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Episode 2

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Wie Nebel zog die Stille vorbei. Immer deutlicher waren schmerzliche Schreie zu hören.

Durch die Dunkelheit, die uns umhüllte, drang Licht. Und je heller es wurde, desto mehr realisierte ich, dass diese verzweifelten, von Trauer erfüllten, Hilferufe meine eigenen waren.

Denn vor mir lag alles, was mein Leben ausmachte und mir wichtig war.

Blut bedeckte den Boden.

Kugelfisch lag mit einer Kugel im Kopf da. Ich verspürte so viel Trauer und Verzweiflung zugleich … es hätte doch mich treffen sollen!

Meine innere Stimme fragte sich, Warum er, warum nahmst du mir alles Wichtige in meinem Leben?

Ich fand nicht die richtigen Worte, um meine Trauer auszudrücken, also drückte ich seinem Blutüberdeckten Körper gegen meinen, und weinte in die einsame Stille hinein.

Ihr müsst verstehen, dass Kugelfisch kein gewöhnlicher Arbeitskollege war. Er war für mich viel mehr als das. Doch dafür springen wir kurz in der Zeit zurück, um genauer zu sein, zu meiner Kindheit.


Als Kind wuchs ich in einer großen, doch ärmlichen Familie auf. Die Straße, in der heutzutage Casinos und Bordelle das Leben aufrechterhielten, war für mich (wie ihr bereits wisst) ein Zuhause. Na ja, sagen wir mal fast wie ein Zuhause, denn um ehrlich zu sein, war mein wahres Zuhause ein ganz anderes.

Eines Tages kamen unbekannte Männer zu uns ins Haus, sie suchten nach meinem Vater. Weswegen wusste ich damals nicht.

Doch anhand ihrer dunklen Kleidung, konnte ich mir denken, dass sie Arbeitskollegen sein mussten. Zuerst wollte Vater sich nicht zeigen und seine Familie verlassen, doch die Männer drohten ihm, uns etwas anzutun. Sie hatten kleine Feuer in unseren Feldern platziert, dort, wo wir unsere Lebensgrundlagen selbst herstellten. Mit einem kleinen Feuer wurden anfangs weitere Verweigerung gebüßt, die mein Vater erbrachte. Doch die Feuer wurden mehr … so weit, bis nichts mehr zu retten war und selbst der Himmel zu brennen schien.

Mein Vater ergab sich irgendwann zum Wohle aller. Er ging mit den Männern mit und kam danach nie wieder zurück. Meine Mutter weinte Wochen und Monate lang durch. Trotzdem stand sie jeden Tag um 18 Uhr vor unserer Haustür und wartete auf der kleinen weißen Terrasse, deren Blick auf dem Eingang gerichtet war, darauf, dass ihr geliebter Mann zurückkehrte.

Doch dies vergeblich.

Wir wussten nicht, was mit ihm geschehen war, doch mussten uns mit der Option abfinden, dass er womöglich für immer fortbleiben würde.

Auch wenn es schwer war, schafften wir es irgendwie.

Mein Gott was rede ich hier um den heißen Brei, ich bin doch für meine Kurzfassungen bekannt, nicht für Vorlesungen!

Also um auf den Punkt zu kommen, will ich eigentlich auf folgendes hinaus:

Nach dem Verschwinden unseres Vaters, glaubten wir alles überstanden zu haben, doch dies war nicht so.

Eines Abends, als wir alle schliefen, bemerkte ich einen starken, stickigen Geruch. Es roch nach Rauch und ich fürchtete, zu ersticken.

Zum Glück wachte ich auf und bemerkte schnell, dass unser Haus begann, in Flammen aufzusteigen. Alles brannte plötzlich. Ich weckte verzweifelt Mamas Schwester, meine Tante, die damals bei uns zu Gast war. Sie weckte meine Mutter sofort und war auf dem Weg zu meiner kleinen Schwester, doch die Flammen hatten sie schon beide fest eingekesselt. Ich hörte die Schreie, das verzweifelte Weinen, das pure Hilflosigkeit in mir auslöste. Ich kämpfte mich mit einem schleppenden Husten durch den Rauch, der den Bereich vor mir umhüllte. Als ich endlich dort war, lehnte ich mich an der Tür Kante an und sah, wie unsere Tante verzweifelt versuchte, meine Mutter samt meiner kleinen Schwester aus einem Holzbalken zu befreien, der durch die Flammen eingestürzt war.

