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Оглавление3 Die Rolle der Weltgesundheitsorganisation bei der Entstehung der Coronapandemie
In diesem Kapitel beleuchten wir die Rolle der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei der Erzeugung der Coronapandemie. Die WHO entscheidet, ob es sich bei einem Ereignis um eine Pandemie handelt oder nicht. Die WHO hat nach eigenen Angaben keine Pandemiedefinition, sondern nur Beschreibungen einer Pandemie. Sie hat in den letzten 20 Jahren die Pandemiebeschreibung derart aufgeweicht, dass sie heute aus jeder Grippewelle eine Pandemie machen kann. Zudem hat die WHO bereits im Jahr 2009 bei der Schweinegrippepandemie gezeigt, dass ihre Prognosen mit sehr viel Vorsicht zu geniessen sind. Die falsche Einschätzung der Vogelgrippe im Jahr 2004 und der Schweinegrippepandemie im Jahr 2009 hat den Steuerzahler Millionen gekostet, ohne dass die WHO dafür in irgendeiner Form zur Verantwortung gezogen wurde. Um die Rolle der WHO in der Coronapandemie zu verstehen, müssen wir uns mit den Pandemieplänen der WHO in den letzten 20 Jahren beschäftigen. Die WHO hat im Januar 2020 dem von Professor Drosten entwickelten PCR-Test ein Gütesiegel als Diagnostikinstrument aufgeklebt, ohne dessen Validität zu prüfen. Zudem hat die WHO einen positiven PCR-Test mit einem bestätigten Krankheitsfall verknüpft -eine Täuschung mit fatalen Folgen für die Menschheit. Ebenso wird ersichtlich, dass die WHO in ihren Entscheidungen wesentlich von privaten Organisationen beeinflusst ist, so dass sie nicht mehr als unabhängige Experteninstitution betrachtet werden kann. Mit diesem Aspekt werden wir uns im zweiten Teil des Buches eingehender befassen.
Die WHO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UNO). Sie wurde 1948 gegründet und besteht heute aus 194 Mitgliedsstaaten. Die WHO setzt sich weltweit für die Gesundheitsförderung, die Sicherheit der Welt und den Dienst an den Schwächsten ein (1). Sie ist die Experteninstitution für Infektionskrankheiten, Epidemien und Pandemien. Im Bereich der Influenza-Erkrankungen (Grippe, virale Atemwegserkrankungen) unterhält die WHO das «Globale Influenza Programm» (GIP), mit dem sie den Mitgliedsstaaten strategische Leitlinien und technische Unterstützung im Umgang mit Influenza-Erkrankungen anbietet sowie alle Aktivitäten koordiniert, um die Gesundheitssysteme der Mitgliedsstaaten besser auf saisonale, tierische und pandemische Influenzabedrohungen vorzubereiten (2). Ein zentrales Element des GIP ist das «Risikomanagement bei einer Influenzapandemie» (3), welches wir der Einfachheit halber als «Pandemieplan» bezeichnen. Da Influenzapandemien Ereignisse sind, die sich auf die Gesundheit und die Wirtschaft auswirken, stellt die WHO mit dem Pandemieplan den Mitgliedsländern Leitlinien zur Verfügung, anhand denen sie sich auf eine Pandemie vorbereiten können. Die WHO beschreibt im Pandemieplan die Phasen einer Pandemie, die Kriterien zum Ausrufen einer Pandemie sowie die Rolle und Aufgaben der WHO und der Mitgliedsländer vor, während und nach einer Pandemie. Die WHO ist damit die Hüterin der Pandemien und entscheidet darüber, wann nationale Epidemien zu einer Pandemie werden. Die WHO hat ihren ersten Pandemieplan 1999 veröffentlicht. Danach folgten überarbeitete Pandemiepläne in den Jahren 2005, 2009 und 2013/2017. Wir werden sehen, wie die WHO die Beschreibung und die Kriterien einer Pandemie seit 1999 fortlaufend aufgeweicht hat. Das ist ein wesentlicher Grund dafür, dass wir heute eine Coronapandemie haben.
3.1 Der Pandemieplan aus dem Jahr 1999 und 2005
Im Jahr 1999 veröffentlicht die WHO ihren ersten Pandemieplan. Die Tabelle 1 zeigt den Vergleich der Beschreibung und der Kriterien einer Pandemie zwischen dem Pandemieplan 1999 (4) und 2005 (5).
Im Pandemieplan aus dem Jahr 1999 unterscheidet die WHO in ihrem Pandemiemodell zwischen der interpandemischen, der pandemischen und der postpandemischen Phase. Die interpandemische Phase ist die Phase, in der es entweder keine Anzeichen für einen neuen Influenzavirus-Subtyp gibt oder aber ein neuer Virus-Subtyp bei Menschen auftritt, Menschen infiziert und von Mensch zu Mensch übertragen wird. Eine Pandemie (pandemische Phase) wird ausgerufen, wenn das Virus zu mehreren Ausbrüchen in einem Land und zu einem Anstieg der Neuerkrankten führt, das Krankheitsmuster auf eine erhöhte Morbidität und Mortalität in einem bestimmten Bevölkerungsteil hinweist und sich das Virus auf andere Länder ausgebreitet hat.
Wesentlich an der Pandemiebeschreibung aus dem Jahr 1999 ist die Morbidität und die Mortalität, die den Schweregrad der Pandemie beschreibt. Morbidität ist die Anzahl der klinisch erkrankten Personen (erkrankt mit Symptomen) in einem Bevölkerungsteil zu einem bestimmten Zeitpunkt. Im Falle der Coronapandemie wäre die Morbidität nicht die Anzahl der positiv Getesteten, sondern die Anzahl der positiv Getesteten, die tatsächlich an Symptomen erkranken. Die Mortalität ist die Anzahl der Todesfälle in einem bestimmten Bevölkerungsteil zu einem bestimmten Zeitpunkt (Sterberate). Die Morbidität und die Mortalität beschreiben die Schwere bzw. die Auswirkungen der Virusinfektion bzw. der Pandemie. In der Pandemiebeschreibung aus dem Jahr 1999 genügt die Ausbreitung eines Virus alleine nicht, um eine Pandemie auszurufen, sondern das Virus muss eine bestimmte Morbidität und Mortalität verursachen.
WHO: Pandemieplan | Beschreibung einer Influenza-Pandemie Kriterien zum Ausrufen einer Influenza-Pandemie |
April 1999: pandemische Phase | Die Kriterien zum Ausrufen einer Pandemie sind:- der neue Virus-Subtyp verursacht nachweislich mehrere Ausbrüche in mindestens einem Land und hat sich auf andere Länder ausgebreitet.- es gibt übereinstimmende Krankheitsmuster, die zeigen, dass in mindestens einem Bevölkerungsteil mit ernsthafter Morbidität und Mortalität zu rechnen ist.Der Beginn der Pandemie ist definiert als der Zeitpunkt, an dem die WHO bestätigt, dass sich ein Virus von einem oder mehreren Ausgangsherden auszubreiten beginnt. |
April 2005: pandemische Phase | Die höchste pandemische Alarmphase wird ausgerufen:- wenn es grössere Cluster von Infektionen mit einem neuen Influenzavirus-Subtyp gibt,- aber die Mensch-zu-Mensch-Übertragung lokal bleibt.Die pandemische Phase ist gekennzeichnet durch die zunehmende und anhaltende Übertragung (eines neuen Influenzavirus-Subtyps) in der Allgemeinbevölkerung. |
Tabelle 1: WHO-Kriterien und Beschreibung einer Influenzapandemie (eigene Darstellung)
Im November 2002 beginnt sich ein SARS-Coronavirus in Asien auszubreiten und geht auf Länder in Nord- und Südamerika und auf Europa über. Im März 2003 stuft die WHO das Virus als eine weltweite Gesundheits-bedrohung ein (6). Christian Drosten, damals am Institut für Tropenmedizin tätig, identifiziert das SARS-Virus und entwickelt dazu einen PCR-Test. Im Juli 2003 erklärt die WHO den SARS-Ausbruch als beendet. Weltweit waren 29 Länder betroffen, rund 8’000 Menschen waren infiziert und es gab etwa 700 Todesfälle (7). In Deutschland gab es neun Erkrankungen und keinen einzigen SARS-bedingten Todesfall.
Im April 2005 veröffentlicht die WHO einen neuen Pandemieplan (Tabelle 1), weil es Erkenntnisse gibt für eine Infektion von Tieren mit dem Influenzavirus-Subtyp H5N1 (Vogelgrippevirus), der auf den Menschen übertragen und eine tödliche Krankheit auslösen kann (2004 in Kanada und in Asien). Eine weitere Begründung für den neuen Pandemieplan leitet die WHO aus ihren Erfahrungen mit dem SARS-Virus aus dem Jahr 2002/2003 ab. Die WHO ist der Meinung, dass die rasche Eindämmung dieses Virus nur durch das globale und internationale Handeln unter ihrer Leitung gelungen ist. Der Pandemieplan 2005 soll es daher ermöglichen, früher auf Ereignisse zu reagieren, die auf eine Pandemie hindeuten, um dann schnell und koordiniert mit den geeigneten globalen und nationalen Massnahmen die Ausbreitung des neuen menschlichen Influenzavirus einzudämmen. Daher erweitert die WHO ihr bisheriges Pandemiemodell um eine Alarmphase. Sie unterscheidet jetzt zwischen der interpandemischen, der Alarm-, der pandemischen und der postpandemischen Phase. Die interpandemische Phase ist definiert als die Phase, in der entweder kein neuer Influenzavirus-Subtyp vorhanden ist oder aber ein Influenzavirus-Subtyp bei Tieren zirkuliert, der sich auf den Menschen übertragen könnte und somit ein Erkrankungsrisiko darstellt. Die Alarmphase selbst ist unterteilt in 3 Unterphasen und definiert, in welchem Ausmass sich das Virus von Mensch zu Mensch überträgt. Die pandemische Phase wird ausgerufen, wenn die Übertragung von Mensch zu Mensch in der Bevölkerung zunehmend und anhaltend ist.
Beim Pandemieplan 2005 erwähnt die WHO in der Beschreibung des Pandemiemodells das Kriterium der Morbidität und Mortalität nicht mehr (siehe Tab.1). Erst in der Detailbeschreibung der Alarmphase und der pandemischen Phase listet die WHO das Kriterium der Morbidität und Mortalität auf. Die Morbidität und Mortalität sind jetzt neben der Übertragungsrate, der geografischen Ausbreitung des Virus und der Schwere der durch das Virus verursachten Erkrankungen Faktoren, um das pandemische Risiko zu beurteilen. Im Pandemieplan 2005 sind die Morbidität und die Mortalität weniger eine Voraussetzung für das Ausrufen einer Pandemie, sondern eher ein Faktor zur Bewertung des pandemischen Risikos. Zudem fällt im Pandemieplan 2005 die Beschreibung der geografischen Ausbreitung des Virus weg (1999: Ausbrüche in mindestens einem Land und Ausbreitung auf andere Länder; 2005: zunehmende und anhaltende Ausbreitung in der Bevölkerung). Die WHO erklärt diese Änderung damit, dass Länder zu unterschiedlichen Zeitpunkten in unterschiedlichem Ausmass von einem Influenzavirus betroffen sein können.
Obwohl im Pandemieplan 2005 die Morbidität und Mortalität eher zu einem Faktor der Risikobewertung für eine Pandemie wird, beschreibt die WHO in anderen offiziellen Dokumenten die Morbidität und Mortalität weiterhin als Bedingung für das Ausrufen einer Pandemie. So schreibt sie in der Checkliste zur Influenza-Pandemieplanung aus dem Jahre 2005 (8), dass eine Influenzapandemie gekennzeichnet ist durch das Auftreten eines neuen Influenzavirus-Subtyps, der zu weltweiten Epidemien mit einer hohen Zahl an Fällen und Toten führt. Auch auf ihrer Webseite schreibt die WHO bis Anfang Mai 2009, dass eine Influenzapandemie eine enorme Zahl an Toten und Erkrankten verursachen kann. In weiteren offiziellen Dokumenten, die die WHO nach dem Jahr 2005 veröffentlicht (11, 12), schreibt sie ebenfalls, dass eine Influenzapandemie das Potential für eine erhebliche Morbidität und Mortalität hat.
Nach meinem Dafürhalten beginnt die WHO mit dem Pandemieplan 2005 die Morbidität und Mortalität als Kriterium zum Ausrufen einer Pandemie zu relativieren, d.h. eine Pandemie kann, muss aber nicht zu einer erhöhten Morbidität und Mortalität führen.
Zum gleichen Zeitpunkt, in dem die WHO im April den Pandemieplan 2005 veröffentlicht, stimmt die Weltgesundheitsversammlung der Revision der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IHR) zu, die im Jahr 2007 in Kraft treten sollen (12). Mit dieser Revision der IHR verpflichten sich die Mitgliedsstaaten, nationale Pandemiepläne gemäss dem Pandemieplan der WHO umzusetzen und die Massnahmen, die die WHO in einem Pandemiefall anordnet, zu befolgen. Mit diesem Schachzug bringt die WHO die Mitgliedsländer auf Linie und stärkt damit ihre Position als Hüterin der Pandemien.
