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Prolog

»Im Grunde vermehrt sich jede lebende Einheit. Wenn sie dabei den plethorischen Zustand erreicht, kann sie sich teilen, aber das Wachstum (die Plethora) ist die Bedingung für die Teilung, die wir in der Welt der Lebewesen Fortpflanzung nennen.«

[Georges Bataille/Der heilige Eros]

»Verstehen Sie, Herr Thebesius. Ich zweifle am Sinn solcher Liebe, wenn sie unsere Gesichter auch nur im Geringsten verunstaltet durch eine Einsamkeit, die gerade im Moment der Lust entsteht. Eigentlich sollten wir uns doch klarer, deutlicher und besser erkennen in einem solchen Augenblick. Ist das nicht der Sinn jenes biblischen Ausdrucks ›und sie erkannten sich?‹«

[Der Dichter Johann Christian Günther in H. Boetius »Schönheit der Verwilderung»]

»Wehe, wenn sie euch den schützenden Mantel der Tabus wegsprengen und die Lava der Triebhaftigkeit unter ihren missionarischen Blicken fließt! Die Sprengkraft der Lust wird der größte Overkill sein. Nicht der Overkill, der das Leben an sich auslöscht, sondern ein Overkill, der in einer rasenden Attacke alles oberhalb der Instinktgrenze zerfressen wird und die Zivilisation zu einem orgiastischen Magma zusammen schweißt. Sie werden kommen! Oder wie Juan Elmo Mosconi sagt: ›Das All ist überall!‹«

[Rupert Dill]

Es gibt Menschen, die tragen ein tiefes Geheimnis in sich. Ihr Körper ist wie ein Gefäß, das es umschließt. Die Erschütterungen des Lebens können ihm nichts an tun. Käme irgendein Verrückter auf die Idee, dieses Gefäß zu öffnen, so fände er nichts vor. Er könnte genauso gut die Seele suchen.

Sitzt das Geheimnis, das bis zur letzten Konsequenz gehütet werden muss, sogar in der Seele? Tarnt es sich in einem ihm gemäßen Fluidum?

Ein Geheimnis ist ein Gedanke, ein minimaler Teil des Erinnerungsvermögens, eine elektro-chemische Reaktion, belehrt man mich.

Und ich sage: Nein, das Geheimnis sitzt in der Seele.

Doch das Geheimnis, das Wissen in sich birgt, darf nicht verkommen, darf nicht zu einem unsichtbaren Organ heranwachsen, das nur einen Geist befruchtet.

Denn wenn die Schatten, die die Tiefen in uns werfen, sich drohend über uns erheben, dann ist es Zeit, das Schweigen zu brechen. Wer schimpft mich also Verräter?

Hiermit zerschlage ich das Gefäß, das ich bin, damit das Geheimnis einen fruchtbaren Boden tränke...

Rupert Dill

(In den Jahren nach Eksta)

Der Plethora-Effekt

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