Читать книгу SexGames | 9 Erotische Geschichten - Kira Page - Страница 3
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»Okay«, sagte Charlie zögerlich. »Ich fasse das jetzt noch mal zusammen, zumindest soweit, wie ich dich verstanden habe.« Er saß gegenüber von Lynn auf der Couch und trug noch seinen schwarzen Anzug. In seinem Gesichtsausdruck mischten sich Unverständnis, Resignation mit ein paar Anteilen Müdigkeit und einer Prise Verzweiflung.
»Ihr hattet da also ein Gespräch mit eurem Yoga-Yoda«, fuhr Charlie fort, unterbrach sich aber gleich wieder, als er merkte, dass Lynn ihm einen strafenden Blick zuwarf. Sie hasste es, wenn er zu ihrer Meditationslehrerin »Yoga-Yoda« sagte. Sie hasste es wirklich!
»Ich meinte: Ihr habt euch unterhalten. Der ganze Yoga- und Meditationskurs.«
»Es war ein Lehrgespräch, ein Satsang«, sagte Lynn frostig. Sie trug ihr helles Sommerkleid und saß im Schneidersitz auf dem großen Sessel. Mit einer ihrer Hände spielte sie in ihrem langen, schwarzen Haar, während sie Charlie streng ansah.
»Du weißt, dass es Satsang heißt.«
»Ein Satsang. Natürlich«, sagte Charlie. »Und das Thema eures Satsangs war diese ganze Energie, die in euch rumfließt.«
»Du willst, dass es lächerlich klingt, oder?« Lynn stellte das Spielen mit ihren Haaren ein und warf Charlie einen weiteren strafenden Blick zu.
»Ich habe dir ganz genau erklärt, dass wir uns mit den Chakren beschäftigt haben, den Energiezentren des Körpers, besonders mit dem Svadhisthana.« Ihre Hand zeichnete einen Kreis in die Luft vor ihrem Schoß. »Das Svadhisthana ist das Sexualchakra.«
»Das Sexualchakra. Schon klar.«
»Sag dass bitte nicht so.«
»Ich versuche nur, das Ganze zu verstehen.«
»Dann versteh es, aber sag es nicht so.«
»In Ordnung.« Charlie hatte sich nach Lynns Ankündigung, etwas Wichtiges mit ihm besprechen zu müssen, einen Flasche Bier aus dem Kühlschrank geholt. Jetzt griff er danach und nahm einen Schluck. Während er trank, flammte kurz die Lust nach einer Zigarette in ihm auf. Er verkniff sie sich.
»Ihr diskutiert also so über eure Sexualchakren und am Ende kommt raus, dass es eine gute Idee ist, einen Monat lang keinen Sex mehr zu haben.«
Lynn schüttelte ungnädig den Kopf. »Du willst alles lächerlich machen. Es geht um die Konzentration des Pranas, die innere Einkehr und die tantrischen Prinzipien. Ich habe dir das alles im Detail und in Ruhe erklärt. Das hätte jeder verstanden.«
»Okay, aber herauskommt, dass wir beide einen Monat lang nicht miteinander schlafen sollen.«
»Das ist die praktische Seite der spirituellen Übung.«
»Das ist die Seite, auf die es ankommt.« Charlie stellte die Bierflasche wieder auf den Tisch. Er war jetzt wirklich wütend, das heißt, so wütend, wie er es in Gegenwart von Lynn sein konnte. Sehr wütend war das nicht, aber er hatte das Maximum erreicht. Mit einer Hand griff er in seinen Hemdkragen und lockerte ihn etwas.
»Ihr veranstaltet einen Keuschheits-Workshop und das ausgerechnet jetzt, wo wir uns gerade verlobt haben. Kommt dir das nicht auch ein wenig ungelegen? Nur ein kleines bisschen?«
»So ist es doch gar nicht«, antwortete Lynn, aber dieses Mal musste sie sich unterbrechen. Sie senkte ihren Blick und zog nachdenklich ihre Nase kraus.
Was Charlie da sagte, war in der Tat ein schwieriger Punkt. Es war der schwierigste Punkt. Sie hatte schon während des Satsangs immerzu daran denken müssen.
Seit sie sich vor einem Monat verlobt hatten, war die Energie zwischen ihnen beiden auf einem unheimlich hohen Niveau. Gerade jetzt Verzicht zu üben, war eine heikle Angelegenheit – für Charlie wie für sie selbst. Allein der Gedanke daran war unbehaglich, fast schmerzhaft.
»Okay, ich weiß, was du meinst«, setzte sie nach einer Weile neu an. »Es wird für uns beide aber kostbar sein. Es klingt schwierig – für mich ebenfalls. Aber es ist ja nicht nur Verzicht und Askese, sondern auch eine reiche Erfahrung – eine ganze Quelle an reichen Erfahrungen.«
»Mit dir zu schlafen, ist eine reiche Erfahrung«, gab Charlie trocken zurück, während er sein Sakko auszog.
»Darum geht es nicht. Es geht darum, dass wir beide uns anders und neu erleben.«
»Verdammt, Lynn, mir geht es sehr darum! Wie hast du dir das eigentlich vorgestellt? Willst du, dass wir einen Monat lang nebeneinander im Bett liegen und nichts tun? Das ist keine reiche Erfahrung. Das ist absurd!«
»Ich habe nie gesagt, dass wir nichts tun dürfen. Es geht darum, die Energie zu speichern und zu potenzieren.«
»Im Klartext: Du willst nicht kommen. Kein Orgasmus.«
»Ja, das ist ...«
»... die praktische Seite der spirituellen Übung«, fuhr Charlie ihr dazwischen. »Und meine Übung sieht genauso aus, in der Praxis, richtig?«
»Ich habe gehofft, dass wir diese Erfahrung teilen könnten.«
Charlie lachte auf, aber es war kein fröhliches Lachen und erstarb sofort wieder. Sein Sakko lag inzwischen neben ihm. »Das letzte Mal, als du das mit den Erfahrungen teilen gesagt hast, haben wir anschließend zwei Wochen nur dieses grüne Zeug getrunken.«
»Das waren naturbelassene Weizengras-Smoothies.«
»Die Pampe hat nach Wiese geschmeckt, Lynn. Mir war laufend übel davon.«
»Es hat uns total entschlackt.«
»Mich nicht.«
»Doch, du hast es dir bloß nicht bewusst gemacht.«
Charlie verdrehte die Augen. »Vergessen wir dieses Weizengraszeugs. Bleiben wir beim Thema.«
Lynn nickte.
»Also, wenn du mich fragst, waren unsere Erfahrungen in letzter Zeit gar nicht so übel. Denk doch bloß mal an heute Morgen.«
»Es war wunderschön, aber vielleicht wird es noch schöner, wenn wir es ein wenig ruhen lassen. Vielleicht wissen wir dann alles noch mehr zu schätzen.«
»Wer weiß denn hier was nicht zu schätzen?« Charlie krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch. Seine Augen funkelten beleidigt.
»Jetzt willst du mich mit Absicht falsch verstehen.«
»Verdammt, Darling, ich habe jetzt schon Schwierigkeiten, neben dir einzuschlafen. Du weißt das. Da muss nichts reicher oder potenziert werden oder was auch immer. Ich will dich einfach.«
Lynn schluckte. Es war schwer, gegen diese Art von Argumenten anzutreten. Es fühlte sich nicht gut an, aber sie musste es schaffen. Der ganze Kurs hatte sich bereiterklärt, die Enthaltsamkeitsübung zu absolvieren. Da konnte sie nicht einfach aufgeben. Es war ja auch wirklich eine wichtige und kostbare Übung. Wie es hieß, waren schon viele Menschen – Frauen wie Männer – im Zuge dieser besonderen Praxis spirituell sehr gereift. Ihre Lehrerin praktiziertes jedes Jahr zwei Monate lang Enthaltsamkeit, gemeinsam mit ihrem Ehemann, hatte sie gesagt. Bestimmt war ihr Mann nicht annähernd so schwierig wie Charlie es war. In dieser Angelegenheit war ihr Verlobter einfach ein Ignorant. Sie hatte sich alle Mühe gegeben, das zu ändern. Wie oft hatte sie versucht, Charlie dazu zu bringen, auch einen Meditationskurs zu absolvieren! Genützt hatte es bis zum heutigen Tag nichts. Leider.
Aus irgendeinem Grund wanderte Lynns Blick auf die Bierflasche, die Charlie vor sich auf dem Tisch stehen hatte. Sie sah weiter darauf, als sie sagte: »Ich bin entschlossen, diesen Weg zu gehen, und ich bitte dich, mich dabei zu begleiten.«
»Darling«, Charlies Tonfall bekam etwas Flehendes, »du weißt doch, wie wir sind. Du weißt, wie ich bin, wenn du bei mir bist.« Er suchte nach einer passenden Formulierung für den Abschluss. Sie sollte nicht zu bedürftig klingen, aber den Ernst der Lage klar ausdrücken. Er entschied sich für: »Ich brauche kein esoterisches Ritual, um verrückt nach dir zu sein.«
»Es geht doch nur um einen Monat und das Ergebnis könnte so wichtig sein.«
»Einen Monat, in dem ich dich nicht anfassen darf. Das ist nicht witzig, Darling.«
»Es geht ja auch nicht um Witze und es geht nicht ums Anfassen. Wir dürfen uns theoretisch sogar küssen. Es geht um Bewusstwerdung und das Energielevel.«
»Du weißt, was ich meine.«
»Ich habe mich entschieden. Ich gehe diesen Weg.« Lynn streckte ihr Rückgrat durch. Sie saß jetzt kerzengrade, wie bei ihren Meditationsübungen, und schaute ihren Verlobten durchdringend an.
