Читать книгу Dir zu Füßen | Erotischer Fetisch-Roman - Katy Kerry - Страница 5

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Düsteres Geheimnis

Das kostbarste Vermächtnis eines Menschen ist die Spur, die seine Liebe in unseren Herzen zurückgelassen hat.

(Irmgard Erath)

Sally liegt eingehüllt in mit Rosen bedruckten Bettlaken im Doppelbett unterhalb des Spitzbogens und schläft. Durch die leicht geöffneten Dachflächenfenster strahlt die Sonne herein, die Wärme breitet sich auf ihrem Gesicht aus und die Vögel veranstalten draußen auf den Bäumen ein Konzert, von dem sie erwacht. Sie räkelt sich und reibt sich die Augen. Danach dreht sie ihren Kopf zur Seite, fasst nach Joeys Kopfpolster, worauf er noch heute Nacht gelegen hat. Sie richtet sich auf, stemmt sich hoch und steigt aufs Bett. Von dort hat sie einen guten Blick auf den Garten, wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellt. Über den Horizont hinaus erstreckt sich der Steg des Sees und in der Nähe davon erblickt sie Joey, der an einem angrenzenden Plateau in seinem Schaukelstuhl wippend auf den Åsnensee hinausschaut. Voller Tatendrang und in der Hoffnung, ihn mit ihrer Anwesenheit überraschen zu können, springt sie auf den Dielenboden, um gleich darauf in ihrem roten Spitzennachthemd die Treppe abwärts zu laufen. Sie öffnet die Eingangstür und schleicht sich auf leisen Sohlen von hinten an Joey heran. In ihr kribbelt es, denn sie ist sich nicht sicher, ob er sie nicht vielleicht gleich entdecken wird. Der Adrenalinspiegel steigt. Kann sie sich ihm unbemerkt nähern? Im nächsten Augenblick bedecken ihre zarten Hände seine Augen, die er sogleich mit einem zufriedenen Lächeln ergreift. Aus heiterem Himmel landet sie auf seinem Schoß, denn er hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt und sie mit seinen kräftigen Armen zu sich herangezogen. Sally umarmt ihn, gibt ihm einen zärtlichen Kuss, worauf er sie neugierig ansieht.

»Guten Morgen. Gut geschlafen?«, fragt er und sie schmiegt sich mit einem zustimmenden Seufzer an seinen wohlriechenden Hals. Sie liebt sein Parfüm und sein glatt rasiertes Gesicht.

»Gehst du mit mir schwimmen?«, raunt sie ihm ins Ohr und versucht ihn tatsächlich zu einem Morgensport zu überreden. Er reagiert zögerlich. Dies sind die Augenblicke, an denen sie ihn immer austrickst. Mit einem Mal rutscht sie von seinem Schoß und läuft barfuß über den langen Steg, um kopfüber samt ihrem Spitzennachthemd und ihrem Slip in den See zu springen. Als sie wieder auftaucht, streicht sie ihr nasses Haar aus dem Gesicht und lächelt ihm übermütig entgegen. Ihr rotes Negligé saugt sich mit Wasser voll und umschmeichelt weich ihren erotischen Körper. Genau dieser Umstand veranlasst Joey dazu, seinen Kopf schiefzuhalten und sie interessiert zu mustern, während er noch immer in seinem Schaukelstuhl auf und ab wippt. Sally liebt es ihn herauszufordern und zieht ungeniert ihre Augenbrauen hoch, um ihn gleich darauf mit einem betörenden Lächeln zu belohnen.

»Worauf wartest du? Komm rein, es ist herrlich!«, fordert sie ihn auf, dasselbe zu tun. Lange überlegt er nicht, sondern öffnet den Knopf seiner Jeans, schlüpft heraus und wirft sie achtlos zu Boden, bevor er sich sein weißes T-Shirt über den Kopf zieht, das er ebenfalls fallenlässt. Anschließend springt er mit dem Kopf voran in den See, um bei ihr wieder aufzutauchen. Fordernd nimmt er sie in den Arm, stemmt sie in die Höhe und Sally stützt sich mit ihren Händen auf seinen durchtrainierten Schultern ab. Sein Blick wandert abwärts, denn die hauchzarte Seide ihres Nachthemds legt sich straff wie eine zweite Haut über ihre sinnlichen Rundungen, zeigen sichtbare weibliche Konturen und er kann gar nicht anders als sie anzustarren.

»Weißt du eigentlich, wie anziehend du auf mich wirkst?«, bemerkt er erregt und lässt sie langsam an sich heruntergleiten, bis sich ihre Lippen treffen und sie verlangend ihre straffen Beine um seine Hüften schwingt.

»Klar weiß ich das!«, sieht sie ihn anzüglich an.

»Und ich habe es mir zur Leidenschaft auserkoren, dich so richtig verrückt zu machen«, löst sich somit schwungvoll aus seiner Umarmung, um unter ihm wegzutauchen. Joey ist nicht weniger zimperlich, folgt ihr auf direktem Weg, versucht sie zu fangen, doch vergebens, sie bewegt sich wie ein Fisch im Wasser und schwimmt ihm davon. Unter enormer Kraft krault sie zurück an den Steg und hievt sich aus dem Wasser, indem sie ihre Arme auf dem Holzsteg abstützt. Mit einem Ruck sitzt sie auf der Anlegestelle und kichert ihm keck entgegen, während er seinen muskulösen Oberkörper in die Höhe stemmt und elegant aus dem Wasser gleitet.

»Sie haben heute anscheinend Quecksilber in den Adern, Ms Summer«, meint er frivol, mustert sie eindringlich und setzt sich neben sie.

»Nicht nur in den Adern, Mr. Winter«, funkelt sie ihn aus den Augenwinkeln an, wobei sie ihr Becken demonstrativ hebt und senkt.

»Glaub ja nicht, dass du Zeit hast, dich hier auf die faule Haut zu legen, nur weil ich meine Tage habe. Ich habe einiges nachzuholen.« »Ah, ich verstehe!«, dabei weitet er seine Augen, weil er es genießt, mit ihr in dieser Phase zu vögeln, weil sie dann für Sex noch empfänglicher ist als sonst.

»Ms Summer ist wieder einmal unersättlich und steht auf Sex unter der Dusche«, entgegnet er und zieht seine Augenbrauen hoch.

»Oder hier im See«, macht sie eine klare Andeutung.

»Wenn es zur Steigerung der Lust dient…«, sieht er sie herausfordernd an, fasst sie zärtlich am Nacken und schmiegt seine Lippen an ihren Mund, um zu demonstrieren, dass er ebenfalls nicht genug von ihr bekommen kann.

»Wenn wir so weitermachen, bekommst du heute kein Frühstück mehr. Ist dir das eigentlich klar?«, stellt er Mutmaßungen an, sie könnten wieder dort landen, wo sie es gestern getrieben haben.

»Ich hätte nichts dagegen«, demonstriert sie ihre Entschlossenheit.

»Meldet sich denn gar kein Hungergefühl bei Ms Summer?«, tastet er sich langsam weiter.

»Hm«, sie überlegt.

