Die Straßen von Rom
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Karl-Wilhelm Weeber. Die Straßen von Rom
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EINFÜHRUNG
VIA. Namenlose Straßen, fehlende Adressen und eine Lücke im Schul-Latein
via: „die Straße“ – mit Schul-Latein auf dem Holz-Weg?
Gässchen, Hügelstraßen, Treppen – Wege durch das antike Rom
vicus: „der Kiez“ – Prominente, Götter und Monumente als Namenspatrone
VICUS. Nachbarschaft als Organisationsform
Agitation „auf Straßen und Kreuzungen“ – Politiker touren durch die Kieze
„Ein Mann, der der Masse lieber war als alle anderen“ – Sympathien für „volksnahe“ Kandidaten
Tanzende Schutzgötter an der Kreuzung – die lares compitales
„Gemeinsames Trinken“ an den Compitalia – ein Straßenfest der kleinen Leute
„265 Kreuzungen der Laren“ – die augusteische vicus-Reform des Jahres 7 v. Chr
Kümmerer und Ordnungshüter, Aufpasser und Ansprechpartner – die vicomagistri und ihr „Straßendienst“
Wie die Laren „erhaben“ wurden – Loyalität als Nachbarschafts-Programm
TURBA. Fußgängerstaus, Verkehrschaos, Straßenlärm
„In der Masse ringen und den Langsamen Unrecht tun“ – Kampfszenen aus dem römischen Verkehrschaos
Menschenmassen als „reißender Wildbach“ – satirischer Slapstick und die bittere Realität
Sänften- und Lastenträger, Packesel und Opfertiere – Hindernisse und Ärgernisse
Das erste Tagesfahrverbot der Geschichte – wie Caesar die Notbremse zog
Architektonische Prachtentfaltung als Herrschaftsprogramm – eine „Garantie“ für Großbaustellen
Straßen erbeben, Gebäude wanken – Schwertransporte als Sicherheitsrisiko
Wenn Riesenbauten in Rekordzeit entstehen … – belastet das die Straßen enorm
Brände, Hauseinstürze, Überschwemmungen –Verkehrsstockungen durch Unglücke
„Dreist hatten die Krämer die Stadt in Beschlag genommen“ – der ganz normale Stau-Wahnsinn
Keine Verkehrspolizisten, keine Schilder, keine Strafzettel – Entschleunigung und das „Recht“ des Stärkeren
Verkehrslenkende Maßnahmen – Pompeji als Blaupause für Rom?
Weltstadt ohne Boulevards und Avenuen – Roms historisch gewachsenes, überlastetes Straßennetz
Wo das Leben pulsierte – Straßen als kommunikativer Raum
LUTUM. Straßendreck, Müllprobleme, dicke Luft
„Ohne Tragsessel durch den Schlamm“ – Straßenschmutz im „goldenen Rom“
„Eine großartige Errungenschaft“ – Straßenpflaster mit Lücken
„Instandhaltung“ heißt nicht „Reinigung“ – beschränkte Anliegerhaftung
lutum – ein ganz besonderer Film
Exkrement-Kalkulationen – unappetitlich, aber realistisch
Fäkalangriffe aus Fenstern und Wildpinkeln – Fehlformen urbaner Entsorgung
Urin-Amphoren am Straßenrand? – Eine moderne Erfindung
Maßvolles Müllaufkommen, ungeklärte Entsorgungsprobleme
„Herrenlose“ Leichname – Bestattungskonzessionäre in der Pflicht?