Nachdem die WHO im April 2005 den neuen Pandemieplan veröffentlicht hat, ruft sie im Sommer 2005 wegen dem H5N1-Virus (Vogelgrippe) weltweit die höchste Pandemie-Alarmstufe aus. Das H5N1-Virus breitet sich seit 2003 in asiatischen Ländern aus und immer mehr Menschen infizieren sich über Tiere mit dem H5N1-Virus und erkranken daran. Bereits im November 2004, also fünf Monate bevor sie die höchste Alarmstufe ausruft, veranstaltet die WHO ein Treffen mit Pharmakonzernen und Regierungsvertretern, um die Möglichkeit einer Impfstoffherstellung gegen das H5N1-Virus zu besprechen, obwohl es zu diesem Zeitpunkt noch keine nachweisbare Übertragung des H5N1-Virus von Mensch zu Mensch gibt (13). Die Pharmakonzerne nutzen das Treffen, um den Regierungsvertretern ihre «Empfehlungen» abzugeben: die Regierungen sollten sich an der Impfstoffentwicklung finanziell beteiligen; sie sollten bei Massenimpfungen gegen das H5N1-Virus die Haftung für allfällige Nebenwirkungen übernehmen und sie sollten Impfstoffvorräte anlegen, um beim Auftreten einer Pandemie Produktionsengpässe zu vermeiden.
Ebenfalls im November 2004 äussert Klaus Stöhr, der Leiter des WHO-Influenzaprogramms, in einem Zeitungsinterview, dass Schätzungen davon ausgehen, dass das H5N1-Virus zwei bis sieben Millionen Toten verursachen wird und dass 25-30% der Bevölkerung krank werden (14). Woher Klaus Stöhr diese Schreckenszahlen nimmt, ist nicht nachvollziehbar.
Anfang Januar 2005 doppelt Klaus Stöhr in einem Interview mit der «Zeit» nochmals nach (15). Er verweist darauf, dass statistisch betrachtet die nächste Pandemie überfällig ist und dass das H5N1-Virus das Potential für eine Pandemie hat. Wiederum verweist Stöhr auf Schätzungen, die bei der nächsten Pandemie von zwei bis sieben Millionen Toten, 25 bis 28 Millionen Hospitalisierten und vielen hundert Millionen Erkrankten ausgehen. Damit Pharmakonzerne einen Impfstoff entwickeln, betrachtet Stöhr die Beteiligung der Staaten als unabdingbar. Er plädiert dafür, dass es rasch Gespräche zwischen Pharmakonzerne und Staaten geben muss, um das weitere Vorgehen zu besprechen, da er die Situation in Asien als besorgniserregend einstuft.
Am 20. Januar 2005 veröffentlicht die WHO einen Bericht zur Lage des H5N1-Virus und plötzlich klingt alles viel weniger dramatisch (16). Die WHO verweist darauf, dass es innerhalb der letzten 12 Monate in Asien 45 bestätigte Fälle gab, von denen 32 tödlich endeten, aber dass nur in einem Fall eine Mensch zu Mensch-Übertragung nachweisbar war. Es handelt sich also offensichtlich um eine Virusübertragung von Tieren (Vögel, Geflügel) auf den Menschen. Die WHO räumt dem Virus ein endemisches Potential ein (begrenzte Verbreitung) und betont, dass die Vermeidung einer Pandemie davon abhängt, ob das Virus bei den Tieren eliminiert werden kann. Die Aussagen der WHO zum H5N1-Vi-rus sind also völlig widersprüchlich. Im November 2004 und Anfang Januar 2005 spricht Klaus Stöhr von der WHO von Millionen von Toten und am 20. Januar 2005 spricht die WHO „nur“ von einem Virus mit einem endemischen Potential. In dieser Situation greift der Pharmakonzern Hoffmann-La Roche am 24. Januar 2005 ins Geschehen ein und teilt der Welt mit, dass das Vogelgrippevirus möglicherweise zu einem Auslöser einer neuen Pandemie werden kann. Es ist gemäss Hoffmann-La Roche weltweit mit einer Erkrankungsrate von einem Drittel der Bevölkerung und mit bis zu 7 Millionen Todesopfern zu rechnen (17). Auch in diesem Fall bleibt unklar, auf welche Fakten Hoffmann-La Roche seine Schreckensprognosen abstützt.
Im April 2005 veröffentlicht die WHO den neuen Pandemieplan und ruft im gleichen Monat wegen dem Vogelgrippevirus die höchste Alarmstufe aus. Im August 2005 teilt Klaus Stöhr seine Befürchtung mit (18), dass die Welt auf eine H5N1-Pandemie (Vogelgrippepandemie) nicht vorbereitet ist. Er stuft die Vorräte als auch die Produktionskapazitäten für das Grippemittel Tamiflu als ungenügend ein.
Ab dem Herbst 2005 zeigt sich die WHO sehr besorgt und stuft die Wahrscheinlichkeit einer Pandemie als so hoch ein wie noch nie. Die WHO ist sich sicher, dass Millionen Menschen in Gefahr sind, wenn das Virus die Fähigkeit erlangt, sich von Mensch zu Mensch zu übertragen. Der WHO-Generalsekretär empfiehlt den Regierungen, Vorräte an Tamiflu und Relenza anzulegen. Die europäischen Regierungen legen sich aufgrund dieser Empfehlung und den verbreiteten Schreckensszenarien grosse Vorräte an Tamiflu und Relenza an, was den beiden Pharmakonzernen Roche und GlaxoSmithKline in Europa Einnahmen im dreistelligen Millionenbereich verschafft. Die USA, die für über eine Milliarde Dollar Tamiflu einkauft, beschert damit dem damaligen US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld einen grosszügigen Nebenverdienst. Neben seiner Tätigkeit als US-Verteidigungsminister ist Rumsfeld Anteilseigner an der Pharmafirma Gilead (gemäss dem „Spiegel“ hält er ein Aktienpaket an Gilead). Gilead entwickelte ursprünglich Tamiflu, verkaufte die Lizenz 1996 an Roche und verdient an jedem Verkauf von Tamiflu Lizenzgebühren. Letztlich erreicht die Vogelgrippe weder den Pandemiestatus noch treffen die von der WHO und den Pharmakonzernen verbreiteten Schreckensszenarien auch nur ansatzweise ein. Zwischen 2003 und 2009 gibt es weltweit nur 468 infizierte Personen und 282 Todesfälle (19), aber die Pharmafirmen haben mit der tatkräftigen Hilfe der WHO reichlich an der verbreiteten Angst und Panik profitiert. Klaus Stöhr, Impfdirektor bei der WHO und zuständig für die Panikmache, wechselt im Jahr 2007 zum Schweizer Pharmakonzern Novartis.
Die WHO hat die Vogelgrippe im Jahr 2004/2005 aufgrund der vorhandenen Fakten völlig falsch eingeschätzt. Es war meiner Meinung nach ein einzelner Mann in der WHO, nämlich Klaus Stöhr, der es fertigbrachte, mit nicht nachvollziehbaren Zahlen die Möglichkeit einer Pandemie heraufzubeschwören und die Regierungen dazu zu bringen, mit dem Geld der Steuerzahler für Millionen bei Pharmakonzernen Medikamente einzukaufen. Die WHO ist damit zum Handlanger der Pharmakonzerne verkommen, die bereits frühzeitig ein grosses Geschäft witterten und es auch erhielten. Von den Mitgliedsländern her entstand auf die WHO in der Folge nie ein Druck, ihre Rolle im Umgang mit der Vogelgrippe aufzuarbeiten.
Ende des Jahres 2007 schliesst in Deutschland der Bund und die Länder mit dem Impfstoffhersteller GlaxoSmithKline einen Vertrag über die Bereitstellung eines Pandemieimpfstoffs ab (20). Dieser Vertrag beruht auf einer Empfehlung der WHO an die Mitgliedsstaaten aus dem Jahr 2005, als das Vogelgrippevirus sich ausbreitete. Die WHO empfahl damals ihren Mitgliedern, nationale Pandemiepläne zu entwickeln und Vorbereitung zur Impfstoffbeschaffung für den Pandemiefall zu treffen. Das Bundesministerium für Gesundheit gewährte Novartis und GlaxoSmithKline Zuwendungen in der Höhe von jeweils 10 Millionen Euro mit der Bedingung, Vertragsverhandlungen mit den Bundesländern aufzunehmen, um die Bereitschaftsmodalitäten für Impfstoffe im Pandemiefall zu klären. Diese Verhandlungen führen im Jahr 2007 zu einem Vertragsabschluss mit GlaxoSmithKline und im Jahr 2009 mit Novartis. Die beiden Hersteller verpflichten sich, im Pandemiefall jeweils bis zu 82 Millionen Impfstoff dosen bereitzustellen. Diese Verträge werden für Deutschland im Jahr 2009 Folgen haben.
3.2 Der Pandemieplan aus dem Jahr 2009
Ende März 2009 veröffentlicht die WHO die nächste Überarbeitung des Pandemieplans (Tabelle 2). Den Grund dafür sieht die WHO in den sogenannten «reassortanten» Viren (21). Aufgrund der Erfahrung mit dem H5N1-Virus (Vogelgrippe) geht die WHO davon aus, dass eine Influenzapandemie auch entstehen kann, wenn sich ein tierisches Virus in ein menschliches Virus um wandelt. Diese Umwandlung geschieht gemäss der WHO auf der genetischen Ebene und zwar durch zwei mögliche Mechanismen: erstens durch die Mischung von tierischen und menschlichen Influenzaviren, aus der dann ein menschlich-tierisches reassortantes Influenzavirus entsteht oder zweitens durch einen genetischen Mutationsprozess, der es dem tierischen Virus erlaubt, Menschen zu infizieren und sich unter den Menschen auszubreiten.
Im Pandemieplan 2009 vereinfacht die WHO ihr Pandemiemodell. Sie definiert jetzt sechs Phasen gefolgt von einer Post-Peak-Phase und einer postpandemischen Phase. In der Phase 1 gibt es kein Influenzavirus, das unter Tieren zirkuliert. In der Phase 2 zirkuliert ein Virus unter Tieren und kann sich auf den Menschen übertragen, d.h. das Virus hat jetzt ein pandemisches Potential. In der Phase 3 verursacht ein tierisches oder ein menschlich-tierisches reassortantes Influenzavirus bei Menschen wenige Krankheitsfälle, aber die Mensch zu Mensch-Übertragung ist sehr selten. In der Phase 4 ist die Mensch zu Mensch-Übertragung des Virus bestätigt und verursacht lokale Ausbrüche und das pandemische Risiko steigt. In der Phase 5 breitet sich das Virus in mindestens zwei Ländern einer WHO-Region aus. In der Phase 6, der pandemischen Phase, breitet sich das Virus zusätzlich auf ein Land einer anderen WHO-Region aus. In der Post-Peak-Phase gibt es einen Rückgang in der Ausbreitung des Virus, aber eine zweite Welle kann nicht ausgeschlossen werden. In der postpandemischen Phase verringert sich die Virusaktivität auf das Niveau einer normalen saisonalen Grippe.
Das zentrale Kriterium zum Ausrufen einer Pandemie ist im neuen Pandemieplan das Vorhandensein eines reassortanten Virus. Mit dieser Definition verschafft sich die WHO die Möglichkeit, die Welt in einen dauerhaften Zustand einer pandemischen Bedrohung zu stürzen, denn es gibt immer tierische oder reassortante Influenzaviren, die bei Menschen Infektionen verursachen könnten und somit ein pandemisches Potential haben.
WHO: Pandemieplan | Beschreibung einer Influenza-Pandemie Kriterien zum Ausrufen einer Influenza-Pandemie |
April 2005: pandemische Phase | Die höchste pandemische Alarmphase wird ausgerufen:- wenn es grössere Cluster von Infektionen mit einem neuen Influenzavirus-Subtyp gibt- aber die Mensch-zu-Mensch-Übertragung lokal bleibt.Die pandemische Phase ist gekennzeichnet durch die zunehmende und anhaltende Übertragung (eines neuen Influenzavirus-Subtyps) in der Allgemeinbevölkerung. |
März 2009: pandemische Phase | Eine Influenza-Pandemie entsteht, wenn ein tierisches Influenazvirus, gegenüber dem die meisten Menschen keine Immunität haben, die Fähigkeit erlangt, eine anhaltende Übertragung von Mensch zu Mensch zu verursachen, die zu gemeinschaftsweiten Ausbrüchen führt. Ein solches Virus hat das Potential, sich weltweit zu verbreiten und eine Pandemie auszulösen. Die Kriterien zum Ausrufen einer Pandemie sind:- es gibt eine Mensch zu Mensch-Übertragung des Virus in mindestens 2 Ländern einer WHO-Region- und zusätzlich Ausbrüche auf lokaler Ebene (community level) in mindestens einem Land einer anderen WHO-Region. |
Tabelle 2: WHO-Kriterien und Beschreibung einer Influenzapandemie (eigene Darstellung)
Im Pandemieplan 2009 streicht die WHO das Schweregradkriterium, d.h. die Morbidität und Mortalität spielt für das Ausrufen einer Pandemie keine Rolle mehr. Wieso sie das Schweregradkriterium streicht, begründet sie nicht. Die WHO kann jetzt bereits eine Pandemie ausrufen, wenn sich ein Virus über mindestens zwei WHO-Regionen ausbreitet, unabhängig davon, ob das Virus harmlos ist oder schwere Erkrankungen und Todesfälle verursacht.
