Читать книгу In Freiheit geboren - Die Geschichte meiner Alleingeburt im Dschungel von Thailand - June Skye - Страница 6
Mein Traum geht in Erfüllung – Ich werde Mama
ОглавлениеIm Sommer 2007 lernte ich Kello kennen. Wir teilten von Beginn an viele gemeinsame Gedanken und Ansichten. Obwohl Kello zu diesem Zeitpunkt noch in einem klassischen Arbeitsleben gefangen war, hatte er doch viele Gedanken zum Thema Freiheit, Kinder und einem selbstbestimmten Leben. Als Kello und ich im Sommer 2009 auf Menorca waren, sprachen wir, bei einem kleinen Feuer am Strand darüber, wie es wäre Eltern zu sein. Wir überlegten, was sich dadurch ändern würde, aber auch wie viel mehr Liebe und Freude damit in unser Leben kommt. Die ganze Nacht, malten wir uns unter klarem Sternenhimmel aus, wie es ist für eine kleine Seele verantwortlich zu sein, ihr Wärme, Liebe und ein freies Leben zu schenken. Für uns stand fest, wir würden weiter reisen, würden mit unseren Kindern die Freiheit nutzen und gemeinsam die Welt erkunden. Seit diesem Abend auf Menorca, wurde mein Wunsch Mama zu werden unendlich groß. Es dauerte dann auch nicht mehr lange und mein großer Traum ging in Erfüllung. Ich war zum ersten Mal schwanger. Was für ein Geschenk! Endlich durfte ich Mama werden – ein unbeschreibliches Gefühl. Ich kann mich heute noch an diesen Moment erinnern, wie schnell mein Herz schlug, als ich den positiven Test in den Händen hielt. Mir gingen so viele Gedanken durch den Kopf und ich freute mich so sehr. Ich trug ein neues Leben in mir. Als junge Frau, die zum ersten Mal schwanger war, wollte ich natürlich alles richtig machen. Ich achtete noch viel mehr als vorher auf eine gesunde Ernährung, bewegte mich viel an der frischen Luft und unterhielt mich mit Freundinnen über die Geburt. Alles war noch v ö llig neu für mich. Daher, nahm ich zu diesem Zeitpunkt auch noch jede Vorsorgeuntersuchung wahr. Ich besuchte einen Geburtsvorbereitungskurs und stellte mir vor, wie ich mein Kind zur Welt bringen möchte. Obwohl in den Kursen kaum über Alternativen zu einer Krankenhausgeburt gesprochen wurde, dachte ich an eine Hausgeburt. Der Gedanke, mein Baby in meinem gewohnten Umfeld, ganz sanft zur Welt zu bringen, war einfach schön. In meinem Umfeld gab es jedoch viele Stimmen, die gegen eine Hausgeburt waren, so dass ich mehr und mehr verunsichert wurde. Mir wurde erzählt, was alles passieren konnte und das es viel sicherer wäre, in ein Krankenhaus zu gehen. Als junge Frau, die zum ersten Mal schwanger ist, prasselten so viele Informationen auf mich ein. Man selber spürt die Veränderungen des Körpers und weiß instinktiv, dass alles in Ordnung ist. Die Monate der Schwangerschaft erlebte ich sehr intensiv. Ich nahm jede einzelne Veränderung meines Körpers wahr und fühlte, wie mein Bauch wächst. Es war ein so toller Moment, als ich mein Baby zum ersten Mal gespürt habe. Ein leichtes Flattern, wie ein kleiner Schmetterling. Ich nahm mir ganz viel Zeit, um in mich zu hören und bei meinem Baby zu sein. Ich konnte mein Glück manchmal gar nicht fassen. Bald fühlte ich eine starke Verbindung zu meinem Baby und träumte sehr oft von einem kleinen Jungen, den ich an der Hand halte und mit ihm an einem sch ö nen Strand bei Sonnenuntergang am Ufer entlang laufe. Dieses Bild gibt es heute wirklich. Ich fühlte mich die ganze Schwangerschaft sehr wohl und hatte