Auch sie schrie qualvoll.

Doch als sie mich sah, geschah etwas Verwunderliches. Sie lachte, und das aus Hoffnung. Daraufhin blickte sie zu ihrer Schwester und gab ihr ein Zeichen, das ich nicht verstand. Sie stand auf, zog mich in ihre Arme, umklammerte mich mit ihnen fest und rannte aus dem Haus.

Doch die Schreie waren nicht zu überhören. Als wir draußen waren, sah ich, wie die Flammen alles einnahmen und das Haus in sich einstürzte.

Übrig blieb nur noch Asche.

Meine Tante Namiko brachte mich zu Ihrer Familie … die Straße, die für mich zu einem neuen Zuhause wurde, das heute noch in meinem Herzen verankert ist. Was ich euch von dieser Straße nicht erzählt habe ist, wie schön sie eigentlich war.

Klar, ich habe euch erzählt, dass es Stände gab, wo die Bewohner ihre selbst gemachten Gerichte verkauften, aber was ich euch vorenthalten habe ist, wie all dies entstand.

Einst befanden sich in diesem Wohnviertel nichts anderes als alte Ruinen, es waren die Spuren, die der Krieg hinterlassen hatte. Es gab in dieser Straße viele Häuser, die zerbrochen waren und andere, dessen Ende schon bald kommen würde, da sie offene und kahle Stelle hatten, Einschlagslöcher, die so tiefe Krater hinterließen, dass man die ganze Innenstruktur sehen konnte.

Zum Vergleich: Wäre dies ein Auto, wäre es ohne Fenster und Türen, nur der Motor mit der Innenausstattung wäre sichtbar. Ja ich merke schon, dass dies vielleicht etwas falsch formuliert ist, aber ich glaube, ihr versteht worauf ich hinauswill.

Jedenfalls blieb dies nicht lange so bestehen. Als der Sturm des Krieges sich langsam in der Welt legte und der Frieden anfing unter den Menschen zu weilen, begann auch Tokyo, sich wieder zu erheben und mit der Zeit kehrten immer mehr Menschen in ihre Heimat zurück. Zuerst kamen die großen Konzerne und erschufen die wirtschaftliche Infrastruktur neu. Danach kamen einfache Arbeiter mit ihren Familien zurück. Und genau unter ihnen gab es zwei Großfamilien, die den Grundstein legten, um die Straße wieder im neuen Glanz erstrahlen zu lassen.

Die eine Familie stammte von dem White Tiger Clan ab und die andere von dem Red Dragon Clan, dessen Name heute zum Symbol der Stadt zählt

Doch auf diesen Teil werde ich am Ende noch näher eingehen…

Na gut, wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, das Eintreffen der beiden Familien.

Als die beiden Familien eintrafen, bauten sie gemeinsam das Viertel auf.

Zu Beginn sogar per Handarbeit. Weil sie daran glaubten, dass man nach diesen schweren Zeiten, in denen der Krieg die Menschheit gespalten hatte, man nur mit vereinten Kräften gemeinsam wachsen und in Frieden leben könne. Auch wenn dieses Symbol der Freiheit noch nicht vollkommen bei den großen Mächten angekommen war, wollten sie ein erstes Zeichen setzen.

Der komplette Wiederaufbau dauerte über zwei Jahre. In dieser Zeit wurde aus den zwei fremden Männern, die ein gemeinsames Ziel hatten, zwei Brüder des Blutes. Nach all der harten Zeit, in der Lebenskraft, Freudentränen und Schweiß geflossen waren, erhob sich ein neuer Bezirk, der im neuen Glanz erstrahlte. Als hätte man eine neue Stadt gegründet.

Eine friedvollere Stadt.

Ich merke gerade wie der Faden verloren geht.

