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Kapitel I.

Der Klan

Im Jahre 2980 war die Erde ein zerstörter Planet. Die Menschheit hatte ihren Heimatplaneten längst verlassen und zuerst das eigene Sonnensystem besiedelt soweit das möglich war und war dann in andere Sonnensysteme aufgebrochen.

Im Laufe der Jahrhunderte kristallisierten sich die ersten Anpassungen an die veränderten Lebensbedingungen auf den fremden Planeten heraus. Andere Schwerkraftverhältnisse, eine veränderte Zusammensetzung der atembaren Atmosphäre, klimatische Veränderungen, die Menschen passten sich biologisch an die neuen Bedingungen an.

Es entstanden neue Kulturen, die sich diametral von den Kulturen auf der Erde unterschieden, neue Religionen entstanden.

Als die letzten riesigen Auswanderschiffe die Erde verließen, hinterließen sie einen ausgebrannten, ausgeplünderten und fast lebensfeindlichen Planeten. Die wenigen Millionen Menschen die auf der Erde aus den unterschiedlichsten Beweggründen zurückblieben, versuchten aus dem, was man ihnen zurückgelassen hatte das Beste zu machen. Einigen gelang es, andere fielen in die Barbarei zurück, wieder andere starben, an Hunger, Krankheiten und an den feindlichen Lebensumständen.

Das Klima der Erde hatte sich etwa ab 2050 dramatisch verschlechtert. Die Polkappen waren restlos abgeschmolzen, der Pegel der Weltmeere hatte sich um viele Meter gehoben. Riesige Landgebiete verschwanden innerhalb weniger Jahre im Meer. Stürme, Tornados, Hurrikane, Erd- und Seebeben verwüsteten die übrig gebliebenen Länder. Die großen Industrienationen begannen mit dem Bau von gigantischen Auswanderschiffen in den Umlaufbahnen von Erde, Mond und Mars. Der Exodus begann und dauerte fast 400 Jahre . . .

Im Jahre 2980 war die Erde ein Glutofen, die Erde verbrannt, riesige Flächen wurden innerhalb weniger Jahre zu Wüsten, der ganze Süden Spaniens und Südfrankreichs war Wüste, ebenso Süditalien, Griechenland und die Türkei. Nur im Norden des Planeten und im äußersten Süden waren noch Gebiete, in denen man leben konnte weil hier Land- und Viehwirtschaft betrieben werden konnte, hier waren die Temperaturen noch halbwegs erträglich.

Die Jahreszeiten waren nicht mehr vorhanden, es gab nur noch an den Polen einen erkennbaren Winter und der Frühling zeigte sich nur durch sintflutartige Regengüsse.

Mit der zerstörten Erde schwanden auch die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen und die zurückgebliebenen Menschen wurden durch Hunger weiter dezimiert.

Die Nationalstaaten der Erde hatten aufgehört zu existieren, die überlebenden Menschen schlossen sich zu Stämmen und Gruppen zusammen.

In Norwegen hatte sich eine große Gruppe von Menschen schon während der Auswanderwellen zusammengeschlossen. Sie hatten sich von vorneherein entschlossen auf der Erde zu bleiben und darauf eingestellt hier zu überleben. Im Hardangerfjord richteten sie sich ihre neue Heimat ein. Sie waren sich im Klaren darüber, dass sie sich hier auch gegen andere Zurückgebliebene auf der Erde abschotten und notfalls verteidigen mussten. Sie riegelten den riesigen Fjord ab und sprengten sich ihre Wohnanlagen in die steilen Felsen. Sie errichteten gigantische Wasserkraftwerke, die sie mit ausreichend Energie versorgten.

Die südlichen Gebiete des Fjords wurden zu riesigen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Hier wurde Ackerbau- und Viehzucht betrieben, eine eigene Gruppe, die unter dem Schutz der Gemeinschaft die sich 'Der Klan' nannte wurde hier angesiedelt.

Man bewaffnete sich bis an die Zähne und legte Arsenale und gigantische Vorräte an. Alles wurde gehortet und gespeichert. Technik, Waffen und Munition, Fahrzeuge, Schiffe, Helikopter und Gleiter. Ein eigener Shuttle ermöglichte Flüge zu den Raumstationen und zum Mond aber auch Flüge in der Erdatmosphäre. Rechenanlagen mit enormen Speicherkapazitäten wurden in den herausgesprengten Stollen installiert, auf denen das gesamte Wissen der Menschheit gespeichert war, aber auch simple Konstruktionszeichnungen von Kaffeemaschinen oder Kühlschränken.

