dich“, meinte Antony. „Kauf’ dir eine Lupe, durchsuche alles und berechne hundert Dollar täglich.“

„Ich tu’s nicht. Ich habe keine Angst vor dem Chauffeur …“

„… aber vor der Witwe!“

„Sie hat ihren Mann beerbt, schreibt sie. Das Geld sei mündelsicher angelegt, und sie könne auch kochen.“

„Das Richtige für dich, Jo!“

„Eher gehe ich freiwillig in eine Gemeinschaftszelle nach Scranton, wo nur ehemalige Kunden von mir sitzen.“

Jo machte weiter. Es war wirklich nichts Wichtiges dabei. Rechnungen, Versicherungen, auch einige Schecks, Reklamesendungen, ein paar Angebote — halt, da war etwas. Er hob einen teuren Büttenumschlag hoch und sah nach dem Absender.

„Orville O. Owes“, buchstabierte er. „Den Burschen kenne ich doch.“

Jo zog die Karte heraus und bewunderte den prächtigen Golddruck. Jeder Buchstabe war ein Kunstwerk und hatte überdies Materialwert. Der Text war kurz:

„Mr. Orville O. Owes gibt sich die Ehre, Mr. Joe Barry zu einer am Samstag, dem 23. März 1963, in seinem Haus ,Owes Castle‘ — Long Island, Bellmore, um neunzehn Uhr stattfindenden Party ergebenst einzuladen.“

Es folgte die Unterschrift: „Orville O. Owes.“

„Ziemlich viel Töne um einen schlichten Saufabend“, brummte Antony.

„Den Burschen kenne ich“, wiederholte Jo. „Jetzt fällt es mir ein. Er ist der Inhaber der O. O. O. Company, kurz Mister O. genannt. Ein ziemlich reicher Knopf. Vor fünf Jahren hat er südlich von Asbury Park weite Landstriche aufgekauft, sie erschlossen, Straßen, Läden, Kanalisation und Sportplätze gebaut und dann die Grundstücke zum sechsfachen Preis weiterverkauft.“

„Jetzt weiß ich Bescheid.“ Antony nickte. „Heute liegt dort eine Trabantenstadt mit sechszigtausend Einwohnern. Woher kennst du den Mann?“

„Ich habe mal für ihn gearbeitet. Das liegt schon ein paar Jahre zurück. Warte mal, es war genau im Dezember 1959. Damals waren Einbrecher bei ihm gewesen und hatten seinen Safe geplündert. Er hat die Burschen überrascht. Es kam zu einem Schußwechsel, und er wurde verletzt.“

„Hast du ihm das Geld wieder besorgen können?“

„Nein. Darum ging es auch nicht. Er glaubte, es handle sich um einen Mordanschlag auf ihn. Ich habe das untersucht, konnte aber nichts Derartiges feststellen.“

Jo versank in Nachdenken.

„Er war wie besessen von der Idee, jemand wolle ihn ermorden. Er bot mir viel Geld, wenn ich bei ihm als Leibwächter arbeiten würde. Ich bin natürlich nicht darauf eingegangen.“

Der Captain trank seinen Kaffee brühheiß.

„Als Leibgorilla würdest du ’ne prima Figur abgeben“, kicherte er. „Eine Woche Training und du hast den finsteren Blick ’raus.“

„Es war ein unsinniges Angebot“, brummte Jo. „Ich hätte etwas für den Mann tun können, wenn er nicht so zugeknöpft gewesen wäre. Er steckte damals in wilden Börsenspekulationen.“

„Nenne mir den Börsenmann, der keine Feinde hat.“

„Eben. Aber Mord gehört trotzdem nicht zu den Geschäftsmanieren der Wall Street. Daß der Einbruch damals nichts mit einem Mordversuch zu tun hatte, konnte ich Mister O. einwandfrei nachweisen. Alles andere war seine Sache. Er war aber so argwöhnisch, daß er mir keine Tips geben wollte. Well, das war keine Basis für eine Zusammenarbeit.“

Antony langweilte das Thema.

„Wie steht’s also mit einer Woche Nachurlaub in den Adirondacks? Ich glaube, ich schinde bei Brown eine Woche heraus. New York ist ruhig; wir lassen geordnete Verhältnisse zurück.“

Jo nickte.

„Wenn bei mir nichts dazwischenkommt …“

Aber der Tag verlief ruhig, das Telefon eingeschlossen. Jo hatte die Einladung von Mister O. halbwegs vergessen.

Am Nachmittag lag er auf der Couch in seinem Appartement und hörte neue Schallplatten. Gegen vier Uhr war Jo drauf und dran, Antony anzurufen und ihm zu sagen, daß er auf seinen Vorschlag einginge.

Das Telefon kam ihm zuvor.

Mißtrauisch starrte er auf den summenden Apparat, dann zog er ihn mit dem Fuß heran und langte sich den Hörer.

„Hallo?“

„Mr. Walker dort?“ Eine heisere, leicht asthmatische Stimme.

„Ja, hier ist der Meister persönlich.“

„Hier spricht Owes, Orville O. Owes. Haben Sie meine Einladung bekommen?“

Jo richtete sich auf.

„Ich habe sie bekommen, Mr. Owes. Tut mir leid, daß ich noch nicht darauf geantwortet habe. Ich bin erst heute früh vom Skiurlaub zurückgekommen und habe sie vorhin erst gefunden.“

„Schon gut. Kann ich mit Ihnen rechnen?“

„Well …“

„Sagen Sie nicht ab, Mr. Walker. Es liegt mir sehr viel daran, daß Sie kommen.“

Jo war drauf und dran, eine passende Antwort zu geben. Immer wieder kam es vor, daß er Einladungen von Leuten erhielt, die ihn umsonst für sich arbeiten lassen wollten. Es war die gleiche Sache wie mit dem Geigenvirtuosen, der eine Einladung zum Diner bekam — Smoking und kleine Violine bitte mitzubringen!

„Ich weiß, was Sie sagen wollen“, keuchte Mister O. „Sie kennen mich hoffentlich gut genug, um zu wissen, daß ich nicht die Gelegenheit nutzen werde, um zu schnorren.“

„Das spricht für Sie. Kommen viele Leute?“

„Ich glaube nicht. Erinnern Sie sich noch, wie es vor drei Jahren war, als ich Sie beauftragte, einen Einbruch bei mir aufzuklären?“

„Allerdings.“

„Ich äußerte damals den Verdacht, man wolle mich ermorden.“

„Und ich fand nichts, was Ihren Verdacht rechtfertigte.“

„Stimmt. Und trotzdem hatte ich damals recht.“

„Wie das?“

„Kommen. Sie heute abend, und ich werde es beweisen.“ Er hatte eingehängt

Beim alten St. Patrick, der Bursche hatte genau die richtige Platte abgespult, um ihn zu seiner Fete zu locken.

Jo entschloß sich, der Einladung Folge zu leisten.

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