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Kapitel 3

Violette fühlte sich wohl in ihrer kleinen Wohnung. Es gab viele Dinge, die sie pflichtbewusst erfüllte. Wenn sie auch nicht gerade eine makellose Sauberkeit anstrebte, so schätzte sie doch eine ordentliche Umgebung. Natürlich hatte dieses Alleinsein auch seine Schattenseiten. An manchen Abenden konnte es sie plötzlich überfallen, dieses Gefühl von Einsamkeit, Verlassenheit, ja, abgekapselter Isolation. In diesem Zustand zog sie sich erst recht zurück, wollte niemanden sehen, ausgenommen vielleicht ihre Mutter. Sonst gab es keine näheren Bekannten in ihrem Leben, zumindest seit einiger Zeit keine mehr, die sich die Mühe machten, Violettes Panzerung zu durchbrechen. Auch wenn sie selbst darunter litt, so schien es, dass sie sich verlassen fühlen wollte. Stundenlang konnte sie auf dem Bett liegen und sich selbst beweisen, wie stark sie im Kampf mit ihrer Tränen war, um schlussendlich in einem Schluchzen zu explodieren, das ihren ganzen Körper durchschüttelte.

Heute war es allerdings nicht so. Violette summte sogar leise vor sich hin, wie sie die letzten Aufräumarbeiten in der Küche verrichtete, um es sich dann im Wohnzimmer gemütlich zu machen. Vorher ging sie noch ins Bad, schlüpfte aus den Kleidern und zog sich den braunen Bademantel an, dessen Weichheit sie gerne auf ihrer Haut mochte. Sie schaute kurz in den Spiegel. Ihr dunkelbraunes, leicht gelocktes Haar hing ihr knapp auf die Schultern. Mit gespreizten Fingern strich sie es nach hinten und verließ das Bad.

Es klingelte.

Auf der Schwelle zum Wohnzimmer blieb Violette stehen. ihr Arm ging hoch, die andere Hand schob den Ärmel des Bademantels zurück, die Augen schauten auf die Uhr. Es war kurz vor zehn! Wer konnte das sein? Dass um diese Zeit noch jemand bei ihr klingelte, löste eine kleine Verzweiflung in ihr aus. Ihr Herz schlug schneller, sie fühlte sich für Sekunden vollkommen blockiert, als stünde sie vor einer großen, unumgänglichen Entscheidung, zu deren Lösung sie sich momentan nicht in der Lage befand. Dann durchstieß sie diese Starre, drehte sich ruckartig um und ging langsam auf die Wohnungstür zu.

Es klingelte wieder, nur kurz, ein Antippen des Knopfes.

»Ja, wer ist da?«, fragte sie. Ihre Stimme, aus der Wortlosigkeit ihres Alleinseins herausgehoben, klang belegt, zu leise, sie wollte die Worte wiederholen, aber die Klingel fuhr dazwischen, kurz, wie die anderen beiden Male.

Als könnte sie sich in der Zeit geirrt haben, schaute sie nochmals auf ihre Armbanduhr: es war zehn. Wer konnte das sein? Jemand aus dem Haus, ein anderer Mieter, eine Mieterin, vielleicht Frau Manz, die Frau des Hausmeisters.

Das lange Zögern verunsicherte Violette noch mehr. Warum nicht öffnen? Es musste jemand aus dem Haus sein, denn der Haupteingang unten war um diese Zeit abgeschlossen. Schon drehte sie den Schlüssel um und zog die Tür einen Spalt breit auf.

»Ja, wer ist – « Die Frage erstickte vor dem letzten Wort. Ihr leicht vornübergebeugter Oberkörper versteifte sich. »Sie?«, sagte sie in den hallenden Flur hinaus.

Es war Hardmeier, der Fahrer aus der Weinhandlung.

»Störe ich?«, fragte er in seiner lockeren Art und setzte ein Grinsen auf.

»Was wollen Sie?« Violette spürte, wie sie in eine Hilflosigkeit hinein glitt.