Eigentlich versuche ich oft etwas detailliert zu erzählen, doch dabei verliere ich mich so oft und komme aus dem Konzept … weswegen ich auch nur für meine Kurzfassungen bekannt bin und nicht für derartige Vorlesestunden.

Bitte nehmt mir dies nicht übel, wenn ich hin und wieder mal bei so wichtigen Ereignissen um den heißen Brei rede. Immerhin habe ich auch Fehler wie jeder andere.

Klar, muss ich mich nach außen hin ohne Makel zeigen, aber das heißt noch lange nicht, dass nicht im Inneren etwas liegt, dass auch seine Fehler hat mit denen es leben muss.

Bei Fehlern kommt es manchmal nur drauf an, wie man zu ihnen steht. Akzeptiert man sie, so können sie zu deinen Stärken werden. Doch wendest du sich von Ihnen ab, werden sie Dir eines Tages zum Verhängnis werden!

Nun genug gesagt, jetzt geht’s weiter mit der Geschichte:

Der Glanz erstrahlte nicht nur wegen den zwei Familien, die es wiederaufbauten, sondern auch noch wegen den weiteren Menschen, die dazu kamen und dort heimisch wurden. Jeden Morgen um 6 Uhr hörte man von der Terrasse aus, wie die Fahrradklingel läutete, Kinder zur Schule aufbrachen, der Postbote unterwegs war. Allerdings war er kein gewöhnlicher Bote.

Für die Kinder war er ein Held.

Denn er brachte jedem Kind (auch mir), neben den Briefen, auch einen Korb selbst gebackener, gedämpfter Brötchen mit den großartigsten Füllungen.

Jeden Tag waren sie mit etwas anderem gefüllt. Mal mit Käse, mal mit einer leckeren Bohnenpaste. Doch das Allerbeste hatte es immer der Freitag gegeben. Denn an diesem Tag brachte er uns ein Milchbrötchen gefüllt mit Schokolade.

Meine Güte schmolzen wir dahin, so als würde die Schokolade unsere Augen beim ersten Blickkontakt, bereits von Innen verschlingen. In unseren Köpfen spielte sich nur dieses eine Szenario ab (eine Straße, die aus Schokolade bestand und wir jede kleinste Ecke abbeißen konnten).

Leider war die Realität alles andere als köstlich. Denn als wir versuchten, ein Stück vom festgelegten Zementboden abzubeißen, fühlte sich der Biss so an, als würden unsere Zähne dadurch zermahlen ... keine gute Idee.

Dabei lachten und weinten wir zugleich.

Aber was solls, es war schön! Wir waren einfach Kinder, die glücklich und selbst zufrieden ohne Erwartungen das Leben genossen, ohne uns zu fragen, was wäre, wenn und wie wird es später sein?

Wir lebten nicht, weil wir anderen gerecht werden wollten. Wir lebten einfach, weil es manchmal nur darauf ankam zu leben, zu lachen und nicht zu existieren, um zu weinen.

Es war für uns ein großes Geschenk, mit so einer Freundlichkeit beschenkt zu werden. Immerhin waren wir Kinder des Krieges, die nichts weiter gesehen hatten, als Tränen Angst und Verzweiflung.

Ja gut, ich war nicht so gezeichnet wie meine Freunde aus dem Viertel. Allerdings wusste ich durch meine Verluste, wie hart es war, durch solche Zeiten zu gehen. Als mich Namiko hierhergebracht hatte, hatte ich Angst verspürt, da ich mich so fremd fühlte. Der Schmerz des Verlustes brannte noch tief in meinem Herzen. Ich konnte mich am Anfang nicht zurechtfinden und war sehr schüchtern den anderen gegenüber gewesen. Doch Namiko, meine Tante, behandelte mich so, als wäre ich ihr eigenes Kind. Diese Liebe hatte die beiden Schwestern immer ausgezeichnet. Durch diese wusste man, dass sie zueinander gehörten. In Namikos Obhut fing ich mit der Zeit an, auch die Liebe meiner Mutter zu spüren, als wäre sie trotz ihrem Tod noch immer da.

Eine Form des Friedens.

