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„Eine unvergessliche Erfahrung“. David Henry Wilson im Gespräch mit Dominik Denk
ОглавлениеUnter dem Titel A Life in the Making erschien im Februar 2021 die von David Henry Wilson angefertigte Übersetzung von Felders Autobiografie Aus meinem Leben bei Pushkin Press in London. Ich hatte das Vergnügen, David Henry Wilson bei der Durchsicht seiner Rohfassung zu unterstützen und Licht in einige der obskureren Passagen zu bringen. Über diese Arbeit, die David und mich fast ein halbes Jahr lang einen sehr regen E-Mail-Verkehr führen ließ, sprachen wir mit Jürgen Thaler am 12. April 2021 anlässlich der Eröffnung der Felder-Tagung, coronabedingt via Videokonferenz. Um das auch schriftlich festzuhalten, bat mich Jürgen, im Nachhinein ein Interview mit David zu führen, über die Übersetzung und wie sie zustande kam. Ich freute mich über die Gelegenheit, wieder in kürzeren Abständen mit David in Kontakt zu sein, berichtete ihm von dem Vorhaben, schlug einen Termin und einen Modus vor und hängte nur ein paar Beispielfragen an: „Was bedeutet Felder für Dich, was bedeutet Aus meinem Leben für Dich?“ – doch David stieg direkt in das Gespräch ein:
DAVID HENRY WILSON: Was Du über unser Gespräch geschrieben hast, leuchtet mir ein, aber ich werde trotzdem versuchen, Deine erste Frage jetzt zu beantworten, denn sie ist bei weitem die schwierigste für mich: „Was bedeuten Felder und sein Buch für mich?“ Es ist fast unmöglich, Klischees hier zu vermeiden. Wie bei jeder großen literarischen Erfahrung fühle ich mich bereichert: Ich habe einen außerordentlich interessanten Mann kennengelernt, seine tiefsten Gedanken und Gefühle mit ihm gedacht und gefühlt. Was macht ihn so außerordentlich interessant? Seine Situation in dieser abgeschlossenen Gemeinschaft, seine Sensibilität, seine Konflikte mit sich selbst und mit anderen und mit der Gesellschaft und den Traditionen und Haltungen seiner Zeit … und die absolute Ehrlichkeit, mit der er alles beschreibt – vor allem die eigenen Schwächen und Widersprüche. Er versucht nicht (oder selten), sich zu rechtfertigen: Seine Geschichte ist eine lange Suche nach der Wahrheit, der Gerechtigkeit, und einem Gleichgewicht für sich selbst und für die Menschheit im Allgemeinen. Es geht hoch, es geht tief, er lernt und vor allem er liebt. All das erfahre ich mit ihm. Und ich weiß, das was er geschrieben hat, ist in der wahren Welt passiert – es ist keine Fiktion. Die reine Tatsache, dass er den ersten Teil mit der Hochzeit beendet, finde ich fast unerträglich rührend, denn dieser gute Mann wollte uns etwas Positives am Ende schenken, obwohl das Tragische schon passiert war. Und wir wissen natürlich, dass er selbst kurz nach dem Schreiben gestorben ist, und so hat das Ende unseres Buchs noch eine Dimension der Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Die ganze wahre, rührende, gelegentlich sogar amüsante, romantische, realistische, deprimierende, erhebende, ichbezogene, selbstlose Geschichte ist unvergesslich. Das wäre vielleicht eine gute Zusammenfassung meiner Antwort auf Deine Frage: Was bedeuten Felder und seine Autobiografie für mich? Eine unvergessliche Erfahrung.
DOMINIK DENK: Bist Du an diese Übersetzung anders herangegangen als an andere Werke?
DAVID HENRY WILSON: Nein, denn bei mir handelt es sich immer darum, die genauen Absichten des Schriftstellers zu suchen, und dann so treu wie möglich diese Absichten zu erfüllen. (Selbstverständlich spielt dann die Subjektivität eine wichtige Rolle, und deshalb war Deine Sachkenntnis allwichtig, weil Felders Sprache und verschiedene Anspielungen manchmal für mich unverständlich waren. Ich will Dich nicht in Verlegenheit bringen, aber ohne Deine Beiträge wäre die Übersetzung gar nicht möglich gewesen.) Dieses Prinzip gilt natürlich für allerlei Bücher. Bei Felder war es von Anfang an klar, dass er seine Geschichte 100% ehrlich und offen erzählen wollte, auch wenn er sich selbst analysierte und kritisierte. Deshalb musste der Stil der Übersetzung genauso direkt und spontan wirken.