Als ein CNN-Reporter (9) Anfang Mai 2009 die WHO darauf aufmerksam macht, dass auf der Webseite der WHO steht, dass eine Influenzapandemie eine enorme Zahl an Toten und Erkrankten verursachen kann (was der Beschreibung im Pandemieplan 2009 widerspricht), teilt eine Pressesprecherin der WHO mit, dass die Definition auf der Webseite fehlerhaft und von der Webseite entfernt worden ist. Diese Aussage ist sehr erstaunlich. Das bedeutet nämlich, dass die WHO seit dem Jahr 2003 auf ihrer Webseite eine fehlerhafte Pandemiedefinition formuliert und es bis jetzt nicht gemerkt hat. Wie kann das sein, dass eine Pandemiedefinition, die seit 6 Jahren auf der WHO-Webseite steht, plötzlich als fehlerhaft gilt? Einige Monate später (im Dezember 2009 / Januar 2010) wird dieser Umstand der WHO zum Verhängnis werden.
Kaum hat die WHO Ende März 2009 den neuen Pandemieplan veröffentlicht, beobachtet sie im April erste bestätigte Fälle mit dem H1N1-Virus (Schweinegrippe) in Mexiko, in den USA und in Kanada. Am 27. April 2009 ruft die WHO die Pandemie-Alarmstufe 4 (zweithöchste Stufe) aus. Die USA, Mexiko und Kanada haben seit Anfang April insgesamt 72 bestätigte Fälle, aber keine Todesfälle (22). Am gleichen Tag teilt der «Verband Forschende Pharmaunternehmen vfa» mit, dass die Pharmakonzerne bereit sind, um Impfstoffe gegen den Erreger der Schweinegrippe zu entwickeln (23). Am 29. April ruft die WHO die höchste Alarmstufe aus. Seit Anfang April haben neun Länder insgesamt 148 bestätigte Fälle und davon sind acht Todesfälle.
Die Schweizer Regierung schliesst bereits im April 2009, also 2 Monate vor dem Ausrufen der Pandemie, einen Vertrag mit GlaxoSmithKline zum Kauf des Impfstoffs Pandemrix ab und einen Vertrag mit Novartis zum Kauf des Impfstoffs Celtura und Focetria (24). Die Schweiz kauft bei beiden Pharmakonzernen insgesamt 13 Millionen Impfstoffdosen für 84 Millionen Franken, von denen aber letztlich nur ein geringer Teil gebraucht wird. Nicht verwendete Impfstoffe im Wert von 56 Millionen Franken, deren Haltbarkeit im 2011 abläuft, werden zu einem kleinen Teil an die WHO und den Iran verkauft und die übrigen Impfstoffdosen müssen sachgerecht entsorgt werden (Kosten für die Entsorgung: rund 200´000 Franken).
Am 19. Mai 2009 findet in Genf ein Treffen statt zwischen Margaret Chan, der Generalsekretärin der WHO, Ban-Ki-Moon, dem UNO-Generalsekretär und 30 Impfstoffherstellern (25). An diesem Treffen geht es um die Frage einer raschen Impfstoffherstellung gegen das Schweinegrippevirus und einer gerechten Verteilung des Impfstoffs. An der Pressekonferenz teilt Chan mit, dass sie Zusagen von den Pharmakonzernen hat, mit der WHO zusammenzuarbeiten. Zudem betont Chan, dass sie Gespräche mit UNITAID, GAVI, der Weltbank und Stiftungen geführt hat, damit die Finanzierung für den Kauf der Impfstoffe für Entwicklungsländer garantiert ist. Die WHO trifft sich also bereits zu einem Zeitpunkt mit Pharmavertretern und privaten Organisationen, in der die Verbreitung des Schweinegrippevirus als gering bezeichnet werden kann, um über die Impfstoffherstellung zu diskutieren. Mit diesem Treffen und der anschliessenden Pressekonferenz vermittelt die WHO der Welt das Bild, dass ein gefährliches Virus sich global auszubreiten beginnt und dass die einzige Rettung in einer Impfung zu sehen ist. Was wir nicht wissen und nur vermuten können, ist, ob die Pharmaindustrie einen Einfluss darauf genommen hat, dass die WHO am 11. Juni 2009 die H1N1-Pandemie (Schweinegrippe) ausruft. An diesem Tag weisen 74 Länder insgesamt 28´774 bestätigte Fälle auf und insgesamt 144 Todesfälle. Die Frage ist, warum die WHO bei diesen geringen Fall- und Todesfallzahlen eine Pandemie ausruft. Die tägliche Todesrate liegt in Deutschland bei rund 2´600 und weltweit bei rund 150´000 Menschen. Setzt man diese Zahlen in Bezug zu den 144 schweinegrippebedingten Todesfällen zwischen April und Mitte Juni 2009, dann ist das Ausrufen der Pandemie eigentlich schwer nachvollziehbar. Der Grund für das Ausrufen der Pandemie liegt in den neuen Kriterien im Pandemieplan 2009. Um eine Pandemie auszurufen, genügt ein Virus, dass sich in mindestens drei Ländern, verteilt auf zwei WHO-Regionen, ausbreitet. Ob das Virus zu einer hohen Morbidität oder Mortalität führt, spielt keine Rolle mehr … Hauptsache, es breitet sich aus und damit ist die Schweinegrippepandemie lanciert.
Am 12. Juni 2009, einen Tag nach dem Ausrufen der Schweinegrippepandemie durch die WHO, teilt der «Verband Forschende Pharmaunternehmen vfa» nochmals mit (26), dass sie Impfstoffe gegen die Schweinegrippe entwickeln und hersteilen werden. Mit dem Ausrufen der Schweinegrippepandemie fordert die WHO alle Länder auf, ihre nationalen Pandemiepläne zu aktivieren.
In Deutschland erinnert der Pharmakonzern GlaxoSmithKline die deutsche Gesundheitsministerin schriftlich daran, dass Deutschland einen Vertrag aus dem Jahr 2007 mit GlaxoSmithKline zum Bezug von Impfstoffen im Pandemiefall habe und dass nun eine Bestellvereinbarung abgeschlossen werden müsse (27). Im Oktober und November 2009 werden in Deutschland die Impfstoffe Pandemrix, Focetria, Calvaplan und Celtura zugelassen. Deutschland kauft 34 Millionen Impfstoffdosen.
Gleichzeitig startet wieder die Propagandamaschine und eine Schreckensbotschaft jagt die nächste. Um nur einige Beispiele zu nennen: Adolf Windorfer, Professor an der Medizinischen Hochschule Hannover und deutscher Impfexperte (28), erwartet in Deutschland für den Winter 30-50 Millionen Erkrankungen und rechnet mit 25´000-30´000 Toten (letztlich waren es dann 235 Tote in Deutschland). Das Europäische Zentrum für Seuchenkontrolle (29) rechnet mit rund 160 Millionen Infizierten und 40´000 Toten alleine in Europa. Jörg Hacker, der damalige Präsident des Robert Koch Instituts, teilt im Herbst mit, dass die Welle begonnen hat. Prof. Christian Drosten, der damalige Leiter für Virologie an der Uni-Klinik Bonn, ruft dringend dazu auf, sich gegen die Schweinegrippe impfen zu lassen (30). Man könnte fast glauben, dass die Pharmakonzerne ihre Meinungsmacher losgeschickt haben, um Angst und Panik zu verbreiten, denn das bringt Profit. Die Schweinegrippepandemie wird für die Pharmafirmen zu einem erfolgreichen Geschäft. Die Regierungen kaufen für Millionenbeträge Tamiflu und Relenza und bestellen zusätzlich Millionen von Impfstoffdosen. Deutschland, das 34 Millionen Impfstoffdosen gekauft hat, bleibt auf rund 29 Millionen Dosen mit einem Wert von 236 Millionen Euro sitzen, die zum grössten Teil vernichtet werden müssen (31). Im Winter 2009/2010 lassen sich weltweit nur rund 300 Millionen Menschen mit einem H1N1-Impfstoff impfen.
Um es nochmals zu verdeutlichen: Als die Schweinegrippepandemie im August 2010 endet, gibt es weltweit rund 700´000 bestätigte Fälle (infizierte Personen) und 18´000 Tote, d.h. die Schweinegrippepandemie ist harmloser verlaufen als eine saisonale Grippewelle, die jährlich zwischen 250´000-500´000 Todesfälle fordert. Die WHO hat es zusammen mit der Pharmaindustrie und einigen Meinungsmachern erreicht, ein harmloses Virus zu einer ausgemachten Pandemie hochzustilisieren.
Obwohl die Impfstoffe von den Pharmafirmen, den Regierungen und ihren Behörden als bedenkenlos und wirksam empfohlen wurden, treten in Europa beim Impfstoff Pandemrix von GlaxoSmithKline gravierende Nebenwirkungen auf. Bereits im Jahr 2010 gibt es die ersten Vermutungen eines Zusammenhangs zwischen der Impfung mit Pandemrix und dem Auftreten von Narkolepsie bei Kindern und Jugendlichen. GlaxoSmithKline bestreitet diesen Zusammenhang sofort. Erst als GlaxoSmithKline im Jahr 2018 während eines Geschädigtenprozesses interne Unterlagen zu Pandemrix offenlegen muss, zeigt sich die Skrupellosigkeit, mit der in der Pharmaindustrie Geschäfte gemacht werden. GlaxoSmithKline wusste bereits Ende 2009, dass es mit dem in Europa produzierten Impfstoff Pandemrix ein Herstellungsproblem gibt, weil in Europa häufiger schwere Nebenwirkungen auftraten als in anderen Ländern.
GlaxoSmithKline informierte die Öffentlichkeit aber nie darüber und verkaufte den Impfstoff weiter (32). Dieser Skandal wurde weder von der WHO noch von der Politik öffentlich aufgearbeitet. Seitdem leiden rund 15´000 Menschen in Europa an schweren Nebenwirkungen des Impfstoffs Pandemrix, fast so viele, wie an der Schweinegrippe gestorben sind.
Im Jahr 2009 veröffentlicht Tom Jefferson (33) eine Meta-Analyse zur Wirksamkeit von Oseltamivir (Tamiflu) und stellt fest, dass die Wirksamkeit von Tamiflu zur Prävention von Grippekomplikationen weitaus geringer ist als von der Pharmafirma Roche behauptet. Als Tom Jefferson von Roche deren eigene Rohdaten überprüfen will, weigert sich Roche, diese zu veröffentlichen. Erst als die Chefredakteurin des British Medical Journal öffentlich Druck macht, stellt Roche die Daten im Jahr 2014 zur Verfügung. Bei der Auswertung der Daten stellt Jefferson fest, dass der Wirkstoff Oseltamivir (Tamiflu) auf die Dauer und die Schwere von Grippesymptomen praktisch keinen Einfluss hat (34). Der zweite Skandal ist damit perfekt. Roche hat ein Medikament (Tamiflu) verkauft, von dem es aufgrund eigener interner Studien wusste, dass seine Wirkung verschwindend gering ist. Das Beispiel von GlaxoSmithKline und von Roche zeigt, wie das Pharmageschäft läuft. Es zeigt aber auch das Versagen des Systems auf allen Ebenen auf. Roche hat Tamiflu als wirksam angepriesen und die WHO und die nationalen Kontroll- und Arzneimittelbehörden haben die Beweiskraft der Studien wohl nicht richtig überprüft. Von Pharmafirmen manipuliert, sind die Regierungen der Pharmaindustrie blind gefolgt und haben Millionen für wirkungslose Medikamente ausgegeben. Erst im März 2017 hat die WHO in ihrer Medikamentenliste für Grippeerkrankungen Oseltamivir (Tamiflu) von einem Medikament der Grundversorgung zu einem «ergänzenden Medikament» abgestuft (35). Aufgrund der Ergebnisse von Tom Jefferson im Jahr 2014 hätte die WHO das Medikament eigentlich sofort aus ihrer Medikamentenliste streichen müssen, was sie aber nicht tat. Sie begründet das damit, dass Oseltamivir das einzige Medikament ist, dass für schwerkranke Grippepatienten und zur Vorbereitung auf eine Grippepandemie in der Liste aufgeführt sei. Das ist ein armseliges Argument. Auch dieser Skandal ist weder von der WHO noch von der Politik jemals aufgearbeitet worden. Es scheint, dass sich alle darin einig sind, das Schweigen der beste Umgang mit Fehlentscheidungen ist.
Wenn wir uns diese Beispiele vor Augen halten und uns für einen kurzen Moment überlegen, welcher Wettlauf zwischen Pharma- und Biotechunternehmen bei der Entwicklung eines Covid-19-Impfstoffs stattfindet und um wieviel Geld es dabei geht, dann stellt sich die Frage, inwieweit wir den Versprechungen der Konzerne und der Regierungen glauben dürfen, dass der Impfstoff sicher ist. Eines ist klar, es geht um viel Geld und ob der Impfstoff kurz- oder langfristig Nebenwirkungen hat, spielt für die Pharma- und Biotechkonzerne eine untergeordnete Rolle. Die Haftung für Nebenwirkungen liegt sowieso bei den Ländern, die den Impfstoff kaufen.
