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Kapitel 1

Die Wunde des Chiron

»In der Sternenkund das wahre Schicksal verborgen liegt. Nicht zu fliehen vermag ein einziges Kind. Sich in jungen Jahren in Sicherheit wiegt, doch bald verfolgt von ihm geschwind.«

Jacob Berglund

Als Jacob, der jüngste von vier Brüdern, zur Welt kam, wusste Hebamme Agathe bereits, dass er zu einem besonderen Jungen heranwachsen würde. Sie kannte sich mit der Sternenkunde aus, wusste, dass zur Stunde von Jacobs Geburt eine seltene Planetenkonstellation am Himmel wirkte und das Tierkreiszeichen des Skorpions mit einer besonderen Energie auflud. Doch sie lächelte nur verschwiegen in sich hinein. Agathe war Ordensschwester im St. Johannis Kloster, das sich etwas außerhalb, aber in der Nähe des Dorfes befand. Das festungsartige Gemäuer war über einen sonnigen Feldweg zu erreichen und lag am Fuße des Klimmtberges. Sie nahm den Neugeborenen und wusch ihn liebevoll in einem Holztrog mit warmem Wasser. Zwei Novizinnen kümmerten sich derweil um die erschöpfte Mutter. Eine Magd brachte frische Tücher. Agathe zählte seine Finger und seine Zehen. Ihre warmherzige Stimme schien eine beruhigende Wirkung auf ihn zu haben. Behutsam umfasste sie Arme und Beine und tastete seinen Bauch, seinen Brustkorb und seinen Rücken ab. Alles war offenbar zu ihrer Zufriedenheit. Vorsichtig öffnete sie seinen kleinen Mund und untersuchte Gaumen und Rachen. Dann entdeckte sie ein kleines Detail, das ihre Vermutungen bestätigte und sie endlich auf bessere Zeiten hoffen ließ. Der kleine Jacob war mit einer Herzzunge geboren worden. Sie schloss einen Moment die Augen und dankte dem Universum für dieses Zeichen. Es kam äußerst selten vor, dass das Zungenbändchen derart bis zur Spitze mit dem Mundboden verwachsen war, dass diese ein kleines Herz formen würde, sobald der Junge seine Zunge herausstreckte. Es galt als Besonderheit. Doch in diesen Zeiten sollte ein junger Knabe mit einem solchen Mal nicht ins Auge der Obrigkeit fallen. Unauffällig holte sie daher ein Messer unter ihrem Gewand hervor und durchtrennte vorsichtig das kleine Häutchen. Der sogenannte Zungenschlag war fast schmerzfrei für den Kleinen. Es blutete nicht einmal. Jacob fing trotzdem an zu weinen, beruhigte sich aber schnell wieder. Niemand hatte etwas von dem Eingriff mitbekommen. Noch einen Moment lang hielt sie den Jungen in ihren Armen und übertrug ihm ihre Herzensenergie. Dann brachte sie ihn der entkräfteten Mutter, Magdalena, die schon ein wenig ungeduldig im Bett gewartet hatte. Endlich konnte sie ihr Kind das erste Mal in die Arme schließen. Sie war überglücklich. Die Arbeit der Ordensschwester war getan. Sie blickte die beiden Novizinnen an und nickte ihnen kurz zu. Es war Zeit, sich zurückzuziehen, damit die Familie den neuen Anverwandten in Ruhe begrüßen konnte. Draußen wartete schon unruhig der Vater mit seinen Söhnen, die sich ebenso auf den Kleinen freuten. Agathe fasste dem Familienoberhaupt Gustav beherzt an die Schulter und sagte erfreut: »Es ist vollbracht. Mutter und Kind sind wohlauf.«

Erleichtert und voller Dankbarkeit verabschiedete sich der Vater von den Geburtshelferinnen und übergab ihnen einen Korb mit einigen Knollen und einem großen Stück eines kürzlich erlegten Wildschweins.