Sobald ich krank wurde, legte sie sich neben mich, kochte mir warme Hühnersuppe, fütterte mich. Und jedes Mal, wenn ich traurig war, nahm sie mich in den Arm und ließ mich nicht mehr los. Sie wischte mit ihrem linken Zeigefinger sanft meine Tränen vom Gesicht und ersetzte die Traurigkeit mit einem Lächeln, in dem sie immer zwei selbstgenähte Sockenpuppen herausholte und mir mit ihnen eine kleine Geschichte erzählte.

Es gab viele Geschichten die sie erzählte, doch eine blieb mir bis heute im Gedächtnis. Denn wenn ich mich an sie erinnerte oder sie jemand anderes erzählte, spürte ich immer ein Gefühl von großer Stärke und dadurch den Drang etwas Heldenhaftes zu vollbringen.

Die Geschichte hieß „Der Fuchs, der sich selbst in Ketten legte!“

Lasst mich sie euch erzählen:

Es gab einst mal einen Fuchs, der dem folgte, was jeder seiner Artgenossen auch tat. Er gewann Vertrauen, brach das Vertrauen. Machte sich all das zu Eigen, was ihm selbst nicht gehörte. Und kam immer mit vollen Taschen zurück nach Hause.

Eines Tages veranstalten die gesamten Füchse des Landes einen Wettbewerb, in dem sie sich gegenseitig messen sollten, und am Ende dem Sieger, die Tore zum Königreich der Füchse offenstehen würde. Dieser, der siegreich hervorging, würde auf den Thron steigen dürfen und zum König ernannt werden.

Also versammelten sich alle Füchse des Landes an einem großen Platz, der von einem majestätischen Baum von außen umhüllt wurde. Dieser Platz bestand aus dem Baumstumpf und ebnete von innen einen Weg, der weit ins Land führte. Auch dieser Weg bestand aus dem Holz des majestätischen Baumes. An der Startlinie trommelten sich tausende zusammen, am Rand standen all ihre Familien und feuerten sie an. Doch für diesen kleinen Fuchs stand niemand an der Seitenlinie, um ihn anzufeuern. Er war auf sich allein gestellt, denn er war ein Verstoßener. So trat er auch ins Rennen und dies nur mit einem Ziel: am Ende nicht mehr allein zu sein und um dieses Ziel zu erreichen, würde er alles tun!

Die Sirene ertönte und zählte langsam von Drei rückwärts, die tausenden Teilnehmer machten sich bereit, als der Countdown zu Ende ging und ein lautes Feuergeräusch ertönte, liefen sie alle los.

Alle schossen blitzartig los, so auch der kleine Fuchs. Doch dieser war gewiss nicht so schnell, um mit den anderen mitzuhalten, geschweige sie zu überholen.

Er rannte in solidem Tempo, in seinem Tempo, und als er im Tal ankam, sah er wie seine Kontrahenten, jeden hintergangen und sich alles mit sich nahmen, was sie finden konnten. Sie brachen Herzen, missbrauchten Vertrauen und beendeten Freundschaften. Am Ende kamen sie lächelnd raus, mit einem Sack, der mit all den Schätzen gefüllt war, die das Leben der gebrochenen Seelen besonders machten.

Der kleine Fuchs hatte nicht viele Möglichkeiten nach etwas zu schnappen, da die Kontrahenten bereits alles weggeschnappt haben. Doch es bat sich eine Chance an. Wo er an eine kleine Seele gelangte, die an einem kleinen Blumenladen stand und die Füchse betrachtete. Er kam näher und schnappte sich eine Blume, und übergab sie ihr. Diese war überrascht und lachte daraufhin voller Freude auf.

Da fragte sie ihn: „Warum überreicht du sie mir?“

Der Fuchs lachte ebenfalls und antwortete: „Ach einfach nur so, dachte, du könntest etwas zum Aufmuntern gebrauchen.“

„Wow, danke dir, ich wollte kurz einen Blumenstrauß kaufen, ist für jemand besonderen, der mir am Herzen liegt. Könntest du mir einen Gefallen tun und kurz hier auf mich warten und auf meine Sachen aufpassen?“

„Klar gerne!“, erwiderte der Fuchs.