»Ich habe ein Problem«, erklärte Hardmeier. »Es geht um den Lieferwagen der Firma. Wie Sie ja wissen, darf ich den – laut Anweisungen von Werenfels – privat nicht benutzen. Ich musste Möbel transportieren. Als ich den Wagen vorhin zurück bringen wollte, war das Tor zum Hinterhof abgeschlossen. Das ist sonst ja nie der Fall.«

»Und warum kommen Sie zu mir?«, fragte Violette, und es war ihr äußerst unangenehm, dass dieser Mann vor ihrer Wohnungstür stand und dazu noch so laut sprach.

»Sie haben sicher einen Schlüssel zu dem Tor«, sagte Hardmeier. »Ich meine, im Büro muss irgendwo einer sein.«

»Bringen Sie den Wagen einfach morgen zurück, wenn Sie zur Arbeit kommen«, schlug sie vor.

»Geht doch nicht«, antwortete er. »Das wird Mangold mitbekommen und es dem Chef erzählen. Ich vermute sogar, dass der Buchhalter das Tor abgeschlossen hat, vielleicht weil er dachte, ich könnte den Lieferwagen mitnehmen.«

»Wie sind Sie überhaupt hier ins Haus gekommen?« Sie musste diese Frage stellen. Und sie musste etwas unternehmen, denn Hardmeier sprach zu laut und weckte damit noch das halbe Haus auf! Auf keinen Fall wollte sie ihn in ihre Wohnung lassen. Aber als er näher kam, wich sie zurück. Sie hatte keine Wahl. Schon stand er halb in der Diele. Violette zitterte leicht am ganzen Körper. Und dann fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss. Nun war er also doch in ihrer Wohnung!

»Ich habe nie einen Schlüssel für das Tor gesehen«, sprach sie leise. »Ebenso habe ich keinen Schlüssel für die Firma. Ich kann ihnen nicht weiter helfen.«

Er hob ein wenig die Hände hoch, wohl als Schlichtung oder Entschuldigung gedacht.

»Gehen Sie jetzt«, bat sie ihn. »Sie sehen ja, dass ich nicht richtig angezogen bin und schlafen gehen will.«

»So früh schon ins Bett!«

»Bitte, gehen Sie,« wiederholte Violette. »Ich kann ihnen nicht weiterhelfen und es ist auch nicht meine Sache, wenn Sie unerlaubterweise den Firmenwagen benutzen!« Es kam ihr eigenartig vor, warum sich ausgerechnet Hardmeier so benahm. Er war doch ein Typ, der sich nicht so leicht einschüchtern ließ. Was hatte er schon zu erwarten, sollte Werenfels das mit dem Lieferwagen erfahren! Wollte er etwas von ihr? War die Sache mit dem Lieferwagen nur ein Vorwand, um hier vorbei kommen zu können? Aber warum sollte ausgerechnet ein Typ wie Hardmeier etwas von ihr wollen! Sie fühlte sich unwohl, in die Enge gedrängt – und das in ihrer eigenen Wohnung! Bewegungslos stand sie in der schwach beleuchteten Diele, spürte die Wand im Rücken.

Etwas Gewalttätiges haftete Hardmeier an, auch wenn er hier freundlich wirkte. Er durchschritt die kurze Distanz bis zur Wohnzimmertür, beugte seinen Oberkörper vor, schaute ins Zimmer und meinte: »Gemütlich haben Sie's hier.« Dann wandte er sich wieder Violette zu und fragte: »Macht es ihnen denn nichts aus, immer allein zu sein?«

»Ich bin nicht allein«, antwortete sie. »Ganz im Gegenteil, denn ich erwarte noch Besuch.«

Hardmeier stieß einen kurzen Lacher aus, mit dem er gleichzeitig eine aufrechtere Körperhaltung einnahm. »Wirklich?«, fragte er, und sein Gesicht verriet, dass er das nicht glaubte. »Ich dachte, Sie wollten soeben schlafen gehen. Haben Sie mir doch gerade gesagt! Und dann erwarten Sie noch Besuch!« Er machte eine kurze Pause, zwinkerte mit dem einen Auge. »Ach so!«, fuhr er fort. »Ich verstehe! Das hätte ich ihnen nicht zugetraut!«

»Hören Sie, Herr Hardmeier«, sagte sie möglichst sachlich. »Was wollen Sie von mir?«

Er stand noch immer bei der Tür zum Wohnzimmer. »Darf ich?«, fragte er und betrat auch gleich den Raum.

