Читать книгу Heilsames Summen. Klangmassage für Körper und Seele - Jonathan Goldman - Страница 8
ОглавлениеKapitel 1: Warum summen?
Die Kraft unserer Stimme
In diesem Buch geht es um das Summen – um einen der einfachsten und tiefsten Töne, die wir erzeugen können. Wir können alle summen. Die Kleinen ebenso wie die Hochbetagten. Wenn Sie eine Stimme haben, können Sie summen. Und dieses Summen besitzt außerordentliche Eigenschaften, die zur Heilung und vielem mehr genutzt werden können.
Das Ziel dieses Buches ist – wie das Summen selbst – einfach und tief greifend: Es soll Sie mit Klängen und der Wirkkraft Ihrer eigenen Stimme vertraut machen. Grundsätzlich sind Klänge nichts anderes als Schwingungen. Aber Schwingungen, die eine wirkungsvolle Energie besitzen. Die Schwingungen der Stimme einer Opernsängerin können Glas zerspringen lassen. Die Schwingungen des einfachen Summens können sich auf subatomare Teilchen auswirken und Molekularstrukturen verändern. Wir sprechen hier nicht von Musik, die viele Menschen in unterschiedliche Genres einordnen, wie zum Beispiel klassische Musik, Rock, Jazz und so weiter. Wir sprechen hier einfach von Klängen, die als Schwingungen klassifiziert werden. Diese Schwingungen können heilen und transformieren.
Das Summen ist, wie bereits festgestellt, einer der einfachsten Klänge, die wir erzeugen können. Es hat außergewöhnliche Auswirkungen, es reduziert Stress, beruhigt, fördert den Schlaf und heilt uns auf unglaubliche Art und Weise. Darüber hinaus ist der Nutzen umso größer, je mehr wir unser besonderes Augenmerk auf das Summen richten, wie wir bei unseren Nachforschungen herausgefunden haben.
In diesem Buch werden wir, ausgehend von den grundlegenden Aspekten dieses scheinbar einfachen Klanges, zu einem tieferen Verständnis dafür gelangen, dass einige der ältesten spirituellen Texte der Welt nahelegen, dass das „Wort“, das wir am Ursprung der Welt finden (beziehungsweise wie es im Alten Testament heißt: „Und Gott sagte: ‚Es werde Licht!‘“), in Wahrheit das Summen der Energie war. Die frühen Mystiker wussten, dass alles Schwingung ist.
Der Untertitel dieses Buches „Klangmassage für Körper und Seele“ ist ein großes Versprechen. Als wir uns immer eingehender mit dem Thema befassten, stießen wir immer wieder auf Beweise, dass das Summen nicht nur Ihre Gesundheit verbessern kann, sondern auch Ihre Lebensqualität, weil es Ihre Zufriedenheit fördert.
Zunächst wollen wir einen Blick auf die nachgewiesenen Wirkungen des Summens werfen – positive Effekte, die in renommierten, von Kollegen überprüften Zeitschriften dokumentiert wurden. Wir waren selbst ganz überrascht, als wir feststellten, dass überhaupt Forschungen über die Vorzüge des Summens durchgeführt wurden. Wir wollen Ihnen diese Forschungsergebnisse darlegen, weil sie wirklich verblüffend sind.
Senkung von Blutdruck und Herzschlagfrequenz
Wir wollen damit beginnen, unsere erste Informationsquelle zu nennen. Es gibt eine Studie des Nepal Medical College mit einem sehr interessanten Titel und äußerst wichtigen Ergebnissen. Der Aufsatz trägt die Überschrift „Die direkte Auswirkung der langsamen Atemübung Bhramari Pranayama auf den Blutdruck und die Herzschlagfrequenz“3.
Die Bhramari Pranayama ist eine aus der Hindu-Tradition stammende Yogaübung für Fortgeschrittene, auf die wir in Kapitel 7 näher eingehen werden. Dabei geht es um das Summen in Kombination mit tiefer Atmung. Mehr nicht. Doch von dieser medizinischen Fakultät in dem kleinen (aber sehr aufgeklärten) Land stammen Beweise für die Kraft des Summens zur Senkung von Blutdruck und Herzschlagfrequenz.
