Читать книгу Protective Instinct - Kitty Stone - Страница 7
- Kennenlernen –
ОглавлениеIch wachte früh auf. Mein Kopf fühlte sich an wie gerädert, die Nacht war alles andere als erholsam. Ruhelos wanderte ich im Zimmer umher, nutze das Klo nur kurz. Um neun Uhr – immerhin gab es eine Uhr an der Wand – hörte ich einen Schlüssel.
Die Tür ging auf und der Mann von gestern, wenn mich nicht alles täuschte, hieß er Darragh, stand im Rahmen. »Folge mir«, knurrte er und ließ mir keine Zeit, etwas zu erwidern.
Schnell stand ich vom Bett auf und folgte ihm wieder durch die Gänge, bis wir an einem großen Raum ankamen. Er erinnerte mich an einen Speisesaal in einer Schule, oder einem Internat. Nicht, dass ich auf einem gewesen wäre. Einige Frauen saßen schon an den Tischen und unterhielten sich. Leise war hier ein Fremdwort.
Darragh beobachtete mich, wartete anscheinend, bis ich die Situation für mich aufgenommen hatte. Er wies mich mit dem Kopf an, ihm weiter zu folgen. An einer Wandseite war ein Frühstücksbuffet aufgebaut. Kaffee, Säfte, Wasser, Brötchen und verschiedenste Aufstriche waren vorhanden. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.
»Iss«, gab er wortkarg an und stellte sich dann zu einem Kollegen, der an der Wand lehnte. Im Raum verteilt standen einige Wachen, wie ich jetzt erkannte.
»Du bist neu hier«, erklang eine rauchige Stimme neben mir.
Ich drehte mich herum und blickte die Frau mit offenem Mund an. An ihr war alles groß. Ihre Körperstatur, ihre hoch toupierten Haare, ihre Brüste und ausladende Hüfte, die man unter dem Morgenmantel erkennen konnte.
Ihr Lachen hallte durch den Raum. »Kindchen, du bist neu hier. Nimm dir etwas und dann komm mit an meinen Tisch.«
Schnell legte ich mir ein Croissant auf einen Teller und schenkte mir eine Tasse Kaffee ein. Dann folgte ich der Frau, die sich ein Tablett geschnappt und Berge an Essen aufgetürmt hatte.
Ich nahm ihr gegenüber an einem Tisch Platz und sie fing an, ihr erstes Brötchen zu bestreichen. »Ich bin Daria und man könnte schon sagen, dass ich so etwas, wie die Puffmutter hier bin. Auch wenn Filip meint, er hätte hier die Leitung.«
Mein Blick musste ziemlich verwirrt aussehen, denn sie erklärte gleich weiter. »Filip ist der, bei dem du gestern im Büro warst. Ihm gehört dieses Etablissement. Er hat es von seinem Vater übernommen. Beides Mafioso. Aber Filip führt es mit harter Hand. Sein Vater hat das Geschäft besser geführt. Aber egal, es ist jetzt nun mal so. Wenn du ein Problem hast, wende dich an mich, ich regle das. Auch wenn die meisten nicht freiwillig hier sind, so möchte ich, dass die Frauen sich wohlfühlen.« Sie biss in ihr Brötchen und musterte mich. »Warum bist du hier?«
»Mein Bruder«, fing ich an und trank einen Schluck von dem bitteren Kaffee. »Er hat Schulden, die er nicht zurückzahlen konnte. Ich kam von der Arbeit, da hatten ihn zwei Kerle fast totgeschlagen.«
Daria sah mich scharf an. »Von der Arbeit?«
»Ja, ich bin eigentlich Verkäuferin in einem kleinen Lebensmittelladen.«
»Du hast noch nie was mit der Mafia zu tun gehabt?«
»Nein«, ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass sie hier vertreten ist und auch, dass mein Bruder irgendwelche krummen Geschäfte gedreht hat, aber bisher hatte ich keine Berührungspunkte.«
Sie fluchte in einer Sprache, die mir nicht bekannt war. Wahrscheinlich irisch, was ich nicht sprach.
