Читать книгу Grantlkatz - Kaspar Panizza - Страница 8
Prolog
ОглавлениеDer Mann hatte den Kragen seines Kurzmantels hochgeschlagen und versuchte dadurch dem Nieselregen zu entgehen. Er fröstelte. Für dieses typische Aprilwetter war er zu leicht angezogen, aber er hatte nur einen kurzen Weg bis zur U-Bahn vor sich. Hier unter den hohen Bäumen im Nußbaumpark hoffte er, dem Regen zu entgehen. Ein Trugschluss, denn durch den einsetzenden Wind tropfte jetzt auch noch das Regenwasser von den jungen Blättern. Beinahe wäre er über die Beine der Person gestolpert, die im Schatten eines Baumes auf einer Parkbank kauerte. Sie trug einen Regenumhang mit Kapuze. Gerade als er ihren Beinen ausweichen wollte, sprang sie auf und riss den Mann zu sich auf die Bank. Er versuchte sich zu wehren, spürte aber gleichzeitig einen stechenden Schmerz am Hals, der ihn erstarren ließ.
»Ganz ruhig«, zischte eine Stimme neben seinem Ohr. »Du möchtest doch nicht, dass ich dir die Kehle durchschneide.«
Der Mann hatte sich wieder etwas gefangen und versuchte aus der Opferrolle rauszukommen. »Das tust du ja doch nicht.« In diesem Moment spürte er, wie das Messer tiefer in seinen Hals eindrang, und ihm wurde schlagartig klar, dass sein Gegenüber es ernst meinte. Panik kam in ihm auf. »Was willst du?«, krächzte er.
»Deine Brieftasche, deine Uhr, deine Geldbörse und dein Handy. Aber schnell.«
Hastig wühlte er in seinen Taschen und reichte alles der Person im Regencape. Sein Hemd war bereits nass. Nass und warm. Viel zu warm für den Regen; es musste sein Blut sein. Von der Stelle an seinem Hals, an der ihn das Messer verletzt hatte. Die Halsschlagader konnte nicht getroffen sein, da war er sich sicher. Er spürte, wie die Person das Messer von seinem Hals nahm. Der Überfallene drückte die linke Hand auf die Wunde und sah zu, wie sein Gegenüber die Brieftasche nach Bargeld durchsuchte. Die Beute war spärlich – etwa 160 Euro, dafür hatte die Uhr einen Wert von mindestens 2.000 Euro. Ausweispapiere und Visitenkarten fielen zu Boden oder auf die Bank. Erst jetzt bemerkte er, dass die Person unter dem Cape eine Skimaske trug.
»Du hattest Glück«, zischte sie, hob die goldene Uhr hoch und stand auf.
»Warte«, röchelte der Mann und wusste in diesem Moment, dass seine Luftröhre verletzt war.
Die Person im Regencape nahm eine drohende Haltung ein und hob erneut das Messer.
»Hier, meine Karte«, sagte der Verletzte und streckte dem Maskierten eine Visitenkarte hin, die er aus der Brusttasche seines Sakkos zog. »Ruf mich an.«
Der Fremde entspannte sich. Er griff nach der Karte, steckte das Messer ein und drehte sich um. Der Mann auf der Bank war sich sicher, dass er kicherte, als er geräuschlos zwischen den Büschen verschwand.