Читать книгу Geheime Seelenkräfte - Karl Brandler-Pracht - Страница 6
1. Stufe.
ОглавлениеDie Beherrschung des Stoffes erfordert in erster Linie Geduld und Ruhe.
In dieser Beziehung steht es bei den meisten Menschen sehr schlecht. Ganz abgesehen davon, dass unter 100.000 Menschen vielleicht immer nur einer imstande ist, seinen Geist ruhig zu erhalten; so ist es schon sehr schwer, nach außen hin ruhig zu bleiben.
Ruhe, Geduld, Ausdauer und Pünktlichkeit, das müssen wir in erster Linie lernen. Jeden Tag zu einer bestimmten Zeit müssen wir einen absoluten Ruhezustand an unserem Körper herstellen. Wir sagten, dass wir lernen müssen, den Stoff zu beherrschen, das Fleisch in unsere Gewalt zu bekommen, und da müssen wir hauptsächlich mit den unwillkürlichen Muskelbewegungen den Kampf aufnehmen. Die Oberherrschaft des Geistes verlangt, dass nichts an unserem Körper geschehe ohne Zustimmung unseres bewussten Willens.
Wir strahlen fortwährend ein feines Fluid aus unserem Körper. Dieses Fluid (nach Freiherr von Reichenbach auch Od genannt) ist der Träger unserer psychischen Eigenschaften und unseres Willens.
Wenn wir nun auf eine Person unseren Einfluss richten wollen, so überstrahlen wir unbewusst die odische Emanation auf dieselbe. Diese Überstrahlung erleidet jedoch durch unsere unkontrollierten Muskelbewegungen fortwährende Unterbrechungen. Das hat zur Folge, dass auch die odische Strahlung unterbrochen wird und somit die Kraft der Übertragung eine erhebliche Einbuße erfährt.
Der Geist wird durch solche Störungen von seinen Objekten ebenfalls fortwährend abgezogen und muss seine Aufmerksamkeit diesen nichtigen Bewegungen zuwenden. Das aber ist eine Kraftzersplitterung.
Darum mache der Schüler mit Fleiß und Ernst jeden Tag zu einer bestimmten Stunde folgende Übung:
„Er setze sich an einen Tisch, möglichst aufrecht und in freier Haltung; die Fersen müssen fest geschlossen sein und ebenso die Knie. Der Schüler muss darauf achten, dass während der ganzen Übung die Knie und die Fersen so fest geschlossen bleiben, dass sich auch nicht ein Blatt Papier hindurch schieben lässt. Dann lege er beide Hände auf den Tisch, doch so, dass die Daumen unter die Tischkante kommen und schließe die Hände zusammen, indem er Zeigefinger an Zeigefinger drückt. Vor sich auf dem Tisch oder in Kopfhöhe an der Wand, keinesfalls aber in einer weiteren Entfernung als 1-2 Meter habe der Lernende ein Bild vor sich, dessen Darstellung geeignet ist, bessere Gefühle in ihm zu erwecken. Bilder, die irgendwie erregen oder eine Leidenschaft erwecken können, sind zu vermeiden, am besten ist ein Christusbild (Kopf oder Brustbild) zu verwenden.
Während man nun in dieser unbeweglichen Haltung am Tische sitzt, hat man das Bild ruhig zu betrachten, jedoch ohne jede Kopfbewegung. Man suche sodann seine Gedanken nur auf dieses Bild zu richten und jeden anderen Gedanken, der sich einschleichen wollte, energisch abzuweisen. Man muss sich geistig so in das Bild versenken, dass die ganze Umgebung aufhört zu sein; es dürfen für den Lernenden während dieser Übung nur zwei Dinge existieren, er und sein Objekt, das Bild.
Diese Übung soll mindestens eine Viertelstunde währen; wer über Zeit verfügt, mag sie langsam bis zu einer halben Stunde steigern.
