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Kapitel 3

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Hamburg

Leise summt die Klimaanlage vor sich hin. Draußen scheint die Sonne und es war bestimmt so um die 30 Grad warm. Die Fenster waren abgedunkelt und man kann raus, aber nicht rein schauen. Hier im Büro der E + K Holding im 10. Stockwerk des Hanseatic Trade Center geht es zu wie in einem Bienenstock. Ruhig, leise aber betriebsam.

Die Sekretärin, Frau Fiebold, tippt Daten in den Computer. Peter Steiner, Geschäftsführer der Holding, sitzt im Nebenzimmer, durch eine Glaswand getrennt, hinter seinem Schreibtisch und studiert ein Schriftstück. Draußen auf dem Flur kann man Schatten der anderen Mitarbeiter an den Milchglastüren vorbei huschen sehen. Frau Fiebold hebt den Kopf von ihrer Arbeit und schaut auf die Uhr an der Wand gegenüber. Es war 10:30 Uhr.

>Oh, schon so spät, ich muss ja noch die Post holen<, denkt Sie, steht auf und drückt auf den Rufknopf der Gegensprechanlage, die sie mit ihrem Chef verbindet und sagt:

»Chef, ich geh dann mal runter und hole die Post.«

Peter Steiner hebt kurz den Kopf, schaut zu ihr und nickt. Sie geht zur Tür und dann weiter zum Aufzug, drückt den Knopf für die Fahrt ins Erdgeschoss. Hier war die Poststelle gleich neben dem Eingang. Sie hätte sich die Post auch hoch bringen lassen können, aber ein wenig Bewegung schadet nicht und fördert die Durchblutung sagt sie immer. Aus diesem Grunde hat sie bei der Poststelle Bescheid gegeben, dass man ihr nicht die Post vorbei bringen soll.

Unten angekommen, steigt sie aus dem Fahrstuhl, schaut sich um, begrüßt die Kollegen auf dem Flur und geht dann zielstrebig zur Poststelle und öffnet die Tür.

»Moin, moin. Alles gesund und munter bei euch«, ruft sie fröhlich beim Öffnen der Tür und bleibt dann mit weitaufgerissenen Augen an der Tür stehen. Es bietet sich ihr ein groteskes und grausames Bild. Hinter der Theke, die den Raum abtrennt, stehen drei Schreibtische und an der Wand rechts gibt es noch ein Regal mit Postfächern. Die drei Mitarbeiter sitzen alle an Ihren Schreibtischen, ihre Köpfe liegen auf den Schreibtischen und aus ihren Mündern läuft Erbrochenes, keiner rührt sich mehr.

Frau Fiebold arbeitet schon sehr lange für die Holding und kennt auch die Gefahren die damit verbunden sind. Deshalb reagiert sie sofort. Sie dreht sich um und schließt schnell wieder die Tür. Da sie hier im Haus keine Handtasche bei sich hat in der auch ihr Handy liegt, kann sie auch nicht telefonieren. Kurz entschlossen ruft sie den ersten Mitarbeiter der vorbei geht zu sich.

»Martin, komm mal her. Bitte bleib hier vor der Tür stehen und lass niemanden rein, mach auch selbst die Tür nicht auf. Da stimmt was nicht. Ich gehe hoch ins Büro, informiere Herr Steiner, alarmiere die Operation Group und die Polizei.«

»Was ist den passiert?«

»Die drei liegen mit ihren Köpfen auf den Tischen und rühren sich nicht mehr.«

»Ach, vielleicht halten sie ja nur ein Nickerchen«, sagt der Kollege und grinst, bis er in das ernste Gesicht von Frau Fibold sieht.

»Schon gut, entschuldige. So schlimm ist es? Klar pass ich hier auf das keiner rein geht«, sagt er und stellt sich vor die Tür.

Frau Fibold läuft zu den Aufzügen und fährt nach oben. Peter Steiner schreckt von seinen Unterlagen hoch als seine Sekretärin in das Zimmer gestürmt kommt, was sonst nicht ihre Art ist.

»Herr Steiner, in der Poststelle ist etwas passiert. Die Leute liegen leblos, mit ihren Köpfen auf dem Schreibtisch in ihrem Erbrochenen. Keiner rührt sich mehr.«

»Haben Sie die Tür versperrt?«

»Nein, aber es steht ein Mitarbeiter von uns davor der aufpasst, dass keiner rein geht.«

»Gut so, dann verbinden Sie mich mal schnell mit Manfred Kaminski, ich ruf in der inzwischen den Polizeidirektor an«, sagt er und nimmt schon den Telefonhörer in die Hand.

