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Einladung nach Baiae –

litora mundo hospita

Capri und Neapel, Ischia und Sorrent – das sind wohlklingende Ortsnamen. Man hat keine Mühe, sie mit landschaftlicher Schönheit, mediterranem Lebensgefühl und touristischer Attraktivität zusammenzubringen.

Aber Baiae? Oder in der heutigen Schreibweise: Baia? Das ist eher etwas für Eingeweihte, zumal der Ort auch neben den ausgetretenen Pfaden des internationalen Fremdenverkehrs liegt. Wer die Schönheit Kampaniens genießen will, fährt auf die gegenüberliegende Seite des Golfes von Neapel, auf die Halbinsel von Sorrent; wer wunderbare archäologische Stätten bewundern will, sucht Pompeji auf und Paestum. Auch Baiae hat Überreste zu bieten, die in einem Parco Archeologico liegen und durchaus einen Besuch lohnen. Aber spektakulär sind sie, abgesehen von beeindruckenden Kuppelbauten, die sich einst über Thermalwasserbecken spannten, nicht. Wer mehr sehen will als den einstigen Thermalbezirk im Zentrum, braucht eine Taucherausrüstung. Große Teile der Stadt liegen heute auf dem Grund des Meeres. (Abb. 1)


Abb. 1 Was vom mondänen Kurort übrig ist:

Baiaes Parco Archeologico

In der Antike dagegen genoss Baiae einen geradezu legendären Ruf. Dank seiner heißen Quellen und landschaftlichen Reize entwickelte es sich zum berühmtesten Kurort der römischen Welt und gleichzeitig zu einem mondänen Ferienparadies, in dem sich zur Saison die High Society Roms traf. Viele Prominente besaßen hier prächtige Landsitze. Die Lage am Meer und gleichzeitig an zwei Seen bot touristisch eine Menge: nächtliche Bootsfahrten, Strandpartys und manches mehr, darunter auch amouröse „Wellness“. Amor und Venus hatten hier leichteres Spiel als anderswo, da sind sich alle Quellen einig. Für Vergnügungswillige war Baiae ein Kultort, für Moralisten ein Sündenbabel, um das man lieber einen großen Bogen machen sollte. Diejenigen indes, die die Einladung an die litora mundo hospita, „das gastliche Gestade für die ganze Welt“ (Stat. silv. III 5, 75), annahmen, waren deutlich in der Mehrheit. (Abb. 2)



Abb. 2 Blick aus dem Weltraum auf das

„Gastliche Gestade für die ganze Welt“

Dieses Buch will einen Einblick in die bunte Lebens und Genusswelt der feinen Gesellschaft geben, die sich hier ein Stelldichein im Zeichen besonderer licentia, „Ausgelassenheit“, gab, und zumindest die wichtigsten jener „hundert Genüsse“ nachzeichnen, die die Stadt, glaubt man dem Dichter Martial, ihren Besuchern bot. Es ist eine kulturgeschichtlich, keine archäologisch orientierte Darstellung.

Vieles von dem, was die Spaßgesellschaft Baiaes ausmachte, lässt sich auf die gesamte römische Zivilisation übertragen. Das zeigt sich schlaglichtartig an dem berühmten Zweizeiler, mit dem ein Römer sein erfülltes Freizeitleben als Grabinschrift (!) zusammengefasst hat:

balnea, vina, Venus corrumpunt corpora nostra,

set vitam faciunt: balnea, vina, Venus (CIL VI 15258).

Die Bäder, die Weine und die Liebe:

Sie ruinieren unseren Körper.

Aber sie machen das Leben aus: Die Bäder,

die Weine und die Liebe.

Das hört sich an, als hätte der Verfasser regelmäßig in Baiae Urlaub gemacht. Denn es sind eben diese drei Hauptattraktionen, für die der Nobelkurort – je nach Standpunkt – berühmt oder berüchtigt war. Als Slogan für ihren mondänen „Lustort“ – so die Bezeichnung Baiaes in älteren historischen Werken – hätten die PR-Verantwortlichen den Zweizeiler aber wohl doch nicht gewählt. Denn zumindest die heißen Quellen ihres Heilbades dienten ja der Gesundheit und dem Wohlbefinden der Badegäste – und nicht dem „Ruin“ ihres Körpers.

Baiae

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