Читать книгу Beverly - Blütenlese 3 - Karlee Cox - Страница 5
ОглавлениеKapitel 2
»Erzähl‘ mir ein bisschen von dir«, bat Beverly und nahm einen Schluck von ihrem Tee. »Caitlyn war dein Name, nicht wahr?«
»Ja, Miss Walsh. Caitlyn Monroe«, nickte das junge Mädchen und presste, Beverly auf der Couch gegenübersitzend, die Hände in den Schoß. Sie hatte den Tee, den ihr ihre Gastgeberin zubereitet hatte, noch nicht angerührt und starrte angespannt auf den Parkettboden zwischen ihnen. »Ich bin zwanzig Jahre alt und studiere Biochemie am ›King’s College‹. Ursprünglich stamme ich aus Lassington, nahe Gloucester, aber meine Eltern sind aus beruflichen Gründen nach London gezogen, als ich noch klein war.«
Sie sprach mit einem kaum merklichen Näseln, zog die Worte lang und phrasierte ihre Sätze in Lautstärke, Rhythmik, Artikulation und Pausensetzung fast schon musikalisch. Neben ihrem bezaubernden Tonfall lag eine wilde Intelligenz in ihren großen blauen Augen – eine ruhige Intensität, die ihre mädchenhafte Erscheinung direkt in Abrede stellte. Sie trug ein schlichtes Outfit – eine hellrosafarbene Collegejacke und ein enges weißes T-Shirt, das sich fest über ihrem vollen Busen spannte, blaue 7/8-Jeans und weiße ›Nike‹-Sneakers. Ihre offen getragenen, erdbeerblonden Haare fielen ihr lässig weit über die Schultern.
»Biochemie?«, hakte Beverly mit hochgezogener Augenbraue nach. »Dann musst du ziemlich was auf dem Kasten haben.«
Caitlyns Wangen röteten sich. Sie senkte den Kopf, und es war offensichtlich, dass sie sich recht unwohl fühlte, wenn sie über sich selbst sprach. »Ich … ich mochte Wissenschaft schon immer«, erwiderte sie leise. »Das ist genau das Richtige für mich ... Alles folgt klaren Regeln und einer festgelegten Ordnung.« Sie schaute kurz auf. »Verstehen Sie?«
»Du befolgst also gern Regeln?«, fragte Beverly nach.
»Ja, Ma’am.«
Beverly neigte sich zur Seite und griff nach einen Bogen Papier auf dem Beistelltisch mit dem Tee, auf dem sie etwas aus dem Internet ausgedruckt hatte. »Erzähl‘ mir davon … Deine Suchanzeige in der ›Craigslist‹«, forderte sie das junge Mädchen auf und hielt ihr das Papier mit dem entsprechenden Eintrag entgegen.
Das hauchzarte Rosa von Caitlyns Wangen färbte sich jetzt in ein dunkles Rot, als die selbst heraufbeschworene Folter weiter anhielt. Sie atmete tief aus und ihre Augen huschten unbeständig hin und her, während sie mit sich im Kampf lag, zu bleiben oder besser zu gehen.
»Soll ich sie dir noch einmal vorlesen?«, fragte Beverly rhetorisch.
»Nicht nötig«, antwortete sie knapp.
»›Neugierige Studentin sucht diskrete ältere Frau, um sie fest an die Hand zu nehmen‹!«, las Beverly laut und deutlich vom Blatt ab.
Caitlyn zuckte zusammen. »Das war … war ein großer Fehler«, hauchte sie und stand auf.
»Bleib‘ wo du bist«, reagierte Beverly darauf, mit ihrer ›Ich-sage-es-dir-nicht-zweimal‹-Stimme, die bei ihren Puppen immer ausgezeichnet funktionierte.
Caitlyn erstarrte augenblicklich. Sie straffe ihren Rücken und blinzelte überrascht.
»Warum bist du heute hergekommen?«, verlangte Beverly zu erfahren – jetzt in der Tonlage einer freundlichen Tante, die mit ihrer Nichte über Belangloses spricht.
Caitlyn seufzte erneut und warf einen Blick in die Richtung des Stücks Papier, das auf Beverlys Schoß lag.
»Ich kann dich nicht hören«, mahnte Beverly ruhig.