Die Autoren weisen darauf hin, dass die Studienteilnehmer Bhramari Pranayama praktizierten und fünf Minuten lang summten, wobei sie sich darauf konzentrierten, ein „nasales Summgeräusch“ zu erzeugen, „das dem einer summenden Biene ähnelt“. Fünf Minuten scheint das Minimum zu sein, das notwendig ist, damit Klänge sich auf den Körper auswirken können. Das langsame Summen führte bei den Probanden sowohl zur Absenkung des systolischen als auch des diastolischen Blutdrucks und einer leichten Verringerung der Herzschlagfrequenz. Diese Art des Summens, so schlussfolgerten die Autoren, führe im Herz-Kreislauf-System zu einer „parasympathischen Dominanz“.
Für diejenigen von Ihnen, die sich in Anatomie nicht so gut auskennen, sei erklärt, dass das vegetative Nervensystem aus zwei Bereichen besteht. Das sympathische Nervensystem ist dasjenige, das die unter dem Begriff „Kampf- oder Fluchtreflex“ bekannte Reaktion auslöst und uns im Grunde in einen Spannungszustand versetzt. Das parasympathische Nervensystem kann man sich dagegen als „Stresslöser“ vorstellen – es stellt den Gleichgewichtszustand wieder her. Interessanterweise ist der wichtigste parasympathische Nerv der Vagus-Nerv. Dieser Nerv steht direkt mit unserem Wahrnehmungssinn (Hören) und der Klangerzeugung (Vokalisation) in Verbindung. Er ist für die Übertragung der Nervenimpulse verantwortlich, die die Herzschlagfrequenz verlangsamen, die Blutgefäße erweitern und die Verdauung und Energiespeicherung aktivieren. Unsere Stimme, unsere Atmung, unser Herzschlag und unsere Verdauung sind von diesem Nerv beeinflusst, der wiederum auf Klänge reagiert.
Wir bitten Sie, einen Augenblick innezuhalten und über die Bedeutung dieses therapeutischen Aspekts des Summens nachzudenken. Das Fazit lautet, dass das Summen Ihre Herzschlagfrequenz verringern und Ihren Blutdruck senken kann. Vor allem aber kann es Ihre Stressreaktion vermindern. Und damit verbunden ist die Reduktion all der mit Stress zusammenhängenden abträglichen Hormone, wie zum Beispiel Cortisol.
Das limbische System ist der Teil des Gehirns, in dem die Amygdala, der Hippocampus, der Thalamus, der Hypothalamus, die Basalganglien und der cinguläre Gyrus (Stirnhirnwindung) angesiedelt sind. Die Amygdala ist der Teil des Gehirns, in dem die Emotionen kontrolliert werden. Das limbische System reguliert die vegetativen und endokrinen Funktionen, insbesondere die Reaktionen auf emotionale Reize. Wenn das limbische System aktiviert ist, verspüren wir häufig den „Kampf- oder Fluchtreflex“ und stehen unter Stress.
Weitere Forschungsergebnisse über die Nutzung von Klängen zur Reduktion von Stress stammen vom National Institute of Mental Health and Neuroscience in Indien. Eine Studie aus dem Jahr 2011 mit dem Titel „Neurohämodynamische Wirkung des ‚Om‘-Singens: Eine Pilotstudie mithilfe von funktioneller Magnetresonanztomografie“ des International Journal of Yoga wies ähnliche Aspekte einer stresslindernden Wirkung des Summens nach.4 Mithilfe dieser Studie, bei der MRTs eingesetzt wurden, fand man heraus, dass es zu einer Deaktivierung des limbischen Systems kam, wenn die Studienteilnehmer Om sangen. Wie bereits erwähnt, umfasst das limbische System verschiedene Gehirnareale, die die Emotionen steuern. Die Deaktivierung des limbischen Systems führt bei der betreffenden Person zu einer signifikanten Stressreduktion und zu mehr Gelassenheit.