Albert war der älteste Sohn. Er war schon acht Jahre alt und zu einem starken Knaben herangewachsen. Georg war nur eineinhalb Jahre jünger und wich ihm selten von der Seite. Matthis hatte mit seinen knapp zwei Jahren bereits verstanden, dass er noch ein Geschwisterchen bekommen sollte. Liebevoll hatte er in den Wochen zuvor seinen Stoffbären auf den runden Bauch seiner Mutter gelegt.

Agathe glühte innerlich vor Freude, doch ließ sie es sich vor den beiden Novizinnen nicht anmerken. Sie lobte sie für ihre gute Arbeit und lenkte dann das Gespräch auf die anstehenden Geburten im Dorf. Nur zwei weitere Nonnen wussten über Agathes Fähigkeiten Bescheid und wurden von ihr unterwiesen. Sie konnte feinstoffliche Energien wahrnehmen, die den meisten Menschen verborgen blieben. Das Kloster war der perfekte Ort für ihre Tarnung. Sie konnte sich zurückziehen, meditieren und ihre Energie aufrechterhalten.

Sie rief die beiden Frauen, die von ihr ausgebildet wurden, zu sich. Leonore und Anna waren nicht rein zufällig von ihr ausgewählt worden. Sie hatten ebenfalls mediale Fähigkeiten in die Wiege gelegt bekommen. Das war zu jener Zeit äußerst selten. Aber es war vor allem ihre reine Herzensenergie, die sicherstellte, dass sie mit so viel Macht umgehen konnten und nicht prahlten. Absolute Geheimhaltung war unerlässlich. Das Schicksal hatte beide Frauen schon im jungen Mädchenalter als Waisen zu Agathe geführt. So konnten sie sicher aufwachsen und ihre Talente entwickeln.

Feierlich eröffnete ihre Mentorin ihnen, dass ein besonderer Knabe geboren worden war. Die beiden lächelten erfreut. »Anna, bitte erspüre Gustavs Sohn und beschreibe, was du empfindest.«

Die junge Frau schloss die Augen und ein sanftes Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit. »Seine Seele ist so zart und sein Herz so empfindsam. Aus ihm wird gewiss ein sehr gefühlvoller Mann werden.«

Agathe nickte zufrieden. »Kannst du es auch fühlen?«, fragte sie Leonore. Diese schloss nun ebenfalls die Augen und nickte.

»Meine Lieben, und jetzt fühlt die Sterne. Spürt ihre Energie. Könnt ihr es wahrnehmen?«

Leonore antwortete: »Es ist seltsam. So etwas habe ich zuvor noch nie wahrgenommen. Ich spüre das Sternbild Skorpion. Es wird harmonisch sowohl von der männlichen Mars-Energie als auch von der weiblichen Venus-Energie aufgeladen. Es fühlt sich so an, als würden beide Energien miteinander verschmelzen wollen. Aber dazwischen gibt es so eine Art Hindernis. Ich verstehe das nicht.«

Agathe nickte zustimmend und erklärte: »Es ist schon gut. Alles, was du wahrgenommen hast, ist richtig. Manchmal werden Menschen mit einer ganz besonderen Aufgabe geboren. Das Hindernis, das du gesehen hast, ist der Einfluss von Chiron.«

»Chiron, der Zentaur?«

»Ja, das Mischwesen aus Mensch und Pferd aus der griechischen Mythologie. Genauer gesagt geht es um seine Wunde, die nicht heilt.«

Leonore entgegnete: »Verstehe. Der Skorpion hat eine komplexe Gefühlswelt und ist sehr tiefgründig. Er wird sich eher im Hintergrund halten und den Geheimnissen des Lebens auf den Grund gehen wollen. Die Chiron-Energie steht zwischen Venus und Mars. Es wird also um den Ausgleich der weiblichen und männlichen Aspekte gehen?«

Agathe lächelte zustimmend und ergänzte: »Männer im Zeichen des Skorpions sind sehr leidenschaftlich und kennen die Geheimnisse der Sexualität. Doch sie prahlen nicht damit, sondern genießen in der Stille.«

»Dann hat er also eine Bestimmung? Er soll einen heilsamen Ausgleich zwischen Männern und Frauen schaffen?«, fragte Anna.