Da holte sie etwas Geld aus der Tasche und ließ die Tasche auf dem Boden vor ihm liegen. Breit grinsend ging sie ins Geschäft hinein. Der Fuchs zögerte anfangs, doch schlussendlich schaute er nach, ob sie zu ihm schaute.

Als dies nicht der Fall war, schnappte er sich die Tasche und rannte so schnell er konnte, weg. Er versteckte sich eine Straße weiter, hinter einem Container, legte die Tasche ab und atme etwas ruhiger, um zur Ruhe zu kommen.

Als er etwas zur Ruhe gekommen war, nahm er sich die Tasche zur Hand und öffnete sie. Er war aufgeregt. Was würde ihn nun erwarten? Doch beim Öffnen zögerte er wieder, ihm wurde schlecht im Magen und plötzlich verdunkelte sich der Himmel und ein lautes Brüllen erklang. Als er hinaufblickte, sah er einen großen schwarzen Drachen mir monströsen Flügeln auf ihn zu kommen.

Der kleine Fuchs bekam Angst.

Angst davor, dass sein letztes Stündlein geschlagen hatte. Der Anblick vor ihm war gewaltig und angsteinflößend. Er landete ein paar Meter vor ihm. Der Fuchs kehrte in sich, und drückte die Tasche gegen seine Brust, als würde sich sein ganzes Leben darin befinden.

Dann schaute er in die tiefroten Augen des Drachens, in denen ein Feuer brannte, das an Vulkanlava erinnerte. Sie strahlten Macht und Überlegenheit aus.

„Bitte tu mir nichts, ich habe nichts was ich dir bieten oder geben kann.“ Der Drache musterte ihn ernst, aber lachte leicht … fast, als würde er sich über ihn hermachen.

„Warum sollte ich dir etwas tun? Im Gegenteil mein Kleiner, ich bin hier um Dir zu helfen.“

„Aber was kannst du schon für mich tun, ich habe deine Hilfe nicht verdient, immerhin bestahl ich das Gut eines anderen und wer weiß, was ich ihm damit noch antun werde.“

„Oh doch du hast sie verdient. Hast du dich nicht gefragt, warum du bisher zweimal gezögert hast?“

„Woher weißt du das? Und nein, das habe ich nicht!“

„Ich beobachte dich und das schon eine sehr lange Zeit, man könnte sagen, seit dem Beginn deiner Verstoßung.“

„Solange schon?“

„Ja und ich weiß wieso du das tust, was du jetzt tust.“

Die Angst löste sich etwas und ersetzte sich durch Neugier. „Erzähl weiter!“

„Es ist nicht schlimm, dass du das tust, im Normalfall wäre es die größte Strafe, die man erhalten sollte, aber in deinem Fall ist es in Ordnung. Hör mal, du siehst all die anderen, die das Gleiche tun wie du und vielleicht sogar besser darin sind. Aber was du nicht siehst, ist, dass jeder einzelne versucht, den anderen in den Schatten zu stellen. Doch du machst es nicht, um andere rücksichtslos fallen zu lassen. Du machst es, um ein Teil von etwas zu sein.“

Eigenartig, dachte der Fuchs.

„Doch lass mir Dir eins sagen, du brauchst nicht auf die gleiche Weise zu handeln, um irgendwo dazuzugehören. Also entscheide gut, ob Du diese Tasche öffnest und den Inhalt darin zu deinem Eigentum machen willst oder ob du zurückgehst und sie zurückgibst.“

„Du hast Recht, das bin nicht ich.“

Daraufhin nahm er die Tasche und lief zurück zum Blumenladen. Der Drache flog ihm hoch in den Lüften hinterher. Als der Fuchs endlich am Blumenladen ankam, sah er die einsame Seele mit gekreuzten Beinen am Boden liegen. Sie weinte voller Verzweiflung und Hilflosigkeit.

Der kleine Fuchs ging zur ihr und sprach: „Hey du, ist das vielleicht deine?“ und legte die Tasche vor ihr ab. Die Tränen verzogen sich und ein Lächeln umspielte ihre Lippen.

