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Die Frage aller Fragen....

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Es begann schon bei den ersten entarteten Affen, als diese anfingen zu denken.

In allem, was ihnen unheimlich, gewaltig, oder nicht deutbar erschien, sahen sie etwas, was sie fürchten mussten.

Damals dachte noch keiner an ein so komplexes Wesen wie Gott - man hatte noch andere Namen dafür: Dämonen, böse, oder gute Geister, je nachdem, ob diese ihnen zu Jagdglück, oder zu einer Verletzung verholfen hatten.

Sie suchten sie auf einem hohen Berg, einem großen Tier, oder dem Blitz, dem Feuer.

Auf manchen ihrer Höhlenmalereien haben sie ihre Wesen - die sie später Götter nannten - verewigt.

Wollten sie diese gnädig stimmen, so brachten sie ihnen Opfer dar.

Bald erkannten die ersten besonders Schlauen, dass es ein einträgliches Geschäft sei - und nebenbei auch noch ein hohes Ansehen brachte - wenn man behauptete, man könne mit den Geistern reden.

Sie sprachen zu ihnen durch den Wurf von Knochenstückchen oder Steinen, oder den Eingeweiden von Tieren - Kaffeesatz gab es damals noch nicht.

Ihr Einfallsreichtum war groß und wird selbst heute noch von ihren Nachfahren angewendet.

Die Kaste der Schamanen, Geisterbeschwörer und Priester war geboren.

Sie bestimmten von nun an, wie die Götter aussahen, wie sie zu besänftigen waren, und was sie von den Menschen verlangten.

In der Regel war dies sehr viel und hat die Mittler zwischen den Göttern und den Menschen wohlhabend und den Rest meistens arm gemacht.

Dieser Handel endete nicht etwa mit der Steinzeit, sondern wurde von den „großen, modernen Religionen“ noch bis zum Ende des Mittelalters praktiziert – von einigen sogar noch heute!

Auf jeden Fall können wir aus der Hinterlassenschaft unserer Vorfahren annehmen, dass man schon in den ersten Anfängen der Menschheit an höhere Wesen geglaubt hat.

Begeben wir uns einmal auf die Reise durch unsere Geschichte und wie man sich das Übernatürliche vorgestellt hat.

Wie schon gesagt, waren die ersten Anfänge der Gottessuche bei den Urmenschen, dass sie in allem, was sie nicht begreifen konnten, Geister oder Götter sahen.

Blitz, Donner, Orkane, also alle Naturerscheinungen, denen sie ausgesetzt waren, waren Geister, die sie durch Opfer besänftigen mussten.

Diese Tradition hat sich bis heute bei den Naturvölkern erhalten und wird noch heute dort praktiziert, wenn sie das Glück hatten, noch keinem Missionar in die Hände gefallen zu sein.

Auch seltsam geformte Felsen, Bäume, oder Tiere, die ihnen eigentümlich oder gefährlich erschienen, waren für sie von einer Art Gottheit beseelt.

Langsam fingen sie auch an, sich Gedanken zu machen, woher sie selbst und die ganze sie umgebende Umwelt gekommen waren

Damit wandelte sich der oder die Geister in Schöpfer, denen man Dank und Gehorsam schuldete.

In den ersten indischen Hochkulturen war man dann schon so weit, dass man die Katastrophen und das ganze Ungemach, was die Menschen traf, nicht dem Schöpfer in die Schuhe schieben wollte.

Warum sollte er schaffen, wenn er seine Schöpfungen gleich darauf wieder zerstörte?

Man schuf sich also neben dem Schöpfer den Zerstörer.

Damit hatte man das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, Geburt und Tod, zwischen Erblühen und Verwelken gefunden.

Es fehlte nur noch die Gottheit, die für den Erhalt des Lebens sorgte.

In der Indischen Mythologie nannte man sie Brama, Wishnu und Shiwa.

Damit hatten sie mit dem Schöpfer, dem Erhalter und dem Zerstörer ihren gesamten Lebenskreis um sich herum abgedeckt.

Für die kleinen unerklärlichen Ereignisse in ihrer Umgebung waren dann noch ein paar Tausend kleine Götter oder Götzen zuständig.

Die oberste Gottheit ist Brim, den man sich als gewaltigen Ozean vorstellt.

Einer der schönsten Auslegungen des Überirdischen kommt von den nordamerikanischen Ureinwohnern - den Indianervölkern.

Bei ihnen gehört die ganze Schöpfung dem „großen Geist“, der den Menschen die Erde nur zum Leben ausgeliehen hat.