»Richtig. Dafür muss zunächst die männliche Sexualität geheilt werden, damit es zu einer neuen Vereinigung mit der weiblichen kommen kann. Die Chiron-Energie wird ihn durch die Jahrhunderte hinweg begleiten – als seelische Wunde, die nicht heilen kann. Sie wird wohl seinem zarten Herzen Schmerzen bereiten. Wenn die rechte Zeit allerdings gekommen ist, dann wird er sich seine Wunde anschauen müssen und sie endlich transformieren können. Schließlich wird er sein volles Heilerpotenzial entfalten und kann seine wahre Bestimmung erfüllen.«

»Er hat kein einfaches Schicksal vor sich«, entgegnete Anna ernst.

»Das Universum lässt niemanden allein mit seiner großen Aufgabe. Seine Seele hat sich in diesem Leben eine Familie ausgesucht, die ihm Rückhalt geben wird. Es wird den Menschen kaum auffallen, dass der kleine Jacob in diesen rauen Zeiten zu einem so sensiblen Mann heranwächst. Als jüngster kann er sich im Schatten seiner älteren Brüder entwickeln. Vor allem Albert und Georg werden in der Aufmerksamkeit des Dorfes stehen. Sie werden Matthis und ihn beschützen, wenn es nötig sein sollte.«

Anna und Leonore bedankten sich bei ihrer Mentorin für diese tiefgreifende Lehrstunde. Auf dem Weg zu ihrem Schlafgemach schauten beide noch einmal dankbar in den klaren Sternenhimmel.

* * *

Wie es die drei weisen Frauen bereits zu seiner Geburt vorhergesagt hatten, war Jacob zu einem gefühlvollen jungen Mann herangewachsen. Aus Raufereien hatte er sich stets herausgehalten. Aber auch seine Brüder waren anständig und brachen keinen überflüssigen Streit vom Zaun. Während Albert und Georg von stattlicher Statur waren und mit ihren Bärten und der Brustbehaarung ihrem Vater ähnelten, waren Matthis und Jacob athletisch gebaut und kamen mit ihren markanten Gesichtszügen eher nach der Mutter.

Jacob kam oft ins Kloster und studierte die Kräuter, die im Garten wuchsen und wurde von Agathe unterrichtet. Er wollte Heilkundler werden. Seine Eltern unterstützten das sehr. Sie spürten den positiven Einfluss, den die Ordensschwester auf ihn ausübte.

Der Familie ging es gut. Sie hatten große Felder mit Gemüse und Getreide, zudem Ställe mit Schweinen, Rindvieh und Hühnern. Albert würde eines Tages den Hof übernehmen und ihn verwalten. Wenn der Vater nicht da war, erfüllte er bereits jetzt die Rolle des Familienoberhaupts. Seine jüngeren Brüder respektierten ihn.

Berglund lag sehr abgelegen am Rande des Reichs, mitten in der riesigen Talsohle einer schwer zu überquerenden Bergkette. Nur selten fand der Landvogt mit seinem Gefolge den Weg dorthin. Das Dorf genoss daher gewisse Freiheiten und verwaltete sich nahezu selbst. Da sie stets pünktlich ihre Abgaben lieferten, hatten die Bewohner auch ihren Frieden.

Jacob war gerade dabei, ein Buch zu studieren, welches Agathe ihm gegeben hatte. Es ging um die Anatomie des menschlichen Körpers. Die handschriftlich verfassten Seiten waren in einem großen, schweren Ledereinband eingefasst. Interessiert schaute er die Detailzeichnungen der weiblichen Geschlechtsteile an, als Agathe den Raum betrat. Schnell schlug er die Seite um.

»Aber nicht doch!«, sagte sie bestimmt und blätterte wieder zurück. Jacob wagte natürlich nicht zu widersprechen. »Das ist doch ein sehr wichtiges Kapitel. Ich nehme an, dass du noch keine Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht gesammelt hast?«, fragte sie behutsam.