DOMINIK DENK: Am Beginn unserer Zusammenarbeit musste ich Deinen Zugang zum Übersetzen erst verstehen, denn vieles, was ich zuerst als Fehler interpretiert hatte, war natürlich Absicht. Dein größtes Ziel schien mir immer, die Leser*innen so wenig wie möglich spüren zu lassen, dass sie gerade eine Übersetzung lesen.
DAVID HENRY WILSON: Es ist meines Erachtens absolut notwendig, dass die Leser*innen den Text wie einen originalen englischen Text lesen können. Sobald die Sprache sie vom Inhalt ablenkt, ist die Übersetzung ein Misserfolg. Das ist aber nicht „das größte Ziel“. Es ist unentbehrlich, um das größte Ziel zu erreichen, denn es ist bestimmt nicht die Absicht des Autors, die Leser*innen vom Inhalt abzulenken! Das größte Ziel ist gerade NICHTS zu verlieren, aber ein englisches Äquivalent zum deutschen Text zu finden.
DOMINIK DENK: Das ist aber nicht immer so einfach, und manchmal schier unmöglich. Auf erklärende Fußnoten hast Du aber dieses Mal verzichtet.
DAVID HENRY WILSON: In einem rein akademischen Buch habe ich keine Hemmungen, Fuß- oder Endnoten einzubringen. Manchmal sind Akademiker*innen ganz stolz auf ihre Fußnoten, denn sie verbreitern die Kenntnisse der Leser*innen und zeigen auch, wie gründlich der Autor sein Thema erforscht hat (das meine ich nicht ironisch). Die Fußnoten sind dann keine Ablenkung, sondern eine Erweiterung. Dasselbe könnte auch für eine Biografie gelten, wenn es nur um Fakten geht. Aber wenn Du eine Geschichte erzählst, ist die Situation ganz anders, und Felder erzählt seine Geschichte. Wenn jemand spricht, ist es unhöflich zu unterbrechen, und jede Fußnote ist eine Unterbrechung. Deshalb wollte ich mit Deiner Hilfe subtile Erklärungen oder Vereinfachungen1 innerhalb des Textes einbringen oder, wenn irgendeine Anspielung völlig unverständlich war, dann lieber streichen als die Leser*innen vom allwichtigen Ziel des Satzes abzulenken2. Ich hoffe, dass wir gar nichts Unvollständiges im Text hinterlassen haben. Wenn die Leser*innen fragen, „Was soll das bedeuten?“, dann hab’ ich mich geirrt.
DOMINIK DENK: Anstatt sich also mittels Fußnoten permanent beim Publikum dafür zu entschuldigen, versuchst Du einen Verlust an Bedeutung stillschweigend auszugleichen. Wie würdest Du denn deine Arbeitsweise beschreiben?
DAVID HENRY WILSON: Ich mag das Wort „Verlust“ nicht, und selbstverständlich entschuldige ich mich nicht, denn ich soll ganz verschwinden! Das höchste Kompliment wäre, wenn man sagen würde: „Felders Buch ist ein Meisterwerk“, ohne zu wissen, dass der Text eine Übersetzung ist! Wie ich meine Arbeitsweise beschreiben würde? Hm! Ein ständiger Versuch, die Absichten des Autors „in perfect English“ zu erfüllen.
DOMINIK DENK: Das gefällt mir sehr gut. Im Studium lernen wir, dass Übersetzen zwingend Interpretieren bedeutet, du musst also erst einmal deuten, was die Absichten des Autors waren, bevor du sie auf Englisch erfüllen kannst. Vielleicht hattest du einen Startvorteil, schließlich nennt man einen Dolmetscher auf Englisch einen „interpreter“. Wie bist Du überhaupt zum Übersetzen, zur deutschen Sprache gekommen?
