Читать книгу Angefühlt - Jona Mondlicht - Страница 7
Kapitel Eins
Оглавление»Ich hätte früher zu dir kommen sollen.« Lia spricht leise, spröde und mühsam. Ihre Blicke streifen immer wieder über die glänzende Oberfläche eines Grabsteins, als würden sie dessen Gravur ertasten und die weißen, kleinen Buchstaben streicheln. »Viel früher.« Sie hält die rechte Handfläche zitternd über ihren Mund.
Ein welkes Blatt fällt, streift den Marmor und legt sich geräuschlos auf die nasse Erde. Seine Zeit ist vorüber. Es ist längst Herbst.
»Verzeih mir, Bruno. ..«, flüstert Lia durch ihre klammen Finger. Atem steigt vor ihrem Gesicht auf, aber der dünne, feine Nebelhauch verflüchtigt sich nur wenige Augenblicke entfernt.
»Ich war so dumm.« Langsam schüttelt sie den Kopf. Verzweifelt über sich selbst, die Endgültigkeit bleiern erkennend. Obwohl noch so viel zu sagen gewesen wäre. »Du hast auf mich gewartet.«
Eine Hand legt sich behutsam auf ihren Oberarm. Still, reglos, warm. Sie hält nicht, sie heilt nicht, aber sie ist da.
»Lia.« Ein Mann räuspert sich und tritt leise näher an sie heran. »Es ist alles gut, Lia. Bewahre dir die schönen Momente. Nicht …« Alexander schaut um sich und zieht die Stirn in Falten. »Nicht das hier. Bitte.«
»Er hat sein ganzes Leben auf mich gewartet. Bevor er mich kannte. Nachdem ich gegangen war«, wispert sie und lässt ihren Arm sinken. »Und jetzt ist er hier. So einsam.«
Einsam war er all die Jahre, denkt Alexander. Aber er sagt es nicht. Das würde sie noch mehr schmerzen. »Es tut mir leid«, presst er heraus und streicht langsam mit der Hand entlang ihres Oberarms. Auf und ab. »Wirklich. Es tut mir leid. Ich habe immer gehofft, ihr würdet wieder miteinander reden. Irgendwann.«
Lia wendet ihren Kopf. Mit geröteten Augen schaut sie zu Alexander und der Frau, die schweigend hinter ihm steht. »Bitte geht jetzt. Gebt mir ein paar Minuten mit Bruno. Wir hatten zu wenige …« Sie schluckt.
»Verstehe.« Er nickt nachdenklich, seine Hand sinkt herab. Dann tritt er zur Seite.
»Sarah«, sagt Lia zu der Frau, die nur einen Schritt entfernt steht und betroffen ihre Finger ineinander knetet. Sie atmet schwer ein und bemüht sich um eine feste Stimme. »Suche den Einen, der dir entspricht. Dem du vertraust wie keinem Anderen. Und der in deinen Tiefen navigiert, als seien es seine eigenen. Finde ihn. Aber begehe nicht den gleichen Fehler wie ich. Verliere niemals den Glauben daran, dass es nur einen einzigen Menschen im Leben gibt, der dich so lieben kann. Ich wünschte, ich hätte das früher verstanden.«
Sarah schluckt schwer. Sie erinnert sich an die Worte, die Bruno in seinem letzten Brief geschrieben hat. Langsam senkt sie ihre rechte Hand in die Manteltasche, als würde sie frieren. Zwischen den Fingern fühlt sie kaltes Papier.
Als sich Lia wieder dem Grab zuwendet, zieht Sarah den sorgfältig gefalteten Bogen vorsichtig hervor. Zitternd öffnet sie ihn und betrachtet die fein säuberlich gezeichnete Schrift.
»Ich habe Dich nicht angelogen, Sarah. Man trifft nur ein einziges Mal im Leben auf einen Menschen, der die gleiche Tiefe besitzt und dem man so sehr vertraut, dass man ihn dorthin vorlässt.«
Sie beißt sich auf die Unterlippe. Wie besonders sich Lia und Bruno ähnelten, denkt sie. Wie gleich ihre Erkenntnisse waren. Wussten sie das nicht?
Eine kräftige Hand senkt sich über die Schrift. Alexander drückt das Papier zur Seite und schüttelt langsam den Kopf. Widerstandslos schiebt Sarah den Brief zurück in ihre Manteltasche.
»Wenn du dir sicher bist, ihn gefunden zu haben«, sagt Lia plötzlich, während sie auf das Grab schaut und erneut eine feine Nebelwolke vor ihrem Gesicht aufsteigt, »so unterwerfe dich ihm. Übereigne dich, deine Seele und deinen Körper. Vollständig und für immer. Anders kannst du nie wirklich glücklich werden. Niemals.«
Alexander greift Sarah an der Schulter. Mit einer nickenden Geste deutet er in Richtung des schmalen Kiesweges, der sich schnurgerade zwischen Koniferen und dunklen Büschen entfernt. Er spannt sich durch das Gelände wie der Achsenfaden eines Spinnennetzes, ist in regelmäßigen Abständen verklebt mit querenden Wegen und scheint den farblosen Friedhof für alle Ewigkeiten zusammenzuhalten.
»Ruf an, wenn du mich brauchst«, sagt Alexander zu Lia. Seine Stimme klingt belegt. »Jederzeit.« Kurz verharrt er. Als er keine Antwort erhält, wendet er sich ab und zieht Sarah mit sich. Es ist Zeit, zu gehen.
Die kleinen Steine knirschen bei jedem Schritt unter den Sohlen. Während Alexander entschlossen voranschreitet, dreht sich Sarah kurz um. Einmal, zweimal. Stets sieht sie Lia unbeweglich vor Brunos Grab stehen. Immer weiter entfernt. Es fühlt sich an wie ein Abschied auf ewig, denkt sie. Wie das Zuschlagen eines Buches nach dem letzten Kapitel. Und irgendwie ist es das auch zwischen Lia und Bruno: Das letzte Kapitel. In diesem Moment schreibt es sich.
»Was für ein Zettel war das?« Alexanders Frage schneidet sich in ihre Gedanken. Scharf. Mehr kontrollierend als neugierig. Er sieht Sarah nicht an und folgt mit großen Schritten dem Kiesweg, sodass sie Mühe hat, neben ihm zu bleiben.
»Ein Brief«, erklärt sie zügig. »Ein paar Worte von Bruno.« Erst dann bemerkt sie, dass sie ihm keine Rechenschaft schuldig ist. Ihre Antwort war ein Automatismus wie der zwischen Kind und Vater, Schüler und Lehrer.
Alexanders Gesichtszüge bleiben regungslos. »Und an wen ist er gerichtet?«
Es ist die Art und Weise, wie er seine Fragen stellt, denkt Sarah. Präzise, klar und so, dass ihnen eine Anweisung zum unverzüglichen und ehrlichen Antworten innewohnt. Sie muss sich eingestehen, dass ihr das imponiert. »Er ist an mich gerichtet«, antwortet sie wahrheitsgemäß.
Alexander schiebt die Hände in die Taschen und geht weiter. Schweigend.