Die meisten Menschen sind auch beim Sprechen, also gerade dann, wenn sie Eindruck machen wollen, wenn sie ihre Strahlungen praktisch verwerten sollen, von einer solchen Unruhe, dass sie sich aller Wirkung berauben. In Rücksicht auf die vielen total unnötigen und unangebrachten Körperbewegungen sei an den Grundsatz erinnert, dass die Gebärde mit den Worten übereinstimmen müsse. Nun ist für denjenigen, der sich eines klaren sprachlichen Ausdruckes bedient, die Unterstützung des Wortes nur teilweise und meist überhaupt nicht nötig. Das allzu große Gebärdenspiel beim Sprechen ist eine Kraftvergeudung. Damit ist nicht gesagt, dass man sich wie eine Pagode halten soll, aber man muss darauf achten, wenigstens die unbewussten Muskelbewegungen einzustellen und den Körper scharf unter seine Kontrolle zu bekommen.
Da ist in erster Linie das Gesicht gemeint. Unser unbewusstes Mienenspiel während des Sprechens, das auf die Strahlung so störend einwirkt, muss vermieden werden. Das Auge und die ganze Partie um das Auge herum, die Stirn, die Wangen usw. müssen unbeweglich bleiben und nur jene Muskeln dürfen tätig sein, welche zum Sprechen nötig sind.
Um das zu erreichen, ist folgende Übung durchzuführen:
Der Schüler setze sich vor einen Tisch und nehme eine leichte ungezwungene aber aufrechte Haltung an, so dass er es nicht nötig hat, während der Übung sich zu bewegen. Vor sich auf den Tisch soll er einen Stehspiegel haben, und seine Aufgabe besteht jetzt darin, sein Spiegelbild während einer Viertelstunde genau zu beobachten. Es darf sich die ganze Zeit über, trotzdem das Auge nach allen Richtungen zu schauen hat, kein Lid, kein Muskel bewegen, das Gesicht muss wie aus Marmor gemeißelt sein.
Man muss die ganze Willenskraft anwenden, um diese Übungen durchzuführen. Das anfängliche Misslingen darf den Schüler nicht entmutigen; was ihm heute nicht gelingt, gelingt ihm morgen. Auf keinen Fall aber darf er, wenn er auch anfänglich seine Muskeln noch nicht nach Wunsch in die Gewalt bekommt und die Übungen mehrfach durch Zucken und Blinzeln unterbrochen werden, dieselben vor einer Viertelstunde beenden.
Aber auch Geduld muss sich der Schüler aneignen. Nur wer Geduld hat, versteht sich zu meistern und dann erst kann er andere Menschen beeinflussen. Nachstehende Übungen sind, so einfach sie auch scheinen mögen, darauf berechnet, den Schüler zu Geduld und Ausdauer zu zwingen.
Man schütte in einen Becher je eine Handvoll Erbsen, Bohnen, Linsen, Reiskörner, Hanf, Kaffeebohnen u. a., vermenge den Inhalt tüchtig und leere ihn dann auf den Tisch. Es sei nun des Schülers Aufgabe, den Inhalt sorgfältig zu sortieren, Bohnen zu Bohnen, Linsen zu Linsen, Erbsen zu Erbsen usw. Wenn man dann nervös und ungeduldig zu werden beginnt und die ganze Arbeit über den Haufen werfen möchte, ermahne man sich sofort und, eingedenk des hohen Zieles, das man sich gesteckt hat, zwinge man sich unter allen Umständen zur ununterbrochenen Durchführung dieser Übung. Geht‘s gar nicht anders, so konzentriere man dabei seine Gedanken auf irgendeine heitere Begebenheit oder singe sich ein lustiges Lied — das hilft immer.
Ferner lasse man sich von einer anderen Person ein Knäuel Wolle vollständig verknüpfen. Und nun gehe man daran, diese Wolle zu entwirren und alle Knoten zu lösen. Der Knäuel darf naturgemäß nicht allzu groß sein, da dessen Lösung sonst zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Jede dieser Geduldsübungen soll nämlich nicht mehr als eine halbe Stunde in Anspruch nehmen. Man wechsle ab, den einen Tag das Körnerlesen, den andern das Fadenentwirren. Wer Geduldspiele in seinem Besitz hat, übe außerdem noch damit.
