Читать книгу Mutterherz Teil 2 - Julie Starke - Страница 5

Mittwoch, 28. März 2012

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Es ist eine Sache, wenn sich Wolken am Himmel zu einer dunklen Decke verdichten. Das Wetter drückt auf das Gemüt, senkt die Motivation und lässt auch den einen oder anderen verdrängten Gedanken ungewünscht zum Vorschein kommen. Irgendwann, ganz sicher, wird der Himmel wieder aufreißen und das vertrauenserweckende, sehnsuchtsvoll erwartete Blau wieder durchblicken lassen. Etwas ganz anderes ist es, wenn die Wolken beginnen, um das eigene Herz zu kreisen. Wenn sie dann allmählich so eng werden, dass kein anderes Gefühl außer bitterem Misstrauen mehr Platz hat, schwindet die Hoffnung auf einen Irrtum.

Tim rieb sich den dunkelblonden Schopf. Frau Hänggis Information über die Geschäftsanteile ihrer Schwester war nachweislich falsch gewesen. Außerdem durfte er eines nicht außer Acht lassen: Silvia Hänggi hatte Gelegenheit gehabt, vor dem Detektivbesuch die E-Mail in den Drucker zu legen, das Telefonkabel durchzuschneiden und das Weinglas mit Heldmanns Spuren zu platzieren. Ihre milchkaffeefarbenen Augen leuchteten in seiner Erinnerung auf. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Er wollte nicht, dass Frau Hänggi etwas mit dem Tod ihrer Schwester zu tun hatte. Er musste etwas tun. Irgendetwas, bevor Manfred Keller oder Franziska Lausitz ebenfalls misstrauisch wurden.

***

Was war schlimmer: ihr eigener Anblick oder der Schmerz, der sie erfüllte? Das Bild im Badezimmerspiegel bewies, was sie noch immer nicht glauben konnte. Der Abdruck seiner einzelnen Finger zeichnete sich sichtbar auf ihrer Wange ab: Vier lange, kräftige Spuren, die sich von der Nasenfalte bis zum Ohr ausdehnten. Sie drehte ihren Kopf leicht und zuckte empfindlich. Der Schmerz zog sich durch die Halswirbel. Ihre Haut im Gesicht brannte bei der kleinsten Berührung. Sie ließ kaltes Wasser über einen Waschlappen laufen, kühlte ihre Backe. Im Spiegelbild sah sie sich selbst in die Augen.

„Du bist wirklich zu weit gegangen, Franziska! Du hast ihn hintergangen. Du hast dich hinter seinem Rücken in seine Angelegenheiten eingemischt. Er leidet unter der Arbeitslosigkeit, versucht Ideen zu entwickeln und umzusetzen für uns und unsere Familie. Und dann wirfst du ihm Faulheit im Haushalt vor! Haushalt ist nun mal nicht sein Ding! Diese Rolle ist er nicht gewöhnt und er will sie auch nicht. Er leidet. Und was machst du? Du zerstörst seine Alternativen! Du schreibst hinter seinem Rücken seine Freunde an und streust auch noch Salz auf seine Wunden.“

Neben dem Schmerz im Gesicht fühlte sie nichts als Scham darüber, mit unbedachten Äußerungen ihren Mann dazu gebracht zu haben, ihr weh zu tun.


Mutterherz Teil 2

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