»Ich sagte ja, dass Filip ein eiskalter Mistkerl ist. Du dürftest überhaupt nicht hier sein. Ein ungeschriebenes Gesetz, dass Familienangehörige, vor allen Dingen Frauen und Kinder, die nichts damit zu tun haben, nicht mit hineingezogen werden dürfen.«
Jetzt lachte ich leise auf. »Meinst du, die Mafia hält sich an solche Regeln? Außerdem hätten sie meinen Bruder umgebracht.«
»Ja, als die vorherige Generation noch mehr Macht besaß, war das so. Und sie hätten deinen Bruder nie umgebracht, sie wollen das Geld ja wiederhaben. Du hast nun aber den Vertrag unterschrieben und bist hier. Normalerweise würde ich dir raten, einer Wache einige Gefälligkeiten zu erweisen, damit derjenige auf dich aufpasst, aber …« Sie stockte kurz und ich sah von meinem Croissant auf. »Dar scheint deine eingeteilte Wache zu sein. Und er lässt dich keine Sekunde aus den Augen. Ich bin mir nicht sicher, ob er es gut finden würde, wenn du einem anderen die Beine breit machst.«
Fast hätte ich mich am Kaffee verschluckt. »Ich will keinem von denen die Beine breitmachen«, flüsterte ich.
»Mädchen, du wirst den Freiern deine Beine breitmachen, was macht es da einen Unterschied, ob noch eine Wache dazwischen einen Platz bekommt? So läuft das hier. Wenn abends die Kunden kommen, schauen die Wächter natürlich über die Monitore zu. Die meisten wichsen sich dahinter einen, aber wenn du einen Aufpasser hast, der wird sofort bei dir sein, sollte ein Freier zu brutal werden. Also Kleines, halt dir Dar warm. Wobei das recht schwierig sein wird. Bisher hat er hier noch keine Frau angepackt.«
Mir spukte das Erzählte während des ganzen Frühstücks im Kopf herum. Jetzt wurde es immer ernster, dass ich wirklich meinen Körper verkauft hatte. Aber einem der Wächter die Beine breitzumachen, nur damit er auf mich aufpasste? Verstohlen schaute ich mich im Raum um. Die meisten von den Männern waren muskelbepackte Riesen und vom Aussehen her erinnerten sie eher an Schlächter. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie vorsichtig waren. Meine Augen traf die von Darragh und er blickte mich finster an. Hatte er mitbekommen, wie ich die anderen vorsichtig gemustert hatte? Schnell senkte ich den Blick.
»Bist du fertig?«, riss mich Darias Stimme aus meinen Gedanken.
Mein Nicken ließ sie aufstehen. »Folge mir.«
Wow, hier schien ja wirklich jeder einen herumzukommandieren. Sie winkte Darragh zu und er folgte uns. Draußen auf dem Flur blieb sie stehen. »Du kannst gehen, Dar. Ich werde der Neuen alles zeigen und sie einweisen.«
»Ich bleibe.« Sein finsterer Blick schien sie nicht im geringsten einzuschüchtern.
»Dann komm mit, du Wachhund.« Sie wollte ihm mit der Hand gerade über die Brust streichen, als er diese noch in der Luft aufhielt. »Überschreite nicht deine Kompetenzen, Daria.«
»Schade, du bist schon ein Leckerbissen.« Sie leckte sich über die vollen Lippen und grinste mich dann an. »Weiter Kindchen, erst einmal müssen wir dich aus den Klamotten herausbekommen.«
Die Röte, die mein Gesicht überzog, ließ sie lachen und sie zog mich einfach mit durch den Gang.
»Der Frühstücksraum liegt im dritten Stock, wie du mitbekommen hast. Im Erdgeschoss befindet sich das Büro von dem Idioten, eine Bar und der Tanzclub. Dort treten einige der Mädchen auf. Du hast einen tollen Körper, vielleicht solltest du …«
»Sie wird nicht tanzen«, grollte Darragh direkt hinter mir. Sein Körper strahlte eine Hitze aus, die mich zu versengen schien.