Es kann der Schüler nicht genug ermahnt werden, diesen Übungen ja recht große Sorgfalt zuzuwenden, denn Ruhe, Geduld und Beharrlichkeit bilden die Basis, auf welcher die Entwicklung physischer Kräfte beruht. Der Schüler, der es ernst mit dieser Entwicklung meint, wird außerdem gut tun, sich jeden Tag einmal zu einer Arbeit zu zwingen, die er bisher nur ungern verrichtet hat. Er sage sich, dass jede Arbeit, welcher Art sie auch immer sei, so sie nur einem unserer Mitmenschen Nutzen bringt und nicht gegen die Moral verstößt, gut ist und uns dient.
Auch wird ihm angeraten, sich — zur Stärkung seiner Willenskraft — zu zwingen, so oft als möglich mit einer Person zu verkehren, die ihm nicht sympathisch ist, oder mit der er Zwistigkeiten gehabt hat. Je mehr Überwindung ihm ein solcher Verkehr kostet, desto besser ist es für die Ausbildung seiner Willenskraft und seines inneren Menschen. Selbstverständlich liegt der Sinn dieser Übung darin, mit jener Person in der liebevollsten Weise zu verkehren und sich von ihr unter keinen Umständen aus der Ruhe bringen zu lassen. Der Mächtigere ist immer der Ruhige.
Und an dieser Stelle sollen dem Schüler gleich Verhaltungsmaßregeln gegeben werden bezüglich seiner nunmehrigen Lebensweise, die für die Dauer der Entwicklung ziemlich streng eingehalten werden soll.
Der Schüler enthalte sich so viel als möglich des Alkoholgenusses! Abends darf kein Alkohol genossen werden, ebenso wenig erregende Getränke wie Tee oder Kaffee. Zu den übrigen Zeiten schadet Tee- oder Kaffeegenuss weniger. Auch des Rauchens mag sich der Schüler für einige Zeit etwas enthalten. Auf keinen Fall aber darf, der Morgen- und Abendübungen halber, zu diesen Zeiten geraucht werden. Man merke sich genau, dass mindestens zwei Stunden vor jeder Übung nichts gegessen, kein Alkohol genossen und auch nicht geraucht werden darf. Tagsüber ist das vorläufig noch gestattet, doch wird schon für den Anfang die größte Mäßigung empfohlen. Der Schüler mag sich darauf einrichten, dass er in einem vorgeschritteneren Stadium der Entwicklung überhaupt nicht rauchen, keinen Alkohol und kein Fleisch genießen darf. Darum wird es für Raucher gut sein, sich innerhalb einiger Wochen des Rauchens langsam zu entwöhnen. Auch der Alkoholgenuss soll langsam eingestellt werden. Keineswegs aber ist ein plötzlicher Abbruch dieser Gewohnheiten angezeigt. Man verringere einfach mit jedem Tag das Quantum Nikotin oder Alkohol, so dass man schließlich ohne Erschütterung des Organismus imstande ist, ganz zu entsagen. Auch Fleischesser dürfen nicht plötzlich aufhören, sondern sollten sich von Beginn des Kurses an nur jeden zweiten Tag, später nur zweimal in der Woche den Fleischgenuss gestatten. Abends darf während der Entwicklungsperiode unter keinen Umständen weder Fleisch genossen noch geraucht oder Alkohol getrunken werden.
Der Schüler wird vor allen Abendvergnügungen gewarnt. Er soll des Abends Theater, Konzerte, Bierhäuser, usw. strenge vermeiden. In einer späteren Entwicklungsstufe wird es ihm schon klar werden, warum wir ihm solche Einschränkungen auferlegen müssen.
