Читать книгу Chaotika - John Aysa - Страница 4
Kapitel 01
ОглавлениеEine weibliche Stimme rief nach ihm.
»Miscatonic Hindin.«
Er schlug die Augen auf und starrte auf kirschrote Lippen. Feucht glänzend, unmittelbar vor seinem Gesicht waren sie, leicht geöffnet, erwartungsvoll und ... wie, was? Wieso hockte da ...?
Es dauerte ein paar Momente der Orientierungslosigkeit, bis Mischka den Irrtum erkannte. Diese Lippen gehörten zu einem Mund.
Das war ihm augenblicklich vor sich selbst peinlich.
Endlich klärte sich sein Blick, und er war in der Lage, richtig zu fokussieren. Eindeutig eine kirschrote Schnute. Welch Erleichterung.
Er war desorientiert, ohne Idee, was los war. War er nicht vorhin mitten in einer Schießerei weggepennt?
Jetzt, wieder bei Sinnen, verspürte er mörderische Kopfschmerzen. Ihm war beschissen zumute. Das Zeitgefühl war durcheinander. Es verlangte ihn danach, die Augen zu schließen und Grimassen zu schneiden. Er gewann den Eindruck, sich schon seit einiger Zeit hier zu befinden - wo auch immer das war.
La-la-land, Träume von rosa Hüpfzwirblern, die eine blütenblaue Luftrutsche hinunter in den Archipel des großkopfigen Eierbechers nahmen, um zusammen mit fraktalen Wundertüten Vanillekoks zu mampfen.
Eingeschlafen, sehr witzig.
Er war angeschossen worden, als Unbeteiligter. In eine derart dämliche Situation war er nicht mehr geraten, seit Fanny ... egal. Dieses Kapitel lag verdammt lang zurück und war in den dunklen, feucht-moosigen Schluchten des Vergessens abgelagert.
Konzentration und Wiederherstellung.
Er hatte den 1700er bewundert. Der Unbekannte war ausgestiegen, der Zug abgefahren, und da hatten noch drei Kerle gestanden.
Alle Ingredienzien für einen klassischen, altmodischen Showdown. Die Pistole des Fremden hatte überaus merkwürdige Geräusche von sich gegeben, es war laut geworden, er hatte einen Treffer kassiert.
Eigentlich, so diktierte die Logik, sollte er jetzt blutend auf dem Bahnsteig liegen, Schmerzen haben und darauf warten, dass irgendein Tierarzt/Hausarzt/Hobbymediziner an ihm herumdokterte.
Genau das war nicht der Fall, so viel war gewiss. Seine Sinneseindrücke vermittelten ihm eine andere Realität.
Mischka versuchte, einen Blick auf das Gesicht jenseits der Lippen zu erhaschen. Was war das für ein merkwürdiger Farbton, kirschrot?
Sexy? Absolut. Gefährlich? Unbedingt. Was wiederum zur Folgefrage führte: Weshalb schminkten Frauen sich mit derart giftigen Farben?
Wahrscheinlich war er verwirrt, vielleicht ein Trottel. Auf jeden Fall bar jeglicher Idee und Orientierung. Ein nicht unvertrauter Zustand. Einer der Gründe, warum er dort lebte, wo er es tat.
Mischka öffnete den Mund, bekam keinen Laut über die Lippen. Gaumen und Rachen staubtrocken wie seine Heimat. Der Geschmack schrecklich, geradezu grauenhaft. Der Atem roch sicher übel, wie etwas, das sein nächster Nachbar, der einen halben Tagesmarsch von ihm entfernt wohnte, vorigen Herbst in seiner Sickergrube gefunden hatte.
Meine Güte, wie unangenehm.
Innerhalb von Augenblicken zwei beträchtliche Peinlichkeiten verbrochen. In einer ihm unbekannten Statistik gewiss ein Rekord.
Die Frau musterte ihn intensiv und durchdringend, wurde nicht ohnmächtig und schien mit ihm zufrieden. Sie griff mit einer Hand außer Sichtweite.
Momente darauf hielt sie ihm einen Becher unter die Nase und flößte ihm eine Flüssigkeit ein, die nach gesundem Tee schmeckte und entsprechend roch.