Aber es gibt im Jahr 2009, als die WHO am 11. Juni die Schweinegrippepandemie ausruft, doch noch einige besonnene und kritische Menschen. Im Dezember 2009 reicht der damalige Europaabgeordnete Wolfgang Wodarg zusammen mit anderen EU-Abgeordneten bei der parlamentarischen Versammlung des Europarats eine Motion ein (36). Sie fordern die Aufklärung, ob die WHO die Schweinegrippepandemie aufgrund des Einflusses von Pharmakonzernen ausgerufen hat. Es geht unter anderem auch um die Frage, ob die veränderte Pandemiedefinition der WHO überhaupt erst das Ausrufen der H1N1-Pandemie ermöglicht hat. Die parlamentarische Versammlung der EU beruft unter der Leitung von Paul Flynn ein Komitee zur Erstellung eines Berichts ein, der am 7. Juni 2010 der parlamentarischen Versammlung des Europarats vorgelegt wird.
Und nun beginnt ein Trauerspiel, das die Kompetenz der WHO definitiv in Frage stellt. Die WHO, die wohl ahnt, dass düstere Wolken am Horizont aufziehen, beruft im Januar 2010 unter dem Vorsitz von Harvey Fineberg ein eigenes Komitee ein, welches die Arbeit der WHO während der bisherigen Zeit der Schweinegrippepandemie beurteilen soll. Dieses Komitee wird seinen Bericht im Mai 2011 vorlegen. Die WHO weiss, dass sie bezüglich ihrer Pandemiedefinitionen Schwierigkeiten bekommen kann, v.a. unter dem Aspekt, dass eine Pressesprecherin der WHO Anfang Mai 2009 der Öffentlichkeit mitteilte, dass die Pandemiedefinition auf der WHO-Webseite fehlerhaft und entfernt worden sei. Die WHO versucht nun die Wogen zu glätten. Im Januar 2010 nimmt Fukuda, ein Sonderberater des Generalsekretärs der WHO, zu den Pandemiedefinitionen der WHO Stellung (37). Er betont, dass die Pandemiedefinitionen unterschiedlich beschrieben sind, dass aber alle Aussagen darin übereinstimmen, dass eine Pandemie eine globale Ausbreitung einer Infektion oder einer Krankheit ist. Gemäss Fukuda ist der Schweregrad einer Pandemie nie Teil einer Pandemiedefinition der WHO gewesen. Aufgrund der vielen WHO-Dokumente, in denen von und über Pandemie geschrieben wird, liegt nach Fukuda die Verwirrung hinsichtlich der Pandemiedefinition darin, dass es viele Beschreibungen von Pandemien gibt. Dabei liegt in einigen Beschreibungen die Betonung auf den möglichen schweren Auswirkungen einer Pandemie. Einen Einfluss der Pharmakonzerne auf die WHO lehnt Fukuda entschieden ab.
Am 15. April 2010 findet ein Treffen zwischen dem EU-Komitee unter dem Vorsitz von Paul Flynn und der WHO statt. Auch hier betont die WHO, dass sie nie versucht hat, den Pandemiebegriff zu definieren oder neu zu definieren! Sie habe lediglich Beschreibungen einer Pandemie gemacht und innerhalb des Phasenmodells die pandemische Phase definiert. Die WHO führt zudem aus, dass eine Zahl an Toten nie Teil der Definition einer pandemischen Phase gewesen sei (38). Am 8. Juni teilt der WHO-Pressesprecher Hartl mit, dass es eine frühere WHO-Beschreibung einer Pandemie gibt, die Bezug nimmt auf eine grosse Anzahl an Toten und Erkrankten (damit meint Hartl wohl den Pandemieplan aus dem Jahr 1999). Dies sei jedoch eine Beschreibung gewesen und keine offizielle Definition (39)!
Die Schlussfolgerung ist also, dass die WHO seit 1999 nie formal definiert hat, was eine Influenzapandemie ist, sondern sie beschreibt nur, was eine Pandemie ist. Was genau der Unterschied zwischen einer Beschreibung und einer Definition ist, erklärt die WHO nicht. Trotz aller Erklärungen der WHO lässt sich ableiten, dass es unter der Pandemiedefinition aus dem Jahre 1999 und 2005 im Jahr 2009 zu keiner Schweinegrippepandemie gekommen wäre, weil die notwendige Morbidität und Mortalität nicht gegeben war. Die Aussage der WHO, sie habe nie eine spezifische Zahl an Todesfällen als Teil der Pandemiedefinition festgelegt, ist richtig. Allerdings hat sie im Pandemieplan 1999 und 2005 definiert, dass das Virus zu einer erhöhten Morbidität und Mortalität in mindestens einem Bevölkerungsteil führen muss und genau das war bei der Schweinegrippe nicht gegeben. Die Erklärungen, Aussagen und Begründungen der WHO sind ein Ausweich- und Ablenkungsmanöver.
Am 7. Juni 2010 legt das EU-Komitee unter dem Vorsitz von Paul Flynn der parlamentarischen Versammlung des Europarats seinen Bericht vor (38). Der Bericht kommt unter anderem zu folgenden Schlussfolgerungen:
- Das frühe Ausrufen der Schweinegrippepandemie war nur möglich, weil die WHO im Frühjahr 2009 ihre Beschreibung der pandemischen Phasen änderte und das Schweregradkriterium als Voraussetzung für eine Pandemie entfernte.
- Das Ausrufen der Pandemie führte auf der nationalen Ebene dazu, dass Länder, die mit Pharmakonzernen Vorverträge für den Bezug von Impfstoffen abgeschlossen hatten, diese mit dem Ausrufen der Pandemie kaufen mussten.
- Vor dem Ausrufen der Pandemie liess sich der WHO-Generalsekretär von einem Dringlichkeitsausschuss beraten und traf aufgrund dieser Beratung die Entscheidung, eine Pandemie auszurufen. Die WHO hat die Liste der Mitglieder dieses Ausschusses nicht veröffentlicht. Dadurch war nicht ersichtlich, ob Mitglieder dieses Ausschusses allenfalls in Interessenskonflikten gegenüber Pharmafirmen standen (die Liste wurde nachträglich im 2011 veröffentlicht).
- Es gibt Faktoren, die auf eine unzulässige Beeinflussung der WHO durch Pharmakonzerne hinweisen. Dazu gehört die frühzeitige Empfehlung der WHO an die Mitgliedsländer, vertragliche Vereinbarungen mit Pharmakonzernen über die Lieferung von Impfstoffen abzuschliessen.
Obwohl der Bericht klar aufzeigt, dass die WHO ihre Pandemiedefinition geändert und das Kriterium des Schweregrads entfernt hat, dass ein Einfluss von Pharmakonzernen nicht ausgeschlossen werden kann und dass die WHO zu wenig transparent arbeitet, hat der Bericht für die WHO keine Folgen.
Am 8. Juni 2010 reagiert die WHO-Generalsekretärin Chan auf die verschiedenen Vorwürfe, die auf die WHO niederprasseln (40). Sie weist darauf hin, dass potenzielle Interessenskonflikte in der Beziehung zwischen der WHO und der profitorientierten Industrie inhärent sind und dass die WHO strengere Regeln für die Zusammenarbeit aufstellen und durchsetzen muss. Aber, so betont sie, in keiner Sekunde hätten kommerzielle Interessen ihre Entscheidungen beeinflusst. Die Tatsache, dass die Namen der Mitglieder des Dringlichkeitsausschusses nicht veröffentlicht werden, begründet sie damit, dass die Namen erst veröffentlicht werden, wenn das Komitee seine Arbeit beendet habe. Die Namen würden deshalb geheim gehalten, um die Mitglieder des Dringlichkeitsausschusses von kommerziellen oder anderen Einflüssen zu schützen.
Als die WHO im Jahr 2011 die Liste der Mitglieder des Dringlichkeitsausschusses endlich veröffentlicht (41), zeigt sich, dass 5 Mitglieder Verbindungen zu Pharmakonzernen haben. Dr. Nancy Cox erhält Forschungsgelder vom Internationalen Verband pharmazeutischer Unternehmen (IFPMA). Professor Arnold Moto erhält Honorare von GlaxoSmithKline, Novartis, Roche, Baxter und Sanofi für Beratungen im Bereich Pandemien/Influenza und zwischen 2007 und 2009 erhielt er Gelder von Sanofi für eine klinische Studie zu Influenza-Impfstoffen. Dr. John Wood führte in der Vergangenheit Auftragsforschungen für Sanofi, CSL, Novartis, Powdermed und IFPMA auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung von Grippeimpfstoffen durch. Professor Maria Zambon erhält finanzielle Unterstützung von Sanofi, Novartis, CSL, Baxter und GlaxoSmithKline für Auftragsarbeiten in ihrem Labor. Professor Neil M. Ferguson erhielt bis 2007 Beratungshonorare von Roche, Novartis und GlaxoSmithKline. Das Argument der WHO, sie halten die Mitgliedsliste des Dringlichkeitsausschusses geheim, um die Mitglieder vor einer Beeinflussung zu schützen, ist erneut als ein Ausweich- und Vertuschungsmanöver zu werten.
Am 5. Mai 2011 veröffentlicht die WHO ihren eigenen Bericht zur Schweinegrippepandemie (42). Der Bericht attestiert der WHO grundsätzlich kein Fehlverhalten während der H1N1-Pandemie und kommt zum Schluss, dass es keine Einflussnahme von Pharmakonzernen auf die Entscheidungen der WHO gab. Im Bericht werden der WHO Empfehlungen zur Verbesserung gegeben. Die WHO soll einen Schweregrad-Index für Influenzapandemien entwickeln und die Struktur der pandemischen Phasen vereinfachen und auf einem risikobasierten Ansatz aufbauen.
Allerdings weist Deborah Cohen (43) in einem Bericht darauf hin, dass 13 der 29 Mitglieder des WHO-Komitees unter dem Vorsitz von Fineberg gleichzeitig Mitglied der «International Health Regulations» (IHR) der WHO sind. Der Dringlichkeitsausschuss, der den WHO-Generalsekretär vor dem Ausrufen einer Pandemie berät, ist ein Organ des IHR. Das Fineberg Komitee hatte also sozusagen den Auftrag, seine eigene Arbeit zu kontrollieren. Es wundert nicht, dass das Komitee in seinem Bericht zum Schluss kommt, dass es grundsätzlich kein Fehlverhalten der WHO und keine Einflussnahme von Pharmakonzernen auf die Entscheidungen der WHO gibt.
Die Behauptung der WHO, Pharmakonzerne würden keinen Einfluss auf ihre Entscheidungen nehmen, ist sehr fragwürdig. Unabhängigkeit sieht anders aus. Eigentlich steht die WHO im Sommer 2011 als Experteninstitution für Pandemien vor einem Scherbenhaufen und hat alle Glaubwürdigkeit verloren. Die WHO hat mehr Ähnlichkeit mit einem Vetternwirtschaftsbetrieb als mit einer renommierten Experteninstitution. Das scheint aber niemanden zu interessieren, denn die WHO kann weitermachen wie bisher. Das zeigt der nächste Pandemieplan, den die WHO veröffentlicht.
3.3 Der Pandemieplan aus dem Jahr 2013/2017
Im Jahr 2013 stellt die WHO einen überarbeiteten Pandemieplan vor, der im Jahr 2017 definitiv bestätigt wird (Tabelle 3). Da die beiden Pandemiepläne identisch sind, beziehe ich mich hier auf den Pandemieplan 2017 (44). Mit dem Pandemieplan 2017 greift die WHO die Empfehlungen des Fineberg-Berichts auf und versucht diese umzusetzen. Was dabei entsteht, ist ein Pandemieplan, der auf einem «Notfall-Risikomanagement-Ansatz» basiert, d.h. eine Influenzapandemie ist jetzt ein Krisenereignis oder ein Risiko, das nicht nur einen Einfluss auf den Gesundheitssektor, sondern auch auf die Gesellschaft im weitesten Sinn haben kann. Im Notfall-Risikomanagement-Ansatz definiert die WHO ihre Aufgabe darin, das pandemische Potential global zu bewerten. Wenn eine Influenzapandemie als Risiko betrachtet wird, müssen entsprechende Instrumente vorhanden sein, um dieses Risiko global und national zu beurteilen.
