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Kapitel 2: Jareds Rache

Der Schock war soweit verdaut und ich hatte mich wieder im Griff. Natürlich war diese Aussage von Janni etwas, womit ich hätte rechnen müssen. Doch so schnell ein ganzes Leben aufzugeben, hatte ich ihr nicht zugetraut. Ich stand in ihrem Wohnzimmer und sah sie die ganze Zeit nur hin und her rennen. Sie packte. Und wie das bei einer Frau in Hektik aussehen konnte, muss ich denke ich nicht näher erläutern. Jared saß in diesem Raum soweit von mir entfernt, wie es ihm möglich war. Anfangs hatte er hin und wieder noch etwas zu ihr gesagt, was sie nicht mitnehmen dürfte oder warum sie das alles tat. Doch nur ein par wenige aber wirksame Blicke sorgten schon bald dafür, dass er seine Versuche aufgab. Natürlich war auch Sam nicht weit weg, er würde nun `seine` Janni nicht allein lassen, wenn er ahnte, dass ihr Gefahr drohen könnte. Warum Janni sich selbst so stresste, hatte ich wenigstens verstanden. Sie hatte zwar keinen Zeitdruck, da Sam auf sie wartete um mit ihr wieder nach Frankreich zu fahren, doch ich wusste, dass sie so schnell es ihr möglich war aus der Nähe von Jared verschwinden wollte. Sicher würde dieser nämlich noch ganz anders abgehen wenn er nicht Gefahr laufen würde, gegen einen Stein zu knallen wenn er ausrastete. Seit knapp zwei Stunden stand ich hier also rum und ertrug die drückende Spannung. Früher, aus noch menschlicher Sicht gesehen hätte mich das hier sicher fertig gemacht, doch jetzt war ich eigentlich nur gelangweilt. Adrian hatte etwas vor, von dem er mir nicht erzählen wollte. Ich hatte ihn natürlich ungern allein gelassen, hatte doch die Befürchtung, dass er einen Menschen töten würde. Doch er hatte mir hoch und heilig versprochen, sich von den Menschen fern zu halten, soweit es ging. Natürlich vertraute ich ihm, aber jetzt , wo es noch schwerer war in seinem Kopf zu schnüffeln, traute ich seinen Instinkten nicht. Und irgendwas in seiner Aussage, das wusste ich, entging mir. Ein sicher entscheidendes Detail. Doch was sollte ich machen, ich versuchte mich einfach darauf zu verlassen, dass er es mir bald sagen musste. Sonst würde mir schon eine andere Art der Erpressung einfallen. Innerlich grinste ich, denn der erste Gedanke der mir kam war ein Schnitt ins eigene Fleisch, also doch etwas anderes. Hin und wieder sah Jared zu mir rüber, beobachtete mich wie ich ihn beobachtete. Und dann kam mir eine Idee. Ich würde einfach ein wenig in seinem Kopf rum schnüffeln. Wenn ich vorsichtig war mit meiner Konzentration, würde er sicher auch nichts bemerken. Einmal war das mit dem Bilder zeigen schließlich schon schief gegangen. So starrte ich also in seine Augen. Ich war mir sicher, dass er bei dem Blick den ich drauf hatte, nicht wagen würde zu fragen. Alles um mich herum, blendete ich mehr oder weniger aus, was mich interessierte war schließlich nicht so leicht zu finden.

Was ich fand verwirrte mich, verschwommene Bilder in einer merkwürdigen Weise verzerrt. Und Wut. Jede Menge Wut und Hass konnte ich jetzt fast schmecken, als ich in seinen Gedanken schnüffelte. Ich sah Sam, hin und wieder verschwommen auch mich. Und dann, wenn auch noch seltener, sogar Adrian. Natürlich wusste er bereits, dass auch Adrian nun nicht mehr menschlich war. Aber was ich dann noch fand schockte mich. Sehr deutlich, deutlicher als alles andere sah ich Flammen. Ein riesen Haus in Flammen und Sam in ihnen. Ich riss meinen Kopf unbeabsichtigt nach hinten und starrte Jared ungläubig an. Der Mann trachtete doch wirklich nach Rache. So dumm konnte er doch nicht sein, oder? Ich riss mich noch einmal zusammen und suchte nochmal genauer, und doch, er war so dumm. Rache war in seinen Gedanken allgegenwertig und im Augenblick anscheinend das Einzige, was ihn interessierte. Er verkraftete überhaupt nicht, dass Janni ihn verließ. Und dann auch noch für einen meiner Art. Das war zu viel für den Armen. Ich überlegte hin und her, ob ich seine Gedanken ernst nehmen musste. Doch er war nur ein Mensch, was konnte er schon ausrichten? Vor allem gegen Sam und seine so von Technik gesicherte Festung. Sich dieser auch nur zu nähern würde für ihn unmöglich werden ohne entdeckt zu werden, geschweige denn, sie in Brand zu stecken. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte und sehen konnte, würde mich noch früh genug umhauen.