Gegen schlechten Atem vermochte das Gebräu nicht viel auszurichten, es gesellte sich eher hinzu, um eine Party zu feiern. Die Miscatonic-Maul-Feier!
Immerhin wurde er sich nach und nach seiner Lage bewusst. Er hatte Schmerzen, was ein gutes Zeichen war, bedeutete es doch, dass er am Leben war. Tote kannten weder Beschwerden noch trugen sie Karos.
Er lag in einem Bett. Über sich, hinter den Kirschlippen und dem dazugehörigen Gesicht, konnte er ein Stück Decke erkennen. Weiß. Wände in der Farbe von Eierschalen. Freilandeierschalen, von Kaldon Harz, dem störrischen, mürrischen und genialen Farmer südlich von Sweetwater. Was der Mann der trockenen Erde abzuringen imstande war, einfach unglaublich. Seine Tiere lieferten das beste Fleisch im gesamten Bezirk, seine Feldfrüchte ließen Nahrung zum Genussmittel werden.
Mischka tat einen bewussten Atemzug. Ah - diese Melange, vage vertraut, eine Ewigkeit nicht mehr gerochen und trotzdem unvergessen. Ein eindeutiger Geruch.
Ein Klinikum.
Das war überaus interessant. Vom Bahnsteig in Sweetwater aus gesehen war das nächstgelegene Krankenhaus in Central City zu finden, eine beträchtliche Distanz. Was wiederum die Fragen nach dem wer, wann, wie, warum zum Vorschein brachte.
Es gab einen halbwegs fähigen Arzt in seinem Heimkatkaff, einen Generalmediziner, der sich auf die Behandlung von Menschen und zahlreiche Tiere verstand. Er machte seine Sache recht ordentlich, solange man sich keine komplizierte Krankheit einfing.
Apropos Viecher. Was war das für eine Geschichte mit den Pferden? Ein Witz unter Eingeweihten? Das waren doch sogenannte Klepper, diese unterarmlangen, merkwürdigen Raupentiere mit den haarigen Antennen, die in der Erde lebten und Verputz von Hausmauern nagten. Was fing man mit solchen Biestern an?
Er erhaschte eine Bewegung und fokussierte den Blick in den Vordergrund. Zeit, die wirren Gedanken für Augenblicke allein zu lassen und sich der Realität des Hier und Jetzt zu widmen.
Die Lippen entfernten, das Blickfeld weitete sich. Er erfasste ein Gesicht. Ein weibliches Antlitz von bemerkenswerter Schönheit. Ein blasser Teint, umrahmt von schwarzem Haar. Sah er tatsächlich einen glänzenden Ring in ihrem linken Nasenflügel?
Uh. Mit der Zunge darüberlecken.
Aus.
Die Erscheinung wich noch ein Stück zurück und er erkannte auf der streng geschnittenen, weißen Bluse ein ihm vertrautes Logo. Jeder Bewohner dieses Kontinents kannte das Symbol.
Wie gesagt, das Krankenhaus in Central City. Schlussfolgerung: Die Schöne war eine Krankenschwester ... mit atemberaubenden Brüsten. Herrje. Die Dinger muteten geradezu grotesk an, waren unmöglich natürlichen Ursprungs.
Es war ein Leichtes, den Körper umzubauen, wie es beliebte, aber warum wollte jemand so bizarr aussehen? Angeblich war man in der Lage, das Hirn in einen Roboter einzupflanzen. Wenn die riesigen Möpse Ersatzhirne darstellten, war die Schwester eine Intelligenzbestie.
»Hallo, Miscatonic Hindin«, sagte sie mit angenehmer Stimme, die ein Prickeln über die Wirbelsäule wandern ließ. »Freut mich, dass Sie aufgewacht sind.«
»Hi«, krächzte er und erschrak darüber, wie er sich anhörte. Als hätte er seit Jahren nicht mehr gesprochen. Er sprach wie ein Toter, der auf seine endgültige Abfertigung wartete.
Gruselig, eine weitere Peinlichkeit.