Sarah beobachtet ihn von der Seite. Sein kantiges Kinn, die ausgeprägten Wangenknochen und die gerade Nase lassen ihn wie eine Skulptur erscheinen. Streng sieht er aus, wenn er so nachdenklich ist. Das fiel ihr bereits vor einem Vierteljahr auf, als sie ihm in Lias Wohnung zum ersten Mal begegnete.
Sie dreht sich erneut um. Die Frau verharrt noch immer vor dem Grab. Aus der Entfernung erweckt sie den Eindruck, erfroren zu sein. In gewisser Weise, denkt Sarah traurig, trifft das wohl auch zu.
»Steht etwas in diesem Schreiben, von dem Lia erfahren sollte?«
Sarah bemerkt, dass Alexander bereits einen Schritt vor ihr ist. Hastig eilt sie wieder an seine Seite. »Nein«, sagt sie und unterdrückt ihren schnellen Atem. Brunos Brief ist ausschließlich an sie selbst gerichtet. Er schrieb ihn als Abschied. Als Ermunterung, ihre Neigung zuzulassen. Und als Mahnung, keine Zeit zu verschenken. »Bruno war der gleichen Meinung wie Lia.«
Alexander dreht sich ihr zu und schaut sie überrascht an. »Der gleichen Meinung? Zu welchem Thema?«
»Dass ich den einen Menschen suchen soll, der zu mir passt.« Sarah zuckt einmal mit den Schultern. Alexander weiß von ihrer Leidenschaft. Sie muss nichts verheimlichen vor ihm. »Dem ich mich unterwerfen kann.«
Er fixiert sie mit seinem Blick, dann schaut er wieder nach vorn. »Fürwahr, das solltest du tun«, meint er schließlich. Aus einer Manteltasche zieht er eine kleine Pappschachtel hervor. Kurz dreht er sie zwischen den Fingern und drückt er den Deckel nach oben. »Lakritzbonbons«, erklärt er Sarah. »Sie schmecken dir nicht.« Dann schiebt er sich eine der schwarzen Kugeln in den Mund.
Sarah ist beeindruckt. Sie hat Alexander in Lias Haus kennengelernt. Das war im Sommer. Obwohl sie sich erst heute ein zweites Mal treffen, hat er sich ihren Geschmack eingeprägt. Mehrere Monate lang. Tief unter ihrem Erstaunen und viel intensiver trifft sie der Umstand, dass er aus seiner Erinnerung heraus für sie entschieden hat. Zielsicher und wie selbstverständlich.
Alexander schiebt die Pappschachtel zurück in die Manteltasche. »Hast du eine ungefähre Vorstellung von dem, was auf dich zukommt?« Er schaut sie ernst von der Seite an. Forschend. Abschätzend. Seine Wangen wölben sich nach innen, während er an dem Bonbon lutscht.
Sarah ist unsicher, was sie antworten soll. Viel hat sie gehört in den Erzählungen von Bruno. Über Unterwerfung, Vertrauen und tiefe Gefühle. Sie hat aus Lias Geschichten gelernt, wie gefährlich verletzbar sie sein wird und wie einfach ausnutzbar. Erlebt hat sie selbst bislang nichts. Weder das eine noch das andere. Sie kann kaum einschätzen, wie wertvoll all das Erzählte sein wird, wenn sie eigene Erfahrungen zu sammeln versucht. Sie weiß nicht einmal, wie und wo sie damit überhaupt beginnen soll.
»Also nicht«, kommentiert Alexander die ausbleibende Antwort. Er sagt es, als vermerke er es in einem Notizbuch und streiche mit spitzem Bleistift und hochgezogener Stirn das Feld für individuelle Voraussetzungen. Wie ein Immobilienmakler, der kühl kalkulierend den Interessentenkreis bereinigt.
Sarah schweigt resigniert.
»Draußen am Tor ist ein kleines Café. Ich lade dich ein.« Alexander reckt den Kopf, als wolle er sich vergewissern, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hat. Dabei ist der Ausgang nicht weit entfernt. Nur noch wenige Koniferen säumen den Kiesweg, bevor er in einen breiten Platz mündet. Auf der gegenüberliegenden Seite steht ein großes, geschwungenes Eisentor offen. »Ich spendiere dir einen warmen Tee oder eine heiße Schokolade. Die Entscheidung überlasse ich dir.«
Immerhin, denkt Sarah. Wenn ihr schon keine Wahl bleibt, die unerwartete Einladung auszuschlagen. »Danke«, sagt sie also und fühlt sich dabei auf eine seltsame Weise artig und beruhigt.
Schweigend überqueren sie den Platz, der mit hellen Steinplatten belegt ist. Er wirkt wie ein Portal zwischen den Welten der Lebenden und Toten. Sarah dreht sich noch einmal um, aber sie kann Lia nicht mehr sehen. Zu weit sind sie entfernt.
»Schau nach vorne«, meint Alexander plötzlich und Sarah bemerkt erst, als sie vor sich kein Hindernis findet, dass es symbolisch gemeint ist.
Sie durchqueren das Tor, dessen schwarze Farbe gegen Rostflecken kämpft und an den Stellen ihrer Niederlage kraftlos abblättert. Der Ausgang grenzt an einen Zaun aus verbundenen Eisenstangen, die bis zu einem kleinen Haus reichen. Dort klammert sich Efeu herbstmüde an hell getünchte Außenmauern. Noch so ein Kontrast, denkt Sarah.
Alexander schreitet zielstrebig auf das Café zu. Die zwei Steinstufen zur Glastür nimmt er mit einem Schritt. Er öffnet schwungvoll die Tür und deutet Sarah mit einer leichten Kopfbewegung an, voranzugehen.
»Dort drüben!« Bestimmend weist er in eine Ecke des kleinen Raums, den sich fünf runde Tische mühevoll teilen. »Das sieht gemütlich aus.« Er greift ungefragt und mit beiden Händen Sarahs Mantel, hebt den Kragen leicht von ihren Schultern. »Den legen wir besser beiseite. Es ist recht warm hier.«
Sie nickt und schlüpft aus dem schweren Stoff. Als sie sich nach Alexander umdreht, um ihm aus Dankbarkeit für seine Fürsorge ein Lächeln zu schenken, kümmert er sich bereits um die Garderobe. Also durchquert sie den kleinen Raum und nimmt an dem Tisch Platz, den er ausgewählt hat. Der enge, gepolsterte Holzstuhl unter ihr knarrt leise.
Neugierig greift Sarah nach der gefalteten Karte, die auf der Tischdecke liegt. Sie betrachtet Bilder mit Eisbechern und überlegt, was Alexander sagen würde, wenn sie sich für einen der riesigen Becher entscheidet. Als plötzlich zwei Finger das Papier greifen und ihr kommentarlos entziehen, erschrickt sie. Aber sie protestiert nicht und lässt ihre Hände sinken.
»Einen Tee? Schokolade?« Er legt das Faltblatt beiseite und schiebt sich einen Stuhl zurecht, sodass er ihr gegenüber sitzt. »Du hast dich bestimmt längst entschieden, oder?« Lächelnd schaut er zu Sarah. »Jedenfalls benötigst du dazu keine Eiskarte, denke ich.«
»Tee«, antwortet sie gepresst. Sie erinnert sich an die Lederwerkstatt von Bruno, in der sie so gern gesessen hat. Auf dem Tisch vor seinem Thronsessel stand immer ein heißer, duftender Tee. »Rooibos«, fügt sie zügig an und lehnt sich zurück. Einen kurzen Moment später korrigiert sie ihre Haltung und bemüht sich, aufrecht zu sitzen.