»Dazu könntest du mich schon verführen«, geht sie auf sein Angebot ein. Also stehen sie auf und schlendern Arm in Arm gemeinsam zurück zum Haus. Sally zieht ihr Negligé aus, um es über das Geländer der Terrasse zu hängen und steht nun, bis auf ihren Spitzentanga, nackt vor ihm. Obwohl Joey diese Aussicht sehr gut gefällt, greift er nach einem der beiden Badetücher, die auf einem der Stühle bereit liegen und hüllt sie darin ein. Während er sich selbst mit dem anderen abtrocknet, sticht Sally sein durchtrainierter Oberkörper ins Auge. In seinen Hotpants sieht er einfach umwerfend aus. Sally legt ein weiteres Handtuch auf einen der gepolsterten Gartenstühle und setzt sich darauf. Joey hat bereits begonnen, das Frühstück für sie beide vorzubereiten, was ihr zu Beginn, als sie das Haus auf leisen Sohlen verlassen hat, zunächst gar nicht aufgefallen ist, weil sie sich so sehr darauf konzentriert hat, sich unbemerkbar an ihn heranzuschleichen. Er hat an alles gedacht und den Frühstückstisch liebevoll gedeckt. Brötchen, Obst und Kaffee stehen bereit. Sally beschließt, sich in der Zwischenzeit etwas überzuziehen, während Joey das Käsebrett und den Hering nach draußen trägt. Wenig später läuft sie die Treppe in einem verführerischen roten Etuikleid hinunter und Joey übt sich bereits im Handwerk des Kochens, indem er einen Mannagrynsgröt, den allseits beliebten Grießbrei, zubereitet. Er hat heute Morgen eine Flasche Blaubeersaft und selbstgemachte Preiselbeerkonfitüre von Smilla, ihrer Nachbarin geholt, die während ihrer Abwesenheit ein Auge auf die Hütte der beiden wirft. Smilla ist eine typische Schwedin, verheiratet, Hausfrau und Mutter von vier Kindern. Sally geht auf die Terrasse und gießt sich Kaffee ein, als Joey mit dem Grießbrei nach draußen kommt und sie erwartungsvoll ansieht.

»Möchtest du vielleicht nach dem Essen stand up paddling betreiben?«

Fasziniert blickt sie ihm in die Augen.

»Das hört sich echt gut an!«, meint sie.

»Klar, Philipp hat uns heute Morgen ein Tandem gebracht.«

Philipp ist Smillas Mann.

»Es liegt um die Ecke am Ufer des Sees«, dabei wandert sein Zeigefinger in genau diese Richtung. Als sie die paar Stufen in den Garten hinunterläuft und ums Haus herumgeht, sieht sie es auch schon angebunden an einem Holzpfahl im Wasser liegen. Joey folgt ihr unmittelbar. Schon lange ist sie nicht mehr damit gefahren. In einer Großstadt wie New York hat sie nicht wirklich die Gelegenheit dazu. Sie betrachtet sich und muss feststellen, dass sie nicht gerade das geeignetste Outfit dafür trägt.

»Bin gleich wieder hier. Zieh mich nur um«, meint sie und verschwindet sogleich im Haus.

»Alles klar. Ich binde das Board dann mal los, sodass wir startklar sind, wenn du dich umgezogen hast«, entgegnet er und biegt somit um die Ecke. Während Sally ihr rotes Kleid über den Kopf zieht, um sich Shorts und T-Shirt überzustreifen, bereitet Joey das Tandem-Brett vor. Es ist ein relativ großes Board, worauf man breitbeinig bequem hintereinander stehen kann. Denn so oft praktizieren sie das Stand Up Paddeln ja nicht, da trifft es sich schon gut, wenn sie auf ein Anfängerboard steigen. Sally lässt nicht lange auf sich warten und als sie hinter dem Haus auftaucht, lächelt ihr Joey schon entgegen, denn egal was sie anzieht, sie sieht immer extrem reizvoll darin aus.

»Bist du soweit?«, fragt er zärtlich, doch Sally ist schon im Begriff sich auf die Mitte des Boards zu knien, das er schon zu Wasser gelassen hat. Dennoch hält er es fest »Ich bin immer bereit. Das weißt du doch«, stößt sie keck aus, dreht raffiniert ihren Kopf zur Seite und provoziert ihn mit ihrem verführerischen Lächeln. Joey springt auf den Karren auf, nicht um zu sagen auf das Board. Er kniet nun hinter ihr, die Paddel hat er beide quer über das Brett gelegt und massiert ihren knackigen Po, dem sie ihm gerade entgegenstreckt.

»Hm«, raunt er, »du fühlst dich hier echt gut an«, stiehlt sich einen Kuss an ihrer nackten, kühlen Haut, gleich unterhalb ihrer enganliegenden Shorts, fasst gleichzeitig nach dem einen Paddel, um das Board langsam vorwärts zu bewegen, um dem Gefährt eine gewisse Stabilität zu geben.

»Das war nur ein kleiner Gusto, den Rest heb ich mir für später auf«, grinst er und Sally hat wieder einmal erreicht, was sie wollte. Sie nimmt nun das Paddel, das für sie bestimmt ist und taucht es ins Wasser ein. In dieser Position fahren sie gemeinsam auf den See hinaus und erst als sie glauben genug Balance zu haben, steht zuerst Joey vorsichtig auf, und danach Sally. Beide setzen sie das Paddel ein, sie links und er rechts, sodass das Brett flach auf dem Wasser dahingleiten kann. Joey hat viel mehr Zug drauf, weil er der größere und kräftigere ist, sodass Sally Mühe hat, mit dem Paddelschlag mitzuhalten. Dennoch bemüht sie sich und es gelingt ihr auch, das Paddel weit vorne einzutauchen, um es bis nach hinten zu ihren Fersen durchzuziehen. Bald schon haben sie ihren Rhythmus gefunden und der Fahrt auf dem Wasser steht nichts mehr im Weg. Sally lacht ausgelassen, denn es hat den Anschein, als könnte sie übers Wasser laufen und das gibt ihr ein unheimlich tolles Gefühl. Joey ist ein echter Spezialist auf dem Gebiet, denn diese Art der Fortbewegung am Wasser war ihm schon im zarten Jugendalter ein Begriff. Er rückt näher, liebkost ihren Hals, während er weiterhin den Paddelschlag mit einer unübertrefflichen Sicherheit ausführt. Sallys Konzentration lässt nach, weil sie sich seinen Liebkosungen hingibt, dabei vergisst sie das Paddeln. Doch für ihn weiter kein Problem. Er steht wie ein Fels in der Brandung in der Mitte des Boards und lenkt und steuert es für diesen kurzen Augenblick durch den See. Als sie sich dem Waldstück auf der anderen Seite nähern, macht er sie sachte auf eine Regung im hohen Gras aufmerksam. Weil es in der Nacht geregnet hat und jetzt die Sonne scheint, dunstet das Wiesenstück. Ein bahnbrechendes Naturschauspiel. Fast unbemerkt zwischen den Halmen steht ein Elch mit einem mächtigen Geweih, während seine Ohren jedes klitzekleine Geräusch wahrnehmen. Wie versteinert bleiben sie stehen und beobachten das anmutige Tier. Das Board hingegen setzt seinen Weg noch ein Stück fort. Es hat den Anschein, als bewege er sich in ihre Richtung, ohne sie jedoch zu bemerken. Anschließend reibt er sein Geweih an einem Baumstamm. Es hat eine Spannweite von mehr als eineinhalb Metern. Ein beeindruckendes Erlebnis. Sie kneift die Augen zusammen, da die Morgensonne auf dem See glitzert und sie richtiggehend blendet. Dann hört sie ein Röhren. Er scheint sein Weibchen zu rufen. Fast im selben Augenblick läuft er davon und Joey deutet auf eine Elchkuh, die in der Nähe einer Eiche grast. Gemeinsam verschwinden sie im hohen Gras und Joey paddelt mit der Erkenntnis, hier der Natur wohl am nächsten zu sein, weiter. Sally stellt sich hinter ihn, denn er hat solch einen Zug drauf, dass sie ihr Paddel nicht mehr benutzen muss. Mit beiden Armen umfasst sie seinen Oberkörper, legt ihren Kopf an seinen Rücken. Eine Aufforderung das Paddel niederzulegen, was er auch bald tut. Er dreht sich um, nimmt sie in den Arm, wobei sich seine Lippen an ihren sehnsüchtig wartenden Mund schmiegen, den sie öffnet, weil sie von seinen heißen Zungenspielen nicht genug bekommen kann. In voller Erwartung, was jetzt kommt, schlingt sie die Arme um seinen Hals. In ihrem Unterleib kribbelt es gewaltig, wenn sie daran denkt, was seine Zunge an ihren genitalen Lippen vollbringen könnte. Sie will es. Unbedingt. Löst sich von seinem Mund, öffnet den ihren. Blickt ihm tief in die Augen und keucht. Ein Umstand, der ihn verrückt macht, weil er weiß, was sie sich wünscht. Er geht zu Boden, holt sich noch mit einem kurzen Blickkontakt ihre Zustimmung. Auch bei Joey siedeln sich zahlreiche Schmetterlinge an, wenn er daran denkt, dass er im nächsten Augenblick ihre Vulva lecken, ihren wunderbaren Duft einatmen und ihren Liebessaft schmecken wird. Dieser Gedanke lässt kaum einen klaren Kopf zu und so zerrt er an ihren Shorts, schiebt sie samt ihrem Slip mit nach unten, bis sie nackt vor ihm steht. Sie spreizt bereitwillig die Beine, wölbt ihr Becken nach vorn, sodass er sie intensiv lecken kann. Seine Zungenspitze trifft auf die erhitzte Haut ihrer Innenschenkel und sie stöhnt auf. Voller Begierde arbeitet er sich langsam Richtung Klitoris vor, verwöhnt sie mit zarten Bissen, weil er geil ist und Sally schreit in formvollendeter Ekstase auf. Er fasst nach seinem Schwanz, der mörderhart ist und nur mehr eins im Sinn hat: mit ihrer heißen Höhle zu verschmelzen. Nun hat er den heißbegehrten Ort erreicht, schiebt seine Zunge in sie hinein und bewegt sie so schnell er kann, auf und ab, rein und raus. Sally fiept vor sich hin. Sie genießt seine geschickte Zunge. Es gibt nichts Besseres, als wenn er zwischen ihren Beinen ist. Joey weiß genau, dass seine rotierende Zunge, wenn er sie dort unten küsst, ihr einen unvergesslichen Orgasmus beschert. Mehr als es sein erigierter Penis zu tun vermag. Er saugt an ihrer Perle, setzt dann wiederum seinen ganzen Mund ein, während Sally ihren Kopf nach hinten wirft, ihre Hände in seinem Haar vergräbt, sich daran festkrallt, weil sie gleich kommt. Sie schreit ihre Lust aus sich heraus und Joey ist glücklich, weil er ihr dabei hilft, ihr eigenes Körperbewusstsein zu steigern und zu entdecken. Eine Leidenschaft, die ihn selbst durch Mark und Bein geht. Sally ist jetzt so richtig schön feucht, es wäre ein Verbrechen, würde er jetzt nicht in sie eindringen. Also zieht er den Reißverschluss seiner Jeans nach unten, packt ihn aus. Sie dreht sich mit dem Rücken zu ihm, streckt ihm ihren Po entgegen, wobei er ihre beiden Pobacken festhält und mit seinem harten Glied dennoch vorsichtig in sie eindringt, weil er sie heute Nacht schon so hart rangenommen hat.

