Читать книгу Didaktik /Methodik Sozialer Arbeit - Johannes Schilling - Страница 7
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„Wer kein Ziel hat, braucht sich nicht zu wundern, dass er ganz woanders ankommt.“ (Mager 1994, 5)
Abb. 1: Haus des Lernens
Didaktik und Schule, das gehört zusammen. Lehren und Lernen in der Schule sind ohne Didaktik nicht möglich. Didaktik wird dabei als Wissenschaft vom Unterricht verstanden. Didaktik und Pädagogik sind zwei gleichrangige Disziplinen, sie haben ein gemeinsames Gegenstandsfeld, das sie aus unterschiedlichen Perspektiven angehen. Die Forschungen in der Schuldidaktik sind derart angewachsen, dass sie kaum noch zu überschauen sind. Kron z.B. zählt 46 Theorien und Modelle didaktischen Handelns auf, bei steigender Tendenz (Kron et al. 2014).
Anders ist es in der Sozialen Arbeit. Die Erkenntnisse der Schuldidaktik haben sich in der Sozialen Arbeit (scheinbar) noch nicht herumgesprochen. Obwohl seit der Gründung von Fachhochschulen das Fach Didaktik eingeführt wurde, gibt es bis 2020 keine allgemein anerkannte Didaktik Sozialer Arbeit.
vier Didaktik-Modelle
Da die Didaktik Sozialer Arbeit noch in den Anfängen steckt, die Schuldidaktik jedoch im Vergleich vielfältige Forschungen vorzuweisen hat, sollte man sich in der Sozialen Arbeit mit den Ergebnissen der Schuldidaktik auseinander setzen und herausfiltern, welche Ergebnisse für eine Didaktik Sozialer Arbeit brauchbar sein könnten.
offenes Modell
Der folgende Versuch zur Formulierung einer Didaktik Sozialer Arbeit nimmt deshalb die Schuldidaktik und Allgemeine Didaktik als Grundlage und wägt ab, welche Strukturelemente für eine Didaktik Sozialer Arbeit von Bedeutung sein könnten. Einschränkend muss jedoch gesagt werden: Es handelt sich um einen Entwurf mit drei Besonderheiten: Es ist ein vorläufiges, offenes Lehr-Lern-Spiral-Modell, das LeserInnen zur Mit- und Weiterarbeit anregen will. Unter einem Modell verstehe ich eine Art Vorform einer Theorie, die durch eine gewisse Unabgeschlossenheit und Offenheit gekennzeichnet ist.
Das folgende Modell beruht vor allem auf vier Theorieansätzen: bildungstheoretische Didaktik (Klafki), lerntheoretische bzw. lehrtheoretische Didaktik (Heimann/Schulz), konstruktivistische Anregungen zur Didaktik (Reich, Lindemann) und Neurodidaktik (Herrmann, Roth u.a.).
Allerdings werde ich mich nicht nur an diese Didaktik-Modelle anlehnen, sondern auch von anderen Didaktikansätzen Elemente übernehmen, wenn sie für eine Didaktik Sozialer Arbeit nützliche Aspekte aufweisen.
Arbeitsbuch
Das Buch ist als Arbeitsbuch geschrieben, d.h., LeserInnen werden eingeladen mitzuarbeiten. Ich gehe davon aus, dass sie zu den einzelnen Themen viele eigene Gedanken haben, die sie unbedingt beim Lesen dieses Buches einbringen sollten. Am Schluss jedes Kapitels sind Lernfragen formuliert, an denen LeserInnen ihr Wissen überprüfen können. Die im Buch enthaltenen Lernfragen mit dazugehörigen Antworten gibt es zudem als Online-Material, das unter www.utb.de und www.reinhardt-verlag.de zum Download zur Verfügung steht. Die Hinweise zur „weiterführenden Literatur“ sollen Möglichkeiten zur Weiterbildung eröffnen.
Das Buch ist für StudentInnen und PraktikerInnen geschrieben. Es soll sie befähigen, das Gelesene in die Tat umzusetzen, sie sollen die Notwendigkeit erkennen, selbst praktische Übungen durchzuführen, und versuchen, ein Konzept zu erstellen nach dem Grundsatz: Lernen durch Handeln.
Gegenüber älteren Auflagen dieses Buches möchte ich auf Folgendes hinweisen:
■Das Buch hat in der 7. Auflage ein neues Titelbild bekommen. Es soll andeuten: In der Sozialen Arbeit tätige Personen sind Reisebegleiter in vielen sehr unterschiedlichen Rollen (z.B. Unterhalter, Motivator, Mediator, Helfer, Unterstützer, Berater, Begleiter, Kritiker etc.) Das Titelbild soll auch den Bezug zu einem der anderen Bücher des Autors (Schilling/Klus: Soziale Arbeit) herstellen. Beide Bücher verstehen sich als eine Einheit. „Soziale Arbeit“ legt allgemeine Grundlagen und „Didaktik“ bietet Hilfen für die Praxis Sozialer Arbeit.
■Ich erhebe nicht den Anspruch, dass ich hier eine Theorie der Didaktik Sozialer Arbeit entwerfe. Vielmehr verstehe ich diesen Versuch als ein offenes, vorläufiges Modell. Auch wenn ich im Folgenden häufig nur von Didaktik oder Didaktik Sozialer Arbeit (verkürzt) spreche, ist damit stets Didaktik-Modell Sozialer Arbeit gemeint.
■Das Problem, wie ich die in der Sozialen Arbeit tätigen Personen nennen soll, habe ich eigentlich gar nicht gelöst, sondern spreche von PädagogIn, SozialarbeiterIn, SozialpädagogIn, Lehrende/Lehrender, LernhelferIn, ErzieherIn etc. Gemeint sind damit alle in der Sozialen Arbeit tätigen Personen, welchen beruflichen Titel sie auch immer besitzen.