Charlie griff nach seinem Bier. Mit einem Mal kam ihm die Vision, dass seine Zukünftige in die Fänge einer verrückten Yoga-Sekte geraten war. Er schob diesen Gedanken allerdings genauso schnell beiseite wie die Lust auf eine Zigarette. Was übrig blieb, war die frustrierende Erkenntnis, dass Lynn es tatsächlich ernst meinte.
Man schrieb das 21. Jahrhundert. Sie wohnten mitten in New York und seine dreißigjährige Verlobte wollte Enthaltsamkeit. Einen Monat Enthaltsamkeit. Das war kein Witz, und er hatte nicht einmal den Anflug einer Chance, ihr das auszureden. Er konnte Lynn nie irgendetwas ausreden. Man brauchte sich nur ihre Wohnung anzusehen. Lynn hatte die Einrichtung ihrer gemeinsamen vier Wände komplett diktiert. Im Schlafzimmer über dem Bett baumelten Traumfänger von der Decke, in der Küche hing ein riesiges Poster von einem indischen Tempel, dessen Namen er vergessen hatte. Links von Charlie stand eine gut hundert Pfund schwere Buddha-Statue an der Wand.
Er war chancenlos. Es war bloß zu hoffen, dass es Lynn dieses Mal selbst zu viel werden würde und sie einfach aufgab. Er leerte seine Bierflasche und stellte sie zurück auf den Tisch.
»Was sagst du jetzt dazu?«, wollte Lynn wissen.
»Wie wäre es denn, wenn wir statt diese Kein-Sex-Nummer durchzuziehen, einen Monat lang nur Weizengras-Smoothies trinken würden?«
Lynn schüttelte energisch den Kopf.
»Wir ernähren uns ab heute streng vegan. Wie wäre das?«
»Ach Charlie ...«
»Wir ernähren uns vegan und glutenfrei!«
»Lass bitte deinen Sarkasmus.«
Charlie lehnte sich weit im Sofa zurück. Er fixierte den Buddha an der Wand. Da saß er im Lotussitz, gelassen, ruhig, erleuchtet. Mit sich und dem Kosmos im Reinen und über alle Triebe erhaben. Verdammter Scheißkerl!
»Allzu viele Alternativen habe ich dann wohl nicht mehr.« Charlie seufzte resigniert.
»Heißt das: Wir tun es zusammen?«
»Ja, wir haben zusammen keinen Sex. Das wird bestimmt super!«
»Wenn du es ernst meinst, dass sage es bitte auch so.«
»Ja, ja, schon gut. Wir machen es. Einen Monat.«
»Wirklich?«
»Ja, wirklich. Aber keine Minute länger!«
Lynn stand von ihrem Sessel auf, was ihre Halsketten leise klimpern ließ, und ging zu Charlie hinüber. Sie beugte sich hinab und hauchte einen zarten Kuss auf seine Lippen. Sie schmeckte herrlich, süß, weiblich und so verführerisch, dass Charlie sofort zupacken wollte.
Oh mein Gott, dachte er, als sie ihn noch einmal küsste. Oh mein Gott. Diese Frau treibt mich in den Wahnsinn!
***
Charlie war Journalist. Er schrieb regelmäßig eine Kolumne für den URBAN CHRONICLE. Sie trug den Titel »Bad Notes«. Charlie schrieb darin bissige Kommentare über das Leben in New York. Die meiste Zeit arbeitete er zu Hause. Es gab im Monat nur ein paar Tage, an denen er in die Redaktion fahren musste, um sich mit seinen Kollegen über die Themen seiner Texte abzustimmen.
An diesen Tagen klingelte der Wecker immer schon um sieben Uhr. Zwar musste Charlie erst um zehn in den Redaktionsräumen des CHRONICLE auftauchen, aber er hasste es, sich hetzten und von Lynn losreißen zu müssen. Er hatte sie gern morgens neben sich liegen. Er liebte ihre glatte, weiche Haut, die sich, wenn er aufwachte, immer ganz heiß anfühlte. Und er liebte es, wenn sie anfing sich zu räkeln, ihren ganzen duftenden, heißen Körper an seinem rieb und sie ihn nach ein paar Minuten dahin ließ, wo sie noch heißer war.
Heute war einer jener Tage, an denen er in die Redaktion musste. Charlies innere Uhr ließ ihn um exakt 6:58 Uhr aufwachen. Lynn war offenbar noch nicht so weit. Sie lag auf der Seite und atmete gleichmäßig.
Charlie stellte den Wecker aus – er hatte ihn aus Gewohnheit auf sieben gestellt –, betrachtete Lynns braungebrannten Nacken und roch an ihr. Dann rieb er sich die Augen.
Er hatte furchtbar geschlafen. Seit Lynn vor zwei Wochen den Monat der Enthaltsamkeit ausgerufen hatte, schlief er furchtbar. Er kam nicht richtig zur Ruhe und wachte vier oder fünf Mal in der Nacht auf, weil er mit Lynn zusammenstieß oder sie seine Arme wegschob, die er im Schlaf nach ihr ausstreckte. Manchmal griff sie auch nach ihm und zog plötzlich, im Halbschlaf vermutlich, rückartig ihre Arme weg.
Charlie seufzte. Im Prinzip hätte er noch eine gute Stunde gehabt, um liegen zu bleiben, aber so müde er auch war, einschlafen würde er nicht mehr.
Lynn und er stellten immer eine Flasche Wasser neben das Bett. Er nahm die Flasche und trank einen Schluck. Anschließend sah er sich wieder den kleinen Kopf mit den langen schwarzen Haaren und den braungebrannten Nacken an, den Lynn ihn sehen ließ. In diesem Kopf liefen merkwürdige Dinge ab. Warum steigerte sie sich in diesen esoterischen Blödsinn bloß so hinein? Wie kam man auf so einen Irrsinn? Kein Sex – das wäre ja prinzipiell auszuhalten gewesen, aber mit Lynn ständig um sich, ihren Brüsten, ihren langen Haaren, ihrem Duft, ihren Kurven ...
Charlie rieb sich noch einmal die Augen und knirschte mit den Zähnen.
Als ob das irgendetwas bringen würde, außer schlechten Nächten. Herr im Himmel, als er Lynn gefragt hatte, ob sie ihn heiratete, hatte er das nicht getan, um im Zölibat zu leben! Das Ganze war eine einzige Farce, ein Scheißspiel.
Lynn seufzte im Schlaf und drehte sich ein Stück, sodass die Decke von ihren Schultern rutschte. Charlie musterte sie. Es waren traumhaft schöne Schultern, zart, aufregend, perfekt. Er streckte seine Hand aus und streichelte darüber. Zu gern wäre er jetzt mit seiner Hand weiter um Lynn herumgewandert. Er erinnerte sich daran, wie es war, wenn er ihren Schoß streichelte, an das kitzelende Gefühl, das ihr kleiner Busch hervorrief und endlich an die warme Enge, die er spürte, wenn er mit einem Finger in ihre Pussy fuhr. Er war mit einer Erektion zu sich gekommen, die sich jetzt deutlich bemerkbar machte. Seine Latte wurde steinhart.
Es hatte in seinem Leben einige Frauen gegeben, aber nicht eine, die ihn annährend so wahnsinnig machte wie Lynn. Sie besaß diese unwiderstehliche Mischung aus Niedlichkeit und Sexappeal. Seit sie zusammengekommen waren, konnte er eigentlich nie seine Finger von ihr lassen und beim Sex mir ihr stimmte alles. Im Bett war sie unfassbar gut! Leidenschaftlich, fantasievoll, ein richtiger Vulkan. Genau das, was er wollte.
Seine Hand fuhr streichelnd über ihr Schulterblatt. Lynn seufzte leise. Sie war aufgewacht.
»Guten Morgen«, grummelte sie.
»Guten Morgen, Darling.« Charlie legte sein Gesicht an ihren Nacken, sog einen Moment lang konzentriert ihren Geruch ein und küsste sie. Ihre Haut schmeckte so, wie sie duftete: süß und nach mehr. Er küsste sie vier Mal hintereinander. Dabei hörte er ihren Atem und das Rascheln der Decke.
»Was machst du?«, fragte Lynn. Ihre Stimme war noch brüchig und leise vom Schlaf.