Alexander quittiert es mit einem freundlichen Nicken. »Wenn man dich beobachtet«, beginnt er und verschränkt die Arme vor dem Körper, »wenn man dein Verhalten analysiert, dann erkennt man deine Neigung.« Sein Lächeln fließt breit. »Wusstest du das?«
Sarah reibt sich mit den Händen über die Oberschenkel. Sie hat nicht damit gerechnet, nach dem Treffen auf dem Friedhof in eine Privataudienz mit Alexander zu geraten. Auch nicht damit, ausgerechnet solchen Fragen ausgesetzt zu sein. Vereinbart war lediglich, Lia an das Grab von Bruno zu führen und sie zu begleiten, solange sie es wünscht. Beides war geschehen.
Aus einer Seitentür stürmt eine junge Frau. Im Gehen streift sie sich die langen blonden Haare nach hinten und hat dabei Mühe, ihren Notizblock in der Hand zu behalten. Geübt schlängelt sie sich an den wenigen Tischen vorbei und als sie schließlich ankommt, ist sie außer Atem von dem kleinen Stück Weg. »Darf ich«, fragt sie gehetzt, »etwas bringen?«
Alexanders Mimik verändert sich augenblicklich. Langsam wechselt er den Blick von Sarah zu der jungen Frau und sein Lächeln vertrocknet. »Einen schönen Tag wünsche ich«, entgegnet er schließlich konzentriert und mit tadelnder Stimme. »So viel Zeit und Höflichkeit sollte sein, da geben Sie mir sicherlich recht, oder?«
Sarah senkt ihren Kopf und schaut auf die Tischdecke. Sie fühlt sich unwohl. Kurz erwägt sie, die unangenehme Situation mit einem Scherz zu entschärfen. Aber sie unterlässt es. Es ist Alexanders Auseinandersetzung. Nicht ihre.
Die Frau dreht ihren Notizblock in der Hand und schlägt die erste Seite nach oben. »Es empfiehlt sich hier nicht immer, einen schönen guten Tag zu wünschen«, sagt sie selbstbewusst. »Jedenfalls nicht, wenn die Gäste von einem Besuch auf dem Friedhof kommen.« Mit einer Kopfbewegung deutet sie in Richtung der Glastür. »Entschuldigen Sie bitte, das ist nicht unhöflich gemeint. Aber uns begegnen überdurchschnittlich oft Menschen, die gerade eine Urnenbeisetzung bedauern mussten. Es irritiert, wenn ich ihnen einen großartigen Tag wünsche.« Ihr überlegenes Lächeln senkt sich unerbittlich auf Alexander hernieder, der von seinem Stuhl heraufschaut und die Augenbrauen wölbt.
Sarah riskiert einen Blick zu ihm und bemerkt mahlende Wangenknochen. Brodelnd wägt er eine Antwort ab. Es schmeckt ihm offensichtlich nicht, auf eine Belehrung hin selbst belehrt worden zu sein.
»Einen Tee. Rooibos. Heiß. Für die schweigende Dame mir gegenüber«, knirscht Alexander schließlich und weist mit der Hand auf Sarah. »Und einen Kaffee für mich. Schwarz, pur und stark. Den brauche ich jetzt. Danke.«
»Prima! Kommt sofort!« Die Frau lässt ihr Lächeln genussvoll über den Tisch schwappen, schaut sich triumphierend um und fließt dann gemeinsam mit ihm ab. Während sie sich entfernt, kritzelt sie fahrig auf ihren Notizblock. Als notiere sie stolz, gerade einen Löwen erlegt zu haben.
»Sie«, sagt Alexander langsam und wendet sich Sarah zu, »ist ganz anders als du.« Sein Blick hellt sich wieder auf. »Niemals hättest du dich so verhalten.«
Sarah hebt ruckartig den Kopf und räuspert sich. Sie weiß nicht, ob die Bemerkung als Kompliment gemeint ist oder nicht. Schätzt er sie wenig selbstbewusst ein? Glaubt er, sie würde alles hinnehmen? Hält er sie für eine Frau, die nicht ihre Meinung vertritt?
»Moment«, widerspricht sie protestierend. »Ich sage durchaus, was ich denke!«
»Das will ich hoffen«, entgegnet Alexander. »Aber darum geht es nicht.« Er lehnt sich nach hinten und lässt sich nicht von der knarzenden Stuhllehne irritieren. »Du würdest dich niemals so verhalten in der gleichen Situation.«
»Wie dann?« Sarah überlegt, was sie anstelle der blonden Frau geantwortet hätte. Außer, dass sie andere Worte gewählt hätte, fällt ihr keine bessere Antwort ein. Immerhin, ihr Gegenüber war davon beeindruckt. Ganz offensichtlich.
Alexander wiegt den Kopf. »Machen wir ein Experiment. Ich werde es dir beweisen.«
Neugierig rutscht Sarah auf dem Stuhl nach vorn und lehnt sich gegen den Tisch.
»Ich bin gespannt«, sagt sie aufgeregt und bläst sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Was muss ich tun?«
»Nichts.« Er reibt sich die Hände, verschränkt dann die Finger und stützt seinen Kopf ab. »Weißt du eigentlich, wie ich Julia kennengelernt habe?«
Sarah erinnert sich, dass Lia von einem Korsett erzählte, welches Alexander bei Bruno in Auftrag gegeben hatte. Lia war es, an der es entworfen und anprobiert worden war. »Ich weiß, dass du in Brunos Lederwerkstatt warst. Vielleicht dort?«
»Das ist richtig.« Er nickt bestätigend. »In der düsteren Werkstatt traf ich tatsächlich zum ersten Mal auf Lia. Es muss irgendwann im Herbst gewesen sein, denn ein heftiger Sturm drückte gegen die schmalen Oberlichter des hohen Raums.«
»Lia, komm bitte hierher!« Bruno strich mit den Händen über die Lehnen seines großen Sessels, der wie ein Thron wirkte. Er tat es beiläufig, als wolle er Staub von ihnen wischen. Dabei war das abgewetzte Leder so sauber wie das alte Sofa auf der gegenüberliegenden Seite, auf dem ich es mir gemütlich gemacht hatte. Doch die Geste passte zu Bruno, wie er da saß in einer Strickjacke, die großväterlich anmutete, mit großen Knöpfen auf der Vorderseite und zwei ausgebeulten Seitentaschen, in der er eine ganze Hand hätte vergraben können. Stattdessen kramte er eine geschwungene Pfeife hervor und einen kleinen, braunen Lederbeutel. Beides legte er bedächtig vor sich auf den Tisch.
Ich hatte es mir gemütlich gemacht, die Beine übereinandergeschlagen und einen Arm auf die Lehne gestützt.
Hinter mir vernahm ich eilige Schritte und blickte erstaunt über die Schulter hinweg. Ich sah den Vorhang, der die Werkstatt vom Wohnbereich trennte, und ich sah eine Hand, die den Stoff beiseitezog.