auch nie Zweifel, das die Geburt ohne Probleme laufen wird, schließlich ist eine Geburt ein vollkommen natürlicher Prozess. Aus meinem Umfeld hörte ich jedoch mehr und mehr Horrorgeschichten und das nur eine Krankenhausgeburt sicher für Mutter und Kind ist. Heute mit meiner Erfahrung, kann ich die vielen verunsicherten Mütter verstehen, die sich nicht sicher sind, welches der richtige Weg für eine Geburt ist, damals ging es mir genauso. Am Ende habe ich mich dann von den vielen Stimmen, die gegen eine Hausgeburt waren, von meinem ursprünglichen Wunsch abbringen lassen. Ich entschloss mich schweren Herzens für den klassischen Weg ins Krankenhaus. Vorab besprach ich mit dem medizinischen Personal, dass ich keinerlei Medikamente und Hilfsmittel möchte. Ich wollte mein Baby ganz natürlich zur Welt bringen. Dann kam der Tag der Geburt. Morgens wurde ich von leichten Wehen geweckt und mir war sofort klar, dass heute mein kleiner Engel geboren wird. Die Abstände zwischen den Wehen wurden stetig größer und so machten wir uns Abends auf den Weg ins Krankenhaus wo mein kleiner Sohn Jamie nach 15 Stunden, davon 2 Stunden Presswehen, auf die Welt kam. Der Moment, der eigentlich der Sch ö nste in meinem Leben sein sollte, entwickelte sich vollkommen anders. Das Fruchtwasser war etwas grünlich gefärbt und plötzlich entstand Hektik im Kreißsaal. Jamie wurde sofort abgenabelt und vom Kinderarzt mitgenommen. Ich habe mich in dieser Situation total hilflos und ausgeliefert gefühlt. Die Ärzte haben mir nicht erklärt, was mit meinem Kind passiert oder was überhaupt passiert ist. So habe ich meinen Sohn Jamie 30 Minuten lang nur schreien hören. Diese Situation hat mir fast das Herz zerrissen. Mein kleiner Schatz hat mir furchtbar leid getan und ich konnte nicht bei ihm sein. Welche Mutter möchte nicht sofort, ihr frisch geborenes Baby in den Armen halten, diesen ersten Moment hatte ich so oft in meinen Träumen gesehen und nun war es vollkommen anders. Erst im Nachhinein habe ich die Bilder gesehen, wie Jamie abgesaugt und behandelt wurde, der Gedanke daran wühlt mich heute noch auf. Das war kein schöner Start für ihn ins Leben und kein schöner Start für mich ins Mutter sein und ich bezweifele, ob das alles wirklich nötig war. Ich habe mich im Nachgang darüber informiert, wie es zu grünem Fruchtwasser kommen kann. Der häufigste Grund ist Streß für das Baby unter der Geburt. Heute weiß ich sicher, dass unter den Bedingungen einer Krankenhausgeburt deutlich mehr Streß für Mutter und Kind entsteht als bei einer Hausgeburt. Bei einer Hausgeburt befindet man sich in seinem gewohnten entspannten Umfeld und es ist viel einfacher, eine Verbindung zu seinem Baby aufzubauen und auch beizubehalten. Streß entsteht daher für Mutter und Kind kaum. Zum Glück, hat sich Jamie dennoch ganz normal entwickelt. Ich war so glücklich ihn bei mir zu haben, ihn wachsen zu sehen und freute mich über die vielen kleinen Fortschritte, die er in seiner Entwicklung machte. Jamie war von Anfang an auch auf unseren Reisen dabei, so wie wir es uns damals auf Menorca vorgestellt hatten. Er krabbelte über den Strand und lernte am Strand später auch laufen. Es war wie in meinem Traum. Überall wo wir auftauchten interessierten sich die dort lebenden Menschen für meinen kleinen Engel. Etwas schüchtern zwar hatte er

trotzdem viel Spaß auf unseren Reisen.