Sie sollten pfleglich mit ihr umgehen, sich nur nehmen, was sie für ihre Existenz benötigten.

Der große Geist lebte auch in den Tieren, und jede Familie wählte sich eines als Totem- oder Wappentier aus, durch das sie dann mit dem Schöpfer verbunden war.

Diese Hochachtung der Natur ist es, die wir „moderne Menschen“ von den einfachen Indianern lernen sollten; wir, die laut Bibel von Gott selbst die Erde auch nur anvertraut bekommen haben.

Leider haben wir den Satz: „machet sie euch untertan“ völlig falsch ausgelegt.

Wer sich andere „untertan“ macht, hat damit keinen Freibrief, sie auszubeuten und mit ihnen umzugehen, wie es ihm gerade beliebt, sondern er übernimmt damit auch die Verpflichtung, für „die Untertanen“ zu sorgen und sie zu beschützen!

Jahrtausende lang gab es solche Herrscher mit dem falsch verstandenen Auftrag und die haben ihr Gedankengut bis in unsere Zeit weitergereicht.

Heute sind es Politiker, die - um an der Macht zu bleiben - skrupellos diesen „Ausbeutungsfreibrief“ für sich in Anspruch nehmen, oder wegschauen, wenn Interessengruppen, mit denen sie finanziell oder gedankenmäßig verbunden sind, dieses tun.

Moralbegriffe waren – und sind für diese Leute nicht existent.

Herrschen heißt in erster Linie dafür zu sorgen, dass es ihnen und ihren persönlichen „Schutzbefohlenen“ gut geht, damit ihnen kein Leid geschieht.

Viele unserer „Volksvertreter“ empfinden - wie schon gesagt - ihr „von Gott gegebenes“ Amt als Erlaubnis, ihre Macht zu stärken und für sich auszunützen, ohne an das Wohl der ihnen anvertrauten Menschen zu denken.

Kehren wir nun wieder zu den Religionen unserer Vorfahren zurück.

Die frühen Hochkulturen in Amerika und Nordafrika - in einigen Ansätzen sogar in Europa - sahen ihre Gottheiten am Himmel, was noch heute die Reste ihrer steinernen Observatorien beweisen.

Vor allem in Mittelamerika sind uns noch heute die Geschichten über die Götter am Himmel überliefert.

Mit diesem Kult wurden die Geister, die sie bislang direkt in ihrer Umwelt in Form von Tieren oder Gegenständen umgeben hatten, an - oder in den Himmel versetzt.

Götter wirkten von nun an aus der Ferne - von oben.

Während man sich bislang zur Anbetung auf den Boden geworfen hatte, hob man nun Blick und Hände gegen den Himmel.

Bald waren den Menschen aber die Himmelskörper als Gottheit zu abstrakt.

Man konnte ihnen „nicht in das Gesicht sehen“.

Da man bei ihnen menschliche Gedanken und das Verstehen menschlicher Wünsche voraussetzte, sollten sie auch menschlich aussehen.

Deshalb gab es bald eine ganze Anzahl von Kulturen, die sich ihre Götter als komplette Familien vorstellten, nur eben eine Stufe höher angesiedelt, also über den Wolken - im Himmel.

Bei den Griechen, Römern und Germanen zum Beispiel gab es da Vater, Mutter und Kinder, und - wie es sich für eine richtige Familie gehört - auch Verwandte, wie Onkel und Tanten.

Jeder dieser Götter hatte natürlich auch einen Beruf.

Der eine beherrschte das Wasser, der andere raste auf seiner Ziege sitzend über den Himmel und schleuderte seinen Hammer auf die Erde, wenn die kleinen Menschlein mal wieder zu übermütig geworden waren.

Damit hatten sie die mystische Naturerscheinung Blitz und Donner in ihre Götterwelt eingegliedert.

Die Mutter wachte über den heimischen Herd und die Ehe, während die lieblichen Töchter ihnen den Frühling oder die Morgenröte brachten.

Da es genug Familienmitglieder gab, konnten alle Stellen besetzt und die Belange der Menschen abgedeckt werden.

Krieg, Handel, Jagd, Schmiedekunst, ja selbst die Diebe bekamen ihr göttliches Gegenpart, den Beschützer und Fürsprecher.

Man konnte sie jetzt abbilden - ihnen Statuen aufstellen und sie direkt ansprechen.

Endlich hatte man ein Gegenüber beim Beten.

An ihrem Aussehen konnte man sofort erkennen, wofür sie zuständig waren.

