Читать книгу Die größte Leidenschaft - die das schlimmste Leiden schafft - Juliet Hikari - Страница 4
Unbekannte Gefühle
ОглавлениеShadow war vollkommen außer Atem und kam keuchend und nach Luft ringen im Schlosshof an. Ein netter, sehr dünner Stalljunge brachte ihn für mich in seine Box. Derweil suchte ich das Schloss nach Kathrin ab um ihr den Vorfall zu erzählen. Völlig aufgelöst und verschwitzt fand ich sie schließlich in der Schlossküche.
„Kathrin, hilf mir.“, rief ich schon von weitem.
Sie setzte mich an einen Tisch und reichte mir eine Tasse mit heißer Schokolade. Gierig nahm ich einen Schluck ihrer selbstgemachten Schokoladenmilch.
Besorgt setzte sie sich mir gegenüber und fragte: „Erzähl mal, was ist denn passiert?“
Erneut lief ich rot an und suchte nach passenden Worten. Anfangs fiel es mir schwer es in Worte zufassen, doch nach den ersten Sätzen sprudelte es nur so aus mir heraus. Die Tasse war geleert und mein Gesicht hatte wieder seine normale Farbe angenommen. Sie nahm mir meine Tasse aus der Hand und spülte sie ab. Aufgeregt wartete ich auf eine Antwort, doch sie schien sich vollkommen auf die Tasse zu konzentrieren. Nachdem die Tasse sauber und wieder in den Schrank gestellt war, wandte sie sich mir zu: „Ich verstehe das du jetzt ziemlich durch den Wind sein musst. Doch du musst wissen, dass…“
Ahnend was sie jetzt sagen würde, unterbrach ich sie: „Das weiß ich schon! Das weiß ich schon! Über Mann und Frau bin ich schon aufgeklärt. Es ist etwas anderes was mich verschreckt hat, er war so schön und einfach toll. Deswegen musste ich einfach wegrennen, ich konnte ihn nicht länger ansehen.“
„Wie sah er denn genau aus?“, fragte sie mich.
„Er hatte blaue Harre, leuchtend, türkisfarbenen Augen und einen wundervollen Körper.“
Erneut lief ich knallrot an.
Kathrin strich mir über meine feuerroten Haare und kicherte: „Ich glaube du bist verknallt.“
„Was?“, schrie ich, „Das kann nicht sein! Ich kenne ihn doch gar nicht.“
„Hast du denn noch nie was von Liebe auf den ersten Blick gehört?“
„Du spinnst doch!“, fauchte ich und stürmte auf mein Zimmer.
Mein Zimmer war das kleinste im gesamten Schloss. Es lag im Erdgeschoss und hatte die Form eines großen Achtecks. Da es früher einmal ein Turm war. Die Treppen die nach oben führten, existierten nicht mehr, doch eine kleine Wendeltreppe wurde anstelle dessen erbaut. Die restlichen Stockwerke nutzte ich nicht. Sie standen leer. Nur im obersten Stockwerk gab es einen Sessel von dem aus ich über das Land bis zum Wald blicken konnte. Der Mann den ich heute gesehen hatte, übernahm mein ganzes Denken. In jedem Moment, in jeder Minute und in jeder Sekunde spukte er in meinem Kopf. Als ich für eine kurze Zeit wieder einen freien Kopf hatte, merkte ich, dass ich bis in das Dachgeschoss gegangen war und auf den Wald starrte. Dort hinter unzähligen Bäumen, grünen Gräsern und bunten Blumen, lag der See. Der See, dort wo die Vögel zwitschern, die Seerosen im Wasser wogen und der Mann badete. Zum dritten Mal heute wurde ich knallrot im Gesicht. Verzweifelt über meine verwirrenden Gefühle, zog ich meine Beine nah an meinen Körper und schlief zusammengekauert im großen Sessel ein. Ich befand mich plötzlich wieder im Wald, genau vor dem See. Alles war dunkel und düster, nur der Vollmond, der sich auf dem See reflektierte erhellte die Gegend. Das Wasser fing an Wellen zuschlagen. Sie wurden immer größer. Das Gesicht des Blauhaarigen war auf der Wasseroberfläche zuerkennen. Die Welle wurde höher und höher und war nun viel größer als ich. Sie rollte auf mich zu und die Augen des Mannes fixierten mich. Die Welle schien mich zu verschlingen. Auf einmal schlug ich meine Augen auf. Noch voller Angst rang ich nach Atem. Mein Herz raste und schlug mir fast bis zum Hals. Die Sonne war erneut über dem dunklen Wald aufgegangen und verscheuchte die Dunkelheit der Nacht. Wie gestern rannte ich hinunter in die Küche um mit Kathrin zureden. Sie war gerade dabei das Frühstück vorzubereiten. Aufgeregt stürzte ich zu ihr und wollte ihr den Traum schildern. Doch sie schickte mich raus, ich solle mich zu Tisch begeben und sie würde später mit mir reden. Widerwillig verließ ich den Raum und ging ins Esszimmer. Mein Vater und mein älterer Bruder saßen bereits am Tisch und unterhielten sich. Wie immer ging es um irgendwelche Kriegspläne gegen unser Nachbarreich. Unauffällig und leise schlich ich mich zu meinem Platz.
Natürlich blieb mein Auftauchen nicht unbemerkt und mein Vater fragte mich: „Rubis, wo warst du gestern Abend?“
Erst jetzt fiel mir ein, dass ich das Abendessen verschlafen hatte.
Wahrheitsgemäß entgegnete ich: „Ich habe geschlafen.“
„Fühlst du dich nicht gut, mein Kind?“
„Es ist alles in Ordnung.“, beruhigte ich ihn.
„Wenn du meinst.“, mischte sich mein Bruder ein.
Somit war unser Gespräch wieder beendet und ein Schleier des Schweigens legte sich um uns. Das Frühstück war wie immer unglaublich köstlich, doch ich schlang es hinunter um endlich mit Kathrin reden zu können. Nach dem Frühstück, spülten sie und die anderen Frauen unser Geschirr ab und polierten das Tafelsilber. Ich wollte ihnen helfen, doch das würde großen Ärger mit dem König geben. Deswegen setzte ich mich auf einen Stuhl und erzählte meinen Traum.
Als ich zu dem Teil kam in dem ich aufwachte, drehte sich Kathrin um und grinste: „Ich hab doch gesagt du bist verliebt.“
Ich brüllte sie an: „Hör doch zu! Es war ein Albtraum, die Welle wollte mich verschlingen!“
„Sein Gesicht wollte dich verschlingen.“, verbesserte sie mich, „Das bedeutet er ist schon sehr tief in deinen Geist gedrungen.“
„Und wie bekomme ich ihn da wieder raus?“, fragte ich.
Sie antwortete: „Du musst mit ihm reden. Dann hört es entweder auf oder wird schlimmer.“
„Das kann sogar schlimmer werden?!“, stöhnte ich.
„Dabei kann ich dir leider nicht helfen, das musst du selbst herausfinden.“