»Ich sag dir guten Morgen.«
»Okay.«
Charlie senkte erneut sein Gesicht auf ihre Haut. Gott, diese Frau mit ihrer warmen, duftenden Haut! Er küsste sie auf den Nacken und hinter dem Ohr, das er erreichen konnte. Mit einiger Genugtuung hörte er, wie Lynn erregt aufseufzte. Ihr Körper schien ihm jetzt noch wärmer und irgendwie brachte sie es fertig, sich noch lockender und erregender anzufühlen. Es war quälend. Wie machte sie das eigentlich?
Er fasste sie um die Taille und schmiegte sich an sie. Lynns weicher Po fühlte sich herrlich an, da, wo er war, herrlich und schmerzvoll gleichzeitig. Charlie war so hart, dass es kaum noch auszuhalten war.
»Bitte denk daran, dass wir etwas vorhaben«, ermahnte sie ihn.
»Ich weiß«, flüsterte Charlie. »Ich tu ja gar nichts.«
»Fühlt sich aber gar nicht nach gar nichts an.«
»Küssen ist erlaubt, hast du gesagt.«
»Du bist so nah«, flüsterte Lynn.
»Wie bitte?«
»Ich kann dich da unten fühlen.«
»Oh, ich wusste nicht, dass das verboten ist?«
»Ist es ja nicht. Ich wollte nur, dass du daran denkst.«
»Ich denke an nichts anderes.« Er zog Lynn fester an sich und küsste sie zwischen die Schulterblätter. Wenn er sich nicht täuschte, hielt sie die Luft dabei an. Ihr Körper vibrierte, ganz leicht nur, aber er spürte es genau.
»Ich muss duschen gehen«, seufzte sie plötzlich.
»Wir haben jede Menge Zeit, Darling«, flüsterte Charlie und ließ eine seiner Hände unter ihr Shirt wandern. Er fand ihre Brüste. Sie fühlten sich prall an und herrlich. Behutsam presste er ihre kleinen festen Nippel.
»Charlie, bitte!«
»Ja?«
»Ich muss wirklich duschen.«
Er spürte, wie sich ihr zierlicher Körper aus seinen Armen winden wollte. Das konnte sie jetzt nicht ernst meinen! Charlie hielt sie ein bisschen fester. »Du musst nicht duschen. Duschen ist out und ungesund.«
»Doch ich muss.« Lynn löste sich endgültig aus seiner Umarmung.
Er fühlte einen leisen Stich in der Brust. Warum zum Teufel musste sie jetzt aufstehen?
Lynn stellte sich neben das Bett und wuschelte durch ihre Haare. Ihr Gesicht wirkte müde, was nichts daran änderte, dass sie unheimlich sexy aussah. Ihr Shirt war so kurz, dass es ihren straffen, glatten Bauch freiließ. Unten herum trug sie einen schmalen dunklen Slip. Zu gern hätte Charlie ihn heruntergezogen und sich mit dem beschäftigt, was darunter lag.
»Bleib doch noch«, flüsterte er.
Lynn schüttelte den Kopf. »Duschen. Ganz dringend. Und bleib bitte da.«
»Lynn ...«
Es hatte keinen Sinn. Charlie sah, wie sich umdrehte und aus dem Schlafzimmer eilte.
»Scheiße!« Er ließ sich, Gesicht voran, in Lynns Kissen fallen. Ihr Duft war noch darin.
***
Lynn steifte ihr Shirt ab und nestelte ihren Slip herunter. Die Art und Weise, wie Charlie sie geweckt hatte, hatte ihre Spuren hinterlassen. Der Stoff war sichtlich feucht.
Schon die Nacht war schwierig gewesen. Sie hatte davon geträumt, wie Charlie sie gestoßen hatte. Dabei war sie mehrfach aufgewacht und jedes Mal war ihr Körper ganz dich an Charlie herangerobbt. Einmal hatte sie sogar im Schlaf in seine Boxershorts gefasst und seine weichen Hoden berührt. Als sie ihre Hand wegzog, hatte sie ihn damit aufgeschreckt.
Lynn warf ihren den Slip in den Wäschekorb, drehte die Dusche an und stellte sich darunter. Mit geschlossenen Augen ließ sie sich das kühle Wasser der Brause in den Nacken regnen.
Von Charlies Berührung war sie immer noch ganz wuschig. Sie wollte dieses Gefühl jetzt aber nicht unterdrücken, sondern sich genau darauf konzentrieren. So hatten sie es im Meditationskurs besprochen. Es ging darum, achtsam zu spüren, ohne etwas am Gefühlten ändern zu wollen, die Energie zu spüren und anzunehmen, wie sie sich umwandelte. Das war ein wesentlicher Teil der Chakra-Übung. Ihre Meditationslehrerin hatte es sehr lange erklärt und alles hatte ganz einleuchtend und überzeugend geklungen.
Lynn versuchte es. Sie versuchte, bewusst zu atmen und sich gleichzeitig auf ihren Körper zu konzentrieren, auf dieses Gefühl. Was war es eigentlich? Klar, sie war scharf. Aber was hieß das? Was hieß das ganz genau? War es wirklich ein Kribbeln? Das war es – ein heißes Kribbeln. Irgendwie war es hitzig – herrlich und zum Verzweifeln gleichzeitig. Drängend, pulsierend, gierig, pochend. Und es war überall. Am stärksten zwischen ihren Beinen. Man wurde es nicht los und es zog Gedanken an. Jetzt, da sie bewusst darauf achtete, stellte sie fest, dass ihr Geist sich ständig vorstellen wollte, wie Charlie sie mit seinem starken Armen umschlang, festhielt und in ihr kam. Es tat immer so gut, als seien sie beide genau dafür auf dieser Welt ...
Lynn spürte, wie sie sich in diesem Gedanken verlor. Das war keine Meditation mehr, das war Kopfkino. Ihr Atem ging auch falsch. Verdammt noch mal, alles lief falsch!
Sie schaltete das Wasser ab, trat aus der Dusche und trocknete sich ab. Als sie damit fertig war, wickelte sie sich das Handtuch um den Oberkörper und ging zurück ins Schlafzimmer.
Charlie hatte sich inzwischen auf das Bett gesetzt. Bis auf seine Boxershorts war er nackt. Lynn wollte ihn nicht zu lange ansehen, kam aber nicht umhin, sich wieder einmal davon zu überzeugen, wie unverschämt gut ihr Verlobter aussah, wenn er nichts anhatte. Er war nicht übermäßig muskulös, aber es gab kein einziges Gramm Fett an seinem Körper. Jetzt, da er etwas gebeugt dasaß, erinnerte er an einen Schwimmer, der eben dabei war, von seinem Startblock ins Becken zu hechten. Seine Augen blickten sie konzentriert an, was ihr Herz schneller schlagen ließ.
Sie stellte sich vor den Spiegel. Aber bevor sie irgendetwas tun konnte, war Charlie aufgestanden. Seine nackten Füße flitzen über den Dielenboden. Er fasste ihr behutsam an die Hüfte und flüsterte in ihr Ohr. »Was machst du da?«
»Ich zieh mich an.«
»Aber du kannst dich jetzt noch nicht anziehen«, flüsterte Charlie verführerisch. Sein Mund war so nah an ihr Ohr gerückt, dass sie seinen Atem daran fühlte. Ihre Kopfhaut kribbelte davon.
Sein großer Körper drängelte sich noch fester an sie und Lynn spürte, wie Charlie wieder hart wurde. Sein Glied presste sich gegen ihren Po.
»Natürlich kann ich.«
»Das ist aber nicht fair. Du hast mich dich nicht einmal berühren lassen! Nicht ein einziges Mal!«
»Hör auf zu spinnen.«
»Nicht ein einziges Mal.«
»Sie haben mich berührt, Charlie David Bolter.«
»Aber nicht hier.«
Ein Zucken fuhr durch ihren Körper, als Charlie plötzlich seine große Hand unter das Handtuch schob, auf ihren Bauch legte und langsam nach unten fuhr. Offenbar wollte er es ihr heute Morgen so schwer wie möglich machen. Das war eindeutig ein Anschlag.
»Hier nicht«, flüsterte er. In seiner Stimme mischte sich ein sinnlicher Ton mit einem teuflischen.
»Charlie, bitte!«
»Anfassen ist erlaubt.«
»Du gehst zu weit. Wir wollten es ruhen lassen.«
»Anfassen ist erlaubt.«
»Nicht gerade jetzt«, seufzte Lynn und kniff die Augen zusammen.
»Anfassen«, raunte Charlie in ihr Ohr, »ist erlaubt.«
»Charlie!«
Lynn spürte, wie Charlies Hand sich langsam, aber zielstrebig zwischen ihre Schenkel vorarbeitete. Als sie ihre Augen öffnete, sah sie im Spiegel, wie er ihr das Handtuch vom Körper zog und auf den Boden warf. Sein freier Arm wanderte zu ihrem Hals. Er hielt sie fest und ließ gleichzeitig einen seiner Finger über ihren Venushügel zu ihrer Klit wandern. Behutsam umkreiste eine einzelne, feuchte Fingerspitze die empfindlichen Ränder ihrer Knospe. Es fühlte sich wahnsinnig gut an. Es war genau das, wovon sie geträumt hatte.