DAVID HENRY WILSON: Ich habe Deutsch und Französisch in Cambridge studiert und dann zwei Jahre als „assistant“ in Frankreich und vier Jahre als Lehrer (für Englisch und Französisch) in Ghana verbracht, bevor ich eine Lektorenstelle an der Uni Köln bekam. Und da habe ich Wolfgang Iser, den später berühmten „literary theorist“, kennengelernt. Eines Tages hat er mich gebeten, einen Aufsatz über Becketts Waiting for Godot zu übersetzen, und das war sozusagen der Anfang meiner Karriere als Übersetzer! Sein Stil war eigentlich schwer zu übersetzen, und im Text waren auch zwei oder drei Passagen, wo ich mit seiner Interpretation nicht einig war. Und daraus wuchsen schon die zwei Prinzipien: Das Englisch muss perfekt sein, und man übersetzt nicht die Worte, sondern die Gedanken des Autors. Wir haben alles diskutiert (er akzeptierte übrigens meine Interpretation!), bis wir beide mit dem neuen, englischen Text zufrieden waren. Es war eine fast einmalige und ideale Situation: Autor und Übersetzer sitzen zusammen, und dadurch hat der Übersetzer direkten Zugang zu den Gedanken des Autors (und in diesem Fall sogar die Möglichkeit, sie zu klären!), und der Autor kann die Sprache des Übersetzers ständig prüfen und sogar mitformulieren (sein Englisch war ausgezeichnet). Die Freundschaft und Zusammenarbeit dauerten über 40 Jahre, bis Wolfgang Iser 2007 gestorben ist.
DOMINIK DENK: Wie Wolfgang Iser warst dann auch Du lange an der Uni Konstanz. Wie kam es dazu?
DAVID HENRY WILSON: Als Wolfgang den Ruf nach Konstanz bekam, hat er ich mich eingeladen, ihn zu begleiten. Ich würde dann eine Beamtenstelle auf Lebenszeit (als akademischer Rat, später Oberrat) haben, und da die Uni Konstanz ganz neu war, würde die Arbeit gar nicht so anstrengend wie an der Massen-Uni Köln sein, wo ich Kurse für Hunderte von Student*innen halten musste! Das habe ich natürlich mit meiner lieben Frau Lisbeth diskutiert – wir hatten schon ein Kind und ein zweites war unterwegs – und sie sagte ja. Zufällig kannten wir schon die Gegend und die wunderschönen Landschaften des Bodensees, und das trug auch zur Entscheidung bei. Und so kam es, dass wir im Sommer 1967 nach Konstanz umgezogen sind.
DOMINIK DENK: Und wie war es?
DAVID HENRY WILSON: Herrlich! Die Uni war noch nicht gebaut! Kurse, Verwaltung usw. fanden zuerst im Insel-Hotel statt. Nur wenige Student*innen – anfangs hatte ich zwei Examenskandidaten (in Köln waren es über 50). Selbstverständlich hat sich alles schnell geändert, sobald die Gebäude fertig waren, aber trotzdem war es jahrelang eine relativ kleine Uni. Und damals war alles viel offener und freier als jetzt. 1970 habe ich das Universitätstheater gegründet (das 50. Jubiläum war letztes Jahr, aber leider musste man das Fest wegen Covid ausfallen lassen), und kurz darauf habe ich einen Autorenkreis etabliert, was zur Gründung einer literarischen Zeitschrift (UNIVERS) geführt hat. Wolfgang hat mich bei allen Unternehmen immer ständig unterstützt, und wir haben Finanzierung gekriegt. Inzwischen hielt ich natürlich meine Kurse für Sprache und Literatur, und ich habe ein besonderes Programm für das Trainieren der Examenskandidat*innen entwickelt. Aber 1972 haben wir trotzdem entschieden, Konstanz zu verlassen.
DOMINIK DENK: Warum?
DAVID HENRY WILSON: Meine Frau war übrigens Afrikanerin (sie ist leider vor acht Jahren gestorben). Die drei Kinder mussten jetzt in die Schule gehen, und wir mussten entscheiden, ob sie als „deutsche“ oder als „englische“ Kinder aufwachsen sollten. England hat gewonnen!
DOMINIK DENK: Aber Du hast Konstanz nicht verlassen!
