Читать книгу Geisel des Piraten - Keira Andrews - Страница 12

Kapitel Sechs

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»Wird es mir irgendwann im Laufe des Monats gestattet werden, mich zu reinigen?«

Hawk schaute nicht auf. Er studierte weiter die vor ihm liegende Karte. »Ja, lass mich schnell die Diener herbeirufen. Im Handumdrehen wird die Wanne mit perfekt temperiertem Wasser gefüllt sein. Mit Lavendel parfümiert. Oder darf es Jasmin sein?«

Bainbridge räusperte sich aus seiner Ecke heraus. »Ich bin schon eine Woche hier unten.« Seine Stimme nahm einen hoffnungsvollen Unterton an. »Vielleicht könnte ich schwimmen gehen, wenn wir in der Nähe des Ufers vor Anker gehen? Nur ein paar Minuten? Das ist alles, worum ich bitte. Es ist nicht viel.«

Hawk ließ mit offenkundig falschem Mitgefühl die Zunge schnalzen. »›Wahrlich, ich wurde geboren, um ein Exempel des Unglücks zu sein und eine Zielscheibe, auf die die Pfeile des Gegners gerichtet sind‹.« Er sah den Jungen an, der ihn wiederum verständnislos anstarrte. »Du hast doch sicher Don Quijote gelesen.«

»Natürlich!«, versicherte sein Gefangener zu schnell und schaute mit geröteten Wangen zu Boden.

Sonderbar.

»Gleichwohl ich weiß, dass du denkst, du hättest ›die Pfeil' und Schleudern des wütenden Geschicks zu erdulden‹, versichere ich dir, dass es schlimmer sein könnte. Viel schlimmer.«

»Ich bin von Piraten entführt worden. Wenn das kein wütendes Geschick ist, weiß ich auch nicht.«

Da hatte nicht ganz unrecht, und Hawk unterdrückte ein Lächeln, das zu einem Lachen zu werden drohte. »Dein Los könnte weitaus schlimmer sein als der Wunsch nach einem Bad und als die offensichtliche Langeweile, unter der du leidest, obwohl ich dir Dutzende Bücher angeboten habe, um dir die Zeit zu vertreiben. Natürlich könntest du dich auch auf eine andere, eher körperlichere Weise amüsieren.«

Er musste nicht zu seinem Gefangenen hinübersehen, um zu merken, dass er knallrot angelaufen war. Der Spott hatte den beabsichtigten Effekt und minutenlang herrschte Schweigen. Die unbeabsichtigte Folge dagegen war, dass Bilder des Jungen, wie er sich selbst befriedigte, in Hawks Gedanken auftauchten. Die geschwungenen Lippen, die sich leicht öffneten, um leise Schreie auszustoßen, sein angespannter Schwanz … wie er sich in ein paar Minuten der Unbefangenheit, der Freiheit verlor. Der Junge hatte einen ruhelosen Geist, den Hawk bei Walter Bainbridges Sohn am allerwenigsten erwartet hatte. Obwohl er nach einem Bad gejammert hatte, hatte Hawk eher das Gefühl, dass es ihm darum ging, wieder nach oben an Deck zu kommen, um sich frei bewegen zu können. Er war wie eine zusammengedrückte Sprungfeder, die verzweifelt versuchte, sich zu beherrschen, und doch unaufhörlich hin und her zappelte. Hawk hatte eine viel trägere Kreatur erwartet.

Und prompt sagte der Junge: »Wenn ich doch nur an Deck gehen könnte, wenn es das nächste Mal regnet. Wie ich den Regen vermisse. Früher bin ich dann stundenlang draußen gewesen, um alles zu erkunden. Und wenn es nur ein paar Minuten wären …«

»Welche List auch immer du dir ausgedacht hast, vergiss es.«

»Es ist keine List! Seit Tagen schon ist es bedeckt, und es wird bestimmt bald regnen. Ich möchte nur frische Luft atmen und sauber werden.«

Die Heckfenster in Hawks Kabine waren zum Schutz gegen den kühlen Seewind geschlossen, und wenn der Bengel sich nicht die Mühe machte, sie von Zeit zu Zeit zu öffnen, dann zum Teufel mit ihm. Ganz offensichtlich war er also einfach faul. »Nein.«

