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Aubrey stand in dem übergroßen Gästebadezimmer der Montana Lodge und starrte sich selbst im Spiegel an. Ihr langes Haar war in einen losen Seitenzopf gebunden, Mascara schimmerte über ihre grünen Augen, ein wenig Röte brachte ihre Wangenknochen zum Vorschein. Sie trug ein zartes Kleid mit Empire-Taille und der cremig gelben Farbe des Nachmittagssonnenlichts, der Ausschnitt war tief und zeigte ihr Dekolleté. Ein recht weißes Spitzenband umkreiste ihre Taille, direkt unter ihren großzügigen Brüsten und war an ihrem Rücken zusammengebunden und vollendete ihre weibliche Figur. Sie hatte ihr Outfit mit einer weichen, kurzärmeligen weißen Strickjacke und feuerroten Cowboys Boots vervollständigt, ein toller Impulskauf, den sie vor ein paar Jahren gemacht hatte und für den sie selten die Gelegenheit hatte, es zu zeigen.

Sie schaute auf ihre Arme und auf ihre Tattoos. Sie hatte eine dicke schwarze Lebensschleife an einem Handgelenk und ein keltisches Schmiedeeisen an der anderen. Eines an ihrem Unterarm zeigte eine wunderbare grasgrüne Schlange, die sich um einen lebendigen roten Apfel wandte. Der andere Arm hatte ein Streulicht aus kleinen Sternen, Monden und Planeten in verschiedenen Farben. Sie liebte ihre Tattoos und hatte jedes Jahr eins als Geschenk für sich selbst hinzugefügt.

Aubrey drehte sich zur Seite und seufzte. Die Party draußen war in vollem Gang und hier versteckte sie sich in einem bescheuerten Badezimmer. Sie hatte ein paar Cocktails gehabt, hatte ein wenig mit ein paar netten Berserkern getanzt und dennoch fühlte sie sich … schäbig. Egal wie gut sie gekleidet war, wie witzig sie sein konnte, ihr Herz war nicht dabei. Sie schaute sich weiter ihre Konkurrenz an und bemerkte, wie ein paar der Berserker Frauen modelartige Blondinen waren, die flirteten und sich mit Leichtigkeit unter die Leute mischten.

Aubrey war mehr als nur vollschlank. Sie hatte große Brüste, weite Hüften und einen wirklich großen Hintern. Sie biss sich auf die Lippen und schaute auf ihr Handy. Sie musste nur noch zwanzig weitere Minuten aushalten und dann war das vage Versprechen, dass sie ihrer Mutter gegeben hatte erfüllt.

Ist das wirklich versuchen, wenn man sich die Hälfte der Party über im Badezimmer versteckte, schalt sie sich selbst.

Sie stellte sich gerade hin und drückte ihre Schultern durch, sie zwang sich, das Badezimmer zu verlassen und wieder nach draußen zu gehen. Sie ging wieder auf die Rundumveranda, wo Fidelmusik spielte und sie in den Bann zog. Sie entschied sich, noch einen weiteren Drink zu nehmen und dann der Suche eine weitere Chance zu geben. Vielleicht konnte sie danach sogar den süßen dunkelhaarigen Mann finden, mit dem sie vorhin getanzt hatte und einen weiteren Versuch mit dem Two-Step machen.

Sie trat in die summende Menge und schaffte es nur ein paar Meter weit, ehe ein großer blonder Mann rückwärts stolperte und sie fast umriss.

„Du bist so eine blöde Raumverschwendung, Emmet!“, rief ein weiterer Mann.

Aubrey schaute um den blonden Mann herum, und fand einen gutaussehenden dunkelhaarigen Berserker, der vor Wut rot im Gesicht war, seine Fäuste ballten sich, gegen den Drang sich zu verwandeln und zu kämpfen. Sie beobachtete den Mann und dachte, dass er recht vertraut aussah. Dann wiederum, hatte sie das heute schon ungefähr vier Mal gedacht. Sie sah weiterhin diesen großen, dunklen und gutaussehenden Typen und dachte, dass er sie an Luke erinnerte.

Luke ist nicht hier. Er ist ein beschissener Fang und natürlich ist er schon vergeben. Hör auf, so pathetisch zu sein, erinnerte sie sich selbst zum fünften Mal.

Der blonde Mann sagte etwas Gemeines und der dunkelhaarige Typ bewegte sich wie mit Lichtgeschwindigkeit. Seine Faust verband sich mit dem Gesicht des Berserkers, Blut wellte sofort hoch. Aubrey zog eine Grimasse und ging weiter, sie überließ es den vielen Fremden, einzugreifen und einen Streit zu verhindern, ehe die Dinge aus der Kontrolle gerieten.

Aubrey machte einen weiten Bogen um das Äußere des Zelts, um das ganze Chaos zu vermeiden. Sie war einfach nur herumgelaufen und hatte sich die Menschen angesehen, dann erinnerte sie sich daran, dass sie auf dem Weg zur Bar gewesen war. Sie stellte sich für ihren nächsten Wodka Cranberry Cocktail an und kam hinter einem betrunkenen Paar zum Stehen, die mehrere Stühle an der Bar besetzen. So wie die Blonde über dem großen Körper des Mannes hing, schien es, dass die Kennlernparty gut für sie funktionierte.