»Du tust so gut, Darling«, sagt er heiser, ihre Vulva fühlt sich so herrlich warm und eng an, sodass er ohne Schwierigkeit mit seinem Penis hinein und hinausgleiten kann. Seine Finger suchen sich den Weg zu ihrer Scham. Sie fasst nach ihren Schamlippen, teilt sie, sodass er noch tiefer in sie vordringen kann. Sie kann wohl gar nicht genug gefickt werden. Das macht ihn völlig an. Joey presst sein Gesicht an ihre Wange. Sally schnurrt, weil ihr der Druck an dieser Stelle und auch weiter unten so unendlich guttut. Nach ein paar Stößen kann er sich nicht mehr halten und sein Schwanz zuckt. Ihre Knie zittern noch immer, wie er sich aus ihrer heißen Höhle zurückzieht. Joey ist glücklich. Wieder verlief ihr sexuelles Abenteuer ganz anders, als die Male zuvor. Zärtlich umarmt er sie, hält sie fest und küsst sie voller Leidenschaft. Dabei versprüht er ihren Duft auf ihren Lippen.

»Darling, ich liebe es, wenn du kommst«, sagt er stolz.

***

Sie genießen die Tage in Småland und unternehmen unter anderem auch ausgedehnte Wanderungen durch die Wälder, suchen nach Beeren und Pilzen, fahren mit dem Ruderboot hinaus, um zu fischen und sich zu lieben. Eine Umrundung des Sees mit den Fahrrädern steht ebenfalls auf dem Programm, auch auf die Gefahr hin, dass Joey abends nicht mehr auf seine Rechnung kommt, weil Sally völlig erschöpft in seinen Armen einschläft. Dennoch ist er glücklich, denn als er sich entschlossen hat mit Sally nach Schweden zu fliegen, wollte er vorerst nur zur Ruhe kommen. Erst hier auf dem idyllischen Landsitz hat er sich mit dem Gedanken auseinandergesetzt, Sally einen Heiratsantrag zu machen. Dazu möchte er ihr einen ganz besonderen Trauring bei seinem Juwelier in New York anfertigen lassen. Bei Milanos, ihrem Lieblingslokal würde er sie auf Knien fragen, ob sie ihn heiraten möchte. Genauso stellt er sich das vor und kann es gar nicht erwarten, dass sie wieder heimfliegen. Doch zum Glück ruft sie die Pflicht zur Tagesordnung zurück. Joey hat einige wichtige Verträge abzuschließen und auf Sally wartet hoffentlich das Geschäft ihres Lebens, denn als sie nach der Rückkehr am nächsten Tag um neun in ihrem Büro im fünfzigsten Stockwerk des GM-Towers von Manhattan sitzt, um das gewinnbringendste Geschäft unter Dach und Fach zu bringen, denkt sie mit einem zufriedenen Lächeln an die gemeinsame Zeit zurück. Obwohl ihre Geschäftspartnerin Debby sie in ihrer Abwesenheit gut vertreten hat, gilt es nun diesen einen potentiellen Käufer anzurufen. Diesmal wird sie ihn dazu bringen, den Kaufvertrag für die Villa, von der er sich schon bei der ersten Besichtigung nicht wirklich trennen konnte, zu unterzeichnen. Es ist eine der teuersten Villen, die sie jemals im Angebot hatte. Allein mit der Hälfte der Provision könnte sie sich ein hübsches Anwesen an der Nordküste von Long Island kaufen, einem Landstrich, wo schon einst die elitären Vanderbilts ihre Herrenhäuser erbaut haben. Und das mit nicht einmal einunddreißig Jahren. Bei dem Reichtum, den Joey durch sein Ölgeschäft scheffelt, würde sie das Geld gar nicht benötigen. Aber etwas sein Eigen nennen zu können, schadet ja auch nicht unbedingt. Daher setzt sie sich mit dem millionenschweren Kunden in Verbindung. Am Telefon unterbreitet sie ihm den Kauf der Immobilie und muss feststellen, dass er nichts anderes im Sinn hat, als das Anwesen zu erwerben. In diesem Moment fällt ihr ein Pflasterstein vom Herzen. Sie verspricht den Vorvertrag zu mailen und den Kaufvertrag beim zuständigen Notar aufsetzen zu lassen und bestellt ihn für den nächsten Tag ins Notariat. Die satte Summe von einhundertfünfzig Millionen Dollar würde er sofort auf das eingerichtete Treuhandkonto überweisen. Der Notar ist ein Freund ihres Vaters, der für sie bis jetzt alle Geschäfte abgewickelt hat. Sie knallt den Telefonhörer auf die Gabel, dabei ertönt ihre laute Stimme.

»Debby?«, dringen die hellen Töne durch die Büroräume. Ihre Geschäftspartnerin stürzt mit irritiertem Gesichtsausdruck ins Büro. Sally setzt ihren Ich-habe-das-Geschäft-meines-Lebens-gemacht-Blick auf und Debby weiß sofort Bescheid.

»Nicht dein Ernst, Sally! Der nervige Typ hat endlich angebissen?«, fragt sie ungeduldig. Sally weitet die Augen und grinst ihr ungeniert entgegen.

»Ja!«, ruft sie lautstark aus, und demonstriert mit geballter Faust ihren Sieg. Daraufhin flippt Debby völlig aus und veranstaltet einen Freudentanz.