Jacob errötete und verneinte schüchtern. Er befürchtete, dass nun eine peinliche Aufklärungsstunde auf ihn zukommen würde. »Heute werden wir über die weibliche Sexualität sprechen«, sagte sie ernst. Jacob saß wie versteinert an dem großen Holztisch. Doch sie fuhr ohne zu zögern fort: »Während ein Mann schon recht schnell auf die Reize einer Frau reagieren kann, dauert es bei den weiblichen Geschöpfen etwas länger. Die meisten Männer wissen wenig über den Körper der Frau und die Kunst des Sich-Zurückhaltens. So geben sie sich oftmals zu schnell ihren Trieben hin und finden eine baldige Befriedigung.«

Natürlich hatte sich Jacob auch schon einige Male im stillen Kämmerlein selbst befriedigt und wusste, wovon sie sprach. Er schaute verlegen in das Buch, um Agathe nicht in die Augen blicken zu müssen, hörte aber aufmerksam zu. Die ganze Zeit schaute er auf die Zeichnung einer Vulva, die in feinsten Details dargestellt war.

»Aber ihr Männer beraubt euch der schönsten sexuellen Erlebnisse, da ihr den Lüsten der Frauen keine Aufmerksamkeit schenkt.« Agathes Blick fiel nun auch auf die Zeichnung, die Jacob schon die ganze Zeit fokussierte. »Ich denke, mit dem Aufbau der weiblichen Geschlechtsorgane hast du dich jetzt hinlänglich beschäftigt.« Sie lächelte in sich hinein und wusste natürlich, dass diese Unterrichtsstunde keine einfache für ihren Schüler war. Aber sie verhielt sich äußerst rücksichtsvoll, um ihn nicht zu überfordern.

Agathe stand auf und ging zu einem Schrank, der mit einem dicken Vorhängeschloss aus Eisen verschlossen war. Sie holte den Schlüssel unter ihrem Gewand hervor, öffnete das Schloss und entnahm ein Buch. Bevor sie es jedoch aufklappte, schaute sie Jacob eindringlich an. Sie senkte die Stimme und sagte: »Es wird Zeit, dass du in die Geheimnisse der weiblichen Lust eingeweiht wirst. Bist du bereit dafür?«

Jacob nickte schweigend. Ihm war klar, dass alles unter dem Siegel der Verschwiegenheit passieren würde. Agathe wusste, dass sie ihm vertrauen konnte. Über derartige Themen wurde in der Öffentlichkeit nicht gesprochen.

Das Buch war in einer Schrift geschrieben, die Jacob nicht kannte. Es waren fernöstliche Schriftzeichen. Seine Mentorin blätterte zu einer Seite mit der Zeichnung einer nackten Frau. Daneben waren diverse Textfragmente niedergeschrieben worden. Sie erklärte behutsam: »Die meisten Männer vergnügen sich erstmal an den Brüsten der Frau und lassen ihre Hände dann weiter nach unten wandern. Sie wissen vielleicht, dass sie die Klitoris der Frau stimulieren müssen, damit die Vagina feucht wird. Dann kommt es zu einem oftmals recht kurzen Geschlechtsakt, da der Mann recht schnell zum Höhepunkt kommt. Nun ja, es gibt bestimmt auch Ausnahmen.«

Jacob war etwas blass geworden, doch ließ er diese ungewöhnliche Lehrstunde über sich ergehen.

»Aber«, fuhr Agathe fort, »du solltest wissen, dass die Klitoris einer Frau äußerst empfindlich ist und leicht überreizt werden kann. Viele Frauen lassen sich dennoch eine zu grobe Stimulierung gefallen und warten, bis der Mann endlich fertig ist. Eine Frau traut sich oftmals nicht, ihre Wünsche zu äußern.«

»Was sollten wir denn anders machen?«, fragte Jacob kleinlaut.