»Oh«, entfuhr es mir. Nicht nur, weil ich bis dahin geglaubt hatte, mit Bruno allein zu sein. Wir hatten Geschäftliches besprochen und Details unserer Unterredung waren – sagen wir – so individuell, dass ich sie nicht im Beisein von Dritten hätte erwähnen wollen. Schon gar nicht vor der Frau, die sich eben zwischen Durchgang und Vorhang hindurchschlängelte. Ich kannte sie nicht.
Während ich mich erhob, um sie zu begrüßen, nutzte ich meine Bewegung für einen flüchtigen Blick. Das schnell skizzierte Bild zeigte Wollsocken, Jeans und eine schlanke Taille, an die sich eine weiße Bluse schmiegte. Schwarze, lange Locken umflossen ein hübsches Gesicht und fielen über ein dunkelgrünes Tuch, das leger auf ihren Schultern lag. Ich schätzte die Frau auf fünfunddreißig Jahre – deutlich älter, als ich selbst war zu diesem Zeitpunkt. Zu mehr war keine Gelegenheit, wenn ich nicht den Sekundenbruchteil verpassen wollte, in dem aus höflichem Wahrnehmen Aufdringlichkeit wächst.
»Ich möchte dir Julia vorstellen«, erklärte Bruno mit zufriedener Stimme. »Sie ist …« Er überlegte kurz und ich erwartete, dass er mich über ihre Beziehung zueinander aufklären wollte. Er entschied sich anders. »Sie ist eine ganz bemerkenswerte Frau.«
Als ich fragend zu ihm sah, schmolz sein Gesicht zu einem amüsierten Lächeln. Ich ahnte, dass sie weder der Familie noch dem Kundenkreis angehörte.
Julia ließ mir keine Zeit für weitere Mutmaßungen. Sie senkte kurz den Kopf und ich wertete es als Verlegenheit, anschließend schenkte sie mir neben einem leise gesprochenen »Guten Tag« ein herzliches Lächeln.
Bruno wies mit der Hand in meine Richtung. »Das ist ein guter Kunde von mir«, fuhr er fort, »und ich denke, wir werden in den nächsten Wochen deine Hilfe benötigen. Du nennst ihn Alexander.«
Ich war nicht überrascht. Dass Bruno ihr diesen Namen nannte, bestätigte meine Vermutung, dass ihn mit Julia eine besondere Beziehung verband.
Sarah ist irritiert. »Moment bitte«, unterbricht sie die Erzählung und stört sich auch nicht daran, dass Alexander die Augenbrauen nach oben zieht.
»Julia sollte dich Alexander nennen?« Sie lehnt sich zurück und knetet ihre Unterlippe zwischen Zeigefinger und Daumen.
»Ja.« Er wiegt den Kopf hin und her. »Er hat mich vorgestellt, mehr nicht. Das macht man doch so, oder?«
Sarah gibt sich damit nicht zufrieden. Wenn man stolpert, schaut man sich schließlich nach dem Hindernis um. Auch wenn es nur eine Formulierung ist, an der man hängenblieb. Sie kneift die Augen zusammen. »Welchen Namen hätte er sonst nennen sollen?«
Alexander richtet den Blick an ihr vorbei. Als Sarah Schritte hört, begreift sie den Grund seiner Ablenkung.
»Einen Tee, einen Kaffee«, rezitiert die Blondine die Bestellung. Auf ihrer linken Handfläche balanciert sie ein kleines Tablett aus buntem Plastik. Geübt greift sie mit der anderen Hand die Tassen und schiebt sie auf den Tisch. »Heiß und frisch«, ergänzt sie lächelnd, während sie neben der Kaffeetasse ein Milchkännchen und einen Zuckerstreuer abstellt. Sie klemmt sich anschließend das Tablett unter den Arm und zieht ihren Notizblock hervor. »Darf es noch etwas sein?«
Alexander greift plötzlich das kleine Glas mit dem Zucker und hält es der jungen Frau entgegen. »Das brauchen wir hier nicht. Bitte nehmen Sie es wieder mit. Nichts Süßes. Ich hatte extra darum gebeten.«
Sarah blickt entgeistert zu Alexander. Sie kann sich nicht erinnern, dass er mit der Bedienung tatsächlich darüber gesprochen hätte.
»Kein Problem«, meint die junge Frau, zuckt aufgesetzt lächelnd mit den Schultern und greift den runden Behälter aus Glas. »Das muss ich wohl vergessen haben.«
»So wird es sein.« Alexander nickt wie ein Lehrer, der sich an der missratenen Leistung eines Schülers ergötzt. Du hast mir nicht zugehört, könnte er sagen, und ich habe gewusst, dass du nicht mehr als diese schlechte Note schaffen wirst, egal, wie sehr du dich anstrengst. »Für den Moment habe ich keinen weiteren Wunsch.«
Sarah wartet, bis die Bedienung den Raum durchquert und verlassen hat. Dann lehnt sie sich wieder nach vorn. »Du hast ihr nichts davon gesagt, dass du keinen Zucker möchtest«, erklärt sie leise.
Alexander greift unbeeindruckt zum Milchkännchen. »Doch, das habe ich.« Er versenkt den Löffel rührend zur Hälfte in seinem Kaffee und beobachtet interessiert, wie sich eine Kumuluswolke aus Milch in dem schwarzen Getränk auflöst. »Ich habe sie sehr deutlich darauf hingewiesen.«
Sarah schüttelt den Kopf. Sie ist überzeugt, dass sie recht hat. Denn sie hat auf jedes einzelne Wort von ihm geachtet, seitdem sie den Friedhof gemeinsam verlassen haben. »Auch ich habe es nicht gehört«, sagt sie.
»So?« Alexander hebt den Löffel über die Tasse und nimmt sich Zeit. Nachdenklich beobachtet er jeden Tropfen, der aus der Mitte der Oberfläche heraus eine kreisförmige, braune Welle schickt. Schließlich legt er das Besteck sorgsam auf den Teller. »Hörst auch du mir nicht richtig zu?«
Sein Lächeln ist nur ein Vorhang. Direkt dahinter befindet sich etwas Unerwartetes, denkt Sarah. Wartend. Lauernd. Wie der kleine, abgetrennte Raum in Brunos Werkstatt, in dem Lia kniend ausharrt, während er auf der anderen Seite ahnungslose Kunden bedient.
»Möchtest du mich etwa belehren?« Alexander greift seelenruhig zur Kaffeetasse, hält sie mit beiden Händen. Es ist, als fasse er bereits nach der Kordel zum Öffnen des Vorhangs.
»Nein«, beschwichtigt Sarah, »schon gut. Ich wollte das nicht diskutieren.« Ihr hätte es gereicht, wenn es bei einem kurzen Hinweis geblieben wäre.
»Sage mir, dass du im Recht bist.« Alexander bläst über den Tassenrand hinweg Luft. Während er dabei zu ihr schaut, sieht es aus, als blicke er nach oben. Das passt nicht zu ihm, denkt Sarah.
»Sag es mir.« Er klingt unnachgiebig. Hinter dem Vorhang bewegt sich etwas.
