Читать книгу Süße Lust Tochter - Katrin Ludwig - Страница 5

3. KAPITEL

Оглавление

Die Tage vergingen in der Sonne, im Sommer, im Nichtstun. Fränzi liebte diese kleinen stillen Stunden. Sie ruderten weit auf den See hinaus. Die Mutter hatte das Ruder in den Holm gelegt und sich mit geschlossenen Augen der späten Nachmittagssonne zugewandt. Fränzi ließ ihr Ruder gleichmäßig und leise ins Wasser tauchen und sah den Wassertropfen zu, die regenbogenfarben aufsprangen.

Die Mutter seufzte. "Weißt du, wie gut einem schon die Luft tut. Ewig dieser Kneipenmief, ewig dieses Neonlicht. Ich werd bald aussehen, wie eine alte Kartoffel."

"Ausgerechnet du", sagte Fränzi spöttisch. "Du würdest dir hundert Lifts machen lassen, ehe du wie eine alte Kartoffel aussehen würdest. Außerdem bist du noch so eine schöne Frau. Das dauert noch ein Weilchen."

Die Mutter öffnete ein wenig die Augen und blinzelte Fränzi zu. "Alles vergänglich, weißt du doch, alles vergänglich. Eh du dich versiehst, bist du fünfzig. Und das war's dann ... "

"Hast du deswegen eine Kamera gekauft, damit du mit fünfzig weißt, wie du mit fünfunddreißig ausgesehen hast?"

"Also wenn schon, dann dreiunddreißig. Ich werde dreiunddreißig. Da bin ich allmählich etwas pingelig. Ich kann mit meinen Jahren nicht mehr so rumschmeißen." Sie lachte auf und setzte sich zu Fränzi aufs Ruderbrett. "Es war Papa, der mich auf die Idee brachte. Irgendwann hat er mal gesagt, dass Karl, also dieser Freund mit den vielen Hunden, so schöne Filmaufnahmen von seiner Familie und den Hunden macht. Und dass, man so was haben müsste. Also im Klartext, unser großer Junge brauchte ein neues Spielzeug. Da hab ich angefangen, meine Trinkgelder zu sammeln. Das lief ganz gut und nun hab ich ihm so'n Ding gekauft. Du lieber Gott, wenn er sich so freut. Bin gespannt, was er damit anstellt. Gibt doch diese Fernsehsendungen. Da kann man seine eigenen Filme einreichen. Lustiges oder Pannen oder so. Kann man viel Geld gewinnen noch dazu, und der Spaß ist groß."

Fränzi planschte mit dem Ruder. "Benjamins früherer Vater tyrannisierte damit die ganze Familie. Kaum waren sie alle zusammen, holte er die Kamera und brüllte rum, dass sie gefälligst mal gucken oder was machen sollten, dabei guckten sie alle und machten auch. Und dann zu Weihnachten oder zu Geburtstagen ..." Fränzi verdrehte die Augen, "da wird immer der Film vom Vorjahr gezeigt und alle wundern herum, wie alt, wie dick, wie groß, wie schön sie alle geworden sind. Hoffentlich wird es bei uns nicht genauso."

Die Mutter hatte den Blick weit über dem Grün des Ufers und hörte Fränzi nur mit halbem Ohr zu.

"Lass ihn doch. Er muss auch was zum Spielen haben. Männer sind so. Wirst du noch lernen." Sie zog sich aus und sprang vom Kahn ins Wasser.

Macht sie gut, dachte Fränzi. Für ihr Alter ist sie gut in Form. Dörtes Mutter dagegen war eine von den Dicken. Sah gut aus, aber zu dick. Solange Fränzi sie kannte, machte sie Diät und nahm kontinuierlich zu. "Frisst heimlich", sagte Dörte zu Fränzi. "Wenn wir alle schon schlafen. Bei den guten, langen Abendfilmen, die ich nicht sehen darf, weil Mausi ins Bett gehört, da isst sie. Nicht aus Kummer, es schmeckt ihr und sie kann eben immer essen. Mich stört ja ihr Dicksein nicht. Ich bin's gewöhnt, nur sie leidet ganz enorm drunter. Aber wenn sie nicht essen kann, ist sie nicht zum Aushalten. Dann geht sogar Papa mit ihr essen, nur damit sie wieder guter Laune bekommt. Und du weißt ja, was Papa für ein Geizkragen ist. Ehe der mit jemandem essen geht, da muss es schon schlimm kommen. Mama ist schlimm, wenn sie Hunger hat."