WHO Pandemieplan | Definition Influenza-Pandemie Kriterien zum Ausrufen einer Pandemie |
März 2009 | Eine Influenza-Pandemie entsteht, wenn ein tierisches Influenazvirus, gegenüber dem die meisten Menschen keine Immunität haben, die Fähigkeit erlangt, eine anhaltende Übertragung von Mensch zu Mensch zu verursachen, die zu gemeinschaftsweiten Ausbrüchen führt. Ein solches Virus hat das Potential, sich weltweit zu verbreiten und eine Pandemie auszulösen. Die Kriterien zum Ausrufen einer Pandemie sind:- es gibt eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung des Virus in mindestens 2 Ländern einer WHO-Region- und zusätzlich Ausbrüche auf lokaler Ebene (community level) in mindestens einem Land einer anderen WHO-Region. |
2013 / 2017 | Eine Influenza-Pandemie entsteht, wenn ein Influenza-A-Virus, gegenüber dem die meisten Menschen eine geringe oder keine Immunität haben, die Fähigkeit hat, sich anhaltend von Mensch-zu-Mensch zu übertragen und es somit zu gemeinschaftsweiten Ausbrüchen kommt. Die pandemische Phase ist:- die globale Ausbreitung des neuen menschlichen Influenzavirus-Subtyps, basierend auf einer globalen Überwachung. Der Übergang zwischen der Interpandemie-, der Alarm- und der Pandemiephase kann schnell oder allmählich erfolgen entsprechend der globalen Risikobewertung, die hauptsächlich auf virologischen, epidemiologischen und klinischen Daten beruht. Während der globalen Ausbreitung der menschlichen Influenza, verursacht durch einen neuen Influenzavirus-Subtyp, kann der WHO-Generaldirektor, basierend auf einer Risikobewertung und der Situation entsprechend, eine Pandemie ausrufen. |
Tabelle 3: WHO-Kriterien und Beschreibung einer Influenzapandemie (eigene Darstellung)
Die globale Risikobewertung erfolgt aufgrund von virologischen, epidemiologischen und klinischen Daten. Entscheidend für die globale Risikobewertung ist gemäss der WHO die globale Ausbreitung des neuen Influenzavirus-Subtyps unter Berücksichtigung der Erkrankungen, die er verursacht. Die nationale Risikobewertung übergibt die WHO den einzelnen Ländern und weist die Länder an, ihre eigenen Instrumente zur nationalen Risikobeurteilung einzusetzen. Dabei sollen bei der nationalen Risikobewertung die Gefährdung, die Exposition und der Kontext berücksichtigt werden. Eine nationale Gefährdungsbewertung ist die Beurteilung des Pandemiepotentials des Influenzavirus; eine Expositionsbewertung ist eine Beurteilung der Bevölkerungsgruppen, die besonders gefährdet sind; eine Kontextbewertung ist eine Beurteilung der Umweltfaktoren, die das pandemische Risiko beeinflussen können. Anhand der nationalen Risikobewertung kann jedes Land entscheiden, welche Massnahmen zu welchem Zeitpunkt als Reaktion auf die Krise notwendig sind (vorbereitende Massnahmen, reduzierende Massnahmen, präventive Massnahmen).
Dieser Risikobewertung fügt die WHO eine Bewertung des Schweregrads der Pandemie hinzu. Die Schweregradbewertung erfolgt anhand der Übertragbarkeit des Virus, der Schwere der Erkrankung und der Auswirkungen der Pandemie. Für die Schweregradbewertung listet die WHO Parameter auf, die genutzt werden können, wie z.B. die Zahl der Fälle mit Grippesymptomen pro Woche (ILI); die Reproduktionszahl (R-Wert); die Inzidenz (Anzahl der Neuerkrankten); die Prävalenz (Anzahl der Gesamterkrankten); die Sensitivität gegenüber antiviralen Medikamenten; die Letalitätsrate (Anzahl Menschen, die an der durch das Virus verursachten Erkrankung versterben), die Hospitalisationsrate usw. Für die Risikobewertung und die Bewertung des Schweregrads stellt die WHO Tools (45,46) zur Verfügung sowie eine Checkliste (47) zur Umsetzung des Pandemieplans 2017 auf nationaler Ebene.
Den Notfall-Risikomanagement-Ansatz bettet die WHO in eine neue Struktur pandemischer Phasen ein. Sie definiert nun eine interpandemische Phase, eine Alarmphase, eine pandemische Phase, eine Übergangsphase und darauf folgend wieder eine interpandemische Phase. Diese Phasen sind nicht voneinander abgegrenzt, sondern laufen ineinander über (Kontinuum) und je nach Phase sind unterschiedliche Massnahmen gefordert. Damit will die WHO der Tatsache gerecht werden, dass verschiedene Länder zu unterschiedlichen Zeitpunkten in unterschiedlichem Ausmass von der Influenzapandemie betroffen sein können und unterschiedliche Massnahmen zur Eindämmung des Virus notwendig sind. Die interpandemische Phase ist die Zeit zwischen Influenzapandemien. Die Alarmphase ist die Phase, wenn ein neuer Influenzavirus-Subtyp bei Menschen identifiziert wird, der eine Influenza (Grippe) verursacht. In dieser Phase steht die Beobachtung und Risikobewertung des Virus auf lokaler, nationaler und globaler Ebene im Vordergrund. Die pandemische Phase ist die Zeit, in der sich die Influenza global ausbreitet. Die Übergangsphase ist die Periode, in der sich das globale Verbreitungsrisiko verringert und die Länder entsprechend ihrer eigenen Risikobeurteilung die Massnahmen zur Eindämmung des Virus wieder auflösen können.
Obwohl die WHO mit dem Pandemieplan 2017 das Schweregradkriterium wieder berücksichtigt, birgt der Plan für die Praxis einige Probleme. Der Pandemieplan ist sehr komplex und das zentrale Element sind die Risikobewertungen auf globaler und nationaler Ebene. Die Aufgaben zwischen der WHO und den Mitgliedsländern sind so aufgeteilt, dass die WHO globale Risikobewertungen abgibt und die Länder aufgrund ihrer eigenen Risikobewertung die nationalen Massnahmen planen. Die Qualität der Risikobewertungen und der daraus gezogenen Schlussfolgerungen sind abhängig von den erhobenen Risikoparametern. Während der Coronapandemie werden in den meisten Ländern nur wenige Parameter erhoben wie z.B. die Anzahl der positiv Getesteten, die Anzahl der PCR-Tests, die Anzahl der Hospitalisierten und die Anzahl der Verstorbenen. Keine verlässlichen Daten stehen beispielsweise zur Verfügung zum Verhältnis der positiv Getesteten, die Symptome und keine Symptome entwickeln; zur Anzahl der Infektiösen (Personen, die das Virus übertragen können); zur Gesamtzahl aller positiv Getesteten, die Symptome und keine Symptome entwickelt haben. Das heisst, es gibt vor allem bei der Schweregradbeurteilung wenige verlässliche Daten.
Bei der Coronapandemie offenbaren sich eindrücklich die Probleme, die mit der Risikobewertung verbunden sind. Es werden zu wenige Parameter systematisch erhoben und die erhobenen Parameter werden nicht in den sinnhaften Kontext gestellt. Daher ergeben sich je nach Betrachtungsweise unterschiedliche Risikobewertungen. Das beste Beispiel dafür ist das Verhältnis zwischen der Anzahl der positiv Getesteten und der Anzahl der durchgeführten Tests. Die Risikobewertung, die von der Politik, den Experten und den Medien der Öffentlichkeit kommuniziert wird, ist die absolute Zahl der positiv Getesteten, die ein hohes Verbreitungsrisiko des Virus vermittelt. Wird die gleiche Zahl in Relation gesetzt zur Anzahl der durchgeführten PCR-Tests, dann relativiert sich die Gefährlichkeit des Virus. Ein zweites Beispiel ist das Verhältnis zwischen positiv getesteten Personen, die erkranken und denjenigen, die nicht erkranken. Dieses Verhältnis, das viel über die Gefährlichkeit des Virus aussagen würde, wird nicht erhoben. Die Vermittlung von Zahlen ohne Einbettung in den richtigen Kontext ist nichts anderes als Panikmache, Angst schüren und Propaganda.
Wenn die national erhobenen Risikoparameter von geringer Qualität sind, dann ist auch die nationale Risikobewertung von geringer Qualität. Wenn die nationalen Risikobewertungen von geringer Qualität sind, kann auch die globale Risikobewertung durch die WHO das Geschehen nicht wirklich abbilden. Dies führt dazu, dass wir bei der Coronapandemie letztlich nichts anderes hören, als dass sich das Virus rasch ausbreitet, wobei der Beweis für die Ausbreitung nur über die Anzahl der positiv getesteten Menschen und den R-Wert erfolgt. Die Ausbreitung des Virus wird also gleichgesetzt mit der Gefährlichkeit des Virus, was natürlich ein unzulässiger Zusammenhang ist. Die Tatsache, dass der PCR-Test nicht einmal als Diagnostikinstrument geeignet ist, lassen wir an dieser Stelle noch unberücksichtigt. Das wird das Thema des nächsten Kapitels sein.
3.4 Die WHO und die Chronologie der Coronapandemie
Nachfolgend verfolgen wir chronologisch die Rolle der WHO bei der Entstehung der Coronapandemie.
31. Dezember 2019
Am 31. Dezember 2019 erfährt die WHO, dass es in Wuhan vier Fälle von Lungenentzündungen unbekannter Ursache gibt (48). Ein offizieller Bericht der Hubei Provinz wiederum bestätigt, dass es in Wuhan 27 Fälle einer viralen Pneumonie gibt und davon 7 Patienten in einem kritischen Zustand sind. Es ist unklar, ob es sich um ein SARS-Virus handeln könnte.
1. - 5. Januar 2020
Am 1. Januar 2020 nimmt die WHO mit China Kontakt auf, um nähere Informationen zu erhalten und seine Unterstützung anzubieten. Am 2. Januar informiert die WHO das «Globale Warn- und Reaktionsnetzwerk für Ausbrüche» (GORAN). GORAN ist ein WHO-Netzwerk aus Institutionen, das bei akuten Ereignissen im Bereich der öffentlichen Gesundheit betroffenen Ländern Personal und Ressourcen zur Verfügung stellen kann. Am 4. Januar tweeted die WHO der Öffentlichkeit, dass es in Wuhan Fälle von Lungenentzündungen unbekannter Ursache gibt und dass Abklärungen zur Feststellung der Ursache laufen.
Am 5. Januar erhalten die Mitgliedsländer der WHO die ersten offiziellen Informationen. In der Mitteilung heisst es, dass die chinesischen Behörden insgesamt 44 Patienten mit einer Lungenentzündung unbekannter Ursache gemeldet haben. Von diesen seien 11 Patienten schwer erkrankt, die übrigen 33 seien in einem stabilen Zustand. Es gebe keine Beweise für eine Mensch zu Mensch-Übertragung. Die Symptome der Patienten seien üblich bei Atemwegserkrankungen in den Wintermonaten. Die WHO will die Situation weiter beobachten und empfiehlt keine Reisebeschränkungen nach China (49).
9. - 10. Januar 2020
Am 9. Januar teilt die WHO mit, dass die chinesischen Behörden bei einem der hospitalisierten Patienten eine vorläufige Bestätigung für eine Infektion mit einem neuen Coronavirus (CoV) haben. Chinesische Forscher hätten aus einem positiven Patientenisolat eine Gensequenzierung durchgeführt und eine Infektion des Patienten mit SARS-CoV, MERs-CoV, Influenza, Vogelgrippe, Adenoviren und anderen häufigen Erregern der Atemwege ausschliessen können (50). Am 10. Januar hält der «Globale Koordinations-Mechanismus zur Prävention und Kontrolle nichtübertragbarer Krankheiten» (GCM) seine erste Telefonkonferenz ab. Das GCM, 2014 von der WHO gegründet, ist ein Netzwerk von über 400 Partnern (Mitgliedsländer der WHO, UN-Organisationen und UN-Programme, Partner aus dem privaten Sektor, Stiftungen, akademische Institutionen). An der Telefonkonferenz wird allen mitgeteilt, dass es in Wuhan per 5. Januar 2020 59 Patienten mit einer Lungenentzündung unbekannter Ursache gibt, von denen 7 schwer erkrankt sind. Todesfälle liegen keine vor. Der Erreger sei weder bekannt noch bestätigt und es sei noch keine genetische Sequenz des Erregers verfügbar (51).
Ebenfalls am 10. Januar aktiviert die WHO das R&D Blueprint Programm. Dieses Programm ist ein globaler Bereitschaftsplan der WHO bei Epidemien. Das Programm will beim Auftreten von Epidemien so rasch wie möglich die Forschung und die Entwicklung von Tests, Impfstoffen und Medikamenten aktivieren und voranbringen (weitere Informationen zum R&D Blueprint in Kapitel 7.4.6).
Am 10. Januar hält ausserdem die «strategische und technische Beratungsgruppe für Ansteckungskrankheiten“ (STAG-IH) ihr erstes Meeting zum neuen Coronavirusausbruch ab. Die STAG-IH ist ein Gremium, das die WHO zu infektiösen Gefahren berät, die eine potenzielle Bedrohung für die globale Gesundheit darstellen. Das Gremium besteht aus 10-15 Mitgliedern, die von der WHO gewählt werden. Lothar Wieler, der Präsident des deutschen Robert Koch Instituts, ist Mitglied dieses Beratungsgremiums.
Bis zum 10. Januar 2020 hat die WHO also alles an Gruppen und Programmen aktiviert, die mit nichtübertragbaren oder übertragbaren Krankheiten zu tun haben, obwohl zu diesem Zeitpunkt völlig unklar ist, ob es sich bei dem «Vorfall» in Wuhan überhaupt um ein epidemisches Ereignis handelt oder nicht.
11. Januar - 12. Januar 2020
Am 11. Januar meldet China den ersten Todesfall eines Patienten, der an einer Lungenentzündung unbekannter Ursache bzw. an dem neuen Coronavirus verstorben ist. Allerdings weist die chinesische Behörde darauf hin, dass der Patient schwere Vorerkrankungen hatte.