Das Om gilt als mit dem Summen vergleichbar und wird häufig als im Grunde gleicher Klang betrachtet. Bei dieser Studie wurde das Om-Singen mit der Erzeugung des Klangs ssss verglichen. Bei der Erzeugung dieses ssss erfolgte keine Deaktivierung des limbischen Systems. Wurde dagegen das Om gesungen, kam es zu dessen Deaktivierung. Dies lässt schlussfolgern, dass das Summen im Gegensatz zu vielen anderen Tönen eine spezielle Eigenschaft besitzt, die Stress reduzieren kann.
Wenn es eine Todesursache Nummer eins auf diesem Planeten gibt, dann ist es Stress. Diese Tatsache sollte für niemand eine große Überraschung sein, der im Verlauf der vergangenen dreißig Jahre den Medienberichten über Gesundheitsthemen auch nur ein geringes Maß an Aufmerksamkeit geschenkt hat. Stress führt zu Herzinfarkten. Stress verursacht Schlaganfälle. Stress löst Krebs aus. Stress führt zu Neuronenschwund, der Ihr Gehirn schädigt. Sollen wir fortfahren?
Die Studien des Nepal Medical College und des National Institute of Mental Health and Neuroscience in Indien haben nachgewiesen, dass nur fünf Minuten langes Summen den Stresspegel radikal reduzieren kann. Das ist wirkungsvoll und einfach. Bevor Sie also nach der Beruhigungspille, dem Glas Wein oder was auch immer greifen, das Sie nutzen, um herunterzukommen, sollten Sie sich vielleicht fünf Minuten Zeit für ein harmonisch abgestimmtes, akustisch verordnetes Summen nehmen.
Erhöhte Stickoxidwerte
Stickoxid ist ein sehr wichtiges Molekül. Es ist in Wahrheit so wichtig, dass es 1992 von der renommierten Wissenschaftszeitschrift Science zum „Molekül des Jahres“ gekürt wurde. Unter anderem stärkt es unser Immunsystem, unser Herz-Kreislauf-System und unser Atemsystem. Vor allem führt Stickoxid zur Vasodilation, das heißt zur Weitung der Blutgefäße, die den Blutfluss verbessert und den Blutdruck senkt.
Der Zusammenhang zwischen Klängen und Stickoxid wurde erstmals am Neuroscience Research Institute der State University von New York beobachtet, als Studienteilnehmer einfach beruhigender Musik lauschten, woraufhin erhöhte Stickoxidwerte nachgewiesen werden konnten. Diese Entspannungsreaktion wurde auch bei der Nutzung speziell entwickelter Frequenzen von Stimmgabeln registriert, die Eigenresonanzklänge wie das Summen verstärken.
Wissenschaftler, die in Schweden die Wirkung des Summens untersuchten, stellten fest, dass es die Ausschüttung von Stickoxid in einem bestimmten Körperareal auslöst, nämlich in der Nasenhöhle.5 Das überrascht nicht, weil Ihre Nasenhöhle, wenn Sie richtig summen wollen, schwingen muss, wie wir weiter unten besprechen werden. Doch wir wollen auch auf die Tatsache hinweisen, dass die Ausschüttung von Stickoxid in Ihrer Nasenhöhle leicht zu messen ist. Sie benötigen für diese Messung lediglich ein kostengünstiges medizinisches Instrument. Sie führen dieses in die Nase einer Person ein, lassen sie oder ihn summen und messen die Stickoxidmenge, die ausgeschüttet wurde. Die Ausschüttung von Stickoxid und die Art und Weise, wie sich diese auf uns auswirkt, könnte auf ein spezielles Organ begrenzt bleiben (abhängig von den Stoffwechselbedingungen eines bestimmten Gewebes, wie zum Beispiel bei anstrengender sportlicher Betätigung), sie könnte aber auch systembezogen sein.
Fast zwei Drittel der von Kollegen überprüften Aufsätze, die wir auf Medline fanden (einer namhaften Onlinedatenbank für biomedizinische Forschung), in denen es um irgendeinen therapeutischen Aspekt des Summens ging, konzentrierten sich auf dieses Phänomen des in der Nasenhöhle ausgeschütteten Stickoxids. Wir waren sehr erfreut über diese vielen dokumentierten Forschungsergebnisse, die über das Summen vorliegen. Weil die Ausschüttung von Stickoxid die Nasennebenhöhlen öffnet, brauchen Sie das nächste Mal, wenn Sie eine verstopfte Nase haben, nur ein paar Minuten lang zu summen, und Ihre Nasenhöhle wird wieder frei sein.