Agathe lächelte und erklärte: »Entkleide eine Frau behutsam, denn es kostet sie vielleicht ein wenig Überwindung, sich einem Mann nackt zu zeigen. Gib ihr zu verstehen, dass du sie magst und lass ihr ein wenig Zeit, sodass sie ihre Schüchternheit überwinden kann.« Sie machte eine kurze Pause und erläuterte dann in bedeutungsschwerem Ton: »Du kannst von einer Frau so viel Leidenschaft erfahren, wie du dir kaum vorstellen kannst.« Dann schaute sie wieder auf die Zeichnung.

Der junge Mann wurde etwas ungeduldig, versuchte aber, sich das vor seiner Mentorin nicht anmerken zu lassen.

Schließlich fuhr sie fort: »Eine Frau hat sieben Lustzentren. In dieser Zeichnung wird das Wissen darüber vermittelt, wie diese delikaten Stellen aktiviert werden können. Sie sind wie Siegel, die sich nacheinander öffnen. Das erste Lustzentrum sind ihre Brüste. Das war nicht schwer zu erraten. Doch nähere dich diesem Bereich behutsam. Ein sanftes Küssen am seitlichen Hals bereitet das erste Lustzentrum auf die anstehende Aktivierung vor. Ein vorsichtiges Kneten der Brüste wird ihr gefallen. Dann kommt die zärtliche Stimulierung ihrer Brustwarzen, diese wiederum aktivieren über eine Art Reizleitung den unteren Bauch und vorderen Intimbereich. Es ist ein subtiles, wohliges Gefühl im Inneren, welches nicht genau lokalisiert werden kann. Gehe behutsam vor, sodass die Reizleitung die Arbeit für dich übernehmen kann. Wenn du schließlich langsam an ihrem Körper hinabgleitest und mit den Fingerspitzen über ihre untere Bauchregion fährst, wird sie es kaum aushalten können. Hier befindet sich das zweite Lustzentrum, welches durch die Aktivierung des ersten schon vorbereitet worden ist. Es umfasst den unteren Bauch, den Venushügel und reicht bis zu der Stelle, an denen die Schamlippen beginnen. Wende dieser Stelle besondere Aufmerksamkeit zu.«

»Wie genau?«, fragte der junge Mann neugierig.

»Durch Streicheln, sanftes Ziehen an den Häutchen und durch deine Zungenspitze.«

Jacob errötete. Hätte er nur nicht gefragt …

Agathe fuhr unbeeindruckt fort: »Kommen wir zum dritten Lustzentrum, der Klitoris oder auch Kitzler genannt. Die meisten Männer kennen diese Stelle, die es beim Vorspiel zu reiben gilt. Das ist ja auch grundsätzlich richtig. Doch wenn die beiden aktivierten Lustzentren schon eine Weile auf den Kitzler eingewirkt haben, dann wird schließlich eine direkte Berührung eine vielfach lustvollere Wirkung bei der Glücklichen auslösen. Sie wird ohnehin schon längst sehnsüchtig darauf gewartet haben. Gehen Männer allerdings zu schnell vor und lassen ihre Hand unbedacht dorthin gleiten, müssen sie sich nicht wundern, wenn eine Frau diese wegschiebt und eine weitere Annäherung vorzeitig beendet. Sie wird es unter Umständen als ein unangenehmes Eindringen in ihren Intimbereich empfunden haben. Aber kommen wir nun zur richtigen Stimulierung des Kitzlers.«

Agathe holte aus der Klosterküche eine weich gekochte Erbse und legte sie auf den Tisch. Vorsichtig rollte sie mit ihrer Fingerspitze darüber und erklärte: »Achte auf den richtigen Druck, den du ausübst. Verwende nur so viel, dass eine weiche Erbse nicht eingedrückt wird. Und achte darauf, dass die Klitorisvorhaut schützend über dem eigentlichen Kitzler liegt. Dieser kann viel zu reizempfindlich sein, und es wäre unangenehm für deine Angebetete.«

Jacob errötete wieder, fragte aber dennoch: »Wie merke ich denn, ob es ihr gefällt?«