»Das Rätsel aus dem Outback ist bei Sinnen. Das wird einige Menschen freuen. Andere vielleicht weniger. Wir werden sehen. Nun, Miscatonic Hindin, ich bin Circe DeBeer, Ihre persönliche Pflegerin.«
»Mischka«, keuchte er. »Leute, die ich mag, dürfen mich Mischka nennen.« Und natürlich Frauen mit derartigem Vorbau, bei denen ich im ersten Moment Schritt und Gesicht verwechselt habe.
Eine eigene Krankenschwester?
»Das freut mich. Immerhin kennen wir uns inzwischen näher.«
»Ich bin total ahnungslos. Tut mir wirklich sehr leid, Circe.« Das tat es.
»Ach, halb so wild. Dafür bist du mir doppelt so vertraut«, antwortete sie fröhlich. »Schließlich habe ich dich all die Zeit über gesäubert, mich um deine Schläuche gekümmert und deinen Nachttopf entleert.«
»Nachttopf? Gewaschen? Was? Überall?«, ächzte er.
Nachtgeschirr? Was meinte sie damit? Warum sah sie so unverschämt amüsiert drein? Wie war das nochmal mit dem Rekord an Peinlichkeiten? So, wie es aussah, brach er gerade stellare Bestmarken.
»Klar. Niemand mag müffelnde Patienten, und Männer stinken schnell. Du kannst dir nicht vorstellen, was sich unter der Vorhaut für Käse ansammelt. Zum Glück bist du beschnitten. Das hat meine Arbeit beträchtlich erleichtert, glaub mir.«
Nachttopf?
Beschnitten?
Derart geniert wie in den letzten Minuten hatte er sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht. Welch ein unangenehmes Gefühl. Zuletzt war er in solche Verlegenheit geraten, als Katinka mit einem ... naja, möglichst nicht daran denken. Das war noch heute eine hochnotpeinliche Sache und verblieb besser in den kühlen Schatten der Never-ever-Schluchten.
»Seit wann bin ich hier?«
Nicht die originellste aller Fragen, aber brauchbar, um das Thema zu wechseln. Die Krankenschwester durchschaute die Taktik sofort. Sie zwinkerte ihm erheitert zu.
Natürlich, dachte er mürrisch, ich bin nicht der Erste, der sich mit einem solchen Manöver vor ihrer brutalen Direktheit zu retten versucht.
Mischka fand sogar diesen Gedanken peinlich. Was gäbe er nicht für ein rettendes Koma und eine Reise in der Zeit, um das Erwachen neu beginnen zu können.
»Zwei Wochen«, gab sie zur Antwort und beugte sich verschwörerisch zu ihm herab, als sie den fassungslosen Blick sah.
Diese Brüste. Wie konnte sie mit den Dingern das Gleichgewicht halten? Weshalb war sie in der Lage zu atmen? Bekam sie nicht nach wenigen Stunden mörderische Rückenschmerzen? Musste sie im Sitzen schlafen, um nicht zu ersticken? Seit wann war er derart auf Titten fixiert? Was war im Narkosemittel gewesen und warum war er so ... hmpf, geil?
»Unter uns, Mischka. Deine Schussverletzung war eine echt beschissene Angelegenheit. Ein Ausnahmetreffer, der eine Ausnahmebehandlung benötigte. Der Hufschmied, der als Erster an dir herumgepfuscht hat, war komplett überfordert. Er hat sogar noch den einen oder anderen zusätzlichen Schaden verursacht. Da die Neuzüchtung eines Atemorgans ein paar Tage dauert, sahen wir uns gezwungen, dich stillzulegen, bis alle Umstände für eine Operation optimal waren.«
Eine Lunge gezüchtet?
»Äh?« Das musste er ebenso verdauen wie ihr begeistertes Nicken. Schön zu sehen, wie viel Freude ein inneres Organ bei anderen Leuten auszulösen imstande war. Gekröse-Glück.
»Genau«, stimmte sie ihm zu. »Eine Hochleistungslunge aus flexiblen Verbundstoffkomponenten. Schicht für Schicht auf unzerstörbarem Netzgewebe gewachsen. Eine tolle Sache. Damit läufst du niemals wieder Gefahr, zu ersticken oder zu ertrinken.«
»Großartig«, ächzte Mischka. Ersaufen im Outback? Er fühlte sich von der Fülle der Nachrichten, nein, mehr von der Art der Mitteilungen, erschlagen, niedergeprügelt. Ein bisschen Ruhe zum Nachdenken und Verdauen dieser Neuigkeiten hätte ihm gefallen.