Sarah atmet tief ein. Sie sucht keine Bestätigung. Und es ist ihr unangenehm, Alexander zu berichtigen. Darum ging es doch gar nicht. Sie schüttelt den Kopf.
Er nähert sich vorsichtig dem Tassenrand. Als seine Lippen das Getränk berühren, zuckt er zurück. »Verdammt, ist das heiß«, beschwert er sich und stellt die Tasse grob ab, sodass der Kaffee fast überschwappt. Mit dem angewinkelten Zeigefinger fährt er sich über den Mund. »Dann werden wir unsere Unterhaltung jetzt fortsetzen. Und höre mir bitte aufmerksam zu. Wo war ich stehengeblieben?«
»Komm zu mir«, meinte Bruno aufmunternd und klopfte mit einer Hand auf die Lehne seines Thronsessels. Bei jedem anderen als ihm hätte ich das als Geste empfunden, mit der man ein Kind zu sich ruft und ihm Zeit schenkt. Doch ich wusste von Brunos leidenschaftlicher Art und Weise, mit einer Frau umzugehen. Bislang hatte er – vielleicht gerade deswegen – keine Partnerin gefunden, die ihm entsprach. Als ich jedoch beobachtete, wie unmittelbar Julia seiner Anweisung folgte und sich neben ihn stellte, direkt dort, wo seine Hand auf die Sessellehne geklopft hatte, war ich mir dessen nicht mehr sicher.
Er sah zu ihr herauf und runzelte die Stirn. »Alexander wird es nicht stören, wenn du dich setzt«, sagte er schließlich. Eine direkte Anweisung hätte nicht anders geklungen.
Julia nickte, dann sank sie neben dem Sessel auf die Knie. Sie legte ihre Hände in den Schoß und richtete ihren Blick auf die Kerze, die zwischen Bruno und mir auf dem Tisch stand. Eine Haarsträhne fiel über ihr Gesicht, aber Julia blieb so ruhig wie die kleine Flamme, die den Docht zehrte und ihre Wangen matt beleuchtete. Nur ihr Atmen hob und senkte sanft ihren Oberkörper, bewegte den Stoff der weißen Bluse. Es schien, als habe sie sich mit einer Sphäre aus Stille umhüllt. In eine schweigende Ewigkeit begeben, aus der sie nur Bruno wieder freisprechen durfte.
»Das stimmt doch, Alexander, oder?« Bruno riss mich gleichsam aus meinen Gedanken wie aus meiner Faszination.
Ich löste den Blick von der knienden Frau, strich mit der Hand über den Nacken und nahm wieder auf dem Sofa Platz. »Mich stört das in keiner Weise«, pflichtete ich Bruno bei. »Ganz im Gegenteil, denn …« Ich suchte nach der richtigen Formulierung. Am liebsten hätte ich ihn gefragt, ob meine Ahnung zutrifft. Hatte er einen Menschen gefunden, der seine Vorstellungen eines Zusammenlebens teilte? »Es sieht schön aus«, antwortete ich schließlich eher unbeholfen als diplomatisch.
»Natürlich«, meinte Bruno und sah mich befremdet an, als zweifle er an meinem Verstand.
»Sie«, korrigierte ich mich daraufhin zügig. »Ich wollte ausdrücken, dass sie schön aussieht.« Ich beschloss, besser zu schweigen. Oder mir für Antworten mehr Zeit zu nehmen.
»Selbstverständlich.« Er sah über die Lehne hinweg zu Julia, legte ihr vorsichtig seine Hand flach auf den Kopf und strich ihr durch das Haar. »Ich rief dich zu mir«, sprach er, »weil ich ein Korsett fertigen werde. Kein gewöhnliches. Ein Unikat. Alexander hat ganz außergewöhnliche Vorstellungen. Sehr exquisite.« Bruno schwieg einen Moment. »Aber realisierbare«, ergänzte er dann versonnen. Er schien längst in Schnitten und Schnürungen zu denken. »Es wird mir Freude bereiten.«
Ich räusperte mich. Es traf zu, dass ich ein besonderes Korsett wünschte. Ich hatte mich an Bruno gewandt, weil er bekannt war als ein Meister seines Faches. Seine Ledermanufaktur hatte man mir bereits vor Jahren verraten als ein Geheimtipp für Wünsche, die so individuell waren wie meine. Trotzdem verstand ich nicht, welchen Part die Frau einnehmen sollte, die regungslos neben dem Sessel kniete und lauschte.
Als hätte Bruno meine Gedanken bemerkt, fuhr er fort. »Steh auf, Lia.« Er zog seine Hand zurück auf die Lehne und wartete.
Als Julia ihren Kopf hob, streifte mich ein scheuer Blick. Möglicherweise hatte sie vermutet, ich würde es nicht bemerken. Doch mir genügte der kurze Moment, in dem wir uns direkt in die Augen sahen, um ihre Unsicherheit zu spüren. Wie eine unablässig arbeitende Unruhe lag sie hinter ihren Pupillen. Seltsam und unangenehm musste es ihr erscheinen, vor mir – einem unbekannten und wesentlich jüngeren Mann – derart dirigiert zu werden. Schließlich lenkte ihr Verstand ein, ließ ihren Blick flüchten und mit den Augen den Vorhang fixieren, durch den sie den Raum betreten hatte. Eilig zog sie das rechte Bein nach vorn und drückte ihren Körper mit einer einzigen Bewegung aufwärts, ohne mit den Handflächen den Boden zu touchieren. So blieb sie stehen und sah an mir vorbei.
Bruno lächelte und ließ seinen Kopf gegen das Polster der Lehne sinken. Er genoss, was er sah. »Sei so lieb und nimm deine Hände in den Nacken«, meinte er in einem Tonfall, als wolle er sich angewärmte Pantoffeln bringen lassen.
Julia verstand es als Anweisung wie alle anderen Sätze zuvor. Unmittelbar hob sie die Arme, bis ihre Ellenbogen eine Linie mit den Augen bildeten. Ihre Hände legte sie hinter ihren Hals und verschränkte dort die Finger.
»Was meinst du, Alexander?« Bruno sprach mich an, sein Blick ruhte aber auf Julia. Abschätzend. Gedanklich umspannte er ihre Taille. »So außergewöhnliche Wünsche wie deine begegneten mir bisher selten. Es wird einige Zeit in Anspruch nehmen, dieses Korsett zu nähen und zu komplettieren. Damit wir uns bei jedem Schritt gemeinsam ein Bild machen können, sollten wir es regelmäßig am lebenden Objekt begutachten, oder?«
Er hatte recht. Ich war zu ihm gekommen, weil ich ein Korsett suchte, das perfekt meinen Vorstellungen entsprach. Solche Kleidungsstücke liegen nicht im normalen Textilgeschäft aus, nicht einmal in einschlägigen Boutiquen war ich fündig geworden. Es gab kein Muster, an dem ich Bruno erklären und er sich orientieren konnte. Ganz bestimmt wäre es vorteilhaft gewesen, Brunos Bemühungen regelmäßig mit meinen Forderungen zu vergleichen. Auszuprobieren, ob meine Vorstellungen sich überhaupt umsetzen ließen. Trotzdem musste ich ihm widersprechen. Es gab keine Möglichkeit, das Korsett vor seiner Fertigstellung anzuprobieren.