Jedes Anliegen konnte gleich an die richtige Adresse gerichtet werden, schließlich konnte die Liebesgöttin ja schlecht um Glück bei der anstehenden Schlacht gebeten werden.

Inzwischen hatte man sich auch Gedanken um das Weiterleben nach dem Tode gemacht.

Bei den Germanen kamen die Walküren (aus denen später die Engel wurden) um die Seelen der gefallenen Krieger nach Walhall (dem Himmel) zu geleiten.

Bei den Griechen kamen die Bösewichter in den Hades (Hölle).

Mit der Zeit wurden die Götter so vermenschlicht - man dichtete den männlichen Exemplaren Ehebruch durch Seitensprünge mit sterblichen Frauen an; Hass, Neid und Missgunst sorgte für Zoff im Himmel.

Alle Menschen, die gegenüber den übrigen Zeitgenossen irgendwelche hervorstechenden Eigenschaften besaßen, wurden posthum zu Halbgöttern – also Kinder von Göttern und Menschen erklärt.

Ihre Götter trieben es so arg, dass die Germanen sie mit der Götterdämmerung abstrafen mussten.

Als dann aus dem biblischen Morgenland ein Gott kam, der den Menschen mit den zehn Geboten eindeutige Gesetze gegeben und extra seinen Sohn auf die Erde geschickt hatte, um die Menschen mit ihm zu versöhnen, konnte man endlich die vermenschlichten Götterfamilien in Rente schicken.

Man hatte jetzt einen einzelnen Gott, den man sich vorstellen konnte, der für alle menschlichen Belange ansprechbar, der gütig und hilfreich war und die Menschen liebte.

Ja er hatte sogar versprochen, die Menschen nach dem Tode zu sich in den Himmel zu holen und sie für alles Ungemach, was ihnen auf Erden widerfahren war, zu entschädigen.

Mit dieser Botschaft trat das Christentum seinen Siegeszug um den Erdball an, oftmals leider auch unter Zuhilfenahme von Feuer und Schwert, wenn die störrischen „Heiden“ - also die Nichtgläubigen - nicht gleich von selbst „zu Kreuze krochen“.

Durch den Erfolg animiert, erschuf Mohammed aus dem zweiten orientalischen Lebenskreis eine neue Religion mit einem ähnlichen Konzept: ein Gott, der auf der Erde eine Persönlichkeit installiert, der den Menschen seinen Willen übermitteln sollte.

Bei beiden Religionen stand das Miteinander im Vordergrund.

Das Credo von Jesus war: Liebe deinen Nächsten, dann liebst du Gott und er dich.

Mohammed kümmerte sich mehr um das weltliche Wohl: Hilfe für die Armen, für die Verwandten, die ihren Ernährer verloren hatten, Verbot von Speisen, die Krankheiten bringen konnten, sowie die tägliche Hygiene.

Normalerweise hätten sich die beiden Religionen sehr gut ergänzen können.

Während Jesus sich um das Seelenheil seiner Anhänger gekümmert hat, sorgte sich Mohammed mehr für das körperliche Wohl und Wehe seiner Anhängerschaft.

Erstaunlicherweise mündeten beide Religionen - die ja auf das friedliche Miteinander ausgelegt waren - letztendlich in der Unterdrückung Andersgläubiger: mit Feuer und Schwert.

Die Verbreitung ihrer Heilsbotschaft war den Anhängern bald wichtiger als deren Inhalt.

Die Religionen, eigentlich für das Wohl der Menschen geschaffen, verkamen zu Macht-Institutionen, die Grenzen verschoben und sich damit auch die weltliche Macht einverleibten.

Wie schon bei der weltlichen Herrschaft, verkamen auch die Religionen zu Hilfsmitteln machtgieriger Zeitgenossen.

Gott war nur noch ein - wie man heute sagen würde -Label, unter dem die eigenen Machtansprüche verborgen wurden.

Er war damit nur noch Mittel zum Zweck; wie und wer er war, spielte nur noch eine untergeordnete Rolle.

In seinem Namen hatte man in der Kirche die Möglichkeit, die Erfolgsleiter immer höher zu steigen, und damit von Stufe zu Stufe für sich mehr Macht, Ansehen und weltliche Güter zu erlangen.

Fürst-Bischöfe vereinigten weltliche und kirchliche Macht auf ihre Person und verschafften sich damit die Verfügungsgewalt über Körper und Seele ihrer Untertanen

Aber wenden wir uns wieder dem eigentlichen Thema zu: wer, wie, wo, was oder wann ist Gott.