All diese Informationen kamen unerwartet und direkt nach dem Aufwachen, prasselten auf sein wehrloses Gehirn ein und verwirrten es.
Aber da war noch ein anderes, vordringliches Problem, das er zur Sprache bringen musste.
»So eine Züchtung kostet eine Menge Flocken, nicht wahr?«
»Verflucht viel Geld«, bestätigte sie.
»Wieso wurde mir dann diese Lunge eingepflanzt?«
»Du hast dafür bezahlt.«
»Echt?«
»Ja.«
»Und wie?«
»Mit dem Schotter, den du bei dir hattest.«
»Von welchem Geld sprichst du?«
»Du erinnerst dich nicht?«
»Sonst müsste ich nicht nachfragen, oder?«
»Stimmt. Du bist stolzer Eigentümer des prallst gefüllten Krankenkontos plus Extraversicherung, das ich jemals gesehen habe.«
»Aha.«
Tatsächlich? Über sowas verfügte er? Daran erinnerte er sich nicht. Ein immenser Kontostand? Auch das war unwahrscheinlich.
Er kannte seine Liste der demnächst vorgesehenen Anschaffungen, die getätigt werden sollten, wenn mehr Geld zur Verfügung stand. Diese Aufstellung war lang.
Komisch, wie das Gedächtnis funktionierte. Warum hatte er diesen Wunschzettel in Gedanken präsent, nicht aber sein Krankenkonto?
Kompletter Unfug. Alles.
»Du hast echt null Ahnung, was?« Sie betrachtete ihn mit einem schwer zu deutenden Blick, der angefangen von Mitleid bis hin zur berechnenden Neugierde allerlei bedeuten konnte.
»Leider nein.«
»Das spielt keine Rolle. Zeitlich begrenzte, partielle Amnesie ist nach einem traumatischen Erlebnis nicht ungewöhnlich. Du wirst dich bald erinnern. Sollte es anders kommen, werde ich dir beistehen.«
»Weshalb?«
»Weil dein Konto es so vorsieht.«
Aha. Es war schrecklich unschön, so beschämend unwissend zu sein.
Sie stand auf, ging um das Bett herum. Er widmete seine gesamte Aufmerksamkeit dem perfekten Schwung ihrer Hüften. Atemberaubend. Die Natur war ungerecht. Da gab es so wunderschöne weibliche Geschöpfe wie Circe DeBeer und dann waren da ... männliche Menschen.
Grämen half nicht das Geringste. So lagen die Dinge, und Mann blieb als Trostpreis nur der Vorteil des Augenschmauses.
Nicht viel, aber es musste reichen.
Sie kramte in einem Spind, von dem er annahm, das er ihm gehörte. Mehr nebenher als bewusst bemerkte er, dass er der einzige Patient im Zimmer war.
Er nahm das Plastikkärtchen entgegen, das Circe ihm reichte – sie hatte schlanke Finger und bunt lackierte Nägel, was ihm bei einer Krankenschwester durchaus bemerkenswert erschien – und studierte das Teil.
Mischka war überzeugt davon, noch nie so eine Karte in Händen gehalten zu haben. Andererseits erinnerte er sich nicht daran, auch nur die Standardkarte zu besitzen.
Entweder diese merkwürdige partielle Amnesie stellte wirklich seltsame Dinge mit den höchsteigenen Erinnerungen an oder er war das ahnungslose Opfer einer weitreichenden Verschwörung.
In keinem Fall konnte es von Schaden sein, sich diesbezüglich zu informieren.
»Gehört Paranoia zu den Begleiterscheinungen meines Zustands?«, fragte er Circe.
Sie runzelte die Stirn.
»Das kommt gelegentlich vor. Wieso?«
»Ach, nur so«, wiegelte er ab. »Reine Neugierde. Damit ich weiß, was los ist, wenn mir die Dinge komisch vorkommen.«
»Hm. Sag mir Bescheid, sollte es so weit kommen. Fällt dir was zu der Karte ein?«
»Kein Glück.«
»Einen Versuch war es wert.« Sie nahm ihm das Teil aus der Hand und verstaute es.