»Nein«, antwortete ich also, »es tut mir leid. Die Frau, die ich in dieses Korsett verschließe, wird es spüren. Aber nie zu Gesicht bekommen.« Das stand für mich fest. Der wunderbare Anblick meiner ledergewordenen Fantasien sollte allein mir vorbehalten bleiben. Die Trägerin würde sich mit dem Gefühl begnügen müssen. Dieses Geschenk erschien mir wertvoll genug.
Bruno legte noch immer gedanklich Maß an Julias Taille. Er redete mit mir, ohne mich anzusehen. »So meine ich es nicht.« Er hielt den Kopf schräg und ich bemerkte, dass seine Blicke Julias Rücken hinauf und hinab wanderten. »Ich denke«, fuhr er fort, »wir haben hier eine vortreffliche Möglichkeit, das Korsett zu probieren. Zu jeder Zeit.«
Überrascht sah ich zu der Frau, die mit den Händen im Nacken neben dem Tisch stand. Ich war froh, dass sie scheinbar teilnahmslos an mir vorbei blickte – und so nicht sehen konnte, dass ich zurückhaltend ihren Körper begutachtete. Es war mir trotzdem unangenehm. Gewiss ahnte sie, was ich in diesem Augenblick tat.
»Also, was meinst du?«, fragte mich Bruno erneut, während er sich nach vorn beugte und die Augenbrauen nach oben zog.
Julia war schlank, fürwahr. Das konnte auch nicht das weiße Hemd verbergen, welches ihre Taille locker umhüllte. Trotzdem zweifelte ich. Mein Korsett sollte eine Frau tragen, die geschätzt fünfzehn Jahre jünger sein würde als Julia. Vielleicht sogar zwanzig. Es fiel mir schwer, Bruno darauf hinzuweisen. »Du kennst die genauen Maße«, antwortete ich ihm salomonisch. Das konnte er sowohl auf Julia beziehen als auch auf die Angaben, die ich ihm zur Anfertigung des Korsetts gegeben hatte.
Er nickte, aber beteiligte sich nicht an meiner Feinfühligkeit. »Sie wird in den nächsten Tagen abnehmen«, legte er wenig distinguiert fest. »Dafür sorge ich.«
Ein Seitenblick zu Julia bestätigte mir, dass sie diese Verhandlung über ihre Körpermaße – nicht anders musste es ihr vorkommen – regungslos hinnahm. Ich gebe zu, dass mich das beeindruckte. Sie hatte offensichtlich die Kontrolle und Bestimmung über ihren Körper abgegeben. In Brunos Verantwortung gelegt. Wie sehr musste sie ihm Vertrauen entgegenbringen. Und wie weit hatte sie ihm ihre Seele geöffnet, dass er davon Gebrauch machen konnte.
Bruno klatschte in die Hände und riss unser aller Aufmerksamkeit an sich. »Wann beginnen wir?«, fragte er tatendurstig und es schien, als wolle er auf der Stelle einen Lederballen aus dem Regal holen.
»Und wann beginnst du?« Alexander zeigt auf die Tasse, die vor Sarah auf dem Tisch steht. »Dein Tee wird kalt, wenn du länger wartest.« Er reckt den Kopf, als könne er die Temperatur optisch prüfen. »Wenn das nicht schon passiert ist«, ergänzt er dann.
Wortlos greift Sarah zu der Tasse, hebt sie an ihren Mund und trinkt einen Schluck. Sie bemerkt nicht, dass Alexander während des Erzählens – wenn auch spät – den Teebeutel für sie aus der Tasse gehoben hat. Sie spürt nicht, dass der Tee tatsächlich schon kälter geworden ist. Sie nimmt nicht einmal den leicht herben Geschmack auf der Zunge wahr. Sie begreift nur, dass sie schon wieder in dieses faszinierende Universum aus Bruno und Lia eingetaucht ist. So, wie es ihr geschah, als auch Bruno von ihm erzählte. Ebenso vor einem Vierteljahr, als sie bei Julia weilte. Sie fühlt sich in die feinstofflichen, geheimnisvollen Erlebnisse hineingezogen wie in einen übermächtigen Strudel. Ein nicht enden wollender Vortex, dem man ein Leben lang nicht entrinnen wird und dessen Fuß auf dem tiefsten Grund dunkler Leidenschaften aufsetzt. Faszinierend und gefährlich zugleich wie der Marianengraben. Lia hatte oft erwähnt, wie sehnsüchtig sie sich dorthin gewünscht hatte, nur ein einziges Mal, auch auf die Gefahr hin, dabei ohnmächtig zu werden. Erschrocken überlegt Sarah, ob sie selbst ebenso von einem Sog aus tiefem, dunklen Grund angezogen wird. Einer, der sie ins Verderben führen wird.
Als Alexander sie unvermittelt anspricht, verschüttet sie fast vor Schreck ihren restlichen Tee.
»Weißt du, Sarah«, beginnt er, »ich habe dich beobachtet. Als wir im Sommer bei Julia waren und sie aus ihrem Leben erzählte. Du wirktest auf mich wie ein junges, zartes Pflänzchen, dessen Wurzel zum ersten Mal die Nähe eines Flusses spürt. Du warst so aufmerksam, so sensibilisiert, dass du jeden Tropfen der Erzählungen von Julia herbeigesehnt und aufgesaugt hast. Damals dachte ich, dass du deinen Nährboden gefunden haben und auf ihm gedeihen wirst.« Alexander lehnt sich zurück. »Das ist schon ein Vierteljahr her.«
Sarah nimmt noch einen Schluck Tee. Als sie schluckt, empfindet sie das Geräusch furchtbar laut.
»Während ich dir eben erzählt habe, wie ich Julia kennenlernte, beobachtete ich dich erneut.« Alexander wirkt wie ein Juror, der das Zustandekommen eines Prüfungsergebnisses erläutern möchte. Seine linke Hand liegt auf einem Oberschenkel, mit der rechten reibt er konzentriert Daumen und Zeigefinger aneinander. »Was glaubst du, welchen Eindruck du heute vermittelst?«
Sarah setzt sich aufrecht. »Ich war etwas gedankenversunken«, antwortet sie schnell und will sich für den fast verschütteten Tee entschuldigen. »Bitte verzeih mir das.«
»Unsinn.« Alexander sieht ihr scharf in die Augen. Er legt seine Hand flach auf den Tisch und sie klopft wie der Hammer eines Richters, der das Urteil verkündet. »Du bist das gleiche zarte Pflänzchen wie vor ein paar Monaten. Vollkommen identisch. Das meine ich. Du sehnst und reckst dich weiterhin. Aber obwohl du längst weißt, wie greifbar nah das Flussbett ist, wächst du nicht.« Die Hand klopft ein letztes Mal. Laut. »Du hast Angst, dass dich die Strömung in die Tiefe reißt.«
Marianengraben, denkt Sarah. Immer wieder. Marianengraben. Der dunkle Grund. Nie hat sie Julias Faszination für den Sog nach unten besser nachempfinden können als jetzt. Es fehlt nur ein Windhauch, um sie endlich in die Fluten zu stürzen. Innerlich bettelt sie darum, dass Alexander auch das erkennt. Mit zittrigen Fingern stellt sie ihre Tasse ab.
