Читать книгу Dirk Nowitzki - So weit, so gut - Jürgen Kalwa - Страница 9

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1. Kapitel

Ein Trikot für Obama

Barack Obama war als junger Mann ein guter Basketballspieler. Er steht in einer langen Reihe von sportlichen Präsidenten, die Golf spielen oder Tennis. Ihre Sportbegeisterung ist einer der Gründe, weshalb sie traditionell jedes Jahr die Besten des amerikanischen Sports empfangen – als Gastgeber einer Feierstunde im Weißen Haus. Im Januar 2012 kamen die Dallas Mavericks vorbei. Das Protokoll einer Visite.


Die 23 – aber von den Dallas Mavericks und nicht den Chicago Bulls. (imago/UPI Photo)

Das Weiße Haus

Das Büro des Pressesprechers. Für die sofortige Veröffentlichung. 9. Januar 2012

Bemerkungen des Präsidenten zu Ehren der Dallas Mavericks, den NBA-Meister von 20111

East Room 12:09 Uhr

DER PRÄSIDENT: Hallo! Jeder soll bitte Platz nehmen. Nehmt Platz. Willkommen im Weißen Haus und Glückwunsch an die Dallas Mavericks, den Weltmeister (Applaus). Wie man sieht, es sind Leute aus Texas hier (Applaus).

Das war der erste Titel der Mavericks, deshalb möchte ich zunächst alle erwähnen, die diesem Team seit den Anfängen in guten und in schlechten Zeiten die Treue gehalten haben – von Don Carter, dem ersten Eigentümer des Clubs, über die Angestellten in der Arena bis zu all den Fans zuhause.

Wir haben einige Kongressabgeordnete, die ziemlich lange darauf gewartet haben (Gelächter) so wie mein Handelsvertreter Ron Kirk, der mal Bürgermeister von Dallas war (Applaus).

Natürlich wäre dies alles nicht ohne den scheuen und sich zur Ruhe setzenden Besitzer (Gelächter) der Dallas Mavericks möglich geworden, Herrn Mark Cuban (Applaus). Nicht nur hat Mark eine außerordentliche Gruppe von Spielern und Trainern zusammengestellt, er war auch dafür verantwortlich, dass dieses Ereignis heute stattfinden konnte. Wir sind begeistert, dass Sie alle heute hier sind.

Wegen der Aussperrung war für Dallas in dieser Saison kein Spiel in Washington vorgesehen. Das hat Mark nicht in den Kram gepasst (Gelächter). Er wusste, seine Mannschaft hatte hart gearbeitet. Er wollte ihr alle Vergünstigungen eines Weltmeisters ermöglichen einschließlich eines Besuchs im Weißen Haus. Es ist schwer, Mark Nein zu sagen. Und so haben sie einen eigenen Trip geplant. Und deshalb sind wir hier.

Und ich bin froh, dass es geklappt hat, denn dies ist eine besondere Gruppe. Im letzten Jahr haben sie sich die „Schlechte-Nachrichten-Bären“ genannt, weil ihnen von Anfang an niemand eine Chance gegeben hat. Leute haben gesagt, dass Jason Kidd zu alt ist. Und ich möchte sagen, dass dies das erste Mal ist, dass ich mit Weltmeistern aus meiner Altersgruppe zusammenkomme (Gelächter und Applaus). Man hat gesagt: JJ Barea ist zu klein, dass Dirk Nowitzki zu langsam ist. Sie haben das gesagt, Dirk, tut mir leid (Gelächter). Das haben sie gesagt. Sie haben gesagt, du hast einen großartigen Sprungwurf, aber … (Gelächter). Sie haben gesagt, dass Deshawn Stevenson zu verrückt ist. (Gelächter). Sie haben gesagt, „The Jet“ sei hervorragend, aber sie waren nicht sicher, ob die Tätowierung so eine gute Idee war.2 (Gelächter)

Aber diese Spieler haben es hinbekommen, weil sie wissen, wie gute Mannschaften gewinnen – nicht nur, indem sie höher springen oder schneller laufen, sondern indem sie den freien Mann finden, zusammenarbeiten, mentale Härte zeigen, sich gegenseitig unterstützen, klüger spielen.

Auf diese Weise haben die Mavericks einige der besten Mannschaften der Liga aus dem Weg geräumt, einschließlich der Miami Heat, die im letzten Jahr ziemlich beachtet wurden. Das war besonders süß für Dirk und Jason, die beim ersten Mal vor fünf Jahren dabei waren, als sich die Mavericks und die Heat in der Finalserie begegneten und sie verloren.

Ehe die Mavericks in der letzten Saison ein einziges Spiel absolviert hatten, hat sich Jason tätowieren lassen und er sagte: „Wenn du etwas so Verrücktes tust, dann musst du das durch Leistung bestätigen.“ Und das hat er übrigens getan. Mit 27 Punkten, die halfen das entscheidende sechste Spiel zu gewinnen. (Applaus)

Dirk kam vor 13 Jahren zu den Mavericks. Ein dünner Junge aus Deutschland mit einem Haarschnitt, den er selbst als „dämlich“ beschreibt. (Gelächter) Im letzten Jahr wurde er der zweite Europäer, der jemals als MVP der Finalserie ausgezeichnet wurde. Und es war nicht leicht. Er hat sich im zweiten Spiel einen Finger so schlimm verbogen, dass er mit links werfen musste. Im vierten Spiel spielte er mit Fieber. Aber er setzte sich jedes Mal durch, wenn es um die entscheidenden Punkte ging. Ich glaube, es ist fair zu sagen, dass wir selten einen besseren Play-off-Lauf gesehen haben als den von Dirk Nowitzki im letzten Jahr. Es war bemerkenswert. (Applaus)

Klarer Fall: Dirk ist ein harter Kerl. Obwohl die schmerzhafteste Sache war womöglich seine Interpretation von „We Are the Champions“ (Gelächter) während der Siegesfeier. Das war … (Gelächter). Du hast gesagt, du hast daran gearbeitet? (Gelächter). Ernsthaft? Okay.