»Wie viel befindet sich da drauf, weißt du das?«
»Ja, das kann ich dir sagen. Mit dem Geld könnte man dein Gehirn nehmen und in einen Körper aus allerfeinsten Legierungen stecken, um einen unzerstörbaren Cyborg aus dir zu kreieren. Auch ein Doppelgänger wäre locker machbar. Dazu noch ein Klon mit dem einen und anderem Extra. Wie gesagt, ich bin nie zuvor jemandem mit einem derartigen Krankenkonto begegnet.«
»Ehrlich?«
»Absolut.« Sie beugte sich zu ihm vor. »Unter uns, Mischka. Ich kann mir nicht vorstellen, wie du auf legale Weise an so viel Moos gekommen bist. Oder warum du es ausgerechnet auf deine Krankenversicherung hast gutschreiben lassen.«
Sie zuckte mit den Schultern, und aus irgendeinem Grund fand er diese Geste der Beiläufigkeit beunruhigend.
»Die Summe spielt in einer Liga, in der nur eine begrenzte Anzahl Meschen auf dieser Welt beheimatet ist. Das Konto ist neu. Transferiere das Geld woanders hin. Irgendwann wird auch das träge Krankensystem darauf aufmerksam. Du kannst dir eine Menge Ärger einhandeln.«
Er starrte sie schockiert an.
»Meinst du?«
»Absolut. Ich erteile einem Kumpan niemals schlechte Ratschläge.«
Sie waren befreundet? Oder war das leichthin dahergesagt, weil sie ihm beim Kacken geholfen hatte? War sie auf die Kröten scharf? Er kannte sich nicht aus.
Hilfe!
»Hast du viele Freunde?«
Offensichtlich sah er verwirrt drein, denn sie schüttelte bedächtig den Kopf, grinste und wich seiner Frage aus.
»Das ist ein Vorschlag, Mischka. Mehr nicht. Was du letztendlich mit dem Geld anstellst, ist ganz allein deine Sache.«
Er roch ihren Atem, ihr Parfum, den Duft ihrer Haut. Er fühlte den Druck ihrer Brüste, als sie ihm einen sachten Kuss auf die Wange gab.
Ohne Zutun bekam er eine Erektion. Es war unmöglich, dass sie das nicht spürte. Hallo Peinlichkeit, bleib gleich, geh nicht weg, du wirst ohnehin alle Augenblicke herbeizitiert. Setz dich, mach es dir gemütlich, was kann ich dir zu trinken anbieten?
»Du verbringst ein paar Tage in der Stadt. Geh auf eine Bank, lass das Krankenkonto in normale Dimensionen zurückstufen. Verteile das Geld auf mehrere Konten. Dann fällt es nicht auf. Sei großzügig zu dir.« Sie nickte ihm eindringlich zu.
Sie benahm sich, als wäre der Zaster seiner, als gäbe es keinen Zweifel daran. Aber das passte nicht zu dem, was er über sich wusste.
Beunruhigend.
In ihren Worten lag allerdings auch ein aufschlussreicher Hinweis verborgen.
»Ich bleibe in der Stadt?«
»Ja. Mehr kann ich dir nicht sagen. Ich habe mich ohnehin verplappert. Den ... Gentleman, der ein paar Fragen an dich richten will, möchte ich ungern verärgern.«
Sie sah dabei aber weder verärgert noch unglücklich aus, streifte beim Aufrichten mit der Hand über den steifen Schwanz. Ob Absicht oder Zufall, unmöglich festzustellen. Mischka war unfähig zu unterbinden, was daraufhin passierte.
Ihm ging einer ab. Mit Wucht.
»Wir sehen uns«, winkte Circe und verschwand aus dem Zimmer. Er blieb verwirrt zurück, starrte auf die Tür, atmete die verblassenden Spuren ihres Dufts ein, während der trocknende Samen den Zebedäus am Krankenhauskittel anklebte.
Sein Atem war die gesamte Zeit über nicht schneller gegangen. Die frisch eingepflanzte Lunge schien tadellos zu funktionieren.