Also stellte ich mich erst einmal dem Blick, den Jared mir jetzt zuwarf, denn ich sah ihn immer noch geschockt an. „Was ist?“ fragte er schließlich. „Deine Überlegungen nerven mich.“ Haute ich dann einfach raus. Der nächste Blick war verständnislos und fragend. Ich überließ es aber ihm, ob er es kapierte oder nicht. Denn genau in diesem Augenblick stand Janni in der Tür und sah mich an. „Fertig?“ fragte ich knapp. Sie nickte nur. Wagte es auch nicht Jared anzusehen. Wie oft sie sich bei ihm entschuldigt hatte, konnte ich nicht sagen, ich wusste nur, dass er nichts davon hören wollte. Also ignorierte sie ihn jetzt. „Dann geh schon mal raus bitte.“ Forderte ich sie auf. Janni gehorchte sofort, aber auch Jared machte Anstalten aufzustehen und ihr zu folgen. Sofort stand ich direkt vor ihm und funkelte ihn böse an. „Du bleibst wo du bist, du wirst es ihr nicht noch schwerer machen. Ich wünschte du könntest diese Situation wie ein erwachsener nehmen.“ Kam es mir noch abfällig über die Lippen. Er blieb wo er war, rührte sich dann aber auch nicht weiter. Ich beeilte mich also so gut es ging Jannis eingepackten Kram in den Transporter zu bringen. Naja so schnell man eben sein konnte, wenn einem menschliche Nachbarn bei der Arbeit zusahen. Wie ätzend. Naja, knappe 10 Minuten brauchte ich, weil ich glücklicher Weise keine Pause machten musste. Janni bedankte sich bei mir, nachdem ich den Schlüssel vor Jareds Nase auf den Tisch gelegt hatte. Seine Wut war ihm so deutlich anzusehen, als wäre sie ihm auf die Stirn geschrieben gewesen. Um ehrlich zu sein, war ich froh, dass ich weg war. Auch für meine Wohnung gab es hier nun keine Schlüssel mehr. Mein Hund lebte nicht mehr bei mir und Janni würde ab jetzt in Frankreich bei Sam leben. Es gab also niemanden hier mehr, der dort hinein musste. Ausgenommen meiner Nachbarn würde sich niemand wundern, warum ich kaum noch auftauchte. Unsere gemeinsamen Freunde, hatten wir darüber informiert, dass wir erst einmal einen langen Urlaub machen würden und somit kaum zu erreichen und schon gar nicht zu besuchen wären.

Jetzt saß ich in dem Wagen, aus dem ich gleich wieder flüchten würde. Zur Tarnung fuhr ich gemeinsam mit Janni und Sam los. Es war abgesprochen, dass ich hinter der Stadtgrenze wieder aussteige und zu Fuß weiter rennen würde. Ich hatte ohnehin ein ganz anderes Ziel. Denn mein Ziel hieß nicht in Nirgendwo von Frankreich, sondern Barcelona. Ich war so neugierig was Adrian vor hatte, dass ich sogar vergaß ihm Bescheid zu geben, dass ich in wenigen Stunden wieder bei ihm sein würde. Ich rannte einfach wie angestochen wieder in sein Zuhause.

Ich war mir so sicher, dass er meine Ankunft rechtzeitig bemerken würde, dass ich fast überrascht war, als er es nicht tat. Und noch viel überraschter war ich, als ich eine leere Wohnung kam. Er war nicht mal zuhause? Wo zur Hölle trieb der Kerl sich bloß rum? Natürlich wollte ich das sofort klären. Es war mitten am Tag und die Sonne brannte hier fleißig. Es war eigentlich nur Frühling, aber sicher heiß genug um es für Sommer halten zu können. Wenn ich ehrlich sein sollte, konnte ich das nicht mehr genau zuordnen, es war zu unwichtig als dass ich noch darauf achten würde. Sein Handy ignorierte er, aber auch nur, weil er genau als ich auflegte vor mir auftauchte und mich angrinste. „Warum sagst du mir denn nicht, dass du zurück kommst? Dann hätte ich doch hier auf dich gewartet. So musste ich dich erst riechen.“ Adrian kam schnell zu mir und hatte mich auch schon hoch gehoben, so dass ich in seinen Armen lag. Verdammt, jetzt hatte er mehr als genug Kraft mich so fest zu halten und es war so gar kein Leichtes mehr für mich, mich zu befreien. Sicher liebte ich seine liebevolle Art, aber manchmal war es doch ganz gut zu wissen, dass man sich immer befreien konnte. Sich daran zu gewöhnen, würde sicher noch dauern. Mist! Also strampelte ich ein wenig albern mit den Beinen während ich mit Leichtigkeit fest gehalten wurde. Und schon wieder, ohne dass sich etwas Deutliches verändert hatte, schwang unsere ganze Situation komplett um. Nur ein Kuss war wieder Auslöser genug um einen Anlass zu haben unsere Gespräche zu verschieben.

