Читать книгу Abnehmen und Zunehmen - Judith Durant - Страница 6
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Als ich acht Jahre alt war, brachte meine Mutter mir das Stricken bei. Es gefiel mir sofort. Mein erstes Projekt war ein Spüllappen, mein zweites ein Zopfpullover, der zu dem Schottenrock passte, den ich mir zuvor genäht hatte.
Es mag noch ein oder zwei Schritte dazwische gegeben haben, aber so bekommen Sie eine recht gute Vorstellung. Ich hatte Spaß daran, alle möglichen dekorativen Muster zu stricken, aber erst in den 1990er-Jahren, als ich für Interweave Press arbeitete, erschlossen sich mir die komplexeren technischen Aspekte des Strickens. 30 Jahre lang hatte ich, wenn ich beim Stricken eine Masche zunehmen musste, von vorne und von hinten in dieselbe Masche eingestochen, um eine rechte (oder linke) Masche zuzunehmen, egal, was ich strickte. Und wenn ich eine Masche abnehmen musste, strickte ich zwei Maschen rechts (oder links) zusammen. Rückblickend finde ich das etwas erschreckend, wenn ich daran denke, wie akribisch genau ich beim Nähen war und auch angesichts meiner damaligen Laufbahn als Kostümbildnerin am Theater.
Ich weiß noch, als wäre es gestern gewesen, wie mich beim Einstellungsgespräch für meinen Job als Redakteurin bei Interweave die Gründerin und Präsidentin Linda Ligon bat, Rezensionen zu mehreren Interweave-Strickbüchern zu schreiben. Bei einem kritisierte ich das Fehlen eines schnell auffindbaren Glossars zu den verwendeten Techniken. »Ich stricke seit vielen Jahren und kann den meisten Strickmustern folgen, aber was bedeutet *2 M nacheinander zun, die abgehob M zus str*? Ich habe in dem Buch nach einer Definition gesucht, aber keine gefunden.« Meine Kritik war berechtigt; ein gutes Strickbuch muss die verwendeten Begriffe definieren, so dass es Anfängern und erfahrenen Strickerinnen gleichermaßen zugänglich ist. Aber im Rückblick schäme ich mich, dass ich tatsächlich nicht wusste, was »*2 M nacheinander zun, die abgehob M zus str*« bedeutet.
Und so fing alles an. Als ich sah, dass das Zusammenstricken von zwei Maschen eine Abnahme erzeugte, die nach rechts geneigt ist, und dass durch das Abheben von zwei Maschen und das anschließende rechts verschränkte Zusammenstricken eine Abnahme erzeugt wurde, die sich nach links neigt, wurde mir klar, wie planlos ich bisher gestrickt hatte. Danach dauerte es nicht mehr lange, bis ich sagen konnte, dass zwei abgehobene Maschen bei einer Abnahme *2 M nacheinander abh, die abgeh M zus str* eher wie zum Rechtsstricken als zum Linksstricken abgehoben werden sollten, wenn die Abnahme das genaue Spiegelbild zu der Angabe *2 M re zus str* ergeben soll. Schließlich kamen zu *2 M re zus str* und *2 M nacheinander abh, abgeh M zus str* sieben weitere paarweise Abnahmen und verschiedene doppelte Abnahmen hinzu. Dasselbe geschah bei den Methoden zum Zunehmen von Maschen, und mein Repertoire der Formgebung wuchs ständig weiter.
Viele Strickmuster werden ohne spezifische Anleitungen für das Zunehmen und Abnehmen von Maschen geschrieben. Bei den Zunahmen für einen Ärmel beispielsweise, der vom Bündchen zur Schulter gearbeitet wird, heißt es in der Anleitung vielleicht »Im Muster weiterstricken, dabei am Anfang und Ende jeder zweiten Reihe 12 x 1 Masche zunehmen, dann 4 x in jeder vierten Reihe 1 Masche zunehmen.“ Diese Zunahmen werden normalerweise auf der rechten Seite, also der Vorderseite der Arbeit gestrickt, und eine kundige Strickerin wird zwei Zunahmenw wählen, die sich spiegeln; das heißt, eine Zunahme wird sich nach rechts und die andere nach links neigen. Aber was machen Sie, wenn Sie in jeder dritten Reihe zunehmen sollen, so dass einige Zunahmen also auf der rechten Seite gearbeitet werden, andere jedoch auf der linken, der Innenseite? Für mehrere paarweise Zunahmen, die in Hinreihen gestrickt werden, gibt es auch eine Version, die in Rückreihen gestrickt wird und auf der Vorderseite genauso aussieht wie die rechts gestrickte Zunahme. Erstaunlich. Ich lernte auch, dass es nicht für alle Gegebenheiten ein Patentrezept gibt, daher müssen wir beim Abnehmen oder Zunehmen von Maschen manchmal kreativ sein, insbesondere bei mehrfarbigen oder Strukturmustern. Ich habe einen Teil unter dem Titel »Kombinationen und besondere Umstände« mit aufgenommen, in dem erkundet wird, wie die Formgebung für spezielle Muster angepasst werden kann (siehe Kapitel 9).
Das vorliegende Buch zeigt Ihnen, was ich in den letzten 20 Jahren über das Zunehmen und Abnehmen von Maschen gelernt habe. Versuchen Sie, die verschiedenen Methoden auszuprobieren, damit Sie genau verstehen, wie sie funktionieren. Halten Sie dieses Buch immer griffbereit, sodass Sie immer wieder nachschauen und die perfekte Methode für jede Situation finden können. Ich hoffe, Sie haben an der Entdeckung der Details beim Zu- und Abnehmen von Maschen ebenso viel Spaß wie ich.
Und jetzt: An die Nadeln!