Doch wir halten die Auswirkungen der Stickoxidausschüttung für sehr viel weitreichender. Unser Kollege, der bekannte Klangforscher Dr. John Beaulieu, wurde vor einigen Jahren eingeladen, an einem Experiment teilzunehmen, bei dem es um die Stickoxidausschüttung ging. Als Teil des Experiments untersuchte er, ob der Klang einer Stimmgabel Auswirkungen auf Zellen in einer Petrischale hat und sie veranlasst, Stickoxid auszuschütten. Das war tatsächlich der Fall. Als Dr. Beaulieus Forscherkollegen erfuhren, dass die Zellen Stickoxid ausgeschüttet hatten, hielten sie dies für einen Irrtum. Sie ließen ihn diesen Teil des Experiments mehrmals wiederholen, und die Zellen schütteten jedes Mal Stickoxid aus.6
Mit anderen Worten: Selbst die in einer Petrischale isolierten Zellen produzieren Stickoxid, wenn sie von Schallschwingungen stimuliert werden. Zwar müssen noch weitere Forschungen durchgeführt werden, doch wir möchten hier unsere erste Hypothese aufstellen: Wenn Sie summen, und vor allem wenn Sie das Summen auf bestimmte Teile Ihres Körpers richten, veranlassen Sie die Zellen in diesen Körperteilen, Stickoxid auszuschütten – mit all den damit verbundenen gesundheitlichen Vorzügen.
Unserer Meinung nach, wie auch nach Ansicht vieler anderer Forscher, kann das Summen als innere Klangmassage fungieren. Don Campbell, der Klangexperte und Autor von The Mozart Effect, stellt fest: „Das Summen massiert den Körper tatsächlich von innen.“7 Dieses Konzept der Körpermassage durch selbst erzeugte Klänge ist ein Prinzip der Schwingungsheilung, das die meisten Klangtherapeuten ebenso wie Massagetherapeuten für wirksam halten.
Wie wir festgestellt haben, konzentrierte man sich bei den ersten Forschungen auf die Ausschüttung von Stickoxid in der Nasenhöhle. Es ist naheliegend, dass die Forscher dies zuerst in den Blick nahmen, weil für das Summen die Nasenhöhle entscheidend ist – wenn Sie sich die Nase zuhalten, können Sie schlichtweg nicht summen. Doch wie Sie bald feststellen werden, ist es nicht nur möglich, sondern relativ einfach, einen Summton – insbesondere wenn er zielgerichtet und mit einer geringen Veränderung der Stimmhöhe erzeugt wird – auf bestimmte Teile des Körpers zu lenken und in diesen Körperteilen Schwingungen hervorzurufen.
Die Nasenhöhle sowie andere Teile des Kopfes und der Brustkorb sind Körperareale, die beim Summen problemlos mitschwingen. Sie werden dies erleben, sobald wir mit unseren Summübungen beginnen. Wir sind jedoch der Meinung, dass es angesichts der Tatsache, dass das Gehirn und das Herz – lebenswichtige Organe – sich im Kopf und im Brustkorb befinden, für unsere Gesundheit extrem vorteilhaft sein kann, diese Körperteile in Schwingung zu versetzen, weil dies vielleicht sogar Schlaganfälle und Herzinfarkte verhindern oder abmildern könnte.
Es wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass Klänge – das heißt Schwingungen – die Körperzellen zur Ausschüttung von Stickoxid stimulieren. Ist es also möglich, dass das Summen genutzt werden kann, um verschiedene Teile des Körpers in Schwingung zu versetzen, was in diesen Regionen zur Ausschüttung von Stickoxid und zur Verbesserung der Blutzirkulation führt? Können wir das Summen nutzen, um gezielt zum Beispiel die neurologische Gesundheit, die Gesundheit des Herzens, des Herz-Kreislauf-Systems und so weiter zu fördern?