Violette sah, wie Hardmeier sich dort umschaute. »Sie haben doch eine Freundin?«, sagte sie.

»Verlobte«, verbesserte Hardmeier. »Sie ist meine Verlobte.«

»Und was suchen Sie hier?«, fragte Violette, wobei ihre Stimme strenger klang.

»Ein kleiner Besuch bei einer Arbeitskollegin ist doch nichts Unmoralisches!«, antwortete Hardmeier, der nun beim Fenster stand, den Vorhang etwas zur Seite schob und auf die Straße hinunter schaute.

Violettes befand sich nun unter der Wohnzimmertür. Mit der Hand prüfte sie unauffällig nach, ob der Bademantel vorne auch ganz geschlossen war.

Hardmeier holte eine Packung Zigaretten und Feuerzeug aus der Manchesterjacke und fragte: »Darf man hier rauchen?«

Was sollte sie ihm antworten. Was sollte sie überhaupt tun? Da er die Zigarette schon angezündet hatte, ging sie in die Küche und kam mit einer Untertasse zurück, die sie auf den Esszimmertisch stellte. Hardmeier schaute Violette direkt an, die brennende Zigarette hing im Mundwinkel. »Danke«, murmelte er.

»Ich möchte nicht, dass jemand aus der Firma von ihrem Besuch hier erfährt«, verlangte sie.

»Wovor haben Sie Angst?«, fragte er und nahm einen kräftigen Zug von der Zigarette. »Vor Werenfels oder gar vor seiner Alten, die in den letzten Tagen so großartig in der Firma herum spuckt? Oder würde es Sie stören, wenn Mangold davon erfährt?«

»Ich will das einfach nicht, Herr Hardmeier! Und ich bitte Sie, das zu respektieren!«

»Das werde ich tun, darauf können Sie sich verlassen«, garantierte er ihr, griff sich an den Mund und betonte: »Ich kann schweigen wie ein Grab!«

Begriff er denn nicht: Sie wollte nichts mit ihm zu tun haben!

»Wir könnten doch mal zusammen ausgehen«, schlug er wieder vor. »Sie sehen immer so schlecht gelaunt aus, was ich schade finde. Sie müssen ab und zu unter die Leute gehen, sich ein bisschen amüsieren, dann fühlen sie sich besser.«

»Was erlauben Sie sich eigentlich!«, empörte sie sich. »Mir geht es gut.«

»So.« Er schaute sie kritisch an. »Dann erzählen Sie mir mal, was Sie abends so treiben. Es muss – «

„Ich treibe nichts«, unterbrach sie ihn.

»Sie spielen ihre Rolle schlecht«, sagte er plötzlich erstaunlich ernsthaft, wobei er für Sekunden diese oberflächliche Art verlor und einen Zug an sich hatte, der gar nicht zur sonstigen Person Hardmeier passte. Vermutlich begriff er das selbst nicht, aber Violette nahm es voll und ganz in sich auf.

»Ich fühle mich wohl«, beharrte sie, »sehr wohl sogar. Jeder lebt sein Leben so, wie es ihm gefällt. Und da trennen sich die Ansichten eben.«

Hardmeier schritt zum Esstisch und drückte die gerauchte Zigarette in der Untertasse aus. »Es ist doch Scheiße in der Firma, nicht?«, sagte er dann.

Das kantige Gesicht des Fahrers strahlte keine besondere Intelligenz aus. Violette blickte in zwei Augen, die in naiven Erwartung fast fiebrig glänzten. Sie mochte diesen Ausdruck nicht, er war ihr zu unbedeutend, er spiegelte eine Hilflosigkeit, die sie in anderer Form an sich selbst nur zu gut kannte.

»Es ist doch so«, hakte Hardmeier nach.

»Wie kommen Sie darauf?«, fragte sie zurück.

»Man muss zusammenzuhalten«, antwortete er.

Auch wenn dahinter eine eindeutige Absicht versteckt sein sollte, so wirkte sie durch eben sein Gesicht niemals raffiniert.