Fränzi hatte Dörtes Mutter trotzdem gern. Von ihr ging so etwas Schützendes aus. Fränzi konnte sich vorstellen, dass man sich bei ihr gut ausheulen könnte. Als Kind hatte sie einmal ein Buch gelesen, in dem eine dickbusige Frau gut für Geheimnisse war. Damals musste sie sofort an Dörtes Mutter denken. Die war auch gut für Geheimnisse. Fränzi ruderte den Kahn zur Mutter hin und half ihr beim Reinklettern.

"Irgendwann klappt das nicht mehr", sagte die Mutter, "dann werd ich wohl ersaufen." Schließlich war sie drin und Fränzi sah an ihrem Hals blaue Flecken. Die Mutter bemerkte ihren Blick und errötete. "Guck nicht so", sagte sie etwas unwirsch, "auch älteren Eheleuten passiert so etwas zuweilen."

"Läufst du jetzt mit 'nem Seidenschal?" fragte Fränzi feixend.

Für einen Moment sah die Mutter sie unsicher an, dann brach sie in ein fröhliches Gelächter aus und sagte verschwörerisch: "Wir Weiber müssen eben zusammenhalten."

Fränzi sah auf den Fleck und Übelkeit überkam sie. Sie roch Unangenehmes und es war nicht auszumachen, woher es kam. Flau und flach schien es aus ihr selbst zu kommen und wollte kein Ende nehmen.

"Ist was?" fragte die Mutter, "siehst mit einem Mal so blass aus?"

Fränzi schüttelte den Kopf. "Mir ist übel", sagte sie gepresst und wollte dem Würgereiz, der sich einstellte, nicht nachgeben.

"Sonnenstich", sagte die Mutter. "Du wirst einen Sonnenstich haben. Wir rudern nach Hause."

Sie nahm die Ruder und steuerte den Kahn mit Kraft und Gewandtheit in Richtung Haus. Der Wind gab Fränzi wieder Luft und der Geruch verflog.

"Wird schon", sagte sie, "wird schon besser."

"Musst aufpassen", riet die Mutter, "auf dem See ist die Sonnenstrahlung besonders stark. Wir sind Blondies!"

Am Ufer stand der Vater mit der Kamera und filmte ihr Eintreffen. "Ruhig", rief er schon von Weitem, "ganz ruhig kommen und langsam den Kahn anlegen und graziös aussteigen."

"Siehst du", zischte Fränzi der Mutter zu, "geht schon los, der Quatsch." Bewusst platschte sie das Wasser auf, zeigte dem Vater so wenig wie möglich von sich, trug die Ruder ungeschickt voran. Die Mutter versuchte den stillen Protest durch besondere Grazie wettzumachen und tänzelte auf ihn zu.

"Beide", schrie der Vater wütend, "beide solltet ihr euch bewegen. Fränzi, los, mach wie Mama. Du Trampel mit deinen Rudern, da vorn."

Fränzi riss ihre Augen weit auf und fragte scheinheilig: "Wie soll ich mich hinstellen?"

Der Vater legte gereizt die Kamera zur Seite.

"Was heißt, wie soll ich mich hinstellen!" äffte er sie nach. "Gar nichts habe ich von hinstellen gesagt. Kommen solltest du, einfach aussteigen, lächeln, von mir aus, Haare werfen. Aber mit den Rudern stehen, wie eine Landgans - dazu ist der Film zu schade."

Er griff wieder zur Kamera. "Und nun das Ganze wieder von vorn", befahl er.

Fränzi kniff die Augen zusammen und starrte ihn fassungslos an. "Was denn? Wieder rein ins Boot?"