Verbesserung der Lymphzirkulation
Das Lymphsystem ist für die Zirkulation und Filterung der Lymphe verantwortlich, jener Flüssigkeit, die vom Gewebe ins Blut gelangt. Darüber hinaus fungiert es als Transportweg, indem es weiße Blutkörperchen in die Lymphknoten und in die Knochen transportiert und umgekehrt, und die antigenpräsentierenden Zellen zu den Lymphknoten leitet, wodurch unsere Immunreaktion gestärkt wird. Mithilfe des Lymphsystems werden zahlreiche Körpergifte entsorgt – Gifte, die Ihre Gesundheit sehr gefährden können.
Eine der Wirkungen des Summens (und jedes anderen selbst erzeugten Klangs) ist ein erhöhter Sauerstoffgehalt in den Zellen. Das ist zum Teil der Tatsache zu verdanken, dass Sie beim Summen tief atmen, was die Versorgung der Zellen mit Sauerstoff verbessert. Doch mit Sicherheit trägt auch die Ausschüttung von Stickoxid dazu bei. Dies gilt ebenso für das Lymphsystem, das ein Teil des Blutkreislaufs bildet. Es gibt Schallgeräte, die Klänge zur Verbesserung der Lymphdrainage nutzen, wenn das Lymphsystem blockiert ist.8 Da wir, wie bereits erwähnt, uns innerlich mithilfe von selbst erzeugten Klängen massieren und unsere Organe und Drüsen in Schwingung versetzen können, könnten Klänge wie das Summen zum selben Zweck eingesetzt werden wie diese Schallgeräte. Wenn Sie summen, ob allgemein oder auf einen bestimmten Bereich Ihres Körpers gerichtet, versetzen Sie auch andere Areale in Schwingung, massieren und aktivieren sie – auch Ihre Zellen, Ihren Kreislauf und Ihr Lymphsystem. Außerdem wird Stickoxid ausgeschüttet. Während Sie Ihre Lymphzirkulation verbessern, erhöhen Sie auch den Sauerstoffgehalt in Ihren Zellen. Das alles kann Ihr Immunsystem anregen und vieles mehr.
Erhöhte Melatoninspiegel
Melatonin ist ein Hormon, das mit dem zirkadianen Rhythmus mehrerer biologischer Funktionen in Verbindung steht. Die meisten von uns haben schon von Melatonin gehört und glauben in der Regel, dass es etwas mit dem Schlaf zu tun hat. Tatsächlich nehmen manche Menschen, die unter Schlafproblemen leiden, Melatonin ein, um einschlafen zu können. Beim Menschen wird Melatonin in der Zirbeldrüse produziert, die im Zentrum des Gehirns angesiedelt ist. Neben seiner Funktion als Synchronisator des Biorhythmus dient Melatonin als wirkungsvoller Bekämpfer von freien Radikalen und als Breitband-Antioxidans.
Es wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass Melatonin unser Immunsystem unterstützt und entzündungshemmende Wirkung besitzt. Einige Studien legen den Schluss nahe, dass Melatonin zur Bekämpfung entzündlicher Erkrankungen beitragen kann. Andere Studien haben belegt, dass Melatonin beim Alterungsprozess eine entscheidende Rolle spielt und als Anti-Aging-Mittel fungieren kann. Die Erforschung von Melatonin für die Behandlung von Depressionen wird fortgesetzt, ebenso werden neue Studien über die Wirkung von Melatonin bei der Krebsbekämpfung durchgeführt, wie auch über die Nutzung von Melatonin für die Behandlung von Lernbehinderungen, Gedächtnisstörungen und Alzheimer. Zwar waren die Forschungsergebnisse bis jetzt noch nicht eindeutig, doch viele der laufenden Studien sind sehr vielversprechend.