„ Wie ist der Umzug eigentlich gelaufen?“ wurde ich gefragt, als ich mit geschlossenen Augen auf dem Bett lag. Ich spürte ganz sanft wie seine Finger über meinen Rücken glitten. Doch die Entspannung wich bei dieser Frage aus meinem Körper. Ich musste ein par Sekunden darüber nachdenken, ob ich schon bereit war, die heile Welt um mich herum gegen das folgende ernste Gespräch einzutauschen. Was solls. Ich seufzte und antworte ihm leise. „Relativ problemlos, bis…“ und dann erinnerte ich mich genauer an alles, was ich in Jareds Kopf hatte sehen können. „Bis was?“ half Adrian nach, als ich nicht weiter sprach. Um ihn ansehen zu können, drehte ich mich auf den Rücken. Er blieb weiter über mich gelehnt, nur kam er ein Stück näher. „Jared plant Rache!“ Nur den Bruchteil einer Sekunde sah er noch ernst aus. Dann grinste Adrian mich doch tatsächlich an. „Und wie soll die aussehen? Will er sich die Hand demolieren bei dem Versuch Sam eine rein zu hauen?“ Ok diese Vorstellung war tatsächlich witzig. Also grinste ich zurück. Beinah hätte ich ihn einen albernen Menschen genannt, aber das war er ja nun gar nicht mehr. Ich schubste ihn um und stand aus dem Bett auf, er lachte. „Kannst du mir mal verraten wo du hin willst?“ sagte er sehr leise hinter mir. Es war so schnell sehr normal geworden, in einer Tonlage zu reden, die nur übernatürliche Ohren verstehen konnten. Ich hatte mich zu ihm umgedreht und steckte ihm die Zunge raus. „Da du ja nicht mehr als Spender in Frage kommst muss ich jagen. Und du kommst sicher mit wie ich dich einschätze hm?“ Sofort stand er vor mir und drängte mich an die Wand hinter mir. Zumindest grade so doll, dass ich nicht flüchten konnte, aber nebenbei die Wand heil blieb. Ich erinnerte mich an die zerlegte Wohnungseinrichtung und wunderte mich fast, dass das Bett noch heil war. „Und vielleicht sollten wir noch einkaufen.“ – „Später“ nuschelte er dann nur noch an meinen Lippen.

Es vergingen noch Stunden, bis wir dann endlich tatsächlich aufbrachen um zu jagen. Adrian zögerte wie erwartet vor lebender Beute. Wir hockten in der Abenddämmerung auf einem der höchsten Dächer und beobachteten eine dreckige Gegend unter uns. Es war nicht so, dass es zu wenig Angebot gab, doch wir diskutierten immer noch hin und her. „Pass auf, du machst es mir einfach nach. Achte nur auf den Herzschlag. Konzentrier dich stark genug darauf, dann wird es dir nicht schwer fallen los zu lassen.“ Er nickte während er weiter seinen Blick unten auf die Straße richtete. Dann war die Unterhaltung also endlich beendet. Gut so, ich hatte auch keine Lust mehr ihm zu erklären, dass es nicht so schwer war wie er dachte. Oder auch wie wenig tragisch es war, wenn er jemanden vor Übermut killte. Noch leicht grinsend bei diesem Gedanken sprang ich vom Dach und schnappte mir einen merkwürdig aussehenden Typen. Lange Haare, billiges Parfum und die Sachen die er trug, sahen so aus als wären sie mal schick gewesen. Nur wurden sie ewig nicht gewaschen. Igitt. Warum jagte ich eigentlich nicht in der High Society. Etwas angewidert sprang ich wieder auf das Dach zurück, nachdem einer meiner Schläge dem Typen mit Leichtigkeit sein Bewusstsein gekostet hatte. Er lag auf dem Dach, regungslos. Als Adrian genau wie ich zuvor das Gesicht verzog, musste ich lachen. Er dachte also das Selbe wie ich. „Konzentrier dich auf den Herzschlag und den Geruch des Blutes, dann ist es leichter.“ Er sah mich zweifelnd an. „Bist du sicher? So wie der nach Gosse stinkt?“ ich grinste, trat auf ihn zu und küsste ihn flüchtig. „Ja ich bin sicher, ich jage schließlich schon eine Weile so!“ Er nickte ernst, also zückte ich einen meiner Dolche. Dann schob ich den Ärmel von dem Menschlein zurück und schnitt ihm grade tief genug in den Arm, um ihn nicht verbluten zu lassen. Nebenbei behielt ich Adrian im Auge, der bei dem intensiven Geruch von Blut nun tatsächlich die Zähne bleckte und völlig wild aussah. Wow, dachte ich. Da würde sicher jeder Angst bekommen. Wie konnte man auch nicht. Alberner Weise erinnerte er mich an einen dieser alten schlecht gemachten Werwolf-Filme. Seine Stirn schlug Falten und ein tiefes Knurren kam auch noch aus seiner Kehle. Ich hoffte, er würde sich nicht zu sehr seinen Instinkten überlassen. Während er sich über den tiefen Schnitt hermachte, beobachtete ich genau den Herzschlag des schmuddeligen Kerls, der da nunmal das Opfer spielte. Mir kam die Frage in den Kopf, ob ihn Adrian aufhalten können würde, wenn der Durst zu stark wurde und er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Ich beobachtete das Ganze eine Weile, doch im Normalfall dürfte er ihn nicht über den Arm zu schnell aussaugen können. Doch dann wurde das Herz tatsächlich langsamer. „Adrian?“ keine Reaktion. Da ich von Sam sehr genau wusste, was passieren konnte wenn man einen Vampir beim Essen störte, legte ich nur sanft meine Hand auf Adrians Schulter. „Schatz, hör auf.“ Das wirkte, aber nicht wie gewollt. Denn tatsächlich riss sich der junge gierige Vampir vor mir von seiner Beute los und griff mich an. Er sprang mich an und warf mich auf den Rücken, hockte halb auf und halb über mir und presste mich an den Boden. Nur eine halbe Sekunde starrte er mich knurrend an, dann hatte er sich schon wieder im Griff. Sein Blick wurde geschockt und leidend. Er bereute sofort, was er getan hatte. Der Druck auf meinen Körper ließ nach. „Oh je, tut mir leid Bella. Ich wusste gar nicht was passieren kann.“ Sein leidender Blick war herzzerreißend. Und mein alter Kosename, wow! Aber ich grinste ihn nach diesem Satz nur frech an, denn er hatte seinen Fehler nicht bemerkt. Zumindest wäre es bei jedem anderen als seiner Gefährtin ein Fehler gewesen. Meine Antwort auf seinen Angriff kam viel zu schnell und unerwartet, als dass er ihm hätte ausweichen können. So stieß ich ihn blitzartig mit den Händen von mir nach hinten weg und drehte die Situation komplett um. Nun lag er auf dem Rücken und ich presste ihn an den Boden, immer noch gespielt bösartig grinsend. Natürlich war sein Blick wieder überrascht, aber dann sofort auch wieder sanft und amüsiert. „Du bist unglaublich schnell.“ – „Ich weiß“ sagte ich grinsend und dann musste ich ihn einfach küssen. „Mach dir keinen Kopf, ich hab schon geahnt, dass du mich angreifen wirst wenn ich dich störe. Aber es ist ja nicht so, dass ich mich nicht gern von dir auf den Rücken legen lasse.“ Jetzt lachten wir beide und ich spürte seine Arme um mich, die mich an ihn zogen. „Tut mir trotzdem leid, ich hab mich wohl noch nicht ganz im Griff.“ Wir hatten völlig vergessen wo wir waren und dass ein kleines Stück entfernt immer noch das blutende Opfer lag.

