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Lilly

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Braden strahlt, als er aus dem gregorianischen Haus in Kensington tritt und über die Straße zu mir eilt. Sofort löst sich die Anspannung; meine Muskeln lockern sich und meine Knie werden weich. Wie immer, wenn ich ihn sehe.

Es ist verrückt, aber eine solche Anziehungskraft hat noch nie jemand auf mich ausgeübt. Das war schon damals so, vor fünf Jahren, in jener verhängnisvollen Nacht kurz vor meiner Hochzeit. Wenn ich Braden sehe, wird mir warm. Er bringt mich allein mit seinem Lächeln dazu, dass ich mich wieder wie ein Teenager fühle. Und ich liebe es, wenn er mich in seine Arme nimmt und mich an sich zieht. Ich fühle mich sicher, beschützt bei ihm. Und so unendlich ruhig. Er hat auf mich dieselbe Wirkung wie ein Tag am Meer. Meine Nerven hören auf zu flattern, mein Herz wird leichter und ich bin ... entspannt. Vor allem, seitdem wir uns regelmäßig treffen und miteinander schlafen. Sex mit Braden ist besser als jedes Sterne-Menü, das ich je genossen habe. Unsere Körper scheinen füreinander geschaffen zu sein; ich muss ihn nicht einmal berühren, um das sehnsüchtige Ziehen in meinem Unterleib zu spüren, das nur er in mir auslöst.

»Hallo Schönheit«, sagt er und legt beide Arme um meine Hüften. »Ich habe dich vermisst heute.« Dann presst er seine Lippen auf meine. Ich schließe die Augen, erwidere den Kuss, der zärtlich und doch so fordernd, leidenschaftlich ist. Der meinen ganzen Körper mit einer schweren, warmen Süße erfüllt, wie ein teurer Rotwein. Atme tief ein, um ihn zu riechen. Um zu wissen, dass er wirklich hier ist, bei mir. Sein Aftershave, den männlichen Duft, der darunter liegt und den ich am liebsten pur mag.

»Ich habe mit Jonathan gesprochen«, platze ich heraus, nachdem er nach einer gefühlten halben Stunde meinen Mund wieder freigegeben hat. Das Wetter ist herbstlich feucht, weshalb ich meine Haare hochgesteckt habe. Die rote Mähne ist sonst bei diesem Klima nicht zu bändigen.

»Ich weiß. Er hat mir seinen Widerspruch natürlich schriftlich zukommen lassen, und er war nicht frei von Häme.«

»Was machen wir jetzt?«, frage ich und hake mich bei ihm ein. Er hat muskulöse Arme, weil er regelmäßig im Fitness-Studio trainiert. Das braucht er als Ausgleich zu seiner sitzenden Tätigkeit, behauptet er, aber ich weiß, dass er es auch aus Eitelkeit tut. Ich sehe den Stolz in seinen braunen Augen, wenn ich meine Finger über seine nackte Brust gleiten lasse und seinen Körper bewundere. Der Gedanke an Braden – nackt! – reicht schon aus, um ein leises Pochen in meinem Schoß hervorzurufen.

»Lass uns später darüber sprechen. Bitte. Hast du schon gegessen?« Braden wirft mir einen Seitenblick zu. »Ich hatte nur Sandwiches zum Mittag und könnte noch was gebrauchen.«

Mir ist der Appetit gründlich vergangen, aber das sollte nicht sein Problem sein. Wir fahren nach Mayfair zu seiner Wohnung. In Bradens Sportwagen, der neuerdings innen aufgeräumt ist – vermutlich meinetwegen. Als ob mir das wichtig wäre.

Zu Hause bestellt er chinesisches Essen für uns, während ich es mir auf seinem Ledersofa gemütlich mache und die Pumps ausziehe, dann öffnet er eine Flasche Rotwein. Ich habe noch nie bei ihm übernachtet, und heute ist ganz sicher nicht der richtige Tag für so ein erstes Mal nach der erneuten Aufregung, das spüre ich. Normalerweise wäre mir auch danach, gleich über ihn herzufallen. Vor allem, wenn ich ihn dabei beobachte, wie er souverän sein großes Wohnzimmer durchschreitet und mit einer so natürlichen Lässigkeit und Eleganz die Weinflasche entkorkt, dass jeder Kellner im Ritz neidisch darauf wäre.