»Achte auf ihr Becken, zieht sie es ruckartig zurück und verharrt in dieser Stellung, möchte sie der Berührung entgehen. Viele Männer sind unachtsam und merken nicht, wenn ein lustvolles Stöhnen zu einem gequälten Winseln wird.«

* * *

Die beiden bekamen nicht mit, dass sich Leonore genähert hatte. Als sie die Erbse auf dem Tisch liegen sah, fing sie an zu grinsen. Doch sie entfernte sich unauffällig wieder. Sie konnte es sich aber dennoch nicht verkneifen, direkt zu Anna zu gehen. »Unser Jacob wird gerade von Agathe in die Geheimnisse der weiblichen Gelüste eingeweiht!«, flüsterte sie verheißungsvoll. Auf Annas Gesicht machte sich ein wissendes Lächeln breit. »Oje, der arme Junge«, kicherte sie. »Sind sie denn schon beim siebten Lustzentrum angekommen?«

»Ich glaube, sie war gerade dabei, ihm zu erklären, wie man den Kitzler richtig stimuliert. Da lag eine Erbse auf dem Tisch.«

Anna lachte schadenfroh: »Da muss er durch. Ist ja schließlich sein Schicksal.«

»Ob er weiß, dass aus ihm ein kleiner Sexgott wird?«, fragte Leonore keck. Doch sie hatte direkt ein schlechtes Gewissen. Schließlich befanden sie sich in einem Kloster. Sie schaute direkt ehrfürchtig zu dem Kruzifix, welches über der Tür hing und bekreuzigte sich demütig. Anna lächelte nur stumm.

* * *

»Nun kommen wir zum nächsten Geheimnis«, fuhr Agathe fort. »Wenn die Klitoris über die zwei anderen Lustzentren und schließlich durch die direkte Berührung gänzlich aktiviert worden ist, dann öffnet sich ein weiteres kleines Lustzentrum direkt darunter. Nun reagieren die kleinen Häutchen der inneren Schamlippen auch sehr empfindlich auf jede Berührung.« Agathe zeigte auf die Stelle in der Zeichnung. »Es ist der Bereich direkt unterhalb des Kitzlers, mit nur circa einem Zentimeter Durchmesser. Wenn sich deine Fingerspitze – oder auch deine Zunge – diesen Bereich vornimmt, wird es für die Frau eine schöne Abwechslung zur Kitzlerstimulierung sein.«

Jacob nickte schweigend.

»Dann lege die inneren Schamlippen behutsam auseinander und fahre mit dem Finger zärtlich zwischen die rosa Häutchen. Ein kreisendes Streicheln wird ein wohliges Gefühl auslösen. Beim Öffnen der inneren Schamlippen wird wahrscheinlich auch der eigentliche Kitzler freigelegt werden. Mit der feuchten Zungenspitze kannst du testen, ob sie die direkte Stimulierung mag. Kommen wir direkt zum nächsten Lustzentrum: die Vagina. Mittlerweile sollte sie feucht sein und bereit für die Penetration. Anfänglich könnte die Öffnung noch ein wenig eng sein. Taste dich behutsam mit einem Finger vor und lass ihn hineingleiten. Deine Intuition wird dir den Weg weisen. Es ist ein schöner Teil des Vorspiels und bereitet die Frau auf das eigentliche Eindringen des Penis’ vor. Aber gib ihr nicht immer sofort, wonach sie giert. Zögere eine nächste Berührung hinaus. Das wird ihre Lust noch mehr entfachen. Achte auf ihre Atmung und ihre Körpersprache, dann wirst du merken, was ihr gefällt.«

»Und die Penetration?«

»Nun, ein paar Dinge wirst du noch selbst herausfinden müssen. Aber ich bin mir sicher, dass du es gut machen wirst.«

Jacob lächelte verlegen, aber fragte dann: »Und was ist mit dem sechsten und siebten Lustzentrum?«