DAVID HENRY WILSON: Ja und nein! Unsere Anglistikstudent*innen mussten als Teil des Kurses einen Aufenthalt in einem englischsprechenden Land verbringen. Wir haben also mit der Uni Bristol ein einmaliges Schema organisiert. Kurz: Sie suchten einen Spezialisten, der Kurse für ihre deutschen Austauschstudent*innen halten könnte. Wir suchten eine englische Uni für unsere Student*innen. Die Lösung: Die Konstanzer Student*innen kamen nach Bristol, wo ich sie unterrichtete, und ich habe getrennte Kurse für die Nicht-Konstanzer gehalten. Bristol hatte also einen Spezialisten, der von Konstanz bezahlt wurde, und Konstanz hatte einfachen und fast grenzlosen Zugang zu einer der besten Universitäten in England! Aber ich musste auch anfangs viermal im Jahr, später zweimal, Intensiv-Kurse in Konstanz für meine Examenskandidat*innen halten, und dann mit denjenigen, die nicht nach Bristol kamen, einen Korrespondenzkurs. Das bedeutete natürlich viel Arbeit für mich, aber so blieb ich immer noch akademischer Oberrat an der Uni Konstanz! Und manchmal konnte die Familie mich nach Konstanz begleiten, wenn die Intensiv-Kurse während der Schulferien stattfanden.
DOMINIK DENK: Genial! Aber zusätzlich zu Deiner Arbeit mit den Student*innen in Bristol und Konstanz warst Du mit dem Theater, der literarischen Zeitschrift, Deinen Übersetzungen für Iser und auch deiner eigenen Schriftstellerei beschäftigt!
DAVID HENRY WILSON: Ja, das Unitheater habe ich 1976 aufgegeben, denn eine ganz wunderbare Regisseurin namens Tessa Theodorakopoulos kam nach Konstanz und war bereit es von mir zu übernehmen. Die Geschichte von UNIVERS hat ein trauriges Ende gehabt, denn die Leute, die sie in meiner Abwesenheit übernommen haben, hatten leider Ideen, die zu einem direkten Konflikt mit der Uni führten. Ich war inzwischen als Herausgeber zurückgtreten. Aber als Schriftsteller war ich immer aktiv! Ich weiß nicht, wie ich die Zeit fand, meine eigenen Theaterstücke, Romane und Kinderbücher zu schreiben, aber irgendwie hat es geklappt. Die Kinderbücher – vor allem die Serie über Jeremy James – waren sogar ganz erfolgreich, und ich hatte auch in den 1980er und 1990er Jahren viele professionelle Aufführungen meiner Theaterstücke. Aber all das wäre unmöglich ohne die Geduld, das Verständnis, die Tüchtigkeit und die Liebe von Lisbeth gewesen. Sie war das Herz der Familie, und ihr Herz schlägt immer noch in uns allen.
DOMINIK DENK: Dein Familienleben war vielleicht Dein wichtigster Erfolg!
DAVID HENRY WILSON: Unser wichtigster Erfolg! Und nicht „vielleicht“!
DOMINIK DENK: Was machen Deine Kinder jetzt?
DAVID HENRY WILSON: Chris (54) ist Lehrer in einem College of Further Education, schreibt brillante (aber noch nicht veröffentlichte) Erzählungen, hat früher zehn Jahre lang sein Brot als Bass-Gitarrist verdient, ist jetzt verheiratet und hat zwei Söhne (Zwillinge, viereinhalb Jahre alt). Sie wohnen alle in Clevedon – 40 Minuten weg von Taunton, wo ich wohne.
Jenny (53) ist die beste Redakteurin der ganzen Welt, freiberuflich, unverheiratet, Personifizierung des Sonnenscheins, und wohnt in Bristol – 60 Minuten weg von Taunton.
J.J. (52) schreibt Lehrbücher für „English as a foreign language“, die in 73 Ländern benutzt werden, schreibt auch Erzählungen und Romane (nach dem Erfolg von Damnificados – auch in deutschsprachiger Übersetzung erschienen – wird sein zweiter Roman Nazaré im Herbst erscheinen), ist verheiratet und hat einen Sohn (13 Jahre alt). Die Familie wohnt in New Mexico (seine Frau ist Professorin an der dortigen Uni) – X-Tausend Meilen weg von Taunton.
DOMINIK DENK: Du bist im Jahr 2000 in den Ruhestand getreten. Was vermisst Du und wie nutzt Du diese Freiheit?
