Читать книгу Soziale Angststörung im Kindes- und Jugendalter - Julian Schmitz - Страница 47
3.2.1 Generalisierte Angststörung
ОглавлениеDie Generalisierte Angststörung umfasst anhaltende Ängste, Anspannung, Befürchtungen und Sorgen in Bezug auf alltägliche Ereignisse in verschiedenen Bereichen (z. B. Schule, Familie, Weltgeschehen) mit einer vegetativen Angstreaktion über einen Zeitraum von sechs Monaten. Im Rahmen der Generalisierten Angststörung treten neben Sorgen im Alltag (z. B. Verspätungen), dem Weltgeschehen, dem eigenen Wohlbefinden und der Gesundheit der Familie ebenfalls häufig Ängste in sozialen Situationen und im Leistungsbereich auf, sodass eine genaue diagnostische Abklärung notwendig ist. Die Generalisierte Angststörung umfasst jedoch auch starke Ängste in anderen Bereichen, die eher als »frei flottierend« gelten, d. h. die Ängste wechseln sprunghaft zwischen verschiedenen Inhaltsbereichen (WHO, 1994). Die Generalisierte Angststörung beinhaltet zudem diagnostisch keine explizite Vermeidungskomponente, d. h. Situationen werden dennoch aufgesucht, auch wenn sie angstbesetzt sind. Ähnlichkeiten bestehen im kognitiven Charakter der Generalisierten und der Sozialen Angststörung: Patient*innen tendieren jeweils zum Katastrophisieren und zur Erwartung des »worst case« in einer Situation. Patient*innen mit Generalisierter Angststörung springen dabei oft von einer kleinen Sorge direkt zu einer Katastrophenannahme im Sinne einer Sorgenkette ( Abb. 3.1).
Abb. 3.1: Sorgenkette inklusive möglicher Zwischenschritte.
Patient*innen mit einer Sozialen Angststörung bleiben dabei eher im Hier und Jetzt und nehmen für die konkrete Situation das Schlimmste an (z. B. »Ich werde mich beim Referat versprechen, alle werden mich auslachen«).
Obgleich soziale und generalisierte Ängste häufig parallel vorliegen ( Kap. 3.1.1), ist nach ICD-10 keine gemeinsame Vergabe der Störungsbilder möglich. Hier sollte abgewogen werden, ob die soziale Angst die zentrale Angst ist und andere Ängste eher passager auftreten.