»Das gehört gefeiert, Sally! Champagner muss her!«, und sie lacht ausgelassen, während ihre blonde Mähne um ihre Schultern wirbelt. Debby ist etwa mit einer Handgranate vergleichbar, wenn sie sich über etwas freut. Hoch explosiv und mit verheerenden Folgen. Nicht selten geht in einer solchen Situation etwas zu Bruch. Aber Sally mag ihren ehrlichen und loyalen Charakter. Debby ist eine Frau, die immer sagt, was sie denkt, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Obendrein ist sie enorm klug und auch noch schön. Ihre Figur ist äußerst feminin, sie trägt schulterlanges, blondes Haar, aufwendiges Permanent-Makeup in Form von künstlichem Lidstrich und Lippenkonturen. Natürlich ist sie immer wie ein Modepüppchen gekleidet.

»Weißt du, wie oft ich diesen Scheißkerl bezirzt habe, er möge sich die Villa in deiner Abwesenheit ansehen? Und jedes Mal hat er den Termin wieder abgesagt und auf einen anderen verschoben«, macht sie nun ihrem Ärger über diesen schnöseligen Typen Luft. Sally lacht.

»Ist doch egal! Hauptsache, er kauft. Und morgen wird er pünktlich zum Termin bei Roger erscheinen und bereits eine fette Summe überwiesen haben. Das heißt, ich schippere nicht als arme Kirchenmaus in den Hafen der Ehe, falls mich Joey fragen wird«, kichert sie nun. Debbys Augen weiten sich gleich nochmal.

»Hey! Höre ich da etwa die Hochzeitsglocken läuten?«, macht sie eine scheinheilige Bemerkung und Sally nickt und lacht.

»Ich habe so das dumpfe Gefühl, dass er mich in den nächsten Tagen fragen wird«, meint sie aufgeregt und Debby freut sich für sie.

»So viel Glück auf einmal, das ist ja fast schon wie im Märchen«, muss sie nun zugeben, »aber du hast es dir verdient, ehrlich. Und ihr beide passt so gut zueinander«, stimmt sie dem Vorhaben völlig zu, als müsste Joey bei ihr um Sallys Hand anhalten. Doch schon gleich werden sie vom Klingeln ihres Mobiltelefons unterbrochen. Joey ist am Telefon, denn sie erkennt seine Nummer sofort.

»Hey«, haucht sie zärtlich ins Telefon, während Debby sich diskret zurückzieht.

»Hey Liebes«, und er seufzt, »es ist erst früher Morgen und ich vermisse dich schon nach wenigen Stunden. Was stellst du bloß mit meinem Herzen an?«, fragt er sehnsüchtig.

»Ich vermisse dich auch und es war so schön mit dir in Växjö«, entgegnet sie mindestens genauso flehentlich.

»Ich hoffe, dass sich dieser Zustand ändern lässt und du mich abends zu Milano begleiten möchtest«, versucht er die Zeit in Gedanken bis dahin totzuschlagen.

»Oh ja, das würde ich sehr gerne tun. Außerdem habe ich das Geschäft meines Lebens gemacht«, lässt sie auch gleich die Katze aus dem Sack. Joey wird hellhörig.

»Die Villa?« »Ja! Sie ist endlich an den richtigen Mann verkauft, ich erwarte den Vorvertrag heute noch und morgen kassiere ich dafür eine fette Provision.« »Gratulation! Ich wusste schon immer, dass du eine tüchtige Geschäftsfrau bist«, lobt er sie nun über alle Maßen.

»Danke!«

Es macht den Anschein, als würde Joey auch ein Geheimnis lüften wollen, denn er fährt fort: »Dann gibt es heute zwei Gründe, um mit einem Glas Champagner anzustoßen«, meint er und Sallys Herz macht einen Sprung. Was hat er vor? Doch sie bleibt verhältnismäßig ruhig, lässt sich ihre Aufregung nicht anmerken.

»Da bin ich schon gespannt, welche Überraschung du für mich parat hast.«

Vor ihrem inneren Auge sieht sie ihn lächeln.

»Ich hoffe sehr, dass du meiner Bitte nachkommst. Ich liebe dich, mein Schatz. Bis heute Abend«, verabschiedet er sich, weil bereits die Telefonanlage wie verrückt blinkt.

»Bis heute Abend«, dabei haucht sie ihm einen Kuss ins Telefon, danach legt sie auf. Den ganzen Tag versucht sie die Zeit totzuschlagen, sichtet vorbreitete Verträge und tätigt einen Anruf nach dem anderen, bis es endlich Abend ist. Nachdem sich der Zeiger auf acht schiebt, ist es endlich soweit. Sally fährt den Computer runter, löscht das Licht, schnappt sich ihre Handtasche, worin sie ihr Mobiltelefon verstaut und verlässt fast schon fluchtartig ihr Büro. Unterhalb Debbys Tür kann sie einen Lichtschein erkennen, aus den Räumlichkeiten dringen verdächtige Geräusche und Sally muss darüber schmunzeln. Ihr Freund Tim und sie haben es wohl wieder einmal nicht bis nach Hause geschafft und er hat sie sicher quer über den Schreibtisch gelegt, um sie zu vögeln. Sie geht durch das Portal und schließt die Tür. Anschließend nimmt sie den Fahrstuhl. Fünfzig Stockwerke. Das wird dauern. Nach einer Weile öffnen sich die Lifttüren und sie betritt den altrosafarbenen Terrazzo, auf dem ›Summer & Rose‹ eingraviert steht. Sie hat es wirklich geschafft. Sie, Sally Summer ist Inhaberin eines mittlerweile gewinnbringenden Immobilienunternehmens mitten in New York. Der Abendverkehr hat voll eingesetzt, da hätte es wirklich keinen Sinn, ein Taxi zu nehmen, um dann unnötig im Stau zu stecken. Schnell biegt sie um die Ecke und läuft die neunundfünfzigste Straße entlang, vorbei am Plaza und dem Park Lane Hotel. Pietros Bistro befindet sich in unmittelbarer Nähe ihres Apartments am Central Park. Schnell wirft sie einen Blick durch die Glasscheibe und sie muss feststellen, dass Joey noch nicht da ist. Ihr Tisch am Fenster, an dem sie immer sitzen, ist leer. Irritiert sieht sie auf die Uhr. Fünf Minuten nach acht. Merkwürdig, das ist sonst gar nicht seine Art. Er ist immer pünktlich Sie betritt das Lokal, sieht sich um. Im nächsten Augenblick steuert sie auf den gewohnten Tisch zu, um sich zu setzen. Der Kellner bemerkt sie sofort und bringt die Weinkarte. Bestimmend gibt sie ihm zu verstehen, dass sie auf Joey warten möchte. Ihr Blick schweift nach draußen, dann zur Wanduhr. Langsam wird sie unruhig und ein mulmiges Gefühl macht sich in ihr breit. Der Zeiger bewegt sich langsam, aber sicher gegen fünfzehn nach acht. Verstohlen blickt sie auf das Display ihres Mobiltelefons. Keine Nachricht. Vielleicht ist ihm doch noch etwas dazwischengekommen. In Gedanken versunken, starrt sie durch die Glasscheibe, als sie Joey auf der anderen Straßenseite erspäht und sie freut sich. Er scheint sich mit einem Geschäftspartner zu unterhalten, währenddessen blickt er nervös zu ihr herüber. Sally kann seine Anspannung richtiggehend spüren. Irgendwie wirkt er geladen. Den anderen Mann kennt sie nicht, mit dem er sich unterhält und wenn sie ehrlich ist, hätte sie ihn auch kaum erkennen können, denn er steht mit dem Rücken zu ihr. Nach einer Weile scheinen sie sich zu verabschieden, reichen sich aber nicht die Hand. Joeys Gesichtsausdruck ist ernst. Zu ernst. Der Mann biegt um die Ecke. Joey sieht nun zu ihr herüber, seine Gesichtszüge scheinen sich zu entspannen und er lächelt ihr entgegen. Im nächsten Moment betritt er die Fahrbahn, sein Blick ist noch immer unbeirrt auf Sally gerichtet. Kurz sieht er nach links und nach rechts. Die Fahrbahn ist frei. Dann geht er los. Plötzlich nähert sich eine schwarze Limousine in überhöhter Geschwindigkeit. Rast auf ihn zu. Der Wagen macht keine Anstalten anzuhalten. Joey geht weiter. Er lächelt. Sally springt hoch. Läuft auf die Glasscheibe zu. Will ihn warnen. Reißt die Eingangstüre des Lokals auf und schreit: »Joey, pass auf!«