DAVID HENRY WILSON: Ich vermisse vor allem den Kontakt mit den Student*innen, denn die Interaktion war ein ständiges Vergnügen, und trotz des Ernsts der Prüfungen, haben wir viel Spaß in den Kursen gehabt. Aber das Korrigieren vermisse ich gar nicht, und am Ende war das der Grund, weshalb ich frühzeitig in Ruhestand ging. Es war einfach zu viel. Ich hatte erwartet, dass ich mich dann dem Schreiben widmen würde, aber nein, komischerweise fühlte ich nicht mehr den Drang. Vielleicht hatte ich schon alles geschrieben, was ich schreiben wollte (über 50 abendfüllende Theaterstücke, noch mehr kurze Stücke, ungefähr zwölf Romane und 25 Kinderbücher). Stattdessen fing ich eine neue Karriere als vollzeitiger Übersetzer an. Nun habe ich zahllose Bücher in allerlei Genres übersetzt: akademische von Aleida und Jan Assmann, Reisebücher von Peter Sager, Kunst von Werner Hofmann, Romane, Gedichte, und vor allem Kinderbücher – Hunderte von Kinderbüchern! Zurzeit arbeite ich an einem wunderbaren Roman von Kirsten Boie ... und alles macht Spaß. Ich bin mit meiner neuen Karriere äußerst zufrieden!
DOMINIK DENK: Jetzt schließen wir den Kreis. Nach all diesen Jahren am Bodensee, und nach all diesen Übersetzungen, wie kommt es, dass Du Franz Michael Felders Autobiografie übersetzt hast?
DAVID HENRY WILSON: Durch einen wunderschönen Zufall. Seit Jahren habe ich eine Institution gesucht, die mein Archiv nehmen würde. Überall fand ich Institutionen, die ein Teil davon haben wollten: X für die Kinderbücher, Y für die Übersetzungen, Z für alles, was mit Wolfgang Iser zu tun hat. Aber nein, ich wollte mein Archiv nicht teilen. Ich bin ich, nicht i-c-h! Nun war einer der Schrifsteller im Autorenkreis an der Uni ein jetzt sehr bekannter Dichter namens Peter Salomon. Wir sind Freunde geworden, und wir korrespondieren miteinander. Ich habe eine Idee gehabt: „Peter, was machst du mit deinem Archiv?“ Und die Antwort kannst du schon erraten! Da ich insgesamt 33 Jahre lang in Konstanz tätig war und gedichtet habe, fühlte ich mich berechtigt, mich als Bodenseeautor vorzustellen! Und fast sofort bekam ich die Antwort: Ja, sie würden das ganze Archiv gern nehmen! Und jetzt haben sie es. Aber das ist natürlich nicht das Ende der Geschichte. Ich führte eine reizende Korrespondenz mit Jürgen Thaler, und als ich vor vier Jahren eine Reise mit der Familie nach Konstanz plante, war ein Besuch in Bregenz selbstverständlich ein Teil des Plans! So haben wir uns persönlich kennengelernt, und das war ein echter Höhepunkt der ganzen Reise. Jürgen hatte jahrelang davon geträumt, eine englische Ausgabe der Autobiografie zu veranstalten, und vielleicht wäre ich der Mann, der sie übersetzen könnte? Ich habe also das erste Kapitel gelesen und war von Anfang an gefesselt.
DOMINIK DENK: Und jetzt halten wir das fertige Buch in Händen. David, ich danke Dir herzlich für die Chance, etwas dazu beizutragen – und selbstverständlich auch für das Gespräch!
1 Anm. DD: Ich bringe trotzdem zwei Fußnoten bei! Aus einem „Kaiserjäger“ wurde kurzerhand ein „soldier“, weil den Leser*innen der englischen Übersetzung im Unterschied zu Felders Zeitgenoss*innen eher nicht bekannt sein dürfte, was ein Kaiserjäger war, und der genaue militärische Zusammenhang an der Stelle nicht von größter Bedeutung ist.
2 Anm. DD: Hier passt vielleicht das Beispiel vom alten Mann, der dem jungen Felder „etwas Blaues von einem hölzernen Gliedeisen“ erzählt – in der Übersetzung erzählt er „another of his ridiculous fantasies“.