Ebenfalls am 11. Januar tweeted die WHO (52), dass sie von den chinesischen Behörden die genetischen Sequenzen des neuen Coronavirus «2019-nCoV» erhalten hat und dass diese auf GISAD, einer Online-Virendatenbank, aufgeschalten sind. Gemäss der WHO sollen die genetischen Sequenzen es den Ländern ermöglichen, spezifische Diagnostiktests zu entwickeln, um möglichst schnell infizierte Personen zu identifizieren und zu behandeln.
Wir werden weiter unten sehen, dass die Behauptung der chinesischen Forscher, sie hätten Gensequenzen des neuen Coronavirus identifiziert, nicht stimmt. In zwei wissenschaftlichen Artikeln, die die chinesischen Forscher am 23. und 24. Januar veröffentlichen, bestätigen sie, dass sie das neue Coronavirus nicht nach den notwendigen wissenschaftlichen Standards isoliert haben und sie demnach nicht zweifelsfrei beweisen können, dass die gefundenen Gensequenzen zu dem Virus gehören, dass die Lungenentzündungen unbekannter Ursache verursacht. Am 11. Januar veröffentlicht die WHO ihre erste Falldefinition zum neuen Coronavirus (53). Bei folgenden Personen gilt ein Verdacht auf eine Infektion mit dem neuen Coronavirus: 1) eine schwere Atemwegsinfektion mit Husten und Fieber, die eine Krankenhauseinweisung erforderlich macht. 2) es gibt keine anderen Ursachen, die die Symptome erklären UND der Patient war vorgängig in Wuhan oder war mit Personen in Kontakt, die in Wuhan waren. Diese erste Falldefinition ist sehr allgemein gehalten und ist von der klinischen Symptomatik her nicht von einer Grippeerkrankung zu unterscheiden.
13. Januar 2020
Und dann passiert etwas, was die Coronapandemie überhaupt erst ermöglichen wird. Am 13. Januar veröffentlicht die WHO das Nachweisprotokoll über die Entwicklung eines PCR-Tests zum Nachweis des neuen Coronavirus! Dieses Nachweisprotokoll hat die WHO von Prof. Dr. Christian Drosten von der Charite Berlin erhalten, der damit offiziell mitteilt, dass er zusammen mit einem deutschen Forschungsteam einen Test für den Nachweis des neuen Coronavirus entwickelt hat (54). Als «Absender» fungiert auf diesem Protokoll neben den Namen des deutschen Forscherteams auch die Biotech-Firma TIB Molbiol von Olfert Landt in Berlin. Dieses Nachweisprotokoll ist sozusagen eine Anleitung für Pharma- und Biotechfirmen, um den PCR-Test für das neue Coronavirus herzustellen. Das bedeutet, dass das Team um Drosten zwischen dem 1. und dem 12. Januar 2020 diesen PCR-Test entwickelt haben muss. Allerdings teilt Olfert Landt in einem Interview mit dem Tagesspiegel Anfang März mit (55), dass seine Firma bereits am 10. Januar erste Test-Kits (PCR-Tests) per Luftpost nach Hongkong versendet hat, also 3 Tage bevor Drosten und sein Forscherteam der WHO das Nachweisprotokoll zustellten. Das spricht dafür, dass der PCR-Test nicht erst am 12. Januar, sondern bereits am 8. oder 9. Januar entwickelt war, d.h. innerhalb einer sehr kurzen Zeitspanne nach dem Auftreten der ersten Fälle mit Lungenentzündungen unbekannter Ursache in Wuhan. Mit diesem Aspekt des PCR-Tests werden wir uns im nächsten Kapitel noch eingehender beschäftigen. Da das Nachweisprotokoll von der Charite Berlin mit dem 13. Januar 2020 datiert ist und die WHO das Nachweisprotokoll noch am gleichen Tag veröffentlicht, stellen sich folgende Fragen:
- Hat die WHO das Nachweisprotokoll eingehend überprüft?
- Hat sich die WHO nicht darüber gewundert, dass es innerhalb von 8-12 Tagen möglich war, einen Diagnostiktest für ein Virus zu entwickeln, über das zu diesem Zeitpunkt noch sehr wenig bekannt ist?
- Hat die WHO von Drosten die wissenschaftlichen Unterlagen zur Entwicklung des Tests angefordert und studiert?
- Ist der WHO nicht klar, dass der entwickelte PCR-Test nicht validiert ist?
Die Veröffentlichung des Nachweisprotokolls durch die WHO ist aus Sicht der Mitgliedsländer wie ein Gütesiegel und eine Anwendungsempfehlung des Tests als Diagnostikinstrument. Daher stellt sich die Frage, ob der WHO nicht bewusst war, dass die «Empfehlung» eines nicht-validierten Tests zu einer Katastrophe führen wird. Die Regierungen und die nationalen Expertenkommissionen haben diese Empfehlung der WHO ungeprüft übernommen, denn sonst wäre es wohl kaum zu diesen PCR-Massentestungen gekommen. Im Nachhinein betrachtet nimmt am 13. Januar das Verhängnis seinen Lauf, denn erst die PCR-Testungen werden die Coronapandemie so richtig antreiben.
17. Januar 2020
Am 17. Januar veröffentlicht die WHO einen vorläufigen Leitfaden für die Labortests auf das neue Coronavirus (56). Darin fordert die WHO dazu auf, dass Patienten mit Verdacht auf eine Covid-19-Infektion mit dem PCR-Test getestet werden sollen und zwar auch dann, wenn bei diesen ein „konventioneller“ Erreger für eine Atemwegsinfektion gefunden wird.
Ebenfalls am 17. Januar erscheint eine gemeinsame Pressemitteilung des Johns Hopkins Center for Health Security, des Weltwirtschaftsforums (WEF) und der Bill & Melinda Gates-Stiftung zum Event 201. Das Event 201 ist eine Planspielübung, die bereits im Oktober 2019 stattfand und in der das Eintreten einer weltweiten Coronaviruspandemie durchgespielt wurde. In der Pressemitteilung kommunizieren sie die Erkenntnisse aus dem Planspiel Event 201 (57) und geben Regierungen, internationalen Organisationen und Unternehmen Empfehlungen ab:
- Sie sollten planen, wie die Fähigkeiten von Unternehmen während einer gross angelegten Pandemie genutzt werden können.
- Sie sollten Zusammenarbeiten, um Vorräte an medizinischen Gegenmassnahmen aufzustocken.
- Sie sollten Zusammenarbeiten, um Reisen und Handel während einer schweren Pandemie aufrechtzuerhalten.
- Sie sollten der Verringerung der wirtschaftlichen Auswirkungen von Epidemien und Pandemien Vorrang einräumen.
- Regierungen wird zudem empfohlen, mehr Ressourcen für die Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen, Therapeutika und Diagnostika bereitzustellen. Des Weiteren sollten Regierungen und der private Sektor bei der Entwicklung von Methoden Zusammenarbeiten, um die Verbreitung von Fehl- und Desinformationen während einer Pandemie zu bekämpfen!
Erstmals greifen also private Organisationen in das Geschehen ein. Obwohl es sich um eine Pressemitteilung eines Planspiels vom Oktober 2019 handelt, wird durch diese Mitteilung suggeriert, es handle sich bei dem neuen Coronavirus um eine Pandemie. Die Pressemitteilung am 17. Januar geschieht zum richtigen Zeitpunkt, da vier Tage später das Weltwirtschaftsforum in Davos beginnen wird. Dort treffen sich die Führungspersönlichkeiten aus Politik, Finanzen, Wirtschaft und Medien und haben nun genügend Zeit, diese Pressemitteilung, das Auftreten des neuen Coronavirus und das weitere Vorgehen zu besprechen. Auf die Planspielübung Event 201 werden wir im Kapitel 8.1 nochmals im Detail zu sprechen kommen.
21. Januar 2020
In Davos beginnt das jährliche Weltwirtschaftsforum (WEF), das bis zum 24. Januar dauern wird. Am Forum wird von der WHO und dem WEF das «Pandemie Supply Chain Network» (PSCN) ins Leben gerufen, ein Zusammenschluss privater und öffentlicher Organisationen und Unternehmen (58). Das PSCN will ein Marktnetzwerk schaffen, dass es der WHO und Partnern aus dem privaten Sektor ermöglicht, weltweit Zugang zu allen Liefer- und Versorgungsketten zu erhalten, um kritische Güter in die Länder mit dem grössten Bedarf zu bringen, damit Gesundheitsnotfälle grossen Ausmasses gestoppt werden können. Das gerade jetzt am WEF dieses Netzwerk gegründet wird, kann kein Zufall sein. Obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht von einer Epidemie oder Pandemie gesprochen werden kann, scheinen die Damen und Herren in Davos bereits etwas zu wissen, was der Öffentlichkeit noch nicht bekannt ist. Mit der Gründung des PSCN holt sich die WHO weitere private Organisationen und Konzerne mit ins Boot. Die Gründung des PSCN entspricht einer der Empfehlungen oder Forderungen aus dem Planspiel Event 201, nämlich die Liefer- und Versorgungsketten im Pandemiefall aufrechtzuerhalten.
Am 21. Januar veröffentlicht die WHO eine überarbeitete Falldefinition für das neue Coronavirus (59). Die Falldefinition besteht nun aus den drei Kategorien «Verdachtsfall», «wahrscheinlicher Krankheitsfall» und «bestätigter Krankheitsfall». Diese Falldefinition in drei Kategorien ist ein genialer Schachzug, um die Dramatik der Situation anzuheizen. Ein «Verdachtsfall» ist ein Patient mit einer schweren akuten Atemwegserkrankung (Husten und Fieber) unbekannter Ursache, der hospitalisiert werden muss UND der vorgängig in Wuhan war oder mit Personen mit einer schweren akuten Atemwegserkrankung unbekannter Ursache in Kontakt stand. Ein «möglicher Krankheitsfall» ist eine Person, bei der der PCR-Test nicht eindeutig ist. Ein «bestätigter Krankheitsfall» ist eine Person, bei der der PCR-Test positiv ist, unabhängig davon, ob sie klinische Symptome hat oder nicht. Die neue Falldefinition verknüpft die Kategorie «bestätigter» Krankheitsfall mit dem PCR-Testresultat, was psychologisch zu drei Effekten führt. Erstens wird damit suggeriert, dass der PCR-Test das neue Coronavirus tatsächlich identifizieren kann; zweitens wird suggeriert, dass der PCT-Test zuverlässig und validiert ist (er misst das, was er messen soll) und drittens wird mit dem bestätigten Krankheitsfall eine Krankheit ohne klinische Symptome erschaffen. Ob ein Mensch infolge dieses Virus als krank bzw. als infiziert bzw. als infektiös gilt, hängt also nicht mehr von Krankheitssymptomen ab, sondern nur noch von einem positiven PCR-Testresultat. Dem Marketingexperten, der diese Krankheitsdefinition aus drei Kategorien erfunden hat, gebührt wirklich ein Preis.
23. Januar - 24. Januar 2020
Der 13. Januar war der erste Schicksalstag für die Coronapandemie, da die WHO an diesem Tag das Nachweisprotokoll von Drosten und seinem Forschungsteam veröffentlichte. Die nächsten Schicksalstage sind der 23. und 24. Januar. Am 23. Januar veröffentlichen chinesische Forscher (Peng et al.) online eine Studie zur Entdeckung des neuen Coronavirus (60). Diese Studie wird zusätzlich am 3. Februar in der Zeitschrift «Nature» publiziert. Peng und sein Forschungsteam berichten in der Studie, dass sie einen Beweis gefunden haben für einen Zusammenhang zwischen der Krankheit (Lungenentzündungen unbekannter Ursache) und dem Vorhandensein dieses neuen Coronavirus. Allerdings schränken sie ihren gefundenen Beweis sogleich selber wieder ein, indem sie betonen, dass noch mehr klinische Daten und Proben notwendig sind zur Bestätigung, dass dieses Virus der ursächliche Erreger für die Epidemie ist.
Die Studie von Peng beweist also nicht, dass die chinesischen Forscher die Ursache (Kausalität) der Krankheit gefunden haben, sondern sie sprechen nur von einem gefundenen Zusammenhang (Korrelation) zwischen dem Virus und der Krankheit. Der Unterschied zwischen Kausalität und Korrelation ist fundamental. Ich werde auf diesen Unterschied im Kapitel 4 näher eingehen.
Am 24. Januar veröffentlicht die chinesische Forschergruppe, die Anfang Januar die Gensequenzen des Virus isoliert hat, einen wissenschaftlichen Artikel (61). Sie sprechen ebenfalls von gefundenen Beweisen, dass das neue Coronavirus in die Krankheitsausbrüche verwickelt ist. Aber auch sie verweisen darauf, dass ihre Studie die Koch´schen Postulate nicht erfüllt (auf die Koch´schen Postulate komme ich ebenfalls im nächsten Kapitel noch zu sprechen).
Somit können beide chinesischen Studien keinen zweifelsfreien Ursache-Wirkungs-Zusammenhang (Kausalität) zwischen dem gefundenen Virus und den Erkrankungen in Wuhan nachweisen. Damit verlieren auch die am 11. Januar von den chinesischen Forschern veröffentlichten Gensequenzen an Bedeutung. Es ist nicht bewiesen, dass die gefundenen Gensequenzen zu dem Virus gehören, dass die Erkrankungen in Wuhan verursacht. Damit ist aber auch der PCR-Test in Frage gestellt, weil er ja Gensequenzen „misst“, von denen nicht klar ist, ob sie zu dem Virus gehören, dass diese Erkrankung kausal verursacht.