Unser kanadischer Kollege Dr. Ranjie Singh war der Erste, der demonstrierte, dass selbst erzeugte Klänge die Zirbeldrüse zur Melatoninausschüttung anregen, und er beschreibt seine Forschungsergebnisse in seinem bahnbrechenden Buch Self-Healing: Powerful Techniques. Die Zirbeldrüse reguliert zahlreiche Körperfunktionen, auch die Schlafmuster. In vielen esoterischen Traditionen galt sie als „Sitz der Seele“ oder als „drittes Auge“. Diese zapfenförmige Hormondrüse ist recht klein, aber dennoch sehr wichtig. Zu Beginn führte Dr. Singh seine Experimente über die Zirbeldrüse auf recht einfache Weise durch – er teilte seine Studienteilnehmer in zwei Gruppen auf, eine davon machte Übungen, die er als „meditative Intonierung“ bezeichnet. Im Anschluss ermittelte er die Melatoninspiegel im Urin der Probanden und stellte bei der Gruppe, die Töne erzeugt hatte, deutlich erhöhte Melatoninspiegel fest. Dr. Singhs fortlaufende Arbeit zum Thema Summen und Melatonin ist inzwischen in zahlreichen renommierten Zeitschriften veröffentlicht worden.9
Melatonin-Ergänzungsmittel sind überall verfügbar und in den meisten Drogerien erhältlich. Doch diese Mittel sind bei Weitem nicht so wirksam wie das Melatonin, das Ihr Körper selbst produziert.
Die Tatsache, dass Sie die Zirbeldrüse durch das Summen zur Melatoninausschüttung anregen können, ist außergewöhnlich. Sie können mithilfe von selbst erzeugten Klängen neben vielen anderen Dingen möglicherweise Ihren Schlaf verbessern, Ihr Immunsystem stärken und den Alterungsprozess verlangsamen.
Endorphinausschüttung
Endorphin ist ein wirkungsvoller rauschgiftähnlicher Neurotransmitter, der Schmerzen blockiert und Gefühle von Freude und Euphorie hervorruft. Die Menschen sprechen manchmal von einem „Endorphinrausch“, einem Gefühl, das in seiner Fähigkeit, uns Wohlbefinden zu vermitteln, fast wie ein Betäubungsmittel wirkt.
Die Hirnanhangsdrüse und der Hypothalamus produzieren Endorphine nicht nur in Zeiten von Schmerzen und Stress, sondern auch, wenn wir aktiv und aufgeregt sind und uns amüsieren. Sport, Sex und so gut wie jede Aktivität, die dazu führt, dass wir uns gut fühlen, wie zum Beispiel auch das Musizieren, Tanzen und Singen, kann die Endorphinausschüttung stimulieren. Diese natürlichen Opiate werden auch produziert, wenn wir summen.10
Denken Sie an die Momente zurück, in denen Sie plötzlich feststellen, dass Sie summen. Aller Wahrscheinlichkeit nach summen Sie, wenn Sie glücklich sind – das heißt, das Glücksgefühl veranlasst Sie zu summen. Könnte auch das Gegenteil möglich sein? Könnte das Summen zu Glücksgefühlen führen?
Wenn Sie manchmal Zeit mit kleinen Kindern verbringen, werden Sie festgestellt haben, dass diese scheinbar gern summen – zumindest, wenn sie zufrieden sind. Selbstverständlich weinen sie, wenn ihnen irgendetwas nicht passt. Vielleicht ist das Summen nicht nur eine Möglichkeit, zum Ausdruck zu bringen, dass wir uns gut fühlen, vielleicht ist es auch eine Möglichkeit, diese guten Gefühle hervorzurufen. Das Summen könnte – wie das Saugen und Lächeln – eine der ersten natürlichen Impulse sein, die uns ein gutes Gefühl vermitteln. Liegt es vielleicht an den Endorphinen? Möglicherweise. Wir können Babys nicht fragen, aber wir können spekulieren, dass es tatsächlich mit den Endorphinen zusammenhängen könnte, die vielleicht noch vieles mehr bewirken.