Im nächsten Augenblick wird er durch die Luft gewirbelt und landet zunächst auf der Motorhaube des Wagens. Danach entfernt sich der Unfallwagen mit überhöhter Geschwindigkeit vom Ort des Geschehens. Ihr Atem stockt. Ihre Augen weiten sich. Sie fühlt sich wie gelähmt. Sie will schreien, aber die Worte bleiben in ihrem Hals stecken, verebben. Tränen steigen in ihr hoch. Sie zerrauft sich ihr Haar, das gerade noch sehr ordentlich frisiert hochgesteckt war. Mit einem dumpfen Schlag landet er wieder auf der Fahrbahn. In diesem Moment durchfährt sie ein unsagbarer Schmerz. Vor einem anderen Wagen, der gerade um die Ecke gebogen und zum Stehen gekommen ist, kommt er zum Erliegen. Sally schlägt ihre Hände vors Gesicht und stößt nun einen lauten, beängstigenden Schrei aus. Unter Joeys Kopf breitet sich sofort eine riesige Blutlache aus. Völlig verstört läuft Sally aus dem Lokal, hin zur Unfallstelle und kniet neben Joey nieder. Tränen laufen über ihre Wangen, tropfen auf Joeys lebloses und entstelltes Gesicht. Seine Augen sind weit aufgerissen und er starrt sie an. Sein Mund steht offen, als hätte er ihr noch etwas sagen wollen. Verzweifelt schreit sie um Hilfe. Die Passanten laufen zusammen und gestikulieren wild. Sie kann nichts mehr hören. Kann nicht verstehen, was sie sagen. Gleich darauf ertönt das Signalhorn der herannahenden Ambulanz. Männer in grauen T-Shirts und schwarzen Hosen wimmeln um sie herum. Der Notarzt stellt seinen Koffer neben Joey auf den Boden und ergreift alle nötigen Maßnahmen. Zuerst kommt der Defibrillator zum Einsatz. Dann versucht der Sanitäter die Blutung am Kopf mit einer Kompresse zu stillen. Fast gleichzeitig legt der Arzt einen Venenzugang und verabreicht eine Infusion und Sally hofft. Inständig. Sie weint. Sie blickt in sein starres Gesicht und schluchzt: »Lass mich nicht allein. Joey. Bitte. Hörst du?«

Doch Joey kann sie nicht mehr hören. Er kann niemanden mehr hören. Ihre Augen füllen sich abermals mit Tränen, verschleiern ihren Blick. Sie kann ihren Schmerz nicht mehr unterdrücken. Das Szenario dauert endlos. Sie hat kein Zeitgefühl mehr. Während Joeys Körper durch das Elektroschockgerät auf und ab bewegt wird, breitet sich unter ihm eine immer größer werdende Blutlache aus. Joey bewegt sich nicht. Er atmete nicht. Er liegt einfach nur da, mit einem im Schockzustand befindlichen Gesichtsausdruck. Sicher hat er durch den Aufprall innere Verletzungen erlitten und zu viel Blut verloren. Der Notarzt sieht Sally an. Er schüttelte den Kopf. Ein tiefes Schluchzen durchfährt ihren zarten Körper. Sie ringt die Hände. Es ist vorbei. Joey ist tot. Die Liebe ihres Lebens von einer Sekunde auf die andere ausgelöscht. Um Sally herum dreht sich alles. Jemand legt ihr die Hand auf die Schulter. Es ist Pietro.

»Signora, kommen Sie«, und er bietet ihr seinen Arm an, den sie dankend annimmt. Während sie dem Lokal entgegengehen, fragt er sie: »Kann ich jemanden für Sie anrufen?«

Doch Sally sieht ihn nur mit tränennassen Gesicht an und fragt gedankenverloren: »Wen? Wen soll ich denn anrufen? Ich habe doch nur ihn«, schluchzt sie und er nimmt sie ohne Worte in den Arm, wiegt sie darin hin und her. Ihm kommen selbst die Tränen, weil es ihm ein Rätsel ist, wie man als junger Mensch so mutterseelenallein sein kann. Bei italienischen Familien ist das völlig anders. Wenn man Pech hat, beehren sie einen mit ihrer Anwesenheit auf einmal und füllen einem das Haus bis unters Dach, sodass es zu platzen droht. Pietro bugsiert die Signora Richtung Lokal, vorbei an den neugierigen Passanten und dem Rettungspersonal. Sofia kommt ihnen wild gestikulierend entgegen und als sie völlig aufgelöst ihr Klagelied in Italienisch anstimmt, wirft ihr Pietro einen bösen Blick zu und sie zieht sich in die Küche zurück, wo sie weiterjammert. Die Polizei ist bereits an der Unfallstelle eingetroffen und einige Passanten, die den Unfallhergang beobachtet haben, geben ihre Aussagen zu Protokoll. Leider hat niemand das Kennzeichen des Unfallwagens gesehen, weil dieser sofort nach dem Aufprall weiterfuhr. Auch bei der Automarke selbst sind sich die Zeugen nicht einig. Die einen meinen, es wäre ein Mercedes gewesen, die anderen wiederum sagen, es könnte sich um einen Cadillac gehandelt haben. Während Pietro Sally einen Platz in einem Nebenraum anbietet betritt einer der uniformierten Polizisten das Lokal. Zunächst sieht er sich um, bis ihm ein Gast den Weg in das Extrazimmer weist. Er tritt über die Schwelle und geht auf Sally zu.

»Sind Sie die Verlobte von Joey Winter?«, will er nun von ihr wissen und sie nickt.

»Es wird nicht lange dauern, wir haben nur ein paar Fragen an Sie«, meint er weiter, dabei überreicht er ihr ein kleines Schmuckkästchen.

»Wir nehmen an, dass das hier für Sie bestimmt war. Wir haben es in der Innentasche seines Jacketts gefunden, als wir nach den Personalien gesucht haben«, und Sally nimmt es entgegen. Als sie es in der Hand hält, schließt sie ihre Augen, dabei entfährt ihr ein tiefes Schluchzen, weil sie weiß, welchen Inhalt es beherbergt. Wenn man jetzt glaubt, Polizisten hätten kein Herz und machen nur ihren Job, täuscht man sich hierbei gewaltig, denn dem jungen Mann fällt es extrem schwer, zur Tagesordnung überzugehen, um seine üblichen Fragen zu stellen.

»Können Sie zu dem Unfallhergang etwas sagen?«, fragt er vorsichtig und Sally schüttelt den Kopf. Sie erklärt ihm, dass sie nur eine schwarze Limousine mit überhöhter Geschwindigkeit herannahen sah, dass Joey im nächsten Augenblick durch die Luft gewirbelt wurde und der Fahrer in seinem Wagen geflohen ist. Das Kennzeichen konnte sie sich nicht merken, weil sie nur Augen für den blutüberströmten Joey hatte. Mehr kann sie zur Aufklärung des Unfallhergangs nicht beitragen. Der Polizist bedankt sich bei ihr und drückt ihr seine Visitenkarte in die Hand, falls ihr noch irgendein wichtiges Detail einfällt. Danach verlässt er das Lokal. Pietro reicht ihr ein Taschentuch und fragt sie nochmals: »Gibt es jemanden, den ich für Sie anrufen kann?«, denn er kann es einfach nicht glauben, dass die schöne Signora keinen Menschen außer diesen armen Joey gehabt haben soll.

»Eine Freundin vielleicht oder jemanden aus der Familia?«, und dazu vermeidet er bewusst, die Mutter oder den Vater zu erwähnen, denn er kennt die näheren Umstände nicht und will die Signora nicht nur noch mehr ins Unglück treiben. Sallys Schmerz sitzt tief, sie schluchzt und Pietro hat Mühe sie zu verstehen.