»Aber nicht so lange«, stöhnte Lynn.
»Bestimmt nicht, Darling.«
»Und wir gehen nicht zu weit.«
»Natürlich nicht.«
Seine Stimme verklang und Lynn beobachte im Spiegel, wie er sie umschlang, während er ihre Klit verwöhnte. Ihr Gesicht war heiß und verschwitzt geworden und alles an ihr fühlte sich aufgepumpt und weiblich an. Seine Berührung war vertraut und gleichzeitig extrem geil. Inzwischen wusste er ganz genau, wie er sie anfassen musste, um sie um den Verstand zu bringen. Er hielt sie kraftvoll fest und streute kleine Pausen in seine Massagen ein, um Lynn das ungeduldige Pochen in ihrem Inneren erfahren zu lassen. Dann zupfte er leicht an ihrem Kitzler, um anschließend wieder seinen Finger darum kreisen zu lassen. Es war, als würde die Feuchtigkeit nur so aus ihr herauslaufen.
Wo war bloß ihre Entschlossenheit hin? Irgendwann zwischen dem Aufwachen und jetzt war sie verlorengegangen.
Es war kaum zu fassen, wie sehr ihr Körper nach seiner Berührung gierte und wie schnell er aus der Fassung geriet. Ihr war jetzt schon, als würde sie jeden Moment kommen. Ihre Beine fingen an zu zittern. Sie konnte sich kaum noch zurückhalten. Am liebsten hätte sie Charlie die Shorts heruntergerissen und sich auf ihn geworfen. Sie wollten ihn in sich haben. Sie verlor die Kontrolle. Genau das durfte nicht passieren, sonst wäre die ganze Übung gescheitert.
»Hör auf«, wollte sie sagen, aber ein Stöhnen kam ihr dazwischen und machte ihre Äußerung fast unverständlich.
»Noch ein bisschen«, flüsterte Charlie. Er warf einen Kuss auf ihren Nacken. Dann war sein Mund an ihrem Ohr. Er knabberte daran. Gleichzeit ließ er einen seiner Finger in sie gleiten.
»Nur ein bisschen.«
»Lass das bitte.«
»Sieh es als spirituelle Herausforderung an, als Prüfung.«
»Charlie!«
»Komm schon, Darling.«
Sie sah, wie er seinen Finger langsam aus ihr zurückzog. Sein Arm fuhr herauf und Charlie leckte seinen Finger so genüsslich ab, als würde er von einer süßen Köstlichkeit probieren.
»Übrigens«, sagte er leise, »hast du mich dich auch kein einziges Mal küssen lassen.«
»Charlie!«
»Nicht da unten.«
Lynn spürte, wie Charlie sie sanft in Richtung Bett ziehen wollte. Ihr Körper wollte nachgeben. Er hatte sich auf Charlies Seite geschlagen und sich mit ihm verbündet. Sie stand vollständig allein da. Umringt von Feinden.
»Nein«, sagte Lynn scharf.
»Komm, Darling. Ich will dich. Ich will meine zukünftige Frau.«
»Nein!« Lynn kämpfte sich aus Charlies Griff und presste ihre zitternden Beine zusammen. »Das genügt.«
»Willst wirklich aufhören? Jetzt?«
»Es ist Schluss!«
»Ich würde lieber weitermachen.«
»Ich würde auch gern weitermachen, aber wir haben etwas vor.«
Charlies verführerisches Minenspiel erstarb plötzlich. Seine Stirn legte sich in Falten. Frust stand jetzt in seinem Gesicht. »Was denn eigentlich? Was haben wir vor?«
»Das weißt du genau«, kam es zischend und zornig aus Lynn heraus.
»Okay, warte mal.« Charlie legte kurz sein Gesicht auf ihre Schultern, atmete schwer und schaute sie dann wieder an. »Ich will nicht streiten. Es ist nur so ... Du fehlst mir eben, okay? Ich will dich, und zwar richtig. Hörst du? Ich will dich richtig.«
»Wir haben etwas anderes vor.«
»Ich weiß, aber nach zwei Wochen darf man wohl eine Zwischenbilanz ziehen, oder?«
Sie sagte nichts. Charlie ging ein paar Schritte zurück. Lynn drehte sich zu ihm und sah, wie er sich vor dem Bett postierte. Seine Erektion war auf dem Rückzug.
»Du fehlst mir. Du stehst hier vor mir und du fehlst mir, Darling. Ich verstehe nicht, was daran gut sein könnte. Verdammt«, sagte er böse, »wir sind frisch verlobt!«
»Manchmal tut Entwicklung weh.«
»Woher hast du diese Sprüche eigentlich immer? Aus Glückskeksen?«
Lynn schüttelte den Kopf und griff mit einer wütenden Bewegung nach ihrer Jeans und ihrem Shirt. Sie merkte, wie der Zorn in ihr heiß und heftig wurde.
»Und das ist also alles für dich, ja?«
»Was meinst du?«, fragte Charlie.
»Alles, was dich mit mir verbindet – Vögeln.«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Aber so ist es doch.«
»Nein.«
»Aber ohne Ficken ist alles andere nicht viel wert.«
Charlie schluckte merklich. Sie hatte ihn geschockt. Das sah sie, aber es änderte nichts an ihrem Zorn.
»Lynn, was soll denn das jetzt?«
»Was das soll? Es geht um eine Erkenntnis. Genau deshalb macht man solche Übungen – um Erkenntnisse zu sammeln. Das ist die Grundbedeutung von Spiritualität.«
»Jetzt mal langsam. Du bist ja ganz hysterisch«, sagte er kleinlaut und setzte sich auf das Bett.
»Und meine Erkenntnis ist: Wir können ficken, aber sonst können wir nicht viel miteinander. Eigentlich gar nichts.«
»Also ...« Charlie verstummte.
»Wir haben nichts gemeinsam – nur das Ficken.«
»Du bist ...«
»Was bin ich denn? Na? Du nennst mich ›Darling‹ und bist so verliebt in mich, richtig? Aber wenn du mich nicht vögeln kannst, sieht alles gleich ganz anders aus.«
»Das habe ich doch nie behauptet.«
»Nee, hast du nicht. Du hast nur deine sarkastischen Sprüche gemacht.«
Charlie schwieg.
»Das ist ja alles so endlos naiv und albern, was die Lynn macht, richtig? Dein Darling! Ein bisschen blöd und verwirrt ist die kleine Lynn, aber mit ihr ficken ist ganz in Ordnung. So siehst du die Dinge doch.«
»Hier gerät alles durcheinander.«
»Und warum?«
»Ich weiß nicht.«
»Ich schon«, brodelte es aus Lynn heraus. Sie schrie jetzt. »Weil wir nicht ficken! Weil wir nichts anderes haben als das. Weil wir uns außerhalb vom Bett scheißegal sind. Schön, dass wir das beide einmal so klar vor Augen haben. Jetzt sehen wir, was unsere Beziehung wert ist. Und – das ist doch auch gut – wir haben nur zwei Wochen dafür gebraucht. Wenn das nicht effektiv ist, was? Ein paar Tage keinen Sex, und man sieht die Dinge klarer.« Sie presste ihre Klamotten an ihre Brust und ging zur Tür hinaus.
***
»Lynn?«, fragte eine tiefe Stimme. »Ich wusste doch, dass du das bist.«
»Benn?« Lynn stand von ihrem Tisch auf. Sie bewegte sich etwas ungeschickt. Fast hätte sie ihre Tasse umgestoßen.
Sie war nach ihrem Streit mit Charlie durch die Stadt gelaufen, eine ganze Weile. Ihre Gedanken drehten sich immer um dasselbe – darum, was für ein Ignorant Charlie war. Irgendwann hatte sie sich in ein Café gesetzt und einen Grünen Tee bestellt. Bis Benn sie überrascht hatte, hatte sie einfach grübelnd dagesessen und auf ihren Verlobungsring gestarrt.
Benn umarmte sie.
»Mensch, Lynn, du siehst toll aus!«, sagte er anerkennend, als sie sich wieder getrennt hatten.
»Darf ich mich zu dir setzen oder wartetest du auf jemanden?«
»Nein, setzt dich«, sagte Lynn, ohne sich ihre Unschlüssigkeit anmerken zu lassen.
Benn war ein hochgewachsener Mann. Er hatte – wie damals, als sie noch mit ihm zusammen gewesen war – schulterlange Haare. Auch seine Kleidung hatte noch denselben lockeren Stil wie damals. Er trug ein dunkles T-Shirt und eine weite verwaschene Jeans. Irgendwie sah er immer ein bisschen wie ein Surfer aus. Seine Augen waren hellblau und strahlten sie freundlich an.
»Also, wie geht es dir, Lynn?«
»Gut. Und dir?«
»Sehr gut.«
Sie lächelten sich an.
»Wir haben uns eine Ewigkeit nicht mehr gesehen«, sagte er.
»Stimmt.«
»Meditierst du noch?«, wollte Benn wissen.