„Ja das ist sie, wo hast du sie gefunden?“

„Es tut mir leid, ich war es, der sie mitgenommen hat, doch das tat ich nicht absichtlich. Ich bin ein Verstoßener und habe mein ganzes Leben damit verbracht, irgendwo dazuzugehören. So musste ich mich beweisen und habe mich versucht, anzupassen. Doch ich habe einen Fehler begangen, es war falsch und es tut mir leid.“

„Das muss es nicht. Ich habe genauso früher gehandelt. Wer tut denn nicht etwas, was er sonst nicht tun würde, um zu überleben. Und hör mal, du bist nicht alleine. Schon dadurch, dass du dich entschieden hast, nicht auf die gleiche Weise zu handeln wie die anderen, hast du jemanden dazu gewonnen, der dich nicht allein lassen wird.“

Der kleine Fuchs weinte ein paar Freudentränen. Und da sprang er ihr in die Arme. Sie fragte ihn: „Möchtest du mich begleiten?“

„Ja gerne!“, erwiderte der Fuchs. „Wohin denn?“

„Das ist eine Überraschung!“

Er folgte ihr und als sie am Zielort ankamen, konnte er seinen Augen nicht trauen. Ein wunderschönes kleines Holzhaus in Form eines Drachens lag vor ihnen. Und drum herum lebten die zahlreichsten Tierarten. Es war ein kleines Paradies auf Erden. Da fragte der Fuchs: „Warum ist da ein Drache?“

„Weil er der Gründer und der Hüter dieses Ortes ist. Und wo ist er jetzt?“

„Schau nach oben und dort siehst du ihn.“ Da blickte er nach oben und sah den Drachen, der noch vor wenigen Augenblicken mit ihm gesprochen hatte.

„Du siehst überrascht aus, kleiner Fuchs.“

„Ja das bin ich.“

„Weißt du eigentlich, wer das Rennen erschaffen hat, wo du teilgenommen hast?“

„Nein!“

„Ich war es, der es erschuf. Der Teil, in dem das Rennen stattfindet, ist verknüpft mit den Anfängen dieses Ortes. Dort habe ich früher gelebt. Einsam und allein wie du, ich war auch ein Verstoßener. Und der Preis, über den alle sprechen, ist dieser Ort. Aber warum so viele scheitern, liegt daran, dass sie versuchen, durch Betrug an Macht zu kommen, aber du, mein kleiner, hast nicht betrogen, um Macht zu erlangen, sondern um wieder eine Familie zu haben. Du hast schlechte Dinge am Ende nur aus guten Gründen getan. Und jetzt bist du nicht mehr allein, da du mutig genug warst, auf deine innere Stimme zu vertrauen.“

„Danke sehr! Aber wofür sind nun die Blumen?“

„Die Blumen, sind dazu da, um bald ein neues Blumenparadies für die Bienenfamilie zu schaffen.“

„Das klingt wunderbar!“

„Wenn die Stimme nicht verloren geht, dann wird auch heute noch jemand den Schlüssel zum Paradies finden.“


Als Kind hatte ich die Botschaft nicht so recht verstanden. Namiko fragte mich, was die Moral hinter der Geschichte sei. Als ich schwieg, antwortete sie ganz einfach: „Die Moral der Geschichte lautet – „Du brauchst dich nicht anzupassen, um dazuzugehören. Manchmal findest du dein wahres zuhause, wenn du einfach die beste Version von dir bleibst.“

Auch heute bedeuteten mir ihre Worte noch viel. Und doch gab es Zeiten, an denen es schwierig war, die beste Version von sich zu sein, zum Beispiel in den Zeiten, an denen man mit Verlusten konfrontiert war.

Wenn ihr nun glaubt, dass meine Eltern und Kugelfisch die einzigen Verluste in meinem Leben waren, dann muss ich euch eines Besseren belehren.


Eines Abends kamen ein paar Männer in rot in unser Viertel. Man hörte von draußen Geräusche einer Klinge und Schreie der Verzweiflung. Ich hörte sie und geriet schnell in Panik. Meine Tante hatte es vor dem Schlafengehen für mich geöffnet, damit ich besser Luft bekam. Denn seit dem ersten Brand litt ich unter chronischen Atemproblemen. Die Fenster ließen jedoch keinen Blick nach draußen zu. Die hochgewachsenen Bäume standen mir im Weg und raubten mir die Sicht.