»Darüber will ich nicht reden«, sagte sie. »Ich bin nun wirklich müde und muss mich schlafen legen. Also, gehen Sie jetzt.«

Er schritt neben ihr vorbei. Sie folgte ihm, nicht sehr dicht, die Untertasse mit dem Zigarettenstummel in der Hand. Bei der Wohnungstür drehte sich Hardmeier um. Violette blieb auf Distanz, steif, unbeholfen.

»Dann also«, verabschiedete sich der Fahrer, wobei er die Hand leicht hob. »Ich hoffe nur, dass Sie mich nun nicht noch mehr nicht mögen!«

Der Satz klang deplatziert. Hardmeier setzte ein Grinsen auf, öffnete lässig die Tür und trat hinaus.

Keineswegs wirkte er geschlagen, denn er hatte vermutlich nur umdisponiert und ein neues Abkommen mit sich vereinbart.

Violette fand anschließend keine Ruhe. Im Bett liegend, wälzte sie sich hin und her, stand wieder auf, setzte sich in die Küche, trank eine Tasse Tee.

Wie sie so ins Schlafzimmer zurück ging und ihr Blick kurz ins verdunkelte Wohnzimmer fiel, atmete sie den Rest abgestandenen Zigarettenrauchs ein und konnte gar nicht glauben, dass sich ein Mann wie Hardmeier dort drinnen aufgehalten hatte!

Als Violette am nächsten Morgen bei der Weinhandlung ankam, sah sie, dass das Tor zum Hinterhof offen stand. Vielleicht war Hardmeier schon da gewesen, früher als sonst? Oder Mangold, der bereits im Büro saß, hatte das Tor geöffnet. Aber wieso hätte er das tun sollen? Der Lieferwagen stand nicht hinten bei der Rampe.

Nur wenig später klopfte Violette gegen die Tür des Buchhalters. »Ja, bitte«, hörte sie seine matte Stimme und trat ein. Sie hatte eine Rechnung in der Hand, eine kleine Unklarheit betreffend der Zahlungsmodalität, eigentlich unnötig, deswegen den Buchhalter zu fragen. Und das war auch nicht der Grund, warum sie den Mann aufsuchte. Die Sache mit der Rechnung war schnell geklärt. Schon bei der Tür angekommen, blieb Violette stehen und fragte: »Herr Mangold, haben Sie zufällig einen Schlüssel für das Tor zum Hinterhof?«

Er hob den Kopf, schaute sie an: »Einen Schlüssel für den Hinterhof«, wiederholte er. »Nein. Das Schloss funktioniert sowieso schon lange nicht mehr.«

»Dann haben Sie also das Tor gestern nicht geschlossen?«, fragte Violette weiter.

»Nein«, antwortete Mangold, und sein Gesicht verriet, dass ihn diese Frage erstaunte. »Warum sollte ich das Tor schließen? Damit habe ich nichts zu tun. Es steht sowieso immer offen. Aber vielleicht hat Herr Hardmeier – «

»Das glaube ich nicht«, unterbrach sie ihn und wollte das Büro verlassen.

»Gibt es Probleme?«, wurde sie zurück gehalten. »Ich meine, wozu interessiert es Sie, ob das Tor zu oder offen steht? Das gehört nicht zu ihren Aufgaben!«

»Ich dachte nur, es wäre zu gewesen, gestern, als ich nach Hause ging«, antwortete sie. »Aber es spielt ja keine Rolle.« Sie sah noch, wie Mangold ihr nachschaute, vielleicht wollte er noch etwas sagen, doch da war sie schon draußen.

Hardmeier kam kurz vor zwölf die Post holen. Er verhielt sich unerwartet zurückhaltend und spielte in keiner Weise auf seinen gestrigen Besuch an.

Sollte sie eine Bemerkung wegen dem Tor machen? Er hatte doch gelogen, war unter einem Vorwand bei ihr in der Wohnung vorbei gekommen. Sie sagte nichts. Aber die Gedanken um den Vorfall beschäftigen bis nach der Mittagspause, genau genommen bis zu dem Zeitpunkt, als Frau Werenfels angetrabt kam.