'Der Klan' überlebte komfortabel. Man schottete sich brutal gegen alles ab. Wer später in den Klan aufgenommen werden wollte, musste besondere Fähigkeiten mitbringen, die für die Gemeinschaft von Nutzen war. Er musste also auf einem für den Klan nutzbaren Gebiet ein Fachmann sein. Ein von Anfang an integriertes Schul- und Ausbildungswesen sicherte dem Klan über die nächsten Jahrhunderte das Wissen um die Anlagen, Waffen, Fahrzeuge und Fluggeräte zu bedienen und auch zu warten und zu reparieren. Ein eigenes Forschungszentrum sicherte den technischen Fortbestand des Klans.

Vor zweihundert Jahren kamen die ersten 'Besucher' der Auswanderer mit großen und schnellen Raumschiffen wieder auf die Erde.

Sie suchten den Kontakt mit den 'Ureinwohnern' der Erde, nicht zuletzt um Handel mit ihnen zu treiben. Natürlich hatte auch 'Der Klan' intensiven Kontakt mit den unterschiedlichsten 'Besuchern' aus den Kolonien.

'Der Klan' war von Anfang an nicht als demokratische Einrichtung gedacht, weil man Bedenken hatte, dass sich das in der schlimmen Zeit der Anfänge bewähren würde.

Man hatte einen Klanführer vorgesehen, der mit absoluten Machtbefugnissen ausgestattet war. Der Klanführer wurde auf Lebenszeit gewählt und wurde erst nach seinem Tot durch einen neuen Klanführer ersetzt, der von der Gemeinschaft gewählt wurde, wobei der alte Klanführer noch vor seinem Tod einen Klanführer zu seinem Nachfolger bestimmen konnte, sehr oft ein Sohn.

Zurzeit war Carl Christian Thorensen der Chef und das bereits seit 30 Jahren. Er hatte zusammen mit seiner Frau Elena zwei Kinder, Jana und Hermann.



Carl + Elena


Carl Thorensen bereitete Jana, seine Älteste Tochter auf seine Nachfolge vor. Probleme gab es allerdings, in der über 500jährigen Geschichte des Klans hatte es noch nie einen weiblichen Anführer gegeben . . .


*

Sigmund Taylor, alle nannten ihn nur ,Taylor' schob langsam den großen Hebel auf ,On' und die Palette der Lämpchen, Anzeigen und Bildschirme an der großen Wand erwachten zum Leben.

Die beiden Androiden sahen ihn ausdruckslos an, als er »Yeahhh« losbrüllte, als die Balkenanzeige der Leistung kontinuierlich nach oben stieg.

Er drückte auf einen Sensor an seinem Unterarm und sprach in sein Headset »Carl, die Turbine I läuft wieder, wir haben in 10 Minuten wieder 100 Prozent.«

»Ausgezeichnet» kam es sofort zurück,« gratuliere, Taylor. Warum ist das Ding denn nun wieder ausgefallen, hast du dir da ein Bild machen können.«

»Taylor sieht schlecht aus«, stellte der Klanchef fest, behielt das aber für sich. Nichtsahnend, dass seine Tochter Jana für die ungesunde Gesichtsfarbe seines Mitarbeiters verantwortlich war. Beide waren seit einigen Wochen zusammen gezogen und Jana forderte von Taylor alles im Bett.

»Ja, die beiden Androiden haben an der Staustufe extrem viel Fremdmaterial entfernen müssen. Wir müssen dafür sorgen, dass die ,Farmer' wenn sie Bäume fällen nicht alles an Abfällen in den Fjord kippen. In der Regel soll das von den Gittern vor der Turbine aufgefangen werden, aber diesmal waren regelrecht Baumriesen dabei, die teilweise die Gitter durchschlagen haben. Wir haben einen regelrechten 'Pfropfen' sprengen müssen.«

»Okay, ich werde Haron von den ,Farmern' ein paar eindringliche Takte erzählen. Carl Ende.«

,Farmer' so nannte der ,Klan' seine landwirtschaftliche Gruppe, die außerhalb der eigentlichen Gemeinschaft große Landwirtschaftsflächen bewirtschafteten und auch für die Viehhaltung zuständig waren. Sie lebten in Farmen oder Bauernhöfen außerhalb des Fjordgebietes und führten ein relativ selbständiges Leben. Beide Gruppen waren natürlich voneinander extrem abhängig und respektierten das auch. Die ,Farmer' brauchten den Schutz des Klans, technische Unterstützung, Energie und Treibstoffe. Der 'Klan' erhielt von den ,Farmern' Nahrung, Gemüse, Obst, Kartoffeln, Milch, Käse und vor allem Fleisch.


