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Wann tagt der Morgen, der die Feindschaft löst?

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Die Stadt versank, in Dämmerung verwoben,

Darüber zag verklungnes Läuten schwebt;

Sie zittert leicht aus Angst vor schwarzen Roben,

Wie sie die Türme in den Abend hebt.

Und lernte nicht im jähen Sturz von Jahren,

Daß solche Schreckensnacht nicht ewig währt ..?

Daß hinter Berges sturmzerwühlten Haaren

Stets wieder neu das junge Leuchten kehrt?

Nun stoßen Menschen dort durch welke Gassen,

Mit denen sie am Mittag aufgeschrien,

Und müssen schmählich mit dem Tag verblassen,

In dumpfe Räume ihrer Häuser fliehn.

Wie traurig stehn in Stein erstarrte Wände,

Verschmiert, vom Gift der Flüche angeraucht!

Erstickend schwelen eingesunkne Brände,

Darin sich Gier und Wahnsinn ausgefaucht.

Wenn jetzt die Hand der Liebe auferstünde

Und legte mild sich auf die dunkle Stadt —:

Dann gäben in die Nacht geborstne Schlünde

Gebilde, lichter als der Tag sie hat.

Es würden tanzen Sterne und Kometen,

Von Friedensklängen läutete die Luft ..

Aus Gärten, die der niedre Geist zertreten,

Erhöbe sich ein Paradiesesduft.

O Hand, die Kinder in den Schlummer leitet,

In kleinem Lampenlicht ein Glück entfacht,

Die kühlend über müde Stirnen gleitet

Und Tränen der Verlassnen süße macht!

In Gold auf weißen Fahnen wehn Gesetze —

Das Flammenschwert geht schneidend durch die Luft.

Es küßt ein Knabe die geschminkte Metze,

Und alle Krämer fahren in die Gruft.

— — — — —

Ganz kränklich ist der Spätstern aufgeglommen ..

Wann tagt der Morgen, der die Feindschaft löst? —

Es muß ein steppenheißer Wirbel kommen,

Der zischend in die trägen Straßen stößt!

Daß Männer sich besinnen, stirnendrohend,

Und Häuser stürzen über Trug und Schmach —

Und eine große, rote Flamme lohend

Sich losbricht von dem allerhöchsten Dach!

Erwachen und Bestimmung (Carl Maria Weber) (Literarische Gedanken Edition)

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