»Ich habe im Büro eine Abmahnung bekommen, von Ken. Weil ich private E-Mails geschrieben und Facebook genutzt habe. Ich muss dir wohl nicht sagen, wer dahintersteckt?« Ich nippe an meinem Rotwein, den Braden mir in einem bauchigen Glas gereicht hat, und warte, dass er sich neben mich setzt. Mit Schwung lässt er sich aufs Sofa fallen und legt eine Hand auf mein Knie. Sofort stellen sich meine Körperhärchen auf und ich muss mich bemühen, nicht gleich abgelenkt zu werden.

»Das kann er nicht machen.« Braden knurrt. »Was soll das?«

»Offenbar hat er ein persönliches Problem mit dir. Jedenfalls hat er mir gedroht, mich fertigzumachen, und natürlich wird er dafür sorgen, dass ich keinen Penny von seinem Vermögen bekomme. Deinetwegen. Ich weiß nicht, was zwischen euch passiert ist, Braden, aber ich ... Es macht mir Angst. Jonathan macht mir Angst. Er wirkte so wütend, so rachsüchtig. Ich verstehe das alles nicht.«

»Wenn dir gekündigt wirst, fängst du bei mir an.« Braden sieht mir in die Augen. »Ich habe durchaus Bedarf für eine zweite Anwältin in meiner Kanzlei.«

Ich lache laut auf und stelle mein Glas ab. »Braden! Ich bin keine richtige Anwältin, wie du weißt. Und ich tauge schon gleich gar nicht zur Scheidungsanwältin.«

»Stell dein Licht nicht so unter den Scheffel, Lilly. Ich weiß, dass du gut bist. Dir fehlt nur der Mut und ... bei Gott, ja, ich verstehe es nicht, aber ... wo ist dein Selbstvertrauen hin? Vor fünf Jahren, in der Nacht, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, da hast du so stolz und sicher gewirkt. Ich habe dich angesehen und gedacht: dieses Mädchen wird es einmal weit bringen. Sie hat den Ehrgeiz, den Biss und die Intelligenz. Du bist eloquent und gescheit, es gibt also gar keinen Grund, warum du noch länger in diesem muffigen Büro versauern solltest.«

Ich reiße die Augen auf. »Ich mag meinen Beruf«, verteidige ich mich. »Ich habe meine Ruhe, keinen Stress, kann meine Zeit selbst einteilen ...«?

»Aber du kannst so viel mehr als das. Es ist Verschwendung deiner Fähigkeiten, was du da tust.«

Ich rutsche ein Stück zur Seite, bis seine Hand von meinem Knie rutscht. Fragend sieht er mich an. Oh Himmel, wenn er nur nicht so gut aussehen würde. Wenn er nicht so wunderschöne, braune Augen hätte. Wenn sein Mund nicht so schwungvoll und prall wäre, dass ich ihn küssen will. Dann wäre ich jetzt sicher sauer auf ihn, weil er mit mir redet, als ob ich mein Leben verplempert hätte.

»Wie schon gesagt – ich mag meinen Job und ich möchte ihn behalten. Unbedingt.«

»Du solltest dir eher Gedanken machen, wie wir die Scheidung so schnell wie möglich über die Bühne bringen, ohne dass du leer ausgehst.«

»Braden, das Geld ist mir egal. Ich brauche es nicht. Wenn es ihn glücklich macht, soll er es behalten. Darum geht es gar nicht.«

Braden schweigt. Sein Blick löst ein unangenehmes Ziehen in meinem Bauch aus. Was hatte Jonathan über ihn gesagt? Berechnend? Aber Braden verdient selbst mehr als genug. Es ist doch absurd zu glauben, dass er hinter Jonathans Geld her sein könnte? Wenn ich schon Schwierigkeiten damit hatte, Männerfreundschaften zu verstehen – herzlichen Glückwunsch. Männerfeindschaften sind offenbar erst recht unlösbare Rätsel. Was auch immer in die beiden Alphatierchen gefahren ist – ich begreife es einfach nicht.