*


»Hallo Vater hier ist Jana, bitte melde dich«, ich ließ die Sprechtaste los und wartete auf eine Antwort die überraschend schnell kam.

»Jana, Kind, wo bist du.«



»Ich bin gerade mit Gregor mit der ,African-Queen' im Hafen eingelaufen, wir haben den Raketenwerfer.«

»Ausgezeichnet Kind, kommst du, wenn du alles erledigt hast nach Hause.«

Ich grinste, mein Vater der Klanchef wusste, dass ich meine Sachen seit einiger Zeit auch bei Taylor hatte und mein Bett zu Hause nur sporadisch aufsuchte.

»Ja Vater, ich komme nachher vorbei ich muss Mutter ja auch begrüßen, immerhin war ich zehn Tage unterwegs.«

Mit Gregor zusammen war ich vor zehn Tagen mit Richtung auf den Rest der britischen Insel aufgebrochen. Wir hatten bei der Auswertung von alten Militär-Unterlagen und Satellitenaufnahmen dort Informationen gefunden, die auf ein Depot des Militärs hin deutete. Auf der Insel Little Cumbrae Island zwischen dem ehemaligen England und Nordirland war eine Militärbasis, die mehrere Depots dort angelegt hatte.

Nach unseren Unterlagen waren dort mobile Antischiffs-Raketen-Werfer gelagert die wir dringend brauchten.

Die britischen Inseln waren durch die Überflutungen stark dezimiert worden, der gesamte südliche Teil lag unter meterhohem Wasser, genau wie große Teile der Norddeutschen Tiefebene, die Benelux-Länder dabei vor allem Holland waren praktisch verschwunden.

Ich war mit Gregor, unserem Waffenspezialisten mit der ,African-Queen' aufgebrochen. Die ,African-Queen' war ein alter Fischdampfer mit einem Eisenrumpf, den wir für unsere Zwecke hergerichtet hatten. Wir hatten ein Achtzentimeter Doppelgeschütz im Bug installiert und eine 18läufige Maschinenkanone.

Die Maschine wurde ausgewechselt und die alte ,African-Queen' raste wie ein Schnellboot los, wenn die Maschine Vollast lief.

Wir brauchten bei ruhiger See vier Tage bis wir die Insel erreichten. Die Suche auf der Insel stellte sich schwieriger heraus, als angenommen. Wir suchten zwei Tage lang die Insel ab bis wir endlich das Depot gefunden hatten. Das Ergebnis war enttäuschend, das Depot war so gut wie ausgeräumt, aber wir fanden eigentlich das, was wir haben wollten. Einen automatischen, computergesteuerten Raketenwerfer mit ausreichend Raketen. Die Waffe war anscheinend zu schwer für die Plünderer gewesen, deshalb hatte man sie zurück gelassen.

Für unsere beiden Androiden die wir an Bord hatten, war das eine leichte Übung. Wir hatten unser Ziel erreicht und machten uns auf den Rückweg.

Mein einziges Problem in diesen zehn Tagen war Gregor. Er lief ständig in meiner Gegenwart mit einer Erektion herum. Ich war 24 Stunden am Tag damit beschäftigt, seine Annäherungen abzuwehren. Er gab nicht auf, weder mit seinen Äußerungen noch mit seinen Handlungen, bei jeder passenden Gelegenheit betatschte er mich. Selbst als ich ihm androhte ihn zu kastrieren als ich ihm ein Messer zwischen die Beine hielt, stoppte ihn nicht.



Ich war nicht prüde, selbst ein Quicky war bei mir drin, aber ich mochte Gregor nicht. Er war ein Macho, ein selbstgefälliger, arroganter Arsch. Und für solch einen Arsch mache ich nicht meine Beine breit.