Wir Menschen haben die Möglichkeit, uns nach Belieben in den drei Dimensionen zu bewegen, in denen wir gefangen sind: Höhe, Breite, Tiefe.

In der vierten Dimension - der Zeit - ist uns nur eine Richtung erlaubt - und das in genau vorgegebener Geschwindigkeit.

Gott haben wir die Herrschaft über Zeit und Raum zugebilligt.

Dadurch ergibt sich eine äußerst interessante Perspektive.

Zuvor müssen wir natürlich erst einmal versuchen, Gott eine Gestalt zu geben.

Wer, wie oder was ist Gott?

Wie sieht er aus?

Lange Zeit hat es der Klerus verstanden, der Menschheit ein Bild von Gott zu vermitteln, welches man nur als Minimalbild verstehen kann: Der liebe Gott - ein alter Patriarch mit weißem Haar und Rauschebart, wallendem Gewand, auf einer Wolke am Himmel thronend – also in menschlichere Gestalt, weil er uns Menschen ja „nach seinem Bilde“ geschaffen hatte.

Um ihn herum zu seinen Füßen die Schar der Engelchen.

Für die unaufgeklärten Menschen damals mag es wohl richtig gewesen sein, Gott überschau- und begreifbar darzustellen, aber die Kirche hatte sich damit in ihrem eigenen Dogma gefangen, aus dem sie bis in die Jetztzeit nicht ohne Verlust ihrer Glaubwürdigkeit heraus kommen konnte.

Noch heute werden Votiv-Bildchen verteilt, auf dem diese „Ordnung“ zu sehen ist.

Ich gehe sicher nicht falsch in der Annahme, dass noch viele ältere Priester in dieser - eher kindlichen Anschauung - verhaftet sind.

Gott hatte sich - bitteschön - nur um die Menschheit zu kümmern, da hatte er genug zu tun; war es doch selbst in diesem Minimalbild kaum begreiflich, dass er jeden Menschen gleichzeitig be- und überwachen, dabei auch noch alle Gebete und Bitten verstehen und natürlich auch erfüllen konnte.

Wenn es also schon schwer war, sich dies bei einer Handvoll Menschen vorzustellen, wie sollte man nun den Gläubigen erklären, dass die Erde nicht Mittelpunkt des Universums, und damit der ganzen Schöpfung war?

Wie, wenn es mehrere Welten mit Menschen gab - konnte Gott auch diese gleichzeitig hören und verstehen?

Und wo war dann Gott zu suchen, als das Bild vom Wolkenthron am Himmel nicht mehr zu halten war?

Galileo wäre bei dieser Frage beinahe den Ketzertod gestorben und erst vor wenigen Jahren hat die Kirche offiziell - aber in aller Stille - den Mann rehabilitiert.

Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass, wenn man heute auch hohe Würdenträger der Kirche die Frage: wie, wo und was ist Gott stellt, noch immer eine ähnliche Antwort wie vor hunderten von Jahren bekommt, weil man keine Worte hat, dem gemeinen Kirchenvolk Gott zu beschreiben.

Man weiß es ja selbst nicht.

Man versuchte nun, den Himmel hinter den Sternen - also eine Stufe höher - anzusiedeln.

Zwangsläufig musste Gott dadurch auch ein Stück größer werden, wenn man ihn von der Wolke ins Weltall übersiedelte.

Als die moderne Wissenschaft mit ins Spiel kam, wurden - zum Teil verbal - wahre Glaubenskriege ausgefochten.

Die Standpunkte waren anfangs klar: hier Kirche, dort die Wissenschaft - die Reihen fest geschlossen - und Gott dazwischen.

Bald verwischten sich die Hauptkampflinien, denn viele Wissenschaftler versuchten, Gott in der Natur, in den Naturgesetzen aufzuspüren und zu finden, was Angesichts der dort herrschenden Harmonie nahe lag.

Die uns umgebende Natur ist so ideal geschaffen und greift so fehlerlos ineinander, dass nur eine für uns unfassbare Kraft dahinter stehen muss.

Dadurch kamen die Wissenschaftler erstaunlicherweise mit dem Begriff „Allgegenwärtig“, besser zurecht, als der Klerus.

Je tiefer der Mensch in die Materie einstieg und sich dem Aufbau der Atome näherte, umso sicherer wurden viele Forscher in ihrer Annahme, dass nur einer die Möglichkeit hatte, diese Dinge zu schaffen und in Bewegung zu halten: eine göttliche Macht - Gott!

Je weiter man in der Lage war, ins Weltall zu schauen, umso mehr verschoben sich wiederum die Grenzen - Gott wurde immer größer.