Agathe schmunzelte in sich hinein. Offenbar hatte sie sein Interesse an den Geheimnissen der weiblichen Gelüste nachhaltig geweckt. Behutsam erklärte sie: »Die Vereinigung von Mann und Frau dient nicht nur der Fortpflanzung. In der sexuellen Kraft steckt viel Heilpotenzial. Daher ist es so wichtig, dass Männer und Frauen ein natürliches Verhältnis zu ihrem Körper und ihren Gelüsten haben. Die Natur hat uns mit zwei weiteren Lustzentren ausgestattet. Dafür müssen wir uns nicht schämen, denn sie sind nun einmal da. Irgendwann möchte fast jeder Mann durch das Hintertürchen rein.«

Jacob schaute leicht beschämt wieder in das Buch.

»Und die meisten werden die Erfahrung machen, dass die Frau das entweder gar nicht oder nur sehr ungern zulässt. Das wiederum liegt vor allem daran, wie du dir bestimmt schon denken kannst, dass das Lustzentrum dort nicht aktiviert worden ist. Hierfür braucht es jedoch etwas Fingerspitzengefühl. Grundsätzlich ist es von Vorteil, wenn die ersten fünf Zentren schon voll aktiv sind. Das siebte Zentrum liegt im Inneren. Es ist einfach der gesamte hintere Bereich um den Anus herum. Um dieses Lustzentrum zu aktivieren, gibt es unterschiedliche Wege. Ein guter ist die Stimulierung des Damms. Das ist übrigens das sechste Lustzentrum. Gehe subtil vor. Am besten fährst du mit der Zunge einmal flüchtig darüber – so als wäre es aus Versehen passiert. Dann lass es wirken. Allein diese eine kurze Berührung kann direkt das siebte Lustzentrum in ihrem Inneren anregen. Die zweite Möglichkeit ist das aktivierte vierte Zentrum. Du erinnerst dich? Der kleine Bereich unterhalb der Klitoris. Ist dieser aktiviert, kann er auch das siebte Zentrum öffnen. Ob das passiert, weiß nur die Frau selbst. Die dritte Methode ist dann die offensichtlichste. Sanft fährst du die Innenseiten der Schenkel entlang und streichelst die Pobacken in der Nähe des Anus. Und schließlich liebkost du ein paar Mal ganz zärtlich mit deinen feuchten Fingerspitzen die kleine Öffnung. Dann lass es wirken und schau, ob sie mehr möchte. Diese Körperöffnung ist sehr empfindlich und wird sich im ersten Moment gegen ein Eindringen wehren. Übe leichte kreisende Streichelbewegungen mit einem Finger aus und probiere dann mit leichtem Druck, ob die Öffnung nachgibt. Arbeite nicht gegen den Muskel, sondern mit ihm. Führe den Finger langsam und nicht zu tief ein. Halte ihn ganz still. Zu viel Reibung würde sehr unangenehm sein. Bewege dann den Finger indirekt durch kreisende Bewegungen im Inneren. Aber versuche, so wenig wie möglich Reibung an der Öffnung zu erzeugen. Gib ihr Zeit. Warte, bis sie langsam ihr Becken bewegt und die ersten kleinen Stöße zulässt. Hat sich ihr Po an das Eindringen gewöhnt, wird sie mehr wollen. Steigere langsam ihre Lust.« Agathe lächelte ihn nun etwas verschmitzt an und schlug vor: »Nun, du kannst ja auch an dir selbst die Besonderheiten dieses Lustzentrums erforschen.«

Jacob nickte verlegen.

»Gewiss wird sich bald die Möglichkeit ergeben, dass du das theoretische Wissen einmal in der Praxis umsetzen darfst.« Sie nahm die Bücher wieder an sich und verschloss sie sicher im Schrank.

Sehr inspiriert, aber dennoch erleichtert, dass diese außergewöhnliche Lehrstunde beendet war, machte sich Jacob auf den Weg nach Hause. Im Geiste ging er immer wieder die sieben Lustzentren und deren jeweilige Aktivierung durch.

Das Geheimnis des Scorpio Scripts

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