Völlig berauscht von dem frischen Blut, welches sich durch meinen Körper arbeitete und ihn mehr als sonst stärkte, blickte ich in die lachenden grünen Augen über mir. Sie blitzen in den letzten Strahlen der Abendsonne, ich liebte das. Dieser neue Zustand machte mich teilweise immer noch verrückt, brachte mich so einfach aus der Fassung. Es war immer wieder völlig egal an was man dachte, ein Blick und die Gedanken waren vergessen. „Du machst das perfekt, also hör auf dir Sorgen zu machen. Hauptsache der da..“ sie nickte mit dem Kopf Richtung des Opfers „.lebt noch. Ich kann ja einiges ab.“ Dann grinste sie noch breiter und sah mich aufmerksam an. So viel schier endloses Verständnis war faszinierend. Ich hatte zwar niemals daran gedacht zu dem zu werden was ich nun war, aber wenn man den richtigen Menschen fand an dessen Seite mach gehörte, spielte es auch keine Rolle mehr. Ob Mensch oder Vampir, wen juckte es schon wenn man glücklich war? Vielleicht war es nicht die normale Art, wie die Dinge abliefen, aber es hatte definitiv so seine Vorteile, wurde mir klar. Ich fühlte noch mehr, seit ich wieder aufgewacht war und all diese verrückten Sachen hören konnte. Ich konnte mich daran erinnern, wie die ersten Momente für mich waren. Man ist völlig überfordert mit allem. Man hört so viele Dinge und riecht ganz anders. Alles scheint tausendfach verstärkt. Und wenn man nicht sehr schnell lernt, seine Konzentration auf etwas zu lenken, könnte es einen sicher verrückt machen. Nur passierte das vielleicht von allein? Bekam man sich schnell in den Griff? Oder war es in unserem Fall eine Ausnahme? Vielleicht machten die meisten Vampire sich gar nicht die Mühe, sich zusammen zu reißen, sondern taten einfach was ihre Instinkte ihnen rieten. Instinkte! Eine recht verrückte und auch herrische Sache, wie ich vor einigen Sekunden fest stellen musste. „Das kannst du in der Tat.“ Ich zog Katrina noch einmal dichter an mich heran um sie zu küssen. Dann sprang ich auf so schnell ich konnte und hielt sie in meinen Armen liegend an mich gedrückt. Sie lachte darüber, vielleicht auch, weil sie in solchen Dingen so viel schneller war als ich. „Komm schon, lass mich runter. Bitte!“ ich gab ihrer Bitte sofort nach, stellte sie auf die Füße, hielt aber weiterhin ihre Hand. „Du hast sicher auch Durst!“ Sie küsste meinen Handrücken bevor sie sie los ließ. Dann schnappte sie sich den ekelhaften Kerl und warf ihn sich leichtfertig über die Schulter. „Bin gleich wieder da.“ Zwinkerte sie mir zu. Dann brachte sie das Opfer dorthin, wo sie ihn hergeholt hatte. Doch dann dauerte es mir schon eine Sekunde zu lange. Es war so verrückt, wie sehr sich das Zeitempfinden verändert hatte. Ich trat an den Rand des Daches und spähte hinunter. Sie hatte sich bereits ihr eigenes Opfer gesucht. Perfekt. Denn das gab mir eine weitere Gelegenheit Ausschau zu halten. Sie hatte mich am Tage zuvor unwissentlich bei meiner Suche unterbrochen. Meiner Suche nach ihr. Dem Biest, das mich fast mein Leben und meine Zukunft mit Katrina gekostet hatte!

