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Deutsche Waldfreiheit.

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Die Volkswälder Wilhelm Heinrich Riehls



Das Denkmal am Niederwald.

1877–1883 von Johannes Schilling zur Erinnerung an die Neugründung des Deutschen Reiches 1871 errichtet. Farblithographie, um 1890.

„Werden wir endlich von unseren Eichenwäldern

den rechten Gebrauch machen,

nemlich zu Barrikaden

für die Befreyung der Welt?“

(Heinrich Heine 1840)1

Wilhelm Heinrich Riehl (1823–1897) war einer der einflussreichsten Publizisten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.2 Der Arndt-Schüler verfasste als viel schreibender „Erfolgsautor“3 neben fast 750 Zeitungsartikeln und etwa 50 Novellen ein knappes Dutzend wissenschaftlicher Werke. Die Leser- und Hörerschaft des Journalisten und späteren Münchner Professors für Kulturgeschichte bestand weit weniger aus den – oft kritischen – akademischen Kollegen als aus dem wachsenden Bildungsbürgertum der Zeit. Vor allem einige seiner volkskundlichen Texte erreichten zu Lebzeiten „Bestsellerauflagen“4 als mehrfach wiederveröffentlichte Standardwerke. Seine „zweckgebundene Publizistik“5 war wesentlich an den gelehrten Bestrebungen beteiligt, in Abgrenzung zu den europäischen Konkurrenznationen einen spezifisch deutschen Kollektivcharakter zu postulieren. Riehls populäre Werke sollten noch über seinen Tod hinaus während des späten Kaiserreiches, der Weimarer Republik und der Jahre der NS-Herrschaft eine „eminente Wirkungsgeschichte“6 entfalten.

Das Denkbild des deutschen Waldes nahm in Riehls Werk eine äußerst wichtige Rolle ein als Verkörperung organischer Stabilität und kollektiver Identität. Gleichwohl widmete die Sekundärliteratur dieser spezifischen Fragestellung bisher so gut wie keine Aufmerksamkeit.7 Daher stützt sich die folgende Darstellung überwiegend auf die Primärquellen, vor allem das vierbändige Sammelwerk Naturgeschichte des Volkes. Nach einem Abriss der grundlegenden Ansichten Riehls zu Politik und Nation folgt die Darstellung seiner klimatheoretisch fundierten Vorstellungen von Natur und Landschaft. Im Fortgang wird der konstatierte Zusammenhang von Land und Leuten anhand naturbasierter Nationalstereotype der Deutschen, Engländer und Franzosen erörtert. Die daran anschließenden Ausführungen thematisieren den behaupteten Einfluss des Waldes als Jungbrunnen und Kraftquelle des Volkes auf den Charakter deutscher Landschaft und Kultur. Danach erfolgt ein Abgleich von Riehls novellistischen und autobiographischen Schriften mit seinen wissenschaftlichen Werken, um übereinstimmende waldbezogene Denkmuster aufzuzeigen. Zuletzt gilt es vor allem am Beispiel der Revolution von 1848/1849 zu analysieren, wie Riehl die politischen Grundwerte der Hierarchie, Stabilität und Tradition mit dem silvanen Idealbild zu verknüpfen bestrebt war.

Der deutsche Wald

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