Frau Fibold macht kehrt und geht an ihren Schreibtisch. In der Zwischenzeit hat Herr Steiner schon eine Nummer gewählt und als der Teilnehmer sich meldete sagt er:

»Moin, moin Albert. Benötige dringend ein Krankenwagen und deine Leute hier.«

»Moin, moin Peter. Was ist passiert?«

»Frau Fibold hat in der Poststelle unsere drei Mitarbeiter leblos vorgefunden. Mehr weiß ich auch noch nicht. Will erst ein Team von uns mit Atemschutzausrüstung zum Messen rein lassen.«

»Gut. Ich komme auch gleich mit rüber, Frau Fiebold soll sofort isoliert werden. Müssen erst feststellen was es in der Poststelle ist«, sagt Albert Siemers, Polizeipräsident von Hamburg und Freund von Carlo Richter, Chef der E + K Holding.

Kaum hat Peter aufgelegt, klingelt das Telefon.

»Ich habe Herrn Kaminski am Apparat«, sagt seine Sekretärin und stellte durch. Peter Steiner redete sofort los, ohne sich lange mit der Begrüßung auf zu halten.

»Manfred, wir haben hier ein Problem. In der Poststelle liegen unsere Mitarbeiter leblos an den Schreibtischen. Kannst Du mir bitte ein Team mit Atemschutzausrüstung schicken?«

»Na klar. Weißt du schon was Näheres?«

»Nein, müssen den Raum erst untersuchen. Kann ja auch Giftgas sein.«

»Alles klar, dann rufe ich das Alpha-Team. Die sind gerade in Hamburg.«

»Gut, bis später«, beendet Peter das Gespräch und legt den Hörern auf. Dann drückte er die Ruftaste für die Verbindung in das Büro von Frau Fiebold.

»Frau Fiebold, Sie müssen in Ihrem Büro bleiben und absperren. Wir müssen erst feststellen was es in der Poststelle war. Ich schicke Ihnen sofort Hilfe hoch.«

Er schaut durch die Glaswand in ihr besorgtes Gesicht und sieht sie zur Bestätigung nicken.

»Machen Sie sich mal nicht zu viel Sorgen, ist nur eine Vorsichtmaßnahme«, versucht er sie zu beruhigen. Er winkt Ihr noch einmal zu und geht dann zum Aufzug um nach unten zu fahren.

Manfred Kaminski ist Leiter der Operation Group, die das Herzstück der E + K Holding GmbH ist und hat sein Büro auch hier im Hochhaus. Kaum hat Manfred, nach dem Gespräch mit Peter, den Hörer aufgelegt, aktivierte er den internen Funkruf der Operation Group.

»Zentrale an alle. Hier in der Zentrale wurde höchstwahrscheinlich ein Giftgasanschlag verübt. Alpha-Team sofort zur Zentrale kommen. Wir müssen den Raum mit Atemschutzgeräte untersuchen um festzustellen um welches Gas es sich handelt. Komlei One, das gesamte Equipment nach Hamburg verlegen. Einsatzbesprechung in drei Stunden mit allen Teams im Haus Hamburg.«

»Zentrale von Alpha verstanden. Sind auf dem Weg.«

»Zentrale von Komlei One. Verstanden, Over and Out.« Manfred unterbricht die Verbindung. Nachdem er alles erledigt hat, steht er auf und fährt ins Erdgeschoss runter. Wollte er doch bei der Untersuchung dabei sein. Als er unten ankommt stehen Peter und ein Mitarbeiter vor der Tür der Poststelle. Gerade als er sich zu den beiden gesellt, hören sie schon die Polizei- und Krankenwagensirenen. Er hat sich, bevor er noch unten fuhr, noch ein Mobiles Sprechfunkgerät eingepackt, damit er erreichbar war. Kaum fahren die Polizei und Krankenwagen vor, aktiviert sich das Sprechfunkgerät:

»Zentrale von Alpha, wir sind jetzt auch da.«

Kaum das sie sich gemeldet haben, sah Manfred wie ein schwarzer BMW X5 4,8 is auf den Vorplatz vorfährt und direkt vor der Eingangstür zum Halten kommt. Die beiden Türen werden aufgerissen und zwei in schwarzen Kampfanzügen gekleidete Männer springen aus dem Wagen, nehmen die Schutzgeräte aus dem Kofferraum und stürmen auf das Gebäude zu. Im Eingangsbereich ziehen sie sich ihre Umluft unabhängigen Atemschutzgeräte an.

