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Die Erde

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Braun und schwer, fest und präsent. Das Erdreich erstreckt sich über fast endlose Weiten. Tief reichte es hinab, bis in die Glut, ins heiße, brodelnde Gestein. Das Erkaltete ist durchzogen von Gängen, gleich einem Labyrinth, und weit verzweigt. Starke Säulen stützen die oberen Sphären. Stellenweise sind verschieden große Höhlen in die Erde und das Gestein eingelassen. Manche sind riesig, so dass der Besucher, wären sie erhellt, eine wunderschöne Landschaft erblickt. Durchzogen ist das Erdreich von edlen Gesteinen und Metallen, die zwischen dem Braun und dem Grau hervorlugen oder von ihnen verdeckt werden.

Goldram und Schersold traten durch die Öffnung. Sie fanden sich wieder in einem langen Gang, dem sie folgten. Es ging allmählich bergauf, und sie durchliefen die Wasseroberfläche. Ritter und Mönch fanden sich in einer Höhle wieder, die teilweise mit Wasser gefüllt war. Seltsamerweise hing am hinteren Ende der Höhle an der Wand eine brennende Fackel. In ihrem Schein erkannten die beiden Reisenden eine weitere Öffnung. Sie durchschritten die Höhle vorbei an den kleinen Seen, erreichten den Durchgang und gingen hindurch. Sie betraten ein weit verzweigtes Tunnelsystem, dessen Gänge sämtlich von brennenden Fackeln an den Wänden erhellt waren.

Goldram und Schersold waren verwundert, denn so hatten sie sich das Unterirdische nicht vorgestellt. Sie wussten nicht, aus welchem Grund sie durch dieses Gewölbe gehen sollten, aber sie spürten, dass diese unterirdische Wanderung zu ihrer Reise gehörte. Also gingen sie weiter, durchliefen die Gänge und trafen jemanden, der eine Rüstung trug. Er war ein Ritter der Bruderschaft der Solumianer und war beauftragt, die beiden zu seinem König zu bringen. Goldram und Schersold schauten sich an und waren sich einig, dem Ritter zu folgen.

Nach weiterer unterirdischer Wanderung durch das Gängesystem gelangten die drei in eine riesige Höhle. Sie war eindrucksvoll erleuchtet durch viele Fackeln und dem Reflektieren des Lichtes durch wertvolle Steine und Metalle. Der Boden dieser gigantisch anmutenden Höhle war eine hügelige und grasbewachsene Landschaft, in dessen Mitte sich ein etwas größerer Hügel befand. Auf diesem stand eine wunderschöne und stolze Burg. Sie glänzte in grünem und gelbem Licht und Goldram und Schersold konnten kaum die Augen von ihr lassen.

Der solumianische Ritter erklärte, dass dies die Burg Llit sei. Sie war mit vielen spitzen Türmen, Erkern, Mauergängen und Rundbögen versehen und bestand aus verschiedenfarbigem Gestein. Wie eine wissende und in ihrer Weisheit demütige Herrin stand sie dort inmitten dieser, von faszinierendem Licht erglühten unterirdischen Landschaft.

Ritter und Mönch waren erfüllt von Staunen und Andacht, sie spürten die Gegenwart von dem Zerbrechlichen und gleichermaßen Starken, das immer wieder Angriffen und Hass ausgesetzt war. Sie wussten jetzt, dass sich etwas von Llit in ihren Herzen befand, dort sogar wie ein gütiges Feuer brannte. Dieses Etwas ließ sie sich dafür entscheiden, noch entschlossener das Kloster vor dem Raubritter zu schützen.

Die drei setzten ihren Weg fort und erreichten die schöne Burg. Das Eingangstor wurde geöffnet, sie durchschritten es und passierten Wachen, die zu beiden Seiten des Weges hinter dem Tor postiert waren. Es war, als wären Goldram und Schersold erwartet.

Die drei erreichten einen weiteren Ritter, der die beiden Besucher durch einige Gänge und über einige Treppen weiterführte und sie in einen großen Saal brachte. In dessen Mitte stand ein großer und runder Tisch, an dem zwölf Ritter saßen. Einer von ihnen stellte sich als der König der Solumianer vor, und er begrüßte Goldram und Schersold auf das herzlichste. Die anderen Recken an der runden Tafel waren die obersten Ritter des Königs, und sie empfingen die beiden Reisenden ebenso herzlich.

Dann erklärte der König, dass er von den Schwierigkeiten mit dem Raubritter wusste und ihnen helfen wollte. Er nahm einen durchsichtigen Quader, der die gleiche Größe wie die anderen Quader hatte und in dessen Innern Gold, Silber, Erz und ein Smaragd schimmerten. Mit diesem Quader bekamen sie die Macht über die Kräfte des Erdreichs. Der König erzählte, dass dieser Quader Lichtkristall genannt wurde, und er berichtete von der tieferen Macht und Bedeutung des Kristalls. Diese sei die Liebe, als höchste Ausdrucksform kosmischen Seins. Ritter und Mönch waren sehr bewegt, und sie bekundeten ihre innere Verbundenheit mit den Solumianern und mit Llit. Der König sagte, dass jeglicher Sieg nur ein echter Sieg sei, wurde er mit der Kraft der Liebe erfochten. Goldram und Schersold dankten für die Gabe des Lichtkristalls, und der König und seine Ritter wünschten den beiden einen hellen Sieg.

Es kam die Zeit des Abschieds und die Reisenden gingen, begleitet von einem Erdvolk-Ritter. Da hielt Schersold inne, denn ihn interessierte die Bedeutung des runden, für ihn ungewöhnlichen Tisches. Auf seine Frage hin, erklärte der König, dass alle Menschen vor der Ewigkeit gleich seien und dass das Rad der Ewigkeit sich nur drehen würde, wenn gegenseitige Achtung, Respekt und Brüderlichkeit bestehen.

Der Ritter bedankte sich mit einem Blick für die Worte des Königs der Solumianer, und er spürte eine Traurigkeit, die darin begründet war, nun Llit verlassen zu müssen. Ebenso erging es Goldram, doch die Zeit drängte, denn das Kloster war in Gefahr.

Der solumianische Ritter führte die beiden Helden durch die unterirdische und hügelige Landschaft bis hin zur Höhlenwand. An ihr gingen sie entlang, bis sie an eine Öffnung kamen. Dort wies der Ritter die Reisenden an, dem dahinter liegenden Gang zu folgen. Dann verließ er sie.

Während des Weges durch den Gang dachte Schersold nach, und er kam zu dem Entschluss, dass es wahrscheinlich war, dass unter der Erde Ritter lebten und von der Bedrohung des Klosters gehört hatten. Aber seltsam kam es ihm doch vor, und er stellte sich weitere Fragen, die er beiseite schob, weil er sie nicht beantworten konnte. Aber er wusste auch, dass dieser gesamte Weg wichtig war. Der Mönch teilte seine Gedanken, und sie eilten den Gang entlang und gelangten nach einer Weile, während dieser der Weg anstieg, ins Freie.

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