»Meine. Freundin. Nora«, stößt sie unter Tränen hervor, putzt sich kurz die Nase und will schon Anstalten machen, aufzustehen, um ihre Handtasche vom Tisch zu holen. Doch die hat Pietro bereits in Verwahrung genommen, als er sah, was draußen passiert ist und er hält sie zurück, um ihr die Tasche zu überreichen, worin sie auch ihr Mobiltelefon hat. Mit zittrigen Händen steckt sie das Schmuckkästchen hinein und holt das Handy heraus. Dann wählt sie Noras Nummer. Auf der anderen Seite ertönt eine helle Frauenstimme, die bald wieder verstummt, als sie ihr davon erzählt, dass Joey tot ist. Nora versucht sich zusammenzureißen, bietet Sally an, sie sofort an Ort und Stelle abzuholen, worüber Sally auch froh ist. Sie kann es noch immer nicht glauben und am liebsten würde sie aus diesem schrecklichen Alptraum aufwachen, um Joey in die Arme nehmen zu können. Doch es kommt der Zeitpunkt, an dem man der bitteren Wahrheit ins Auge sehen muss, auch wenn man sich noch so sehr wünscht, es wäre nie geschehen. Sie sitzt in Noras Wagen und es ist ihr klar, dass sie Joey wohl nie vergessen wird können. Es ist wahnsinnig schwierig, mit dieser Erkenntnis umgehen zu lernen. Zu Hause versucht sie zu schlafen, was ihr nur sehr schwer bis gar nicht gelingt und so vergehen die Wochen, in denen sie sich im gemeinsamen Apartment verkriecht. Von ihrem Vertrauensarzt bekommt sie Beruhigungspillen. Ihre Tränen sind somit versiegt, aber die Seele schmerzt trotzdem. Sie will nichts essen, nicht in die Firma fahren, mit niemanden sprechen und sie hat auch zu sonst nichts Lust. Debby übernimmt für sie den Coup ihres Lebens und unterschreibt den Kaufvertrag bei Roger. An jenem Morgen, während sie noch im Doppelbett von Joeys luxuriöser Terrassenwohnung in Manhattan liegt, die sie ihm seinerzeit verkauft hat und die der Beginn einer unstillbaren Liebe war, klopft es plötzlich an die Tür. Widerwillig kriecht sie aus dem Bett, streift sich einen Morgenmantel über und läuft die Treppe abwärts, um zu öffnen. Vor ihr steht jener Polizist, der sie schon am Tag des Unfalls befragt hat. In der Hand hält er einen Plastiksack mit Joeys persönlichen Kleidungsstücken. Ohne Worte überreicht er ihr die Habseligkeiten und sie seufzt. Sie weiß, was sich darin befindet.

»Haben Sie den Fahrer des Wagens schon gefunden?«, fragt sie monoton und der Polizist schüttelt den Kopf.

»Leider nein. Wir tappen immer noch im Dunkeln. Ich hatte gehofft, Sie könnten uns noch Anhaltspunkte geben«, weicht nun auch der letzte Hoffnungsschimmer aus seinem Gesicht. Doch Sally muss verneinen.

»Ich wünschte, ich könnte es. Aber es ging alles so schnell. Dabei habe ich einfach nicht auf das Kennzeichen geachtet.«

Der Polizist wirkt nachdenklich.

»Hatte Ihr Verlobter Feinde oder Geschäftspartner, die ihm nicht gut gesinnt waren?«, und mit dieser Aussage vermittelt er ihr, dass er den Verdacht schöpft, es handle sich um eine vorsätzliche Tat. Sally legt ihre Stirn in Falten. Die Äußerung des Officers lässt sie grübeln, dabei muss sie an den Mann im Anzug denken, dessen Gesicht sie nicht gesehen hat, weil er mit dem Rücken zu ihr stand, wobei Joey aber seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen nicht sehr erfreut war, ihn dort anzutreffen. Außerdem hatten sich die beiden, nachdem das Gespräch beendet war, zum Gruß nicht einmal die Hand gereicht. Die ganze Situation kam ihr merkwürdig vor und Sally wünschte, sie hätte das Gespräch der beiden mitanhören können, denn dann wüsste sie jetzt vielleicht, was passiert ist.

»Er hat nie über seine Geschäftspartner gesprochen. Ich weiß nichts über derartige Komplotte. Aber vielleicht lässt sich in seinen Geschäftspapieren etwas finden. Meinen Sie nicht?«, und der Polizist nickt.

»Vielleicht. Aber das ist Sache der Kriminalisten. Sein Büro wurde heute Morgen versiegelt, die Akten und der Inhalt des Safes konfisziert. Möglicherweise wurde Ihr Verlobter Opfer eines Mordkomplotts. Das Ölgeschäft ist ein schmutziges Geschäft«, schließt er seinen Monolog, verabschiedet sich und lässt Sally mit tausend Fragezeichen im Kopf zurück. Als sie auf die Uhr sieht, muss sie feststellen, dass es Zeit wird, sich auf den Weg ins Notariat zu machen. Obwohl heute der Termin zur Testamentseröffnung ist, breitet sich in ihren Gedanken nur gähnende Leere aus. Sie überlegt. Nichts. Warum auch? Worüber? Über ihr beider Leben, das mit einem Fingerschnipp beendet wurde? Einfach ausgelöscht, als wenn es niemals existiert hätte? Ziemlich schwerfällig begibt sie sich ins Bad. Ihr Kopf schmerzt, weil sie das Gefühl hat, diese verdammten Pillen unterdrücken ihre Tränen, nehmen sie innerlich gefangen und machen die ganze Sache nur noch schlimmer. Sie steht nun vor dem Spiegel und betrachtet sich. Mist! Wie soll sie das heute bloß überleben? Sie benetzt ihr Gesicht mit kaltem Wasser und hofft, davon die Spuren ihres Schmerzes wegwaschen zu können. Als sie es trocken rubbelt, legt sie Makeup auf und steckt ihr pechschwarzes Haar mit ein paar Handgriffen hoch. Danach geht sie wie benebelt in ihre begehbare Garderobe und holt sich ein schwarzes Spitzenkleid heraus. Eines, das ihr Joey von seiner letzten Dienstreise mitbrachte und das sie bis jetzt noch nie anhatte. Sie schlüpft hinein und es passt wie angegossen. Dazu trägt sie schwarze High Heels, in denen sie beinahe senkrecht steht. Sie wirft einen Blick in den Spiegel, dann dreht sie sich auf dem Absatz um und verlässt das Apartment. Mit dem Fahrstuhl fährt sie nach unten und als dieser im Erdgeschoß ankommt, macht sie einen Schritt nach draußen. Mit klackernden Absätzen stöckelt sie auf die andere Straßenseite, winkt sich ein Taxi heran und lässt sich zu Rogers Kanzlei fahren. Obwohl sie Roger schon seit einer halben Ewigkeit kennt, weil er gleich nach seinem Studium der Rechtswissenschaften in das Notariat ihres Vaters eingestiegen ist und nur um zehn Jahre älter als sie ist, steigt trotzdem Nervosität in ihr auf. Er wird es sein, der die letzten Zeilen im Namen von Joey verlesen wird und es wird ihr bestimmt so vorkommen, als säße Joey persönlich vor ihr, um ihr seinen letzten Willen kund zu tun. Außer ihr wird sonst niemand zur Testamentseröffnung anwesend sein. Das hat ihr Roger bereits am Telefon mitgeteilt. Joey hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er ihr im Falle eines Todes alles vermachen wird. Sie hat ihm dann immer kopfschüttelnd gegenübergestanden. Und jetzt ist der Tag gekommen. Wenn sie daran denkt, wird ihr ganz flau im Magen. Mit den Immobilien selbst hat sie kein Problem. Bis auf die Villa in London hat sie ihm alle Liegenschaften vermittelt und ist vertraut mit den Objekten. Doch sein Ölimperium zu erben, würde ihr Magengeschwüre einbringen. Roger sollte es nach Möglichkeit so schnell wie möglich abstoßen, denn sie hat nicht die geringste Ahnung vom Ölgeschäft. Bestimmt hätte eines seiner Geschäftspartner im Kartell Interesse daran und würde ihr die Ölquellen, samt Firmenimperium zu einem guten Preis abkaufen, denn Joey hielt hundert Prozent der Aktien. Nervös fliegen ihre Gedanken hin und her, als sie am Gebäude ankommt, in dem Roger sein Notariat hat. Sie fährt mit dem Lift nach oben. Bevor sie den roten Teppich der Kanzlei betritt, atmet sie kräftig durch, wobei sie feststellen muss, dass ihr das nicht die geringste Erleichterung bringt. Rogers Bürotür steht offen und seine Vorzimmerdame lächelt ihr knapp entgegen und nickt ihr kurz zu, während sie an ihr vorübergeht. Roger ist Single, einundvierzig Jahre alt, groß, stattlich, attraktiv, ein Mann mit Charisma und Prinzipien, wie Sally findet. Bestimmt liegen ihm die Frauen reihenweise zu Füßen, dazu braucht er sicher nicht einmal viel zu tun. Sie betritt sein Büro und schließt die Tür hinter sich, worauf Roger sofort aufsteht, um sie zu begrüßen.