»Ja. Und du?«
»Natürlich. Ich habe gerade ein Buch darüber veröffentlicht.«
»Wirklich?«
»Ja, ich habe versucht, Techniken zusammenzutragen, die westlichen Stadtmenschen nicht so fremd sind wie die fernöstlichen Übungen. Weißt du, was ich meine? Einfache spirituelle Trainings, die jeder in seinen Alltag einbinden kann. Auch der neurotische Durchschnittsamerikaner.«
»Das kling spannend.«
»Na ja. Ich bin mir nicht sicher, ob es gut geworden ist.«
»Bestimmt ist es gut geworden«, sagte Lynn.
»Na ja. Man wird sehen ... Aber was ist mit dir? Erzähl doch mal.« Benn lehnte sich im Stuhl zurück und schickte ihr ein entspanntes Lächeln über den Tisch.
»Oh ... na ja ... Ich habe immer noch diesen Job als Fotografin.«
»Aha.«
»Und ... äh ... Ich bin mit Charlie zusammengezogen.«
»Tatsächlich? Das ist schön«, sagte Benn.
Lynn beobachtete ihn genau bei seiner Antwort. Er sagte es aufrichtig, ohne Heuchelei und Eifersucht.
Sie und Benn hatten sich im Guten getrennt. Kurz nachdem sie Charlie kennengelernt hatte, war der Kontakt zu ihm allerdings vollkommen abgerissen. Sie hatten sich jetzt beinahe zwei Jahre nicht mehr gesehen oder gesprochen.
»Und, klappt das gut?«
»Wie bitte?« Sie verstand nicht.
»Du und Charlie ...?«
Lynn dachte darüber nach, was sie darauf antworten sollte. Als Erstes wollte sie einfach Ja sagen, aber dann kam es ihr komisch vor, ohne Not zu lügen. Gleichzeitig stellte sie sich die Frage, warum sie nur erwähnt hatte, dass sie mit Charlie zusammengezogen war, und nicht, dass sie heiraten wollten. Sie dachte solange über all das nach, bis es merkwürdig wirkte.
»Verstehe«, sagte Benn. »Entschuldige, dass ich gefragt habe.«
»Ach«, sagte Lynn. »Du kannst ja nichts dafür.«
Ein langes, peinliches Schweigen entstand.
Endlich sagte Benn: »Willst du vielleicht kurz mitkommen? Ich wohne gleich hier um die Ecke.«
Lynn sah ihn überrascht an. War das gerade eine Anmache? So war Benn früher doch nie gewesen.
»Ich meine wegen dem Buch. Ich möchte dir gern ein Exemplar mitgeben. Es würde mich interessieren, was du davon hältst. Du meditierst doch schließlich selbst. Oder ist es unpassend, dass ich frage?«
»Nein, nein«, sagte Lynn und lachte kurz auf. »Das ist nicht unpassend. Ich würde dein Buch wirklich gern lesen.«
»Also ...?«
»Gehen wir.«
***
Die Verlobungsringe, die Charlie gekauft hatte, waren aus Weißgold. Er hatte ihre Vornamen eingravieren lassen. Auf dem Ring von Lynn stand »Charlie«, auf seinem »Lynn«. Sonst waren die Schmuckstücke schlicht gehalten.
Geistesabwesend klopfte er mit dem Ring an seinem Finger auf den großen Konferenztisch. Er hatte sich in den Besprechungsraum des CHRONICLE gesetzt, eine Stunde bevor das offizielle Meeting beginnen sollte. Besonders intelligent war das nicht, aber es war immer noch besser, als in der Wohnung zu bleiben, nachdem Lynn hinausgelaufen war.
Sie hatte nichts weiter gesagt, war einfach hinausgelaufen und hatte die Wohnungstür hinter sich zugeknallt. So heftig gestritten hatten sie beide noch nie. Sicher, es gab immer mal wieder Zank, aber so war es wirklich noch nie gewesen. Und woher kam das? Vielleicht hatte Lynn recht. Vielleicht hatten sie beide wirklich nur den Sex. Na ja, dank ihrer bescheuerten Esoterik hatten sie jetzt noch nicht einmal mehr das.
Charlie ließ den Ring laut auf den Tisch klopfen. Im Prinzip war das Ding auch nichts wert. Im Prinzip war er nur ein idiotisches Symbol für etwas, das es nicht gab. So wie dieser verdammte Buddha in ihrem Wohnzimmer. Jetzt fiel er Charlie wieder ein. Er hatte den Buddha genau vor seinem geistigen Auge und es ärgerte ihn, wie er so gelassen und heilig da hockte. Dieser verdammte, erleuchtete Scheißkerl.
»Wir sind heute aber früh dran.«
Charlie schreckte auf.
Vor ihm stand die stellvertretende Chefredakteurin Samantha Morten. Samantha war, wie Charlie wusste, Mitte Vierzig. Wann immer er sie sah, wirkte sie elegant und sehr kühl – als wäre die Welt um sie herum ein Witz, der sie amüsierte, aber nicht sonderlich beeindruckte. Ihre Stimme war sehr markant, kratzig, etwas verraucht, und immer lag ein selbstsicherer, fast spöttischer Ton darin. So auch jetzt.
Sie trug sein sehr adrettes schwarzes Kostüm, Nylons, schwarze hochhackige Schuhe und lächelte ihn mit ihrem roten Mund an.
»Tja, ist doch mal eine Abwechslung. Sonst komme ich ja gern zu spät.«
»Das stimmt allerdings«, entgegnete Samantha. Sie setzte sich neben Charlie an den großen Konferenztisch und sah ihn an. »Ist alles in Ordnung?«
»Bei mir?«
»Sonst ist hier ja wohl keiner.«
»Stimmt auch wieder«, räumte Charlie ein.
»Und? Ist nun alles in Ordnung?«
»Klar.«
»Tatsächlich?«
»Aber ja. Warum fragst du?«
»Du sitzt hier rum und starrst vor dich hin.«
»Ich habe nur nachgedacht.«
»So, so«, sagte Samantha. Ihr Blick huschte kurz zu den großen Fenstern, durch die man bis nach Manhattan sehen konnte. Auch Charlie sah einen Moment lang aus dem Fenster. Irgendwo dahinten lag seine Wohnung. Lynn war wahrscheinlich schon wieder zu Hause. Sie saß vermutlich gerade im Lotussitz im Wohnzimmer und versuchte zu meditieren. Was immer das auch sein sollte.
»Rauchst du eigentlich?«, hörte er Samantha plötzlich fragen.
Als er sich zu ihr wandte, bemerkte er, dass sie ihn prüfend ansah. »Nicht mehr. Nicht so häufig jedenfalls.«
»Kommst du mit, eine rauchen?«
Charlie zögerte. »Ich weiß nicht.«
»Ich für meinen Teil brauche vor diesem öden Meeting noch eine Zigarette.« Samantha stand auf und ging zur Tür. Charlie bemerkte, dass sein Blick über ihre Beine und ihren Po strich, während sie sich bewegte.
»Sicher, dass du nicht mitkommen willst?«, fragte sie, ohne sich umzudrehen. »Letzte Chance.«
»Na schön. Warte auf mich«, sagte Charlie, als sie die Tür aufzog. »Ich komm mit.«
Sie gingen durch das Treppenhaus, hoch zur Dachterrasse, wo der CHRONICLE eine Raucherecke für seine Angestellten eingerichtet hatte.
Als sie nach draußen an die frische Luft kamen, hielt Samantha Charlie eine Zigarette hin. Er nahm sie und ließ sich Feuer geben.
»Und jetzt noch einmal von vorn«, sagte Samantha mit einem Lächeln. »Was ist los?«
»Tja«, machte Charlie. »Ich habe mich mit meiner Freundin gestritten.«
»Lynn, nicht wahr?«
Charlie nickte.
»Sie war doch auf der Weihnachtsfeier.«
»Ja.«
»Sie ist niedlich.«
Charlie wusste nicht, was er darauf sagen sollte, und rauchte still weiter vor sich hin. Das Rauchen tat gut.
»Um was ging es denn, wenn ich fragen darf?«
»Das ist ein bisschen kompliziert«, druckste Charlie.
»Hin und wieder habe ich meinen helle Momente. Vielleicht versteh ich es ja.«
»Na ... also ... Ich weiß nicht. Vielleicht lassen wir das Thema besser.«
»Okay, du musst ja nicht darüber reden.«
»Danke.« Charlie nahm einen weiteren tiefen Zug.
Eine Weile standen sie schweigend nebeneinander. Er schloss seine Augen und hielt sein Gesicht in die Sonne. Es war Juni. Die Luft war angenehm warm, nicht zu heiß, und ein leichter Wind ging. Außer ihm und Samantha war niemand sonst auf der Dachterrasse. Der Verkehr unten auf der Straße war nur leise zu hören.
»Hat dir Freddy eigentlich schon Bescheid gesagt?«
Charlie blickte Samantha an.
Jener Freddy, von dem Samantha sprach, war seit zwei Jahren der Chefredakteur des CHRONICLE. Charlie hatte noch nie viel mit ihm zu tun gehabt. Die meisten Fragen klärte er mit Samantha und es gab ohnehin nicht viele Fragen. Üblicherweise gingen Charlies Texte so durch, wie er sie niederschrieb.