Die Mutter nahm sie beim Arm. "Nun tu ihm schon den Gefallen." Sie zerrte Fränzi am Arm zum Boot und sie stiegen beide ein.

"Mach dein Haar auf", schrie der Vater vom Ufer.

Die Mutter nahm den Kamm aus den Haaren.

"Fränzi auch", rief er, "Fränzi mach das Haar auf. Wirf es zurück und beug dich ein wenig nach hinten."

"Der spinnt wohl", sagte Fränzi nun laut zur Mutter. Sie öffnete den Pferdeschwanz und das Haar fiel blond und seidig auf sie hernieder. Sie sah verwirrt zum Vater hin, der langsam mit der Kamera auf die Frauen zuging, die ihm aus dem Boot steigend entgegenkamen.

Die Mutter nahm das Haar hoch und ließ es fallen.

"Gut so?" fragte sie vergnügt und zu Fränzi gewandt, "wir werden noch heimliche Stars. Und später wird man uns fragen, wieso wir nicht zum Film gegangen sind." Sie kicherte, nahm Fränzi um die Taille, nickte dem Vater zu. "Komm, du Meisterregisseur. Wir machen uns jetzt ein bühnenreifes Menü!"

Seit die Mutter angekommen war, hatte sie stillschweigend den Haushalt übernommen. Fränzi war das recht, obwohl die Methode des Vaters ihr praktischer erschien. Aber die Mutter bestand auf ihrer, wie sie sagte, altfränkischen Tour: Die Familie verwöhnen und sich selbst dazu Zeit nehmen.

Es war tatsächlich ein bühnenreifes Menü mit mehreren Gängen, das über die Mikrowelle gezogen wurde und je nach Art, heiß oder kühl auf den Tisch gelangte. Die Mutter sah dankbar und zufrieden aus. Wenn sie etwas nicht ausstehen konnte, waren es erfolglose Essen.

"Das kann aber nicht jeden Tag so weitergehen", sagte der Vater stöhnend. "Ich werde zu dick. Das ist das Letzte, was mir passieren dürfte."

Die Mutter sah ihn aufmerksam und verliebt an.

"Du bist gerade richtig", sagte sie, "überall". Sie hatte diesen Du-weißt-schon-wo-Blick, der Fränzi immer schon ein wenig peinlich war.

Der Vater lächelte geschmeichelt und küsste flüchtig ihren Unterarm. "Du machst es einem eben leicht", sagte er galant.

Abends hörte Fränzi die Eltern noch lange miteinander reden. Von Zeit zu Zeit lachte die Mutter auf. In Fränzi breitete sich große Ruhe aus, sie fühlte sich den Eltern sehr nah und wäre gern zu ihnen gegangen.

Eines Tages stand Karl vor der Tür. Groß, stämmig mit behaarten Unterarmen und einer gelben Schirmmütze verkehrt herum auf dem kahl rasierten Schädel. An seiner Seite zwei Hunde, bei deren Anblick Fränzis Herz vor Freude hüpfte.

Karl war Hundebesitzer. Hunde waren seine Welt! An Hunden zeigte Karl, was in ihm steckte. "Hunde verlangen den ganzen Mann", pflegte er zu sagen und klopfte bei jedem seiner Worte dem einen oder dem anderen Hund auf die Flanken. Es waren zwei schöne Tiere, gepflegt, gut genährt und sie parierten aufs Wort. Für Karl war ein Hundebesitzer, der mehr als einmal "Platz" oder "Hier her" zu seinem Hund sagen musste, ein Versager, eine Null, eben eine Flasche. "Gut für Papageien, die brauchen die Wiederholung", pflegte er behäbig lächelnd zu sagen.

Fränzi liebte die Hunde von Karl. Sie wusste, dass sie zu den wenigen Menschen gehörte, denen Karl seine Hunde anvertraute. "Sie hat den Blick", sagte der Hundehalter Karl und sah genießerisch an dem Mädchen rauf und runter.

"Wie alt?" fragte er und nahm Fränzi um die Taille, hob sie ein wenig hoch, um sie gleich wieder abzusetzen.