»Es gäbe eine schnelle und einfache Lösung«, sagt Braden plötzlich in meine Gedanken hinein. Ich sehe ihn fragend an. »Kristen könnte sich eines pränatalen Vaterschaftstests unterziehen. Dann hätten wir Gewissheit, dass ihr Kind von Jonathan ist, und der Richter hätte keinen Grund, das Verfahren länger hinauszuzögern.«

Ich schlucke. »Das ist gefährlich für das Kind«, werfe ich ein. »Ich weiß das, weil ...« Verlegen beiße ich mir auf die Lippe. Auch wenn Kristen mich hintergangen hat – ich habe ihr damals versprochen, ihr Geheimnis für mich zu behalten, und das werde ich tun. Nicht einmal Braden möchte ich es verraten. »Ich weiß es eben. Also – nein. Das kann ich nicht machen.«

»Lilly, es geht hier auch um dich. Und um uns. Wenn Jonathan Ernst macht, kann er mit seinem Einspruch verhindern, dass wir zusammen sind.«

»Nein, das kann er nicht.« Ich schlage die Beine übereinander und greife wieder nach meinem Weinglas. Meine Hände fühlen sich klamm an. »Ich muss nur auf alle Ansprüche verzichten und zugeben, eine Affäre mit dir zu haben. Dann wird die Scheidung sofort rechtskräftig.«

»Das würde sie nicht, solange Jonathan nicht zustimmt.«

»Er würde aber zustimmen, wenn ich auf alles verzichte«, beharre ich. »Glaub mir. Es geht ihm nur ums Geld, sonst nichts. Und ich brauche sein Geld nicht.«

»Lilly.« Braden rückt näher an mich heran und nimmt meine Hände in seine. »Das kann ich nicht zulassen. Du würdest nahezu mittellos aus eurer Ehe rausgehen, und der Anteil an seinem Vermögen steht dir zu. Als dein Anwalt muss ich dir also raten, vorsichtig zu sein bis zum nächsten Termin.«

Das unangenehme Gefühl verstärkt sich und zwickt. Ob ich ihm sagen sollte, was Jonathan über ihn behauptet hat? Nein, besser nicht. Ich will diese obskure Feindschaft zwischen den beiden nicht noch weiter schüren. Außerdem weiß ich, dass es nicht wahr ist. Ich kenne Braden zwar noch nicht wirklich gut, aber ich kann mich unmöglich so in ihm täuschen. Allein sein Blick, wenn er mich ansieht, so wie jetzt gerade ... wenn er mir fest in die Augen sieht, die Lippen ganz leicht zu einem Lächeln verzogen. Ich glaube wirklich, dass er etwas für mich empfindet, auch wenn es im Moment eher körperliche Anziehungskraft ist als alles andere. Viel mehr als den Körper des anderen kennen wir schließlich auch noch nicht voneinander, aber mit irgendwas muss man ja anfangen, oder?

»Soll das bedeuten, dass wir uns nicht mehr sehen können, bis die Scheidung endgültig ist? Bis Kristen ihr Baby bekommen hat?«, frage ich. Mein Herz pocht heftiger. Braden zieht die Brauen zusammen, bis sich über seiner Nasenwurzel eine tiefe Falte bildet.

»Im Zweifelsfall ... ich will dich nicht gehen lassen, Lilly. Niemals. Aber wir müssen aufpassen. Uns nicht als Paar in der Öffentlichkeit sehen lassen, ihm keinen Beweis für unsere Beziehung liefern. Alternativ, und das wäre mir deutlich lieber, bitten wir Kristen um diese Untersuchung. Dann sind wir in spätestens zwei, drei Wochen durch mit der ganzen Geschichte.«

»Du bist dir ziemlich sicher, dass Jonathan der Vater dieses Babys ist, oder?«, frage ich mit hochgezogener Braue. Braden nickt.