Aber ich musste ihn mitnehmen, er war der einzige bei uns, der sich mit diesem Raketenwerfer auskannte.

Als wir mit der ,African-Queen' in den Fjord einliefen war ich froh, dass diese Aktion zu Ende war. Wir meldeten uns bei der Überwachung an und die U-Boot-Sperre wurde hhoch gefahren. Die ,African-Queen' hatte zwar einen geringen Tiefgang, aber die Teflon-Netze waren direkt unter der Wasseroberfläche und selbst für die ,African-Queen' zu gefährlich zu überfahren.

Unser Hafen lag am flachsten Ende des Fjords, an der Steilwand war unser so genannter Powerturm installiert. In diesen Turm waren Personen- und Lastenaufzüge installiert, im unteren Teil ein direkter Zugang zu den Hangars. Gregors letzte Aktion war dann der Griff zwischen meine Beine als er mir von Bord half.

Ich war ungeduldig und wollte zu Taylor, zehn Tage ohne einen Mann war einfach zu viel. Taylor war nicht der Mann meiner Träume, aber ein ordentlicher Liebhaber.

Ein Schnellaufzug brachte mich nach oben, dem Zugang zu den im Felsen integrierten Wohn- und Arbeitsbereichen. Hier befand sich auch der Zentralbereich des Klans mit den Arbeitsräumen meines Vaters.

Zuerst führte mich aber der Weg zu unserer Wohnung um meiner Mutter guten Tag zu sagen. Ich ging durch Stollen und Gänge, einige waren roh und unbearbeitet, die meisten aber verschalt und beleuchtet. Ein Gewirr von kilometerlangen Stollen durchzog die Berge. über viele Jahrhunderte ist die Anlage immer wieder erweitert und ergänzt worden. Vor einigen Jahren war man dazu übergegangen ein farbiges Kennzeichnungssystem mit großen Leedanzeigen zu installieren, wer es endlich begriffen hatte, konnte sich über diese farbige Kodierung schnell zu Recht finden.

Wer sich restlos verlaufen hatte, konnte über einen der vielen Kommunikationsdisplays schnelle Hilfe von der zentralen KI bekommen, einer riesigen Rechenanlage auf Basis einer künstlichen Intelligenz.

Unsere Wohnung lag auf Level 19 mit einer fantastischen Sicht über den gesamten Fjord.

Meine Mutter erwartete mich bereits im Flur als ich die große Wohnanlage betrat.

»Jana, Carl hat dich schon angekündigt, ich wusste doch, dass du zuerst einmal hierher kommst.«

Sie umarmte mich und wir gingen zusammen in den großen Wohnraum.

Die ganze Front bestand aus einer Scheibe aus Quarzglas, ein traumhafter Ausblick auf den Fjord. Ich bin mit diesem Ausblick aufgewachsen, aber immer wieder war ich fasziniert davon.

Ich trat an das riesige Fenster und sah hinunter in den Fjord, ganz unten, wie ein kleiner Schmutzfleck war die ,African-Queen' zu sehen, von der ich gerade gekommen war.

»Wo ist denn Hermann Mutter?«

Hermann mein jüngerer Bruder hatte genau wie ich einen abgeteilten Bereich in der Wohnung.

»Hermann ist auf irgendeiner der Farmen, die haben dort einen eigenartigen Pilzbefall auf mehreren Roggenfeldern.«

Hermann war Wissenschaftler und Mitarbeiter unseres Klan-eigenen Forschungs-Instituts.

»Mutter ich muss zu Vater, bevor der eine Suchanfrage loslässt wo ich bleibe«, erklärte ich ihr lächelnd und verabschiedete mich.

Mein Vater saß wie immer an seinem riesigen uralten Schreibtisch und sah auf, als ich in den Raum kam.

»Hallo Kind, da bist du ja endlich, hat dich Mutter wieder vereinnahmt.«

Ich schüttelte den Kopf, »nur ein paar Minuten, was gibt es denn so wichtiges was nicht ein paar Minuten warten kann.«

»Komm setz dich erstmal«, mein Vater deutete auf den Sessel vor seinem Schreibtisch und lehnte sich zurück und wartete bis ich mich gesetzt hatte.

Er betrachtete mich kritisch, das war ungewöhnlich und für mich auch beunruhigend.