"Vierzehn", sagte Fränzi.

"Dreizehn", korrigierte die Mutter.

"Weihnachten vierzehn", widersprach Fränzi und verdrehte zu Karl hin die Augen. "Kann ich die Hunde haben?"

Karl nickte und Fränzi nahm die starken Lederleinen, atmete den Dunst der Tiere, strich ihnen über das blanke Fell und verließ das Haus.

"Nicht von der Leine lassen", rief Karl hinterher und Fränzi winkte zum Zeichen des Einverständnisses.

Die Hunde liefen gut neben ihr und Fränzi begann sich mit ihnen zu unterhalten. Es gab durchaus Einvernehmen zwischen ihnen, und das machte ein gutes Gefühl in dem Mädchen.

Sie mochte die Art, wie sie neben ihr liefen, leicht, locker, ohne Hast. Fränzi setzte sich dann mit ihnen unter einen Baum und spielte mit Stöcken, die sie ihnen zuwarf und als Kraftprobe wieder entwendete.

Da erst sah sie Benjamin. Der Junge stand vergnügt feixend hinter dem Baum.

"War nicht einfach, dich aufzutreiben", sagte er und kam vorsichtig näher, die Hunde ängstlich beobachtend.

Dem Mädchen war die Freude anzusehen, die ihr sein Auftauchen bereitete. "Bist einfach gekommen?"

Der Junge nickte. "Hab ich doch gesagt. Komm mal vorbei."

"Und?" fragte sie, "Italien? Wie war's?"

"Heiß", antwortete er und setzte sich in gewissem Abstand zu den Hunden neben sie, "heiß, voll, lauter Deutsche. Ganz tolles Eis, das Wasser zu warm, die Pizzas in Ordnung, mein Nudelbedarf ist für die nächste Zeit gedeckt." Er legte seine Hand auf ihre. "Und du?"

Sie sah auf seine Hand, zog ihre aber nicht weg.

"Na, wie immer. Ganz schön, bisschen langweilig. Die Hunde müssten immer hier sein. Kannst du bleiben?"

Seine Hand begann zu schwitzen, und er nahm sie verlegen weg.

Fränzi knuffte ihn vergnügt in die Seite. "Kannst du ein paar Tage bleiben?"

"Wenn du willst? Wenn dein Alter nicht meckert? Der sah vorhin schon nicht sehr begeistert aus, als er mir sagte, wo du zu finden bist."

Fränzi zuckte gelassen mit den Schultern. "Soll er doch aussehen, wie er will. Wenn du kannst, ist alles in Ordnung. Wir könnten auf den See, angeln, schwimmen und so."

Benjamin nickte und strich sich die Haare aus der Stirn.

"Sind lang geworden", sagte Fränzi und griff in sein dichtes blondes Haar, das halblang auf seine Schultern fiel.

"Deines ist länger", sagte er und lachte. "Die Italiener haben immer 'Germane' zu mir gesagt. Mutter ist bald verrückt geworden. Den ganzen Urlaub gings ums Haareschneiden. Und dann hat sie da noch so ein italienischer Typ angemacht. Der hat immer gesagt: Junge muss kurzes Haar tragen. Das hat ihr den Rest gegeben. Am liebsten hätte sie mir die Murmel rasiert."

Fränzi kicherte. "Was für ein Typ? So einfach am Strand?"

Benjamin nickte. "Schlich immer so rum. Eigentlich ein toller Typ, Bodybuilding und so. Na du kennst ja meine Mutter. Immer nur ein Kerl, noch dazu der eigene Sohn, das hält die nicht lange aus." Er verzog verächtlich die Mundwinkel. "Weißt schon, was ich meine."

Benjamin legte sich auf den Rücken und kaute an einem Grashalm. Fränzi nahm ihm den aus dem Mund. "Kriegste Pilze", sagte sie und kitzelte einen der Hunde mit dem anderen Ende des Halmes an der Nase. Der Hund nieste und erhob sich.

"Die wollen zurück", sagte Fränzi.

"Schade", sagte Benjamin. "Ist schön hier."