Abfallbeseitigung – mehr Fragen als Antworten
Mutmaßungen über „Mist“ – das Rätsel der römischen Müllabfuhr
Der Segen der Aquädukte – Überlaufwasser zur Straßenreinigung
Die „bleiche Schar“ der Hauptstädter – dicke Luft über Rom
A very smelly place? – Römische Nasen schlugen keinen Alarm
CIRCULATOR. Akrobaten und Jongleure, Zukunftsdeuter und Prostituierte
Gaukler, Dresseure und Artisten – Straßen-Entertainer im Mittelpunkt eines „Kreises“
Seiltänzer und Hobbyboxer – spontanes Straßen-Theater als Attraktion
astrologi de circo – die zwielichtige Zunft der Zukunftsdeuter
Traumdeuter, Eingeweideschauer, Handleser – Geschäftsmodell Leichtgläubigkeit
Prostitution ohne Grenzen – Varianten des „Straßenstrichs“
„So eine vertröstet dich nicht auf später“ – die Heilige Straße als Kontakthof
TABERNA. Einkaufsstraßen, Handwerkerläden und Garküchen
„Äpfel, meine Damen!“ – Marktschreier im Kundenkreis
Souvenirs und Spielzeug, Snacks und Wein – fliegende Händler mit breitem Angebot
„Herumgehen“ und „herumtragen“ – Handelsvertreter mit geringem Profit
Keine Kaufhäuser, aber unzählige tabernae – wie der Einzelhandel das Straßenbild prägte
Kein Tag ohne Kundenandrang – warum es keine Wocheneinkäufe gab
Die „Trajanischen Märkte“ – zur Uniformität einer Erfolgsarchitektur
„Augentreffer“ und Lockangebote – wie Waren wirkungsvoll präsentiert wurden
Reklameschilder und Maskottchen als Verkaufshilfen – und ein „ermordeter“ Rabe
Die Saepta – Hotspot für Luxuswaren
„Wenn der Händler erscheint und seine Waren auspackt …“ – Homeshopping als Schreckgespenst
„Profit macht Freude“ – tabernae als Klassen verbindendes Investment
Imbisse mit Marmortresen für den Außenverkauf – die Vorläufer des italienischen bar
Alles nur Kaschemmen? – Eine differenzierte „Gastro-Szene“
Erbsen und Linsen, Seeigel und Haselmäuse – was Latrinen über Garküchen verraten
Flötenspiel, Tanz und prächtige Wandmalereien – Verführungen zur Einkehr
Kurze Rast oder gemütliches Beisammensein – Wohlfühl-Erlebnisse für den kleinen Mann
Zusammengestrichene Speisekarten – der Kaiser als Spaßverderber?
AQUA. Wasserversorgung am Straßenrand
Wasseranschluss in der Wohnung – ein kaiserliches Privileg
Schöpfbecken und Laufbrunnen – die Straße als „Wasserader“
„Reich geschmückte Bassins“ – Wasserholen in edlem Ambiente
Das mühsame Tagesgeschäft des Wasserschleppens – aquarii als Dienstleister und „Beglücker“
DEDUCTIO. Aristokratischer power walk
Geleit als Show – Renommee-Kapital durch eskortierte Selbstdarstellung
„Mit der Freundesschar aufs Forum“ – nur ohne Freunde
Werben mit Togaträgern – wie römischer Straßenwahlkampf gelingt
Politischer Escortservice gegen Bezahlung? – Die Grenze zur Illegalität
In der Männertoga erstmals aufs Forum – Geleit für einen neuen Bürger
Aufbruch, Rückkehr, Ankunft – wie die Kaiser werbewirksame Repräsentationsformen übernahmen
Showstars, Modeärzte, Angeber – Entpolitisierung des Begleitspektakels
POMPA I. Circusprozessionen und Triumphzüge als opulentes Straßen-Theater
Einkaufsmeile, sündiges Viertel, „Straße der Götterwagen“ – der Vicus Tuscus
Würde und Leichtigkeit, Entertainment und Kult – die „goldene pompa“ als Einheits-Show
Prachtvolle Rituale der Selbstvergewisserung – Geleit der Götter durch die Straßen „ihrer“ Hauptstadt
„Beifall klatschen auf der Heiligen Straße“ – Mega-Event Triumphzug
Volle Straßen, volle Dächer – ein spectaculum für Hunderttausende
„Riesige Schätze einer gezähmten Welt“ – wie Rom Rom Rom gezeigt hat
Unternehmen Triumphzug – Logistik der Spitzenklasse
POMPA I I. Spektakuläre Bestattungsshows, ekstatische Umzüge und symbolischer Altenmord
Umzüge, die gehört und gesehen werden wollen – die Straße als Schau-Platz
Bestattungsshows als PR-Arbeit – wie man Ahnenkapital eindrucksvoll in Szene setzt
„Kein schönerer Anblick“ – aristokratischer Maskenzug als Straßen-Theater
Der prominente Tote und „sein“ Rom – wie man den öffentlichen Raum publikumswirksam nutzt
Stimmungsmache mit Krach und Kuriositäten – volle Straßen bei kultischen Prozessionen
„Die Göttin aber wird mit Geheul durch die Straßen getragen“ – Umzüge zu Ehren der „Großen Mutter“
„Sechzigjährige von der Brücke!“ – Eine merkwürdige Prozession mit noch merkwürdigerem Ziel
MENDICUS. Bettler-Leben am Straßenrand
Kusshände für Almosen – Menschen mit „Mängeln“
Tagsüber am Straßenrand, nachts unter Brücken – Bettler und Obdachlose
„Glaubt mir, ich spiele euch nichts vor!“ – Bettelei als skrupelloses Geschäftsmodell
„Sorglose Fröhlichkeit“? – Zur Legende vom glücklichen Bettler
PERICULUM. Straßen zwischen Sicherheit und Kriminalität
Kriminalität als städtisches Übel? – Die fragwürdige Diagnose des „Sittenarztes“ Cicero
Straßen ohne Polizeipräsenz – eine „gesetzlose Zone“?