Ich habe nie die Gedanken meiner Eltern lesen können. Seit meinen frühesten Kindheitstagen konnte ich fühlen. spüren, mitdenken, was Leute unmittelbar mir gegenüber dachten. Eine Gabe oder auch Qual, die mich als Kind verwirrt und zu einer Einzelgängerin gemacht hatten, die sich immer mehr von anderen Kindern abschottete, bis ich mich meiner Mutter anvertraute. Meine Mutter ist eine kluge Frau die sofort wusste, was mit mir geschehen war. Im Jahre 2980 war PSI keine Seltenheit auf der Erde. Wissenschaftler vermuteten, dass sich die Gene bei vielen Menschen durch die ungehinderte Sonnen-Einstrahlung durch die fast zerstörte Ozonschicht negativ oder zumindest verändernd auf die menschliche Gene auswirken würden. PSI war dafür ein weiter Begriff. Es gab Menschen mit telekinetischen Fähigkeiten, die Gegenstände durch die Macht ihrer Gedanken bewegen konnten, es gab Menschen wie ich, die Gedanken und Gefühle anderer Menschen spüren und interpretieren konnten. Mutter sprach mit meinem Vater darüber, der anfangs erschrocken über meine ,Abnormität' reagierte, später dann aber erkannte, dass man mir helfen musste. Drei Jahre lang ging ich täglich zu einem Psychologen, einem Spezialisten auf dem Gebiet, der mich lehrte, mit meinen Fähigkeiten umzugehen. Ich lernte die auf mich einstürmenden Informationen zu kanalisieren, sie zu filtern und zu begreifen. Ich habe bis heute nicht begriffen, wie es möglich war, dass diese Fähigkeit bei einigen Menschen sofort funktionierten sowie ich sie berührte, bei anderen Menschen war Totenstille, ich spürte nichts bei ihnen, wie zum Beispiel bei meinen Eltern, bei meinem Bruder war ich regelrecht in seinem Gehirn, wenn ich ihn berührte. Er vermied es seit seinem fünften Lebensjahr mich zu berühren, weil ich ihm einmal in einem Anfall von Ehrlichkeit alles erzählt hatte.

Das was ich spürte waren nicht immer klare Gedankenstrukturen, oft waren es nur emotionale Signale wie Zuneigung, Liebe, Anerkennung, aber auch Hass und Abneigung, die ganze Skala menschlicher Emotionen, die auf mich einstürmten. Dann aber wieder konnte ich Gedanken erkennen, so klar, als hätte ich sie selbst formuliert. Im Laufe der Jahre lernte ich damit umzugehen. Niemand auf der Welt, außer Vater, Mutter und mein Bruder wussten davon und ich hatte mir geschworen, dass dies auch so bleiben sollte.

Die schlimmsten Erfahrungen kamen dann, als ich in die Pubertät kam und Jungs sich für mich und ich mich für sie interessierte. Da begannen dann ganz neue Erfahrungen mit der PSI-Fähigkeit auf mich einzustürzen. Da waren dann Gedanken von Jungs auf einmal in mir wenn wir Knutschten oder auch bei Tanzen. Gedanken die sich mit meinen Brüsten, meinen Beinen, meinen Oberschenkeln und meinem Arsch befassten. Mit dem ersten Jungen mit dem ich Sex hatte, es war ein Schulfreund bei dem ich die Gedanken nicht lesen konnte, ich bin bis heute sicher, dass dies der Grund war, dass er mich deflorieren durfte.


Ich sah meinen Vater erwartungsvoll an und lehnte mich im Sessel zurück.

»Wir haben letzte Woche Besuch bekommen, du warst gerade mit der ,African-Queen' einen Tag raus, da landete ein Shuttle auf dem Plateau.

Die Leute kamen aus dem Wega-System. Wir hatten schon einmal vor fast zwanzig Jahren Kontakt mit denen und waren eigentlich froh, als die wieder in ihr Schiff gestiegen sind und weg waren.«

»Warum denn das«, fragte ich überrascht, »hatten die zwei Köpfe oder warum.«

»Schlimmer«, war die überraschende Antwort meines Vaters.

»Was? Was kann schlimmer als zwei Köpfe sein«, fragte ich entsetzt.