Das alte Bild konnte nicht mehr stimmen.

Der Erschaffer dieses Wunderwerks konnte nicht mehr der alte Mann mit dem langen, weißen Bart sein, der aufpassen musste, dass auch jedes Kind abends sein Abendgebet sprach.

Die Wissenschaft schob nicht nur die Grenzen des Universums, sondern damit auch die Größe des Schöpfers immer mehr ins Unendliche.

Damit hat sie das Bild Gottes für die Kirche so unüberschaubar gewaltig gemacht, dass diese nun Schwierigkeiten hat, dies ihren Schäfchen zu verdeutlichen.

Wie sieht ein Gott aus, der größer ist als das Universum, aber trotzdem alle Menschen auf dem winzigen Stäubchen ERDE verstehen und bewachen kann?

Wie passt das Bild Gottes in die Kirche, wenn nicht mehr nur der Mensch ein Sandkorn im Vergleich zu Gott ist, sondern die Erde, unsere ganze Galaxie, ja das ganze Weltall?

Das Sandkorn Mensch verschwindet im Nanobereich.

Wie kann da der einzelne Mensch hoffen - oder verstehen - dass der liebe Gott tatsächlich noch seine Gebete hören kann - immer für ihn da ist?

Gewiss, Gott ist allgegenwärtig.

Aber wie kann er dies sein, bei vielleicht Milliarden von Planeten mit Milliarden von menschlichen Wesen?

Und nicht nur sein Service an den menschlichen Geschöpfen mit ihren guten und bösen Taten: er muss nebenbei noch aufpassen, dass alle Himmelskörper der Weltenordnung folgen, dass es zur richtigen Jahreszeit schneit, und dass Pflanzen- und Tierwelt auch richtig der Evolution folgen.

Sie dürfen schließlich keine Bocksprünge machen.

Dies würde schließlich die Naturgesetze durcheinander bringen und der göttlichen Ordnung widersprechen.

Die Kirche hat sich aus der Schlacht um das Bild Gottes auf einen - wie sie meint - strategisch günstigen Hügel zurückgezogen, um sich neu zu sammeln.

Es blieb ihr auch nichts anderes übrig.

Diesen Ort nennt sie: wo-die-Erkenntnis-endet-beginnt-der-Glaube.

Nun ist es mit der Erkenntnis so eine Sache.

Im Paradies gab es den Baum der Erkenntnis.

Adam und Eva konnten von allen Früchten naschen, nur den Apfel vom Baum der Erkenntnis sollten sie meiden.

Aus der Bibel wissen wir, wie die Geschichte endete.

Eva verführte Adam auf Veranlassung der Schlange/Teufel, mit eben diesem Apfel, und postwendend flog man aus dem Paradies und fand sich auf der Erde wieder, die - wie wir alle wissen - alles andere als ein Paradies ist.

Seit der Zeit versuchen die Menschen verzweifelt, wieder dorthin zurück zu kommen, oder sich zumindest ein Ersatzparadies zu schaffen.

Wissenschaftlich gesehen fällt diese Zeit des Rauswurfs aus dem Paradies der Bibel mit der Menschwerdung unseres Primaten-Urgroßvaters zusammen.

Hochintelligente Tiere wie die Primaten - soviel hat man schon herausgefunden - können zwar aufrecht gehen, miteinander kommunizieren, Werkzeuge und Waffen gebrauchen.

Sie sind sogar in der Lage, Koalitionen mit anderen zu schließen, aber nichts deutet darauf hin, dass ein höheres Wesen wie Gott in ihrem Leben Platz einnahm..

Dies bedeutet nichts anderes, als das der Schritt vom Tier zum Menschen durch die „Erkenntnis“ eines höheren - geistigen - Wesens erfolgt ist.

Zwar fallen die Sorgen um die Kinder, die Nahrung und die Angst vor Fressfeinden auch schon in den tierischen Lebensbereich, aber das Bewusstsein über diese Dinge wird erst - zusammen mit der Ahnung von irgendwelchen übermenschlichen Kräften - zur Menschwerdung und damit zur Vertreibung aus dem „tierischen Lebens-Paradies“ geführt haben.

Diese Gedanken oder Ahnungen von überirdischen Kräften haben sicher noch keine Beziehung zu einem Gottglauben gehabt.

Man versuchte nur, alle Dinge, die der erwachende, menschliche Geist nicht verstand, guten und bösen Individuen zuzuschreiben.

Gott eine menschliche Gestalt zu geben, tauchte m.E. erst mit der jüdischen Religion auf, nachdem zuvor nur von einigen Hochkulturen Mutter-Erde-Figuren in Menschengestalt überliefert sind.