Fünf nach drei Uhr war es genau, als die Tür zu Violettes Büro aufging und die unverkennbar Stimme der Frau des Chefs sich in die vorher so angenehme Stille hineinzwängte. Es folgte das Zeremoniell mit dem Pelzmantel, und Violette, unterwürfige Bereitschaft heuchelnd, hätte ihr vermutlich auch noch die Schuhe geputzt, wäre es in entsprechendem Ton von ihr verlangt worden. »Wo ist Herr Mangold?«, fragte Frau Werenfels, und ihr Blick wirkte heute etwas wirr.

»Natürlich in seinem Büro«, rutschte es Violette heraus.

»Was heißt hier natürlich!«, reagierte Frau Werenfels gleich. »Ich habe Sie etwas gefragt und will eine anständige Antwort! Bemerkungen dieser Art können Sie sich sparen, Fräulein«! Den Namen ließ sie weg. »Also rufen Sie ihn schon! Und nicht per Telefon! Es schadet nicht, wenn man seine Beine benutzt, ein so junges Ding wie Sie – also bitte!« Die runde Pelzmütze auf dem Kopf, starrte sie Violette an, sprühende Unzufriedenheit in einem käsigen, faltigen Gesicht. Ihre Hand fuchtelte kurz, als verscheuchte sie ein lästiges Insekt.

Violette machte sich auf den Weg, um Mangold zu holen. Warum sie die Dame nicht einfach zu ihm begleiten konnte, begriff sie nicht. Mangold schien die Anwesenheit von Frau Werenfels sofort auf die Stimmung zu schlagen. Violette glaubte sogar, dass er noch bleicher wurde.

»Ahh, Frau Werenfels«, begrüßte er sie mit gedämpfter Stimme, kaum stand er unter der Tür, um ihr dann zuvorkommend entgegenzueilen.

»Ich werde Sie nun zur Rede stellen, Herr Mangold!«, wurde er jedoch sofort angekeift. »Wenn es sein muss, vor allen Mitarbeitern. Das geht nämlich zu weit!«

Violette konnte beobachten, wie der Buchhalter in sich zusammensackte, wie seine freundliche Miene, die er sich mit aller Kraft aufgesetzt hatte, zu einer ängstlichen Grimasse verfiel Er glitt in eine lächerliche Kriecherpose hinein.

»Sie können nicht eigenmächtig über die Firma verfügen!«, fuhr ihn Frau Werenfels an. »Sie glauben wohl, durch die Abwesenheit meines Mannes selber Dinge entscheiden zu können und Änderungen vorzunehmen, zu denen Sie überhaupt nicht berechtigt sind! Oder wer hat ihnen erlaubt, das Geld für die Löhne eigenmächtig bei der Bank auszubuchen?«

Er wollte etwas einwenden, doch Frau Werenfels herrschte ihn weiter an: »Sie haben keine Vollmacht. Das sollten Sie wissen. Die Bank hat mich soeben informiert! Unterlassen Sie das in Zukunft, sonst wird es Konsequenzen für Sie haben, das garantiere ich ihnen!«

Violette stand erstarrt da. Noch selten hatte sie eine solche Demütigung eines Menschen erlebt. Warum setzte sich Mangold nicht zu Wehr? Aber nein, er stellte sich nicht gegen diese gemeinen Attacken, die aus den blutleeren, trockenen Lippen der Frau des Chefs gegen ihn abgefeuert wurden. Stattdessen entschuldigte er sich für den Vorfall.

»Gut, dass Sie das einsehen, Herr Mangold.« Frau Werenfels wurde unerwartet versöhnlich. Dabei wölbte sie ihre Brust etwas vor und drückte mit beiden Händen die Pelzmütze zurecht. »Kommen Sie mit!«, befahl sie dann dem Buchhalter. »Ich will etwas im Lager nachschauen, nicht dass dort die Hälfte fehlt!«

Mangold schritt vor. Wie Frau Werenfels unter der Tür stand, drehte sie sich um und fuhr Violette an: »Schließen Sie die Tür! Wir heizen hier nicht für die Katz!«

Wie lange konnte das so weitergehen? Fast ein wenig wehmütig dachte Violette an die Zeit zurück, als Herr Werenfels noch die Führung der Firma hatte. Er würde wieder kommen, aber wann, das war die Frage …

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