Alexander beugt sich nach vorn. »Ich verrate dir etwas«, raunt er. Seine Augen werden schmal und sein kantiges Gesicht besteht aus tief überzeugter Ernsthaftigkeit. »Du wirst es anfühlen.«
Da ist er, der Hauch. Sarah weiß, dass sie gerade jede Form von Halt verliert. An diesem Nachmittag mit seinem unscheinbar trüben Herbstwetter ändert sich ihr Leben. Sie wird den Fluss kennenlernen. Der Mann, der ihr gegenüber sitzt, hat sich hinter ihren Rücken geschlichen und sie vom Ufer gestoßen. Die Frage, wann sie sich in das kalte Wasser traut, stellt sich nicht mehr.
»Aber wie?«, flüstert Sarah und schaut ihm in die Augen. In ihrer rechten Halshälfte pumpt ein bleischwerer Puls, der fast keine Kraft zum Atmen lässt.
Alexander verschränkt die Arme. Überlegt. Mindestens sechzig Pulsschläge lang. Dann beginnt er, langsam mit dem Kopf zu nicken. »Ich kann dir helfen«, sagt er. Es klingt nicht wie eine Option, sondern wie ein Entschluss.
Sarah sitzt regungslos. Ihr »Wie« behält Gültigkeit. Stocksteif wartet sie auf sein Angebot. Und die Bedingungen.
Alexander greift mit der Hand nach hinten. Als er sie wieder auf den Tisch legt, hält sie ein dünnes Notizbuch in schwarzem, weichem Einband. Es ist kaum größer als eine Streichholzschachtel. Sorgsam schiebt Alexander einen Zeigefinger zwischen die Seiten und klappt das Büchlein auf. »Ich denke, Sarah«, sagt er langsam, während er blättert und sich in den Winkeln seiner Augen Fältchen bilden, »ich denke, dass ich dich mitnehme auf eine kleine, private Feier.« Er tippt mit dem Finger auf einen kritzeligen Eintrag in dem Büchlein. »Da haben wir es doch«, meint er zufrieden. »Dort begegnest du Menschen, die deine Fantasien nicht nur tolerieren, sondern auch verstehen.« Alexander hebt den Kopf und pfählt seinen Blick direkt in Sarahs Augen. »Und ausleben.«
Sarah weicht zurück. Ausleben? Sie stellt sich fremde, nackte Körper vor, die sich klebrig verschwitzt an sie drängen. Nach ihr greifende, fleischige Hände. Das unangenehm aufkeimende Bewusstsein, nicht mehr »Nein« sagen zu können. Das geht ihr zu weit. Das ist ihr zu schlammiges Wasser. Für den Moment jedenfalls.
»Du brauchst keine Angst haben«, versichert Alexander, der Sarahs unscheinbare Körperbewegung bemerkt hat. »Ich werde unablässig an deiner Seite bleiben. Niemand wird es wagen, dich anzurühren.«
Sarah stellt sich in Alexanders Begleitung vor. Er ist beeindruckend groß, kräftig, sein kantiges Gesicht flößt Respekt ein. In seiner Obhut sieht sie sich inmitten der gierigen Menschenmenge, doch vor ihnen öffnet sich stets eine Gasse. Sie wird in seinem Kielwasser keinen weiteren Schutz brauchen. Ihr Einsatz reduziert sich auf den notwendigen Mut. Ohne diesen, ahnt sie, wird es nie einen Anfang geben. Und kein Wurzelwachstum.
»Was denkst du darüber?«, erkundigt sich Alexander. Mit einer Handbewegung klappt er den schwarzen Einband zu. »Ich gehe davon aus, dass du das Angebot annimmst.«
Sarah weiß, dass sie nicht ablehnen kann. Sie erinnert sich an den Brief von Bruno, der gefaltet in ihrer Manteltasche ruht. Sie wird den Einen nur finden, solange sie sucht. Wann will sie damit beginnen, wenn nicht jetzt?
»Vielleicht«, taktiert sie.
»Vielleicht?« Alexander lacht brüskiert. »Ein besseres Angebot wirst du nicht bekommen!« Er schüttelt den Kopf und lässt das Büchlein auf die Tischplatte fallen. »Weißt du … Du kannst fürwahr auch ohne Begleitung und Schutz deine ersten Versuche unternehmen. Ich sage dir aber eines, Sarah. Das sichere Anschleichen ist vorüber. Jetzt musst du springen. Tust du es allein, wirst du keinerlei Deckung haben. Ich kenne einige, die sich dabei heftig verschätzt haben und nicht mit heiler Haut davongekommen sind.« Abschätzend blickt er über den Tisch. »So, wie du hier vor mir sitzt, so schüchtern, still und unentschlossen, reißen dich die Krokodile im Fluss auseinander. Sofort. Das meine ich ernst.« Alexander überlegt kurz, dann beugt er sich nach vorn. Er spitzt die Lippen und spricht mit tiefer, langsamer Stimme: »Du bist Frischfleisch.« Das wirkt so furchteinflößend, als zöge er nasse Lefzen nach oben.
Sarah schaudert es. Krokodile. Sie sehen aus wie dieser Mann, von dem Julia vor einem Vierteljahr erzählt hat. Der Lia verfolgte und missbrauchte. Ein Krokodil namens Robert im langen, schwarzen Ledermantel und mit ekelerregender Gelhaarfrisur. Und sie, Sarah, will solchen Ungeheuern kühn vor das Maul springen?
»Samstagabend. Nur unter meinem Schutz.« Selbstsicher lehnt sich Alexander zurück und verschränkt die Arme. »Gib mir deine Adresse und ich hole dich ab.«
Sarah nickt. Wenn das der Weg ist, gefahrfrei schwimmen zu lernen, sollte sie nicht länger zögern. Alexander ist zuverlässig. Freundlich. Kein Krokodil. »Vielleicht«, sagt sie mutiger. »Samstagabend vielleicht.«
Alexander löst seinen Blick. Seine ernsthafte Mimik ist für eine Sekunde mit einem Lächeln glasiert. Dann blättert es schon wieder ab. Er hebt die Hand. »Zahlen bitte!«, ruft er und es dauert nur einen Augenblick, bis die blonde Frau mit dem Notizblock neben ihm steht.
Sarah fühlt sich plötzlich unwohl. Sie weiß nicht, wie sie das Lächeln interpretieren soll. War es mitleidsvoll? Freudig? Oder dämonisch? Sie fragt sich, ob sie zu viel Vertrauen in einen Mann setzt, den sie zum zweiten Mal in ihrem Leben begegnet ist. Ob sie überhaupt in der Lage ist, Krokodile zu erkennen, selbst wenn sie an Land sind.
»Einmal Kaffee, einmal Tee. Geht das einzeln?« Die blonde Frau kratzt sich mit der Rückseite des Kugelschreibers hinter dem Ohr und blickt hin und her.»Auf keinen Fall«, antwortet Alexander unmittelbar. »Die hübsche Frau gehört zu mir.« Er greift in die Hosentasche und legt ein paar Münzen auf den Tisch. »Das stimmt so.«
Sarah genießt dieses »zu mir gehören«. Es klingt aus Alexanders Mund besitzergreifend und beschützend zugleich. Weicher Honig fließt über raue Zweifel.