»Hallo Michael, Hallo Berti. Hier geht es rein…«, informiert Manfred die beiden und zeigt auf die Tür der Poststelle. »…Bitte auf alle bekannte Gifte überprüfen und unsere drei Männer untersuchen.«

Die beiden Männer ziehen ihre Gasmessgeräte aus ihren Taschen und stelle sich neben der Tür auf, Berti macht Zeichen das alle zurücktreten sollen, öffnet die Tür und schon waren sie im Raum verschwunden. Kaum war die Tür geschlossen, kommt auch die Polizei, vorne weg der Polizeichef und der Notarzt ins Gebäude gestürmt.

»Da waren wir doch etwas zu langsam«, dokumentierte Alfred die Schnelligkeit des Alpha-Teams.

»Nein, die beiden waren wohl dichter dran…«, beruhigt Manfred den obersten Polizeichef. »…Aber du kannst vielleicht schon mal ein Dekontaminationsteam anfordern. Wie es aussieht werden wir es benötigen.«

»So schlimm? Gut ich werde es gleich veranlassen«, sagt er und geht ein paar Schritte von der Gruppe weg um zu telefonieren. Sie warten ungeduldig bis die Tür geöffnet wird und das Alpha-Team wieder raus kommt. Sie ziehen Ihre Masken ab, bleiben aber auf Abstand stehen und schütteln die Köpfe.

»Es gibt keine Überlebenden. Alle drei waren schon tot als wir rein gingen. Das Gas hat sehr schnell gewirkt. Es war Soman aus der Familie der Pflanzenschutzmittel mit der Molekularformel C7H16FO2P. Es ist eins der gefährlichsten Nervengase überhaupt. Selbst die geringste Konzentration ist tödlich. Betroffene kollabieren binnen Sekunden, es kommt zu Krämpfen der Skelettmuskulatur bis hin zum generalisierten Krampfanfall, Erbrechen, starker Atemnot, Bewusstseinsstörungen jeder Art, der Tod tritt durch Atemlähmung ein. Wir müssen den Raum Dekontaminieren lassen, bevor jemand da rein kann. Auch Personen, die im Raum waren, sind betroffen«, klärt Michael vom Alpha-Team die Wartenden auf.

»Frau Fiebold war kurz drin, aber nur am Eingang«, sagt Peter. Berti Mann, der zweite Mann vom Alpha-Team, erklärt weiter:

»Gut, Sie muss auch dekontaminiert und untersucht werden. Die Symptome bei einer leichten Vergiftung sind Kopfschmerzen, Atemnot mit einem Druckgefühl in der Brust, starken Schweißausbrüchen, starken Sehstörungen mit Augenschmerzen und einer erheblichen Verstärkung des Nasensekretes, der Tränenflüssigkeit und des Speichels. Die Dekontamination ist mit Alkalilauge durchzuführen.«

»Woher haben Sie den all diese Informationen?«, fragt sie Albert Siemers, der Polizeipräsident überrascht.

»Michael und Berti haben eine ABC-Ausbildung gehabt …«, erklärt Manfred dem Polizeipräsidenten und fährt weiter fort: »… Nur gut, dass gerade sie in der Nähe waren.«

»Na ja, das hätte ich mir ja denken können. Danke für die Informationen, da können meine Männer gleich los legen«, erklärt der oberste Polizist aufatmend.

»Martin, zeigst du dem Notarzt bitte den Weg nach oben und lass dich auch gleich untersuchen«, spricht Peter den Mitarbeiter, der die Tür bewachte, an. Als die drei in den Aufzug steigen, hört man schon die Feuerwehrsirenen vom Dekontaminierungstrupp.

»Ich gehe mal wieder hoch ins Büro um alles Weitere zu veranlassen. Peter, kommst du mit?«, fragt Manfred.

»Ja, ich komme mit.«

Oben im Büro von Manfred angekommen, setzen sie sich und Manfred informierte Peter, was er veranlasst hat. Dass er den Komlei One nach Hamburg beordert hat und über das Treffen im Haus Hamburg.

In jeder größeren Stadt hat die Holding ein Haus. Meistens liegt es am Stadtrand und war gut gesichert. Die Häuser werden bei Einsätzen als Treffpunkt genutzt oder als Gefängnis für unliebsame Mitmenschen die nicht sofort der Polizei ausgeliefert werden sollen.

Die Mitarbeiter können in den Häusern auch Urlaub machen und dort wohnen. Das Haus Hamburg liegt an der Elbe im Ortsteil Blankenese. Vor gut zwei Jahren war das Haus der Dreh und Angelpunkt bei der Befreiungsaktion von Eva, der Frau von Carlo.

Bis zum bitteren Ende!

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