Ich war wirklich froh darüber, dass sie mich nicht noch einmal danach gefragt hatte. Und weiter hoffte ich, dass sie es auch nicht mehr tun würde. Wenn ich die Gelegenheit bekam, würde ich dieses Biest Carmela allein vernichten und Katrina aus allem raus halten. Mit ihren Instinkten und ihrer Schnelligkeit würde das vielleicht nicht leicht werden, aber ich würde sie dem Kampf auf jeden Fall fern halten, wenn es machbar war. Ich ertrug den Gedanken nicht, sie irgendeiner Gefahr auszusetzen. Auch wenn sie schon viel länger so stark war wie ich jetzt auch. Sicher würde sie mir mit den Argumenten kommen, dass wir zu zweit viel mehr Chancen hätten, doch mir war es egal. Ich konnte, jetzt wo ich stark genug war sie zu beschützen, den Gedanken nicht ertragen, dass sie sich auf Leben und Tod mit dieser Person auseinandersetzen würde. „Träumst du?“ hörte ich sie hinter mir leise fragen. Ich fuhr herum und grinste sie sofort so beiläufig wie möglich an. „Hat es geschmeckt?“ entgegnete ich ihr während ich nach ihrer Hand griff. Ihr Anblick bestätigte meine Gedanken noch einmal.

Eine Weile jagten wir noch bis es tief in der Nacht war. Ich hatte sie ein zweites Mal angegriffen, nachdem ich mein viertes Opfer beinah getötet hatte, aber sie hat es mir schnell verziehen. Zumindest bis sie mich spielerisch an einer Wand fixiert hatte und mich anlächelte. Ich hatte fühlen können, wie hinter mir der Beton litt. Wie ungewohnt es war, soviel stabiler zu sein als eine Wand.