»Ich habe mit Kristen gesprochen. Ich kenne sie zwar nicht so gut und so lange wie du, aber ... ich glaube ihr. Sie ist eine wahnsinnig schlechte Lügnerin, das habe ich vor Gericht schon einige Male feststellen dürfen.«

Ich leere mein Rotweinglas und halte es ihm auffordernd hin. »Das würde allerdings bedeuten, dass ich zu dämlich war, um ihre Lügen mir gegenüber zu enttarnen.«

»Verdammt, nein, Lilly, das bedeutet es ganz und gar nicht. Und das habe ich damit auch nicht gemeint.« Kopfschüttelnd steht Braden auf und geht zum Schrank, um mir nachzuschenken. »Was ist los mit dir? Verstehst du mich absichtlich falsch?«

Ich zucke zusammen. Das Gespräch nimmt langsam eine Wendung, die mir unangenehm ist. So ähnlich hörte es sich auch an, wenn Jonathan und ich diskutiert haben. Was ist nur mit mir los? Mit uns?

»Ich bin nervlich nicht gerade stabil im Moment, Braden. Ich sehe Gespenster, überall. Betrug, wo ich auch hinsehe. Mein Weltbild ist in der letzten Zeit ganz schön aus den Fugen geraten, und so fühlt sich das Leben gerade für mich an. Alles schwankt und wackelt um mich herum, ich finde keinen Tritt. Ich habe Angst davor, einen Schritt zu machen, weil ich nicht weiß, ob der Boden vor mir halten wird. Schließlich wurde er mir gerade erst unter den Füßen weggezogen, und ich ...« Oh, Mist. Meine Augen brennen, die Tränen kann ich nicht länger zurückdrängen. Als wäre ein Staudamm gesprengt worden, brechen sich plötzlich die ganzen miesen Gefühle Bahn, die ich seit Wochen in den Griff bekommen will. Es sind nicht nur böse Erinnerungen an Jonathan und meine Ehe, es ist so viel mehr als das. Uralte Narben scheinen aufzubrechen. Narben, die meine Eltern mir zugefügt haben mit ihren ständigen Forderungen, mit dem ewigen Gefühl, sie zu enttäuschen, nicht genug zu sein. Narben von Wunden, die noch aus meiner Schulzeit stammen. Als mich alle Mitschüler wegen meiner roten Haare, den Sommersprossen und meinen dünnen Beinen als Vogelscheuche verlacht haben. Wunden von Mädchen, die sich über mich lustig gemacht haben, weil ich mit ihren Markenklamotten und den teuren Autos ihrer Eltern nicht mithalten konnte.

Weil ich immer ein Außenseiter war. Ein verlachter, rothaariger Bücherwurm, der es dank eines Stipendiums an die Privatschule und später an die Uni geschafft hat, aber in den Schulpausen allein am Rand stand und Hohn und Spott über sich ergehen lassen musste. Weil mein Vater erst bei meiner Hochzeit stolz auf mich war – in seinen Augen hatte ich es also doch noch geschafft und in die bessere Gesellschaft eingeheiratet. Das war alles, was für ihn zählte, von mir selbst erwartete er nichts mehr. Umso größer war die Enttäuschung meiner Scheidung, die ich vermutlich nie wieder gutmachen kann. Zumal ich es nicht einmal hingekriegt habe, in den fünf Jahren meiner Ehe Mutter zu werden und eine Familie zu gründen. Oder wenigstens Karriere zu machen. Ein weiterer Heulkrampf schüttelt mich, weil mir mein ganzes Leben auf einmal so kläglich vorkommt. Weil ich mir so kläglich vorkomme. Wie ein schrecklicher Versager. Mit einem großen Satz ist Braden bei mir, kniet sich vor mich und zieht mich in seine Arme, wo er mich wie ein Kleinkind hin und her wiegt. »Hey. Hey, Schönheit. Es tut mir leid. Ich wollte nicht ... Gottverdammt, ich bin manchmal so ein ungehobelter Klotz, sorry! Ich hab echt meinen Beruf verfehlt.«

»Hast du nicht, Quatsch«, sage ich, unter Tränen lächelnd, und wische meine Wange an seinem Hemd ab, das so gut riecht. Nach ihm. Sofort beruhigt sich mein Herzschlag, weil er wie immer dieses Gefühl in mir weckt, dass mir nichts passieren kann, solange er bei mir ist.