»Wenn ich so unbrauchbar bin, warum lasst Ihr mich dann nicht da rauf? Was könnte ich denn schon auf einem Schiff voller Piraten ausrichten?«

»Abgesehen davon, im Weg zu stehen?«

»Ich sagte, ich würde helfen. Ich bin sicher, ich könnte es lernen.«

Hawk lachte schroff. »Du weißt wahrscheinlich nicht einmal, wie man einen einfachen Haken an der Leine festknotet.«

»Ich könnte es lernen«, wiederholte er. »Ich wette, ich kann es.«

Hawks ohnehin schwelende Gereiztheit flammte erneut auf. »Eine Wette? Na gut, wenn du willst. Stellen wir dich auf die Probe. Du bekommst es einmal gezeigt und du bekommst eine Chance, es selbst zu knoten.«

Der Junge nickte und sprang eifrig auf die Füße. »Wenn ich gewinne, darf ich die Tage oben an Deck verbringen. Ich werde nicht versuchen zu fliehen, und niemanden verletzen.«

»Als ob du das könntest. Und, nein. Wenn du gewinnst … Wenn du gewinnst, werden dir ein Eimer Wasser und ein Stück Seife zugestanden.«

Mit zusammengepressten Lippen nickte der Junge. »Abgemacht.« Er wippte auf und ab. »Los geht's.«

Hawk ging zurück zu seiner Karte und nahm seinen Zirkel auf. Das kühle Messing erwärmte sich in seiner Hand, während er die Küstenlinie einer Insel westlich von Nassau vermaß. »Wir werden gehen, wenn ich es sage.«

Während er seine Arbeit fortsetzte, verlagerte der Junge sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen, dann ging er in der Kabine auf und ab. Die Minuten verstrichen. Hawk hätte längst aufhören können, aber er ging zum Bücherregal und holte eine weitere Karte heraus, bevor er sich wieder hinter seinen Schreibtisch setzte und sich über die zunehmend unruhigen Schritte seiner Geisel amüsierte.

Schließlich bemerkte er: »Ich bin sicher, du bist es gewohnt, alles, was du willst, mit einem Fingerschnippen zu bekommen. Leider wirst du an Bord dieses Schiffes diesbezüglich enttäuscht werden.«

Der Junge lachte bitter auf. »Ich habe noch nie das bekommen, was ich wirklich wollte. Und das werde ich auch nie.«

»Oh, und unter welchen armseligen, unerfüllten Sehnsüchten leidest du? Bitte erzähl.«

Der Bursche schloss den Mund.

Hawk fuhr fort. »Wenn du etwas über wahre Not erfahren willst: Wir haben im letzten Frühling ein Sklavenschiff befreit. Ein paar der Männer haben sich dafür entschieden, bei uns zu bleiben. Ich bin mir sicher, dass sie zu diesem Thema viel zu sagen haben.«

Der Junge wurde rot und ließ die Schultern hängen. »Ja. Das haben sie bestimmt. Ihr habt recht.«

Von der Kapitulation überrascht, starrte Hawk seinen Gefangenen ein paar Augenblicke lang an. Dann ließ er den Zirkel auf den Schreibtisch fallen und umrundete ihn. »Na schön, dann wollen wir dich mal auf die Probe stellen.« Er packte ihn am Arm und schob ihn aus der Kabine und die Leiter zum Hauptdeck hinauf.

Fragende Blicke der Crew. Snell kam heran und fragte: »Was ist los?«

Hawk drückte Bainbridge nach unten auf die Knie. »Ich habe eine kleine Wette mit unserem Gefangenen abgeschlossen. Er meint, er kann die Knoten genauso gut binden wie die meisten Männer an Bord.« Die Männer lachten schallend und Hawk spürte, wie angespannt die Schultern des Jungen an der Stelle waren, wo er ihn festhielt. Er konnte sich vorstellen, wie rot seine Wangen waren. »Was meint ihr? Sollen wir diese zarten Hände im Gegenzug für einen Eimer Wasser ihr Können unter Beweis stellen lassen?«

Inmitten des Jubels und des Gelächters rief eine Stimme: »Ich dachte, Wetten sind auf dem Schiff nicht erlaubt.« Es war Tully. Er war nützlich gewesen, als sie an Bord des Handelsschiffes hatten gelangen wollen, und er hatte auch nicht ganz unrecht. Als jetzt aber einige Männer zu murren begannen, wünschte sich Hawk, Tully würde ab jetzt sein großes Maul halten, bevor er gezwungen war, es ihm für immer zu stopfen.