Die WHO scheint diese beiden Studien nicht zu lesen. Die WHO müsste jetzt unverzüglich reagieren und die gesamte Situation überprüfen. Der WHO müsste jetzt auffallen, dass aus wissenschaftlicher Sicht das neue Coronavirus nicht isoliert ist, dass nicht zweifelsfrei bewiesen ist, dass dieses Virus die Erkrankungen verursacht und dass der PCR-Test auch aus diesem Grund kein Diagnostikinstrument ist. Sie müsste sozusagen den PCR-Test «vom Markt nehmen». Aber die WHO tut nichts dergleichen, sondern sie macht genau das Gegenteil.
Die WHO beruft am 23. Januar erstmals den Dringlichkeitsausschuss ein, um zu beurteilen, ob die höchste Pandemie-Alarmstufe ausgerufen werden soll. Gemäss den Internationalen Gesundheitsvorschriften IHR muss sich der WHO-Generalsekretär von einem Expertengremium beraten lassen, bevor er einen «öffentlichen Gesundheitsnotstand internationaler Tragweite» (höchste Pandemie-Alarmstufe) ausrufen kann. Das 15-köpfige Expertenteam kommt zum Schluss, dass aufgrund der vorliegenden Daten kein Gesundheitsnotstand internationaler Tragweite vorliegt (62). Es gibt zu diesem Zeitpunkt weltweit 581 bestätigte Fälle, davon entfallen 571 Fälle (99%) auf China und 10 Fälle verteilt auf Thailand, Japan, Hongkong, Südkorea und die USA. Zudem meldet China 17 Todesfälle in der Region Wuhan (63).
Am 23. Januar meldet die chinesische Regierung, dass sie Wuhan unter Quarantäne stellt. Diese Mitteilung und die Tatsache, dass die WHO über eine gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite berät, bringt die Mainstream-Medien langsam in Fahrt und in den nächsten Tagen und Wochen tritt das neue Coronavirus immer mehr in den Fokus der Berichterstattung.
Am 24. Januar hält die WHO im Rahmen des R&D Blueprint Programms, welches sie am 10. Januar aktiviert hat, ein informelles Meeting mit Experten zur Frage ab, ob und welche Medikamente zur Behandlung für das neue Coronavirus geeignet wären (64). Die antiviralen Medikamente Remdesivir und Lopinavir/Ritonavir gelten als die aussichtsreichsten Kandidaten.
Die WHO hat innerhalb von 10 Tagen im Januar aufgrund von zwei Fehlannahmen Entscheidungen getroffen, die die Coronapandemie erst ermöglichen. Sie hat die beiden chinesischen Studien wohl nicht gelesen, um daraus die notwendigen Schlussfolgerungen zu ziehen und sie stellt den PCR-Test nicht in Frage. Von den Fakten her betrachtet steht die WHO am 24. Januar wieder auf dem gleichen Wissensstand wie Anfang Januar. Sie weiss eigentlich nichts. Aber die WHO macht einfach weiter.
25. Januar und 26. Januar 2020
Die WHO bestätigt die ersten drei Fälle in Europa (Frankreich). Es handelt sich um Reiserückkehrer aus Wuhan. Der WHO-Regionaldirektor für Europa informiert die europäischen Länder, sich darauf vorzubereiten, kranke Menschen zu identifizieren und zu testen.
Am 26. Januar veröffentlicht die WHO einen online-Kurs zum neuen Coronavirus und teilt dort mit, dass das neue Coronavirus mit der PCR-Methode diagnostiziert werden kann (65).
Ende Januar stellt die Johns Hopkins Universität das Covid-19-Dashboard online, so dass nun jeder täglich sehen kann, wie sich die Verbreitung des Coronavirus entwickelt (66).
27. Januar - 30. Januar 2020
Am 29. Januar führt das «Pandemie Supply Chain Network» (PSCN) zur Sicherstellung der Liefer- und Versorgungsketten von medizinischen Gütern seine erste Telefonkonferenz durch, an der 30 Organisationen aus dem privaten Sektor und 10 multilaterale Organisationen teilnehmen. Es geht um die Klärung des globalen Angebots und der Nachfrage nach persönlicher Schutzausrüstung. Auch dies ist ein merkwürdiges Ereignis. Am 29. Januar haben wir weltweit keine dramatische Situation und doch besprechen die Damen und Herren aus der Privatwirtschaft bereits das Angebot und die Nachfrage nach persönlicher Schutzausrüstung. Wiederum beschleicht einen das Gefühl, dass dies kein Zufall ist.
Am 24. Januar endet das Weltwirtschaftsforum und zwischen dem 27. und dem 31. Januar ändert die WHO plötzlich ihren täglichen Situationsbericht (67). Während sie bisher täglich die neuen bestätigten Fälle und die Gesamtzahl der bestätigten Fälle kommunizierte, kommuniziert sie nun für China auch die Zahl der Verdachtsfälle und eine Risikobewertung für China, was die Situation dramatischer erscheinen lässt.
Am 30. Januar trifft sich der WHO-Generalsekretär erneut mit dem Dringlichkeitsausschuss. Es gibt nun weltweit 7´818 bestätigte Fälle. Davon entfallen 7´736 Fälle auf China (99%) und 82 Fälle verteilt auf 18 andere Länder. Die Zahl der Verdachtsfälle in China wird mit 12´167 Fällen angegeben, 1´370 sind schwer erkrankt und 170 Menschen sind verstorben. Am gleichen Tag entscheiden der WHO-Generalsekretär und der Dringlichkeitsausschuss, die höchste Pandemie-Alarmstufe auszurufen. (68).
Ab dem 1. Februar ändert die WHO dann wieder ihren täglichen Situationsbericht, indem sie jetzt die Zahl der Verdachtsfälle wieder weglässt. Hat die veränderte Darstellung bzw. die Dramatisierung im täglichen Situationsbericht den Dringlichkeitsausschuss in seiner Entscheidung beeinflusst, dem Ausrufen der höchsten Pandemie-Alarmstufe zuzustimmen? Wir wissen es nicht, aber es ist doch aussergewöhnlich, dass die WHO den täglichen Situationsbericht für einige Tage so abändert, dass die Situation dramatischer erscheint als sie ist.
1. – 23. Februar 2020
Bereits in der ersten Februarwoche versendet die WHO 250´000 PCR-Tests an weltweit 70 Labors sowie an die WHO-Regionalbüros. Am 11. Februar ist es dann soweit. Das Virus und die Krankheit erhalten einen offiziellen Namen. Das Virus heisst jetzt SARS-COV-2 und die Krankheit COVID-19.
Ab dem 13. Februar ändert die WHO erneut den täglichen Situationsbericht.
In den Berichten bis zum 12. Februar gibt sie die Zahl der bestätigten Fälle, der schweren Fälle und der Todesfälle an und ab dem 13. Februar streicht sie die Angabe der schweren Fälle (Personen, die an der Infektion schwer erkrankt sind). Dadurch geht das Verhältnis zwischen Infizierten und schwer Erkrankten als wichtige Information verloren – nämlich genau die Information, die etwas über die Gefährlichkeit des Virus aussagen würde.
Nun ist alles vorhanden: es gibt ein Virus, das sich ausbreitet; es gibt eine Falldefinition mit drei möglichen Ausprägungen; es gibt einen PCR-Test; es gibt die Empfehlung der WHO, alle zu testen; es gibt ein online-Dashboard der Johns Hopkins Universität, das täglich für jedermann die neuesten Zahlen liefert; das PSCN-Netzwerk hat die Sicherstellung der Lieferung notwendiger medizinischer Güter besprochen; das R&D Blueprint Programm der WHO kümmert sich zusammen mit CEPI und den Pharmakonzernen um die Beschaffung von antiviralen Medikamenten und Impfstoffen … und es ist Grippezeit … alles ist für eine Pandemie vorbereitet und das Testen kann beginnen.
Am 15. Februar meldet die WHO weltweit 50´580 bestätigte Fälle, davon entfallen 99% auf China. Ab dem 23. Februar beginnt die Zahl der bestätigten Fälle in Italien zu steigen, während die Zahlen im übrigen Europa weiterhin sehr niedrig bleiben. Wie wir noch sehen werden, wendet Italien grossflächig einen PCR-Test einer türkischen Firma an, der in einem Ringversuch im April 2020 mit einer äusserst geringen Spezifität abschneidet, d.h. er produziert eine sehr hohe «falsch-positiv»-Rate.
I. März 2020
Es gibt jetzt weltweit 87´137 bestätigte Fälle, davon sind 91% in China. Die Zahl der bestätigten Fälle in Italien ist auf 1´128 gestiegen, die übrigen europäischen Länder weisen weiterhin tiefe Werte auf. Ab dem 1. März explodieren die durchgeführten PCR-Tests. In der Schweiz werden zwischen dem 24. Januar und dem 29. Februar 1´936 PCR-Tests durchgeführt und im Monat März sind es dann rund 137´000 Tests. In Deutschland werden vom Januar bis zum 8. März insgesamt 124´716 Tests durchgeführt und zwischen dem 9. und 30. März sind es dann 837´591 Tests. Kein Wunder, dass im März die Panik steigt und schliesslich Lockdowns ausgerufen werden. Und je grösser die Panik wird, umso mehr wird getestet und je mehr getestet wird, umso höher steigt die Positivitätsrate und umso mehr Panik kommt auf. Die Tatsache, dass der PCR-Test nicht das misst, was er vorgibt zu messen, wird von allen vergessen. Für die Pharmaunternehmen, Biotechfirmen und medizinischen Labors, die PCR-Tests anbieten oder durchführen, wird dieser Testwahnsinn zu einer finanziellen Goldgruppe.
II. März 2020
Am 11. März ruft die WHO die Coronapandemie aus. Am 13. März teilt der WHO-Generalsekretär mit, dass Europa zum Zentrum der Pandemie geworden ist … wen wundert das bei diesem Testwahnsinn.
19. März 2020 - 20. Januar 2021
Am 17. Januar 2020 hat die WHO erstmals einen Leitlinien für Labortests veröffentlicht. Überarbeitete Versionen folgen am 19. März, am 11. September und am 20. Januar 2021. Mit der Leitlinie vom 20. Januar 2021 kommt die WHO zu einer völlig neuen Einschätzung zur Gültigkeit und Zuverlässigkeit des PCR-Tests. Die WHO gibt erstmals zu, dass der PCR-Test, so wie er bisher verwendet wurde, kein verlässliches Diagnostikinstrument ist. Sie verweist jetzt darauf hin, dass jedes einzelne positive Testresultat interpretiert werden muss unter Berücksichtigung des Ct-Werts und der Durchseuchung in der Bevölkerung, da es ansonsten zu „falsch-positiven“ Ergebnissen kommt (mehr dazu im Kapitel 4). Diese Einsicht kommt zwar ein Jahr zu spät, aber besser spät als nie. Das Fatale daran ist, dass es diese Erkenntnis bereits seit dem Frühjahr 2020 gibt und dass zahlreiche Wissenschaftler und Teststatistiker schon damals darauf hingewiesen haben … aber die Politik wollte diese Stimmen einfach nicht hören. Diese Leitlinie wirft die Gültigkeit des PCR-Tests und damit verbunden auch die von der Politik bisher verordneten Massnahmen und Repressionen völlig auf den Kopf. Welche Folgen das für die Aussagekraft des PCR-Test hat und die Coronapandemie hat, sehen wir im nächsten und übernächsten Kapitel.
3.5 Die Rolle der WHO bei der Entstehung der Coronapandemie
Die WHO ist eine überstaatliche Organisation und hat einen politisch legitimierten Auftrag. Die Aufgabe der WHO ist die Steuerung der globalen Gesundheitspolitik und Gesundheitsversorgung. Das heisst, die WHO soll globale Gesundheitsprobleme auf einer strukturellen Ebene lösen und nicht nur Symptome bekämpfen. Um diese Aufgabe zu erfüllen, muss die WHO unabhängig handlungsfähig sein, was sie aber nicht ist. Wir werden uns mit diesem Thema im zweiten Teil des Buchs intensiver auseinandersetzen. Hier einige erste Beispiele, dass die WHO nicht unabhängig handlungs- und entscheidungsfähig ist. Einerseits unterhält die WHO Verbindungen und Beziehungen zu Pharmakonzernen oder lässt sich von Personen beraten, die in enger Verbindung zu Pharmakonzernen stehen:
- Im Jahr 2002 ruft die WHO ein Expertengremium ein, dass sie zum Gebrauch von Medikamenten und Impfstoffen im Pandemiefall beraten soll. An diesen Treffen nehmen Vertreter von Roche und Aventis Pasteur sowie die Professoren Karl Nicholson, Ab Osterhaus und Fred Hayden teil. Im Jahr 2004 veröffentlicht die WHO dann die «Richtlinien für den Gebrauch von Impfstoffen und antiviralen Medikamenten während Influenzapandemien», an der diese Expertengruppe gearbeitet hat (72). Das Erstellen dieser Richtlinien offenbart erstmals die Beziehung der WHO zur Pharmaindustrie oder zu Personen, die der Pharmaindustrie nahestehen. Cohen (73) weist darauf hin, dass Professor Fred Hayden zu dieser Zeit vom Pharmakonzern Roche Geld für Vorträge und Beratungstätigkeiten erhielt. Zudem war Prof. Hayden einer der Hauptautoren einer von Roche finanzierten Studie zur Wirkung von Oseltamivir (Tamiflu). Prof. Karl Nicholson erhielt zu dieser Zeit Geld von GlaxoSmithKline für Vorträge und Beratertätigkeiten. Es ist erstaunlich, dass sich die WHO Richtlinien für Impfstoffe und antivirale Medikamente sozusagen von Pharmakonzernen oder von Personen, die Honorare von Pharmakonzernen erhalten, schreiben lässt. Hier zeigen sich die Verbindungen der WHO zu den Pharmakonzernen. In den «Richtlinien für den Gebrauch von Impfstoffen und antiviralen Medikamenten während Influenzapandemien» empfiehlt die WHO ihren Mitgliedsländern, Pläne zur Sicherstellung von antiviralen Medikamenten zu entwickeln und Vorräte im Voraus anzulegen … eine Empfehlung, der die Länder mit dem Auftreten der Vogelgrippe im Jahr 2005 Folge leisten und den Pharmakonzernen satte Gewinne bescheren.