Heilige Scheiße, dachte ich. Es wurde immer schwieriger sich zu konzentrieren. Sollte es nicht eigentlich leichter werden? Mit der Zeit meine ich? Stattdessen verfiel ich ihm immer mehr. Oder wirkte er als Vampir jetzt anders auf mich? Und offenbar auch auf meine Triebe? Ich versuchte energisch mich von diesem Thema abzulenken. Vergeblich, denn Adrian schien es nicht anders zu gehen. Wir jagten uns förmlich in seine Wohnung, wobei immer mal wieder etwas zu Bruch ging. Was mich erstaunlicher Weise überhaupt nicht interessierte. Als wir über ein hohes Wohnhaus mit Dachterrassen flogen, fegten wir einige Blumen durcheinander weil wir so unachtsam waren. Die arme Frau, die vielleicht noch einen Luftzug gespürt hatte, würde sich sicher die nächsten Tagen Fragen über ihren Geisteszustand stellen! Ich kicherte bei diesem Gedanken, als ich schon wieder auf dem Rücken lag, genau dem Haus in dem Adrians Wohnung lag gegenüber. Auf einigen inzwischen zerstörten Dachziegeln unter mir. Sollte ich mir deswegen Sorgen machen? „Über was lachst du ?“ wurde ich neugierig aber auch leise gefragt, während mich steinerne Arme am Boden hielten. Und dann bemerkte ich es zum zweiten Mal. Er sah sich um, als wenn er etwas suchte. Nur ganz flüchtig und blitzschnell bevor er mich wieder ansah und meine Antwort abwartete. Was zur Hölle war das, dachte ich! Ich sah ihm genau in seine fast schwarzen Augen, mein Lächeln war verschwunden. „Was ist?“ fragte er mich dann, ebenso ernst. „Suchst du was?“ entgegnete ich ihm dann ganz trocken. Grade so konnte ich noch bemerken wie er eine halbe Sekunde überlegte und dann grinste. „Nein, ich habe hier alles was ich brauche.“ Dann küsste er mich kurz und stand auf, half mir hoch. Als wenn das nötig wäre, dachte ich noch immer etwas misstrauisch. „Reine Vorsicht.“ Setzte er dann noch nach, ließ es so beiläufig wie möglich klingen. Doch bevor ich mich weiter darum kümmern konnte, hinter seine Gedanken zu kommen, hörte ich etwas. Schritte. Weit entfernt war eindeutig wahr zu nehmen, dass sich uns jemand über die Dächer hinweg näherte. Natürlich hatte auch Adrian es jetzt bemerkt und sah in die Richtung aus der gleich Sam auftauchen würde. „Jemand kommt.“ Sagte er so leise, dass selbst ich es als wirklich leise empfand. „Ich weiß“ sagte ich beruhigend und ergriff seine Hand. „Es ist Sam.“ Daraufhin sah er mich überrascht an. Immerhin war er noch weit genug weg, dass man ihn nicht richtig sehen konnte. „Woher?“ Ich lächelte sofort besänftigend. „Ich erkenne seine Schritte.“ – „Wow.“ Kam dann nur noch. Darüber musste ich lachen, denn es kam mit einem Ausdruck auf seinem Gesicht, der wenn ich ihn nicht kennen würde mich an seiner Intelligenz zweifeln lassen könnte. Die restlichen Sekunden die vergingen, warteten wir entspannt auf Sam. Der aber leider dann gar nicht so entspannt aussah. Ok dachte ich, da war doch schon wieder irgendetwas vorgefallen. „Hallo ihr zwei. Wie geht es euch?“ dann sah Sam sich einen Augenblick um und bekam ein etwas, wie sollte man es nennen, unverschämt? Ja er bekam ein etwas unverschämtes Grinsen und sah uns abwechselnd an. „Wie ich sehe, habt ihr euren Spaß.“ Ließ Sam dann noch lauten bevor einer von uns ihm hatte antworten können. Durch diese Worte und das passende Grinsen dazu veranlasst uns umzusehen, hätten Adrian und ich wohl knall rot anlaufen können wenn es noch möglich gewesen wäre. Denn wir hatten wirklich mehr Schaden um uns herum angerichtet als wir für voll genommen hatten! Ich sah Sam wieder an und musste ebenso grinsen. „Das ist noch gar nichts. Du solltest erstmal die Wohnung sehen.“ Sagte ich zu Sam mit einem gewissen Nachdruck. Während Sam verstehend nickte, stieß mich etwas in die Seiten. „Aua.“ Rutschte es mir raus und ich sah Adrian vorwurfsvoll an. „Plappermaul.“ Sagte er doch tatsächlich zu mir. Verflucht, das hatte wirklich etwas weh getan. Reflexartig boxte ich ihm in den Bauch, doch er lachte nur. „Mach das ja nicht nochmal“ Doch ich wurde nur belächelt und geküsst. Toll dachte ich, für voll genommen wird man hier auch nicht mehr. Das konnte ja noch was werden. Sam räusperte sich. Ach ja, Sam. Der war ja auch noch da. „Was gibt’s denn eigentlich, dass du hier persönlich auftauchst?“ wollte ich dann wissen. Offensichtlich überlegte er wie er es erklären sollte, doch dann wurde er unterbrochen. Direkt hinter uns ging grade die Sonne auf und Schlug einen Reflex auf drei Gesichtern, die früh aufstehenden Menschen sicher auffallen würden. „Vielleicht gehen wir rein!“ sagte Adrian dann den Blick in die Sonne gerichtet. „Ja du hast Recht.“ Brachte ich raus, aber statt in die Sonne, starrte ich in sein Gesicht, welches mich mit der Reflexion des Sonnenlichtes noch mehr bannte. „Nach euch.“ Hörte ich Sam irgendwo weit entfernt sagen, doch meine Gedanken waren schon wieder ganz woanders. Irgendwo hoffte ich grade, Sam würde sich verdrücken und uns einfach in ein par Stunden seine tollen Neuigkeiten mitteilen. Oder von mir aus auch in ein par Wochen! „Katrina ich bitte dich!“ Was , wer? Dachte ich verwirrt. Sah dann Sam an der genervt die Augen verdrehte. Adrian hatte sein Gesicht im selben Moment wie ich zu Sam gewandt und verstand nicht ganz worum es ging. „Klärt mich mal jemand auf bitte?“ Sein Blick wechselte zwischen mir und Sam hin und her. Ich hatte schon den Mund geöffnet um ihm zu antworten, doch Sam war schneller. „Sehr gern. Deine Partnerin wäre an diesem Punkt lieber allein mit dir.“ Dann hüpfte Sam mit einem bedeutenden Lächeln zu dem Gebäude gegenüber. Direkt auf den Balkon von Adrians Wohnung und ging hinein. Verflucht, das Chaos würde ihn nur noch mehr amüsieren. Doch mich interessierte grade mehr die Hand die an meinem Gesicht auftauchte und das breite Grinsen mir gegenüber. „Ist das so, ja?“ Ich nickte nur noch, wie konnte ich auch nicht. Für einen Augenblick lang, versuchte ich meine Fähigkeiten in Adrians Gehirn auszudehnen um seine Gedanken zu erfassen. Und für den Bruchteil einer Sekunde funktionierte das auch. Ich sah wie er uns beide in gewissen Erinnerungen vor Augen hatte und freute mich darüber. Ein leichter Hauch seiner Empfindungen schwappte auf mich über und verstärkte meine eigenen. Doch durch seine Lippen an meinen, fegte er meine Konzentration buchstäblich aus mir raus. So sehr, dass erst Sams Stimme mich wieder in die Realität zurück holte. Schon wieder. Langsam war ich doch etwas genervt von meinem besten Freund. „Ich bitte euch.“ Adrian musste lachen, nahm meine Hand und gemeinsam landeten wir auch nur eine weitere Sekunde später wieder in der Wohnung. Und zwischen jede Menge geschrotteter Möbel!

