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Die birnen läuten im chorgestühl

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Der baumkirchen

Der baumkirchen.

Hangend am Gesträuch des Westwindes glaubte ich ewig

dem silbernen Geräusch.

Der Mond umarmt die sanfte Hyazinthe.

Ich weiß, was mir bestimmt ist,

Und wie die Stimmen der kleinen Gaukler nur tönen im

Turm und wie die Wasserrinnen klopfen so trostlos.

Singe doch, Wand!

Rausche doch, Vorhang!

Und ihr Tassen und Teller, die sie in ihren Händen hielt,

Klappert, klappert!

Es singen am Fenster immer ein Mann und ein Mädchen,

Zwei Töne nur,

Und des Tages finde ich sie nicht, wenn ich singen

will.

Mein Zimmer ist voll Wind und meine Stirn voller

Stürme.

Du rufst mich immer

Wie aus dem Stein hervor,

Du lächelst immer

Wie ganz vergangen.

Ich grabe mich in dein Gedächtnis,

Ich streichle deinen Schuh,

Ich schlafe in deinen seidnen Kleidern auf deinem Bett,

Ich weine nächtelang vor deinem Spiegel.

So oft umschlang er dich;

Ach, warum hielt der Glänzende dich nicht,

Dich nicht die Liebe?


Sonne scheint und mond versinkt,

Sonne scheint und mond versinkt,

Ziegen klettern an den Hügeln.

Mädchen sind mit bunten Flügeln

Wie die Sittiche beschwingt.


Berg steht veilchenviolett.

Die Kastanienblätter knistern,

Und von ihren Kindern flüstern

Liebende im goldnen Bett.


Bin ich Echo? Bin ich Ruf?

Schimmernd fühl ich Tränen steigen;

Und ich muß die Kniee neigen

Vor dem Grabmal, das ich schuf.


Du wehst um meine wangen,

Du wehst um meine wangen,

Du lächelst aus dem Licht.

Ich bin von dir umfangen

Im herbstlichen Gedicht.


Ich bin von dir umründet,

Ich bin von dir umhallt.

Ich bin mit dir verbündet:

Gestalter und Gestalt.


Ich bin von dir umgeben,

Ich bin von dir umkreist.

Mein Sterben und mein Leben

Sind Geist von deinem Geist.


Einmal noch den Abend halten

Einmal noch den Abend halten

Im versinkenden Gefühl!

Der Gestalten, der Gewalten

Sind zu viel.


Sie umbrausen den verwegnen Leuchter,

Der die Nacht erhellt.

Fiebriger und feuchter

Glänzt das Angesicht der Welt.


Erste Sterne, erste Tropfen regnen,

Immer süßer singt das Blatt am Baum.

Und die brüderlichen Blitze segnen

Blau wie Veilchen den erwachten Traum.


Jeden tag muss ich gewöhnen

Jeden tag muss ich gewöhnen

Mich aufs neu an dieses Leben.

Glocken hin und wieder dröhnen,

Wolken auf und nieder schweben.


Und ein Strom von Tränen fließ ich

Aufwärts wie ein Regenbogen.

In den Himmel schon ergieß ich

Meine Wellen, meine Wogen.


Engel neigen ihre Wangen,

Kühlen ihrer Augen Brände.

Und der schönste kommt gegangen,

Und er netzt sich seine Hände.


Nun bin ich ohn Beschwerde

Nun bin ich ohn Beschwerde,

Nun bin ich ohne Leid;

Tief unter mir die Erde

Liegt wie ein Stern so weit.


Und was ich je gelitten

Um dich und deinen Tod,

Ist von mir abgeglitten

Wie Rauch im Abendrot.


Gesühnt ist meine Fehle.

Gott will mir Gutes tun.

Ich darf bei meiner Seele

Noch heut im Brautbett ruhn.


Leben lebt

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