»Weswegen?«
»Er ist der Ansicht, dass deine Kolumnen in letzter Zeit einen Tick zu weit gehen.«
»Inwiefern?«
»Manche deiner Sätze sind zynisch und verletzend.«
»Natürlich, deshalb lesen die Leute meine Kolumne. Das sind die Markenzeichen der ›Bad Notes‹.«
»Das sehe ich genauso, aber Freddy hat seine Probleme damit.«
»Aha«, sagte Charlie wenig begeistert.
»Besonders der Text letzte Woche hat ihm nicht gefallen.«
»Warum?«
»Charlie, du hast geschrieben, dass Leute, die ... Also, du weißt, was du geschrieben hast.«
»Ja klar. Diese Typen sind nun einmal ...«
»Ist schon gut«, fuhr ihm Samantha dazwischen. »Ich bin ja auf deiner Seite, aber ich habe Freddy versprochen, mit dir das ganze Konzept für die Kolumne noch einmal ruhig durchzusprechen.«
»Aha.«
»Aber beim Meeting wird das nichts. Es geht hier gerade drunter und drüber. Hast du heute Abend schon was vor?«
»Hm«, machte Charlie nachdenklich.
»Nun sei man nicht so. Ich werde dir schon nicht zu arg ins Handwerk pfuschen. Wir sollten nur mal reden. Ich sage dir, was Freddy gesagt hat, und verkaufe ihm dann später deine Meinung. Ich spiele die Moderatorin.«
»Na schön.«
»Dann komm bei mir zu Hause vorbei.«
»Okay«, sagte Charlie.
»Ich schreib dir gleich meine Adresse auf. Sagen wir gegen neun?«
»Okay.«
Seine Zigarette ging zur Neige. Er drückte sie im Aschenbecher aus.
»Schön«, sagte Samantha und drücke ebenfalls ihre Zigarette aus. »Dann tun wir uns jetzt mal dieses verflucht öde Meeting an.«
***
»Das ist die Luftaufnahme von einem indischen Ashram«, sagte Benn erklärend, »ein indisches Meditationszentrum.«
»Ich weiß«, sagte Lynn. »Ich habe auch ein Bild von einem Ashram zu Hause.« Sie stand, Benns Buch vor der Brust haltend, neben ihm. Beide schauten auf die Fotografie, die an der Wohnzimmerwand hing. Sie war sehr groß.
Es war schon Abend geworden. Eigentlich wollte Lynn ja nur schnell ein Exemplar von Benns Buch mitnehmen, aber dann war es anders gekommen. Sie hatten stundenlang geredet. Benn hatte im vorigen Jahr eine Asienreise unternommen und viel davon erzählt, besonders von Indien. Lynn hatte von ihrer Arbeit gesprochen und den Meditationsübungen, die sie regelmäßig absolvierte. Sie hatte auch von ihrer Fastenkur erzählt. Die laufende Chakra-Übung und die einmonatige Enthaltsamkeit hatte sie nicht erwähnt. Außerdem waren ihr ein paar Worte über Charlie herausgerutscht. Sie hatte nicht das Bedürfnis, ihren Ex-Freund allzu viel über ihre aktuelle Beziehung wissen zu lassen, aber einige Bemerkungen und Andeutungen ließen sich nicht verhindern. Irgendwie wollten sie einfach gesagt werden. Benn hatte dankenswerterweise kein einziges Mal nachgehakt. Er war immer ein zurückhaltender Typ gewesen, ein guter Zuhörer. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte Lynn das geliebt.
Draußen war immer noch herrliches Wetter. Die Abendsonne schien. Das Licht, das in den Raum fiel, war golden.
Eine Weile bestaunte Lynn noch die fantastische Aufnahme von dem Ashram. Dann sagte sie: »Ich muss jetzt wirklich los. Wir haben ja den ganzen Tag verquatscht.«
»Ja«, sagte Benn und lächelte glücklich. »Das war doch schön. Wie in alten Zeiten.«
Lynn ging auf die Tür zum Flur zu.
»Lynn?«
»Ja.«
»Ich würde jetzt gern etwas Dummes tun.«
»Was meinst du?«
Er kam dicht an sie heran und umarmte sie. Lynns Herzschlag beschleunigte sich, fing an zu rasen an. Ihre Beine gaben etwas nach.
»Etwas sehr Dummes.« Er küsste sie. Seine Lippen fühlten sich voll und kühl an.
»Ist das zu dumm?«
Er küsste sie noch einmal, bevor sie antworteten konnte. Seine Zunge strich sanft an ihrer Oberlippe entlang. Lynn öffnete den Mund und sie begannen, miteinander zu spielen. Benn hielt sie jetzt fester.
»Du hast mir gefehlt«, flüsterte Benn, als sich ihre Lippen getrennt hatten. »Ich glaube, ich begreife erst jetzt, wie sehr du mir gefehlt hast.«
Wieder zog er sie an sich. Seine Küsse waren sanft, aber sehr leidenschaftlich. Der Rest der Welt schien auf einmal ganz fern zu sein. Lynn ließ das Buch aus ihren Fingern gleiten und presste sich an Benn. Es fühlte sich unwirklich an, als wäre sie in eine Trance verfallen.
Benn drehte sie so herum, dass Lynn an die Wand stieß. Dann glitt sein großer Körper an ihrem herab. Oh Gott, das war alles so schrecklich falsch. Sie spürte, wie Benn ihre Jeans öffnete. Warum tat sie nichts dagegen? Am Morgen hatte sie Charlie zurückgewiesen, aber jetzt ...
Sie hörte, wie Benn ihren Gürtel aufzog. Dann rieb der Jeansstoff an ihrer Haut entlang. Die Erinnerungen an ihre gemeinsamen Monate kamen zurück. So hatte es sich ganz am Anfang angefühlt, als sie frisch verliebt gewesen waren, so aufregend, intim und ehrlich.
Ihre Hände senkten sich auf Benns Haupt und sie spürte seine langen, weichen Haare in ihren Handflächen. Wie automatisch schlüpfte sie mit Benns Hilfe aus ihrer Jeans.
»Das habe ich immer geliebt ...«, hörte sie ihn sagen. Er kniete vor ihr auf dem Boden. »... dich auszuziehen.«
Jetzt fasste Benn an ihren Slip. Er zog ihn nur bis zu ihren Knien herunter. Dort blieb er, während Benns Lippen ihre Oberschenkel liebkosten. Als er seinen Kopf senkte, glitt sein Haar durch Lynns Finger. Seine Küsse fühlten sich weich und wunderbar kühl auf ihrer erhitzten Haut an. Seine Lippen wanderten höher. Lynn hatte Mühe, gerade stehenzubleiben. Zärtlich leckte Benn über ihrer Klit. Es war nur der Hauch einer Berührung, aber es bewirkte, dass ihr Schoß schlagartig feucht wurde. Seine Zunge glitt wieder tiefer, wanderte in sie. Lynn stöhnte auf, aber mit einem Schlag fiel alles zusammen.
Die Lust war fort. Da war kein Glühen mehr unter Benns Liebkosungen. Ihr Körper wurde kalt. Lynn griff an sich herab und drückte den Kopf von ihrer Scham fort.
Benn sah sie fragend an. »Was ist?«
»Es geht nicht. Ich bin mit Charlie zusammen. Wir haben uns verlobt.«
In Benns Gesicht arbeitete es. Er kämpfte sichtlich mit sich.
»Lass mich bitte los.«
Nach einigem Zögern tat er es, ohne ein Wort zu sagen.
Lynn beugte sich, zog ihren Slip wieder richtig an und machte sich daran, zurück in ihre Jeans zu schlüpfen. Benn erhob sich.
»Ich dachte, wir wollten dasselbe«, sagte er, als sie wieder vollständig angezogen vor ihm stand.
»Das dachte ich erst auch. Wir haben uns beide geirrt.«
»Und jetzt?«, fragte Charlie.
»Jetzt gehe ich.«
»Aber Lynn ...«
»Hör zu. Ich habe in diesen Sachen inzwischen einige Erfahrung. Wenn ich sage, dass es vorbei ist, dann ist es vorbei.«
Benn hob und senkte seine Arme. Es wirkte, als wäre er unentschlossen, ob er sie festhalten sollte, oder nicht.
»Und was bitte schön war das gerade? Du hast es doch auch gewollt.«
Lynn biss die Zähne zusammen. »Wie schon gesagt: Ich habe mich geirrt. Du hast mich in einer merkwürdigen Phase erwischt. Es ist vorbei.«
Benn blieb stehen und sah sie ratlos an. Lynn marschierte in den Flur und schlüpfte in ihre Schuhe. Als sie die Tür hinter sich zuzog, musste sie schnaufen.
Charlie hatte recht gehabt: Es geriet tatsächlich alles durcheinander. Und wie! Lynn wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und eilte die Treppen hinab.