»Sehr freundlich«, sagt die Frau, streicht mit der Handkante die Münzen ein und lässt sie in ihr Portemonnaie fallen, das seitlich an ihrem Gürtel hängt. An den Henkeln zieht sie die Tassen vom Tisch. »Danke für Ihren Besuch«, verabschiedet sie sich schließlich ebenso diplomatisch, wie ihre Begrüßung klang.
Alexander kommentiert es diesmal nicht. Stattdessen erhebt er sich, schiebt sein Büchlein in die Hosentasche und holt die Mäntel von der Garderobe.
»Es wird Zeit«, sagt er, während er Sarah in die Ärmel hilft und ihr fürsorglich den Kragen im Nacken zurechtrückt. »Draußen wird es schon dunkel.«
Sarah bedankt sich leise. Sie ist beeindruckt von der Aufmerksamkeit, mit der Alexander sie umgibt. Das schmeichelt ihr. Und es macht ihn noch attraktiver. Als er ihr die Tür öffnet und sie an ihm vorübergeht, lächelt sie ihm zu. Mit einem platzierten Augenaufschlag.
»Wie kommst du nach Hause?« Er schaut ihr nach und lässt dann den Türknauf aus der Hand rutschen. Schnell ist er wieder an ihrer Seite.
Wahrscheinlich, denkt Sarah, wird er sie ein Stück mitnehmen wollen, denn sie ist zu Fuß unterwegs. Nicht, weil die Entfernung zum Friedhof kurz gewesen wäre. Sondern weil sie sich auf dem Weg hierher Zeit genommen hatte. Für eine letzte langsame Annäherung an den Menschen, der das Epizentrum all jener Dinge bildete, die sich seit ihrem Zusammentreffen verändert hatten. Es gab Bruno nicht mehr, aber er blieb ein seismografisches Ereignis in ihrem Leben. All dem hatte sie nachgespürt, als sie durch das neblig trübe Wetter und mehrere Parks spaziert war.
»Ich spaziere zu Fuß«, antwortet sie, denn sie möchte in Ruhe einen sicheren Stand finden nach dem neuerlichen Nachbeben.
»Wie weit?«, bohrt Alexander nach. Im Gehen schließt er seinen Mantel und angelt sich dann ein Lakritzbonbon aus der Tasche.
Sarah überlegt. Die einsamen Parks wird sie auf dem Rückweg meiden, denn es ist bereits dunkel und der Nebel hat stark zugenommen. »Eine Stunde werde ich unterwegs sein.« Das ist kühn geschätzt.
Alexander zieht eine Augenbraue in die Höhe. »Das kommt überhaupt nicht in Frage. Nicht bei dem Wetter. Ich will, dass du sicher nach Hause findest.« Er wendet sich zur Seite, hebt einen Arm und winkt einem Taxifahrer, der am Ausgang des Friedhofs neben seinem Fahrzeug steht.
Sarah ist beeindruckt, wie kompromisslos Alexander ihre Zustimmung annimmt. Sein unumstößliches Selbstverständnis. Sie spürt die Fürsorge, die von ihm ausgeht. Eine verlässliche und beständige Aura aus wohliger Wärme, innerhalb derer ihr nichts zustoßen kann. Am liebsten würde sie sich komplett einhüllen lassen von diesem Mann.
»Übrigens«, sagt Alexander, »habe ich der Bedienung im Café mit keiner Silbe gesagt, dass wir auf den Zucker verzichten. Du hattest vollkommen recht. Und ich wusste das auch.« Er lächelt so spitzbübisch, dass seine Augen schmal werden und sich die kantigen Backen heben.
Sarah ist irritiert. Sie erinnert sich, wie vehement er es abgestritten hatte, als sie ihn auf den vermeintlichen Fehler hinwies. Fragend schaut sie zu ihm herauf.
»Ich wollte sehen, wie du reagierst, wenn du zwar im Recht bist, aber keinesfalls in der Position, darauf zu bestehen. Du hast es nicht auf einen Streit ankommen lassen. Stattdessen hast du klug verzichtet, eine Nichtigkeit zu diskutieren. Die Blonde im Café beherrschte das nicht. Ihr hätte es gut gestanden, mich freundlich zu grüßen, anstatt belehrend zu erklären, warum sie es bis dahin nicht getan hatte. Ich wusste im voraus, dass du anders reagieren würdest. Wie angekündigt wollte ich dir das demonstrieren.« Alexander hebt die Hände. »Voilà. Da hast du den Beweis.«
Sarah schweigt. Es gibt nichts, was sie hinzufügen möchte. Lediglich den Umstand, nicht in der Position für einen Hinweis gewesen zu sein, wird sie noch überdenken.
Das Taxi fährt schwungvoll vor. Alexander öffnet galant die Tür auf der Beifahrerseite und deutet Sarah, Platz zu nehmen. »Deins«, erläutert er kurz und knapp. »Und zwar bis vor die Haustür. Keine Widerrede.«
Sarah nickt. »Danke für die Einladung«, sagt sie und überlegt, ob sie aus Höflichkeit einen Knicks machen sollte. Doch bevor sie zu einem Entschluss kommt, spürt sie Alexanders Hand auf ihrer Schulter, die sanft nach unten drückt. Wie ein Blitzlicht taucht in ihren Gedanken Lia auf, die vor Bruno auf die Knie sinkt, seiner Hand und seinem Druck folgend, wie sie schließlich ein kleines Stück Boden zu seinen Füßen in Anspruch nimmt und den Kopf senkt. Als sich Sarah rückwärts fallend auf den Beifahrersitz rettet, fühlt es sich an wie eine Ohnmacht.
Sie hört die Stimme des Taxifahrers, aber sie ist in Gedanken, weiß gar nicht, ob er sie gemeint und was er gesagt hat. Um sie herum zieht ein Strudel nach unten.
Alexanders Worte dringen zu ihr durch. »Er braucht das Fahrtziel.«
Natürlich, die Adresse. Sarah sagt sie ungelenk auf wie einen auswendig gelernten Text, während sich Alexander in das Fahrzeuginnere beugt.
Er nickt, dann reicht er dem Taxifahrer einen Geldschein. »Das stimmt so.«
Sarah greift nach Alexanders Unterarm. Im gleichen Moment verstummt ihr Dschungel aus Wurzeln, Krokodilen und reißendem Wasser. »Ja«, sagt sie unvermittelt in die Stille und sieht herauf. »Ja. Ich nehme dein Angebot an.«
Sein Blick wandelt sich in ein Lächeln. Aber diesmal empfindet es Sarah nicht als dämonisch. Eher als wissend. Als habe er längst geahnt, wie sie sich entscheiden wird.
»Wir sehen uns«, antwortet er und nickt ihr zu. Nicht mehr und nicht weniger. Dann schließt er die Tür von außen und bleibt mit den Händen in den Taschen am Straßenrand stehen, bis das Taxi den Platz verlassen hat.