Nun, keiner dieser Spieler wäre ohne die anderen Leute hier auf der Bühne so weit gekommen. Offenkundig hat Jason Kidd nun die zweitmeisten Vorlagen und die drittmeisten Steals in der Geschichte der NBA. (Applaus) Es hätte ohne einen außerordentlichen Trainer nicht funktioniert. Coach Rick Carlisle hat nun einen Spieler gewonnen oder hat einen Titel als Spieler gewonnen – mit Larry Bird in den Achtzigern – hat einen Titel als Trainer gewonnen, und hat, das hat er mir gerade gesagt, mit wem gewonnen? Mit den Pantoons? Wie hat man sie genannt?

COACH CARLISLE: Die Patroons, die Albany Patroons.

DER PRÄSIDENT: Die Albany Patroons. Viele von Ihnen werden nicht gewusst haben, dass Rick Carlisle auch einen von denen gewonnen hat. (Gelächter und Applaus)

COACH CARLISLE: Minor League.

DER PRÄSIDENT: Es ist ein Minor-League-Team. (Gelächter) Diese Spieler und Trainer werden immer dieses gemeinsame Band haben, das sich entwickelt, wenn mit den Besten zusammen ist. Und es ist ein Band, das sie mit den Menschen in Dallas verbindet, wo sie alles Mögliche tun, vom Einrichten von Stipendien bis zur Hilfe für Familien, die im Militär sind. Man sollte erwähnen, dass sie heute hier im Weißen Haus einige Verwundete getroffen haben. Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie sich dafür die Zeit genommen haben. Das bedeutet den Menschen so viel. (Applaus)

Mit anderen Worten: Diese Mannschaft hat wirklich ein Herz von der Größe Texas’. Dies war ein bemerkenswerter Lauf, ein großartiger Sieg, eine großartige Rechtfertigung für all die Anstrengungen, die Mark Cuban unternommen hat, um diese Mannschaft aufzubauen, und für Spieler wir Dirk Nowitzki, die schon lange spielen, und für Fans, die so lange gelitten haben wie Ihr alle. (Gelächter)

Ich möchte Euch allen von ganzem Herzen gratulieren. Ich habe Ihnen gesagt, dass es schade ist, dass im nächsten Jahr die Chicago Bulls hier sein werden (Gelächter), aber Sie haben gesagt, ich solle nicht so zuversichtlich sein. Also: Glückwunsch an alle. Applaus für die Dallas Mavericks. (Applaus)

Dirk, du hast etwas für mich?

HERR NOWITZKI: Ja.

DER PRÄSIDENT: Das ist es. Davon spreche ich.

HERR NOWITZKI: Das ist es. Ich habe gehört, dass Sie ein großer, großer Fan von Michael Jordan sind.

DER PRÄSIDENT: Vielen Dank, weißt du eigentlich, dass ich die 23 vor Jordan war?

HERR NOWITZKI: Oh, das waren Sie?

DER PRÄSIDENT: Das war ich (Gelächter). Er hat wohl die Ziffer von mir (Gelächter). Er hat sie gestohlen.

DER PRÄSIDENT: So war’s, das ist schön.

ENDE 12:21 Uhr

Zumindest eine amerikanische Publikation sah in dem Ereignis den Aufhänger für so etwas wie eine Hintergrundgeschichte: das Monatsmagazin Texas Monthly, das sich auf seiner Webseite über ein „überwältigendes Aufgebot an deutschen Medien“ mokierte. Und über Journalisten aus Nowitzkis Heimatland, die offensichtlich die humorvollen Anspielungen, die Barack Obama an die Adresse von Mark Cuban und Dirk Nowitzki gemacht hatte, nicht verstanden hatten. „Kulturelle kognitive Dissonanz“ nannte der Reporter das, scheinbar ableitbar aus Fragen aus dem deutschen Kollegenkreis wie etwa:

“What is this ‘We are the Champions?’ ”

Erklärung: Nowitzki hatte diese Hymne der Band Queen auf der Empore vor Tausenden von Fans in Feierlaune a capella so schräg angestimmt, als könne er eigentlich nicht singen.

„What is the significance of this number 23?“

Erklärung: Es war die erste marktgängige Rückennummer im Basketball, die zu einem Symbol für den von der NBA angekurbelten Starkult wurde.

„What is this about Dirk and a fever?“

Erklärung: Dirk Nowitzki hatte während der Finalserie, obwohl krank, ein Spiel bestritten. Jeder andere wäre vermutlich im Bett geblieben.

Nowitzki und Obama sahen sich 2013 wieder, als er im Rahmen des Besuchs der amerikanischen Präsidenten in Berlin an einem Abendessen mit ihm und Bundeskanzlerin Angela Merkel im Schloss Charlottenburg teilnahm. Trotzdem schien der Besuch im Weißen Haus in seiner Erinnerung einen größeren Eindruck hinterlassen zu haben. „Das war etwas Unglaubliches, auf das wir uns sehr gefreut hatten. Es war eine Ehre, dem Präsidenten das Trikot und den Ball zu geben und dabei die Mavericks zu repräsentieren.“

Dirk Nowitzki - So weit, so gut

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