***
Samantha Morten wohnte in einem geräumigen Apartment in bester Citylage. Die Einrichtung hatte einen modernen kühlen Chic. Es gab nur rechte Winkel und bloße Fläche. Es hing kein einziges Bild an den Wänden. Sämtliche Möbelstücke waren entweder schwarz oder weiß.
Charlie war gar nicht erst nach Hause gefahren. Die Aussicht, den Streit mit Lynn fortsetzen zu müssen, hatte ihn davon abgehalten. Nach der Redaktionssitzung beim CHRONICLE war er essen gegangen. Anschließend hatte er sich in ein Café gesetzt und sich ein paar Ideen für seine Kolumne notiert, die ihm durch den Kopf gegangen waren. Dann war er zu Samantha spaziert. Sie wohnte nicht weit vom CHRONICLE entfernt.
Samantha hatte eine Flasche Wein geöffnet und ihm von den Meinungen des Chefredakteurs berichtet. Freddy wollte eigentlich überhaupt nichts ändern. Er war bloß ängstlich, dass Charlie jemanden so arg beleidigte, dass dieser Jemand den CHRONICLE vor Gericht zerrte. Das war verständlich für einen Chefredakteur.
Während Samantha redete, ertappte sich Charlie dabei, wie er sich die Frage stellte, ob sie eine Strumpfhose oder Stockings trug. Er fühlte sich ein wenig schuldig deswegen, allerdings nicht genug, um aufzuhören, weiter über die Frage, ob Strumpfhose oder Stockings, nachzudenken. Er konnte einfach nicht anderes. Diese Frau sah aber auch heiß aus! Sie war über zehn Jahre älter als Lynn, aber so sexy, dass sie jeden Mann verrückt machen konnte.
Der Rock, den sie trug, war noch ein Stück kürzer als der, mit dem Charlie sie am Vormittag gesehen hatte. Sie hatte gleich drei Knöpfe ihrer Bluse offen, sodass nicht wenig zu sehen war. Und einige Male schien sie sich bewusst aufreizend zu bewegen. Das mochte vielleicht auch Charlies Einbildung sein, schließlich hatte er jetzt zwei Wochen Zeit gehabt, um durcheinanderzugeraten.
Gerade nahm Samantha einen Schluck aus ihrem Weinglas und sagte: »Okay, ich denke, langsam haben wir genug über deine Kolumne diskutiert. Sieh einfach zu, dass du den Bogen nicht überspannst. Das ist alles, was Freddy von dir möchte.« Sie trank einen Schluck und warf Charlie ein Lächeln zu, das etwas zu bedeuten schien.
Er saß ihr genau gegenüber, auf einem edlen, weißen Ledersofa.
»Dann wäre da noch etwas anderes«, sagte Samantha mit einem Ton in der Stimme, der Charlies Herz schneller schlagen ließ. »Es hat nichts mit Freddy zu tun. Es geht um etwas zwischen uns beiden.«
Sie erhob sich, baute sich breitbeinig vor Charlie auf und fing an, ihre Bluse aufzuknöpfen. Charlie spürte, wie er vor Erstaunen den Mund öffnete. Offensichtlich hatte er sich Samanthas aufreizende Art doch nicht nur eingebildet. Aber dass sie so weit gehen würde, hätte er im Leben nicht gedacht.
Sie streifte ihr Oberteil ab. Der Stoff floss über ihre Haut und fiel zu Boden. Langsam ging sie auf ihn zu und hockte sich auf ihn.
»Ich kann nicht«, stammelte Charlie, nachdem er den ersten Schock überwunden hatte.
»Ach nein?« Sie grinste und ließ ihre Hüften lasziv über seinen Schritt kreisen. Charlie fühlte ihren Druck an seiner Erektion genau. Sein Becken schien einen eigenen Willen zu haben. Es drängte sich Samantha entgegen.
»Meine weibliche Intuition sagt mir, dass wir uns da keine Sorgen machen müssen.«
»Ich bin mit Lynn zusammen.«
»Ja und? Sie ist nicht hier, oder?«
»Bitte, Samantha!«
»Wir spielen doch nur, Charlie. Nimm nicht immer alles so entsetzlich ernst. Wir sind hier nicht in der Kirche.«
Mit einem geschickten Griff löste sie ihren BH. Zwei Brüste tauchten vor Charlies Augen auf. Sie waren nicht so prall und fest wie die von Lynn, aber er konnte seine Augen nicht davon lassen. Samanthas Brustwarzen waren klein und rosa, standen herrlich steif ab. Sie waren wie zwei kleine reife Früchte und Samantha war die Königin. Der Duft ihres Parfüms ließ ihn keinen klaren Gedanken mehr fassen. Plötzlich hob sie ihre Hüfte ein Stück an und rutsche nach hinten. Charlie spürte, wie ihre kleinen Hände zielsicher und geschmeidig über seinen Schwanz strichen, der sich von innen gegen seinen Schritt presste. Er hörte das leise Klirren seiner Gürtelschnalle. Dann spürte er sie.
Als er an sich herabsah, war da Samanthas Hand, die seinen Schwanz festhielt. Langsam fing sie an, ihn zu massieren. Unter dem Takt ihrer Hand gab seine Vorhaut seine prallgeschwollene Eichel frei und verdeckte sie wieder. Er wurde steinhart.
Oh Mann! Er stand an einem Abgrund und war kurz davor, seine Arme auszubreiten und hineinzuspringen.
Samantha beugte sich vor. Ihre raue, sexy Stimme flüsterte in sein Ohr: »Siehst du? Es ist nichts dabei. Genieß es.«
Sie küsste ihn. Ihre Lippen waren voll und weich. Kurz bevor sie sich von ihm trennte, biss sie sanft in seine Unterlippe. Mit einem Mal schlängelte sich ihr Körper ein wenig. Charlie fühlte, wie ihre Hand von seinem Schwanz abließ. Dafür packte Samantha seine Hand und führte sie. Er wusste gleich, wohin es ging, aber dass Samantha nichts drunter trug, erregte ihn so sehr, dass es beinahe erschreckend war. Er ertastete ihre Pussy. Wie automatisch drang sein Finger in sie. Sie war unheimlich nass und schien zu glühen.
Samantha stöhnte auf, und er wusste, sie wollte, dass er hereinkam. Ihre Hüfte drängte sich gegen ihn. Die Gier nach ihr war kaum noch auszuhalten. Sein Mund wollte unbedingt an diese herrlichen Nippel, sein Schwanz wollte ihre heiße Enge spüren und sie ficken. Er wollte diesen ganzen sagenhaften Körper. Was war das für eine Frau?!
Doch plötzlich zog sich etwas mit Gewalt in ihm zusammen. Es kostete ihn eine riesige Überwindung, seine Hand zwischen Samanthas Beinen wegzuziehen, aber er tat es.
»Was ist? Bin ich nicht dein Typ?«
»Nein.« Er packte sie an den Schultern und schob sie zur Seite. »Ich meine ... doch bist du ... Aber da ist nun mal Lynn.«
Samantha kniete jetzt neben ihm auf der Couch. Sie lüftete ihren Rock. Charlie sah alles – ihre Stockings und eine glattrasierte, wunderbar rosa Pussy. Ihre inneren Schamlippen schauten ein wenig heraus. Er hätte einfachen zugreifen und alles bekommen können. Verzweifelt wischte er sich über die Stirn.
Noch bevor er wieder hinsah, hatte Samantha nach seinem Schwanz gegriffen. Gerade senkte sich ihr Körper. Oh Gott, sie wollte ihm wirklich alles geben. Diese Frau war die Versuchung in Person. Er konnte nicht anders, als ihre vollen Lippen anzusehen. Sie waren so wunderbar rot und schimmerten feucht. Doch seine Arme hielten Samantha auf.
Er atmete schwer.
»Es tut mir leid. Es geht nun einmal nicht.«
»Es geht. Du musst es nur zulassen und endlich aufhören, dir diese kindischen Gedanken zu machen. Ich will einfach nur mit dir vögeln. Da ist doch nichts dabei.«
Charlie blieb an ihren wollüstigen roten Lippen haften. Es gab keinen Zweifel: Diese Lippen wollten nichts anderes als küssen und saugen.
»Aber es geht nicht.«
»Es ist alles in Ordnung.«
»Gott! Samantha bitte! Es läuft nichts.«
Samanthas Mund verzog sich spöttisch. Sie ließ ihn los, setzte sich gerade hin und schob ihren Rock zurecht.
Charlie drückte seinen Schwanz zurück in die Hose. Er war immer noch schmerzhaft hart und die Berührung von Samantha hallte daran nach. Seine Eichel pulsierte und spannte vor Geilheit.
»Na schön«, sagte sie. »Wenn du wirklich nicht kannst. Ich will dich ja nicht vergewaltigen.«
»Es tut mir ehrlich leid. Du bist ...«
»Ist schon gut. Ich weiß, was ich bin.«
Charlie stand auf. Die Erregung wollte einfach nicht aus seinem Kopf raus. Ein gehöriger Teil von ihm wollte immer noch Samantha packen und ihr die Kleider herunterreißen. Er fluchte leise. Dann fragte er: »Lässt sich das hier einfach vergessen?«
»Aber ja. Es ließe sich noch viel mehr vergessen. Wir könnten alles vergessen, was du möchtest.«
Samantha warf ihm einen sinnlichen Blick zu. Charlies Augen zog es zu ihren Brüsten und der warmen Pussy, die er gespürt hatte, aber er riss sich zusammen und sah ihr weiter ins Gesicht.