- Mitglieder des Dringlichkeitsausschusses, die den Generalsekretär bei der Ausrufung der Schweinegrippepandemie im Jahr 2009 beraten haben, hatten Verbindungen zu Pharmakonzernen.
- Ein Untersuchungsbericht der EU-Kommission (Flynn-Bericht) kann eine Beeinflussung der WHO durch Pharmakonzerne nicht mit Sicherheit ausschliessen.
Auf der anderen Seite ist die WHO seit Jahrzehnten unterfinanziert und sucht seit Anfang der 2000-Jahre aktiv die Partnerschaft mit privaten Organisationen. Die bekannteste und einflussreichste Partnerschaft der WHO ist diejenige mit der Bill und Melinda Gates Stiftung (BMGS), die der WHO in den letzten 20 Jahren rund 3.6 Millionen Dollar gespendet hat und damit nach den USA der zweitgrösste Beitragszahler der WHO ist. Dieses Geld stellt die BMGS der WHO zweckgebunden für Impfstoffprogramme zur Verfügung. Das bedeutet, dass eine private Organisation die Programmagenda der WHO aktiv mitbestimmt und steuert (dazu im zweiten Teil des Buches mehr).
Im Mai 2016 hat die Weltgesundheitsversammlung die «Leitlinien zur Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Akteuren» verabschiedet (74). Als nichtstaatliche Organisationen gelten Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen, Wohltätigkeitsorganisationen (Stiftungen) und akademische Einrichtungen. Gemäss der WHO gibt es fünf Formen der Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Organisationen:
- Die Teilnahme an Sitzungen der Weltgesundheitsversammlung, des Exekutivrats und der WHO-Regionalausschüsse.
- Die Teilnahme an Konsultationen der WHO zum Informations- und Meinungsaustausch. Hier erhalten also nichtstaatliche Akteure die Möglichkeit zu lobbyieren.
- Die Teilnahme an Anhörungen der WHO. Hier können nichtstaatliche Organisationen ihre Ansichten und Standpunkte zu Themen darlegen, was nichts anderes als Lobbying ist.
- Die Teilnahme an anderen Treffen oder Sitzungen, z.B. Informationstreffen, Briefings, wissenschaftliche Konferenzen usw.
Obwohl die WHO in diesen Richtlinien mögliche Interessenskonflikte in der Partnerschaft mit nichtstaatlichen Akteuren anspricht und auch Verfahren einbaut, um solche Konflikte oder Beeinflussungen durch nichtstaatliche Akteure zu unterbinden, erhalten nichtstaatliche Akteure durch eine Partnerschaft mit der WHO weitreichende Möglichkeiten, in der WHO Lobbying zu betreiben oder Projekte der WHO mitzugestalten und zu steuern.
Ein weiteres Beispiel, wie die WHO von Konzernen beeinflusst wird, ist ein Bericht des Fachgremiums JMPR, das der WHO und der Welternährungsorganisation (FAO = eine Sonderorganisation der UNO) untersteht. Im Mai 2016 soll das Gremium beurteilen, ob verschiedene Pestizide gesundheitsgefährdend bzw. krebserregend sind. Bezüglich dem Pestizid Glyphosat kommt das Fachgremium zum Schluss, dass die Verabreichung von Glyphosat in Dosen von bis zu 2000mg/kg Körpergewicht auf oralem Weg nicht mit genotoxischen Risiken verbunden ist. Das Fachgremium urteilt, dass es unwahrscheinlich ist, dass Glyphosat ein krebserregendes Risiko für den Menschen darstellt (75). Der Vorsitzende dieses Fachgremiums, Alan Boobis, ist zu dieser Zeit der Vizepräsident von ILSI Europa und Vorsitzender des Kuratoriums ILSI Global. Angelo Moretto, ein weiteres Mitglied des Fachgremiums, soll zu diesem Zeitpunkt Vorstandsmitglied eines zu ILSI gehörenden Instituts sein (76). ILSI ist eine Lobbygruppe der Lebensmittelindustrie, zu der Konzerne gehören wie z.B. Pfizer, Sanofi, GlaxoSmithKline, Cargill, Syngenta Crop, Coca-Cola, DuPont usw. Die Zeitung «The Guardian» deckt im Mai 2016 auf, dass Monsanto, der Hersteller von Roundup/Glyphosat, ILSI im Jahr 2012 $500´000 spendete (77). Weitere $528´000 erhielt ILSI von Croplife International, dem Monsanto als Mitglied angehört. Dieses Beispiel zeigt, wie Konzerne (in diesem Fall Monsanto) über eine Lobby-Organisation (ILSI) Entscheidungen der WHO beeinflussen können.
Die WHO ist heute vielfältig mit nichtstaatlichen Akteuren verhandelt und von diesen auch finanziell abhängig. Die WHO kann nicht mehr als eine unabhängige überstaatliche Institution betrachtet werden. Dieser Verbandelung der WHO mit privaten Organisationen werden wir uns im zweiten Teil des Buchs noch im Detail widmen.
Die Entscheide, welche die WHO in den letzten 20 Jahren bei Epidemien und Pandemien getroffen und die Massnahmen, die sie empfohlen hat, sind nicht vertrauensbildend. Die Einschätzungen und Prognosen der WHO bei der Vogelgrippe im Jahr 2004 und bei der Schweinegrippepandemie im Jahr 2009 lagen weit abseits von der Realität. In beiden Fällen hat die WHO ein massives Lobbying für antivirale Medikamente und Impfstoffe betrieben, das Pharmakonzernen zu Milliardengewinnen verholfen haben.
Zudem hat die WHO in den vergangenen Jahren die Kriterien zum Ausrufen einer Pandemie so aufgeweicht, dass sie aus jeder Grippewelle eine Pandemie erzeugen kann. Der letzte Pandemieplan aus dem Jahr 2013/2017 ist derart komplex, dass die meisten Länder mit dessen Anwendung schlichtweg überfordert sind. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die aktuelle Coronapandemie. Wenn wir uns das Vorgehen und die Massnahmen der WHO in der Zeit zwischen dem 31. Dezember 2019 und dem Ausrufen der Pandemie am 11. März 2020 ansehen, dann gibt es zu viele Ungereimtheiten, offene Fragen und «Zufälle», die kritisch hinterfragt werden müssen. Die WHO hat zur Entstehung der Coronapandemie durch mehrere fehlerhafte Annahmen beigetragen, nämlich:
1. Die WHO hat das Nachweisprotokoll von Drosten und seinem Forschungsteam ungeprüft und unhinterfragt veröffentlicht und damit den Mitgliedsländern und der Öffentlichkeit suggeriert, dass es einen Test gibt, um das neue Coronavirus zu identifizieren. Sie hat die Validität dieses Tests nicht in Frage gestellt, obwohl offensichtlich war, dass es keine umfassenden Kontrollexperimente zur Sensitivität und Spezifizität des Tests gab.
2. Der Dringlichkeitsausschuss hat die höchste Pandemie-Alarmstufe ausgerufen ohne die beiden chinesischen Studien, die zeigen, dass der gefundene Erreger nicht zweifelsfrei als der Verursacher der Erkrankungen betrachtet werden kann, zu berücksichtigen. Sie hat nicht anerkannt, dass das Virus nach wissenschaftlichen Grundsätzen nicht isoliert ist. Sie hat daraus nicht die Schlussfolgerung gezogen, dass damit auch die veröffentlichten Gensequenzen nicht zweifelsfrei zu dem Virus gehören können, das die Ursache für die Erkrankungen sein soll. Damit ist auch der PCR-Test in Frage zu stellen, was aber die WHO nicht tut. Der Dringlichkeitsausschuss hat auch nicht erkannt, dass der von Drosten entwickelte PCR-Test viele methodische Mängel aufweist und als Diagnostikinstrument nicht geeignet ist.
3. Dann trifft die WHO eine folgenschwere Annahme. Sie erfindet eine Covid-19-Krankheitsdefinition mit drei Kategorien. Die Kategorie „bestätigter Krankheitsfall“ verknüpft sie direkt mit dem PCR-Test. Ein positiver PCR-Test wird damit automatisch zu einem Covid-19-Kranheitsfall, auch wenn der Betroffene keine klinischen Symptome zeigt. Covid-19 wird damit zu einer Krankheit ohne klinische Symptome.
4. Dann ändert die WHO Ende Januar vor der zweiten Sitzung mit dem Dringlichkeitsausschuss den täglichen Situationsbericht so ab, dass die «Virus-Situation» dramatischer erscheint als sie ist. Eine zweite Abänderung des täglichen Situationsberichts erfolgt Mitte Februar und zwar wieder so, dass die Situation dramatischer erscheint als sie ist.
5. Die WHO erkennt nicht, dass die Länder mit der nationalen Risikobeurteilung und dem Bestimmen des Schweregrads bzw. der Gefährlichkeit des Virus überfordert sind. Vielleicht hat sich die WHO aber auch entschieden, dass es keine spezifische Risikobeurteilung mehr braucht, weil der PCR-Test und die Zahl der positiv Getesteten als Risikobeurteilung genügen.
Die hauptsächliche Täuschung, die meiner Meinung nach die WHO bei der Erzeugung der Coronapandemie begangen hat, ist, dass sie den PCR-Test mit der von ihr erfundenen Krankheitsdefinition „bestätigter Krankheitsfall“ verbunden hat. Daraus hat die WHO die Formel „PCR-Test positiv = infiziert = infektiös“ abgeleitet und damit der Coronapandemie alle Türen geöffnet.
Mit dieser einfachen Formel stellt die WHO eine Korrelation (Zusammenhang) her zwischen „positivem PCR-Test und Infektiosität“ (bestätigter Krankheitsfall), die von der Politik und der Öffentlichkeit als Kausalität aufgefasst wird. Damit wird die Frage, ob das SARS-CoV-2-Virus überhaupt ein krankheitsverursachendes Virus ist, zur Nebensächlichkeit. Es zählt nur der PCR-Test. Diese Täuschung hält die WHO bis zum 20. Januar 2021 aufrecht. Man darf sich ernsthaft fragen, ob diese Täuschung von der WHO selber, von Drittparteien oder von einer Marketingfirma stammt.
Bedachte und kritische Stimmen, die sich von Anfang an zu Wort melden, werden von der WHO, den Regierungen und ihren Beratern, der Mainstream-Wissenschaft und den Medien totgeschwiegen oder als Verschwörungstheorien abgekanzelt. Das politische System in den europäischen Ländern versagt, weil es eine offene und faktenorientierte Diskussion mit kritischen Experten und Stimmen schlichtweg ablehnt. Und so sind wir im Frühjahr 2020 innerhalb weniger Tage in einer neuen Welt gelandet, einer Welt der neuen Normalität. Und wie uns die WHO, die Politik, die Mainstream-Wissenschaft und die Medien ständig weismachen, besteht der einzige Weg aus dieser neuen Normalität nur in einer Impfung, was den Pharmakonzernen wiederum Milliarden an Franken, Dollars oder Euros bescheren wird.
Die WHO hat im Januar und Februar in kürzester Zeit viele Entscheidungen auf falschen Annahmen getroffen, obwohl doch gerade bei der WHO Fachexperten arbeiten. Letztlich beschleicht einen das Gefühl, dass die WHO wollte, dass es eine Pandemie gibt und ihr jedes Mittel recht war, um dieses Ziel zu erreichen.
Zwischen Januar und April war die WHO an der Front der Coronapandemie und hat eine aktive Führungsrolle eingenommen. Als im März die Coronapandemie lanciert ist, hat die WHO ihre Schuldigkeit getan. Das ist für mich der Grund, wieso die WHO ab Mitte April ihre Führungsrolle abgegeben hat und eher zu einem Berichterstatter geworden ist. Spätestens Ende April wurde die Führung in der Coronakrise von privaten Organisationen wie GAVI, CEPI, von Bill Gates und seiner Stiftung sowie Klaus Schwab und seinem Weltwirtschaftsforum (WEF) übernommen (mehr dazu im zweiten Teil des Buchs).