Sicherheitsorgane und Bürger – ein distanziertes Verhältnis
Wenn „ein enger Weg den Streit anheizt“ – Alltagskonflikte mit verbaler und physischer Gewalt
Randale und Radau – die „Straßenschlachten“ der Schauspiel-Fans
Handgemenge, Sprechchöre, Ausschreitungen – der Skandal des Jahres 59
Taschendiebe, Beutelschneider, Einbrecher – Gelegenheitskriminalität auf maßvollem Niveau
Straßen ohne Licht – die Nacht als Komplizin der Kriminellen
Pöbeleien von Partygängern, Aggressionen von Verliebten – Weingenuss machte die Straßen nicht sicherer
„Wenigstens noch ein paar Zähne nach Hause retten …“ – unliebsame Begegnungen mit nächtlichen Schlägern
„Wie in einer eroberten Stadt“ – gefährliche Hooligans als sporadisches Sicherheitsrisiko
„So viele Tode, wie nachts Fenster offen stehen“ – Fluggeschosse gegen wehrlose Passanten
MEMORIA. Erinnerungslandschaften ohne Straßen
„Ins Auge springende Örtlichkeiten“ – wo man monumenta am sichtbarsten aufstellte
Tausende Standbilder mit Ewigkeitsanspruch – Roms „zweite Bevölkerung“
Würde, Größe und Historie – eine Erinnerungstopographie, auf der Straßen fehlen
Unheiliges von der Heiligen Straße – eine Sacra Via mit eher niedrigem Memorialfaktor
Hauptstadt der Welt ohne Prachtboulevards – ein städtebauliches Defizit
Architektonische Schmuckstücke mit reicher Geschichte – das antike Rom als Sehnsuchtsort
Ewige Wunder an falscher Stelle? – Goethe über Hirten, rüstige Jünglinge und Gesindel bei der Gründung Roms
ANHANG. Anmerkungen. VIA ◆ Namenlose Straßen, fehlende Adressen und eine Lücke im Schul-Latein
VICUS ◆ Nachbarschaft als Organisationsform
TURBA ◆ Fußgängerstaus, Verkehrschaos, Straßenlärm
LUTUM ◆ Straßendreck, Müllprobleme, dicke Luft
CIRCULATOR ◆ Akrobaten und Jongleure, Zukunftsdeuter und Prostituierte
TABERNA ◆ Einkaufsstraßen, Handwerkerläden und Garküchen
AQUA ◆ Wasserversorgung am Straßenrand
DEDUCTIO ◆ Aristokratischer power walk
POMPA I ◆ Circusprozessionen und Triumphzüge als opulentes Straßen-Theater
POMPA II ◆ Repräsentative Bestattungsshows, ekstatische Umzüge und ein symbolischer Altenmord
MENDICUS ◆ Bettler-Leben am Straßenrand
PERICULUM ◆ Straßen zwischen Sicherheit und Kriminalität
MEMORIA ◆ Erinnerungslandschaften ohne Straßen
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Innentitel
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Wie akut die Gefahr war, zeigt die Tatsache, dass neben incendium, „Brand“, das zweite tagtägliche Risiko für die in Rom lebenden Menschen die ruina schlecht gebauter Wohnhäuser war, ihr „Zusammenbruch“. Solche Katastrophen waren „normale“ Ereignisse, die das Leben in der Stadt überschatteten. Selbst die palastartigen domus der Reichen und auch manche Tempel drohten beim Vorüberfahren schwerer Lasten ins Wanken zu geraten.37 „Straßen erbebten unter der langen Reihe von Lastwagen“,38 und wenn „eine von tausend starken Gespannen gestützte Säule transportiert wird“, kommt es regelmäßig zum urbis tumultus, berichtet Tibull:39 Die Stadt ist gewissermaßen in Aufruhr – und das meint sicherlich nicht nur die akustischen Begleitumstände, sondern beschreibt auch, wie in solchen Augenblicken auf den betroffenen Straßen alles drunter und drüber ging, weit über das übliche Maß hinaus.
Anwohner und Passanten reagierten besorgt und erschreckt, manche sicher auch panisch, „wenn große Lasten mit einer langen Reihe von Wagen befördert werden und die Räder jedes Mal mit kräftigeren Stößen in die Schlaglöcher knallen: Dann wirst du spüren, dass die Erde bebt (terram concuti senties).“40
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