Namiko wurde schnell wach. Sie ahnte bereits, dass etwas Schlimmes passieren würde und rannte in mein Zimmer. Ich spürte noch, wie ihre Hände mich umklammerten. Ich wusste nicht ganz, was vor sich ging, da ich noch schlaftrunken war. Doch ich bemerkte, wie sie eine Tür öffnete und ihre Hände mich ablegten. Bevor sie die Tür schloss, hörte ich ihre Stimme, die leise zu mir flüsterte: „Du musst jetzt stark sein und dich so leise wie möglich verhalten. Versprich mir das!“ Danach lächelte sie traurig. Solange, bis sie die Tür schloss und den Blick von mir abwandte.

Danach trat das Grauen ins Haus. Die große Tür unseres Haupteingangs öffnete sich und große Schritte erfüllten die Flure. Ihre Schritte waren so schwer, dass der Boden anfing zu vibrieren. Ich konnte nicht sehen, wie sie aussahen.

Alles, was ich sah, waren schwarze Schuhe und lange, dunkle Hosen. Ich hörte, wie einer von ihnen anfing, zu lachen, jedoch ein böses, tiefes Lachen, wie aus einem guten Hollywood Streifen. Wieder hörte ich Namikos Stimme.

„Das können Sie nicht tun, das ist Verrat.“ Da sprach einer der Männer: „Oh doch, das kann ich und das werde ich!“ Danach hörte ich das Zucken einer Klinge und, wie sie den Körper von Namiko durchtrennte, als würde sie durch Butter schneiden.

Sie fiel auf den Boden, den Blick auf mich gerichtet. Als ich sie ansah, konnte ich in ihrem Gesicht Tränen erkennen. Sie wusste, dass es mit ihr zu Ende gehen würde … doch trotz ihrer Tränen konnte ich strahlende Augen der Hoffnung sehen. Als würde ihre Seele mich anlächeln und sagen wollen, dass alles gut werde und dies noch lange nicht das Ende sei.

Dann sah ich nur noch, wie das eiserne Schwert für ihren Tod verantwortlich war. Mit dem letzten Hieb starb sie mit einem Lächeln im Gesicht.

Danach zogen die Männer ab.

Ich hörte, wie jemand den Befehl dazu gab. Als sich die Tür schloss und sich der Sturm legte, sah ich etwas genauer hin und entdeckte wieso Namiko am Ende gelächelt hatte. Denn aus ihrer linken Hand viel ein kleines Abzeichen heraus. Es lag nur ein paar Zentimeter von mir entfernt. Ich streckte meinen Arm danach aus und schnappte es mir.

Ich zog es an mich und blieb im Versteck. Es war vorerst der sicherste Ort.

Ich schaute es mir an und erkannte, dass das Muster des Abzeichens eine weiße Tigerkralle abbildete.

Ich schlief mit ihr im Arm ein.

Am nächsten Morgen hörte ich, wie eine freundliche, männliche Stimme mich weckte.

„Daisuke, jetzt bist du in Sicherheit und das für immer.“ Da blickte ich zu ihm und sah einen jungen Mann um die fünfundzwanzig. Er hatte braunes Haar mit langen Spitzen und war nicht allzu muskulös.

„Ich bin Goro!“

Ehm, Goro passte nicht zu ihm. Aber was würde dann passen? Na ja in seinem Zustand würde ich eher sagen Kugelfisch, ja Kugelfisch passt gut.

„Ich nenne Sie Kugelfisch!“

„Na, wenn du meinst, dann bin ich ab sofort Kugelfisch. Aber dies bleibt unter uns, wenn das nur meine Frau erfährt, sie wird mich nie wieder ernst nehmen…“

Dies war der Beginn einer großartigen Freundschaft … und wer hätte gedacht, dass diese Freundschaft eines Tages mit einer Kugel im Kopf enden würde.

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