»Wegen der Anzeige!«, antwortet sie und schnappte nach Luft. »Ich bin hergekommen, weil ich genau das erleben möchte.«
»Du willst also, dass dich eine ältere, erfahrene Frau an die Hand nimmt?«, fragte Beverly mit einer hochgezogenen Augenbraue, derweil sie sich zurücksetzte und ihre Beine übereinanderschlug.
Das sanfte raschelnde Rauschen ihrer Nylonstrümpfe durchschnitt die in der Luft liegende Spannung, als sich ihre Oberschenkel aneinander rieben.
»Ja, ja«, wiederholte Caitlyn und nickte.
»Und du warst noch nie mit einer anderen Frau zusammen?«
»N … nein.«
»Woher, frage ich mich, weißt du dann, dass du genau das willst?«
»Ich … ich weiß nur …« Sie sprach leise und verschluckte den Rest.
Beverly sympathisierte mit ihr und erinnerte sich an das Wochenende in Edinburgh, wo sie Isabelle, die junge brünette Belgierin, ihre Elfe, in der Bar des Hotels sitzen sah, in das sie eingecheckt hatte, und genau dasselbe wollte. »Warum bist du nicht in irgendeinen einschlägigen Club gegangen? Ich meine, davon gibt es doch gerade hier in London so einige, und richtig gute dazu … Andere machen das doch auch.« Sie war aufrichtig an ihrer Antwort interessiert – und sie verspürte ein tieferes Bedürfnis an diesem nervösen Mädchen.
»Das ist nicht ganz einfach zu erklären«, setzte Caitlyn an, kurz zu ihr aufblickend. »Sie würden das bestimmt nicht verstehen«, fügte sie hinzu und fixierte ihre unberührte Tasse, in der der Tee bereits kalt geworden sein musste.
»Wer weiß? Du könntest überrascht sein«, erwiderte Beverly mit einem freundlich-süffisanten Lächeln. »Jetzt verrate mir, warum du willst, dass dich eine reifere Frau an die Hand nimmt.«
Caitlyn hielt inne und dachte einige Sekunden nach. Sie runzelte leicht ihre Stirn und in ihren Augen lag all ihre Konzentration, als sie es schaffte Beverly anzusehen, und sie sich zu artikulieren versuchte. »Ich denke …«, fing sie an, gleich darauf mit festerer Stimme, »Ich denke, ich möchte etwas ganz Anderes sein als das, was alle von mir erwarten. Verstehen Sie? Jetzt fixierte sie Beverly mit einem intensiven Blick.
Beverly wusste sofort, wovon ihre junge Besucherin sprach. »Also anders als intelligent, verantwortungsbewusst, erfolgreich, … unabhängig?«, fragte sie, wohlwissend, dass sie genau ihre Gedanken anführte.
»Ja, … ja«, flüsterte Caitlyn und senkte wieder die Augen. »Jeder sagt mir immer, ich muss die Beste sein, zeigen, was ich kann, meinen eigenen Weg gehen und der Welt beweisen, wie großartig ich bin … Alle sagen, ich soll Verantwortung, die Kontrolle übernehmen und genau das tun, was ich möchte.«
»Aber genau das ist, was du nicht willst, nicht wahr?« Beverly stellte sich plötzlich dieses süße, hoch intelligente Mädchen vor, wie es für sie auf einem der zylindrischen Sockel in ihrem ›Showroom‹ posierte – völlig nackt, die Füße in einem Paar ausgefallener Stilettos.
Caitlyn nickte. »Ich möchte besessen werden, folgen und gehorchen …« Sie zögerte, ehe sie mit fester Stimme fortfuhr. »Ich will genau die Dinge, die andere Frauen nach der Emanzipation in unserer Gesellschaft nicht mehr wollen … Stimmt mit mir deswegen etwas nicht?« Sie schaute Beverly mit einem traurigen Ausdruck auf ihrem hübschen Gesicht an.
Beverly hob ihre Tasse an und nahm einen Schluck Tee, indessen sie das attraktive Mädchen studierte und sich fragte, womit sie das Glück verdient hatte, diese Gelegenheit geschenkt zu bekommen. »Ich denke, ich habe dir etwas zu zeigen«, sagte sie und schnippte scharf mit ihren Fingern.
Caitlyn zuckte zusammen und sah sie verwirrt an.
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