»Ich passe auf dich auf«, murmelt er in mein Haar und küsst meinen Scheitel. »Ich stütze dich, halte deine Hand, wenn du sie brauchst. Damit du dich sicher fühlst und nicht mehr stolperst.«

»Ich weiß nicht, ob das mit uns schon Sinn macht, Braden.« Ein tiefer Seufzer sitzt in meiner Brust fest und will nicht heraus. Ich versuche, ihn runterzuschlucken, aber der Knoten bleibt. »Es ist einfach zu früh. Ich bin ... Meine Ehe war offenbar nur eine Scharade, all die Jahre. Mein Ex-Mann entwickelt sich zum größten Arsch, den die Welt je gesehen hat. Meine beste Freundin hat mich belogen. Mein Chef will mich loswerden. Ich fühle mich manchmal, als würde ich alles nur träumen und warte darauf, endlich wach zu werden und wieder in meinem alten Leben zu sein.«

Bradens Blick verdüstert sich. »Ich bin aber kein Traum, Lilly. Ich bin real. Und meine Gefühle für dich sind auch real. Also spiel bitte nicht mit ihnen. Das habe ich nicht verdient, oder?«

»Nein, natürlich nicht.« Ich lehne mich zurück und halte den Stiel des Weinglases mit beiden Händen fest. Mein Blick ist verschleiert, die Welt um mich herum nur noch verschwommen. »Es tut mir leid, Braden. Vielleicht sollte ich besser gehen.«

Er steht so abrupt auf, dass ich vor Schreck fast das Glas fallen lasse. Meine Hände fangen an zu zittern.

»Ich verstehe dich«, sagt er dann, und ein paar tonnenschwere Steine fallen mir vom Herzen. Gottseidank, er ist nicht sauer, weil ich so eine dramatische Chaotin geworden bin.

»Ich bin Scheidungsanwalt und weiß, was so eine Scheidung bedeutet. Es ist ein Trauma; genauso, als ob man einen geliebten Menschen durch Tod verliert. Oder unter einer schweren Krankheit leidet. Du hast gleich zwei sehr wichtige Menschen verloren und mir ist klar, dass du dich noch nicht so bald wieder öffnen kannst. Vielleicht nicht einmal für mich. Aber ich will eine Chance, Lilly. Eine verdammte Chance. Die habe ich mir verdient. Und ich bin bereit, zu warten. Egal, wie lange. Ich gehe nicht mehr weg.«

Er stellt sein Glas heftig auf dem Tisch ab und ich habe für einen Moment Angst, dass der Stiel zerbricht. Mein Herz schlägt schneller. Ich will aufstehen und ihn in den Arm nehmen. Ihn küssen. Ihn lieben. Ihm sagen, dass ich es nicht so gemeint habe. Dass ich es versuchen will. Aber ich kann nicht. Wie gelähmt sitze ich da und schaue ihm in die Augen, ohne seinen Blick deuten zu können.

»Vielleicht ist es besser, wenn wir tatsächlich noch warten. Bis das alles ... Bis es irgendwie vorbei ist.«

»Was willst du tun, wenn dein Boss dich feuert? Dir einen neuen Job suchen und weiter Verträge bearbeiten in einem dunklen Kämmerchen? Oder vielleicht doch lieber mein Angebot annehmen?«

»Dein Angebot?«, frage ich blinzelnd. Weil Braden vor mir steht, muss ich zu ihm aufsehen, doch das stört mich nicht. Bei Jonathan konnte ich diese Position nie ertragen; wenn wir gestritten haben, legte ich großen Wert darauf, auf Augenhöhe mit ihm zu sein. Braden wirkt aber nicht, als würde er auf mich herabschauen, obwohl er gerade genau das tut. Er gibt nicht vor, mir überlegen zu sein. Er glaubt an mich und mein Potenzial. Der Gedanke rührt mich so sehr, dass mein Herz sich zusammenzieht. »Du meinst, in deiner Kanzlei zu arbeiten?«

Sein Mund verzieht sich zu einem Grinsen. »Warum nicht? Ich hätte dich gern in meiner Nähe, nicht nur abends. Du könntest mich unterstützen, und ich hätte mehr Zeit für dich. Was sagst du?«