Als Jamie etwas größer wurde, entwickelte er ein sehr starkes Interesse an der Natur. Vor allem seltene Tiere, Naturereignisse und fremde Kulturen haben es ihm angetan. Dieses Interesse begleitet Jamie bis heute.Bei einem Kind sollte es aber auf keinen Fall bleiben. Die Zeit verging wirklich schnell und ehe wir uns versahen, war Jamie kein Baby mehr, sondern ein richtiger Junge mit großem Abenteuerdrang. In mir wuchs der Wunsch nach einem weiteren Kind, es ist so ein einmaliges Gefühl, Leben zu schenken und eine kleine Seele auf die Welt zu bringen. Es dauerte auch nicht lange und ich war zum zweiten Mal schwanger. Ich war überglücklich, dieses Wunder noch einmal erleben zu dürfen. Ich wollte die Schwangerschaft und die Geburt dieses Mal viel selbstbestimmter erleben. Mir waren die traurigen Erinnerungen über den Geburtsverlauf von Jamie sofort wieder im Kopf. Ich wusste, ein zweites Mal, nimmt mir niemand mein Baby nach der Geburt weg. Als ich erfuhr, dass ich schwanger bin, war ich gerade auf den Philippinen angekommen. Es war so schön die ersten Wochen der Schwangerschaft in den Tropen zu verbringen. Mir war sehr häufig übel. Das kannte ich von meiner ersten Schwangerschaft nicht. Sollte es diesmal vielleicht ein Mädchen werden? Auch wenn es mir grundsätzlich egal war, hoffte ich im geheimen, dass mein Wunsch wahr wird. Dieser Wunsch wurde später bei einer Untersuchung Gewissheit. Ich hatte auf den Philippinen viele entspannte Wochen und konnte mich gedanklich ganz in Ruhe auf die Geburt vorbereiten. Ich malte mir die Geburt meiner Tochter bei einer Hausgeburt aus. Mit einer lieben Hebamme und Kello an meiner Seite, sanfter Musik, an einem Ort, wo ich mich komplett wohl fühle und fallen lassen kann. Zurück in Deutschland, begann für mich die Suche nach einer Hebamme, die mich bei meiner Hausgeburt begleiten sollte. Leider musste ich jedoch schnell feststellen, das trotz intensiver Suche, keine freie Hebamme zur Verfügung stand. Der Gedanke, dass ich erneut keine Hausgeburt erleben würde machte mich damals sehr traurig. Einige Tage, hatte ich damit zu kämpfen, bevor ich mir darüber Gedanken machen konnte, wie ich einen viel größeren Einfluss auf den Ablauf der Geburt nehmen kann. Ich hatte viel gelesen und mit Müttern gesprochen, um mir ein gutes Bild von den Möglichkeiten zu machen. Inzwischen, hatte sich die Situation in einigen Krankenhäusern auch verbessert und es gab Krankenhäuser, in denen eine selbstbestimmte Geburt m ö glich war. In den folgenden Wochen schaute ich mir zwei dieser Kliniken an. Obwohl, sich bei der Einrichtung der Räume und den vorhandenen Möglichkeiten einiges verändert hatte, fühlte es ich für mich einfach nicht richtig an. In einem sterilen Krankenhaus mein Baby zur Welt zu bringen, das kann doch nicht der Weg der Natur sein. Schließlich, musste ich mich aber für eine Klinik entscheiden. In einem ersten Gespräch konnte ich meine Vorstellungen für eine selbstbestimmte Geburt äußern und fühlte mich verstanden. Die Klinik bot auch die M ö glichkeit an, verschiedene Geburtsmethoden zu nutzen. Der Ort stand nun fest, auch wenn ich nicht wirklich glücklich damit war. Die folgenden Wochen vergingen. Es wurde Herbst und das Wetter war nass