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Ein Tag wie jeder andere

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Ich traf sie in der Stadt auf der Platte. „Na, was macht die Kunst“, fragte sie. „Ach ja, geht so, könnte natürlich besser gehen“, bemerkte ich. Sie überlegte kurz. „Tja, wir könnten eigentlich auch zu dir gehen, ich hätte da was Schönes für uns“, sagte sie nach einer Weile. Soviel Nettigkeit in so kurzer Zeit habe ich nicht erwartet.

Claudia war echt nett, ohne Zweifel, überhaupt 'ne nette Erscheinung. Gut gebaut und sehr sympathisch – eigentlich. Es schien ein Glückstag zu werden. Ich brauchte nicht lange zu überlegen, musste aber eine Anstandssekunde lang warten.

„Dann lass und doch am besten ganz schnell gehen“, sagte ich ganz cool.

Natürlich nahmen wir den kürzesten Weg und das bedeutete: „Tippen, Tappen Tönchen“ - eine verflucht lange und steile Mordstreppe. Jeder ringt nach Luft, wenn er diese anspruchsvolle Sportübung überwunden hat. Diese Treppe wurde schon oft beschrieben, in Gedichten verewigt und besungen.

Oben angelangt brachte ich dann die übliche Bemerkung: „Jetzt sind es nur noch ein paar lächerliche Meter“. Damit wollte ich gewöhnlich das Durchhaltevermögen meiner oft wechselnden Begleiter stärken.

„Das nächste Mal kannst du zumindest das Taxi bezahlen“, bemerkte sie schwer keuchend. „Vorhin hätte ich es fast gemacht, aber für die paar Meter lohnt sich das nicht, das wäre nur 'ne billige Show“, entgegnete ich. Dann war nur noch die vierte Etage angesagt, aber auch das schafften wir recht locker. Der Film konnte beginnen.

Sie warf es achtlos auf den Tisch und legte sich auf mein Sofa. „Heute machen wir uns einen Feiertag“, sagte sie, immer noch schwer atmend. „Wir können ja bescheiden anfangen und dann vielleicht ein wenig steigern, so wie es sich gehört“, fügte sie hinzu. „Du machst das schon“. Das war natürlich ein Kompliment. Sie vertraute mir. Eine Seltenheit in unseren Kreisen.

Bescheiden aber auch konkret bereitete ich unsere teuflische Mischung. Ich gab ihr die etwas kleinere Hälfte. Frauen vertragen nicht soviel, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Sie nahm es und ging ins Bad vor den Spiegel. Die Tür ließ sie, wie immer, offen. Ich sah, wie sie sich, dann auch uns, im Spiegel erblickte. Ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht und blieb ganz leicht im Mundwinkel hängen. Sie konzentrierte ihren Blick auf ihren schönen schlanken Hals, neigte ihren Kopf ein wenig zur Seite. Diese leichte Dehnung war notwendig. Sie traf dann auch recht sicher.

„Na dann, ein gute Reise“, sagte ich noch und drückte ebenfalls schnell ab. Ihr Gesicht veränderte sich. Sie schloss ihre Augen und ließ ihren Kopf nach hinten sinken – zu mir. Rückwärts streckte sie mir ihre Hände entgegen. Ich ergriff sie und vergrub mein Gesicht in ihren wilden Haaren.

Irgendwann schaute ich erneut in den Spiegel, sah ihr glückliches, in Trance versunkenes Gesicht – und die schmale Blutbahn auf ihrem Hals. Ich umarmte meinen gestürzten Engel, wagte einen leichten Kuss neben die kurze aber leuchtende Kette aus Blut. Zum Dank verstärkte sie ihren Druck in den Händen ganz kurz.

Es wäre ein schönes Bild geworden.

Lange Minuten standen wir einfach da, hielten uns umklammert. In diesen Minuten gehörten wir uns, waren wir unzertrennlich. Wir verließen den realen Boden, stürzten uns gemeinsam in die schwarzen Träume. Gemeinsam schlossen wir den Pakt mit dem Teufel.

Danach trennten sich unsere Wege.

Musik von gestern

Gestern hörte ich Musik

die ich sehr gut kenne

Erinnerungen stürzten

auf mich ein

eine Welt

fiel in sich

zusammen

betroffen blieb ich

stehen

bis sich alles wieder

fügte



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