"Ich frag meine Eltern. Was sollten sie dagegenhaben, wenn du ein paar Tage bleibst."

Sie gingen die trockenen Sandwege durch den Kiefernwald zurück. Benjamin griff plötzlich in die Hosentasche und wickelte ein schmales Ringlein mit einem blauen Stein aus ebenso blauem Seidenpapier.

"Aus Italien", sagte er verlegen. "Für dich. Hab ich gekauft." Er drückte ihn ihr in die Hand und Fränzi steckte ihn an ihren linken Ringfinger. "Schön. Danke." Sie reckte sich ein wenig und küsste ihn leicht auf die Wange.

"Kino", feixte Benjamin. Er nahm ihre Hand und betrachtete sie. "Immer schon haben mir deine Hände gefallen."

Fränzi nahm verlegen ihre Hand weg. "Was du daran findest", witzelte sie, "es sind Pranken. Dörte hat schöne Hände. Meine sind gut, um einen Karren zu schieben, hat meine Oma immer gesagt." Aber sie betrachtete heimlich den kleinen blauen Ring und war mit einem Mal sehr zufrieden mit ihnen.

Der Vater lehnte mit Karl am Gartentor, und die Männer sahen ihr entgegen, wie sie mit den Hunden heranflog.

"So ist es gut", sagte Karl und betrachtete versonnen das Bild. "So etwas gehört zusammen. Tiere und Jugend. Ich mit meinen alten Rheuma-Knochen hab da schon Mühe, mit den Hunden Tempo zu machen. Solltest mal kommen, auch während der Schulzeit. Kannst dir die Hunde holen, zum Ausflug. Was dagegen?" fragte er zum Vater gewandt.

Der schüttelte den Kopf und sein Blick ging zu dem Jungen, der paar Schritte hinter Fränzi stehenblieb.

"Das ist Benjamin", sagte Fränzi.

Der Vater und Karl nickten.

"Das hat er schon gesagt", vermerkte der Vater, "und warum haben wir das Vergnügen?"

Fränzi sah den Vater für einen Moment bittend an. "Kann er nicht ein paar Tage hier bleiben?"

"Da lass ich dir die Hunde auch hier", lachte Karl, "da hast du die Bude voll und wirst sehen, die Welt wimmelt vor Filmmotiven."

Der Vater sah unwillig auf Benjamin und für einen Moment durchfuhr Fränzi ein heißer Trotz.

"Ich kann natürlich auch Mama fragen", sagte sie und schob sich, ohne den Vater anzusehen an den Männern vorbei durchs Gartentor ins Haus hinein. Der Vater machte eine unbedachte Bewegung zu ihr hin, die Karl in der Luft abfing.

Er sah dem Freund in die Augen. "Das ist doch gut für Fränzi", sagte er, "und, ihr habt Zeit für euch. Du kannst auch deinem neuen Hobby nachgehen."

Der Vater nickte und riss sich zusammen. Benjamin pfiff leise durch die Zähne. "Wenn's Ihnen nicht passt", sagte er ruhig, "hau ich wieder ab."

Fränzi kam zurück und ging, ohne den Vater zu beachten, auf Benjamin zu. Sie nahm ihn bei der Hand. "Komm", sagte sie leise, "Mutter hat nichts dagegen. Ich zeig dir dein Zimmer. Hast du ein paar Klamotten mit?"

Benjamin holte zwischen Tanne und Gartentür einen Beutel hervor.

"Sieh da", rief der Vater nicht ohne Zynismus. "Wir sind auf alles eingerichtet. War schon verplant der längere Ausflug zu unserer kleinen Freundin, wie?" Er sah Benjamin scharf an.

Der sah unsicher auf Fränzi. "Gibt vielleicht doch Zoff?"

Das Mädchen schüttelte den Kopf. "Nein. Mama will jetzt mit uns Kaffee trinken. Komm." Sie schob ihn zur Terrasse hin und ließ die Männer zurück. "Was ist?" fragte Karl. "Der Junge stört?"

Der Vater hob gereizt die Schultern.