Snell antwortete: »Das ist wahr. Aber da wir hier sowieso die Zeit totschlagen, während wir auf unser Lösegeld warten, können wir vielleicht dieses eine Mal eine Ausnahme machen.« Er warf einen Blick auf Hawk. »Vorausgesetzt, die Männer können ihre eigenen Nebenwetten abschließen.«

»Natürlich. Nur dieses eine Mal.« Snell wusste immer, wie er Frieden unter den Männern wahren konnte, was ihn zu einem hervorragenden Quartiermeister machte. Der Bengel würde sowieso im Handumdrehen scheitern, und die Wetten würden nicht aus dem Ruder laufen. »In Ordnung!«, rief Hawk. »Wir fangen mit einem einfachen Halbschlag an. Mr. Lee, würden Sie es demonstrieren? Der Junge bekommt einen Versuch.«

Während die Männer sich unterhielten und untereinander ihre Wetten abgaben, wandte der Junge den Kopf über seine Schulter nach oben. »Und wie viele Knoten muss ich hinbekommen, damit ich gewinne?«

Hawk warf ihm ein wölfisches Grinsen zu. »So viele, wie ich es sage.« Er stieß kräftig mit dem Knie in den Rücken seines Gefangenen. »Na gut, beweis uns, dass wir falsch liegen. Leg das Seil.«

Und dann … tat er es. Jeder Knoten und jeder Stek, den Lee vormachte, gelang ihm sofort. Achter, Kreuzknoten, sogar der Trompetenknoten. Hawk umrundete ihn und betrachtete die Konzentration auf seinem Gesicht, die rosige Zunge, die manchmal zwischen seinen Lippen hervorlugte, den Blick, den er auf Lees Hände gerichtet hielt, und wie er das lauter werdende Gemurmel der Crew ignorierte, die Lee Vorschläge für immer schwerere Knoten machten, um den Gefangenen zu verwirren. Aber das passierte irgendwie nicht. Das raue Seil rötete seine Finger und Handflächen, aber er zögerte kein einziges Mal, während er Lees Bewegungen nachmachte und ihn ganz genau beobachtete. Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn, trotz der kühlen Brise des Tages. Unwillkürlich erwachte Bewunderung in Hawk. Der Bursche war ungebrochen, nicht eingeschüchtert. Ein paar Männer begannen ihn anzufeuern und die Wetten flogen nur so durch die Luft.

Schließlich, als ihm auch ein Rückspleiß gelang, beendete Hawk es. »Finden wir, dass er seinen Preis verdient hat?« Die »Ayes!« waren fast einstimmig.

Dann grinste der Junge ihn von unten an. Und einen irrsinnigen Moment lang wollte Hawk zurücklächeln.

Verdammt noch mal.

Sein Gehirn war ganz eindeutig verwirrt von zu vielen Tagen, die er in friedlicher Routine an Bord verbracht hatte, statt auf dem Meer auf die Jagd zu gehen. Glücklicherweise riss er sich gerade noch rechtzeitig zusammen, zog den Jungen auf die Beine und brachte ihn zurück in die Kabine. Einer der Männer brachte den Eimer mit Meerwasser und Hawk schnitt ihm ein Stückchen Seife ab.

Wieder zurück hinter seinem Schreibtisch, konnte er seinen Blick nicht abwenden, als der Junge sein Hemd auszog und überraschend feste, schlanke Muskeln zum Vorschein kamen. Der Junge merkte, dass er beobachtet wurde, und seine Hände hielten am Hosenbund inne. Plötzlich fühlte Hawk sich seltsam schuldig und hätte fast den Kopf abgewandt, aber dann rief er sich in Erinnerung, dass er ein gottverdammter Pirat war und dies sein Gefangener, dem er weder Höflichkeiten noch den kleinsten Funken Privatsphäre schuldete. Er drehte seinen Stuhl herum, sodass er ihm zugewandt war, und lehnte sich zurück. Der Junge, der immer noch seine Hose trug, blinzelte ihn an. Er blickte an sich herunter, dann wieder zu Hawk. Offensichtlich war er verunsichert, aber da war noch etwas anderes – ein feines Vibrieren im Raum, eine leise Anziehung. Hawk spürte etwas an diesem Jungen … irgendetwas war da, dass in seine Nüstern drang und sein Blut in Wallung brachte.

