Читать книгу Aya und ihr Herr - Kari Karaiti - Страница 6

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Er hatte sie nicht zurückgeschickt, hatte das Geschenk ihres Vaters akzeptiert und sie mit in sein Reich genommen. Auch sein Volk kannte Sklaverei, obwohl es nicht so primitiv und dreckig hauste wie ihr Volk. So kam es, dass Aya nicht mehr als ungeliebte Prinzessin, sondern als Sklavin in einen kostbaren Palast einzog. Ihr Herr nahm sie mit in seine Gemächer, in denen sie sich frei bewegen konnte. Sie hielt Ordnung, pflegte seinen privaten Garten, so dass er sich, wenn er sich dorthin zurückzog, zurücklehnen und alles vergessen konnte. Sie brachte ihm das Frühstück, badete ihn, wusch und richtete sein Haar, kleidete ihn und war für ihn da, wenn er jemanden brauchte, mit dem er reden konnte. Damit verdiente sie sich alsbald sein Vertrauen. Jeden Abend rief er sie zu sich, wenn er erschöpft vom Tag in seine Gemächer zurückkehrte.

Dann badete sie ihn, während er ihr erzählte, was ihm auf dem Herzen brannte, oder er fragte sie leise seufzend: „Aya, mein Engel, was soll ich nur tun?“ Manchmal, wenn er in seinem Sessel zurückgelehnt dasaß, die Beine ausgestreckt auf einem Hocker, Aya vor ihm auf dem Boden kniete und seine Füße massierte, lächelte er sie an, strich ihr über das Haar und flüsterte zärtlich: „Was würde ich ohne dich machen, meine kleine, süße Aya?“

Er tat nicht, was die anderen Sklaven dachten, wenn er sie zu sich rief. Nie versuchte er, sich ihr zu nähern oder sie für körperliche Freuden zu benutzen. Sie war nicht seine persönliche Mätresse, wie viele Herrschaften, die von Aya wussten, glaubten. Nur einmal war es vorgekommen, dass er nach einem Fest in seine Gemächer zurückgekehrt war und heiser nach Aya gerufen hatte. Als sie zu ihm ins Schlafgemach gekommen war, hatte er bereits bäuchlings auf seinem Bett gelegen, die Arme hatten seitlich auf dem Boden, seine Füße über den Bettrand gebaumelt. Er hatte die Augen geöffnet und sie angelächelt.

„Komm her, Aya!“, hatte er leise gesagt und sie war zu ihm gegangen, um ihn zu entkleiden. Vom Alkohol berauscht hatte er sich auf den Rücken gelegt und geseufzt, während sie sich über ihn gebeugt und ihn entkleidet hatte. Nur dieses eine Mal hatte sich seine Hand in ihren Nacken gelegt. Nur dieses eine Mal hatte sie Aya zu ihm hinuntergedrückt und seine Lippen hatten ihre berührt. Immer, wenn Aya an diesen Abend zurückdachte, lief ein Schauer über ihren Körper, der ihr eine Gänsehaut über die Arme und einen Blitz durch ihren Bauch trieb. Seine Hand war ihren Rücken heruntergefahren, bis er ihre Hüfte mit beiden Händen umfasst und sie langsam auf das Bett geschoben hatte. Er hatte sich über sie gebeugt, die Tunika von ihrem Körper gestreift, ihre Wange geküsst, ihren Hals, ihre Brüste, ihren Bauch. Ganz zärtlich hatte er sie erforscht, bis er sie umschlingend mit dem Kopf auf ihrem Bauch eingeschlafen war. Am nächsten Morgen hatte sich Aya früh vorsichtig aus seiner Umarmung gewunden und sich angekleidet, um sein Frühstück zu bereiten. Er hatte lange geschlafen und war mit Kopfschmerzen und Unwohlsein erwacht. Doch die Erinnerung an die Geschehnisse der Nacht schien mit dem Alkoholrausch verflogen. Aya trug diese Nacht wie einen Schatz in ihrem Herzen, ohne ihn jemals daran zu erinnern oder danach zu fragen. Manchmal kam die Erinnerung zurück und sie sah ihn auf dem Bett ausgestreckt daliegen und sie lustvoll anlächeln. Dann glühten ihre Wangen und mehr als einmal schien ihm die Veränderung in ihrem Gesicht aufgefallen zu sein, denn er hatte sie besorgt nach ihrem Befinden gefragt.

„Es ist nichts, mein Herr“, antwortete sie stets. „Es geht mir besser denn je.“

Von da an wusste Aya, dass auch er sie liebte. Er liebte seine Sklavin, die er nicht hatte annehmen wollen. Deshalb war Aya in seinem Reich glücklicher, als sie es in ihrer Heimat als Prinzessin jemals gewesen war.

Aya und ihr Herr

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