Verheiratete Personen wollen sich während ihrer Entwicklung des sexuellen Verkehrs enthalten; sollte aber im Laufe eines Monats eine einmalige Befriedigung nicht hintanzuhalten sein, so müssen die Übungen für 36 Stunden unterbrochen werden. Ledige Personen dürfen keinen Geschlechtsverkehr pflegen und müssen ihre Reinheit in dieser Beziehung unter allen Umständen bewahren; wenn junge männliche Schüler während der Entwicklungszeit mit Dirnen verkehren wollten, so würden sie sich an Leib und Seele nie wieder gut zu machenden Schaden zufügen!
Diese sämtlichen Vorschriften gelten natürlich nur für die Entwicklungsdauer. Wer seine Kräfte entwickelt hat, kann ab und zu ein Glas Bier oder Wein zu sich nehmen, er kann auch ab und zu etwas rauchen. Auch die Vorschrift, den sexuellen Verkehr für Verheiratete betreffend, ist dann aufgehoben; der Entwickelte kennt das Maß und wird gar nichts mehr zur Leidenschaft anwachsen lassen — er ist Herr über sich geworden.
Der Schüler halte sich streng an drei Mahlzeiten, und zwar soll er morgens, mittags und abends essen. Die Hauptmahlzeit ist zu Mittag. Abends ist eine größere Nahrungszufuhr zu vermeiden. Man esse nur bis zur leichten Sättigung, der Magen darf nie überladen werden. Dagegen wird aber vor jeder Unterernährung eindringlichst gewarnt. Wenn ein Schüler einer Lehre angehört, die eine extreme Ernährung anempfiehlt, so mag er sich für die Dauer dieses Kurses von solchen Anschauungen zurückziehen; die hier vorgelegten Übungen vertragen sich mit einer systematischen Unterernährung und Säfteentmischung keinesfalls.
Über die Auswahl der Speisen wird erst die folgende Stufe berichten: der Schüler soll nur langsam seine Lebensweise ändern.
Ein Hauptgebot besteht auch darin, dass der Schüler unbedingt, vorläufig ohne jede Ausnahme, nachts um 12 Uhr schlafen muss. Er gehe bald nach 10 Uhr
zu Bette. Von dieser Regel darf nur in einem höheren Entwicklungsstadium und nur unter ganz besonderen Umständen abgewichen werden. Für solche Fälle werden in einer der folgenden Stufen spezielle Vorschriften gegeben.
Ferner ist zu bemerken, dass sich der Schüler speziell abends der größtmöglichsten Ruhe zu befleißigen hat; besonders vor dem Einschlafen darf er sich weder Erregungen noch irgendwelchen Leidenschaften hingeben — die Abendstunden gehören seiner Entwicklung und die Zeit vor dem Einschlafen muss mit festgesetzten Übungen ausgefüllt werden.
Die für eine bestimmte Zeit, also speziell für den Morgen oder den Abend, vorgeschriebenen Übungen müssen pünktlich eingehalten werden. Alle anderen Übungen kann der Schüler zu jeder Tageszeit vornehmen. Nach dem Essen darf nicht geübt werden.
Diese erste Stufe will den Schüler nicht mit Übungen überbürden. Ihr Zweck besteht darin, die erforderliche Grundlage der Entwicklung zu legen.
Dahin gehört auch das Voll- und Tiefatmen. Dieser wichtigste Lebensprozess wird von den Menschen viel zu wenig beachtet. Wir wissen kaum, dass wir atmen, so nebensächlich ist uns dieser Vorgang. Wir sollen aber lernen bewusst zu atmen, tief und regelmäßig, und zwar von oben nach unten zu atmen. Bei unserer verkehrten Atmungsweise kommen die Lungenspitzen meist zu kurz. Die Einatmung und Ausatmung geschieht bei geschlossenem Munde durch die Nase. Bei warmer Jahreszeit macht man die folgende Übung im Freien oder aber bei weit geöffnetem Fenster. Bei der kalten Jahreszeit übt man in einem vorher gut gelüfteten und erwärmten Zimmer, in welchem nur die Oberfenster geöffnet werden, so dass die einströmende Luft nicht unmittelbar die Lungen trifft. Die nachstehende Übung muss täglich morgens und abends vorgenommen werden.