Mit gespreizten Beinen, die Stiefel fest auf den Boden gestellt, betrachtete er seine Geisel. »Wo hat der verhätschelte Sohn von Walter Bainbridge gelernt, so Seemannsknoten zu knüpfen?«

»Das habe ich nicht. Jedenfalls nicht bis zum heutigen Tag. Ich bin einfach gut darin, meine Hände einzusetzen und zu gebrauchen.«

Besser als gut, und schneller als die meisten Männer, mit denen Hawk je gesegelt war. Vielleicht steckte doch mehr in dem jungen Bainbridge, als es auf den ersten Blick schien.

Nicht, dass es darauf ankommt, denn letzten Endes ist er nichts weiter als ein Mittel zum Zweck.

Und doch ertappte sich Hawk bei der Frage: »Ist das so? Hm. Mehr Muskeln, als ich dachte. Du bist klein, aber stark. Ich habe dich viel … weicher eingeschätzt.«

»Ich … ich habe immer …«

Er hob eine Augenbraue. »Fahre fort.«

»Ich habe es immer geliebt, draußen zu sein. Auf Bäume zu klettern, zu rennen, zu schwimmen. Und dann auch noch zu ringen. Mein Lehrer hat es mir beigebracht.« Er lief bis zur Brust scharlachrot an und bewegte sich unbehaglich.

»Hat er das, wirklich?« Hawk lächelte träge und verschlagen. Er senkte seine Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Hat dein Lehrer dich auch besinnungslos gevögelt?« Die Vorstellung, dass ein anderer Mann diesen Schatz gehoben haben könnte, war auf sonderbare Weise enttäuschend.

Der Junge riss die Augen auf und keuchte: »Nein! Er war ein guter Mensch. Nicht wie …« Er schluckte schwer und überlegte sich seine nächsten Worte offenbar gründlich. »Nein. Ich habe niemals … ich würde niemals! So war mein Lehrer nicht. Er war gütig und anständig.«

»Ah. Gütige und anständige Männer sind spärlich gesät. Wie glücklich du dich schätzen kannst. Schade nur, dass das Glück dich jetzt verlassen hat.«

Der Junge fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, sein Blick wanderte mit unmissverständlichem Hunger von Hawks Gesicht nach unten zur Wölbung zwischen seinen gespreizten Beinen. Er erschauerte.

Ah ja. Da ist es …

Hawks Instinkte hatten ihn nicht getrogen – er hatte es bis tief in die Knochen gespürt. Die Frage war: Warum sollte ihn das auch nur Geringste kümmern? Welche Rolle spielte es, dass sie gemeinsame Begierden und Sehnsüchte teilten? Viele Männer taten das. In den Jahren nach dem anfänglichen Erwachen von Erregung und Zärtlichkeit hatte Hawk nicht mehr viele Gedanken daran verschwendet. Dann und wann hatte er sich den einen oder anderen namenlosen Mann zur körperlichen Befriedigung gesucht.

Mit ihm war es ganz anders gewesen. John. Unwiderstehliches Lächeln, blonde Haare, die ihm ständig in die blauen Augen fielen, rebellisch und schön. Sie waren so unschuldig, so verdammt naiv gewesen und hatten geglaubt, dass sie an Bord dieser Fregatte etwas Gutes und Reines zusammen haben könnten. Dass sie trotz ihrer widrigen Umstände, ihrer faktischen Gefangenschaft, Glück erfahren könnten.

Vielleicht war es die offenkundige Unschuld seines Gefangenen, die ihn anzog. In der Royal Navy war Sodomie strengstens verboten und Hawks Fummeleien mit John hatten nur im Dunklen stattgefunden. Aber als Freibeuter und jetzt als Pirat war das ganz und gar nicht ungewöhnlich. Männer vögelten miteinander, wie es ihnen gefiel, abgestumpft und fern vom Rausch der jugendlichen Entdeckungen. Jahrelang hatte er nicht mehr an John gedacht, und es war schwach und töricht, es jetzt zu tun.