Jonathan hat eine Hintergrundgeschichte, bei der das Summen und höchstwahrscheinlich Endorphine eine Rolle spielen. Es war das erste Mal, als ihm die Bedeutung des Summens bewusst wurde. Er saß gerade zusammen mit Dr. John Lilly draußen auf der Veranda im Haus eines Freundes. Dr. Lilly war Neurowissenschaftler und Autor, der das menschliche Bewusstsein, die Kommunikation von Delfinen und die Grenzen der Realität wissenschaftlich erforschte. John, der ein Studium der Medizin, der Psychoanalyse und der Biophysik absolviert hatte, machte auf verschiedenen Gebieten Karriere. Sie reichte von Forschungen, die in Wissenschaftsjournalen veröffentlicht wurden, bis hin zu Selbstexperimenten, die hauptsächlich in für andere Menschen auf der Suche nach Spiritualität und dem erweiterten Bewusstsein gedachten Büchern publiziert wurden. Darüber hinaus war sein Leben Inspiration für zwei Kinofilme: Der Tag des Delphins und Der Höllentrip. Als Jonathan Dr. Lilly kennenlernte, war dieser eine echte Berühmtheit. Er starb im Jahr 2001.
Dr. Lilly und Jonathan waren beide Ehrengäste auf einer Party, während sie in Los Angeles lehrten und Vorträge hielten. An dieser Party nahmen mehr als hundert Gäste teil. Jonathan ging ins Freie hinaus, um der Menschenmenge zu entfliehen, und traf John Lilly auf der Veranda. Beide saßen in einigem Abstand voneinander da. Keiner sprach. Schließlich bemerkte Jonathan, dass Dr. Lilly unentwegt summte. Er atmete ein und summte, während er langsam ausatmete, sehr leise vor sich hin – er erzeugte hörbare Schwingungen.
Jonathan ging der Gedanke durch den Kopf, dass Dr. Lilly das Summen vielleicht als beruhigenden Mechanismus nutzte, um sein Nervensystem ins Gleichgewicht zu bringen und zu beruhigen. Weil er ein bekannter Befürworter von veränderten Bewusstseinszuständen war, bestand durchaus die Möglichkeit, dass er eine Methode entdeckt hatte, um mithilfe des Summens eine Schwingungsform zu erzeugen, mit der er sein Bewusstsein erweitern konnte. Vielleicht war es eine Kombination aus beidem.
Schließlich fragte Jonathan Dr. Lilly: „John, machen Sie das bewusst?“
Dr. Lilly summte noch einen Moment weiter, dann antwortete er: „Ich weiß nicht mehr, was Bewusstsein ist.“ Er fuhr fort und erklärte, dass er sich seinen Geist als Haus mit vielen Zimmern vorstelle. Jeder dieser Räume repräsentiere einen anderen Aspekt der Realität, und jede dieser Realitäten basiere auf einem anderen Bewusstseinsaspekt. Das war eine außergewöhnliche Antwort auf Jonathans vermeintlich einfache Frage. Auf Dr. Lillys Antwort hin sagte Jonathan lediglich „Danke“ und kehrte zu den anderen Partygästen ins Haus zurück.
Wir erzählen Ihnen diese Geschichte, weil es durchaus möglich ist, dass das Summen für Dr. Lilly von besonderem Nutzen war. Vielleicht genoss er einfach die Endorphinausschüttung. Möglicherweise ging es auch um mehr. Wie Sie später feststellen werden, ist es möglich, das Summen zu nutzen, um unseren emotionalen und psychologischen Zustand zu verändern und positiv zu beeinflussen.
Zurück zum Thema Endorphine: Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass das Summen Schmerzen verringern kann. Wir haben es zwar selbst erlebt, doch uns liegen keine Daten vor, die das bestätigen könnten. Für diesen Effekt könnte einzig die Endorphinausschüttung verantwortlich sein. Allerdings könnten auch andere Ursachen zu dieser Wirkung beitragen. Vor einigen Jahren veröffentlichte die New York Times einen Artikel über die heilende Wirkung selbst erzeugter Klänge und ein Interview mit Jonathan zu diesem Thema. Als Jonathan gefragt wurde, weshalb solche Klänge allem Anschein nach zur Verminderung von Schmerzen beitragen, antwortete er zunächst: „Endorphine!“ Doch dann gab er zu bedenken, dass auch andere Faktoren eine Rolle spielen könnten – alles, vom Konzept, dass das Summen eine Ablenkung ist, die unser Gehirn veranlasst, den Schmerz (zumindest vorübergehend) zu vergessen, bis hin zur Spekulation, dass wir, wenn wir selbst Klänge erzeugen, womöglich an der schmerzenden Stelle eine Schwingung hervorrufen und somit eine Art Klangmassage anwenden können, die zur Verringerung des Schmerzempfindens beiträgt.