Aber bleiben wir noch einmal bei dieser „Erkenntnis“.

Dass es nicht der Biss in den Apfel gewesen ist, der dem Menschen dieses Wissen um sich selbst gebracht hat, dürfen wir heute als gegeben annehmen.

Wie kam es also über den Menschen - kam es plötzlich mit einem Blitz vom Himmel, wie die Feuerzungen zu Pfingsten über die Jünger, oder war dies ein langer Menschwerdungs-Prozess?

Wie wirkte sich diese „Erkenntnis“ aus?

Begann es wirklich so, wie es die Bibel sagt, dass Adam und Eva plötzlich ihre Nacktheit ent- und sich bedeckten?

Dabei sind wir bei der bereits angeschnittenen Kardinalfrage der Menschheit: wann, oder wie, wurde aus dem Tier - dem Affen - ein Affenmensch - unser Vorvater: also ADAM?

Wie schon gesagt, wissen wir heute von den hoch entwickelten Primaten, dass auch sie schon Werkzeuge benutzen, dass sie sich durch Zeichen- oder Lautsprache verständigen und zu sozialen Bindungen fähig sind.

Selbst Ameisen und Termiten haben soziale und organisatorische Fähigkeiten entwickelt, die wir Menschen eigentlich nur für uns reklamiert hatten.

Wo also beginnt die Erkenntnis - also die Menschwerdung?

Oder ist mit der ERKENNTNIS nicht die Menschwerdung, sondern die Erkenntnis - das Erkennen Gottes gemeint?

Ich habe da so eine Idee, die mich seit langem beschäftigt, ja die mein ganzes Weltbild ziemlich durcheinander gewirbelt hat.

Ausgelöst wurde sie durch die Betrachtung eines Deckengemäldes von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle, auf dem Gott dem Menschen seine Hand entgegenstreckt, wobei sich sein Finger mit dem der ihm entgegengehaltenen Menschenhand beinahe berührt.

Ich habe diese Allegorie zum Titelbild meines Buches gewählt.

Wie, wenn Gott nicht gewollt hat, dass der Mensch die ERKENNTNIS, also die Gottähnlichkeit, einfach durch einen Biss in den Apfel erlangen konnte, sondern dass er sie selbst durch stetige Entwicklung mit Hilfe des ihm gegebenen Verstandes erwerben sollte?

Wenn dies wirklich so ist, dann befinden wir uns erst am Anfang des langen Weges dahin, wo wir laut Schöpfungsplan erst am Ende unserer geistigen, ethischen und moralischen Entwicklung ankommen sollen.

Wenn man sich die heutige Menschheit betrachtet, kann man ziemlich sicher sein, dass wir momentan in die falsche Richtung marschieren.

Wenn dem so ist, hat sich der Mensch zwar weiterentwickelt, aber er hat seinen Verstand nur dazu benützt, sich selbst in den Mittelpunkt Schöpfung zu stellen und dadurch die von Gott gewollte Evolution zu negieren.

Von Anfang an hat er begonnen, die ihm anvertraute Erde zu zerstören und von einer Brüderlichkeit untereinander sind wir seit dem Mord von Kain an Abel noch keinen Schritt weitergekommen.

Wir haben in all den Jahrhunderten die gegenseitige Vernichtung unserer Mitmenschen - wenn sie uns in die Quere kommen oder unseren Interessen im Wege stehen - perfektioniert.

Die Alternative wäre gewesen, statt Kriege zu führen, ihre geistige Reife weiter zu entwickeln; statt ihre Intelligenz mit der Konstruktion immer furchtbarerer Waffen, immer perverserer Tricks um an das Geld anderer Leute zu kommen, vergeuden.

Stattdessen hätte er alle Kräfte in die Weiterentwicklung der Geisteswissenschaften investieren sollen, die sie irgendwann einmal zur wahren ERKENNTNIS geführt hätte.

Dabei haben wir heute bereits die Fähigkeit entwickelt, die Erde wieder in ein Paradies zu verwandeln, und Ansätze für ein friedliches Zusammenleben der Menschen gibt es auch hier und da, aber das Streben nach Macht und Geld hat bislang den Weg zum Paradies verbaut.

Erst wenn es gelingt, endlich vernunftbegabte Mitmenschen an die Regierungsstellen zu bringen, die dann das egomanische Streben unter Strafe stellen und die Mafia der heute Mächtigen abgelöst haben, könnten die Menschen sich auf den Weg ins Paradies und damit zu dem zurückkehren, den wir Gott nennen.

