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Noah Beran rutschte unruhig auf dem engen Flugzeugsitz hin und her und versuchte sich auf den angeschalteten Bildschirm vor ihm zu konzentrieren. Die Stimme seiner Eltern und seines Bruders erhoben sich und verebbten um ihn herum, sie klangen in sein Bewusstsein trotz der Tatsache, dass er Kopfhörer aufhatte und die Musik leise spielte.

Er hob die Armlehne hoch, die sich zwischen seinem und dem leeren Platz neben ihm befand, froh darüber, dass seine Eltern den ersten Klassebereich des Flugs von Billings nach St. Louis gebucht hatten. Es war eine belanglose Geste, wenn man die seltsamen Forderungen, die sein Vater seit Kurzem machte, bedachte. Zumindest konnte er sich so ein wenig während des Flugs ausstrecken und ein wenig arbeiten. Es gab Noah auch die Möglichkeit, ein lang überfälliges Gespräch mit seinem Zwillingsbruder Finn zu führen.

Dieses Gespräch würde stattfinden, es wäre nicht zu vermeiden. Aber nach dem Beschluss des Alpharats, dass alle verfügbaren Berserker Bären Partner nehmen sollen, konnte Noah leicht verschwinden und die Einsamkeit zu suchen. Das erste große kulturelle Ereignis, um die Verkupplung zu ermutigen, war ein großes Fest im Schuppen von seinen Eltern in der Red Lodge gewesen und hatte Noah für eine ganze Woche entlastet.

Und jetzt saßen sie hier im Flugzeug und reisten zu einer zweiten riesigen Kennlernparty, weitere Alphafamilien, noch mehr wählbare Frauen und wenn das Universum gnädig war, gäbe es eine weitere offene Bar, an der Noah das ganze bescheuerte Szenario vergessen konnte.

Noah schaute sich nach seiner Familie um: Seine Mutter und sein Vater saßen hinten, und schienen in eine hitzige Diskussion verwickelt zu sein. Ohne Zweifel versuchte Genny Beran ihrem Partner etwas einzureden, was gemäßigt und vernünftiger schien, was immer das Thema auch war und Josiah widerstand dem mit all seiner Willenskraft.

Gavin und Finn standen halb in ihren entsprechenden Sitzen gegenüber dem Gang von Noah und unterhielten sich nett miteinander über die Sitze hinweg. Als die beiden Brüder, die am nächsten von ihrem Elternhaus wohnten, sahen sie sich öfter als der Rest der Beran Männer.

Camerons großer Fuß ragte ein paar Reihen vor Noah hervor. Er lag im Sitz und kämpfte zweifellos mit großer Übelkeit. Cam war immer luftkrank, seekrank und ihm wurde im Auto schlecht schon von Geburt an, etwas was Noah lustiger und lustiger fand, je größer und dominanter Cameron mit jedem Jahr wurde. Ein großer, muskulöser Bärverwandler, der grün an den Kiemen aussah, war total lustig, besonders für seine genauso großen muskulösen Berserker Brüder.

Noah zwinkerte und sein Blick ging zurück zu seinem Laptop. Er scrollte durch ein Dutzend Fotos seines letzten Auftrags, ein langwieriger Aufenthalt in Libyen mit dem Ziel, das zu einzufangen, was sein Redakteur humorvoll „die wirklich herzzerreißenden Momente im Film“ nannte. Noah arbeitete jetzt fast ein Jahrzehnt für die Tribune. Er hatte ganz unten angefangen mit dem Schießen von B-Rollen auf Flusseln, Geschichten über Feuerwehrmänner, die Katzen retteten und Damen, die immer auf der Jagd nach dem neuesten Schnäppchen waren. Jetzt hatte ihm die Tribune einen Ort zugewiesen und ihn dort hingeschickt, wissend, dass er mit der Ware zurückkehren würde. Eine lange, bewegende Geschichte über Armut und Vergebung. Lebendige Fotos von heiligen kulturellen Ereignissen. Noah wusste, was die Redakteure liebten; er hatte mehrere Kisten mit Journalismus-Preisen im Wohnzimmer seiner fast leeren Wohnung in L.A. stehen, die seine Fähigkeit und seinen Wert bewiesen.

Noah schloss seine Augen und lehnte seinen Kopf in den Nacken und hielt ein wütendes Seufzen zurück. Er ließ die Musik in seinen Kopfhörern ihn überwältigen und die Geräusche seines Lieblings Arcade Fire Albums lullten ihn ein. Er hatte in letzter Zeit nicht gut geschlafen. Nein, streich das. Er hatte seit dem letzten Jahr nicht mehr gut geschlafen, seit dieser Laos Auftrag schlecht ausgegangen war.

Er drückte die dunklen Gedanken weg, die aufsteigen wollten, Noah zögerte, als er spürte, wie der Sitz neben ihm sich herunterdrückte. Er öffnete seine Augen und wusste bereits, was er sehen würde: sich selbst, eine genaue Reflexion von sich selbst. Wer brauchte einen Spiegel, wenn man einen identischen Zwilling hatte?