Mein Vater lachte, »die Leute nennen sich 'Techmed' eine Kultur die eine mechanische und biologische Veränderung ihrer Körper fast zu einer Religion erhoben hat. Es gibt da ganz schlimme Ergebnisse, einige haben wir damals zu Gesicht bekommen.«

»Ja und, wie muss ich mir das vorstellen«, fragte ich erstaunt.

Mechanische Gliedmaßen, Arme, Hände, Füße, Implantationen von Zusatzmodulen am Körper, am Kopf, der reinste Horror. Das einzige was die noch nicht verändert haben, ist ihr Gehirn.«

»Ja und was wollen die.«

Mein Vater griff zum Schreibtisch und betätigte ein paar Tasten auf der integrierten Tastatur auf der Schreibtischoberfläche.




Eine Minute später ging hinter mir die Tür auf und ich drehte mich um.

Eine junge Frau trat in den Raum. Großgewachsen, blond, schlank, mit grazilen, katzenartigen Bewegungen kam sie herein. Als sie sich zu mir drehte, sah ich es, die ganze linke Seite ihres Kopfes, des Gesichts war künstlich, Eine filigrane Platte aus Metall. Sekunden später sah ich ihren rechten Arm, der ebenfalls künstlich war, aus dem gleichen verzierten Material wie an ihrem Kopf.

»Darf ich dir Solair vorstellen, unser Besuch aus dem Wega-System«, stellte mein Vater sie mir vor.

»Angenehm, ich bin Jana«, ich reichte ihr die Hand und zuckte etwas zurück, als sie mir den künstlichen Arm hinhielt und meine Hand ergriff.

Ich zuckte nicht nur zurück weil mich ihr Implantat irritierte, sondern auch der Schwall von Gedanken und Emotionen, die auf mich einstürzten.

Was für eine hübsche Frau, was für ein nettes Kind, das kann ja recht interessant hier werden, kam mir so klar wie selten entgegen.

Sie lachte, ein angenehmes Lachen, »sie brauchen keine Angst zu haben, ich könnte damit ihre Hand zu einem Klumpen Brei zerdrücken, aber warum sollte ich das tun«, lachte sie. Eine angenehme Stimme, mit einem kleinen Akzent, sie rollte das »R» ein wenig.

Sie ist selbstbewusst wie mir scheint, ein Alpha-Weibchen, dachte sie wieder.

Mein Vater deutete auf den zweiten Sessel vor seinem Schreibtisch und sie setzte sich neben mich.

Ich betrachtete sie verstohlen von der Seite, eine tolle Figur ohne weitere sichtbare Implantationen, aber unter den silbernen Kombinationen konnte natürlich einiges noch verborgen sein. Ich hätte fast gelacht, als sie das mit dem Alpha-Weibchen dachte. Also ein Alpha-Weib scheinst du mir aber auch zu sein, war meine Einschätzung von ihr.

Sie griente mich an, »ich kann ihre Gedanken lesen, ob sich da noch weitere Implantate verstecken«, griente sie.

Schätzchen, wenn hier einer Gedanken lesen kann, dann kann ich das.

Ich griente zurück, »und sind sie?«

»Nein, alles andere ist Natur«, meinte sie. Bis auf ein paar Kleinigkeiten, die du nicht unbedingt wissen musst Alpha-Weibchen, dachte sie amüsiert.

»Wenn wir dann genug sondiert haben, können wir dann weiter machen«, meinte mein Vater etwas gereizt.

Wir sahen beide Carl Thorensen erwartungsvoll an.

»Solair bleibt erst einmal bei uns, sie soll uns bei unserem zukünftigen Geschäft beraten. Ich möchte dich bitten, dass du dich ihrer annimmst und ihr alles zeigst, was sie wissen muss«, meinte mein Vater zu mir.

Ich nickte nur.

Solair sah mich an als sie sich an mich wandte, »die Kolonisten in mehreren Systemen haben ein existentielles Problem, das wir lösen könnten, für uns einträglich lösen könnten - mit eurer Hilfe«, meinte sie ernst.