■Den Inhalt des Buches habe ich in zwei Teile untergliedert (eigentlich sind es drei Teile). Im ersten Teil kläre ich wichtige Begriffe wie Wissenschaft, Theorie, Modell und beziehe diese auf die Frage: Was davon trifft auf eine Didaktik Sozialer Arbeit zu? Im zweiten Teil entwerfe ich einzelne Schritte eines Modells Didaktik Sozialer Arbeit.
■Musterbeispiele für eine Konzepterstellung finden LeserInnen im dritten Teil dieses Buchs, dem Online-Material. Sie können die Musterbeispiele ebenso wie die Lernfragen online unter www.utb.de oder www.reinhardt-verlag.de nachlesen bzw. studieren.
■LeserInnen können beliebig bei einem dieser drei Teile mit dem Studium anfangen. Wen eher die Praxis- und Musterbeispiele interessieren, schaut sich diese im 3. Online-Teil an. Andere beginnen vielleicht mit dem 2. Teil und informieren sich über die einzelnen Arbeitsschritte einer Didaktik Sozialer Arbeit. Ich hoffe natürlich im Stillen, dass auch der 1. Teil gelesen wird. Wichtig sind auf jeden Fall alle drei Teile, aber welche Teile LeserInnen auswählen, bleibt ihnen überlassen.
■Das didaktische Modell Sozialer Arbeit ist unvollständig. Alle möglichen Aspekte können hier nicht berücksichtigt werden. Ich habe folgendes Problem: Diese Didaktik erhebt den Anspruch, praxisbezogen zu sein. Würde ich alle sicher wichtigen Aspekte, die PraktikerInnen vorschweben, berücksichtigen, wäre das Didaktik-Modell nicht mehr praxistauglich. Vor lauter Reflektieren und Berücksichtigen von Aspekten kämen sie nicht mehr zum Handeln. Also habe ich einige wenige Aspekte beispielhaft ausgewählt. PraktikerInnen müssen selbst entscheiden, welche Aspekte für sie wichtig sind, welche fehlen und ergänzt oder ersetzt werden sollten. Manchmal ist weniger mehr. Ich habe eine Auswahl getroffen, Gleiches steht PraktikerInnen natürlich auch zu.
■Im ersten Teil habe ich zwei neuere Theorieansätze von Didaktik ausgewählt und ihre Relevanz für eine Didaktik Sozialer Arbeit dargestellt. Selbstverständlich hätte ich von den etwa 46 Theorieansätzen auch andere auswählen können. Auch hier gilt, was ich zuvor gesagt habe: Niemand muss meiner Entscheidung folgen, sondern hat selbstverständlich jede Freiheit, sich an anderen Theorieansätzen zu orientieren.
■Das Buch hat den Charakter eines Lehrbuches. LeserInnen werden zum Mitdenken und Mitarbeiten eingeladen. Dafür werden im Text häufig Reflexionsfragen gestellt. Auch durch Lernfragen am Ende eines jeden Kapitels können sie ihr Wissen überprüfen. Gleiches gilt auch für die Musterbeispiele, die LeserInnen als Online-Material zur Verfügung stehen.
■Am Ende eines jeden Kapitels wird der Bezug des Themas zum Gesamten in Kernaussagen und in einem Schaubild zusammengefasst. Dieses wird in jedem weiteren Kapitel durch das neue Thema ergänzt, so dass die Graphik im letzten Kapitel insgesamt zeigt, wie die einzelnen Themen und Teile im Zusammenhang stehen und gesehen werden müssen. Für das Schaubild wähle ich die Vorlage eines Hauses. Viele Autoren bezeichnen die Schule bereits als „Haus des Lernens“. Diesem Bild möchte ich mich anschließen und zwar aus zwei Gründen: Erstens steht im Zentrum aller Tätigkeiten Sozialer Arbeit das Lernen. Zweitens geht es immer mehr darum, dass Schule und Soziale Arbeit zusammenarbeiten. Daher passt die gemeinsame Umschreibung „Haus des Lernens“. Des Weiteren werde ich nicht mehr von didaktischen Elementen, sondern entsprechend dem Bild vom „Haus des Lernens“ von didaktischen Bausteinen sprechen.
Einige Textstellen sind mit Zeichen/Symbolen versehen, die einer schnelleren Orientierung dienen sollen. Hier ihre Bedeutung:
Bei diesem Zeichen werden Reflexionsfragen formuliert, die Leser-Innen zunächst für sich beantworten sollen. | |
Wichtige Inhalte sollen leicht zu erkennen sein. Sie sind eingerahmt und durch dieses Zeichen markiert (Merksatz). | |
Definitionen wichtiger Begriffe sind gekennzeichnet. | |
Das Zeichen für Praxis weist auf Fallbeispiele aus der praktischen Arbeit hin. | |
Hier werden Lernfragen gestellt. Anhand dieser können LeserInnen ihren Wissensstand überprüfen. | |
Am Schluss eines Kapitels wird weiterführende Literatur angegeben. | |
Lernfragen und Antworten sowie Musterbeispiele aus der Praxis stehen als Online-Zusatzmaterial unter www.reinhardt-verlag.de und www.utb-Shop.de zur Verfügung. |
Es freut mich, dass das Thema dieses Buches, das nun in der 8. Auflage erscheint, immer noch aktuell ist, und ich wünsche allen LeserInnen viel Freude beim Lesen und hoffe, dass jeder in diesem Buch Anregungen für das Arbeiten in sozialen Berufsfeldern findet.
Donaueschingen 2020
Johannes Schilling