„Das soll ein schlechter Scherz sein, oder?“ platzte es viel zu laut aus mir heraus. Ich spürte wie der starke Arm um mich herum sich anspannte und mich bei sich halten wollte. Mein Körper gehorchte dieser Forderung, aber meine Stimme blieb auf der Lautstärke. Ich hatte Adrian nur sehr flüchtig angesehen bei dem Druck, widmete aber dann sofort wieder Sam meine Aufmerksamkeit. Denn bei dem was er uns eben mitgeteilt hatte, sah ich zwar keine Bedrohung, aber irgendwie wurde mir bei diesem Gedanken schlecht! „Wieso wollte er so dumm sein, etwas dergleichen allein zu versuchen? Ich meine er weiß doch, dass er es mit einem Haufen Vampire zu tun bekommt, oder?“ fragte Adrian dann, an mich und Sam gerichtet. Vielleicht sollte man erwähnen, dass er dadurch meine Arie an Schimpfworten unterbrochen hatte. Und das mit einer Gelassenheit, die mich total verwirrte. Ich war in Gedanken schon halb mit Mordgedanken an Jared beschäftigt, während die beiden Männer die Sache ruhig diskutieren wollten?

Doch dann sah ich in Folge dieser Frage Sam genauer in die Augen. Ich weiß nicht was es war, oder was ich es zu verdanken hatte, aber ein tief sitzender Instinkt schien mir zu verraten, dass die gute Neuigkeit, dass Jared Sams Anwesen nieder brennen wollte, noch nicht alles war. „Oh oh.“ Rutschte es mir dann raus. Und während ich aus dem Augenwinkel einen - Ich steh auf dem Schlauch-Blick- sah, nickte Sam mir nur verständlich zu. Sam sah uns beide abwechselnd an, während er antwortete. „Ich habe in dem Gespräch mit Jared Gedanken von Carmela sehen können.“ Meine sofortige Reaktion darauf war, beide Arme noch fester um Adrian zu wickeln, als wäre er immer noch menschlich und verflucht zerbrechlich. Doch in Wahrheit war es einfach nur pure Angst um jeden von uns. Was dieses Biest noch aushecken würde, konnten wir offensichtlich nur ahnen. „Dann ist auch klar, warum sie sich so lange bedeckt gehalten hat. Sie wird noch nicht aufgeben und plant andere Dinge!“ Warum der immer noch so verflucht ruhig bleiben konnte , war mir schleierhaft. Ich war nicht mal zum reden in der Lage, stattdessen atmete ich nur unnötig schnell. Es würde also noch nicht aufhören. Leider befürchtete ich auch noch schlimmere Dinge! Bis etwas anderes in meinem Kopf klickte. Ich hatte meinen Blick kopfschüttelnd auf den von Schrott überhäuften Boden gerichtet bevor ich Sam wieder ansah. „Und dann lässt du Janni allein?“

Was ich erntete war nur ein vorwurfsvoller Blick. „Ich bitte dich Katrina. Glaubst du in der Tat nach meiner Vergangenheit würde ich auch nur das geringste Risiko mit Janni eingehen?“ Auch in seiner Stimme lag der pure Vorwurf. Natürlich würde Sam das nicht. Nie würde er zulassen, dass er die wieder gefundene Seele seiner Frau noch einmal verlor. Warum dachte ich nicht gleich daran? Aber während mir Adrian beruhigend über den Rücken fuhr, tat es mir auch leid. Denn wie zu oft unterschätzte ich Sam und dachte einfach nicht nach! Als ich nicht antwortete und meinen Kopf mit geschlossenen Augen an die Brust meines Partners lehnte, sprach Sam ruhig weiter. Überhaupt brachte den so wie so nie etwas aus der Ruhe. „Selbstverständlich ist sie bestens gesichert im Trainingsraum und zu dem befindet sich Aetius auf dem Anwesen.“ Diese Worte veranlassten mich dann doch wieder ihn anzusehen. Sams Schöpfer, von dem ich nicht mal genau wusste wie alt und mächtig er wirklich war, würde sicher als Schutzschild genügen. „Ich habe ihn in dieser ganzen Angelegenheit um seine Anwesenheit gebeten.“ Beendete Sam die Sache, nachdem ich sehr fragend ausgesehen haben musste. Denn irgendetwas in seinem Blick bedeutete mir, nicht weiter zu bohren. Leicht verwirrt und nach dem ursprünglichen Thema suchend, sah ich kurz auf den Boden, daraufhin in Adrians Gesicht und wieder zurück zu Sam. „Gut, also was tun wir?“

Nicht, dass ich nicht sehr genau wusste was ich tun würde wenn ich dieses Aas erwischte. Oder was Adrian sicher auch ohne Zweifel tun würde. Aber Sam hatte für den Anfang sicher andere Pläne im Kopf. „ Wir warten ab.“ Sagte Sam nur in seiner gewohnt ruhigen Tonart. „WAS?“ platzte es diesmal aus mir und Adrian gleichzeitig heraus. Ein winziger Teil in mir freute sich darüber, dass er sich endlich gemeinsam mit mir aufregte, aber die Tatsache, dass Sam nur Kaffeekränzchen abhalten wollte während ein irrer Vampir mit Jannis Ex gemeinsame Sache machte war dann doch erstmal wichtiger. „Das kann unmöglich dein Ernst sein! Sag, dass du mich verarschst!“ Doch das tat Sam nicht. Was eine Überraschung, dachte ich alberner Weise. Stattdessen kam eine einfache, aber auch einleuchtende Erklärung, während sich Adrians Hand um meine schloss. Vielleicht etwas zu fest für meinen Geschmack.