Der Schüler steht beim Fenster, hält die beiden Arme waagrecht ausgestreckt, führt dann die Arme im Bogen nach rückwärts und schließt die Hände hinter dem Kopfe, um dann die Brust herauszudrücken und den Kopf ein wenig zurück zu neigen. Nun atmet er in dieser Stellung mit geschlossenem Mund durch die Nase in einem anfänglich 5 Sekunden dauernden Zug die Luft tief ein, drückt sie jetzt in den Körper so weit als möglich hinunter, hält sie 5 Sekunden unten und atmet sie durch die Nase derart aus, dass diese Ausatmung ebenfalls 5 Sekunden währt. Die ganze Atemprozedur, die eine viertel Minute in Anspruch genommen hat, wird nun siebenmal wiederholt. Nach einigen Tagen kann man von 5 Sekunden auf 7, dann auf 10 und schließlich auf 15 Sekunden steigen.
Das Auge des Menschen birgt eine große Macht. Aber es muss erst ausgebildet werden. Unser nervöses, zerstreutes Schauen mit seiner Hast und Unruhe zerstört jede energische Strahlung und kann deshalb nicht den großen gewaltigen Eindruck machen, den ein ruhiges geschultes Auge mit dem konzentrierten Blick erzielt. Dieser konzentrierte Blick wird nun durch folgende Übung vorbereitet.
Der Schüler male sich auf ein weißes Papier einen schwarzen Kreis in der Größe eines Fünfmarkstückes. Er befestige nun dieses Papier in Kopfhöhe an die Wand oder an ein Möbelstück, setze sich dem Papier in einer Entfernung von zwei Metern gegenüber und richte seinen Blick auf den schwarzen Kreis. Es ist nun seine Aufgabe, jedes Blinzeln und Zucken der Augen, jede Bewegung der Muskeln, ja sogar des ganzen Kopfes streng zu vermeiden. Die Augen müssen drei Minuten lang starr und leblos auf den Kreis gerichtet sein — es darf für den Übenden nichts mehr existieren als der Kreis. Auch das Tränen der Augen darf daran nichts ändern. Diese Übung kann zu jeder Zeit gemacht werden, nur soll der Schüler nach derselben ein mit lauem (16-18° R.) Wasser angefülltes Becken zur Hand haben, in welches man das Gesicht taucht und unter Wasser die Augen zu öffnen und hin und her zu drehen sucht. Dann erhebt man den Kopf wieder, um Atem zu holen, worauf das Augenbad neuerdings vorgenommen wird, und so macht man es siebenmal. — Die obige Augenübung ist sehr wichtig und soll man sich durch das anfängliche Tränen der Augen nicht abschrecken lassen. Das Auge wird im Gegenteil mit der Zeit dadurch gestärkt, wozu übrigens auch das nachfolgende Augenbad hilft! Nach dem Augenbad trockne man die Augen und verbleibe längere Zeit in einem geschlossenen und zugfreien Raum.
Sodann muss sich der Schüler angewöhnen, intensiver zu denken — wir sagen, er muss „plastisch“ denken lernen. Das ist die Grundlage für die spätere Konzentration der Gedanken.
Der Schüler schreibe sich auf einen Zettel 15-20 Gegenstände auf, welche sich nicht in seiner unmittelbaren Umgebung befinden, d. h. welche er mit seinen Blicken nicht so leicht erreichen kann. Vorerst sollen es Gebrauchsgegenstände sein, wie Schere, Messer, Notizbuch, Uhr, Trinkglas usw.