»Gottchen, so empfindlich. Dann wollen wir mal in dein Zimmer und dich zurechtmachen. Danach zeig ich dir die Außenanlage, die nur für uns ist.«
Sie zerrte mich hinter sich her und wusste anscheinend genau, welches meine Zimmernummer war.
»Du wartest hier«, wies sie Dar an und diesmal nickte er, ohne etwas zu erwidern.
»Ab unter die Dusche, ich suche dir Kleidung raus.«
Als ich zögerte, zog sie ihre perfekt geschminkte Augenbraue hoch.
»Die Kamera …« Ich biss mir auf die Lippe.
Daria ging zum Schrank und holte ein Tuch heraus. »Hier, häng das darüber und dann geh endlich duschen.«
Ich tat lieber, wie sie meinte, denn so langsam schien ihre Geduld mit mir am Ende zu sein. Und sie war bisher sehr nett zu mir gewesen und ich wollte es mir mit ihr nicht verscherzen.
Das Wasser prasselte über meinen Körper, als Daria den Vorhang zurückzog. Beschämt versuchte ich, mit den Armen meine Brust und den Schambereich zu bedecken.
»Mädchen, nicht so zimperlich. Heute Abend liegt der erste fremde Mann in deinem Bett. Zeig mir deine Spalte.«
Ich riss die Augen auf.
»Mach schon, ich hab keine Lust, den ganzen Tag in deinem Zimmer zu verbringen.«
Als ich die Hände sinken ließ, stieß sie einen Fluch aus und reichte mir den Nassrasierer weiter. »Weg mit dem Busch.«
»Busch?« Ich schnappte nach Luft. Denn es standen nicht wirklich viele Haare zwischen meinen Beinen. Immerhin rasierte ich mich regelmäßig und das letzte Mal lag gerade ein paar Tage zurück.
»Das muss alles glatt sein, mach schon.«
Die scharfe Klinge glitt über meine Haut und ich entfernte vorsichtig die wenigen Haare. Mit Argusaugen schaute mir Daria dabei zu. Als ich fertig war, reichte ich ihn ihr zurück.
Bevor ich reagieren konnte, fuhren ihre Finger über die Scham direkt zwischen meine Schamlippen. Fast wäre ich auf dem Duschboden ausgerutscht, als ich nach hinten weg wich.
»Perfekt. Eine glatte Spalte für die Freier. Rauskommen.«
Sie wickelte mich in ein Handtuch, föhnte mir die Haare und hielt mir dann ein zartrosa Satinnegligé entgegen. »Unterwäsche?«, frage ich vorsichtig nach.
»Keine Unterwäsche. Du darfst außerhalb des Zimmers einen Morgenmantel tragen, mehr hast du hier nicht anzuziehen.«
Es kostete mich Überwindung, in diesem Hauch aus Nichts herumzulaufen, wenngleich ich einen spitzenbesetzten Morgenmantel trug.
»Wie heißt du eigentlich?«, fragte sie mich unvermittelt, bevor wir wieder auf den Flur traten.
»Holly.«
Sie zeigte mir den Innenhof, den wir tagsüber nutzen konnten, um an die frische Luft zu kommen. Einige Frauen lasen, unterhielten sich, oder lagen einfach nur müde in der Sonne herum. Manch eine drückte aber auch ihren Körper an denen eines Wärters und es war nur zu offensichtlich, dass Schamgefühl nicht angebracht war.
Daria stellte mich einigen Frauen vor und machte mir schnell klar, von wem ich mich fernhalten sollte. Wie ein Schatten folgte uns Darragh und unter seinem Blick fühlte ich mich unsicher und nackt.
Ich bekam den Ablauf erklärt und zum Abend hinbrachte mich Daria wieder zu meinem Zimmer. »Ich werde dafür sorgen, dass die ersten Abende nur wenige Männer zu dir kommen. Danach wirst du allerdings den gleichen Soll erfüllen, wie jede hier.«