Aber kommen wir noch einmal auf den Beginn der Menschwerdung zurück.

Tatsächlich kann man irgendwo eine Grenze zwischen Mensch und Tier, zwischen Affe und Affenmensch ziehen.

Da ist zum einen der aufrechte Gang.

Als der Affe, aus dem einmal ADAM werden sollte, durch Klimaänderung vom Baum stieg, musste er sich - weil er relativ kleinwüchsig war - auf seine Beine aufrichten, um über das hohe Steppengras Freund, Feind und nicht zuletzt seine Nahrung ausmachen können.

Ausgelöst wurde dies – wie man heute ermittelt hat – dass sich die indische Kontinentalplatte unter die Afrikanische geschoben hat und dadurch die ostafrikanische Gebirgskette auffaltete.

Dadurch wurde der regenreiche Ostwind abgehalten und der fruchtbare Urwald wich einer Grassteppe.

Durch veränderte Körpergeometrie verschob sich auch das Gehirn und schaffte mit der Zeit Raum für die notwendige Größenzunahme.

Unterstützt wurde dies durch den Umstand, dass der Vormensch, nachdem er die Bäume verlassen hatte, den neuen Fresskonkurrenten hilflos unterlegen war und er mit dem vorlieb nehmen musste, was Fleisch- und Aasfresser ihm übergelassen hatten.

Durch Öffnen der Schädel und der Markknochen kam er an eine hochprozentige Proteinquelle, die - als Gehirnnahrung - den nötigen Wachstums- und Intelligenzschub höchst-wahrscheinlich ausgelöst hat.

Als weiteres Merkmal kann man die Beherrschung des Feuers ansehen, denn meines Erachtens fürchten sich alle Tiere vor den Flammen.

Feuer zu entzünden und es zu hüten, setzt schon eine erhöhte Intelligenz voraus.

Aber da gibt es ja noch ein sehr wichtiges Indiz, durch das sich der Mensch vom Primaten unterscheidet: die Ahnung, dass es höhere Wesen und ein Leben nach dem Tode geben muss.

Zwar trauern auch Tiere um einen toten Partner, aber dies ist sicher nur das Gefühl der Einsamkeit, so wie z.B. der Hund sein Herrchen vermisst, wenn er einmal allein gelassen wird.

Dieser erste Schritt auf dem Weg zur Gotterkenntnis ist damit sicher der Beginn der Menschwerdung gewesen.

Den langen Weg von den Geistern der Natur bis zum heutigen Gottesbild habe ich schon aufgezeichnet.

Wir Christen glauben - mehr oder weniger - an unsere „göttliche Seele“.

Wenn sie denn göttlich ist - muss sie - und damit auch wir selbst - dann nicht auch Zugang zur ERKENNTNIS haben?

Wie schon gesagt: wer gläubig ist, glaubt auch an seine göttliche Seele, die - wenn er brav gelebt hat - zu Gott zurück fliegt und sich mit ihm vereinigt.

Menschen, die an Seelenwanderung glauben vermuten, dass die Seelen im Augenblick des Todes die volle Erkenntnis erlangen, die sie jedoch wieder verlieren, wenn sie auf dem Wege zur Reinheit in einen neuen Körper schlüpfen.

Nur einmal durfte die Seele ihr Wissen behalten.

Gott hatte den Menschen verkündet, dass er Jemanden schicken würde, der sie von der Erbsünde befreien sollte.

Propheten nannten ihn Messias, den Sohn des lebendigen Gottes.

Gottes Sohn, d.h. ein Teil Gottes sollte auf die Erde kommen, dort Gestalt annehmen und die Menschheit retten.

Nur er, bzw. seine Seele behielt sein Wissen, die maximale Erkenntnis - kannte die Zusammenhänge - nur er wusste sicher, dass er der Sohn - also ein Kind und damit ein Teil Gottes war - und damit auch mit der Kraft Gottes Dinge vollbringen konnte, die uns als Wunder erscheinen mussten.

Man könnte jetzt auch noch darüber philosophieren, warum Gott diese ganze Prozedur mit Schwangerschaft, Fleischwerdung, Geburt in einem Stall statt Palast, mit anschließender Flucht inszeniert hat.

Dafür gibt es meines Erachtens nur einen Grund: Gott wollte alle widrigen Umstände auf seinem Weg als „Mensch“ am eigenen Leib erfahren.

Die christlichen Kirchen sagen uns, dass wir alle „eine göttliche Seele“ haben, die - nach einem gottgefälligen Leben - Gott schauen kann.