Sie trat direkt hinter die beiden und fühlte sich dumm, als sie dem Barkeeper zuwinkte, und versuchte, seine Aufmerksamkeit zu bekommen.

„Wasser. Viel Wasser“, murmelte der Mann an der Bar, als der Barkeeper kam.

Aubrey erstarrte. Diese Stimme … sie kannte diese Stimme. Für eine kurze Sekunde hatte sie Angst, dass sie direkt hinter Lawrence stand. Aber er würde natürlich nicht hier sein. Er hatte eine Partnerin und lebte am anderen Ende des Landes.

Und dann traf es sie, der Grund warum sie diese grummelige Stimme kannte. Sie hatte in ihrer dreckigen Fantasie ein paar Tage zuvor eine Rolle gespielt. Leider anstatt wie in ihren Träumen Schauer über ihre Haut zu schicken, ließ es sie in Person erbleichen.

Es war Luke, von all den Menschen. Er war hier, okay. Und er trug halb ein dünnes, betrunkenes, blondes Mädchen, dessen Hand seinen Schenkel hochfuhr und direkt zu seinem Schwanz wanderte. Etwas Dunkels rührte sich in ihr, ein Aufblinken von Schuld, Scham und Angst gleichzeitig. Wut auch, obwohl sie diese Reaktion nicht verstand.

Luke versteifte sich, er spürte die Löcher, die sie in seinen Rücken brannte. Ehe Aubrey sich noch umdrehen und weglaufen konnte, drehte er sich um und machte direkten, engen Augenkontakt. Sein Ausdruck war für einen Moment erstaunt, ehe er fiel, als wenn er nicht mehr begeistert sein könnte, sie zu sehen.

„Aubrey!”, rief er. Sie konnte nicht anders und starrte ihn Sekunden lang an, dieser ganze große, dunkle und gutaussehende Mann war plötzlich nur Zentimeter von ihren Fingerspitzen entfernt. Und in einer vielversprechenden Position mit einer anderen Dame. Aubrey schaute sich die Frau ohne Groll an, sie hoffte einfach, dass die andere Frau klüger wäre, als sie selbst gewesen war. Und viel vorsichtiger.

„Luke”, antwortete Aubrey und schaute von der Blondine weg, die sich jetzt in seinen Schoß flüchtete. Ihr Blick wurde einen kurzen Moment zu ihm hingezogen. Aubrey bemerkte, dass sein Haar jetzt länger war, weniger soldatenhaft. Er war auch dünner, aber er war noch genauso gutaussehend, wie beim ersten Mal. Ihn anzusehen ließ ihr Herz sich auf eine Art zusammenziehen, die sie nicht mehr gespürt hatte, seitdem sie vor zwei Jahren vor ihm weggelaufen war.

„Uh … das ist nicht so, wie es aussieht. Ich bin betrunken“, sagte er und drückte die Frau wieder in ihren Sitz.

Aubrey war einen Moment überrascht, da Luke eine große Sache daraus gemacht hatte, nichts zu trinken, als sie ihn getroffen hatte. Dann erkannte sie, dass das egal war. Dieses ganze Gespräch war bescheuert und sie wollte am liebsten nur noch weglaufen. Sie hatte die Aufgabe ihrer Eltern erfüllt und jetzt war es Zeit, nach Hause zu gehen. Es gab absolut nichts, was sie hier tun konnte, außer sich das Herz brechen zu lassen.

„Ich verstehe“, sagte sie. „Natürlich.“

Sie drehte sich um, um zu gehen, aber Luke sprang nach vorne und griff nach ihren Handgelenken. Seine Augen fielen auf ihr Dekolleté, dann zu ihren Tattoos, die hauptsächlich neu waren, nachdem sie ihn getroffen hatte. Etwas an der Art, wie er sie ansah, ließ ihre Haut kribbeln und sie schauderte.

„Aubrey, warte!“, bestand er darauf.

„Ich denke nicht daran“, keifte sie und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien.

„Ich wusste nicht, dass du hier sein würdest“, sagte er.

„Ja, ich auch nicht. Jetzt lass mich gehen“, sagte sie. Sie riss sich von ihm los, drehte sich um und rannte beinahe aus dem Zelt.

Ihre Augen brannten vor Tränen, Scham und Wut gleichzeitig. Sie schalt sich innerlich selbst. Luke bedeutete ihr nichts, sie bedeutete ihm nichts. Nur ein Two-Night Stand vor Jahren. Welches Recht hatte sie, sich so zu fühlen?

Ehe sie versuchen konnte zu verstehen warum sie so verletzt und wütend war, war sie bereits in ihrem Mietauto und fuhr aus der Einfahrt der Berans.

„Nein. Nie wieder“, versprach sie sich selbst. „Und wage ja nicht zu weinen.”

Aubrey beschleunigte und brachte sich selbst so weit weg von Luke, wie es nur ging.

Luke's Besessenheit

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