„Liebe Kate, wie wir aus Erfahrung wissen bringt es leider überhaupt nichts die Soziopathin zu suchen. Jared ist in Buchholz nicht mehr aufzufinden. Wir werden also in aller Ruhe abwarten, dass sie sich uns ausliefert.“ – „Pff“ konnte ich nur noch zischen. Sicher leuchtete mir diese Erklärung ein, aber trotzdem weigerte sich etwas in mir das so hin zu nehmen. Als wenn eine innere Stimme mir sagte, dass da noch etwas war. Dass uns irgendetwas, sehr wichtiges entging.

Adrian war neben mir sehr ruhig geworden, nur seine Finger streichelten noch über meinen Handrücken. Zuerst dachte ich es läge an dem Thema, welches ihn ebenso Nerven kostete. Doch dann sah auch Sam in sein Gesicht. Ich blickte auf, legte meine freie Hand auf seine Brust und sofort, als hätte es eine Verständigung durch diese Berührung gegeben, wusste ich, dass das Problem ein ganz anderes war. Ohne dass Sam oder ich es sofort bemerkt hatten, roch Adrian die Menschen auf dem Flur und hatte seine Konzentration darauf fixiert. „Adrian?“ fragte ich sanft. Doch sein Blick war kalt, der eines Jägers. Seine Beute direkt vor der Nase habend und nur noch dabei den letzten Schritt zu planen um darüber herzufallen. „Adrian?“ fragte ich noch einmal etwas energischer. Die Antwort darauf war allerdings völlig überraschend. Ich erinnerte mich sofort an die kleinen Angriffe, die ich hatte weg stecken müssen als ich ihn von seinen Opfern abgelenkt hatte. Sofort sah Sam mich todernst an, er hatte mein Gedanken also aufgeschnappt. Ich verstand blind, dass er also auch jetzt auf mich los gehen würde, wenn ich ihm in seine Jagdpläne pfuschte.

Es vergingen nur Sekunden zwischen den Überlegungen und Sam´s folgenden Worten. „Du solltest etwas tun, bevor wir uns gleich um die Leichen kümmern müssen.“ Mit seinen Worten beschleunigte sich auch Adrians Atem und er knurrte leise. Wow, irgendwie machte mich das an. „Katrina.“ zischte Sam mich vorwurfsvoll an. Zurecht. „tschuldigung.“ Murmelte ich. Dann fand ich meine Konzentration wieder, wusste genau was ich zu tun hatte. „Sam mach deinen Kopf zu.“ Brummelte ich noch, bevor ich folgende Bilder in meinem Kopf beschwor. Diese sollten Adrian von seiner Jagdabsicht abhalten.

Da kam das erste Wiedersehen hoch, als ich zum ersten Mal als Vampir vor ihm stand. Was ich sah, als er meine kalte Hand das erste Mal genau musterte, was ich fühlte, als er meine Jacke an jenem Abend öffnete. Als er mit dem Finger meine Lippe zurück schob um meine Fänge das erste Mal genauer anzusehen. Als er mich, so anders wie ich war, das erste Mal küsste, mein Körper sich unter seiner Haut, die zu dem Zeitpunkt noch menschlich war, immer etwas aufheizte.

Das genügte. Adrians Blick veränderte sich während ich ihm unter all meiner Konzentration wie ein verängstigtes Kaninchen in die Augen gestarrt hatte. In der Hoffnung es würde das Schlimmste verhindern können. Und genau das hatte ich geschafft. Als Reaktion auf diese Bilder wurde ich heftig geküsst und in seine Arme gerissen. Fast musste ich in diesen Kuss hinein grinsen, was ich sicher in Gedanken tat. „Wie stellst du das an?“ fragte er mich als er sich für eine Sekunde von mir löste. Zum antworten kam ich nicht, bis Sam sich dann räusperte. Ich kicherte noch als ich mein Gesicht an seinem Hals versteckte und sich sein Gesicht in meine Haare wühlte. „Diese Ablenkung ist dir eindeutig geglückt.“ Sabbelte Sam. Ich wusste, dass er die Bilder wohl genauso gut empfangen hatte, wie der Mann für den sie eigentlich bestimmt waren, aber im Augenblick war es mir gleich!

Mich selbst durchströmten noch die Gefühle der eben durchlebten Erinnerungen und der Kuss hatte es noch intensiviert. Es war unmöglich für Sam dazwischen zu funken. „Ich glaubs auch.“ Brachte Adrian belustigt heraus. Auch er konnte sich erinnern, wie stark meine Macht in der Hinsicht war. Schließlich war er dabei, als es das erste Mal selbst Sam umgehauen hatte. Aber mir war es grade noch egal. „Nun gut, für heute werde ich euch allein lassen. Wir telefonieren.“ Ich hörte wie er sich zum Balkon bewegte, sah ihm nach und das immer noch halb amüsiert. „Ok, bis dann Sam.“ Er schüttelte noch den Kopf als er davon rannte.

Mich hatte es zu sehr erleichtert wie gut es mir gelungen war, Adrian abzulenken. Und bis zu seinen nächsten Worten waren meine Sorgen, auch über Jared, vergessen.

„Das war knapp oder? Wir sollten hier ausziehen.“

Schattenjäger Teil 2

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