und kalt. Ich saß zu dieser Zeit sehr oft in meiner Hängematte, streichelte meinen Bauch und träumte davon, wie es wäre, mein Baby auf einer tropischen Insel zu bekommen. Keine warmen Sachen, keine Schneeanzüge, nackt und frei k ö nnte mein Baby die ersten Tage des Lebens genießen. Zu diesem Zeitpunkt war es leider nur ein Traum. Dann kam der Tag, an dem sich meine Tochter auf den Weg machte. Morgens gegen fünf Uhr wurde ich wach. Instinktiv war mir klar, das heute mein zweites Baby zu uns kommen würde. Ich organisierte noch einen Babysitter für Jamie und dann fuhren wir in die Klinik. Dort angekommen, fühlte ich mich nicht wirklich wohl. Eine fremde Umgebung, die Gerüche eines Krankenhauses und Personal, welches im Verlauf der Geburt wechselte. Die Geburt meiner Tochter Julie verlief wesentlich entspannter und es gab weniger Interventionen, als bei der Geburt von Jamie. Ich selber war bei meiner zweiten Geburt auch viel sicherer, ich kannte ja bereits die Abläufe der Natur. Dennoch spürte ich, dass mich die Anwesenheit einer Hebamme hemmte. Ich hatte eine sehr intensive Verbindung zu meiner Tochter, die durch die Anleitungsversuche der Hebamme, immer wieder unterbrochen wurde. Schon die Frage „ob ich etwas trinken m ö chte“ oder ob es mir „gut geht“ st ö rten den natürlichen Geburtsverlauf. Als Mutter befand ich mich in einer Art Trancezustand und jede St ö rung unterbrach auch dieses besondere Empfinde. Nachdem Julie geboren war, nahm ich sie in den Arm und legte sie mir auf die Brust. Kurz darauf wurden wir gefragt, wer denn die Nabelschnur durchschneiden m ö chte. Ich bestand darauf, das die Nabelschnur erst auspulsieren sollte bevor wir sie durchtrennen. Nachdem das geklärt war, schickte ich alle aus dem Raum um die ersten Momente mit meinem Baby ganz in Ruhe zu erleben. Julie sollte ganz entspannt ankommen k ö nnen. Ich war überglücklich mein zweites Wunder in den Armen zu halten. Nach ca. 30 Minuten haben wir dann die Nabelschnur durchtrennt. Für mich war die Geburt damit beendet und ich wollte das Krankenhaus verlassen. Jedoch war das nach Auskunft der Ä rzte nicht m ö glich. Die gesetzlichen Vorschriften bestimmen wohl, das man mindestens noch 8 Stunden nach einer ambulanten Geburt, zur Beobachtung in der Klinik bleiben muss. In dieser Zeit sollte auch die U1 Untersuchung stattfinden. Ich fühlte mich in diesem Moment wieder so fremdbestimmt. Als die Hebamme dann zur Untersuchung kam, stimmte ich zwar dem Wiegen und Messen zu, wollte aber zur ersten Untersuchung zu meinem Kinderarzt gehen. Im Geburtszimmer konnte ich nicht bleiben, so das ich fertig angezogen, mit meinem Baby im Arm stundenlang auf dem Flur der Entbindungsstation saß. Irgendwann hatte das Klinikpersonal dann aber ein Einsehen. Nachdem ich unterschrieben hatte, dass ich auf eigene Verantwortung, das Krankenhausgebäude verlassen will, konnten wir nach ca. 5 Stunden endlich gehen. Für mich stand in diesem Moment fest, das ein Krankenhaus für eine eventuell zukünftige Geburt nicht mehr in Frage kommt. Zu Hause, haben wir es uns erstmal richtig gemütlich gemacht. Wir konnten uns ganz in Ruhe kennenlernen. Am nächsten Morgen, konnte Jamie seine kleine Schwester voller Freude ins Herz schließen.