»Wir vergessen das hier, und zwar ein für alle Mal.«
»Okay. Wenn du meinst ...«
»Entschuldige mich. Ich muss gehen.«
Er griff nach seiner Jacke und hastete mit schnellen Schritten zur Wohnungstür. Draußen im Treppenhaus fühlte er den Impuls, mit aller Kraft gegen eine Wand zu schlagen. Er ließ es bleiben und lief einfach los.
***
Lynn hörte, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. Die Tür fiel wieder ins Schloss. Es folgten Schritte. Sie bewegten sich ins Bad. Charlie schaltete die Dusche an.
Das hatte sie auch getan, als sie zu Hause angekommen war – geduscht. Anschließend hatte sie sich ins Bett gelegt, in der Hoffnung, einzuschlafen und diesen verfluchten Tag einfach zu beenden. Bis jetzt hatte das nicht geklappt. Es war kurz nach Mitternacht und sie war immer noch hellwach.
Sie drehte sich auf die Seite und sah zur Wand.
Charlie kam ins Zimmer. Der Luftzug der Tür ließ einen der Traumfänger leise klimpern. Dann kam er ins Bett. Sie spürte, wie er sich vorsichtig neben sie legte. Er berührte sie nicht, lag aber ganz nah. Sie hörte seinen Atem und das Rascheln der Decke, das seine vorsichtigen Bewegungen hervorriefen.
»Lynn«, sagte seine Stimme leise, nachdem sie eine Weile schweigend nebeneinandergelegen hatten. Sie nickte leicht.
»Du hast doch gesagt, dass wir außer Sex nichts miteinander anfangen können.« Sie antwortete mit einem weiteren Nicken.
»Ich habe darüber nachgedacht und bin zu folgendem spirituellen Schluss gekommen.« Er legte eine Pause ein, dann sagte er: »Mir passt es nicht, kein Sex mit dir zu haben. Aber kein Sex mit dir zusammen, ist immer noch besser als alles andere ohne dich.«
Lynn verzog nachdenklich die Stirn und drehte sich um. Sie sah Charlie an. Beide blickten sich direkt in die Augen.
»Soll das jetzt sarkastisch sein oder romantisch.«
»Es ist vor allem die Wahrheit.«
»Aha.« Lynn drehte sich zurück. Sie sah wieder zur Wand. Hinter ihrem Rücken ging Charlies Atem.
Nach einer Weile zog sie ihre Beine an und streifte mit einer einzigen schnellen Bewegung ihr Höschen ab.
»Was tust du?«, fragte Charlie irritiert. Er konnte unmöglich gesehen haben, was sie getan hatte, aber er war wohl auch so darauf gekommen.
Lynn antwortete nicht. Sie schlug die Bettdecke beiseite, sprang wie eine Raubkatze auf Charlies Brust und zog ihr Nachthemd aus.
»Darling?«
Charlies Körper wand sich zwischen ihren Schenkeln hin und her, als sie anfing, an ihm hinaufzurutschen.
»Lynn ...?«
Jetzt war sie fast bei seinem Gesicht angelangt. Gleich würde er still sein ... Sie spürte, wie ihre Mitte auf seinem Mund aufsetzte. Charlie grummelte etwas Unverständliches, gab aber schnell jeden Versuch auf, sich mit Worten verständlich zu machen.
Dann hieß sie seine Zunge willkommen. Lynn spürte sie über ihre Spalte streichen. Vorsichtig schaffte sie sich einen Weg zwischen ihren Schamlippen hindurch. Auf der Suche nach ihren Lieblingsstellen, taste sie Lynns Innerstes ab.
Heiße Wellen rasten durch ihren Körper. Ein ersticktes »Mmh« drang zu ihr hinauf. Und noch einmal: »Mmh.« Ihr Verlobter fühlte sich hörbar wohl zwischen ihren Schenkeln und das, was er dort tat, ließ Lynn so feucht werden, dass sie es kaum glauben konnte. Er schaffte es immer, die richtigen Knöpfe zu drücken – aber das hier ging weiter. Es war mehr als richtig.
Lynn warf den Kopf in den Nacken und streichelte ihre Brüste. Ihre kleinen Nippel standen fest von ihr ab. Plötzlich griffen Charlies Hände an ihre Hüfte und drückten sie von ihm herunter. Lynn schmiss sich auf den Rücken. In Erwartung, dass Charlie sie jetzt nehmen würde, umarmte sie ihn und spreizte die Schenkel. Doch Charlie hatte etwas anderes vor. Fasziniert schaute Lynn dabei zu, wie sein Kopf langsam zwischen ihre Beine tauchte.
Diesmal, wie Lynn schnell feststellen konnte, nahm er diese Position ein, um ihre Klit intensiv verwöhnen zu können.
»Charlie«, brach es aus ihr heraus, als er anfing, ihre empfindliche Knospe mit der Zunge zu umspielen. »Du bist so gut.«
Nach einer Weile nahm er seine Hände zur Hilfe. Einer seiner Finger glitt in sie, während seine Zunge ihren Kitzler umzüngelte.
Lynn schloss die Augen und ließ sich ganz in Charlies Liebkosungen sinken. Sie brannte förmlich davon. Er ließ nicht von ihr ab, schickte eine Energiewelle nach der nächsten durch ihren brennenden Körper, bis sie mit einem Aufschrei kam.
Oh Mann! Das hatte sie gebraucht. Genau das! Ihre Muskeln entspannten sich.
Charlie ließ Küsse auf ihren Bauch regnen und wanderte zu ihr hinauf. Als sein Gesicht vor ihrem angekommen war, sah Lynn, dass Charlies Mund und Kinn von ihrer Flüssigkeit glänzten. Regelrecht verschmiert hatte sie ihn. Sie lächelte, streckte die Hand nach ihm aus und wischte ihn zärtlich ab. Charlie küsste ihre Finger, sobald sie in Reichweite kamen.
»Ich mag es, wenn du unter meinem Mund kommst, Darling«, flüsterte er.
Lynn lächelte. »Ich weiß.«
»Aber was ist mit der Enthaltsamkeitsübung und unseren Chakren? Der Monat ist noch nicht vorbei. Wir haben doch nur zwei Wochen geschafft.«
»Das weiß ich auch«, antwortete Lynn und lächelte breiter. »Wir werden es später noch einmal versuchen – so in vierzig oder fünfzig Jahren vielleicht.«
Sie ließ ihre Hände sinken und zupfte an Charlies Boxershorts. Er reagierte sofort und zog sie mit einiger Hektik hinunter.
Seine Hände neben ihrem Kopf abgestützt, blickte er ihr tief in die Augen, während er mit seiner Erektion immer wieder an ihrem feuchten Eingang rieb.
»Das hat mit verteufelt gefehlt ...«, flüsterte er, »... dir nahe zu sein und dich richtig zu spüren. Alles von dir.« Langsam senkte sich seine Hüfte endgültig herab. Ihr Atem ging flach und hektisch, während ihr Schoß dem Drängen seiner Erektion nachgab und sich öffnete. Es fühlte sich traumhaft an, ihn in sich zu haben.
Im nächsten Moment begann Charlie, sie zu stoßen. Erst sachte, um ihr nicht wehzutun, aber schon nach kurzer Zeit hatte sein Rhythmus Lynn so in Ekstase versetzt, dass es kaum noch auszuhalten war.
Sie packte fest nach seinen Schultern, krallte sich hinein und stöhnte etwas von ihrer Lust heraus. Charlies schneller Rhythmus blieb davon unberührt. Selbst, als sie ihm aus Versehen kräftig über das Schulterblatt kratzte, stoppte er nicht, erhöhte sogar noch sein Tempo. Unter der Spannung der Lust verwandelte sich Lynns Stöhnen beinahe in ein Wimmern.
Sie hob ihren Kopf und presste ihre Lippen auf Charlies Mund. Sie küssten sich immer noch, als Charlie endlich die Kontrolle abgab und sich heiß in ihr ergoss.
Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, rollte er von ihr hinunter, legte sich neben sie und zog sie fest an sich.
***
Zwei Stunde später ging Charlie in die Küche, um ihre Wasserflasche für die Nacht nachzufüllen. Auf dem Rückweg über den Flur fiel sein Blick ins Wohnzimmer. Es war dunkel, aber der Buddha an der Wand war gut zu erkennen. Charlie blieb stehen und sah ihn an. Der Buddha schenkte ihm das bekannte Lächeln, sanft, milde, erleuchtet. Charlie stricht sich durch die Haare und lächelte zurück.
»Irgendwo bist du ganz in Ordnung, verdammter Scheißkerl«, sagte er leise. Dann ging er weiter ins Schlafzimmer.