»Sally«, er seufzt, »es tut mir leid, dass wir uns zu keinem erfreulicheren Anlass wiedersehen«, dabei umarmt er sie freundschaftlich.

»Danke Roger. Lass es uns hinter uns bringen«, und sie löst sich aus seiner Umarmung, setzt sich auf den Stuhl, der sich vor seinem Schreibtisch befindet. Das Testament liegt bereits in einem Aktenumschlag vorbereitet auf dem Tisch. Ohne Umschweife öffnet er es und beginnt es zu verlesen.

»Ich, Joey Winter, geboren am sechsten Juli neunzehnhundertachtzig in Washington D. C., setze hiermit meine Verlobte Sally Summer, geboren am fünften Mai neunzehnhundertsiebenundachtzig in New York, als Alleinerbin ein. Für meine Mutter Sarah Winter habe ich einen Treuhandfond eingerichtet, wovon jeden Monat die nötigen Ausgaben an das Pflegeheim entrichtet werden sollen. Sollte eine in diesem Testament enthaltene Anordnung unwirksam werden, so behalten trotzdem alle anderen Anordnungen ihre Wirksamkeit.«

Roger macht eine kurze Pause, bevor er fortfährt und sich in der nächsten Sekunde Sallys Unmut zuziehen wird, wie er schon befürchtet.

»An das Erbe ist folgende Anweisung angebunden: Sally Summer hat binnen eines Jahres in den Stand der Ehe zu treten, allenfalls verliert die Alleinerbschaft ihre Gültigkeit und mein gesamtes Vermögen geht an den Tierschutzverein.«

Rogers Atem stockt kurzfristig und Sallys Augen weiten sich. Sie sieht Roger ungläubig an, als hätte sie die Worte nicht richtig verstanden.

»Was? Ich glaube, ich höre nicht recht. Ich soll heiraten? Wen bitte? Und vor allem, warum? Was ist denn das für eine bekloppte Idee?«, und sie schüttelt den Kopf. Roger seufzt und lehnt sich zurück. Mit dieser Reaktion hat er natürlich schon gerechnet. Seinerzeit hat er das Testament für Joey aufgesetzt und ihn zu dieser höchst ungewöhnlichen Anordnung befragt. Doch alles, was Joey damals dazu sagte, war: Sollte ich eines unnatürlichen Todes sterben, braucht Sally einen Mann an ihrer Seite, der sie für den Rest ihres Lebens beschützt und wenn ich ihr heute einen aussuchen könnte, um ihn für sie parat zu halten, würde ich es tun. Weiter hat er sich nicht dazu geäußert und er war nicht davon abzubringen, das Testament genauso zu verfassen.

»Ich bin noch nicht fertig«, gebietet er ihr nun Einhalt, denn auf einem anderen Blatt steht eine weitere Verfügung und er liest.

»Meinen Körper stelle ich der Medizin zum Zwecke der Forschung und der Organspende zur Verfügung, die Überreste meines Leichnams sollen feuerbestattet werden, ich wünsche keine feierliche Bestattung, die Urne soll an Sally Summer überreicht werden, denn ich möchte auf dem Grundstück unserer gemeinsamen Liegenschaft in Småland meine letzte Ruhe finden«, und Sally schluckt, ringt die Hände.

»Das ist doch verrückt! Bitte sag, dass das nicht wahr ist!«, schreit sie Roger nun an und dieser gibt zu, dass das das verrückteste Testament ist, das er jemals aufsetzen musste.

»Doch, es ist sein letzter Wille, Sally.« »Das glaub ich einfach nicht«, und sie springt auf, »was hat er sich dabei gedacht? Will er mich provozieren? Mich auf den Arm nehmen?«, und bevor sie weiterredet, stützt sie sich mit beiden Armen auf Rogers Schreibtisch auf.

»Moment mal. Hier steht doch nicht etwa, wen ich heiraten muss? Es steht nur hier, dass ich heiraten muss, oder?«, fragt sie nun nach und erwartet fieberhaft Rogers Antwort. Roger sieht sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

»Roger«, setzt sie einen erwartungsvollen Blick auf, »Würdest du mich heiraten?«, richtet sie nun unverblümt ihre Bitte an ihn und dieser scheint nicht einmal so abgeneigt zu sein, winkt aber dann trotzdem ab und Sally erfährt auch gleich warum.

»Du weißt, dass ich dich sehr schätze und ich dich heimlich immer angebetet habe. Ich würde dich vom Fleck weg heiraten«, und Sallys Hoffnung wächst, denn bei ihm hätte sie hundertprozentige Sicherheit, er hätte es nicht auf ihr Geld abgesehen. Davon hat er ohnedies selbst genug. Doch im nächsten Moment zerplatzt dieser Gedanke wie eine Seifenblase.

»Es gibt eine Klausel in Joeys Testament«, und es scheint, als hätte Joey bereits gewusst, wie Sally tickt.

»Ich verlese weiter: Liebe Sally! Wenn du jetzt denkst, du kannst dir Roger unter den Nagel reißen und ihn heiraten, muss ich dich enttäuschen. Du wirst dir einen anderen Mann suchen müssen, denn Roger wird dich niemals bekommen«, und Sally sinkt wieder zurück in den Stuhl. Das hat jetzt gesessen und sie wird wütend.

»Das gibt es doch gar nicht! Ich meine, das kann er doch nicht machen! Was soll der ganze Zirkus? Ich hätte nie gedacht, dass er zu solch einem Entschluss fähig ist. Was will er damit bezwecken? Soll ich mich irgendeinem x-beliebigen Mann an den Hals werfen, nur um seinen Wunsch zu erfüllen. Bin ich ihm denn nichts wert gewesen? Ist es ihm egal, was aus mir wird?«, versucht sie ihrem Ärger Luft zu machen und läuft nun völlig vor den Kopf gestoßen, in seinem Büro auf und ab.

»Sally beruhige dich. Es hat doch ohnedies keinen Sinn, jetzt auszuflippen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder du nimmst das Erbe an oder du schlägst es aus«, und seine Hoffnung, sie würde es ausschlagen, wächst, denn dann könnte er sie heiraten und Joey könnte sich sein Vermögen sonst wohin stecken. Doch er hat nicht mit Sallys Sturkopf gerechnet. So leicht lässt sich eine Sally Summer nicht unterkriegen. Sie schlägt mit der Faust auf den Tisch, sodass er kurzzeitig zusammenzuckt.