Erst neulich lasen wir Forschungsergebnisse, die belegen, dass Studienteilnehmer, die Klänge erzeugten, während sie ihre Hand in eiskaltes Wasser tauchten, länger durchhielten, als diejenigen, die ihre Hand stumm ins Wasser hielten. Leider lieferten die Studienleiter keine Erklärung für dieses Phänomen. Es wurde lediglich als Ergebnis festgehalten.
Also … Endorphine? Ablenkung? Klangmassage? Oder doch etwas anderes? Wie auch immer, die Tatsache, dass Sie das Summen nutzen können, um sich besser zu fühlen und körperliche Schmerzen zu verringern, ist ein enormer Vorzug. Wir werden später Techniken zur Schmerzreduktion mithilfe des Summens vorstellen.
Oxytocinausschüttung
Oxytocin ist ein Hormon, das im Hypothalamus produziert, in der Hirnanhangsdrüse gespeichert und von dieser abgesondert wird. Oxytocin steht im Zusammenhang mit engen Beziehungen, wie zum Beispiel dem engen Miteinander von Freundschaften, der Intimität beim Sex, dem Stillen eines Babys und so weiter. Deshalb wird es als „Liebeshormon“ oder „Vertrauenshormon“ bezeichnet. Es scheint die Entwicklung von Empathie zwischen den Menschen zu erleichtern.
Aktivitäten, die es uns erlauben, zusammen mit anderen Menschen Klänge zu erzeugen, wie zum Beispiel beim Singen, Musizieren oder selbst beim gemeinsamen Summen, können die Ausschüttung von Oxytocin anregen.11 Das könnte erklären, warum unsere Herzen und Seelen sich so gestärkt anfühlen, wenn wir in einer Gruppe singen, beispielsweise in einem Kirchen- oder Vereinschor. Tatsächlich trägt die Erzeugung eines einfachen Tons, zum Beispiel ein lang gezogenes Om oder Ah („Intonieren“ genannt), zusammen mit einer anderen Person zur Verstärkung des Vertrauens zwischen diesen Menschen bei.
Unserer Erfahrung nach werden in unserem Körper zahlreiche biochemische Faktoren gleichzeitig angeregt, wenn wir irgendwelche selbst erzeugten Klänge einsetzen – sei es nun die Ausschüttung von Oxytocin, Endorphinen, Melatonin oder sonstiger biochemischer Stoffe. Es steht zweifelsfrei fest, dass diese Hormone zu den positiven Wirkungen beitragen, die wir spüren, wenn wir summen.
Zusammenfassend sei gesagt, dass es zu einer Reihe von vorteilhaften therapeutischen Effekten kommt, wenn wir selbst Klänge erzeugen. Dazu zählen:
→ Erhöhter Sauerstoffgehalt in den Zellen
→ Senkung des Blutdrucks und der Herzschlagfrequenz
→ Verbesserung der Lymphzirkulation
→ Erhöhung des Melatoninspiegels
→ Verringerung der stressbedingten Hormone
→ Ausschüttung von Endorphinen
→ Erhöhte Stickoxidwerte
→ Ausschüttung von Oxytocin
In diesem Kapitel haben wir uns auf die nachgewiesenen physiologischen Vorteile des Summens konzentriert, wie zum Beispiel die Verringerung von Stress, erhöhte Entspannungsfähigkeit, verbesserten Schlaf sowie einen gesünderen Körper und Geist. Wir vertrauen darauf, dass diese Untersuchungen mehr als eine Antwort auf die in der Kapitelüberschrift gestellte Frage „Warum summen?“ liefern.
Jetzt wollen wir uns mit der Physik des Schalls befassen. Dieser Abschnitt wird zur Erklärung beitragen, wie und weshalb Klänge ein solches Heilungspotenzial besitzen.