„Finn“, sagte Noah und hielt seine Stimme unter Kontrolle. Er zog seine Ohrstöpsel heraus und machte seinen Laptop zu.

„Großer Bruder“, stimmte Finn mit einem Grinsen an.

„Nur um sieben Minuten”, erwiderte Noah und entspannte sich, während er in den Rhythmus der Brüderschaft glitt, den er seit der Geburt kannte. Noah schaute Finn an und bemerkte, dass sein Bruder sein dunkles Haar nahe an seine Kopfhaut gekämmt hatte. Noah bevorzugte sein Haar kurz an den Seiten und oben länger. Er ließ die sonnengebleichten, kastanienfarbenden Locken in einen stylishen, strubbeligen Look wachsen, den die Frauen zu mögen schien.

Sie hatten dieselben breiten, dunklen Augenbrauen, dieselbe fein gemeißelte Nase und das strenge Kinn. Beide hatten ein breites blitzendes Lächeln, das die Frauen liebten, besonders wenn Noah und Finn nebeneinander saßen. Obwohl Noah Stunden unter der starken Äquatorsonne verbracht hatte, hatten er und Finn dieselbe gebräunte Haut. Sie waren groß und muskulös, weniger breit als ihre muskulösen Brüder, ihre Arme und Beine und Hände waren eleganter als die von Luke oder Gavin oder Wyatt. Bei kleineren Männern schien das vielleicht drahtig, aber Noah und Finn waren einfach schlank.

Und dann gab es noch Noahs beste Eigenschaft und so auch Finns: Die lebendigen blaugrünen Augen, genau die Farbe des Ozeans vor einem Sturm, Pupillen eingefasst in einem Hauch von kanariengelb. Wenn Noah glücklich war, zogen seine Augen Menschen in Strömen an. Seine Wut stieß die meisten weg, wenn seine Augen vor Wut blitzten. Wenn es um Ausdruck und ums Herz ging, dann lag das bei den Männern der Beran Familie alles in den Augen.

Noah schloss seine Augen kurz und wunderte sich über diese genetische Eigenschaft, die nicht nur sein Zwillingsbruder besaß, sondern seine ganze Familie.

„Du siehst erschöpft aus. Sicherlich nicht das Ergebnis vom Fliegen, denn du bist der Weltreisende in der Familie”, sagte Finn und schüttelte seinen Kopf. Noah öffnete seine Augen und fühlte seinen eigenen Kopf auf die Seite fallen und die Bewegungen seines Bruders nachmachen. Ein weiterer nerviger Zwillingsfaktor war, dass keiner von ihnen in der Lage zu sein schien, zu zittern. Egal wie weit sie voneinander entfernt waren.

„Ich habe nicht gut geschlafen“, erwiderte Noah und richtete sich aus seiner gespiegelten Haltung.

„Mann, seit Papa uns gesagt hat, dass der Alpharat uns quasi verheiratet hat, wälze ich mich nur noch im Bett rum.“

„Wirklich? Seit ich mir mit dir die letzten Nächte das Zimmer teile, habe ich noch nichts bemerkt”, sagte Noah. Er musste sich keine Sorgen machen, dass Finn seinen Sarkasmus nicht verstehen würde; anders als jede andere Person auf der Welt las sein Zwilling seinen Ton immer korrekt.

„Hey, es ist nicht meine Schuld, dass Ma dein Zimmer in ein Töpferzimmer verwandelt hat. Du bist derjenige, der seit zwei Jahren nicht mehr regelmäßig nach Hause kommt.“

Noah hörte die offensichtliche Anschuldigung im Ton seines Bruders, obwohl es vielleicht freundlich und lässig klang, für alle die zuhörten. Er warf Finn ein schwaches Lächeln zu und schüttelte seinen Kopf.

„Ich war beschäftigt“, antwortete Noah schulterzuckend.

„Du hast viel verpasst“, informierte Finn ihn und lehnte sich in seinen Sitz und schaute nach vorne.

„Ja? Was denn? Kühe werden geboren, Pferde sterben, der US-Präsident blamiert das Land ...” Noah winkte abweisend mit der Hand.

„Ja. Weil nichts Interessantes in der Red Lodge passieren kann. Das Einzige was es wert macht dort hinzukommen, ist dort draußen, in der weitläufigen Gegend“, sagte Finn und wandte seine Hand genauso wie Noah.

„Finn …“

„Mach dir keine Sorgen, Noe”, sagte Finn und ließ Noah bei der Nutzung seines Spitznamens aus der Kindheit zusammenzucken. „Wir wissen alle, dass du zu beschäftigt und zu wichtig bist, um nach Hause zu kommen. Oder um zu mailen oder anzurufen. Oder zu texten. Mama hat dir ja das Satellitentelefon nicht aus dem bestimmten Grund gekauft, damit du uns von überall in der Welt kontaktieren kannst.“

„Das Telefon ist tot. Seit vier Satellitentelefonen schon. Manchmal habe ich lange keinen Strom für Lichter im Inneren, erst recht nicht, um ein Telefon oder Laptop einzustöpseln. Libyen ist zu sehr damit beschäftigt für die Freiheit von staatlicher Unterdrückung zu kämpfen. Einige Menschen haben größere Sorgen als andere.“

Finn schnaubte.