Der Schüler wählt aus seiner Liste einen Gegenstand, spricht ihn aus und versucht nun vor seinem geistigen Auge das Bild dieses Gegenstandes blitzschnell erscheinen zu lassen. Das leibliche Auge mag vorläufig bei dieser Übung geschlossen bleiben. Die Aufgabe besteht hauptsächlich darin, dass der Gegenstand erstens sofort und zweitens in einer solchen plastischen Deutlichkeit erscheint, dass man ihn förmlich greifen könnte. Das wird natürlich nicht sogleich gelingen, darum muss man den fraglichen Gegenstand so oft vor das geistige Auge rufen, bis das Experiment tadellos gelingt; dann erst kann man zu einem anderen Gegenstand übergehen. Nochmals wird betont, dass man den Gegenstand nicht wirklich vor sich stehen, womöglich überhaupt nicht im selben Zimmer haben darf. Diese Übung soll mindestens eine viertel Stunde währen.
Der Schüler bringe seine Abendstunden vorläufig mit guten Büchern zu, die ihn einweihen können in die Lehren der Neugedanken, ihn veredeln und auf die Wege der Wahrheit führen. Der Verlag ist gerne bereit, ihm solche Bücher namhaft zu machen und zu besorgen. Romane, Zeitungen und ähnliche Lektüre darf abends nicht vorgenommen werden. Knapp vor dem Schlafengehen mache er bei frischer Luft noch einmal die erwähnte Vollatmung, kleide sich dann aus und lege sich zu Bett. Und nun sollen seine Gedanken vor dem Einschlafen ausschließlich nur auf Hohes und Edles gerichtet sein: auf Nächstenliebe, Barmherzigkeit und alle sonstigen Tugenden; man gehe rasch im Geiste den ganzen Tag durch und kontrolliere bei jeder Handlung, ob dieselbe ethisch einwandfrei war oder nicht. Man wird da ein großes Sündenregister bekommen, in welchem der Egoismus eine große Rolle spielt. Ganz unangebracht ist aber jetzt jede Reue. Mit scharfer Willenskraft gelobe man sich, morgen anders zu handeln; das hilft mehr. Dann entwickle man Gedanken der Ruhe und des Friedens, man gelobe sich ernstlich, in Hinkunft unter allen Umständen friedlich zu bleiben und sein seelisches Gleichgewicht nicht mehr zu verlieren. Diese Gedanken müssen die absolut letzten sein; während dieser Gedanken suche man einzuschlafen. — Wenn der Schüler das alles genau so befolgt, wird er mit einem Glücksgefühl erwachen, wie er es lange nicht mehr empfunden hat. Diese Übung ist jeden Abend zu machen.
Des Morgens, nach der Atemübung — der Schüler ist natürlich schon angekleidet — mache er noch folgende Übung. Er stelle sich zum geöffneten Fenster (nur die Oberflügel geöffnet) in strammer Haltung, alle Muskel angezogen. Dann erhebe er die Arme und strecke sie waagrecht nach links und rechts aus, spanne alle Muskeln an, atme tief durch die Nase und gehe in dieser strammen Haltung mit erhobenem Haupte und herausgedrückter Brust sieben- bis achtmal durchs Zimmer, dabei sage er sich mit großer Willenskraft und innerster Überzeugung:
„Ich bin eins mit der Allkraft. Ich bin ein Teil des Allwissens und darum gibt es für mich kein Hindernis, keinen Misserfolg. Die Allmacht ist weise, gut und edel und auch ich will weise, gut und edel werden. Ich bin ein Teil des Allwissens, darum verbanne ich jede Schwäche aus mir, jeden Kleinmut; ich bin Kraft, ich bin Gesundheit, ich bin Harmonie und nichts kann meinem guten Streben widerstehen.“
Dann gehe man an seinen Beruf. Der Erfolg wird sich bald einstellen, denn mit dieser Übung wächst die Zuversicht, das Können, der Mut und die innere Ruhe!
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Alle in dieser Stufe angeführten Übungen sind auf 14 Tage berechnet. Wir erwarten, dass der Schüler während dieser Zeit allen Anforderungen dieser Stufe entsprochen hat; da jeder neue Abschnitt auch dem Ersteigen einer neuen Entwicklungsstufe gleichkommt, ist es nötig, dass der Lehrstoff des vorhergegangenen Abschnittes vom Schüler vollständig bewältigt wurde.