Читать книгу Fabian von Erich Kästner: Reclam Lektüreschlüssel XL - Kani Mam Rostami Boukani - Страница 4

1. Schnelleinstieg

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Erich Kästner wollte seinen Roman als Satirische Entlarvung von Missständen Satire auf die großstädtischen Zustände seiner Zeit verstanden wissen: »Es [das Buch] beschreibt nicht, was war, sondern es übertreibt. Der Moralist pflegt seiner Epoche keinen Spiegel, sondern einen Zerrspiegel vorzuhalten. Die Karikatur, ein legitimes Kunstmittel, ist das Äußerste, was er vermag«, bemerkt der Autor in seinem 1950 geschriebenen Vorwort zum Fabian (S. 6 f.). Demnach hat Kästner nicht nur die Hauptfigur als Moralisten gestaltet, er versteht sich selbst als solchen: Die Aufgabe des Moralisten liegt nach Kästner darin, gesellschaftliche Missstände zu erkennen und durch satirisch-kritische Darstellung zu entlarven, um zu warnen und eine moralische Erziehung der Individuen zu verantwortlichem Denken und Handeln zu erzielen.

Dass dieses idealistische Ziel nicht einfach zu erreichen ist, dessen ist sich Kästner durchaus bewusst. Doch der Moralist auf verlorenem Posten Moralist lasse sich dadurch nicht entmutigen: »Sein angestammter Platz ist und bleibt der verlorene Posten. Ihn füllt er, so gut er kann, aus. Sein Wahlspruch hieß immer und heißt auch jetzt: Dennoch!« (S. 7) Dies wird auch an Fabians Leben und jähem Ende deutlich: In der Spätphase der Weimarer Republik, die im Zuge der Weltwirtschaftskrise von 1929 durch Not, Verzweiflung und moralischen Verfall gekennzeichnet ist, kämpft der Moralist Fabian auf verlorenem Posten. Er bleibt seinen moralischen Werten, so gut er kann, treu, erträgt persönliche Verluste und verharrt doch in der Beobachterposition, ohne etwas auszurichten. Es erscheint nur konsequent, dass er am Ende zugrunde geht. Und man glaubt leise sein »Dennoch!« zu vernehmen, wenn er zur Rettung des Jungen in den Fluss springt – obwohl er nicht schwimmen kann.

Nicht nur beim Protagonisten Fabian hinterlässt die Zeiterfahrung Spuren: Die Figuren sind allesamt Spiegel der Weimarer Republik Kinder ihrer Zeit, gehen jedoch unterschiedlich mit den Erfordernissen ihrer Lebenswirklichkeit um. Im Gegensatz zu Fabian handelt seine Freundin Cornelia Battenberg nach der Devise: »Man kommt nur aus dem Dreck heraus, wenn man sich dreckig macht« (S. 182). Und sein Freund Labude verfolgt politische Ziele, um die gesellschaftliche Situation aktiv zu verbessern. Der Grundton des Romans ist resignativ bis apokalyptisch, das Ende wirft Fragen auf. Doch trotz Übertreibung und satirischer Verzerrung zeichnet Kästner mit Fabian – ganz im Sinne des Zeitromans – ein authentisches Bild der gesellschaftlichen Wirklichkeit in Deutschland um 1930.

Die Aktualität der Themen Themen, die den Roman bestimmen, sind nach wie vor aktuell: So beschäftigen gesellschaftliche Probleme wie anhaltende Arbeitslosigkeit, Resignation, politische Radikalisierung und Moralverfall auch heute noch die Öffentlichkeit. Die Entfremdung des Menschen in einer vorwiegend medial vermittelten Wirklichkeit, die Veränderung der Lebenswirklichkeit durch technologischen Fortschritt sowie die sich zunehmend wandelnden Geschlechterverhältnisse bieten weitere Bezugspunkte zur heutigen Lebenswelt. Die Bedrohung von Arbeitsplätzen durch Rationalisierungsmaßnahmen ist zudem eine Problematik, die immer weiter an Brisanz zunimmt und uns auch zukünftig beschäftigen wird. Mit der Thematisierung der Funktion von Medien wie Zeitung und Werbung kann zudem eine kritische Reflexion angeregt und ein Beitrag zur Medienerziehung geleistet werden.

Obwohl Kästner der Zuordnung seines Romans zur literarischen Roman der »Neuen Sachlichkeit«Stilrichtung der »Neuen Sachlichkeit« widersprochen hat, gilt Fabian heute in der Forschung einhellig als neusachlicher Roman. Er stellt als Zeitroman das Leben in einer immer komplexer werdenden Großstadt in den Mittelpunkt, wobei die gesamtgesellschaftliche Situation eine zentrale Rolle erhält. Der Autor registriert aus der Beobachterperspektive die Ereignisse und nähert sich, um Objektivität und Authentizität bemüht, dem journalistischen und dokumentarischen Schreibstil an. Kästner verwendet eine Reihe von Themen und Motiven, die seinen Text als Dokument der »Neuen Sachlichkeit« ausweisen: Neben der Darstellung des Großstadtlebens durch filmische und journalistische Erzählmuster werden die Bereiche Technik, Wirtschaft, Arbeitsleben, Unterhaltungsindustrie und das sich wandelnde Frauenbild aufgegriffen.

Fabian von Erich Kästner: Reclam Lektüreschlüssel XL

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