„Genau. Du bist ein Massetrenner, ein Abenteurer, der die Welt mit einem Tribune Artikel rettet. Und hier ist der Rest von uns, der einfach untätig herumsitzt.“

„Das habe ich nicht gesagt“, keifte Noah.

„Du sagst nicht viel im Moment. Ich höre mehr von Luke als von dir und er hat im Krieg gekämpft. Wortwörtlich.“

„Wir müssen alle unseren Weg gehen“, sagte Noah.

„Ja. Dein Leben ist äußerst erfolgreich, schnelllebig und meins ist langweilig und bedeutungslos. Das habe ich verstanden.“

Noah schaute herüber und merkte, dass sein Bruder wieder einmal in derselben Haltung saß wie er. Verschränkte Arme, zusammengepresster Kiefer und nach vorne starrend, als wenn er Löcher in die Sitze vor ihnen brennen würde.

„Noah!“, rief seine Mutter. Noah sackte vor Erleichterung in seinem Sitz zusammen. Er wollte nicht wirklich mit Finn streiten und jetzt wo er angefangen hatte, wusste er nicht, wie er es enden sollte. Sollte er sich dafür entschuldigen, wie er sein Leben lebte und die Red Lodge hinter sich gelassen zu haben? Es schien verrückt.

„Die Pflicht ruft”, sagte Noah und erhob sich und schob sich an Finn vorbei zum Gang. Sein Vater war nach vorne gegangen, um mit Gavin zu sprechen, also ließ sich Noah in den leeren Sitz neben seiner Mutter fallen.

„Ma’am“, antwortete Noah. Seine Mutter warf ihm ein sanftes Lächeln zu und legte ihre zarte Hand über seine. Sie berührte ihn immer, wenn er zu Hause war, als wenn sie unsicher war, ob er echt war oder nicht.

„Okay, hör zu. Über diese Kennlernparty, wo wir hinfliegen“, sagte Ma und warf ihm einen suchenden Blick zu.

„Oh, ja. Die tolle Stadt St. Louis. Wie man es nimmt“, sagte Noah und unterstrich seine Worte mit Shakespeare.

„Ich will, dass du dem eine Chance gibst, ja? Ich habe etwas Besonderes für dich arrangiert.“

Noah runzelte die Stirn.

„Und was könnte das vielleicht sein? Eine Tour zur Gateway Arch vielleicht?“

Ma lachte und schüttelte ihren Kopf und weigerte sich, seine Worte als unfreundlich zu betrachten.

„Nein, besser als das, ich habe dir eine Journalistin gefunden”, sagte sie.

„Eine Journalistin.“

„Ja, die Tochter von Alpha Krall.“

„Ist sie das TV Wetter Mädchen oder so?“, fragte Noah argwöhnisch.

„Nein, sie berichtet über Politik. In Washington D.C.“, antwortete seine Mutter und warf ihm einen strengen Blick zu.

„Politik, hm?”, Noah war berührt, dass seine Mutter überhaupt an ihn gedacht hatte, wenn man bedachte, dass sie fünf andere Söhne hatte und die meisten von ihnen ab und zu nach Hause kamen.

„Ja, sie heißt Abby und sie soll sehr schön und sehr klug sein. Deine Tante Susan kennt den Krall Clan ziemlich gut und als sie mir von Abby erzählt hat, habe ich an dich gedacht.“

Noah hatte überhaupt kein Interesse daran, von seiner Mutter und seiner Tante Susan verkuppelt zu werden, aber er würde nicht unhöflich sein. Zumindest hätte er so vielleicht jemanden Interessantes mit, der er auf der Kennlernparty sprechen könnte.

„Danke, Ma“, sagte er und lehnte sich hinüber, um sie zu umarmen.

„Ich will, dass du dich an Finn hältst während der Party“, befahl sie und zeigte mit einem strengen Finger auf ihn.

„Damit ich keine Probleme mache?“, fragte Noah. Ein Witz … größtenteils.

Ma warf ihm einen ungemütlichen Blick zu, Sorge war in ihrem Blick zu lesen.

„Es ist besser für euch beide, wenn ihr zusammenseid, nicht dass einer von euch das verstehen würde“, spottete sie.

„Aha, also soll ich diesmal auf Finn aufpassen”, neckte Noah. Seine Mutter rollte ihre Augen und seufzte.

„Tu es einfach, wenn ich dich schon einmal drum bitte.“

„Für dich tu ich alles, Ma“, versprach Noah mit einem Kichern.

Die Lichter gingen plötzlich oben an, die Anschnallzeichen erschienen überall in der Kabine.

„In dem Fall kannst du meinen Koffer tragen, wenn wir zum Gepäckband kommen”, sagte sie und streichelte seine Hand. „Also los!“

Noah widerstand dem Drang mit seinen Augen zu rollen, während er sich anschnallte und darauf wartete, dass das Flugzeug in St. Louis landete.

Noah's Offenbarung

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