Als ich nichts sagte fuhr sie fort, »seit langer Zeit ist es bekannt, dass viele Kolonien Probleme haben mit ihrer Bevölkerungsentwicklung. Dieses Problem wird von Jahrzehnt zu Jahrzehnt gravierender, jedenfalls bei einigen Planetensystemen, nicht überall. Bei einem guten Dutzend Systemen beginnt sich das zu einer Katastrophe zu entwickeln, mit zwei Ursachen, einmal sind die Spermien der männlichen Bewohner immer weniger zeugungsfähig und zweitens gibt es einen gravierenden Frauenmangel. Die Veränderung der Zeugungsfähigkeit mit der Veränderung der Spermien hat sich auf eine ungehinderte Einstrahlung aus dem Weltraum bei den meisten Planeten herausgestellt. Man beginnt Maßnahmen dagegen zu ergreifen, gigantische Abschirmungen, aber es ist bereits zu spät, die Entwicklung ist nicht mehr umkehrbar.«

Ich begriff nichts und man sah es mir wohl deutlich an, denn mein Vater fuhr fort.

»Wir können den Leuten helfen, gegen gute Bezahlung versteht sich.«

Ich muss wohl unglaublich dämlich ausgesehen haben, denn Solair neben mir lachte, »nein, wir wollen nicht, dass du Kinder in die Welt setzt, man könnte meinen du könntest mit dem Gedanken spielen.«

Mein Vater lachte, »nein, wir werden in großem Umfang Samen, zeugungsfähigen Samen auf der Erde einsammeln, und wenn es sich ergibt, auch junge, gebärfähige Frauen und diese in die Kolonien exportieren.«

Nun war es raus, »wir wollen Sklaven- und Spermienhändler werden«, fragte ich ungläubig.

Beide nickten und sahen mich erwartungsvoll an.

Ich fing an zu kichern, dann bekam ich einen Lachanfall und konnte nicht mehr aufhören.

»Ich stelle mir gerade vor«, ich konnte nicht mehr weiter sprechen, denn der nächste Lachanfall überrollte mich schon wieder,« ich stelle mir gerade vor, wie ich einem Kunden einen runterhole und in ein Reagenzfall abfülle.«

Ich fühlte wie ich mich nass machte vor Lachen.

»Wenn du dich wieder beruhigen würdest«, meinte mein Vater trocken und etwas verärgert, »dann können wir weiter machen. Das ist ein Bombengeschäft, wir stoßen in eine Marktlücke mit minimalem Aufwand und einem Riesengewinn.«

Solair griff an ihre Hüfte und kam mit einer Art großkalibrigen Pistole wieder hervor.

Mein rechter Arm schoss automatisch hoch und die Automatik sprang in meine Hand und richtete sich auf Solair. Eine zehntel Sekunde später hätte sie einen Bolzen im Gehirn gehabt, wenn ich nicht ihr erschrockenes Gesicht beachtet hätte.

Die hob erschrocken un sichtlich beeindruckt die Hände, »nein, nein, das ist keine Waffe«, stieß sie hervor, »sie sind verdammt schnell, beeindruckend.«

Die Kleine hat beeindruckende Reflexe, dachte sie.

Meine Waffe verschwand genau so schnell wie sie heraus gekommen war wieder in meinem Arm.

»Was ist das denn, wenn keine Waffe«, wollte ich immer noch misstrauisch wissen.

»Das ist ein Spermiensammler.«

Ich unterdrückte schon wieder einen Lachanfall, so langsam wurde das albern.

»Ich möchte das ungern an ihrem Vater demonstrieren«, mein Vater unterbrach sie, »unterstehen sie sich.«

»Aber bei uns hat das auch wenig Sinn, da gibt's nicht einzusammeln«, grinste sie, »also muss ich das theoretisch erklären. Bei Betätigung der Waffe dringt eine Nanosonde in das Gehirn des potentiellen Samenspenders, dass ist völlig ungefährlich für den Delinquenten. Die Nanosonde dringt in den Hypothalamus und stellte eine Verbindung zur Hypophyse her. Jetzt muss dem Delinquenten ein Kondom überzogen werden und die Sonde aktiviert werden, das geschieht mit dem roten Knopf hier. Dann wird ein Samenerguss ausgelöst, der je nach Dauer der Betätigung des roten Knopfes sehr intensiv sein kann und damit natürlich sehr anstrengend.«

Ich schüttelte den Kopf, »wenn mir als Mann jemand eine Sonde ins Gehirn schießt, dann schaue ich nicht seelenruhig zu, wie mir jemand einen Kondom überzieht.«

