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Vorwort

m Laufe des Monats August 1914 waren die deutschen Heere im Verfolg einer langen Reihe siegreicher Kämpfe zu Herren des größten Teiles von Belgien geworden und trieben das in mehreren Schlachten nach tapferer Gegenwehr besiegte französische Heer in dessen eigenem Lande bis in die Nähe von Paris zurück.

Schon im deutsch-französischen Kriege 1870 war es ein Lieblingsgedanke der französischen Kriegführung gewesen, durch einen schnellen Vormarsch über den Oberrhein in Süddeutschland einzubrechen, um so die Länder südlich des Mains von Norddeutschland zu trennen. Man zweifelte in Paris nicht daran, dass alsdann die süddeutschen Staaten das nur widerwillig mit Preußen geschlossene Bündnis preisgeben und sich mit den Franzosen vereinigen würden. Auch in dem neuen Kriege musste man deutscherseits mit ähnlichen Erwägungen der französischen Heeresleitung rechnen. Ist doch allen Ernstes in Paris behauptet worden, der Krieg werde von den deutschen Bundesstaaten nur mit halbem Herzen geführt. In Bayern und in Sachsen wäre die Frage aufgeworfen worden, ob es überhaupt nötig sei, an den bevorstehenden Kämpfen mit teilzunehmen. Die Tatsachen berichtigten indes diesen Irrtum sehr bald. Von den deutschen Grenztruppen in Deutsch-Lothringen waren die ersten französischen Angriffe sehr entschieden zurückgewiesen und die Deutschen waren an mehreren Stellen selbst in das französische Gebiet eingedrungen. Als dann die Vorwärtsbewegungen bedeutender französischer Heeresmassen von Nancy der sich in der Richtung auf Saarburg geltend machten, wichen die unterlegenen deutschen Truppen, um sich keiner unnötigen Niederlage auszusetzen, zunächst gegen die Saar zurück. Auch weiter nach Nordwesten gingen französische Abteilungen von Verdun auf Longwy vor. Westlich der Maas drang eine französische Gruppe in den Winkel zwischen Maas und Sambre gegen Namur vor in dem Bestreben, den weichenden Belgiern, wenn möglich, noch zu helfen.

Aus diesem Bilde ergibt sich somit, dass um den 25. August herum die Franzosen auf der ganzen Linie in der Vorwärtsbewegung waren. Aber so sehr man sich auch in Frankreich einen schnellen Vormarsch des mobilen Heeres gedacht hatte, und damit rechnete, den Deutschen hierin zuvorzukommen, so hatte man sich doch verrechnet. Der Zusammenstoß der beiden feindlichen Armeen erfolgte schneller, als man auf der Seite des Feindes geglaubt, und in der zweiten Hälfte des August kennzeichnete sich der Krieg als eine Reihe von Kämpfen in größeren Massen in dem Raume zwischen den Vogesen und der Sambre südwestlich Namur. Wie Gewitterschwüle lag es in jenen Tagen über dem deutschen Vaterlande. An der Westgrenze des Reiches, das fühlte ein jeder, standen ungeheure Mengen von Kämpfern einander gegenüber, um sich mit dem Feinde zu messen. In breiter Front, von Belgiens Hauptstadt an, Durch Luxemburg hindurch, an der deutschen Grenze entlang, bis an die Schweizer Berge, welch eine Ansammlung von Streitkräften! Ein jeder fühlte, dass entscheidende Schläge dicht bevorstehen müssten. Bei einer so ungeheuren Ausdehnung des Kampffeldes war nicht darauf zu rechnen, dass alle Teile des deutschen Heeres siegreich gegen den Feind vorgehen würden. Das ließ schon das französische Landesverteidigungssystem nicht zu, das bekanntlich ausgedehnte Gebiete der französischen Nordostgrenze einem feinblichen Vormarsch entzieht. In peinlicher Ungewissheit erwartete Deutschland zuverlässige Nachrichten vorn westlichen Kriegsschauplatz und von seinen Grenzen.

In der Nacht vom 27. zum 28. August verbreitete sich, von der Bevölkerung überall mit stürmischen Jubel begrüßt, eine zusammenfassende Nachricht des Großen Hauptquartiers, um von dort aus durch Wolffs Telegraphen-Bureau in kürzester Frist überallhin verbreitet zu werden. In mutigen Sätzen enthüllte sich der staunenden Welt ein Stück gewaltigster Kriegsgeschichte. Es lautete seinem Hauptinhalt nach folgendermaßen:

„Das deutsche Westheer ist neun Tage nach Beendigung seines Aufmarsches unter fortgesetzten siegreichen Kämpfen in französisches Gebiet von Cambrai bis zu den Südvogesen eingedrungen. Der Feind ist überall geschlagen und befindet sich im Rückzug. Die Größe seiner Verluste an Gefallenen, Gefangenen und Trophäen lässt sich bei der gewaltigen Ausdehnung der Schlachtfelder in zum Teil unübersichtlichem Wald- und Gebirgsgelände noch nicht annähernd übersehen.“ Weitere Einzelheiten aus dem ungeheuren mehrtägigen Ringen vermochte die Oberste Heeresleitung am 27. August noch nicht mitzuteilen, aber bereits einen Tag später konnte sie über weitere Fortschritte auf dem gesamten westlichen Kriegsschauplatz berichten. Danach war es gelungen, am 28. August die englische Armee, der sich drei englische Territorialdivisionen angeschlossen hatten, nördlich von St. Quentin vollständig zu schlagen. Die hohe strategische Bedeutung dieses Sieges ergab sich daraus, dass die englische Armee nunmehr ihren Rückzug auf St. Quentin, d. h. nach Süden zu richten genötigt war. Dadurch war eine völlige operative Trennung der französisch-englischen Armee von den noch im Felde verbliebenen Teilen der belgischen Armee erreicht. Am 1. September standen die Deutschen in einer Linie, die nordwestlich bei Combles in Frankreich begann, über St. Quentin, Rethel bis Stenay an der Maas lief und von dort halbwegs zwischen Metz und Verdun sich über Luneville bis an die Vogesen bei dem Donon zog. Auf dieser ganzen Strecke waren die Franzosen überall gewichen und nirgends imstande gewesen, dem deutschen Vordringen Halt zu gebieten.

In Paris herrschte große Überraschung und Enttäuschung. Das Ministerium fiel. Millerand übernahm das Kriegsministerium und am 2. September wurde der Sitz der Regierung von Paris nach Bordeaux verlegt.

Major Viktor v. Strantz.

Die Schlachten bei Metz

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