Aber selbst, als er Johns Geist verbannte, konnte er seine Augen nicht von dem Gefangenen abwenden. Als er sah, wie zarte Brustwarzen sich aufrichteten und sein Schwanz unübersehbar in seiner Hose anschwoll, musste er seine eigene Erregung unterdrücken. Seine Hoden zogen sich zusammen. Er wollte diese reine Unschuld beflecken. Sie stehlen, sich in ihr suhlen. Er kämpfte gegen den Drang an, ihn zwischen seine Schenkel zu ziehen, um an seinen Nippeln zu saugen, erst an dem einen und dann an dem anderen, um dann sein lustvolles Keuchen zu hören. Stattdessen fragte er: »Hast du wirklich noch nie mit einem anderen Mann Unzucht getrieben?«

»Natürlich habe ich das nicht!« Der Bursche wirbelte herum, ließ sich auf die Knie fallen und bespritzte sich mit Wasser aus dem Eimer, seine Stimme klang rau. »Das wäre unnatürlich. Eine Sünde.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist ekelhaft. Schändlich. Kein anständiger Mensch würde daran auch nur denken. Ihr seid ein Scheusal.«

Ah ja. So ist das also.

Es war närrisch, enttäuscht zu sein, aber das hatte gesessen. Lächerlich, dieses Gefühl, vor allem, wenn man bedachte, dass er Bainbridges Spross vielleicht in ein paar Wochen umbringen würde.

Er schob seinen Stuhl zurück, um sich wieder an seinen Schreibtisch zu setzen, dabei fühlte er sich merkwürdig unwohl, und hatte ein flaues Gefühl im Magen. Er zog sein Logbuch zu sich heran und fuhr mit den Fingern über den stabilen Buchrücken und den abgenutzten Ledereinband. Es hatte ihm immer ein gewisses Maß an Sicherheit und Trost gegeben, die Aktivitäten des Schiffes in dem Buch festzuhalten. Das Wetter zu notieren und alles von Interesse zu protokollieren. Als würde das Aufschreiben seinem bedeutungslosen Leben irgendwie doch noch etwas Gewicht verleihen.

Er tauchte seine Schreibfeder in die Tinte und schrieb auf eine neue Seite: Gefangener ist ein typischer Gentleman; ein Heuchler, der sich zugunsten Englands falschen Moralgefühls das Vergnügen versagt.

Dann bellte er: »Du hast eine Minute, um dich zu waschen. Die Zeit läuft ab jetzt. Verschwende sie nicht mit deinen Predigten.«

Aus den Augenwinkeln nahm er den blassen Körper wahr, als der Junge sich die Hose auszog, weiter Wasser über seine Haut spritzte und sich dann mit Seife wusch. Er sollte sich nicht danach sehnen, den Kopf zu heben, um ihn richtig anzusehen, und es sollte ihn nicht überraschen, dass Walter Bainbridges Sohn auf den Unsinn von Scham und Sünde bestand. Warum hatte er auch nur einen Moment lang geglaubt, dass mehr in ihm stecken könnte? Dass es auch nur irgendeine Gemeinsamkeit zwischen ihnen geben konnte? Natürlich war der Kerl genauso falsch wie sein Vater.

»Die Zeit ist um. Eimer an die Tür stellen.«

Hawk konzentrierte seinen Blick auf das Logbuch und tauchte wieder seine Feder ein. Nachdem sein Vater ihn dafür verprügelt hatte, hatte er jahrelang verbergen müssen, dass er Linkshänder war. Er schätzte, dass dies einer der Vorteile des Piratendaseins war. Jedermann ging sowieso davon aus, dass man vom Teufel besessen war.

Obwohl er sich über das Buch beugte, ertappte er sich dabei, wie er die Bewegungen des Jungen verfolgte. Das Wasser lief ihm über das nackte Fleisch und sein festes, rundes Gesäß spannte sich an, als er sich nach vorne beugte. Als der Junge sich umdrehte, riss Hawk seine Augen von ihm los zurück auf das Blatt. Tintenkleckse überall. Fluchend riss er es heraus und begann noch einmal von vorn.

Geisel des Piraten

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