Nun schüttelte Solair den Kopf, »hatte ich vergessen zu erwähnen, der Delinquent ist beim ersten Schuss mit der Nanosonde völlig hilflos und bewegungsunfähig.«

Das musste ich erst einmal verarbeiten, nicht dass ich Skrupel gehabt hätte, zumindest bei der Samensammelaktion kam niemand ernsthaft zu Schaden, im Gegenteil, wir verschafften ihm einen Mords-Orgasmus. Mit dem Einsammeln von Sklaven war das ähnlich, jedes Leben außerhalb der Erde konnte nur besser sein für Frauen unserer Zielgruppe, selbst wenn sie gegen ihren Willen zu Müttern gemacht würden.

»Wenn ich das richtig verstehe, dann werden Solairs Leute den Vertrieb und die Verteilung vornehmen.«

Solair nickte, »das klingt ein wenig misstrauisch, aber verständlich. Aber bitte bedenken sie, jeder Betrug wäre eine Einbahnstraße, wir wollen doch auch weiterhin Geschäfte miteinander haben, damit wäre doch jeder Betrug äußerst dämlich«, sie sah mich fragend an.

»Leuchtet ein, aber ich würde es doch schon begrüßen, wenn jemand von uns bei dem Vertrieb und Verkauf dabei wäre.«

Solair sah meinen Vater an, anscheinend hatten die beiden vorher etwas anderes vereinbart.

Mein Vater lächelte, »das ist eigentlich richtig«, meinte er nachdenklich, »Jana du wirst bei dem ersten Kontakt mit Solair dabei sein.«

Solair schien nicht glücklich darüber zu sein, akzeptierte es aber ohne Einwände.

Wir diskutierten noch eine Stunde lang, bis mein Vater auf die Uhr sah, »ich habe gleich noch einen Termin, wir reden Morgen weiter, zeig bitte Solair ihre Unterkunft und kümmere dich um sie. Wir treffen uns hier um 9 Uhr Morgen wieder und gehen dann ins Detail.«

Auf dem Weg in Solairs Quartier fragte ich sie, ob ihre Implantate wasserdicht wären.

Als sie mich fragend ansah meinte ich, »dann könnten wir noch baden gehen, der Fjord ist herrlich kühl und eine wundervolle Abkühlung.«

Solair war begeistert, »ja, lass uns schnell meine Sachen auf mein Zimmer bringen und dann gehen wir baden.«

Ihre Gedanken waren für mich ungewöhnlich. Einerseits hatte sie etwas Energisches, Zielstrebiges an sich, dann waren da aber wieder Züge von Unterwerfung und fast unterwürfigem Verhalten zu spüren.

Eine halbe Stunde später plantschten wir nackend im eiskalten Wasser des Fjords. Am Anfang kostete das ein wenig Überwindung, die Luft hatte eine Temperatur von über 30 Grad, das Wasser höchstens 18 Grad. Wenn man aber einmal drin war, dann war es herrlich.

Ich betrachtete immer wieder unauffällig Solairs Körper, sie hatten auf dem Rücken entlang des ganzen Rückenmarks auch ein Implantat, es sah aus wie eine Steckverbindung.

Solair hatte meine Blicke bemerkt und meinte erklärend, das sind Neuralstecker, damit kann man sich direkt mit einer KI verbinden. Damit kann man tausend Sachen machen unter anderem Nachts lernen, die KI programmiert während du schläfst dein Gehirn, wenn du morgens aufwachst, dann kannst du eine neue Sprache oder die kannst die 200. Stelle von Pi im Kopf ausrechnen. Aber auch eine Diagnose um eine Krankheit zu finden und zu analysieren. Ich hoffe, du hältst mich nicht für eine Maschine, das bin ich nicht«, lachte sie.

Aber ganz schön geil, wenn ich deinen wunderschönen Körper so betrachte. Diese Gedanken von ihr verwunderten mich dann doch ein wenig, solche Gedanken hatte ich bis dahin immer nur von Männern erfahren.

Sie hatte Gedanken wie ein Mann, sie betrachtete mich wie ein Mann und begehrte mich wie ein Mann, ich war verwirrt.

Ich warf einen Blick auf ihre nackte Scham und ihre nackten Brüste, »nein, ganz sicherlich nicht«, murmelte ich.




Der Klan

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