Wie hat man sich dies nun vorzustellen?

So lange man Gott auf seinem Wolkenthron wähnte, war es noch einigermaßen denkbar, dass sich die Seelen in Form von kleinen Engelchen zu seinen Füßen sammelten, obwohl es da mit der Zeit ein gewaltiges Gedränge gegeben haben musste.

Wer durfte dort in den ersten Reihen sitzen und wer musste sich mit einem „Sperrsitz“ weitab vom Thron begnügen?

Durften die ganz Reinen - die porentief Reinen - ganz nahe heranrücken, während die mit dem leichten Grauschleier weiter hinten - quasi am Ausgang platz nehmen mussten?

Bei der heute erahnten Größe Gottes ist für uns dieses Bild, bei dem sich unsere „guten Seelen“ in die Nähe Gottes nach dem Exitus des Körpers begeben, nicht mehr möglich.

Bei diesem Gedanken kam mir wieder die oberste Gottheit der Inder in den Sinn.

Der Hinduismus – eine der ältesten Religionen – sah ihre oberste Gottheit - Brim - als unendlich großen Ozean, geformt aus unendlich vielen Tropfen reinsten Wassers.

Wenn man an den Ufern eines Meeres steht, kann man verstehen, wie die Menschen auf die Assoziation mit Gott gekommen sind.

Auch mich ergreifen immer ehrfurchtsvolle Schauer, wenn ich die unendliche Weite sehe, die - wie ich weiß - nicht am Horizont endet, sondern sich dort noch hunderte, ja Tausende von Meilen fortsetzt.

Mal liegt es da, friedlich und ruhig; mal tobt es, als wolle es das Land und alles, was sich ihm in den Weg stellt, verschlingen.

Unseren Vorfahren - den Germanen - ging es ebenso.

Sie glaubten, das Meer sei der Wohnort einer riesigen Seeschlange - der Midgardschlange - die sechs Stunden ein- und sechs Stunden ausatmet (Ebbe und Flut)

Das Meer ist unergründlich.

Mein Geist weigert sich immer zu akzeptieren, dass die gewaltige Weite - das was man sehen kann, ja nicht alles ist - dass unter der Oberfläche das Meer noch bis in unvorstellbare Tiefen hinabreicht.

Bei diesen Gedanken kann man leicht nachvollziehen, warum die Hindus Gott in der Gestalt eines Ozeans sehen.

Es ist daher auch leicht nachzuvollziehen, dass die Assoziation Seele - Wassertropfen - den Menschen einfach folgerichtig kommen musste.

Jede reine Seele ist demnach ein Tropfen, der nach einem gottgefälligen Leben in diesen Ozean - also Gott - tropfen darf.

Ist der Tropfen nach dem Tod des Körpers nicht rein gewesen, so hat er die Möglichkeit, sich in einem neuen Körper durch ein gutes Leben zu reinigen, damit auch er sich mit Gott verbinden kann.

Sich nicht mit Gott verbinden zu dürfen, kann man auch als Gottesferne bezeichnen.

Kommt da nicht der Gedanke an das Fegefeuer der christlichen Religionen?

Die Seelen von nicht ganz böse gewesenen Menschen kommen ja nicht in das ewige Feuer - also die Hölle - sondern müssen in Gottesferne verharren.

Wie lange dies dauert, und ob sie sich dann - nach einer Zeit der Buße - direkt mit Gott vereinigen dürfen, sagt unsere Religion nicht.

Die Anhänger der Reinkarnation sagen, dass die nicht ganz reine Seele solange warten muss, bis sie einen neuen Körper findet, um einen neuen Versuch zu starten.

Gelingt ihr das, und sie löst sich völlig rein später einmal vom Körper, kann sie sich völlig im Ozean/Gott integrieren, verbunden mit allen guten Seelen.

Die Seele ist dadurch Teil Gottes geworden - untrennbar mit ihm vereint - wie der Wassertropfen, der in ein Meer getropft ist.

Durch diese Verbindung steht ihr auch das gesamte fundamentale Wissen Gottes zur Verfügung, weil sie ja jetzt ein Teil von ihm geworden ist.

Als ich diesen Gedanken das erste Mal realisiert hatte, fühlte ich in meinem Gehirn eine Art Explosion.

Dieses Bild Gottes war es, das ich gesucht hatte, seit ich mich auf mich auf meine Suche nach IHM begeben hatte.

Der riesige Ozean und der Tropfen – nicht in unserer Dimension, sondern in einer höheren – geistigen Ebene.

JENSEITSGEDANKEN

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