»So nicht! Das kann er mit einer Sally Summer nicht machen. Ich werde ihm seinen verdammten Wunsch erfüllen und heiraten. Das schwör ich dir! Binnen eines Jahres hast du die Heiratsurkunde vorliegen. Verlass dich drauf! Der Tierschutzverein wird sich an unseren gemeinsamen Immobilien, wo wir die schönsten Jahre unseres Lebens verbracht haben, nicht erfreuen«, meint sie entschlossen. Ein Verhalten, das Roger völlig verblüfft. Wie kann sie in solch einer Situation noch derartig die Nerven bewahren und so überlegt handeln? Haben sie die Psychopharmaka derartig abstumpfen lassen? Mit diesen Worten verlässt sie das Büro, stürmt zur Tür hinaus, lässt einen verdutzten Roger zurück und eine doof dreinblickende Sekretärin, die ihr nachstarrt, weil sie so geschrien hat. Kaum, dass sie das Bürogebäude verlassen hat, kramt sie nach ihrem Mobiltelefon in ihrer Handtasche und wählt die Nummer von Nora.

»Sally? Warst du schon bei Roger?«, fragt sie gleich, ohne Sallys Begrüßung abzuwarten.

»Ja!«, stößt diese angriffslustig aus und Nora wundert sich über den Ton ihrer Stimme.

»Ist irgendetwas passiert? Ich meine, du klingst, als würdest du dich im nächsten Augenblick wie eine kampfbereite Wildkatze auf deine Beute stürzen«, und sie hat den Nagel auf den Kopf getroffen, denn Sally muss ihr völlig recht geben. Genauso fühlt es sich auch an.

»Oh ja, das kann man wohl sagen. Es ist sogar sehr viel passiert. Sally Summer ist wieder völlig klar. Hast du noch diese Freundin mit dem Partnerinstitut?«, fragt sie nun entschlossen und Nora stockt bei dem Gedanken.

»Was? Warum? Du willst mir doch nicht weismachen, dass du jetzt schon wieder an eine Beziehung denkst«, und sie kann es nicht glauben, was sie hier hört.

»Joey lässt mir ja keine Wahl!«, behauptet sie nun mehr als nur gekränkt und Wut mischt sich zu ihrer Verbitterung hinzu.

»Joey? Wie meinst du das?«, will sie von ihr wissen.

»Ganz einfach! Ich kann nur dann die Alleinerbschaft antreten, wenn ich binnen eines Jahres heirate und wohlbemerkt, es darf nicht Roger sein, den ich eheliche«, versucht sie diese völlig idiotische Forderung von Joey loszuwerden.

»Das ist jetzt nicht dein Ernst. Das klingt ja wie in einem Hollywoodfilm!«

Nora ist ziemlich bestürzt über Joeys Vermächtnis.

»Hast du nun diese Freundin oder nicht?«, übt sie Nachdruck aus.

»Jaaa«, meint Nora.

»Willst du das wirklich durchziehen?«, fragt sie ungläubig.

»Natürlich! Wenn er es so haben will.« sie berichtet Nora kurz, was im Testament steht, und jetzt lacht sie fast schon ein wenig hysterisch, während sie diese Bemerkung zynisch ausspricht.

»Ruf sie an, ich will morgen schon einen Termin bei ihr. Und noch was. Ich bestehe auf ernstgemeinte Angebote«, stößt sie selbstsicher hervor.

»Klar. Ich kontaktiere sie gleich.«

Mit diesen Worten verabschiedet sie sich und Sally legt auf. Sie ruft sich ein Taxi und fährt zu ihrem gemeinsamen Apartment. Als sie dort ankommt und das Vorzimmer betritt, sieht sie in den Spiegel. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, Joey? Am liebsten hätte sie jetzt losgeheult, aber nicht nur wegen des Verlusts, sondern vor allem wegen ihrer Wut, die ihr in den Bauch gestiegen ist, seit sie dieses Testament vorgelesen bekam. Sie überlegt. In das Büro von Joey kann sie nicht. Das wurde ja mittlerweile versiegelt. Oder doch? Dort befindet sich der Schlüssel für den Safe, der in ihrem Apartment steht. Vielleicht würde sie darin Anhaltspunkte zu seinem Tod finden. Sally hat einen Plan. Sie würde nicht auf die polizeilichen Ermittlungen vertrauen, sondern auf eigene Faust recherchieren. Gedacht, getan. Sie wartet bis es Abend wird. Dann verlässt sie das Apartment, fährt mit dem Wagen in sein Büro. Der Fahrstuhl bringt sie nach oben. Als sie im letzten Stockwerk und somit in Joeys Etage ankommt, ist es stockfinster, das Licht des Flurs schaltet sich um diese Uhrzeit nicht mehr automatisch an. Sie steht nun vor Joeys Bürotrakt. Kurz zögert sie, denn sie macht sich strafbar, wenn sie die Versiegelung nun löst. Sie tut es trotzdem, öffnet vorsichtig die Tür, dabei klopft ihr das Herz bis zum Hals. Es ist mucksmäuschenstill. Sie tritt über die Schwelle. Dann geht sie zielstrebig durch den Flur, vorbei an den Büros der Vorzimmerdamen, bis sie auf Joeys Büro stößt. Ihr Herz rutscht ihr dabei beinahe in ihr Höschen. So etwas hat sie doch noch nie gemacht. Sie weiß, wo sich der Zweitschlüssel für den Safe befindet. Diesen Ort würde sie blindlings finden. Mit einem Handgriff öffnet sie das Geheimfach seines Schreibtischs. Sie nimmt den Schlüssel an sich und sieht sich um. Es ist dunkel, nur die Lichter der angrenzenden Gebäude, dringen sanft in die Büroräumlichkeit. Sie macht auf dem Absatz kehrt, um den Raum so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Vorher verschließt sie noch das Geheimfach und wischt mit einem Stofftaschentuch darüber, sodass sie keine Fingerabdrücke hinterlässt. Sie läuft den Gang entlang, benützt die Tür, wischt auch den Türgriff ab, um etwaige Spuren zu verwischen. Dann erreicht sie den Fahrstuhl, mit dem sie hier heraufgekommen ist. Die Lifttüren schließen sich und sie fährt abwärts. Während sie darauf wartet, dass sich der Fahrstuhl wieder öffnet, verstaut sie den Safeschlüssel in ihrer Handtasche. Wieder unten angekommen, verlässt sie das Gebäude, um zu ihrem Wagen zu gehen. Sie steigt ein und fährt los. Sally hat nur mehr einen Gedanken: Den Safe in ihrem Apartment aufzuschließen, um vielleicht doch zu neuen Erkenntnissen zu kommen. Während sie in die Tiefgarage fährt, kann sie ihre Neugierde kaum mehr zurückhalten. Bis jetzt hatte sie sich nie dafür interessiert, welche Unterlagen in dem Safe liegen. Gut, bis vor kurzem war die Welt ja auch noch in Ordnung, wenn vielleicht auch nur scheinbar und sie parkt ihren Cadillac ein, steigt aus und nimmt den Lift in das gemeinsame Domizil. Die Fahrt nach oben kommt ihr endlos vor. Ihr Herz klopft wie verrückt bei dem Gedanken, was sie wohl nun vorfinden wird. Hastig verlässt die den Fahrstuhl und entriegelt die Wohnungstür, der sie sogleich mit einer ihrer High Heels einen Stoß versetzt, sodass sie ins Schloss fallen muss. Ohne Umschweife geht sie in sein Arbeitszimmer, wo sich sein Safe befindet, nimmt den Zweitschlüssel und entsperrt ihn. Als sie ihn öffnet, überblickt sie sorgfältig geordnete Unterlagen und sie nimmt sie heraus, um sie auf seinen Schreibtisch zu legen. Ein Briefkuvert fällt auf den Fußboden. Beim Aufheben fällt ihr Blick auf den Adressaten: Sally Summer. Einen Brief, den er niemals abgeschickt hat. Was hat das zu bedeuten? Fieberhaft macht sie ihn auf, nimmt das Briefpapier heraus und faltet es auf. Zunächst sieht sie auf das Datum. Er hat ihn kurz vor ihrer Abreise nach Schweden verfasst. Warum hat er ihr den Brief nie gegeben? Während sie zu lesen beginnt, sinkt sie in seinen gepolsterten schwarzen Lederdrehstuhl. Augenblicklich vergisst sie die Welt um sich herum und taucht ab in seine Zeilen.

Dir zu Füßen | Erotischer Fetisch-Roman

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