»Braden, ich ...« Meine Gedanken rasen. Das geht schnell. Viel zu schnell. Meine Scheidung ist nicht rechtskräftig, ich kenne ihn erst seit ein paar Wochen. Und jetzt will er mich gleich bei sich einstellen und mit mir zusammenarbeiten? »Ich weiß nicht, ob das gut ist. Es wäre wie gesagt bestimmt besser für mich, wenn ich mich nicht gleich in eine neue Beziehung stürze. Es ist einfach kein guter Zeitpunkt für uns. Ich muss doch erst mal lernen, allein klarzukommen.«

»Ich sprach nicht von einer Beziehung, Lilly. Ich habe wirklich Verständnis für deine Situation. Und ich respektiere deinen Wunsch. Das hindert mich aber nicht daran, dich bei mir einzustellen.«

»Ich kann nicht den ganzen Tag mit dir zusammen sein und dich nicht anfassen«, sage ich und muss mir ein Lachen verbeißen. »Es tut mir leid, aber du bist schlimmer als ein Schokoladeneis oder eine Schachtel Pralinen für mich. Ich würde das niemals schaffen.«

Er grinst wieder und setzt sich neben mich aufs Sofa. Seine Fingerkuppen streichen über meinen Rücken und kitzeln mich, sodass ich erschauere. Sein Gesicht ist meinem nah. Sehr nah. Ich spüre seinen Atem, sogar die feinen Bartstoppeln am Kinn.

»Wer hat denn gesagt, dass du mich nicht anfassen darfst?«, raunt er.

»Aber du ...«, setze ich an.

Er unterbricht mich. »Nur, weil du dich nicht auf eine feste Beziehung mit mir einlassen willst heißt das doch nicht, dass wir keinen Sex haben können. Oder?«

Seine Finger erreichen mein Rückgrat. Als er feine Kreise um sensible Stellen malt, zieht eine Gänsehaut über meinen ganzen Körper. Ich schlucke.

»Ist das dein Ernst?«, flüstere ich.

Braden nickt. Seine Lippen nähern sich weiter, und die nächsten Sätze kitzeln an meinem Mund.?»Wir könnten es im Büro tun. Wann immer wir wollen. Niemand müsste davon erfahren, wir wären sicher. Ich könnte dich auf meinem Schreibtisch nehmen. Auf der Toilette. Im Vorzimmer, wenn Bernadette Feierabend hat. Ich könnte dich verwöhnen, während du mir Briefe vorliest. Eben eine ganz zwanglose Sexaffäre unter Kollegen.«

»Du bist aber in dem Fall mein Chef und kein Kollege«, werfe ich ein. Allein seine Worte haben mein Kopfkino in Gang gebracht und reichen aus, um die Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen zu verstärken.

»Umso besser. Ich liebe es, zu bestimmen.« Der Kuss, mit dem er mich überfällt, lässt keinen Zweifel an seinen Worten. Er ist so ungestüm, so wild, dass ich sofort die Augen schließe und ihn erwidere. Seine Zunge in meinen Mund eindringen lasse, bis sich das sehnsüchtige Ziehen zwischen meinen Beinen verstärkt und mehr verlangt. So viel mehr. Er öffnet meine Bluse, Knopf für Knopf, während wir uns weiter küssen. Als sein Atem über meine Brüste streicht, schrillt ein Ton mitten in unser atemloses Keuchen, und ich muss lachen.

»Oh fuck, der Chinese.« Braden fährt sich durch die Haare, die ich schon gründlich ruiniert habe, und steht mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. »Dabei ist mir gerade eben der Appetit vergangen.«?»Mir auch. Aber geh ruhig«, sage ich und fange an, meine Bluse wieder zuzuknöpfen, doch Braden hält meine Hände fest. Er hat sich zu mir runtergebeugt und verschließt meinen Mund mit seinen Lippen. »Wenn wir ganz leise sind, denkt er, wir sind nicht zu Hause«, raunt er mir anschließend ins Ohr, als die Türklingel erneut ertönt, diesmal länger als vorher. Ich kichere. »Das kannst du nicht machen.«

»Und ob ich das kann.«

Mad about you 2

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