"Eifersüchtig, alter Gauch, was?" Karl feixte, "gewöhn dich an die jungen Kerls. Und zwar rechtzeitig. Sie gehört dir eh nicht mehr lange. Das ist so mit Töchtern. Und bei den Söhnen ist es nicht viel anders. Aber in die ist man nicht so verliebt. Gib' s mal zu!" Er leinte die Hunde ab und ließ sie ins Auto springen. "Lass mich wissen, wenn du die Filme fertig hast, weißt ja, bin immer interessiert!" rief er und stob in einer Staubwolke von dannen.

Der Vater nickte und schloss die Gartentür, dann ging er ins Haus, ohne einen Blick auf die Terrasse zu werfen.

Die Mutter mochte Benjamin. "Er hat so was Nordisches", sagte sie und schmierte die Nachtcreme dick aufs Gesicht. "Wenn der mal ausgewachsen ist, werden die Frauen ihm nachlaufen!" Sie lächelte unter der Paste zu dem Mann hin, der mit Lesebrille auf der Nase fast schon am Einschlafen war.

"Aber jetzt läuft ihm vorerst deine Tochter hinterher", sagte er mürrisch.

"Mach dich nicht lächerlich", entgegnete sie schärfer als beabsichtigt. "Fränzi hat mir schon erzählt, dass du ein Gesicht gemacht hast, auf ihre Frage, ob Benjamin bleiben kann. Was hast du dagegen? Ihr wird es bald langweilig sein mit uns Alten. Aber uns Alten wird es nicht langweilig, und wir sind dann auch ein wenig für uns, wie?"

Sie kroch zu ihm unter die Decke und legte ihren Kopf an seine Schulter. "Wir haben so wenig Zeit füreinander, da kann sie doch mit dem Jungen spielen und wir spielen mit uns!"

Sie kicherte ein wenig und ließ ihre Hände unter der Decke über seinen Körper gleiten. "Du bist überhaupt nicht dick", murmelte sie, "was du immer hast, wenn wir mal gut essen. Ich find alles in Ordnung so. Nur etwas könnte sich jetzt verändern." Ihre Hände suchten sachkundig und gewandt.

Er legte sich zurück. "Das ist gut", seufzte er, "mach weiter. Mach's mir richtig und lass dir Zeit." Sie küsste ihn von oben nach unten und trieb ihren Körper über ihn. Er fasste sie lange nicht an, obwohl ihre Lust groß war und ihre Sehnsucht nach seinem Zugriff.

Da endlich nahm er sie, zwang sie aber, ihn mit dem Mund zu befriedigen. Sie liebte das nicht sonderlich, fürchtete aber seinen Hohn, wenn sie ihn bat, sie zu lieben auf die älteste aller Liebesarten. Doch dann warf er sich schwer auf sie, drang in sie und genoss ihre Lust, ihre Gier, ihre Erwartung und ihre Gelöstheit.

"Du bist immer wieder gut", sagte er und betrachtete ihren Körper. Sie schämte sich plötzlich ihrer Lockenwickler und der Nachtcreme. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er noch mal Licht machen würde, um sie zu betrachten. Obwohl sie für einen winzigen Moment verführt war, praktisch zu denken und die Wickler drin zu lassen, denn er würde sicherlich wie immer sofort einschlafen, ging sie zum Spiegel und entfernte Creme und Lockenwickler.

"Danke", sagte er einfach und sie sah seine Erregung wiederkommen, was sie glücklich machte und dankbar.

Sie wollte das Licht ausmachen, aber er hinderte sie daran, drehte sie sich mit grobem Griff zurecht, drang in sie und kam sehr schnell.

"Wir wollten uns doch Zeit lassen", sagte sie leise und zärtlich. Dabei schob sie ihn zum Bett hin und begann langsam seinen Körper zu entspannen und zugleich zu erregen. So viel Liebe hatte sie lange nicht mehr von ihm erfahren, seine Schweigsamkeit ertrug sie, wenn auch nicht ohne Verletzung. Sie hatte sich an so vieles gewöhnen müssen ...

Süße Lust Tochter

Подняться наверх